04

Später lag ich schon im Bett. Beim Essen hatte ich erfahren, dass das andere Mädchen Elizabeth hieß. Im großen und ganzen war sie wirklich sehr nett und ich dachte, dass ich mich noch gut mit ihr anfreunden würde. Das Essen war wirklich vorzüglich. Mit Zeldris hatte ich mich nicht mehr groß unterhalten, nur noch kurz wegen der neuen Schule, das war's aber auch schon. Es war schon irgendwie schade. Ich hatte die Chance, endlich eine lange Freundschaft aufzubauen und dann weigerte sich der einfach!


Ich lag zwar schon im Bett und wäre theoretisch bereit zum schlafen, jedoch wollte ich das noch nicht. Meliodias war in unserem Bad. Ich hörte die Dusche laufen und schlussfolgerte daher, was er so trieb.

Zeldris hingegen hatte sich an unseren Schreibtisch gesetzt und schrieb irgendwas in einem Block rein. Wahrscheinlich irgendwelche Hausaufgaben, die er noch zu erledigen hatte. Um genaueres raus zu finden, sprach ich ihn drauf an: »Du machst Hausaufgaben, oder?« Er guckte über seine Schulter hinweg zu mir und betrachtete mich, mit einer hochgezogenen Augenbraue. »Ja«, kam es dann nur grummelig von ihm. »Hey, bleib mal aufm Teppich! Ich hab dir nichts getan!« Beschwichtigt hob ich in meiner liegenden Position beide Hände und wollte, dass er sich beruhigte.

Er widmete sich wieder seinen Hausaufgaben, beachtete mich kaum mehr. »Welches Fach?«, hakte ich nach. »Japanisch.« »Was müsst ihr da machen?« Er seufzte, legte seinen Kugelschreiber hin und drehte sich samt Drehstuhl zu mir. Dann fing er an zu erzählen: »Wir haben altes Gesamtwissen ausgegraben und sollen das in durch eine Kurzgeschichte anwenden. Das wird abgegeben und wir bekommen eine Note drauf. Wir müssen da halt auf Sachen wie Grammatik, Rechtschreibung und was weiß ich achten. Sowie das alles logisch bleibt, innerhalb der Geschichte.«

Innerlich war ich richtig stolz auf mich, ein Gespräch mit ihm zu führen, dass mehr als nur drei, vier Sätze ging. Nach außen hin zeigte ich ein wenig Interesse, nickte immer mal wieder und fragte ihn weiter aus, was in seine Geschichte passieren wird, zum Beispiel.

»Naja, ich versuch mit an einer abenteuerlichen Geschichte und es soll alles irgendwie spontan kommen, damit es spannender ist. Das heißt, ich hab das nicht mal so wirklich durch geplant. Aber das wirst du bestimmt noch sehen, wenn wir  in einer Klasse gehen sollten und einige werden vorgestellt. Ich will unter den besten kommen, wenn nicht sogar komplett Bester sein.« »Muss ich das auch noch machen?«, fragte ich nervös. Ich schrieb zwar gerne und viele sagten, das meine Geschichten die Definition von »Perfektion« waren, doch ich zweifelte an mir und meinen Schreibstil. Alle waren meiner Meinung nach besser als ich. Da wollte ich sicherlich nicht extra auf Note eine Story schreiben müssen! Es sammelten sich zwar schon Ideen an, aber nein. Nicht mit mir. Es musste doch einen Weg geben, da herum zu kommen. 

»Ja, na klar.« »Und wie lange haben wir Zeit?« Gespannt wartete ich auf seine Antwort. »Bis nächste Woche Freitag, das wäre die letzte Woche.« Und wenn ich einfach krank wäre? Halt Stop, das müsste ich ja dann nach reichen.. Doch kein so guter Einfall. »Wie viele Wochen hattet ihr denn insgesamt Zeit?« Zeldris schien zu rechnen und zu überlegen, ehe er mir eine Antwort liefern konnte. »3 Wochen. Die Kurzgeschichte soll aber auch zwischen 2000 und 3000 Wörter betragen. Sowas ist nicht einfach mal gemacht, gerade für die unkreativen. Und lange Schule haben wir auch, also von daher.«

