18. UNTER BEOBACHTUNG

-ˋˏ *.·:· KAPITEL ACHTZEHN ·:·.* ˎˊ-
— UNTER BEOBACHTUNG —

2016 | QUEENS, NEW YORK — Peter Parker flitzte so schnell er konnte nach Hause, völlig energiegeladen und mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. „May, sie hat ja gesagt!" Schrie er, noch bevor er das Wohnzimmer betrat. Vom Sofa aus, drehte sich ihr Kopf zu ihrem Neffen um, welcher nun aufgeregt auf sie zuging.

May stützte ihre Ellenbogen gespannt auf die Kopflehne ab und sah dann zu ihm hinauf. „Oh mein Gott, das ist großartig!" Nickte sie, als sich nun auch auf ihrem Gesicht ein breites Grinsen bildete. Denn irgendwas in ihr, war sich von Anfang an sicher, dass Peter mit ihr zusammen auf den Ball gehen würde. Von allem, was Peter ihr über sie erzählt hatte, wusste May ganz genau das die Kleine Romanoff ein kluges Mädchen war.

„Ich brauch deine Hilfe." Peter hatte weder einen Anzug, noch konnte er tanzen oder hatte irgendeine Ahnung wie er sein Homecoming-Date beeindrucken konnte. „Das kriegen wir hin." Versicherte sie ihm stolz und kümmerte sich sofort um die Dinge, die erledigt werden mussten. Aber wie May nunmal drauf war, konnte sie sich nicht davon abhalten, ihn weiter über sein Date auszufragen. Und da war sie nicht die einzige.

Doch in Wahrheit, war Peter angespannt. Denn es war nicht, der Homecoming-Ball allein, welcher ihm vor diesem Abend angst machte...

In jener Nacht, in der die Männer hinter Little-Widow her waren, war Spidey ebenfalls nicht alleine unterwegs. Seine Anzug KI Karen, war dort zum allerersten Mal im Einsatz. Zwar wurde sie durch die Statik ein wenig verhindert, aber als das Geräusch weg war, funktionierte diese wieder einwandfrei.

Und genau das, was die Künstliche Intelligenz auf dem Zettel identifizieren konnte war das gefährliche Rätsel, das Peter in Sorge versetzte. Er konnte schlecht Mr. Stark davon erzählen, denn sonst würde er ihm ohne auch nur mit der Wimper zu Zucken den Anzug wegnehmen. Deswegen musste er selber einen Faden oder besser gesagt einen Plan spinnen.

„Hast du vielleicht eine Idee, was ich tun soll, Karen?" Fragte Peter, als er sich mit der Spideymaske auf seinem Gesicht auf seinen Schreibtisch-Stuhl schmiss. „Um Miss Romanoff zu beschützen, wärst du mit dem Tötungs-Modus definitiv auf der sicheren Seit-" Noch bevor die KI allerdings fertig war, stoppte Peter sie und hob seine Arme. „Woah woah woah. Ich möchte doch niemanden töten. Ich- ich will..." Er hielt inne und seufzte. Sollte er vielleicht doch Mr. Stark Bescheid geben? Für diesen Fall brauchte er die Black Widow.

„Du willst sie nicht verlieren." Sprach die KI für ihn weiter, als wüsste sie ganz genau was er meinte. Moment mal, seit wann haben KI's sowas wie Gefühle? „Ja." Nickte er eher zu sich selbst. „Ich weiß zwar nicht viel über Miss Romanoff, nur das was ich im Internet abrufen konnte, aber sie muss dir wohl sehr wichtig sein." Ihre Stimme war ruhig und verständnisvoll, ließ ihn beinah schon seine sorgen vergessen, als sie nach Lydia fragte.

„Ja, sie- sie ist die Beste. Sie ist der Wahnsinn. Sie- sie ist ein Mädchen, dass auf meine Schule geht. Aber ich kannte sie schon vorher, wir- wir haben uns bei einem Kampf am Flughafen kennengelernt. Weißt du sie ist die Tochter von Black Widow." Erklärte Peter, fast schon schwärmend. Ihm wurde warm, jedes Mal wenn er auch nur an sie denken musste.

„Sie ist klug, mutig und witzig. Und- und sie setzt sich immer für alle ein, egal wen. Jeder hat sie gern und sie ist auch-" Peter ließ einen Atemzug aus seinem Mund fallen, so vergesslich war er wegen ihr gewesen. „Schön?" Fragte Karen immer mehr interessiert an dem Mädchen, von dem er nicht aufhören konnte zu erzählen. „Wunderschön." Korrigierte er sie und setzte sich auf seinem Stuhl wieder aufrecht hin. „Du müsstest ihre Augen sehen. Und- und ihre Haare. Und- und- und wie sie lächelt." Peter warf seinen Kopf in den Nacken, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und seufzte erneut.

