TEN




» Du hast was?!«, Jin war kurz davor, sein zerkautes Brötchen auf den Tisch zu spucken. Seine Augen waren weit aufgerissenen vor Schock und seine Augenbrauen in die höhe gezogen.

Taehyung hingegen vergrub sein Gesicht in den Händen. Während er der ensetzten Stimme seines besten Freundes lauschte. Taehyung und Jin kannten sich schon seit der Grundschule, nicht nur, weil sie die selbe Klasse besuchten, sondern auch in der selben Nachbarschaft lebten.

» Ich versteh's einfach nicht, warum willst du ausgerechnet so einem typen helfen?« Jin starrte den Brünetten an, seine Stimme voller Unverständnis. » Jungkook interessiert sich nicht einmal dafür, ob er einen Abschluss bekommt oder nicht.«

Taehyung fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, als wolle er die wachsende Frustration loswerden. »Ich weiß es selbst nicht, okay?«, Er lehnte sich zurück, der Stuhl unter ihm knarrte. »Vielleicht, weil ich nicht zusehen kann, wie jemand sein Leben so komplett vor die Wand fährt.«, er zuckt mit den Schultern, so war er nunmal.

Jin schnaubte abfällig und lehnte sich über den Tisch. »Weißt du, wer sein Leben vor die Wand fährt? Jungkook selbst. Und weißt du auch warum? Weil er keinen einzigen Dreck auf irgendjemanden gibt. Nicht auf dich, nicht auf mich, und schon gar nicht auf sich selbst.«

»Ja, ich weiß, Jin!« Taehyung blickte ihn jetzt direkt an, die Stimme schärfer, als er es beabsichtigt hatte. »Aber ich kann doch nicht einfach wegsehen. Vielleicht braucht er ja nur jemanden, der—"

»Jemanden, der was?«, Jin warf die Arme in die Luft. »Der ihm den Arsch rettet? Der ihm die Welt zu Füßen legt, während er irgendwo high auf einer Party rumlungert und sich wahrscheinlich über dich lustig macht? Du machst dich lächerlich, Taehyung.«

Jin wollte seinen besten Freund nicht verletzten, er wusste, dass er immer Hilfsbereit war. Das sein Herz sich zusammen zog, wenn er einen Obdachlosen auf der Straße liegen sah. Wenn er sah, wie jemand traurig über eine schlechte Note war, oder wenn jemand sich in den kleinen Finger schnitt. Er hatte Mitleid mit jedem Lebewesen und wenn er wusste, dass er helfen konnte, wollte er dies tun.

Ihm war es egal, ob Jungkook ihn leiden konnte oder nicht. Alles was für ihn zählte war der Fakt, dass er all die Themen konnte, die Jeon nicht alleine verstand. Wieso sollte er ihm nicht seine Hilfe schenken?

Taehyung presste die Lippen zusammen, die Worte schmerzten ein wenig. »Ich mach mich nicht lächerlich«, murmelte er schließlich, mehr zu sich selbst als zu Jin. Wahrscheinlich weil er es sich selbst einreden wollte.

Jin atmete aus, »Doch, das tust du« fuhr Jin fort, mit sanfter Stimme. » Jungkook ist nicht der Typ, der Hilfe will. Er braucht keine Nachhilfe. Er braucht... keine Ahnung, einen Arschtritt. Einen, der ihm klar macht, dass er so nicht weitermachen kann.«, zuckt der Schwarzhaarige mit den Schultern

Taehyung wollte gerade etwas erwidern, doch die Cafeteriatür schwang auf und lenkte seinen Blick unweigerlich zur Tür. Die bekannte Silhouette von Jungkook tauchte auf – schwarze Lederjacke, die Hände in den Hosentaschen vergraben, gefolgt von Namjoon, der mit einem selbstzufriedenen Grinsen hinter ihm her stolzierte. Die beiden schlenderten hinein, als gehörte ihnen der Raum.

