17. SCHMERZ, WUNDEN & GIFT

-ˋˏ *.·:·  KAPITEL SIEBZEHN ·:·.* ˎˊ-
— SCHMERZ, WUNDEN & GIFT —

2016 | NEW YORK — Zu behaupten, dass ihre Worte ihn nicht verletzt hatten wäre eine Untertreibung gewesen. Eines der schlimmsten Gefühle die man haben kann ist, sich von der Person, die man am meisten liebt und wollte, ungeliebt und ungewollt zu fühlen.

Niemals hätte er je gedacht, dass sie ihm diese schmerzenden Worte an den Kopf werfen würde. Vielleicht war es auch einfach nur leichtsinnig von ihm dies anzunehmen, dachte er sich schuldgebend.

War er ein Idiot, zu glauben, dass ihr etwas an ihm lag? Er konnte den Gedanken nicht mehr verdrängen, sie als seine Partnerin, als eine Freundin verloren zu haben, zumindest als Spidey.

Vielleicht war es ja doch eine gute Idee, die Identitäten geheimzuhalten. Doch Peter Parker würde lügen, wenn er sagen würde, er liebte sie nicht dennoch. Noch nie hatte er so starke Gefühle für jemanden gehabt, wie für Lydia Romanoff. Er kannte sie, wie fast kaum jemand sie auch nur kannte. Und Gefühle verschwinden nunmal nicht so schnell auf die eine Sekunde.

Er sah sie aus der Gasse verschwinden, total durchnässt vom Regen und mit Kratzern und Tränen übersäht. Was er jedoch nicht sah, war ihr Herz, dass ihn tief in ihrem inneren anflehte nicht auf ihre Worte zu hören. Doch sie musste dieses Rätsel alleine lösen. Niemals würde sie ihn in Gefahr bringen wollen.

Er wollte ihr nachrennen, ihr helfen, ihr sagen, dass er ihr helfen wollte, doch er blieb starr auf seinem Platz. Sein Kopf lehnte gegen die kalte Betonmauer hinter sich, während der Regen auf ihn einströmte, als er seine Augen verschloss und alles einsickern ließ. Jetzt wusste er, warum das Leben als Superheld so schwer war...

Nach einer Weile zog er die durchnässte Spidey-Maske wieder über seine braunen Locken und Kopf, doch es ließ ihn nicht los, die Tatsache das diese Männer sie angreifen, wenn nicht sogar entführen wollten. Er sprang nach unten, direkt neben den Männer, welche mit ihren Gesichtern auf dem nassen Boden lagen. Er glaubte zwar nicht, dass sie tot waren aber er wollte ihnen auch nicht helfen. Vielleicht würde er später die Polizei holen, aber fürs erste starrte er auf den Boden und fand ein einzelnes Blatt Papier oder Pergament, zerknüllt in der Hand des einen Typen.

Es war etwas durchweicht vom Regen, doch Peter schnappte es sich dennoch, hörte im selben Augenblick ein leises Graulen vom bewusstlosen Schuft. Er öffnete den zerknüllten Zettel, ließ seine Augen verwirrt darüber fahren und hielt plötzlich inne.

Sein Herz fing an zu rasen, als es alles plötzlich Sinn machte und sich seine Augen weiteten. Zwar verstand er es nicht zu 100%, was auf diesem Zettel stand, doch er hatte schon eine leise Ahnung. Und wenn nicht, dann würde er es definitiv irgendwie herausfinden. Wenn er tatsächlich auch nur ansatzweise recht hatte, befand sich Lydia in großer Gefahr...

Während sie die Person, die sie gern hatte versuchte zu verletzen um sie zu beschützen, musste er die Person, die er gern hatte beschützen um zu verhindern, dass sie verletzt wird. Also waren die beiden wieder an dem Punkt, sich gegenseitig zu belügen, sich zu hintergehen wenn es sein musste nur um den anderen zu beschützen.

Der nächste Tag auf der Midtown war das reinste Chaos. Tony hatte zum Glück nicht bemerkt, dass Lydia weg war, da er geschäftlich Unterwegs war. Aber Happy hatte einen leisen Verdacht, dass etwas nicht stimmte, da sie auf der heutigen Fahrt zur Schule ziemlich leise war.

Normalerweise würde sie ihm die lustigsten Geschichten über Mj, Ned & Peter erzählen, doch heute war sie zurücklassend, hatte eindeutig noch Schmerzen, Kummer und vielleicht sogar noch Angst vom gestrigen Abend. Noch dazu ging ihr diese eine Frage nicht aus ihrem Kopf – Wer zum Teufel war sie wirklich?

Aber auch für Peter war der Tag einfach nur anstrengend. Wegen des gestrigen Abend verschlief er sogar die ersten vier Stunden des Unterrichts und kam irgendwann in der Pause dazu. Die Frequenz hatte sein Gehör beschädigt, er hatte weder seinen Wecker noch sein Handy-Klingeln direkt wahrgenommen. Doch im laufe des Tages kam sein Gehör stück für stück wieder.

