▪Chap ||| 78 |||▪

𝐦𝐢𝐬𝐭𝐞𝐫 𝐜𝐡𝐨𝐢.

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Jimin P.o.V. 

"Nächster Halt: Samseong-ro", klang die monotone Haltestellenansage durch die Straßenbahn, mit der ich gerade eben nach Gangnam fuhr; ein Viertel, das einige Kilometer von meinem Zuhause entfernt lag. Keine Minute später begann die Straßenbahn dann allmählich abzubremsen und hielt schließlich gänzlich an, weswegen ich mich von meinem Platz erhob und, zusammen mit einigen anderen Menschen, nach draußen trat. Forschend ließ ich meinen Blick umhergleiten, konnte aber niemanden ausfindig machen, der dem älteren Herrn, mit welchem ich seit gestern geschrieben hatte, ähnelte. Somit stellte ich mich also direkt an die Haltestelle, um nicht lost zu wirken, zückte mein Handy und tippte die Nachricht 'bin da' ein, die ich daraufhin abschickte. 

Ein Blick auf die Anzeige meines Handys verriet mir, dass es kurz nach acht war, Herr Choi müsste also bald hier sein. Nach weiteren drei Minuten warten, bog dann ein Mann mit dunkler, teuer aussehender Kleidung und gräulichem Haar um die Ecke - das musste er wohl sein. Als er dann auch vor mir stehenblieb und mir die Hand reichte, ein kurzes Nicken und die Worte "Choi, freut mich", mit etwas rauer Stimme von sich gebend, wurde meine Vermutung bestätigt. Das war der Mann mit dem ich geschrieben hatte und er war es auch, der mich im Restaurant damals angesprochen hatte. 

"Hallo Herr Choi, es freut mich sehr, dass es so spontan geklappt hat", erwiderte ich freundlich und schüttelte seine Hand. Der Ältere lächelte schief, seine Augen blieben dabei aber kalt. "Natürlich. Für so eine Schönheit wie dich, findet man schnell etwas", säuselte er und zwinkerte mir zu. Etwas überrumpelt von seiner Ehrlichkeit senkte ich meinen Kopf und gab unverständliches Gemurmel von mir, wofür ich mich sogleich schämte. Doch Herr Choi schien dies anders aufzufassen und anstatt, dass er meine Peinlichkeit ignorierte, sprang nur ein leises "süß" über seine Lippen.  

"Wo lang müssen wir?", fragte ich mit Voicecrack, komplett überfordert, und könnte mich glatt im Erdboden verbuddeln. "Oh ja... hier entlang bitte", sagte der Mann hastig und legte seine Hand an meinen unteren Rücken, leitete mich in eine Richtung, in die wir wohl gehen mussten und löste die unangenehme Berührung nach einigen Schritten zum Glück wieder. 

Es war kein langer Fußmarsch, den wir da bewältigten, völlig in Stille und undurchschaubarer Mimik seinerseits. Als Choi dann in der Tasche seines schwarzen Mantels kramte und ein Schlüsselbund hervorholte, wusste ich, dass wir wohl vor seiner Villa stehen mussten. Eine Villa, die nicht prächtiger und in gewissen Maßen ziemlich einschüchternd hätte sein könnte. Große Frontgläser, eine riesige Gartenanlage inklusive Pool und Jacuzzi, und eine Dachterrasse, von der man sicherlich ein tolles Panorama über Seoul hatte, sprangen mir sofort ins Auge, obwohl wir noch immer einige Meter vor dem Eingang standen. Nahezu überwältigt musste ich feststellen, dass mein zuvor für Luxus gehaltenes Haus sicherlich mickrig neben dieser protzigen Villa aussehen musste.    

Höflich hielt mir der Mann die Haustür auf und begleitete mich ins Innere. Glänzende Marmorböden erwarteten mich, sowie gigantische Kronleuchter, gewaltige Bilder, die sicherlich ein Vermögen gekostet haben, und ein seltsam guter Geruch, den ich nicht ausmachen konnte. "Bitte folge mir, deine Arbeitskleidung habe ich bereits vorbereitet", meinte er mit dunklem Ton und lief voraus, woraufhin ich ihm nachging. 

In einem der vielen Räume angekommen, hielt er inne und deutete auf einen Kleiderschrank, der noch geschlossen war und sicherlich eines teuren Designers entstammte.
"Such dir aus, was dir gefällt, Beautiful."
Und somit verließ er das Zimmer, ließ mich vollkommen verwirrt zurück. Nicht einmal war mir aufgefallen, wie er mich genannt hatte, da ich mir nur Gedanken darüber machte, was für Arbeitskleidung sich wohl im Schrank verbergen sollte, denn anscheinend gab es sogar eine Auswahl... 

