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»Was habt ihr euch bitte dabei gedacht?! Ihr könnt doch nicht einfach so ein Schwein hier rein schleppen! Wir sind doch keine Auffangstation für Tiere!«, murrte Zeldris leise, dem das ganze offensichtlich missfiel und ich stöhnte genervt auf. »Hab einmal ein Herz! Wir hätten ihn doch nicht einfach so da draußen lassen können! Mal abgesehen von dem starken Regen, von dem er krank werden könnte, wären da noch die ganzen Menschen und Fahrzeuge, die ihm als nächstes bevor gestanden hätten. Und es sind nicht mal alle Menschen so nett, die ein Schwein einfach so aufnehmen würden. Manche höchstens um es zu schlachten, also hab dich nicht so!«, antwortete ich ihm letztlich sichtlich genervt, denn es kotzte mich nun mal echt an. »Gut, dann seht aber alleine zu, euch um ihn zu kümmern! Denn ich werde nicht helfen, damit das klar ist! Und komm erst gar nicht auf die Idee, mich in einer Woche zu fragen, ob ich dir diesbezüglich ihm behilflich sein kann!«, stellte er klar und wandte sich dem Gehen zu. Dass mich das teilweise verletzte, schien er gar nicht zu bemerken oder es war ihm einfach nur egal. »Hatte ich sowieso nicht vor!« Es kam patziger als ich wollte, doch war es nun zu spät, das noch zu korrigieren und Zeldris war schon verschwunden, ließ mich und eine seufzende Yumi im ansonsten leeren Flur zurück, während er seine Wege zog.


»Idiot«, murmelte ich leise, aber noch hörbar für Yumi, die mir auch nickend zustimmte. Ich versuchte wieder langsam runter zu fahren, bevor ich mich auch unauffällig umsah, ob wir freie Bahn hatten. 

Yumi hatte das kleine Schwein, das wir den Namen Hawk verpasst hatten, in ihre Jacke eingewickelt, die von innen recht trocken und sehr warm haltend war. So konnte er schon mal anfangen, sich aufzuwärmen und blieb dabei vorerst unentdeckt.

»Wenn der demnächst ein Problem hat, soll er erst gar nicht daran denken, damit zu mir angekrochen zu kommen —  ganz ehrlich!« Ich konnte es einfach nicht unterbinden, mich weiterhin über den Schwarzhaarigen aufzuregen, denn es tat einfach gut, meine leicht angestaute Wut einfach raus zu lassen; auch nicht wie andere mit Fäusten sondern mit Worten, die er eh nicht zuhören bekam. So konnte ich es verhindern, ihn zu verletzen. Fäuste, Tritte oder auch Messer mochten verfehlen, Worte aber trafen immer  — ein weiteres Zitat meines Opas und er hatte ja so recht. Leider kannte ich auch eine Person, die davon ein Lied singen konnte und sie tat mir deswegen auch echt Leid.

Da Yumi zu merken schien, dass ich ins Nachdenkliche abdriftete und dabei keinen besonders glücklichen Gesichtsausdruck zu haben schien, wechselte sie schnell das Thema und befreite mich schon regelrecht aus meinen Gedanken. »Wollen wir Hawk erstmal ins Zimmer bringen und dann versuchen, noch an Essen zu kommen? Wir können ja ein wenig vom Abendessen mitgehen lassen oder schwebt dir schon eine andere Idee vor?« Neugierig legte sie den Kopf etwas schief, doch ich schüttelte meinen nur leicht. »Nein, das können wir machen«, murmelte ich letztlich und nickte leicht, ehe wir uns daran machten, in mein Zimmer zu kommen. 

