𝟎𝟔 | 𝐭𝐡𝐞 𝐢𝐧𝐭𝐞𝐫𝐧𝐬𝐡𝐢𝐩
"𝑨 𝒘𝒐𝒎𝒂𝒏 𝒎𝒖𝒔𝒕 𝒏𝒐𝒕 𝒅𝒆𝒑𝒆𝒏𝒅 𝒖𝒑𝒐𝒏 𝒕𝒉𝒆 𝒑𝒓𝒐𝒕𝒆𝒄𝒕𝒊𝒐𝒏 𝒐𝒇 𝒎𝒂𝒏, 𝒃𝒖𝒕 𝒎𝒖𝒔𝒕 𝒃𝒆 𝒕𝒂𝒖𝒈𝒉𝒕 𝒕𝒐 𝒑𝒓𝒐𝒕𝒆𝒄𝒕 𝒉𝒆𝒓𝒔𝒆𝒍𝒇."
𝑺𝒖𝒔𝒂𝒏 𝑩. 𝑨𝒏𝒕𝒉𝒐𝒏𝒚
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MEIN KOPF SCHMERZTE höllisch, als das Klingeln des Handys mich aus meinem noch viel zu kurzen Schlaf riss. Verdammt, was hatte ich mir gestern nur dabei gedacht? Es war doch kein Geheimnis, dass ich Alkohol nicht vertrug, besonders am Morgen danach.
Ich konnte mich zwar an das erinnern, was in der Bar geschehen war, besonders an die Gespräche die ich mit Spencer geführt hatte, während die Anderen schon längst auf der Tanzfläche verschwunden waren. Doch der Weg zurück wurde schon etwas schwerer zu rekonstruieren. Hoffentlich hatte ich so schnell wie möglich mein Motelzimmer erreicht, ohne irgendwas Peinliches anzustellen.. es war nämlich ebenfalls kein Geheimnis, dass ich in solch einem Zustand Sachen tat, die ich später bereuen würde.
Fluchend nahm ich das noch immer klingelnde Handy in die Hand, doch als ich auf den Bildschirm sah schien mein Herz beinahe stehen zu bleiben. Aaron Hotchner. Sofort wurde meine Übelkeit und die Kopfschmerzen nur noch schlimmer. Ich räusperte mich, hoffte, meine Stimme klang nicht allzu zerstört.
,,J-Ja, hier ist Dr. Charlotte Evans", sprach ich. Warum rief mit Hotch überhaupt an? Der Fall war abgeschlossen, wir hatten das Abschlussgespräch schon gestern geführt, nachdem wir gelandet waren.
,,Guten Morgen Ms. Evans, könnten sie in etwa einer Stunde zur BAU kommen? Erin Strauss und ich würden gerne ein Gespräch mit ihnen führen. Ist das in Ordnung für Sie?", fragte er mich. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ein Gespräch, mit ihm und Strauss? Das konnte nichts Gutes bedeuten. ,,Ehm.. J-Ja natürlich, ich werde da sein", antwortete ich ihm, versuchte meine Unsicherheit zu verstecken.
Nachdem wir uns verabschiedeten, sprang ich sofort aus dem Motelbett um mich fertig zu machen. Doch direkt bereute ich die schnelle Bewegung, stützte mich am Schreibtisch ab. Mir war noch immer ziemlich schwindelig, weshalb ich mich dazu entschied es langsamer angehen zu lassen. Ich stieg unter die Dusche, wusch mir den Schweiß und Zigarettengeruch von der letzten Nacht vom Körper, putzte mir die Zähne und trug etwas Makeup auf, um wenigstens etwas menschlich auszusehen.
Währendessen dachte ich darüber nach, warum sie noch einmal mit mir sprechen wollten und warum ausgerechnet heute. Hatte es etwas damit zutun, wie ich mich verhalten hatte, als wir Scott Langdon stellen wollten? Über was sollte es denn sonst gehen? Wahrscheinlich wollte Strauss klarstellen, dass meine Entscheidung übermütig gewesen war, das Team durch mich dadurch in Gefahr gewesen war. Ich hatte schon einiges über diese Freu gehört und das war nicht sonderlich viel Gutes.
Ich zog mir meine beste Bluse an, streifte mir die schwarze Anzughose über, zwang mich in die Hackenschuhe und verließ daraufhin meine Wohnung. Hoffentlich machte ich mir gerade mehr Sorgen, als es nötig war.