Neugierig öffnete ich die Türen und einige auffällige Hosen und Oberteile kamen zum Vorschein. Schwarzes Leder, Latex, Seide, Spitze - alles war dabei, nur keine normalen Sachen. Allmählich begann ich mich zu fragen, welchen Job ich hier überhaupt ausführen sollte. Sollte ich etwa doch nicht nur putzen und mit seinem Hund Gassi gehen, den ich wohlbemerkt noch nicht einmal gesehen, noch gerochen hatte? Sollte ich etwa für Choi strippen oder warum waren einige der Teile hauteng und sparsam im Stoff?! 

Wie erstarrt fixierte ich die Kleidungsstücke und bekam nicht mit, wie sehr doch die Zeit verstrichen war und, dass plötzlich Herr Choi direkt hinter mir stand. "Schöne Teile, nicht wahr?", hauchte er und ich schreckte zusammen. "Sie haben mir aber einen Schrecken eingejagt! Aber ja, sie sind sehr... speziell..."

Er nickte. "Hast du dich schon für ein Outfit entschieden?"
Ich schluckte und schüttelte den Kopf. "Hätten Sie denn nicht etwas Lockereres oder wenigstens etwas, das nicht bauchfrei ist?" Choi knackte mit seinen Fingern, straffte die Schultern und reckte das Kinn etwas nach oben. "In fünf Minuten erwarte ich dich unten", war das Einzige, was er darauf erwiderte, bevor er das Zimmer wieder verließ. 

Mit pochendem Herzschlag verweilte ich bestimmt noch weitere 30 Sekunden so, bis ich aus meinem festgefrorenen Zustand herausfand. Unsicher schob ich einige der wortwörtlichen Fetzen beiseite, bis ich ein einigermaßen okayes Crop-Top fand, das sogar etwas meinem Geschmack entsprach. Es war rosa, hatte eine kleine Katze über der rechten Brust und puffige Verzierungen am Ausschnitt. Bei der Auswahl der Hose blieb mir eigentlich gar keine andere Wahl, als eine aus Leder zu nehmen, die andere Variante war nämlich entweder sau enger Latex oder abgeschnürter Ass.  

Min flauem Gefühl im Magen machte ich mich nun auf den Weg eine Etage tiefer, bis ich im Wohnzimmer stand. Hände vor meinem Schritt verschränkt, Gänsehaut am Rücken, brennenden Ohren. 

"Hübsches Outfit", ertönte es plötzlich einige Meter hinter mir, was mich ruckartig herumfahren ließ. Herr Choi lehnte im engen Hemd, zurück gekrempelten Ärmeln und Brille auf der Nase im Türrahmen, seine Blicke brannten auf mir. 
"Dann zeige ich dir mal, wo du anfangen kannst", gab er von sich und ein Knoten bildete sich in meinem Hals.

༺༻

Einige Stunden später war ich tatsächlich fertig mit Putzen, hatte den Boden gewischt, Bilderrahmen abgestaubt und Betten bezogen, und war schließlich nun dabei Essen zu zubereiten, während Choi den Tisch deckte. Seinen Hund hatte ich immer noch nicht gefunden, aber vielleicht war das Tier auch einfach nur scheu, nachfragen wollte ich auf jeden Fall nicht. 

Letztendlich war der Tag schneller vorübergegangen als erwartet und im Endeffekt fand ich Mister Choi sogar ganz nett, auch wenn er hin und wieder etwas sus rüberkam. Aber das war anscheinend normal bei einem verwitweten Mann Mitte fünfzig. 

"Wie sieht's aus mit den Nudeln?", rief er vom Esszimmer aus, das mit der Küche verbunden war und sah mich interessiert an. "Sind gleich so weit", antwortete ich lächelnd und schaltete die Herdplatte aus, vermischte die Carbonara Soße mit Nudeln und trug den Topf zum Esstisch. "Sieht gut aus", komplimentierte er mein Gericht, als ich uns beiden etwas auf die Teller tat und ließ mich dabei nicht aus den Augen. 

"Ist auch gaaaanz viel Liebe dabei", witzelte ich und ließ mich gegenüber von ihm auf dem Stuhl nieder. 
"Einen guten Appetit", wünschte er mir, was ich erwiderte. Daraufhin aßen wir, tauschten hin und wieder Lobpreisungen aus und endeten in einem ziemlich lockeren Gespräch. Die Atmosphäre war entspannt, in der Luft lag derselbe gute Geruch, der mich schob begrüßt hatte, als ich die Villa betreten hatte. Er machte mich auf irgendeiner Weise entspannt und irgendwie auch etwas müde, aber das musste nicht unbedingt daran liegen, heute war immerhin ein langer Tag. 

