12. DER SCHÖNSTE AUSBLICK

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— DER SCHÖNSTE AUSBLICK —

2016 | NEW YORK — Weder Lydia Romanoff, noch Peter Parker hätte je geahnt, dass sich die beiden, nach dem Kampf in Deutschland, auf einem Dach eines abgelegenen Gebäudes wiederfinden würden. Doch hier waren sie.

Der Himmel färbte sich immer mehr in ein wunderschönes zartes Orange. Ab und zu blies die warme New Yorker Stadtluft, durch das Erdbeerblonde Haar der jüngsten Romanoff, als sie und Spider-Man, in diesem Moment auf der hohen Dachkante saßen.

Noch nie zuvor, hatte Lydia diesen Teil der Stadt auf diese Art, beziehungsweise Höhe gesehen. Ein wahrhaftig besonderer Anblick.

„Also, was bedrückt meine liebste Widow denn?" Fragte Spider-Man, um die Stimmung zu heben. Komischerweise war er mutig genug, als erster zu sprechen.

Ein kleiner Seufzer fiel aus ihrem Mund, denn sie war sich noch immer etwas unsicher, ob sie ihm wirklich vertrauen sollte. Doch bis jetzt war er der einzige, mit dem sie überhaupt reden konnte. „Kennst du dieses Gefühl? Dieses Gefühl, dass dir plötzlich alles zu viel ist?" Begann sie, nachdem er nickte.

Er dachte an seinen Unfall mit der Radioaktiven Spinne. Anfangs, war es ganz und gar nicht einfach für ihn, selbst heute hat er noch manchmal Schwierigkeiten damit umzugehen.

„Und- und du hast keine Ahnung, wie es weitergehen wird?" Sie machte eine kurze Pause und dachte über ihre eigenen Worte nach. „Noch vor ein paar Jahren dachte ich, ich hätte Alles. Und es war gut so, fast schon perfekt. Doch dann hab ich realisiert, je mehr du hast, desto mehr kannst du auch verlieren..."

„Du vermisst sie." Peter nickte verstehend. Auch er hatte Familie verloren. Seine Eltern, seinen Onkel Ben.

Traurig nickte Lydia mit ihrem Kopf. „Ich- ich bin jetzt auf einer neuen Schule. Und naja ... jeden Tag bekomme ich dort diese typischen Avengers Fragen gestellt. In letzter Zeit, fällt es mir aber schwer sie zu beantworten." Gab sie zu und fokussierte ihren Blick auf die Hände in ihrem Schoß.

Ihr war nun klar, dass sie jemandem davon zum allersten Mal erzählte. „Manchmal beneide ich dich dafür, dass du eine Maske tragen kannst." Das Weiß von Peter's Maske weitete sich ein kleines Stück, als sie nun zu ihm aufschaute.

„Ohne Maske, weißt du wer deine wahren Freunde sind." Jetzt war Peter derjenige, der nachdenken musste. Sie hatte völlig recht.

„Trägst du nicht auch eine Maske?" Fragte Spider-Man. Doch seine Frage verwirrte sie.

„Was meinst du?"

„Wenn du mit mir, jetzt gerade, hier bist..." Begann er, bevor er sicher ging das sie ihm genau zuhörte. „Bist du, du selbst?" Fragte er.

Lydia überlegte erneut. Hatte er recht? Trug sie tatsächlich, eine Maske vor Anderen? In der Schule oder sogar vor ihrer übrigen Familie? „Ja. Nein. Also ich meine Ja." Stotterte sie überrascht. „Vor dir muss ich mich nicht verstellen..." Doch irgendwas in ihr wollte: vor dir will ich mich nicht verstellen, sagen.

Ein kleines Lächeln erschien unter Spideys Maske. Hatte sie ihn etwa doch gern? „Dann bist du in der Schule, also anders?" Fragte er.

„Vielleicht..." Sie überlegte kurz und biss sich auf ihre Wange. „Manchmal hab ich das Gefühl, ich wäre eine totale Versagerin. Also tu ich immer so, als wäre ich die Beste."

Peter verstand es nicht. Peter konnte einfach nicht verstehen, warum jemand der so perfekt in seinen Augen war, so schlecht von sich selbst reden konnte. „Also wenn du mich fragst, ist die wahre Lydia Romanoff, echt cool und definitiv keine Versagerin." Versicherte er ihr. „Du solltest dich nicht verstellen, und schon gar nicht für andere."