»Da kommen sie.«, kommentierte Jin trocken und deutete mit einem Kopfnicken in ihre Richtung.

Taehyung beobachtete, wie die beiden sich ohne großes Aufsehen an einen Tisch in der Nähe des Fensters setzten. Jungkook ließ sich auf den Stuhl fallen und stützte den Kopf mit einer Hand, während Namjoon sich entspannt zurücklehnte und sich eine Zigarette zwischen die Lippen steckte –  ohne sie anzuzünden.

»Die beiden haben echt keinen Respekt.«, fügte Jin hinzu und rümpfte die Nase. »Wetten, sie bleiben wieder sitzen, bis die Pause vorbei ist, ohne auch nur etwas zu kaufen?«, fragend hob er die Augenbraue.
Taehyung zuckte nur mit den Schultern und nahm einen Schluck von seinem Kakao. »Vielleicht mögen sie das essen hier einfach nicht.«

Jin schnaubte. »Oh, klar. Wahrscheinlich hassen sie auch die Lehrer, die Hausaufgaben und den gesamten Unterricht, richtig? Ach, Moment – das tun sie ja wirklich.«

Taehyung warf Jin einen kurzen Seitenblick zu, bevor er wieder in Richtung Jungkook und Namjoon sah. Sie wirkten wie zwei Welten, die in sich abgeschlossen waren, und trotzdem schienen sie eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ohne es zu versuchen.

»Hör auf, sie so anzustarren«, murmelte Jin und schob die letzten Krümel seines Brötchens in den Mund. »Wenn du noch länger so guckst, denken die noch, du willst dich zu ihnen setzen.«
»Ich starre nicht.«, erwiderte Taehyung schnell und richtete seinen Blick zurück auf seinen Teller. Aber Jins Kommentar hatte ihn aus dem Konzept gebracht.

»Warum jucken die dich überhaupt so?«, fragte Jin nach einem Moment, seine Stimme war diesmal weniger spöttisch, fast schon neugierig.
Taehyung zuckte leicht mit den Schultern. »Keine Ahnung.«

Der Brünette wusste es wirklich nicht. Er möchte mit all dem mit was Jungkook in Verbindung steht, nichts zutun haben. Kim selbst würde niemals Drogen nehmen, und nicht auf Partys gehen, wo jeder sich dem Rausch hingab.

Desto mehr war es paradox, dass er Jungkook helfen wollte. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass in seinem Hinterkopf immer die bitte von dem Direktor herumschwirrte. Diese konnte er doch nicht einfach ablehnen, wie würde das Taehyung da stehen lassen? Eine bitte von Direkor abzulehen.

Ein lautes polltern ertönte. Hallte in der großen Mensa und brachte jeden dazu, ihren Kopf zu drehen. Jungkook hatte eine Wasserflasche nach Hoseok geworfen, der mittlerweile bei ihnen saß. Nun rollte sie hinter ihm über den Boden, stieß an die Wand und rollte zurück.

Jin stieß die Luft aus seinen Lungen, » war doch klar das der Krach von den drei kam.«, Taehyung drehte seinen Kopf wieder nach vorne. Er schaute runter auf seinen Schoß, während er mit seinen Händen spielt, fragen, ob es die richtige Entscheidung war, Jungkook helfen zu wollen.



ʚɞ




Namjoon lachte, so dolle, dass es ihm bereits Tränen in die Augen stiegen ließ. » Nein digga du bist so Nuttensohn!«, lachend schlug er sich auf den Oberschenkel, den Blick der anderen Schüler auf ihn um sich herum ignorierend.
» Man sei Still jetzt.«, knurrt Jungkook, wobei er seinen Blick verfinstert.

Neben ihm lacht auch Hoseok, der seinen Kopf in den Nacken geworfen hat. Mit seiner Hand hält er sich den Bauch und stimmt in Namjoons lachen mit ein.
» Digga ihr hört euch an wie Fehlexperimente haltet die Fresse jetzt!«, spricht Jungkook mit genervter Stimme.

