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Meine Augen fixierten seine und ich konnte es mir nicht entnehmen, selbst auch auf seine perfekt geformten Lippen zu schauen. Schon fast unterbewusst bewegten wir unsere Gesichter aufeinander zu, langsam schloss ich auch meine Augen und wartete einfach auf den Moment ab, als unserer Lippen sich dann berührten und er seine sanft gegen meine bewegte, während wir den gemeinsamen Moment zusammen genossen. Dieser Kuss fühlte sich viel gefühlvoller als der letzte an, soweit ich das in Erinnerung hatte.
Dieser besondere Moment wurde unterbrochen als die Tür aufging und Melodias geradewegs rein kam, die Tür zu schlug und sich mit aller Kraft dagegen stemmte, dass auch ja keiner rein kam. Durch den dabei entstehenden Krach zuckte ich zusammen und schlug blitzartig meine Augen auf, löste mich von Zeldris und drehte mein Kopf langsam in die Richtung des Blonden. Sein Blick glitt zu uns und ich weitete etwas mein Augen, merkte wie meine Wangen einen noch dunkleren Ton von Rot annahmen, der wahrscheinlich mehr als das ungesund war.
»Was.. was macht ihr da?« Er runzelte seine Stirn, schien unseren Kuss gar nicht wahr genommen zu haben, trotzdem waren die Positionen, in denen wir uns gerade beide befanden, vermutlich aussagekräftig genug.
Zeldris setzte sich langsam wieder auf und ich tat es ihm gleich, wendete meinen Blick dabei von Melodias ab und schaute stattdessen zum an geklappten Fenster, dass frische Luft rein trug. Sowie die lästigen Viecher, die sich Mücken schimpften.
»Ich wüsste nicht, was dich das was anginge.« Seine Stimme war schneidend und ich merkte gleich, dass sich Melodias auch leicht anspannte. Er knirschte etwas mit den Zähnen und ich konnte mir gut vorstellen, wie er langsam die Hände zu Fäusten ballte. »Ich bin dein Bruder, Zel. Und Blut ist dicker als Wasser, das ist dir doch hoffentlich bewusst, oder?« Der Angesprochene rutschte langsam vom Bett runter und legte den Kopf etwas schief, stand auf und ging langsam auf Melodias zu. »Und was willst du mir damit jetzt sagen, hm? Nur weil du mein Bruder bist, heißt es nicht, dass ich dir alles sagen muss, Melodias.« Vielleicht waren sie nicht die besten Geschwistern, aber so hab ich sie nie miteinander umspringen sehen. Sie mochten sich vielleicht nicht prügeln, aber trotzdem reichte ihr kleines Wortgefecht schon aus, um zu glauben, dass beide sich noch nie gut verstanden hatte — und das ganz ohne, dass Schimpfwörter fielen. Die Atmosphäre wurde immer angespannter und man konnte sie gar nicht in Worte beschreiben, es war einfach zu seltsam.
»Vergiss doch nicht, was er uns beigebracht hat, Zeldris. Sei nicht dumm.« Die beiden schienen wie ausgewechselt. Es war beängstigend. Die ganze Zeit hatte ich die Befürchtung, sie würden die Fäuste gegeneinander erheben, doch noch passierte nichts.
Zeldris lachte rau auf. »Du willst mir doch gerade nicht weis machen, dass du auf diesen Spast hörst, oder? Verdammt, hörst du dich eigentlich selber reden, Melodias? Weißt du nicht, wie dumm deine Aussagen eigentlich sind? Du widersprichst dir selbst, bleibst nicht mal deinen Wort treu. Das ist erbärmlich, Melodias.«
Ich runzelte die Stirn. Worüber genau redeten sie? Ich konnte nur raten, aber eine Bestätigung würde ich trotzdem nicht bekommen. Egal wie sehr ich es mir erhoffte. Meine Vermutung lag bei Estarossa, was anderes konnte ich mir nicht zusammen reimen. Es muss um ihn handeln.
»Du bist erbärmlich, Zeldris! Ich frage mich, wie ich bloß mit jemanden wie dich zusammen sein kann.« Der Angesprochene knurrte leise. Ich konnte mir vorstellen, dass ihn diese Worte trotz allem verletzt haben mussten. Trotz ihren Streitigkeiten waren sie schließlich immer noch Brüder; eine Familie. Sie hatten bisher im Großen und Ganzen zusammen gehalten, haben aufeinander aufgepasst und haben sich gemeinsam durchgeschlagen, wie es mir Elizabeth erzählt hatte.
»Vor allem gehört sie dir nicht mal, also lass sie in Frieden! Sieh es ein, sie will dich gar nicht und brauchen tut sie dich erst recht nicht, du hast sie nicht verdient. Du, mit deiner kalten und verletzenden Art.« Provokant grinste er seinen Gegenüber an, welcher sich wohl oder übel auf die Provokation einließ. Damit passierte etwas, was sich sicher hätte vermeiden lassen können — Zeldris ließ seine Fäuste zum Einsatz kommen.
Wie paralysiert saß ich nur da, konnte meinen Augen von diesem schrecklichen Geschehen nicht abwenden. Sie sollten aufhören.
Ich wollte versuchen, etwas dagegen zu sagen, doch bekam ich meinen Mund nicht auf. Es war, als würde mir jemand den Mund zuhalten. Als ich es dann endlich schaffte, etwas zu sagen, war ich überrascht wie leise die Worte meine Lippe verließen. Es war fast nur ein Hauchen und ich merkte, wie mir langsam immer mehr die Tränen on die Augen stiegen, da sie noch immer nicht aufhörten, aufeinander einzuschlagen. Ich saß hilflos da und konnte nichts anrichten. Meine Beine fühlten sich an wie Blei und hielten mich davon ab, aufzustehen und dazwischen zu gehen.
»Hört doch auf..«, murmelte ich leise und konnte mir das gar nicht länger ansehen, es schmerzte. Vor allem als Zeldris zurück stolperte und er seine Hand über seine Lippen und Nase legte, während Blut über sie strömte und langsam runter tropfte. Er kniff etwas die Augen zusammen, da es ihn scheinbar stark getroffen hatte. Mein Blick schnellte zu Melodias, dessen Augen geweitet waren. Sein Blick ruhte ungläubig auf seiner Hand, an denen Blut von Zeldris klebte. Bei jedem Atemzug hoben und senkten sich seine Schultern gleich mit und er begann leicht zu zittern.
Als mein Blick wieder zu Zeldris wanderte, dauerte es keine Sekunde, ehe dieser aus Rache auf Melodias los ging, welcher sich jedoch sofort wieder zur Wehr setzte.
»Hört jetzt auf!« Überraschenderweise war meine Stimme diesmal fest und laut, wenn es verzweifelt. »Es reicht jetzt Jungs..«, meine Stimme wurde wieder leise und ich senkte meinen Blick. »Ich will das nicht..«
Ich konnte einen dumpfen Aufschlag hören. Zeldris musste Melodias Kragen wohl los gelassen haben, sodass er auf den Boden plumpste.
Danach hörte ich nur noch die Tür aufgingen, bevor der ganze Raum komplett still wurde und ich es wagte, in die Richtung der Tür zu schauen. Beide waren weg. Übrig blieben nur Blutflecken, die eine Spur zogen, verursacht durch den Wunden der beiden Brüder, die sie sich zugefügt hatten.
Was sollte ich jetzt bloß machen?
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