𝟎𝟖 | 𝐧𝐨𝐭 𝐡𝐢𝐬 𝐟𝐚𝐮𝐥𝐭
"𝑵𝒐 𝒎𝒂𝒕𝒕𝒆𝒓 𝒉𝒐𝒘 𝒅𝒂𝒓𝒌 𝒕𝒉𝒆 𝒎𝒐𝒎𝒆𝒏𝒕, 𝒍𝒐𝒗𝒆 𝒂𝒏𝒅 𝒉𝒐𝒑𝒆 𝒂𝒓𝒆 𝒂𝒍𝒘𝒂𝒚𝒔 𝒑𝒐𝒔𝒔𝒊𝒃𝒍𝒆."
𝑮𝒆𝒐𝒓𝒈𝒆 𝑪𝒉𝒂𝒌𝒊𝒓𝒊𝒔
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DIE FAHRT ZU John Barnes, der anscheinend ein wichtiger Zeuge in dem Fall zu sein schien, war unangenehm ruhig. Spencer und ich führten unser Schweigen auch hier fort, womit Morgan scheinbar weniger umgehen könnte als wir selbst.
Während ich auf der Rückbank saß und aus dem Fenster sah, dabei die vorbeiziehende Landschaft Atlantas beobachtete, spürte ich seinen misstrauischen Blick, der immer wieder zwischen Spencer und mir wechselte.
,,Alsooo meine Hübschen, was bedrückt euch? Hattet ihr eine harte Nacht?", fragte er mit einem Lächeln, doch weder das Genie, noch ich beachteten seine Frage. Naja, zumindest einer von uns konnte das.
,,Ich ehm.. bin nur etwas nervös, wenn wir diesen Typen nicht endlich festnehmen, dann wird er die nächste Frau töten", antwortete ich ihm. Morgan nickte mir verständnisvoll zu, auch wenn ich das Gefühl hatte als wüsste er, dass das nicht der einzige Grund sein konnte. Aber was hatte ich von einem Profiler schon anderes erwartet?
Etwa zehn Minuten später fuhren wir auf die Einfahrt von Mr. Barnes. Das Grundstück war heruntergekommen, die Blumen verwelkt und der Müll war quer über den Rasen verteilt. Sofort überkam mich ein ungutes Gefühl, keine Ahnung was es war, doch weder Derek, noch Spencer schienen besorgt zu sein.
Vielleicht war es auch einfach nur die Nervösität und der Druck, den ich mir selbst machte. Die beiden waren erfahrene Agents, sie sollten die Situation besser einschätzen können als ich selbst.
Als wir vor seiner Haustür standen, klopfte Derek, kündigte an, dass wir vom FBI waren und ihm ein paar Fragen stellen wollten, doch auch nach mehreren Versuchen antwortete er nicht. Warum sollte er nicht Zuhause sein? Immerhin war er es doch gewesen, der sich bei der Polizei gemeldet hatte um mit uns zu sprechen.
Das ungute Gefühl in meinem Magen machte sich wieder breit. Was, wenn unser Verdächtiger ihm etwas angetan hatte? Mitbekam, dass er etwas wusste, was ihn belasten könnte?
Morgan, Spencer und ich tauschten beunruhigte Blick untereinander aus. Wir konnten einfach nicht ausschließen, dass in diesem Haus etwas schreckliches passiert war.. oder noch geschehen würde.
,,Okay Mr. Barnes, wir kommen jetzt rein!", rief Derek und öffnete die Tür mit einem Tritt. Spencer deutete an, dass ich hinter den beiden bleiben sollte, was ich auch tat, als wir das Haus betraten.
Das Unbehagen, welches ich die letzten Stunden ihm gegenüber empfand war nun vollkommen verschwunden. Das Einzige worauf ich mich jetzt fokussieren musste, war dieser Fall. Ich blieb professionell, genauso wie er.
Es war dunkel, alle Gardinen waren zugezogen und ein Geruch von abgelaufenen Lebensmitteln kam mir sofort in die Nase. Es war unaufgeräumt, chaotisch, so als würde hier kein Mensch, sondern ein Tier hausen. Aber jetzt war der falsche Moment um mir ein Urteil zu bilden. Wichtiger war es Mr. Barnes zu finden.. und das lebend. Er könnte unsere einzige Chance sein diesen Fall zu lösen.