Gerade, als ich die nächste Portion Nudeln in meinen Mund befördern wollte, hielt Choi meinen Arm sachte auf. "Ich wollte noch etwas mit dir besprechen Jimin...", begann er und setzte seine Brille ab, klappte die Bügel zusammen und legte sie auf den Tisch. 

"Aber vorerst,... möchtest du etwas trinken? Ich habe letztens zufällig einen guten Wein in meinem Keller gefunden, Jahrgang 2001." Auf eine Antwort wartend blickte er mich an und ich hatte das Gefühl, dass es besser wäre, sein Angebot anzunehmen. 
"Ähh gerne, aber bitte nicht zu viel, ich muss ja heute noch irgendwie heimkommen", stammelte ich, merkte, wie meine Wangen rot wurden. 
"Sicher." 

Choi kam mit zwei Gläsern Wein zurück, die er in der Küche außerhalb meines Blickfelds eingeschenkt hatte. Er reichte mir eines der Gläser, ließ seines mit meinem zusammenklirren, "auf dich", und trank. Ich tat es ihm gleich, ließ die dunkelrote Flüssigkeit meine Kehle hinabperlen. 

"Mhh wie erfrischend", stöhnte Choi, leckte sich über die Lippen und grinste. "In der Tat echt ein guter Wein", stimmte ich zu und spürte jetzt schon, wie sich die Wirkung des Alkohols in mir breitmachte. Ein Zeichen dafür, dass ich nach all den Jahren 'Training' noch immer kaum etwas vertrug. 

"Okay, zurück zu dem, was ich mit dir besprechen wollte", fand er zu vorherigem Gespräch zurück, faltete seine Hände auf dem Tisch und räusperte sich einmal. Ich nahm währenddessen noch einen weiteren Schluck vom Wein, mein Blut begann bereits zu rauschen. 

"Wie du vielleicht bemerkt hast, sind oben in diesem Kleiderschrank keine alltäglichen Arbeitssachen gewesen..."
"Ja...?"
"Sie dienen eher anderen Zwecken..." 
"Ich verstehe nicht?"
"Sie werden meinem zukünftigen Sugarbabe gehören", haute er raus und blieb dabei auch noch vollkommen ernst. Ich jedoch brach völlig ab, endete in einem Lachanfall, da seine Aussage, gemischt mit dem halben Glas Wein, ziemlich unglaubwürdig klang, und wischte mir die Tränen weg. 

Doch als Choi nichts darauf erwiderte, wurde ich mir auf einmal bewusst, dass es kein Spaß war. 
"Sie meinen das ernst?"
Er nickte. "Deswegen bist du hier, Jimin. Ich möchte dich als meinen Sugarboy. Ich gebe dir viel Geld, Kleidung, alles was dein Herz begehrt."
"Und im Gegenzug?"
"Im Gegenzug gibst du mir deinen Körper."

Entsetzte schüttelte ich den Kopf. "Ich gebe einem alten Knacker wie dir doch nicht meinen body!", lallte ich schon beinahe. Hilfe, was war da im Wein drinnen?!! 

"Einem alten Knacker? Hör mir mal zu, ich denke nicht, dass du weiß, was ich dir hier alles gerade biete." 
"Ich verkaufe mich doch nicht!"
"Das ist doch kein verkaufen. Wir werden uns zwei Mal in der Woche treffen, den Rest hast du frei und kannst machen, was du willst." 
"Aber ich hab einen Freund, das ist dir schon klar."
"Damit habe ich kein Problem."
"Bitte?!" Nun sprang ich wankend auf, krallte mich an die Tischplatte, damit ich nicht fiel. 

"Jetzt beruhige dich doch."
"Mich beruhigen? Du bietest mir an, für schmutzige Arbeit Geld zu verdienen, während ich einen festen Freund habe und auch noch das Dreifache jünger bin, als du!"

Entnervt schnaube er. "Setz dich wieder hin. Natürlich gibt es auch Regeln, an die wir uns beide halten müssen."
"Nein."
"Nein?"
"Nein, ich... isch will.. dasss nischt..." Gott, warum ist mir auf einmal so schwindelig? 

"Du weißt gar nicht, was du dir da entgehen lässt", murmelte der Ältere und erhob sich. Ein Geistesblitz in meinem Kopf befahl mir zur Tür zu rennen und hektisch ging ich dieser Idee nach, drehte mich schwankend um und setzte einen Fuß vor den anderen, von allen Seiten kamen auf einmal schwarze Gespenster. Meine Sicht wurde mit jedem Schritt verschwommener, die Stimmen der Geister verzerrter, mein Gleichgewicht wurde der Schwerkraft entrissen und ich fiel. 

In meinem Kopf fiel ich hundert Mal hintereinander, bis das Schwindelgefühl urplötzlich nachließ und mich Müdigkeit übermannte. Einen letzten Satz bekam ich aber noch mit. "Oh du wirst meine schönste Trophäe."

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