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Aufgeregt stand ich im Fahrstuhl, wartete darauf, dass sich die Tür im sechsten Stock öffnete. Ich fühlte mich wie vor ein paar Tagen, als ich zum ersten Mal das Gebäude der BAU betreten hatte. Nur, dass die Nervosität diesmal nicht aus Vorfreude war. Eigentlich wollte ich das Gespräch so schnell wie nur möglich hinter mich bringen, ohne dabei sonderlich viel Aufmerksamkeit zu erregen. Leider war das in einem Büro voller Profiler nicht möglich. Nachdem ich den Fahrstuhl verlassen hatte und die Glastür vor mir öffnete, war Emily die Erste, die mich erkannte.
,,Evans? Was machst du denn hier?", rief sie, brachte die anderen Agents dazu, zu mir zu sehen. Schüchtern lächelte ich ihnen zu, bemerkte den verwunderten Blick von Spencer, während er seine Tasse Kaffee auf dem Schreibtisch abstellte.
,,Ich ehm.. habe ein Gespräch mit Hotch.. und Strauss", beichtete ich ihnen, bekam als Antwort nur einen mitfühlenden Blick. Es war nicht zu übersehen, dass gerade wohl niemand mit mir tauschen wollte. ,,Hey Kleine, du schaffst das schon", rief mir Derek zu, schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Auch Rossi und JJ wünschten mir viel Erfolg, auch wenn ihre Sorge deutlich zu erkennen war.
Verdammt, war ich wirklich in solchen Schwierigkeiten? Ich dankte den Anderen trotzdem, wollte mich gerade auf den Weg in Aarons Büro machen, als Spencer mich plötzlich aufhielt. Er schien nach den richtigen Worten zu suchen, wirkte beinahe nervös.
,,Hey.. geht es dir mittlerweile wieder besser?", Spencer überforderte mich etwas mit der Frage, denn ich wusste nicht genau worauf er hinaus wollte. ,,Ich ehm.. ja mir geht's gut, mein Kater ist gar nicht so schlimm wie ich dachte. Das nächste Mal sollte ich aber doch nein sagen, wenn Emily mir Shots anbietet", scherzte ich, bemerkte das verzögerte Lachen von Reid.
Das war es doch was er meinte, oder? Ich hatte irgendwie das Gefühl, als wollte er damit auf etwas anderes anspielen. Etwas, woran ich mich vielleicht nicht mehr erinnern konnte. Eigentlich war es mir unangenehm nachzufragen, aber warum eigentlich? Ich würde Spencer wahrscheinlich nie wieder sehen, es konnte mir doch egal sein. Tief atmete ich ein, das Lächeln in meinem Gesicht war mittlerweile verschwunden.
,,Ist da gestern noch irgendetwas passiert, nach dem ich die Bar verlassen hatte?", flüsterte ich nervös, wollte nicht unbedingt, dass die anderen Agents etwas von dem Gespräch mitbekamen. Dereks auffälliger Blick zu uns war mir schon aufgefallen, seit dem Spencer mich abgefangen hatte.
Ich beobachtete wie der Doktor seine Hände in die Hosentasche gesteckt hatte, mit seinen Füßen Hin und Her wippte. Meine Frage hatte ihn überrascht, da gab es also wirklich etwas, woran ich mich nicht mehr erinnern konnte. Er jedoch schon.
Spencer überlegte einen Moment ob er es mir sagen sollte, doch gerade als er tief einatmete, sah ich Hotch aus seinem Büro treten. Er blickte herunter zu mir, sein Gesicht ernster als sonst.
,,Ms Evans, wir wären dann soweit", rief er mir zu, ließ die Tür offen, bevor er hinter dieser verschwand. Ich sah wieder zu Reid, der seine Lippen mittlerweile zu einer schmalen Linie gepresst hatte. ,,W-Wir sehen uns dann wohl nach dem Gespräch.. wünsch mir Glück", sprach ich, wartete auf keine Antwort, sondern lief direkt an ihm vorbei, die wenigen Treppe herauf, direkt in das Büro von Aaron Hotchner.
Auch wenn ich Spencers Blick noch immer auf mir spürte, versuchte ich nicht weiter darüber nachzudenken. Mein Herz raste, meine Handfläche begannen zu schwitzen, als ich die Blondhaarige Frau hinter dem Schreibtisch sitzen sah.
,,Ms. Evans, setzen Sie sich doch bitte", sprach die Frau, woraufhin ich mich ihr und Aaron gegenüber setzte. Mein Blick wanderte immer wieder zwischen den Beiden Agents, bis Hotch endlich begann zu reden. ,,Ich weiß, das Gespräch war recht kurzfristig, trotzdem danken wir Ihnen, dass Sie erschienen sind", sprach er, der ernste Gesichtsausdruck verließ dabei sein Gesicht für keine Sekunde. Das ungute Gefühl in meinem Magen wurde nur stärker, als Strauss begann zu reden.