Was ihn aber überraschte war, dass er auf dem Schulflur sofort von Lydia in ihre Arme geschlossen wurde. Er würde lügen, wenn er sagen würde, dass er sich nicht etwas unwohl fühlte, doch es hielt ihn genauso wenig nicht ab sie zurück zu umarmen.

Er war einfach nur froh, dass es ihr gut ging. „Peter, alles in Ordnung bei dir? Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht." ihre Stimme klang so sanft wie immer, doch er hörte leider nur ein Drittel davon.

Auch Mj und Ned standen bei ihm, fragten sich warum er nicht erschienen war. Immerhin verpasste er schließlich nie den Unterricht. „Ja, ähm ich- ich hab verschlafen." Antwortete er etwas zu laut, MJ's Meinung nach. Doch weder Ned noch Lydia stellten ihn in Frage, weiteten stattdessen nur ihre Augen, eindeutig verwirrt über sein Auftreten.

In Wahrheit war Lydia trotzdem etwas besorgt. Irgendwas in ihr hoffte diese schmierigen Typen, würden es nur bei ihr belassen und würden nicht hinter ihren Schulfreunden her sein. Doch der Gedanke blieb ihr dennoch ein Dorn im Auge. Würden diese Typen, wer auch immer sie waren ihr wirklich bis zur Schule folgen? Komischerweise war es aber MJ, die sie wieder aus ihren Gedanken zurückholte. „Sarkasmus ist keine Haltung. Sondern eine Kunst." wovon redete sie gerade? Fragten sich Pete und Lydia, während Ned leicht Lachen musste.

„Wir sehen uns später, Leute." Verabschiedete er sich amüsiert, bevor er gemeinsam mit MJ zu Physik verschwand um noch schnell ihre Hausaufgaben abzuschreiben. Gute Freunde, lassen sich gegenseitig abschreiben, wenn nicht seit ihr definitiv keine Freunde.

Peter's braune Augen fingen Lydia's. Ihre Augen sonst so strahlenden Augen, waren rot, wahrscheinlich vom weinen, dass Make-up half kaum es zu verstecken. Er war hergerissen, wie oder was er fühlen sollte. Seine Gefühle, waren definitiv noch da, doch konnte er das gleiche über sie sagen? Er hielt inne, ließ sein Kopf einfach darüber entscheiden, redete er sich ein.

Seine Hände, umklammerten die blauen Träger seines Rucksacks, eindeutig etwas nachdenklich. Er wurde aber schwach, als er zwei Hände auf seinen Spürte und ihm beinah die Luft bei ihrer Berührung wegblieb. „Ich kann es übrigens kaum abwarten, dass wir zusammen auf den Homecoming-Ball gehen. Das wird bestimmt mega cool. Mein Onkel Tony freut sich schon riesig dich kennenzulernen." Erzählte sie sich selber ablenkend, als er zu sich schnappte. Mr. Stark? Oh Gott, dass hatte ihm gerade noch gefehlt, dachte er sich. Sollte er es ihm erzählen? Andererseits würde er ihnen beiden vielleicht den Hals umdrehen, wenn nicht sogar ihm den Anzug wegnehmen, Lydia den Kontakt zu ihm oder ihrer Mutter verbieten oder sie vielleicht von der Midtown nehmen.

„Ja, ich- ich mich auch." Stotterte er, immer noch überrascht dass sie gerade seine Hand festhielt. Es fühlte sich vertraut an, es fühlte sich sogar ziemlich schön an, weshalb sich seine Mundwinkel nach oben bewegten. Was jedoch komisch war, war dass Lydia haargenau das exakt gleiche spürte. Dieses vertraute Gefühl, hatte sie bis jetzt nur bei einem gespürt ... und es war ihr eigenartig.

Es war das selbe Gefühl, das selbe Kribbeln. Doch Pete war nicht, er. Sie fühlte sich schuldig, ihn einfach so zu ersetzen. Oder besser gesagt zu versuchen zu ersetzen. Keiner der beiden hatte das verdient. Mittlerweile war sie unsicher, für wen sie zuerst Gefühle hatte, wenn sie darüber nachdachte. Es passierte alles so plötzlich, sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie sich in die beiden verliebt hatte. Ist das denn normal? Fragte sie sich.

„Klasse." Antwortete sie mit Freude, da sie bemerkte wie das schmale Lächeln auf seinem Gesicht nicht ein einziges Mal verblasste. Warum musste er so süß sein?! Sie musste einfach zurück lächeln, genau wie ihr Herz auch immer verrückter schlug. „Na dann mal los zu Bio." Er nickte, verräumt wie er immer in ihrer Gegenwart war und die zwei liefen los. Was beide jedoch nicht bemerkten war, dass sie immer noch Hand in Hand liefen. Oder vielleicht, wussten sie es ja doch und wollten nur nicht loslassen...

Die Jungs waren eifersüchtig auf Peter, die Mädchen lachten sich über Lydia kaputt. Warum hatte sie gerade ihn ausgewählt? An ihm war weder etwas besonders, noch war er in ihrer Liga. Sie konnten denken, was sie wollten. Es war Lydias Entscheidung und sie kannte ihn immerhin besser, als die anderen. Sie bereute rein gar nichts. Sie war froh ihn zu haben, denn ohne ihn wäre bestimmt vieles anders gekommen.