Dort fanden wir auch Melodias schlafend in seinem Bett vor, doch von Zeldris war keine Spur zu sehen. »Ey Mel — aufstehen!« Doch auf meinen Befehl hin, zuckte er noch nicht mal mit dem Auge, weshalb ich mir etwas die Hände rieb. »Du willst es wohl auf die harte Tour, was?« Auch wenn das offensichtlich an ihn gerichtet war, reagierte er mit keiner Silber oder noch so kleinen Geste darauf, weshalb ich mich letztlich daran machte, ihm vom Bett runter zu ziehen. In meiner Vorstellung war das deutlich einfacher. 

Das ganze musste wohl wirklich ziemlich lustig aussehen, denn Yumi musste dauerhaft Grinsen und ich entlockte ihr mehrmals ein leises Lachen, zudem fiel auch von ihr oft der Kommentar, wie lustig das sei. 

Aber ich schafft es! Wenn auch erst etwas unbeholfen und fast schon am verzweifeln, aber das war ja erstmal egal.

Mit einem dumpfen Aufschlag, der auch von seiner Decke abgefedert wurde, die ihn umhüllte, machte er dann auch schon Bekanntschaft mit dem bemerkenswerten sauberen Boden, ehe er verdutzt und müde zu mir rauf schaute. Yumi konnte sich nicht zurück halten und füllte den Raum mit ihrem Lachen, die wirklich einmalig war und wir beide beide nicht lange stand halten konnten und mit lachen mussten.

Ihr Lachen verstummte allmählich und abschließend wischte sie sich eine Lachträne weg, bevor sie wieder ruhig da stand, nach wie vor mit Hawk auf dem Arm, der so ruhig war, dass es den Anschein hatte, als würde er schlafen. 

Der weibliche Blondschopf legte dann den in ihrer Jacke eingehüllten Hawk auf mein Bett ab und ich wendete mich wieder Melodias zu, der mich mit großen Augen neugierig musterte. Er brauchte seine Frage auch schon gar nicht mehr auszusprechen, denn ich wusste schon genau, worüber er gerne informiert werden würde.

»Yumi wird heute dein Bett übernehmen. Und für die Zeit, die sie hier ist.« Ein genervtes Seufzen kam von ihm und er massierte sie übertrieben genervt seine Schläfen. »Hat sie kein Hotel oder sowas?« Ihm passte die Sache ganz und gar nicht, was er mit einem Augenrollen nochmal deutlich zeigte. »Hatte«, gab ich relativ knapp von mir und zuckte die Schultern. »Wie hatte?« Er verstand nur Bahnhof.

Langsam setzte er sich auch auf, hatte die ganze Zeit noch da gelegen und schielte kurz zu Yumi rüber, die neben Hawk saß, aber zu uns rüber sah.  

»Ja, hast schon richtig gehört — hatte. «

Wieder kam ein Augenrollen von ihm und ich wusste, dass er sich missverstanden fühlte. Ich wusste aber, was er damit meinte, so war nicht.

»Naja..«, und mit dem Wort fing ich an zu erklären, dass wir das doch noch stornieren konnten, auch wenn die Dame am Telefon alles andere als begeistert war und es etwas aufwendiger war. »Und deswegen wird sie jetzt in deinem Bett pennen«, endete meine Erzählung schulterzuckend, so als wäre das das normalste auf der Welt.

»Und warum mein Bett? Kann sie nicht in dem von Zeldris pennen? Oder bei dir?«, fragte er und schob schmollend darüber die Unterlippe hervor, was mich aufseufzen ließ. »Weil du der einzige bist, der hier so viele und vor allem gute Freunde hat, dass sie dich bei ihnen schlafen lassen würden.« Das war zwar nur die halbe Antwort, aber er musste ja nicht wissen, dass ich seinen Bruder nun mal gerne bei mir hatte. Und bei ihm musste man auch keine Angst haben, dass er Yumi vielleicht noch an die Wäsche gehen würde...

»Also?« es stand zwar inoffiziell schon fest, aber trotzdem wollte ich wissen, ob er damit einverstanden wäre und seufzend gab er schließlich nach, was mich triumphierend grinsen ließ.

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