,,Sie als Unterstützung im Team dabeizuhaben war eine Ausnahme. Durch die Empfehlung von Agent David Rossi und ihrem Wissen in dem Gebiet, dachten wir es wäre eine Chance den Verdächtigen herauszufinden, ohne dass noch mehr Menschen sterben müssen..", ich hielt die Luft an, als der Blick der Frau mich beinahe durchbohrte.
Die Zweifel in mir wurden plötzlich so groß, dass ich meine Gedanken einfach nicht mehr zurückhalten konnte. ,,E-Es tut mir wirklich Leid, wie ich mich bei der Festnahme verhalten habe. Ich hatte die Geisel, als auch Dr. Reid und mich selbst in Gefahr gebracht. Ich bin keine ausgebildete Agentin und war auch nicht befugt dazu so etwas zu entscheiden. Bitte Agent Strauss, geben sie Aaron Hotchner nicht die Schuld für das was Geschehen ist, ich hatte ihm keine Wahl gelassen. Wenn es irgendwelche Konsequenzen gibt, dann trage ich die volle Schuld daran, wirklich es tut mir so Lei-", doch bevor ich mich noch weiter verrennen konnte, stoppte mich Aaron.
,,Ms. Evans, am Besten hören sie zuerst zu, was wir Ihnen sagen wollen", unterbrach mich Hotch, mittlerweile schien sein Blick sanfter geworden zu sein. Moment, war ich etwa nicht hier um von den Beiden gemaßregelt zu werden?
,,Ms. Evans, die Festnahme lief nicht vorschriftsgemäß, dass ist uns bewusst und sollte auch nicht mehr in dieser Form geschehen. Jedoch haben Sie eine unglaublich gute Arbeit geleistet und das obwohl Sie keine Profilerin sind. Sie haben nicht nur bei der Erstellung des Profils beigetragen, sondern Scott Langdon auch dazu gebracht sich festnehmen zu lassen, ohne weitere Opfer zu fordern. Wir sind wirklich von ihrer Leistung hier bei der BAU beeindruckt, Ms. Evans", sprach Strauss zu mir, mittlerweile hatte sich ein schmales Lächeln in ihrem Gesicht gebildet.
War die Frau vielleicht doch gar nicht so bösartig, wie ich es vermutet hatte? Noch mehr überraschte mich aber, was sie zu mir sagte. Ich konnte nicht auf das Kompliment antworten, weder verstand ich, was sie mir damit genau sagen wollte. Hilfesuchend sah ich zu Aaron, dessen Lippen sich ebenfalls zu einem schmalen Lächeln geformt hatten.
,,Was wir Ihnen nun anbieten wollen, geschieht im FBI sehr selten. Aber ich habe sie beobachtet, sie würden eine Bereicherung für unser Team sein..", begann der Leiter der BAU Einheit zu sprechen.
So langsam begann ich zu verstehen, warum sie so plötzlich ein Gespräch mit mir führen wollten. Aber das konnte doch nicht möglich sein.. warum ich? D-Das dort draußen war eher Glück, als Können. Eine Selbstüberschätzung, die gut gegangen war.
,,Ms. Evans, wir bieten ihnen ein Praktikum als Profilerin hier in der BAU an. Sie bleiben in meinem Team, sind bei den Fällen dabei und unterstützen uns dabei. Der einzige Unterschied zu den restlichen Agents ist nur, dass sie keine Waffe tragen dürfen", bot er mir an, sah mich erwartend an.
Es fühlte sich beinahe so an, als wolle mir mein Herz aus dem Brustkorb springen. Gestern noch war ich im Glauben, dass ich in wenigen Tagen wieder in meinem Büro sitzen würde, dass die Chance mit dem FBI zu arbeiten eine Gelegenheit gewesen war, die ich nur einmal im Leben bekommen würde. Und jetzt boten sie mir an, dass ich ein Teil ihres Teams werden könnte? Ich versuchte den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken und endlich meine Worte zu finden.
,,I-Ich.. es würde mich wirklich freuen, wenn ich Sie und ihr Team weiter unterstützen kann", sprach ich, konnte mein Grinsen nicht mehr verstecken. ,,Ihr Praktikum wird vorübergehend sechs Wochen andauern, je nachdem wie sie und mein Team sich damit wohlfühlen, können wir die Zeit natürlich auch verlängern", erwähnte Aaron Hotchner zum Abschluss.