Ich folgte den beiden Agents die ihre Waffe gezogen hatten durch das Haus. Mein Blick wanderte dabei durch das Wohnzimmer, wobei mir auffiel, wie leblos es eigentlich aussah. So als würde seit Jahren niemand mehr hier wohnen und nur vorbei kommen, um die Post abzuholen.
Zentimeterhoher Staub lag auf den Möbeln, die Pflanzen auf dem Fensterbrett waren schon längst vertrocknet. Irgendwas stimmte hier einfach nicht.
Nachdem uns auch nach mehreren Rufen niemand antwortete, entschied sich Derek dazu, dass wir uns aufteilen sollten. Während er einen Flur entlang ging um diesen zu sichern, blieb ich bei Reid, der den anderen Teil des Hauses absuchte.
Es war ruhig, beinahe so leise, dass ich nur das Knarzen der Bodendielen und meinen eigenen Atem hörte. Doch irgendetwas änderte sich plötzlich. Es war kein Geräusch, eher ein Gefühl. Wie ein Windstoß der mich berührte, um mich vor einem Unheil zu warnen. Doch es war zu spät.
Gerade als Spencer eine Tür öffnete und den nächsten Raum betrat, spürte ich eine Hand, die sich um meinen Mund legte und mich von dem Agent wegzog. Sofort begann ich zu strampeln und versuchte zu schreien, doch als die Person mir ein Messer an die Kehle setzte, erstarrte ich sofort. Ich konnte mich nicht gegen ihn wehren.
Als Spencer den Raum gesichert hatte und wieder zurück kam, weiteten sich seine Augen panisch, als er mich in der Dunkelheit mit diesem Mann sah. Sofort zog er seine Waffe, zielte auf ihn, woraufhin sein Griff um mich nur noch fester wurde.
,,Nimm die Waffe runter Agent, oder die Kleine wird nur noch Blut atmen können", rief er zu Spencer. Diese Situation erinnerte mich an den Fall vor ein paar Wochen, doch diesmal war es etwas anderes. Ich hatte nicht die Kontrolle, wusste nicht was in ihm vorging, hatte keine Ahnung, wie ich ihn stoppen könnte.
Spencer kämpfte mit sich selbst, dass konnte ich sehen, doch letztendlich ging er seiner Forderung nach, legte die Waffe auf den Boden und schob sie mit seinem Fuß in die Mitte des Zimmers.
,,Mr. Barnes, hören sie mir zu. Lassen sie die Frau gehen. Sie ist kein Agent.. sie haben die Polizei doch nur kontaktiert, damit sie an uns rankommen", sprach Reid ruhig, auch wenn ich die Angst im ihm spüren konnte.
Erst jetzt fügten sich die Puzzleteile für mich zusammen. John Barnes war kein Zeuge, er war der Täter selbst. Hatte den Kontakt aufgebaut, damit er sich an den Ermittlern rächen könnte. Er wusste wohl selbst, dass es nicht mehr lang gedauert hätte, bis wir ihm auf die Spur gekommen wären. Ob Reid das schon wusste, seit dem wir das Haus betreten hatten?
Ich wusste nicht was ich tun sollte, war in meiner Starre gefangen. Ich war schon in solch einer Situation gewesen, doch diesmal hatte ich keine Macht über diesen Mann.
Er war nicht gebrochen, tat das Alles nicht, weil er keine andere Wahl hatte. Er ermordete die Frauen, weil er hasserfüllt war, hatte uns hier her gelockt, um noch so viele Menschen wie möglich zu töten.
,,Sagen sie mir nur was sie wollen.. bitte. Nehmen sie einfach mich, die Frau hat nichts hiermit zu tun", sprach Reid, seine selbstbewusste Erscheinung schien stetig abzunehmen. Ohne mit ihm zu sprechen, versuchte ich ihm zu signalisieren, dass alles in Ordnung wäre. Auch wenn ich es gerade selbst kaum glauben konnte.
,,Was ich will? Ich will euch töten, das will ich. Und mit ihr werde ich auch anfangen..", sprach er, setzte dann das Messer an. Wie in Zeitlupe sah ich, wie Spencer seine Augen aufriss, begann zu schreien und sich auf ihn stürzen wollte.