Nun zu Biologie. Die Doppelstunde war eher eine Qual, wenn man Lydia und Peter fragen würde. Keiner der beiden konnte sich in geringster Weise konzentrieren oder Wach bleiben. Zum Glück, saßen die zwei nebeneinander und konnten sich mit ihren Ellbogen anstupsen, falls sie beinah eingepennt wären oder etwas gefragt wurden. Peter kämpfte mit seinem Gehör, Lydia mit ihrer Sicht. Während er das meiste nicht hörte, sah sie das meiste an der Tafel nur unscharf, weshalb sie oft auf Peter's Notizen starrte.

Zu hören, dass sie in den letzten 45 Minuten eine Dokumentation über Tiergifte anschauen würden, erleichterte die beiden. Ms. Ophelia spielte den Film ab und ließ die Rollläden hinunter, nachdem sie das Licht ausschaltete. Schlangen, Skorpione und Spinnen, dass war das allerletzte das Pete und Lydia noch mitbekamen, bevor sie beide von der schweren Müdigkeit gepackt wurden.

„Danke, das wars. Da in ein paar Tagen der Homecoming-Ball ist, gebe ich euch keine großen Aufträge mehr. Aber kein Wort zum Rektor." Es war das Klingeln der nervigen Schulklingel, dass die beiden schließlich aufweckte. Blitzschnell erhoben sich Lydias und Peter's Köpfe, als sie das schrille Geräusch durch ihre Ohren wahrnahmen.

Während der Rotschopf wie verwirrt durch die Gegend starrte, völlig Zeit- und orientierungslos, kniff der brünette Junge sich seine Augen zu, da das Geräusch ihm höllisch wehtat, immer noch überaus empfindlich. „Haben wir etwa die Stunde verpennt?" Murmelte Lydia Peter zu, der total schwerhörig war. „WAS?!" Antwortete er etwas zu laut.

„Mr. Parker. Ms. Romanoff." Begann die Lehrerin, als sie die Rollläden wieder hochfuhr. Oh Gott, das schreit nach Nachsitzen. Na Super, dachten sich die beiden. Die Frau legte ihre Hände auf ihre Hüften ab und ging ein paar Schritte auf die beiden zu. „Keine Sorge, Sie bekommen keinen Ärger. Ich bin mir sicher es hatte einen guten Grund, dass sie beide so müde waren. Aber hoffentlich wird es zu keinem zukünftigen Problem." Irgendwas war komisch in diesem Moment. Entweder war es diese Müdigkeit oder die Statik, des immer noch laufenden Fernsehers. Aber es ließ, die zwei definitiv unwohl fühlen.

Die Erinnerung vom gestrigen Abend, kam wieder auf und sandte Schauer über ihre Rücken. „Ja, kommt nicht wieder vor, versprochen." Sagten die beiden schließlich und versuchten aufzustehen. Genau wie gestern, spürten sie diese Taubheit in ihren Beinen. Es war pure Anstrengung, aus diesem Klassenzimmer zu gehen, doch sie schoben es einfach auf ihre Müdigkeit. Keiner stellte es in Frage und machten dann ihren weg nach draußen, das helle Licht war viel zu grell und die Geräusche im Flur viel zu laut.

Doch es war etwas anderes, dass die zwei wieder trennte. „Pete, deine Ohren." Bemerkte Lydia erschrocken, bevor sie sein warmes Gesicht in ihren Händen festhielt. Sie sah dunkelrotes Blut, was aus seinen Ohren tropfte.

Es war zwar nicht viel, aber dennoch bemerkte sie es, immerhin war es Peter. „Was?" Fragte er verwirrt und endlich wieder in normalem Ton. Vorsichtig berührten seine Fingerspitzen, das flüssige rot, nur um genauso verwirrt und erschrocken zu sein. Was Lydia jedoch nicht wusste war, das es war wegen den Folgen von Gestern war.

Und dies sollte auch so bleiben, dachte er sich. „Ich- ich muss gehen." Begann er und nahm ihre Hände von seinem Gesicht. Scheisse, sie darf es nicht wissen. Doch bevor er fliehen konnte, schnappte sie sich erneut seine Hand. Er konnte doch nicht einfach so verschwinden. „Peter..." Die Sorge in ihrem Gesicht, machte ihm nur noch mehr Panik.

Verschwinde! Jetzt! Sofort! Mach schon, bevor sie es herausfindet, dachte er sich. Pures Adrenalin raste in diesem Moment durch seine Adern, was konnte er nur tun? Irgendwas damit sie ihn nicht weiterhin darauf ansprach ... Er nahm seinen Mut zusammen, als sie seine Hand zudrückte und gab ihr einen flinken Kuss auf ihre Wange. „Mir gehts gut, mach dir keine Sorgen. Ich ruf dich später an." Und mit diesen Worten verschwand er, ließ sie vollkommen verwirrt zurück. Aber trotzdem konnte sie das kleine Grinsen auf ihrem Gesicht nicht leugnen...

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