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»Du hattest gestern echt Glück, Lou.« Vielsagend sah Elizabeth zu mir und ich nickte nur etwas abwesend. In Gedanken war ich bereits wieder bei Zeldris auf dessen Einzug hier zurück ich sehnsüchtig wartete. Warum konnte er nicht schon heute so weit sein? Oder morgen? Oder zumindest bald?

Nach eigenen Angaben meinte er gestern zu mir, frühestens darf er erst wieder in einer Woche raus. Wie lange sollte ich denn noch warten?

»Lou! Hörst du mir überhaupt zu?«

Ich schüttelte meinen Kopf als würden meine Gedanken um Zeldris verscheucht werden und meine Erinnerungen an das, was Elizabeth wohl eben zu mir gesagt hatte, wieder kehren. Doch da war nichts. Durch meine Abwesenheit entstand da eine kleine Lücke, die nur Elizabeth selbst wieder füllen könnte, in dem sie was auch immer wiederholte.

Um mir das aber nicht anmerken lassen zu müssen, entschied ich mich einfach zu Nicken. Das klappte meistens. Außerdem wollte ich ihr ausreden, dass ich ihr nicht zu gehört hatte.

»Doch, ich hab dir zugehört.«

Augenblicklich hob sich bei ihr skeptisch eine Braue an, doch sie hakte nicht weiter nach. Glück gehabt.

»Wie dem auch sei.. Willst du dann heute was mit uns beiden unternehmen?« Sie schenkte mir ein sanftes Lächeln, was ich nur mit einem Nicken quittierte. Ich hatte zwar überhaupt keinen Schimmer, wer wir waren und würde ich nachfragen, würde meine Tarnung ihr zugehört zu haben auffliegen, deswegen ließ ich es lieber bleiben und musste mich gezwungenermaßen überraschen lassen. Sie atmete erleichtert aus, was mich verwirrte. Fragend hob ich eine Braue hoch.

Was ist los?

»Nun guck nicht so, ich hatte Angst, du hast mir doch nicht richtig zugehört«, erklärte sie sich leise lachend und grinsend verdrehte ich die Augen.

»Nein, du kennst mich doch. Vielleicht höre ich einmal nicht richtig zu, aber ein zweites Mal kommt nach einer Entschuldigung nicht gleich wieder vor.« Wenn das doch nur wirklich so wäre.. Es tat mir echt Leid, Elizabeth so anlügen zu müssen, aber ich wollte nicht, dass sie am Ende sauer wurde. Ich wollte schließlich nicht noch mehr Stress als ohnehin schon haben.

*****

»Was meinst du, wann sie Zeldris wohl entlassen?« Nachdenklich schaute ich zu Elizabeth, der man ansehen konnte, wie schwer es ihr fiel, nicht zu seufzen. Wahrscheinlich nervte ich sie so ziemlich damit, dass ich fast nur von Zeldris redete. Mir selbst fiel das erst so richtig auf, als ich darauf aufmerksam gemacht wurde.

Sie wollte gerade was sagen, da schnitt ich ihr schon das Wort ab. »Tut mir Leid, ich sollte aufhören, so viel von ihm zu erzählen«, brachte ich murmelnd eine Entschuldigung über die Lippen, doch erstaunlicherweise winkte sie ab.

»Mach dir deswegen keinen Kopf, auch wenn du echt mal an deiner Geduld arbeiten solltest«, sie grinste etwas und meinte das auch gar nicht böse, das wusste ich, »aber ich weiß ja selber wie viel ich manchmal von Mel rede.« Augenblicklich verschwand mein Lächeln, das bis eben noch auf meinen Lippen saß. Der schon wieder. Von dem wollte ich absolut nichts hören.

Ein leises Seufzen war von ihr wahrzunehmen. Was erwartete sie denn bitte auch? Das plötzlich alles wieder für mich Friede-Freude-Eierkuchen war? Ganz sicher nicht! Egal wie viel Zeit vergehen würde, ich würde ihm nie verzeihen. Das stand mehr als nur fest. Daran war auch nur alleine er Schuld. Er und sonst keiner.

»Sag mal«, setzte ich an, eine Frage zu stellen und parallel dazu ein anderes Thema wieder einzuleiten, »wie ist denn das jetzt wegen Englisch?« Plötzlich wurde sie ganz hellhörig. »Was soll mit Englisch sein?« Fragend hob sich ihre eigene Braue und ich konnte nicht anders, als bei dieser kleinen Geste zu kichern. Es sah irgendwie so witzig aus. 

»Wegen dem Aufsatz. Ich weiß nicht, wie ich zum Hauptteil überleiten soll. Ich hänge nach wie vor in der Einleitung fest.«

*****

POV. Z E L D R I S.
Seufzend und gelangweilt schaute ich aus dem Fenster. Es gab heute noch nichts neues. Zwar kamen immer wieder Ärzte oder Schwestern rein, aber ich reagierte da kaum noch drauf. Es war ja sowieso alles das gleiche.

Wie sollte ich Lou das ganze nur erklären? Es war wirklich nicht so wie sie dachte. Mag sein, dass wir uns in ihrer Anwesenheit etwas geprügelt haben, aber niemals würden wir uns so zerfetzen. Immerhin musste er nicht auch ins Krankenhaus. Einer reichte ja vollkommen aus. Er hatte mich beschützt. Er hatte mir mein Leben gerettet und hätte dabei selbst drauf gehen könnte. Um eine Haaresbreite hätte er wirklich seins verloren. 

Und Lou dachte weiterhin, er wäre ein Monster. Weil sie die Wahrheit nicht wusste; sie nicht wissen wollte.

Ich nahm das Geräusch einer aufgehendenden Tür wahr, doch hielt es nicht für nötig, meinen Blick vom Fenster abzuwenden. Es war doch eh nur einer der Schwestern. Dachte ich zumindest

Und es wäre mir auch viel lieber gewesen. 

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