𝟎 𝟔 𝟐

Die große Hand an Jimins Schulter, die sanft am Studenten rüttelte, ließ ihn erwachen. Mit einem riesigen Gähnen rieb er sich über die Augen und stellte ernüchtert fest, dass es draußen ja noch stockdunkel war. Etwas neben der Spur drehte er seinen Kopf wieder zurück und starrte in die dunklen Augen von Junghyun, der Jimin einen halben Herzinfarkt bescherte.

»Ah, erschreck' mich doch nicht so!«, quengelte er und griff sich theatralisch an die Brust.

»Schh!«, zischte der Ältere leise zurück, legte den Zeigefinger auf die spitzen Lippen und nickte dann zu Jimins rechter Seite.
Verwirrt folgte der Jüngere seinem Blick und stellte überrascht fest, dass Jeongguk neben ihm lag. Im Dunkeln sah er die fahlen Umrisse auf den ersten Blick gar nicht. Ihn wunderte es wirklich, warum der Rothaarige wieder neben ihm schlief. Lange konnte er sich aber nicht damit beschäftigen, da Junghyun ihm ungeduldig auf die Schulter tippte.

»Zieh' dich an.«
»Huh?«
»Zieh dich an!«, wiederholte Junghyun und verwirrt schälte sich Jimin aus der warmen Bettdecke, achtete nebenbei aber darauf, das Geburtstagskind nicht zu wecken.
So leise wie es nun mal möglich war, schritt er zum kleinen Kleiderkasten und holte sich bequeme Sachen heraus, in die er schnell schlüpfte, um danach Junghyun aus dem Zimmer zu folgen.

Im schmalen Flur angekommen, kniff Jimin reflexartig seine Augen zusammen, als ihn das gelbe und grelle Licht der Deckenlampe blendete.
»Was ist?«, fragte er müde.
»Taehyung steht unten und will dich abholen«, erklärte der Polizist ruhig und entspannte sich etwas.
»Warum das denn? Es ist erst-«
Jimin stoppte und schielte zu der kleinen Uhr, die im Flur hing.
»Vier Uhr morgens!«

Junghyun zuckte mit den Schultern und irritiert schlich Jimin wieder in das Schlafzimmer, um sein Handy zu holen. Jimin blieb noch mal im Rahmen der Eingangstür stehen und fragte mit kaum geöffneten Augen
»Kommst du heute auch?«, was der Ältere mit einem kühnen
»Weiß ich noch nicht« beantwortete.
»Ich arbeite bis Vier und später muss ich noch Ryujin vom Flughafen abholen.«

»Falls wir nicht nachkommen, feiern wir halt gemeinsam, wenn ihr zurückkommt.«, fügte er noch hinzu.
Etwas zufriedener nickte Jimin, nuschelte eine knappe Verabschiedung und schritt das Treppenhaus runter. Draußen angekommen wurde er von kühler Nachtluft umhüllt und bald fand er auch schon einen großen Combi am Straßenrand stehen, der zur Hälfte am Bürgersteig parkte.

Kopfschüttelnd schritt Jimin auf das Auto zu, öffnete die rechte Hintertür und ließ sich in das warme Innere fallen, wäre dabei aber fast auf Yoongi gefallen, der mit Mahiro auf der Rückbank saß. Hoseok saß hinter'm Steuer und drehte sich grinsend um. Taehyung folgte seinem Beispiel und strahlte Jimin mit seinem üblichen Kastenlächeln an.
»Was habt ihr denn für einen Schuss? Müsst ihr mich schon um vier Uhr morgens nerven?«, knurrte Jimin bissig, was die Zwei vorne grinsend ließ.

»Taehyung hat das Ferienhaus etwas unterschätzt...«, begann Hoseok und schielte zum Grauhaarigen, der sich entschuldigend am Hinterkopf kratzte.
»Es ist viel größer, als wir gedacht haben.«
»Und für was scheucht ihr uns so früh aus dem Bett?«, knurrte Yoongi.
»Zu zweit werden wir mit der Vorbereitung niemals fertig. Deshalb brauchen wir eben Hilfe«, erklärte Taehyung, der nur böse Blicke erntete.