„Ist sie deine Freundin?" Fragte Karen. „Nein ... Sie- sie- wir sind nur Freunde. Das Problem ist, sie ist wütend auf Spider-Man. Sie will nichts mit ihm zutun haben. Deswegen darf Lydia nicht wissen, dass ich es bin. Wegen mir hat sie anscheinend schon so viel Ärger am Hals, vielleicht würde sie es mir niemals mehr verzeihen, wenn sie wüsste, dass ich es bin. Und ich- ich hab sie schließlich die ganze Zeit belogen und ihr was vorgemacht..."

„Aber sie mag doch dich, oder etwa nicht? Nicht Spider-Man, sondern dich Peter." Wandte Karen ein, was ihn nun zum überlegen veranlagte. Er war noch nie, so richtig selbstbewusst gewesen, versteckt hinter einer Maske aber, konnte er jeder sein, der er sein wollte. „Ich- ich weiß nicht." Gab er zu.

„Manchmal hab ich einfach das Gefühl, ich bin ein Niemand. Beinah schon unsichtbar für die anderen. Alle mögen Spider-Man, weißt du? Bei ihr ist es irgendwie anders..." Ihm fehlten seine Worte. Warum nur, war es nur so schwer für ihn die richtigen zu finden? „Bei ihr fühlst du dich gesehen?" Karen hatte Recht, trotzdem wusste er nicht weiter.

Er nickte einfach und stimmte ihr dann leise zu. „Wenn sie wirklich so klug ist, wie du sagst, würde sie es sicherlich verstehen. Sie würde dir verzeihen, glaub mir. Auf mich wirkt sie sehr einsam, jeder weiß dass sie eine Superheldin ist. Aber du gibst ihr das Gefühl, normal zu sein, weil du sie nunmal verstehst."

Peter war baff. Karen war echt ein klasse Motivations-Coach. „Vielleicht hast du recht." Er musste Lächeln, an dem was sie sagte war etwas dran. Doch er musste sich selber überzeugen, ob sie genau so empfindet. „Soll ich ihr sagen, was ich empfinde?" Fragte er die künstliche Intelligenz. „Klingt nach einer guten Idee. Ich würde sie gerne mal kennenlernen." Sprach sie.

„Du würdest sie-" Bevor Peter aber antworten konnte, riss ihn ein Klopfen an der Tür aus seinen Gedanken. May war zurück. Blitzschnell riss er sich die Maske vom Gesicht und warf sie in seinen Kleiderschrank, schloss die Tür und wartete darauf, dass seine Tante in das Zimmer kam. Doch die Tür rührte sich nicht, weshalb er sie nun von sich aus aufmachte.


Und da war sie. Peter erschrak beinah, mit ihr hatte er so gar nicht gerechnet. „Hi, deine Tante hat mich reingelassen. Ich wollte wissen ob es dir wieder gut geht ... und dir die Hausaufgaben vorbeibringen." begann sie und trat in sein Schlafzimmer, legte dann die Papiere auf seinen Schreibtisch.

„Aber- naja ich brauche auch deine Hilfe." Peter war verwirrt, wie konnte er ihr bitte helfen? „Ich muss meiner Mutter irgendwie eine Nachricht schicken. Ich kann es nicht im Avengers-Hauptquartier tun, sonst würde Onkel Tony völlig ausflippen. Er will mich auf ein Internat schicken..."

„Was schlägst du vor?" Fragte Peter, als ein dankendes Lächeln auf ihrem Gesicht erschien. Sie wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte. Doch es war wichtig, dass sie ihm von ihrer Lage erzählte. „Peter, ich vertraue dir. Aber du musst mir versprechen, niemandem davon zu erzählen." Er fing ihren Blick, das trübe Blau, und nickte dann.

Doch er konnte den Gedanken nicht verdrängen, irgendwas bekanntes in ihren Augen wieder zu erkennen. So als ob er sie schonmal bei jemand anderem gesehen hatte. „Versprochen." Sagte er, fühlte sich aber trotzdem etwas schuldig, immerhin hatte er bereits eine Ahnung was sie sagen würde. Es ging um die vergangene Nacht. Aber was hatte sie neues herausgefunden?

