▪Chap ||| 49 |||▪

𝐚𝐥𝐨𝐧𝐞.

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Jimin P.o.V.

Eine sanfte Brise an schwerelosen Wind strich durch die angehende Nacht, umwirbelte wild meine Haare, sodass diese nun wahrscheinlich kreuz und quer von mir abstanden. Ich schmunzelte, wollte gerade eben meine Hand zu meinem Kopf führen, um meine Frisur zu richten, bis ich plötzlich eine leichte Berührung an meiner Stirn verspürte. Jungkooks Finger strichen mir hauchzart, die ins Gesicht gefallenen Strähnen zur Seite, glitten durch mein verwuscheltes Haar und glätteten meine Mähne.

"Danke Koo", flüsterte ich, kuschelte mich nur noch mehr an den Mann meiner Träume ran. Dieser brummte nur zufrieden, dachte nicht einmal daran, seine Hand von meinem Kopf zu nehmen und diese wieder um meinen Körper zu schlingen.

Stattdessen kraulte er meine Kopfhaut, während er mir hin und wieder einen kleinen Kuss auf den Schopf drückte. Und jedes Mal, wenn er mir diese kleine aber doch so liebliche Geste schenkte, klopfte mein Herz unglaublich schnell und ein leises Glucksen verließ meine Lippen.

Ich war so unendlich glücklich mit ihm, wie schon lange nicht mehr. Die Wochen zuvor waren nervenauftreibend, anstrengend und irgendwie auch ein bisschen einsam gewesen (auch wenn ich meine Freunde um mich hatte) doch nun...

Der Dunkelhaarige massierte ein letztes Mal meinen Nacken, küsste meinen Hals diesmal etwas länger und rieb seine Nase gegen meine Haut, was mir einen wohligen Schauer bescherte.

...doch nun hatte ich endlich ihn.

Und als mir diese Erkenntnis kam, konnte ich es nicht verhindern, mich in seinen beschützenden Armen wieder umzudrehen, mich auf seinen Schoß zu setzen, meine Hände um seinen Hals wandern zu lassen und ihm tief in die Augen zu blicken.

"Was ist?", murmelte er, als er meinen Blick bemerkte. Er platzierte seine großen Hände an meiner Taille, hielt mich fest. So fest, dass ich mir zum ersten Mal richtig gewollt vorkam. Niemand hatte mich jemals so gehalten, wie er und in diesem Moment bedeutete es mir so unglaublich viel, sodass mir eine einzelne Träne über die Wange lief.

"Ich liebe dich Jungkook", wisperte ich, sprach endlich die Worte aus, die mir die Welt bedeuteten. Nicht nur mir, denn kein Wimpernaufschlag verging und er drückte mich noch enger an sich, küsste mich wie noch nie zuvor und ich wusste, dass er das Gleiche empfand.

Seine Lippen lagen weich auf meinen, bewegten sich andächtig, zärtlich, berührten die Meinen so vorsichtig, wie als wäre ich nur eine Illusion und er hätte Angst, sie könne sich mit zu viel Druck in Luft auslösen. 

So Vieles lag in diesem einen Kuss. Dieser eine Kuss, an den ich mich immer erinnern würde, an den ich immer zurückdenken würde, wenn ich wieder einmal das Gefühl hatte, ich würde nicht geliebt werden. 

Den innigen Kuss, der viel intimer war, als all die anderen Dinge, die wir bis jetzt ausgetauscht hatten, nicht unterbrechend, schob ich meine Hand auf seine Brust, ließ sie dort ruhen. Leicht krallte ich mich in sein Oberteil, fand den Halt, den ich gerade eben brauchte. Und als ich dann auch noch spürte, wie sehr sein Herz gerade eben unter meiner Berührung zu schmelzen begann, konnte ich die nächste Träne nicht in mir behalten. Sie rollte wie in Zeitlupe über meine erhitzte Haut, hinterließ eine Kälte, die ich nie mehr wieder fühlen wollte. 

Als wir uns Millimeter voneinander lösten, war es Jungkook, der mir diese Kälte nahm, indem er die kalte Spur davonstrich. Wenn ich ihn schon all die Jahre zuvor bei mir gehabt hätte, dann wäre es ein leichtes gewesen, Kälte aus meinem Leben zu verbannen. Und es war ein schöner Gedanke, an dem ich gerne festhielt. Dass er derjenige sei, der mich immer retten würde und mir die Wärme spenden würde, die ich brauchte. 

Genau diese Wärme breitete sich gerade eben in meinem Brustkorb aus, erwärmte mich von innen. Jungkook lehnte sich zu meinem Ohr vor, streifte mit seinen Lippen meine mit Gänsehaut überzogene Haut und endlich sagte er es. Er sagte, dass er mich liebe und das mit einer solchen Aufrichtigkeit in der Stimme, sodass ich glatt noch mehr in Tränen hätte ausbrechen können.

"Ich liebe dich so, so sehr mein Jimin. Du bist alles, was ich jemals gewollt habe."
Ich schmiegte mich auf diese Worte so nah an ihn ran, wie nur möglich, wollte ihn am liebsten gar nicht mehr loslassen. Ich vertraute ihm so sehr, würde ihm womöglich zu diesem Zeitpunkt bis ans Ende der Welt folgen, wenn er gehen müsste. Deswegen beschloss ich auch, ihn mehr von dem Teil meines Lebens zu erzählen, der diese Kälte in mir auslöste.