Namjoon wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel, bevor er sich an den Tisch lehnt. Dabei immer noch ein Lächeln auf seinen Lippen. » Du Bastard.«, sagt er und ist wieder kurz davor, loszulachen. Der Tätowierte verdreht deswegen nur seine Augen. » Was hätte ich den sonst machen sollen?«, fragt er, deutlich angepisst von seinen Freunden. » Keine Ahnung man, ihm eine reinhauen.«, zuckt Hobi mit den Schultern.

Jungkook biss sich nachdenklich auf die Innenseite seiner Wange. Der Gedanke hatte etwas Verlockendes. Normalerweise hätte er längst zugeschlagen – eine schnelle, klare Antwort auf alles, was ihn nervte. Doch dieser Kim war bislang verschont geblieben. Wahrscheinlich, weil seine reichen Eltern sofort mit einer Anzeige gedroht und Jungkook bis auf den letzten Cent ausgenommen hätten.

» Schon Minus Aura sich helfen zu lassen, und dann noch von so jemanden wie dieser Taehyung. Du darfst bestimmt nicht mal in seiner nähe rauchen.«, grinst Namjoon, weswegen Jungkook nervt. » Dann steck ich ihm die Kippe in' Arsch«, erklärt der gepiercte.

Namjoon prustete los, als hätte Jungkook den besten Witz des Tages gemacht. Hoseok lehnte sich zurück, die Arme verschränkt, ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen. »Würde ich zu gern sehen, Mann«, meinte er und nickte Richtung Taehyung, der am anderen Ende der Cafeteria saß.

Jungkook folgte seinem Blick. Taehyung saß mit Jin an einem der Tische, der Rücken kerzengerade, die Hände auf dem Tisch gefaltet. So ordentlich, dass es Jungkook fast schon aggressiv machte. Jin sagte irgendwas, und Taehyung nickte langsam, während er mit dem Löffel in seinem Kakao rührte.

»Er sieht aus, als würde er überlegt, ob er dir Nachhilfe in Moral geben soll«, spottete Namjoon und zog Jungkook damit aus seinen Gedanken.

»Mir ist egal, was er denkt«, murmelte Jungkook mit Nachdruck.

»Ist es?«, fragte Hoseok mit einem schiefen Lächeln. Er stützte den Kopf auf eine Hand und musterte Jungkook. »Wenn's dir so egal wäre, warum guckst du dann überhaupt hin?«

Jungkook verzog das Gesicht und riss den Blick von Taehyung los. »Ich guck nicht«, knurrte er. » Und wenn digga, doll er doch erst mal lernen, nicht wie 'n Lehrer-Schoßhund auszusehen.«

Namjoon schnaubte belustigt. »Ey, vielleicht will er ja mehr als nur dein Lehrer sein.«, mit einem Zwinkern schaut er zu dem gepiercten.
Jungkook schoss ihm einen giftigen Blick zu. »Halt die Fresse, Alter.«
Hoseok kicherte. »Namjoon, sei vorsichtig, sonst packt er dir die Kippe sonst wo hin.«

»Er soll's ruhig versuchen«, gab Namjoon mit einem selbstsicheren Grinsen von sich. » Keine Sorge, an deinen Arsch würd ich nicht mal mit Handschuhen ran.«, sagte Jeon genervt, und ließ seine Zunge
schnalzen.

» Junge ich steck dir auch welche in den Mund, damit du die Fresse hälst.«
» Ähh tatsächlich würde ich die Kippen auch einfach so nehm.«, zuckt Joon gelassen mit den Schultern was dafür sorgt, dass Jungkook mit den Augen rollt.