Lydia ließ seine Worte einsickern, doch sie blieb sprachlos. Trotzdem bemerkte Peter, dass er es geschafft hatte ihr ein kleines Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Wenn man das Gute in jemandem sieht, gibt man sie nicht auf. Und schon gar nicht, wenn sie es nicht in sich selbst sehen.

„Ich weiß, du fühlst dich alleine." Fuhr er fort. „Aber ich bin hier falls du mich brauchst." Ihr Lächeln verblasste. „...Partner." Ihr Herz schmerzte.

Und hier begann das Problem. Er versprach ihr etwas, dass er nicht versprechen konnte. Er war zwar kein Avenger. Doch auch er trug eine geheime Helden-Identität. Und aus Erfahrung wusste Lydia, dass dies nie gut ausging.

„Danke." Bemühte sie sich herauszubringen. Der Rotschopf machte eine kleine Pause und nahm einen Atemzug. „Du weißt aber, dass deine Identität vor mir geheim bleiben muss..." Sie drehte sich von ihm weg und meidete seinen Blick, während er ihr stets zuhörte. Doch plötzlich hinterfragte er ihren Satz. Musste er das wirklich?

Noch immer befanden sich Spiderman und Little Widow auf jener Dachkante des abgelegenen Gebäudes und schlugen gemeinsam die Zeit tot. Auch wenn Lydia Romanoff es niemals geglaubt hätte, hatte ihr Spandex-tragender Partner es tatsächlich geschafft sie in kürzester Zeit aufzumuntern. Vielleicht hatte es ihr sogar gereicht, dass er ihr einfach nur zugehört hatte...

Mehrere Stunden vergingen und der Himmel färbte sich bereits von einem zarten orange zu einem kräftigen violett. Sämtliche Lichter erhellten die Wolkenkratzer sowie Hochhäuser der Großstadt.

Es war ein schönes Gefühl hier Oben zu sein. Es war beinahe eine Art Zufluchtsort. Auf diesem Dach, konnte jeder der zwei, wenn auch nur für wenige Stunden ihrem Alltag entfliehen. Nur zwei Superhelden unter sich.

„Wie hast du eigentlich deine Kräfte bekommen?" Fragte die Neugier aus Lydia, als sie ihren Kopf zu Spidey neigte. Pete hatte nichts gegen solche Fragen, immerhin wusste ja niemand wer der wahre Spider-Man war. Vielleicht war es sogar tatsächlich das allerste erste mal, dass er mit jemandem über sein Geheimnis sprechen konnte.

„Es war ein Unfall. Bei einem Schulausflug wurde ich von einer Radioaktiven Spinne gebissen." Erklärte er und zeigte auf seine Rechte Hand. „Autsch." Seufzte Lydia, als sie sich vorstellte, wie stark der Schmerz gewesen sein musste.

„Der Biss hat also die Molekulare Struktur deiner DNA mutieren lassen. Also verbesserte Fähigkeiten durch Toxische Radioaktivität von Arachnid Enzymen." Peter's Augen der Spideymaske weiteten sich beeindruckt, wenn nicht sogar bewundernd. Sie sah so glücklich aus.

Sie sah wunderschön aus wenn sie glücklich war, dachte er sich. „Oh mein Gott, das ist abgefah-" Sie hörte auf, als sie bemerkte wie lächerlich sie ihrer Meinung nach klang.

Manchmal nervte es sie, dass sie so viel für Wissenschaft schwärmte. Es war nervig für Leute, die sich kaum mit Wissenschaft auskannten. Zum Beispiel ihr Onkel Steve und Sam. Die beiden hassten es, wenn Lydia und Tony über Wissenschaftszeug redeten und keiner vom Rest, außer vielleicht Bruce und Natasha etwas dazu verstanden.

Sie hoffte es sich abzugewöhnen, aber bei Spider-Man's Anwesenheit vergaß sie schonmal schnell. „Tut mir leid. Manchmal bin ich echt peinlich. Du denkst bestimmt-"

„Ich mag es. Ich mag es wenn du mir was erzählst." Lächelte die Spidey warm und ehrlich. „Und außerdem bist du süß, wenn du über Wissenschaft redest." Sagte er und wackelte mit seinen Augenbrauen. Da hing mal wieder sein Alter-Ego raus. Er konnte flirten wie er nur wollte, ohne Angst zu haben.

Das Mädchen rollte ihre Augen und wandte ihren Blick von ihm ab. Ja, sie wurde rot. Aber trotzdem wollte sie ihn nicht gewinnen lassen. „Das sagst du doch bestimmt zu allen Mädchen, oder Spider-Boy?" Lachte sie amüsiert.