Doch gerade als ich die scharfe Klinge an meiner Haut spürte, durchdrang mich ein ohrenbetäubendes Geräusch. Ein Schuss. Bevor ich wirklich realisieren konnte was geschehen war, wurde der Griff um mich lockerer, bis der Mann hinter mir ganz zusammenbrach und auch ich auf den alten Holzboden fiel. Das Klirren des aufkommenden Messers schien mich wieder zurück in die Wirklichkeit zu holen.
Mein Blick fokussierte sich auf Derek, der in einer anderen Ecke des Raumes stand, die Waffe noch immer in meine Richtung zielte. Barnes schien ihn nicht bemerkt zu haben. Hätte er den richtigen Moment nicht abgepasst, wäre ich jetzt wahrscheinlich tot.
,,Ist alles in Ordnung? Bist du verletzt?", hörte ich plötzlich Spencer neben mir. Er hatte sich zu mir auf den Boden gesetzte, betrachtete mich besorgt. Nicht nur mein Herz schien zu rasen, sondern auch seines. Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, nicht daran zu denken, was hätte geschehen können.
,,N-Nein.. a-also ich weiß nicht", stammelte ich, war so unter Adrenalin, dass ich die Wunde an meinem Hals gar nicht spürte. Erst als das warme Blut an meinem Dekolleté herunter lief, fiel mit ein, dass er mich mit der Klinge verletzt hatte. Der Schnitt war nicht tief, trotzdem begann meine Haut zu brennen.
Während Morgan den Rest des Teams verständigte und einen Krankenwagen für mich organisierte, saß ich noch immer wie versteinert auf dem Boden, konnte durch den Schock nicht einmal weinen.
Die Leiche von John Barnes lag noch immer neben mir, während sich eine Blutlache um seinen Körper bildete.
Spencer versuchte mit mir zu reden, mich zu überreden nach draußen zu gehen, doch ich konnte es einfach nicht. Ich war in einem Zustand, aus dem ich mich selbst nicht befreien konnte. Doch etwas änderte sich plötzlich.
Mein Körper schien sich etwas zu entspannen, als ich seine Hand auf meinem Rücken spürte, die sanft über diesen strich. Es war mir egal was ich zuvor noch gedacht hatte, dass ich mich von ihm distanzieren wollte. Seine Berührung schien gerade das einzige zu sein, dass ich brauchte. Das mir das Gefühl gab, nicht zusammenzubrechen.
Auch wenn ich die Geste später bereuen könnte, legte ich meine Arme um ihn, vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Spencer schreckte keinen Moment zurück, presste mich gegen sich, so als müsste er mich noch immer beschützen. Seine Nähe war schön. Schöner, als ich es mir eingestehen wollte.
Erst als ich die Lichter der heranfahrenden Wagen sah, lösten wir uns voneinander, standen zusammen von dem verdreckten Boden auf, verließen daraufhin mit Derek das Haus. Ich wollte mich bei dem Agent bedanken, doch durch eine sanfte Berührung an meinem Arm und einem Lächeln signalisierte er mir, dass alles in Ordnung war.
Besorgt liefen die anderen Agents auf mich zu, doch ich versicherte ihnen, dass es mir gut ginge. Naja, zumindest den Umständen entsprechend. Besonders Rossi schien sich um mich zu Sorgen, aber damit hatte ich schon gerechnet. Er fühlte sich noch immer für mich verantwortlich.
Als die Sanitäter meine Wunde reinigen und verarzteten, blieb Spencer die ganze Zeit über bei mir. Ich sagte ihm, dass er das nicht tun müsste, doch er ließ nicht mit sich reden. Schweigend saß er nur bei mir, hielt meine Hand, als der Schnitt genäht wurde.
Als die Rettungskräfte ihre Arbeit beendet hatten, blieben wir beide noch etwas im Wagen sitzen. Auch wenn er schon in vielen gefährlichen Situationen gewesen war, schien diese ihn wohl besonders zu beschäftigen.