Wir lagen wenige Meter von den Felsen, von denen wir aus den Sonnenuntergang betrachtet hatten, im Gras. Leicht kitzelte es unsere Gesichter, als ein weiterer Luftzug an uns vorbeihuschte. Unsere Körper waren zueinander hergedreht, spendierten uns die Aufmerksamkeit, die wir brauchten.

"Weißt du Jungkook... du bist wahrscheinlich der Erste, der mich jemals geliebt hat - also so richtig meine ich... nicht so wie Freunde, sondern diese bestimmte Verbundenheit, die es nur gibt, bei aufrichtiger Liebe..."
Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, zog mich mein Freund auch schon an seine Brust, streichelte meinen Rücken auf und ab.

"Von meinen Eltern habe ich nie Liebe erfahren... sie waren schließlich kaum zuhause - sind es immer noch. Ich sehe sie nur alle paar Monate mal und das auch nur, wenn sie nachhause kommen, um sich ihres Kleiderschranks zu bedienen. Ich bin da vollkommen nebensächlich. Erst wenn sie mich sehen, fällt ihnen wieder ein, dass es ja mich noch gibt. Der Junge, der nie gewollt wurde..." Ich stockte, schluckte den Kloß runter, der sich beim Sprechen in meinem Hals gebildet hatte.

"Ich war so lange alleine... und auch wenn meine Freunde bei mir waren, konnten sie mir nicht das geben, was ich brauchte. Denn immer, wenn ich abends ins Bett ging, waren es die Vorstellungen, wie Liebe wohl aussehen könnte, die mich begleiteten und in den Schlaf wogen. In meinen Träumen war es aber immer einsam, so wie ich in meinem Leben. Mir wurde mit der Zeit vieles egal, lebte in meiner eigenen Blase aus Gedanken. Vielleicht kennst du ja dieses Gefühl... aber mich hat es fertig gemacht. Dieses....Nichtsfühlen."

Ich blickte hinauf zu seinen Augen, die mich so viele verschiedene Welten sehen ließen, sodass ich gerade eben daran glaubte, damals nur nie richtig hingesehen zu haben. In die Sterne, die das Universum schmückten. Langsam blinzelte ich, legte meinen Kopf wieder auf seiner Brust ab.

"Deswegen gibt es auch die Kitty Gang..."

Irgendwie ging es mir beim Aussprechen tatsächlich etwas besser. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass das alles einmal rausmusste, doch nun war es wie, als hätte man mir all die Last genommen, die ich zuvor mit mir getragen hatte.

Für einige Minuten danach war es still zwischen uns. Es war nicht unangenehm oder so, doch irgendwie erhoffte ich mir irgendeine Antwort von ihm, die mir bestätigte, dass ich nicht absolut falsch gehandelt hatte. Natürlich wusste ich, dass diese Gang Sache nicht unbedingt toll ist und mir so einiges meiner Zukunft verbauen konnte, aber bis jetzt hatten wir noch nie sonderliche Probleme gehabt, die in mir eine Existenzkrise ausgelöst hätten.

"Eigentlich sollte ich jetzt so etwas wie 'Kriminalität ist da jetzt keine Lösung' oder 'Das wirst du sowas von bereuen' sagen, aber ganz ehrlich? Irgendwie verstehe ich dich. Klar ist es eine nicht ganz so prickelnde Art, diese Taubheit zu verdrängen, aber tatsächlich kann ich es nachvollziehen."
"Ehrlich?"

Er nickte, gab ein zustimmendes Geräusch von sich. "Ja. Tatsächlich sind wir gar nicht so unterschiedlich. Okay, nur dass du halt Illegales am Laufen hast und ich dich dafür wegsperren sollte-" Er lachte kurz auf, worauf ich mit einstimmte. "Aber im Prinzip läuft es auf dasselbe hinaus."

Nun war ich derjenige, der ihn überrascht anblinzelte. "Inwiefern meinst du das jetzt?"
"Also, jetzt erfährst wohl du so den Teil meines Lebens, der mir auch sehr nahe geht...denn mir ergeht es genauso wie dir. Ich habe meine Eltern schon früh verloren - Autounfall. Ich war damals vierzehn oder fünfzehn und vielleicht kannst du das nachempfinden... meine Welt ist förmlich in tausend Teile zersprungen. Von da an war ich auch sehr viel alleine, auch wenn ich - so wie du - meine Freunde hatte. Aber irgendwas hat mir immer gefehlt, dieses Gefühl von zuhause sein. 

Bei meinen Eltern war ich zuhause, aber als sie mir genommen wurden, riss es mir beinahe den Boden unter den Füßen weg. Lange Zeit habe ich gebraucht, um ihren Tod zu verarbeiten. Jeder Tag war von da an gleich, verlief immer so, dass ich tagsüber in der Schule war und nachts weinend in meinem Bett lag. Meine Großeltern, bei denen ich in dieser Zeit gewohnt habe, haben das nie mitbekommen, was wahrscheinlich auch besser so war. 

Eines Nachts hatte ich dann einen Traum. Ich habe geträumt, sie wiederzusehen und das war auch noch so real, dass ich glaubte, sie wären wirklich hier. Und ab da an waren sie es auch - tief in meinem Herzen verankert. Ich fasste damals eine Entscheidung und die war, all diejenigen, die so viel Leid verursachten, Chaos und Unruhe stifteten zur Gerechtigkeit zu ziehen.

Deswegen wurde ich Polizist, hab mich für die richtigere Seite entschieden-" Er knuffte mir einmal spielerisch in die Seite, bis er fortfuhr. "Ich weiß genau, wie du dich fühlst Jimin. Aber das brauchst du in Zukunft nicht mehr, denn jetzt hast du mich."

"Und du hast mich, Jungkook."

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