„Nicht wirklich. Nur zu dir M'Lady." Zwinkerte er und stellte sicher, dass sie ihm genau zuhörte. „Du bist nunmal besonders, Lydia Romanoff." Dieser Gedanke ließ sie erröten, ließ sie Lächeln. Doch sie wusste, dass dies niemals klappen würde. Egal wie sehr sie es auch wollte. Superhelden haben nunmal kein Liebesleben.

„Also meine besondere Lydia Romanoff. Kann ich dich jetzt was fragen?" Begann Peter, als er das Thema wechselte. Jetzt hatte ihn auch seine Neugier gepackt. Er bekam ein Nicken und stellte seine Frage. „Wie hast du deine Kräfte bekommen?" Das Lächeln auf ihrem Gesicht verblasste.

In Wahrheit wusste sie die Antwort auf diese Frage auch nicht wirklich. Die kleine Little-Widow, gehörte zu den größten Mysterien von Amerika und Russland. Keiner wusste woher ihre Kräfte kamen, doch es gab viele Spekulationen und Verschwörungstheorien. „Ich- ich weiß es selber nicht. Mom meint, ich wurde damit geboren." Gab die jüngste Romanoff zu, als sie langsam auf die Stadt zurückblickte. Sie starrte auf die beleuchtete Brücke. Es beruhigte sie. „Ich glaube es kommt von meinem Vater..."

Dies war das zweite Mysterium. Wer zum Teufel war Lydia Romanoff's Vater? Auch hierzu gab es unendliche Theorien von der Regierung, als auch treuen Avengers Fans. Selbst Peter hatte mittlerweile seine Theorien. „Ich weiß nicht wer er ist. Aber ich weiß nicht einmal ob ich es überhaupt wirklich wissen will." Gab sie zu.

Angeblich weiß nicht einmal Natasha Romanoff, wer der Vater ihres Kindes ist. Doch selbst wenn sie es wusste? Würde es wirklich etwas ändern? „Manchmal fürchte ich mich vor meinen Kräften. Vielleicht würde ich mich auch vor meinem Vater fürchten..."

Sogar Redskull, auch bekannt als Captain Americas größter Erzfeind kam für Lydias Vaterschaft in Frage. Einfach nur schräg wie man auf sowas kommen konnte. Aber was wenn es tatsächlich stimmte? Sie wäre der Spross Hydra's und somit eine der tödlichsten Waffen auf Erden.

Peter wollte sie am liebsten in den Arm nehmen. Sie trösten und ihr versprechen, dass alles bald wieder vorbei war. Dass ihre Mutter und der Rest ihrer Familie wieder nach Hause konnte. Aber leider konnte er dies nicht.

„Mein Onkel Ben hat immer gesagt: Mit großer Macht kommt große Verantwortung." Begann er und legte eine warme Hand auf ihre, damit sie ihm genau zuhörte. „Wie du deine Kräfte nutzt, liegt bei dir ... Und- und ich glaube an dich. " Sobald er diesen Satz beendete, spürte Peter einen kleinen Druck auf seinem Handrücken.

Es war ihr Daumen, der ihm danach sanft über seinen Handrücken strich. „Danke." Flüsterte sie und machte eine kleine Pause. „...Partner." Lächelte sie und zwinkerte nun ihm zu.

»Partner« Ach Peter Parker liebte diesen Spitznamen. Er hätte schwören können, dass es jedes Mal sein Herz zum kribbeln brachte. Beinah wie tausend kleine Spinnen - Black Widow's um genau zu sein. Doch auch er wusste, dass es nicht gut ausgehen konnte.

Ein müdes seufzen viel von beiden. Das Mädchen rieb sich die Augen, der Junge streckte seine Arme aus. Doch keiner der beiden wollte in Wahrheit gehen und den anderen verlassen. Nicht wirklich.

Am liebsten wollten sie die ganze Nacht auf ihrem Dach verbringen und die nun dunkle Nacht von New-York genießen. Während Lydia, die Aussicht genoss, hatte Peter der neben ihr saß jedoch nur Augen für Lydia.

„Wunderschön, oder?" Fragte der Rotschopf und bewunderte die Aussicht vor ihnen, wie sie in den kleinen Lichtern erstrahlte. Es war schön, mal was völlig anderes außer das Avengers-Hauptquartier-Gelände zu sehen. „Ja." Stimmte Spidey ihr zu und lächelte. Doch er meinte nicht New-York...

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