„Als erstes musst du mir helfen den Peilsender meiner Armbanduhr zu entfernen. Zwar bin ich gut in Technik, aber du bist um einiges besser. Ich hab gesehen, wie schnell du den Roboter in der Schule zusammengebaut hast. Sogar Onkel Tony, wäre beeindruckt." Peter musste sich ein kleines grinsen verkneifen, tatsächlich waren Computer und Technik ein Kinderspiel für ihn.

Außerdem hat er selber gestern, den Peilsender seines Anzugs entfernt. Und genau deswegen, dauerte es auch ungefähr nur eine Stunde den Peilsender von Lydia zu entfernen und an ein anderes Armband zu heften. Was ebenfalls neu war, waren zusätzliche Funktionen, die die zwei nun freigeschaltet hatten. Doch es war immer noch nicht klar, wie sie die Black-Widow benachrichtigen konnten...

„Eigentlich dachte ich, wenn wir dieses dumme Babysitter-Programm von der Armbanduhr entfernen, könnten wir auch die Kommunikationsfähigkeit erweitern ... aber wieso klappt es nicht?!" Fluchte Lydia, als weder ein Standort noch eine Telefonnummer angezeigt wurde. „Ich muss es irgendwie weiter hacken." Sie legte ihr Gesicht, verzweifelt in ihre Hände. „Du kannst hacken?" Fragte Peter, als sich seine Augen weiteten.

„Mhm, von meiner Mutter. Aber sag, dass ja nicht Onkel Cap." Gestand sie scherzend und schaute wieder zu ihm hinauf. „Mit zwölf, war ich sogar das erste mal im Dark-Web. Glaub mir, dieser Ort ist einfach abartig unheimlich." Peter musste Lächeln, als sie ihm etwas von ihrer Familie erzählte. Sonst tat sie dies nur mit ihm als Spidey. Er überlegte, was sie als Nächstes versuchen könnten, doch musste stets wachsam sein, nicht zu viel preiszugeben. Doch am liebsten wollte er sie nicht belügen.

„Was würde passieren wenn du deine Mom nicht rechtzeitig erreichst?" Entwich es Peter leise und besorgt. „Ich weiß nicht. Diese Leute, von denen ich dir erzählt habe ... sie wollen- Mein Vater will mich bei sich haben. Das schlimme ist, ich habe nicht mal Angst vor ihm. Aber es ist wichtig, dass meine Mom davon erfährt. Nicht Onkel Tony. Nur meine Mom. Es ist eine Sache die nur uns zwei etwas angeht." Peter war starr.

Wie konnte sie so furchtlos bleiben, sie wurde beinah entführt. Und trotzdem will sie der Sache nachgehen? Er musste sich ernsthaft etwas überlegen um ihr zu helfen. Ihm schoss eine Idee in den Kopf, doch er konnte es ihr nicht sagen, denn sonst würde er sich hier auf der Stelle als Spider-Man erkennen...

Ihr Blick verirrte sich zum Fenster, welches ihr nun einen violett getönten Himmel zeigte. „Ich glaube, ich sollte jetzt gehen." Seufzte Lydia enttäuscht und dankbar zugleich, immerhin hatte war sie jetzt frei von Iron-Mans Babysitting-Programm. „Danke, Peter." Lächelte sie, als sich ihm wieder zuwandte und daraufhin nickte.

Das Mädchen zog sich mühelos ihre Jacke über die Schultern und rückte dann die Kapuze über ihrem Kopf zurecht, so wie sie es immer tat wenn sie unerkannt bleiben wollte. Doch er wollte sie nicht gehen lassen, nicht alleine, nicht nach dem was gestern passiert war. Und ehe er sie aufhalten konnte verschwand sie durch seine Tür, bevor sie ihm einen verdienten Kuss auf die Wange schenkte.

Peter öffnete seinen Kleiderschrank und kramte den rotblauen Anzug heraus, zog ihn mit Blitzgeschwindigkeit an und verschwand durch das Fenster hinter ihm. Ihm war es egal, ob sie ihn entdecken würde, Hauptsache sie war in Sicherheit. Wie ein dunkler Schatten, bewegte er sich von Dach zu Dach, schwang sich jedes Mal mit seinem Faden voran, während er stets auf das Mädchen mit rotem Haar wachte.

Plötzlich kam er jedoch zum Halt, als ihr Kommunikator klingelte. Gottseidank, konnte Karen ihm beim Ton und Bild unter die Arme greifen. Peter war bereit anzugreifen wenn nötig, denn er sah Little-Widow im nächsten Augenblick in eine kaum beleuchtete Gasse verschwinden. Sobald er jedoch ihre Stimme hörte, erschien ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht. „Mommy?" Sie haben es wohl doch geschafft...

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