» Schau mal an wer seinen knack Arsch hier hin schwingt.«, grinst Hoseok, seine Augen auf eine Person gerichtet, die nun auch Namjoon endeckt hat, weswegen er schelmisch grinst. Jungkook dreht seinen Kopf herum, nur um die Silhouette des Braunhaarigens zusehen. Er umklammert mit seinen Fingern fest einen Notizblock, guckt unsicher auf den Boden und kommt tatsächlich in kleinen Schritten auf den Tisch zu, an dem die drei Jungs sitzen.

Als Taehyung einen weiteren Schritt geht, fallen lose Blätter aus seinem
Block unten hinaus und gehen zu Boden. Mit geweiteten Augen schaut er runter, bevor er sich schleunigst bückt und sie aufsammelt. Jungkook seufzt nur, dreht seinen Kopf nach vorne und versteckt dsd Gesicht in seinen Händen. Seine Freunde hörte nur im Hintergrund lachen.

Taehyung war die Situation sichtlich unangenehm. Genervt wäre er viel lieber zu Jungkook gegangen, wenn er alleine am Tisch sitzen würde. Taehyung wusste nicht einmal, wieso er nicht einfach gewartete hatte, bis sie wieder im Unterricht nebeneinander sitzen würden.

Aber auch Jungkook war die Situation unangenehm. Zu wissen das der Brünette auf dem Weg zu ihm war, passte ihm so garnicht. Dabei hatte er sich noch auf dem Weg blamiert, wie in einem schlechten Liebesfilm.

Außerdem wollte der Tätowierte nicht mit Taehyung gesehen werden. Es reichte ihm bereicht, wenn er ihm im Unterricht voll quatschte, als würde es den Schwarzhaarigen auch nur ansatzweise interessieren, was Kim zu erzählen hatte. Wahrscheinlich sprach er mit seinen Freunden nur darüber, welchen schönen Ausflug er am Wochenende unternommen hatte, und wie er sich überteuertes Essen in den Mund gestopft hatte.

Sie waren von zwei unterschiedlichen Welten. Anders aufgewachsen mit anderen Ansichten auf die Welt. Während Jungkook nicht viel von seinem Leben machte, setzte Taehyung alles daran, etwas aus seinem zu machen. Sie waren wie Sonne und Mond, Hund und Katze oder Schwarz und Weiß.

Jungkook hörte hinter sich Schritte, die immer lauter wurden und mit jedem Schritt mehr, nervte es den Schwarzhaarigen.

» ähm Jungkook?«  Taehyung Stimme war ein paar Oktaven Höher, unsicher und mit einem Hauch angst. Jungkook seufzte, während er einen Blick zu seinen Freunden warf. Namjoon hatte seinen Kopf ein wenig gesenkt, die Hände gefaltet auf dem Tisch und die Augen geschlossen. Er atmete langsam ein und aus. Jungkook wusste genau, dass er sich sein lautes Lachen verkneifen musste.

Hoseok hingegen presste sich die Handfläcje auf den Mund, drehte sein Kopf so weit wie möglichst nach links. Allerdings erkannte man, wie sich lachfalten um sein Gesicht bildeten.

» Was is'?«, Jungkook steht auf, dreht sich zu Taehyung und stellt fest, das er wenige Zentimeter größer war. Taehyung hingegen schluckte nur. » Hier, ich glaub das kannst du gebrauchen.«, der Brünette überreichte Jeon seinem Block, der mit sämtlichen Notzien gefühlt war. Jungkook nahm ihn fragend an, drehte ihn in seiner Hand bevor er wieder zu Kim blickte.

» Wars das?«, fragt er gereizt und tanzt innerlich, als der Brünette mit dem Kopf schüttelt, und den Rückweg antritt. Sobald Jungkook sich setzt, hört er seine Freunde Lauthals lachen. » Alter ! Was war das den!«, schreit Namjoon, haut die Hand auf den Tisch und kneift die Augen zusammen. Auch Hoseok hat die Arme um den Bauch geschlungen, während sich Tränen in seinen Augen bilden.

» Haltet einfach die Fressen.«, sagt der Schwarzhaarige, bevor er den Notizblock auf den Tisch fallen lässt.

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