Passierte das hier gerade wirklich oder lag ich noch immer im komatösen Schlaf aufgrund der letzten Nacht? Nein, ich war wirklich hier.. das Angebot war real. Ich stand von dem Sessel auf, nahm die Hand der Frau vor mir in meine, schüttelte sie. ,,Ich danke ihnen so sehr für diese Chance", sprach ich mit noch immer zitternder Stimme. Erin Strauss entgegnete die Geste.
,,Ich gratuliere Ihnen Ms. Evans. Trotzdem muss ich sie daran erinnern, dass sie sich ab jetzt bitte an die Anweisungen der Agents und ihrem Vorgesetzen richten, okay?", ihr Blick wurde für eine Sekunde ernster, als sich unsere Hände lösten. ,,Natürlich, das werde ich", antwortete ich ihr, schüttelte dann die Hand von Hotch.
,,Danke..", flüsterte ich beinahe schon. Ich konnte nicht dankbarer dafür sein, dass er die Chance ermöglicht hatte. Auch wenn der Mann im ersten Moment vielleicht etwas ernst und festgefahren wirkte, schien er ein wirklich großes Herz zu besitzen. Scheinbar sah mehr Potenzial in mir, als ich selbst.
Freudestrahlend verabschiedete ich mich von den Beiden, öffnete die Tür das Büros und blickte direkt in die angespannten Gesichter der restlichen Profiler. JJ, Derek, Penelope, Emily, David und Spencer sahen zu mir herauf, waren sichtlich überrascht darüber, dass meine Laune nach dem Gespräch nicht im Keller war. Ich ging die wenigen Treppen herunter, tat so, als wüsste ich nicht, worauf die Anderen warteten. Garcia war die Erste, die die Stille brach.
,,Und? Sag schon, was wollten sie von dir?", fragte sie aufgeregt, spielte mit den Pailletten ihren Kleides umher. Mein Blick wurde plötzlich ernst, doch lang konnte ich diesen Gesichtsausdruck nicht halten. Ich war gerade einfach zu glücklich.
,,Okay.. okay. Eigentlich hatte ich erwartet, dass sie mir für jedes FBI Gebäude in den USA Hausverbot erteilen würden. Aber wie es aussieht, bieten sie mir ein vorübergehendes Praktikum hier in der BAU an", sprach ich, wartete auf eine Reaktion von ihnen. ,,Ist das dein ernst?", fragte Derek ungläubig, woraufhin ich nickte. Mein Lächeln war mittlerweile so riesig, dass es schmerzte. Nach wenigen Sekunden schien es jeder von ihnen realisiert zu haben.
Ohne, dass ich es hätte kommen sehen, lief Reid auf mich zu und nahm mich in den Arm. Es wäre untertrieben gewesen, hätte ich gesagt, dass mich diese Umarmung überrascht hätte. Aber scheinbar ging es nicht nur mir so, denn bevor ich meine Arme um ihn legen konnte, löste er sich schon wieder von mir. Sein Blick lag auf mir, seine Wangen deutlich gerötet. Für einen Moment sah ich herüber zu Morgan, der sein Schmunzeln kaum verstecken konnte.
,,T-Tut mir Lei-", wollte Reid sich bei mir entschuldigen. Nicht, dass ich die Umarmung unangemessen fand, es war nur komisch, dass ein angeblicher Germaphob mir so nahe kam. Sofort kam mir meine Frage von vorhin wieder in den Sinn. Aber nein, das konnte nicht sein. Er hätte mir erzählt wenn irgendetwas zwischen uns passiert wäre, oder?
Doch bevor er noch etwas sagen konnte, kam Penelope plötzlich auf uns zugelaufen, schlug ihre Arme um unsere Körper und zog uns somit wieder aneinander. ,,Gruppenumarmung!", rief sie, brachte mich dadurch zum auflachen. Es dauerte nicht lang, bis die Anderen sich ebenfalls der Umarmung anschlossen und mir für das Angebot gratulierten.
Es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass sie mich nach wenigen Tagen schon so in ihr Herz geschlossen hatten. Als ich meinen Kopf für einen kurzen Moment von den ganzen Körpern befreien konnte, sah ich Hotch, der von seinem Büro aus belustigt zu uns hinab sah.
Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass sich mein Leben ab diesem Moment komplett verändern würde. Inwiefern wusste ich noch nicht, aber das würde ich schon früh genug herausfinden.
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Lasst mir gern doch etwas Feedback da. :)
lea <3
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