,,Ich hätte mehr tun müssen", flüsterte Spencer, mehr zu sich selbst, als wirklich zu mir. ,,Du hast getan, was du konntest. Dieser Mann hatte das Ziel jemanden zu töten, wenn nicht sogar jeden von uns. Hätte ich gewusst wie ich damit umgehen soll, dann hätte ich mit ihm gesprochen, aber das konnte ich nicht, weil er mir nicht zugehört hätte", versuchte ich seine Schuldgefühle zu vertreiben.
Spencer hatte keine Schuld daran, was geschehen war. Es lief einfach schief, aber es hätte noch viel schlimmer ausgehen können.
,,Direkt als wir das Haus betraten wusste ich, dass unser Täter nur Barnes sein konnte.. und das die vermeintliche Zeugenaussage nur ein Trick war, um uns zu ihm zu führen. Ich hätte dich vorher in Sicherheit bringen müssen..", begann er hastig zu sprechen. Meine Hand umklammerte seine etwas fester, wodurch er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich richtete. Als sich unsere Blicke trafen, wurde mein Herzschlag etwas schneller.
,,Spencer.. ich bin jetzt auch ein Teil eures Teams, selbst wenn ich vielleicht keine ausgebildete Agentin mit einer Waffe bin. Risiken gibt es immer.. davor kannst du mich nicht schützen", sagte ich ruhig zu ihm.
Ich wusste nicht was es war, aber ich fühlte mich wohl bei ihm. Auch nachdem was gerade geschehen war.. irgendwie schien ich damit zurechtzukommen.. solange er bei mir war. War dieser Gedanke falsch? Aber lieber fühlte ich so, als verängstigt von den anderen bemitleidet zu werden.
Auch wenn ich einen Funken von Erleichterung in seinen Augen sah, löste sich seine Anspannung noch immer nicht.
,,Aber wäre Morgan nicht gewese-", begann er zu sprechen, doch diesmal unterbrach ich ihn. ,,Aber er war da. Das ist das Einzige was zählt. Uns geht es gut und unser Täter wird niemanden mehr etwas antun können. Das sollte jetzt das Wichtigste für uns sein", sprach ich, konnte ihm sogar ein müdes Lächeln schenken.
Spencer schien noch etwas sagen zu wollen, doch wir wurden von Aaron Hotchner unterbrochen. Sofort lösten wir unsere Händen voneinander, bevor er es sehen konnte. Es wäre zwar nicht schlimm gewesen, immerhin wollte Spencer mich nur beruhigen. Trotzdem wollte ich nicht das Risiko eingehen, dass irgendwelche Gerüchte verbreitet werden könnten.
,,Agent Evans, ist alles in Ordnung?", fragte mich Hotch, während er das Pflaster an meinem Hals begutachtete. ,,Mir ging es auf jeden Fall schonmal besser.. aber machen Sie sich keine Sorgen", sprach ich zu ihm. Der Unit Chief gab mir ein verständnissvolles Nicken, bevor er weitersprach.
,,Wir sollten sie jetzt zurück zum Motel fahren, ruhen sie sich aus, um den Papierkram können Sie sich auch noch morgen kümmern", sprach er, doch bevor er zurück zu dem Officer ging, drehte er sich noch einmal zu uns um.
,,Reid, begleite sie doch bitte. Nach solch einer Situation sollte Charlotte nicht allein bleiben", sagte er und fast war es so, als hätte ich ein Schmunzeln auf seinem sonst so ernsten Gesicht gesehen. Hatte er etwa? N-Nein, wahrscheinlich bildete ich es mir nur ein.
Spencers Wangen schienen etwas rot zu werden, doch er sagte nichts weiter zu der Anweisung. Wahrscheinlich war er selbst froh darüber, dass er sich etwas ausruhen konnte. Der Agent half mir aus dem Rettungswagen und begleitete mich zu einem der Wagen, die uns zurück zum Motel fahren sollten.
In meinem Kopf spielte sich so vieles ab, dass ich kaum einen klaren Gedanke fassen konnte.
Deshalb versuchte ich nur der leisen Musik des Radios zu lauschen, meine Stirn an die kühle Fensterscheibe zu legen und meine Augen zu schließen um wenigstens für einen Moment soetwas wie Ruhe zu empfinden.
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Mal wieder ein neues Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen! :)
lea <3
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