Er taute ja richtig auf! Es kam mir schon fast so vor, als kannten wir uns schon eine Weile, wären Freunde, die sich darüber unterhielten. Ich genoss es. Nichts gegen Meliodias, aber ich will nicht nur mit ihm reden. Und Zeldris war.. Zeldris. Er hatte irgendwas besonderes an sich. Es standen bestimmt eine menge Mädchen auf den. Er sieht schließlich auch gut aus. Ganz im Gegensatz zu mir. Er hätte wohl nie im Leben Interesse an mir.. Irgendwie schade. Was aber nicht schade, sondern komisch war, war die Tatsache, dass ich mir über sowas Gedanken machte. Okay, die hatte bestimmt jeder schon mal. Das war damals auch so bei einem anderen Jungen, ich glaub er hieß Karma oder so. Letzten Endes waren wir aber nur Freunde, also bedeuteten diese Gedankengänge überhaupt nichts.

»Sonst noch Fragen?«, riss er mich aus meinen Gedanken, schmetterte mich zurück auf den Boden der Tatsachen. »Nein, soweit nicht«, gab ich wieder komplett Gedanken verloren von mir. Die Tür zum Badezimmer ging auf und Meliodias, umschlungen von einem Handtuch, kam zu uns ins Zimmer. Ich realisierte das so wirklich erst nach ein paar Minuten, wurde rot und bedeckte meine Augen. »Oh..«, ich glaubte, er kratzte sich verlegen am Nacken. »Ich muss mich noch daran gewöhnen, dass wir beiden Jungs jetzt hier nicht mehr alleine sind, sondern das du - ein Mädchen - noch hier bist.« Wahrscheinlich hatte er auch zum Schluss auf mich gezeigt, um das Gesagte zu verdeutlichen. »Anstatt dich noch groß zu entschuldigen, hättest du dir auch schon deine Sachen nehmen, ins Bad gehen und dich anziehen können!«, wurde er von Zeldris angemault.

Ich hörte einen Schrank aufgehen und eine Tür, die sofort wieder zu geschmissen wurde. »Das war Meliodias«, murmelte ich zu mir selbst, sodass Zeldris es auch nicht hörte. Ein Blick zu ihm genügte, um zu wissen, dass er sauer war. »Alles wieder gut?«, fragte ich ihn vorsichtig, ich wollte nicht wissen, wie er war, wenn er komplett explodierte. »Das sollte ich dich wohl eher fragen«, kam es mit einem abwertendem Unterton zurück.

Da war er wieder - der alte Zeldris.
Ich verdrehte genervt meine Augen. Hatte der Stimmungsschwankungen? Seine Tage? Meliodias meinte zu mir, er sein immer so. Also eher Dauertage.
Aber man kann's trotzdem auch übertreiben. Wegen sowas gleich sauer zu werden, war nicht mehr normal, meines Erachtens nach.

Ich legte mich hin und drehte mich zur Wand.
Das Zimmer hatte schon eine ordentliche Größe, das muss man sagen. Gerade für so eine Wohngemeinschaft.

Im Zentrum war ein Teppich und viel Platz. Sobald man durch die Tür rein kam, konnte man aus dem großen Fenster heraus gucken, wovor der Schreibtisch stand, an dem auch locker zwei sitzen und arbeiten konnten. Die blauen Gardinen waren leicht abgenutzt und bereits zugezogen. Rechts und links des Raumes waren die Betten. Ein normales Bett und ein Doppelstock Bett, was sich die beiden Brüder teilten. Vor dem Bett, also in der Richtung, mit der man mit dem Kopf lag, stand auf meiner Seite ein Schrank und auf der anderen zwei. Und neben der Tür hingen Harken, für Jacken, Taschen oder sonstiges, was man anhängen konnte. Ansonsten war noch ein Mülleimer vorzufinden und ein paar Regale, sowie ein weiterer Schrank, gefüllt mit verschiedenem Zeug. Die Wände waren einfach gehalten, ein helles blau und keine Poster. Dafür aber ein paar Bilder, auf denen sie abgebildet waren. Unter anderem auch mit ihrer Klasse.

Ich versuchte so gut es geht unter dem Krach, den die beiden noch verursachten, einzuschlafen, doch das war gar nicht so leicht.

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