»Ya, seid doch nicht so negativ! Das wird spaßig!«, zwitscherte Hoseok, startete den Motor und fuhr mit dem rechten Vorderreifen vom Bürgersteig, sodass die Federung mal schön in die Tiefe ging.
Es dauerte nicht lange, ehe Taehyung DJ spielte und die Musik ziemlich laut aufdrehte. Die Zwei vorne hatten ihren größten Spaß, währen die Drei hinten einfach nur schlafen wollten.

Mahiro schlief als erste ein und ließ den Kopf auf Yoongis linker Schultern ruhen. Der Grünhaarige folgte ihr bald und nickte auch wieder ein. Jimin schloss ebenfalls seine Augen, hörte Taehyung und Hoseok noch eine Zeitlang quatschen, driftete letztendlich aber auch in den Schlaf.

─────

Jimin wurde geweckt und verschlafen blinzelte er einige Male, sah sich im Wagen um. Yoongi wachte auch gerade auf und weckte Mahiro, die seine Schulter voll sabberte.
Die Blonde rieb sich über die Augen und Hoseok boxte dem schnarchenden Taehyung auf die linke Schulter, sodass der Grauhaarige sofort hellwach war.
»Wir sind da«, verkündete der Rothaarige und stieg als erster aus.

Jimin tat ihm gleich, stolperte aus dem Auto und landete fast mit dem Gesicht auf dem knirschenden Kies. Als alle ausgestiegen waren, sah Jimin das Ferienhaus an. Es war größer als manches Haus in der Stadt.
Nicht schlecht., dachte er sich.
Der Schwarzhaarige ließ seinen Blick nach links wandern und starrte auf den kleinen Strand und das Meer, das den wunderschönen Sonnenaufgang widerspiegelte. Dieser Anblick war atemberaubend.

Sanft lächelte er, als ein paar Seemöwen ihre Runden am orangeblauen Himmel zogen. Taehyungs tiefe Stimme ließ Jimins Aufmerksamkeit zum Grauhaarigen wandern, der schon Hand in Hand mit Mahiro an der Eingangstür stand. Jimin raffte sich auf und schritt zu ihnen. Die kühle Meeresbrise ließ seine Müdigkeit wie durch Zauberhand verschwinden. Was die Natur alles im menschlichen Körper auslösen konnte, faszinierte den jungen Studenten.

Mahiro hielt einen Schlüsselbund in der zarten Hand, öffnete die Tür und ließ die Männern rein. Jimin sah sich um. Nicht nur die Außenfassade, sondern auch die inneren Wände waren vollkommen aus rustikalem Holz. Vorsichtig ließ Jimin seine Finger drüber wandern, spürte den Lack, der sich langsam abblätterte. Der Flur war lang und breit, dekoriert mit vertrockneten Blumen und eingerahmten Bildern. Auf der rechten Seite führte eine Treppe in den ersten Stock.

Mahiro führte die Männer in das geräumige Wohnzimmer, das zugleich auch der Essbereich war. Links grenzte die Küche an.
»Oben ist noch ein Badezimmer, das Schlafzimmer und das Gästezimmer. Vom Flur aus gelangt man auf den Balkon«, erklärte die Blondine, die lächelnd in Erinnerung schwelgte.
Jimin schritt zu den gläsernen Doppeltüren, die an der vorderen Seite des Wohnzimmers, hinter der Wohnzimmerwand mit dem großen Fernseher, waren.

Er öffnete sie, stieg über den Türrahmen und stand nun auf der hölzernen Terrasse, von der man einen perfekten Blick auf das Meer hatte.
Wie romantisch., dachte er sich schmunzelnd und sog den Geruch des Meeres auf, lauschte den gleichmäßigen Klängen der Wellen. Yoongi gesellte sich zu ihm, folgte seinem Blick.
»Schön, nicht wahr?«, fragte der Schwarzhaarige seinen Freund, der nachdenklich nickte.

Jimin wollte ihn schon fragen, ob alles ok war, jedoch raufte sich Yoongi einfach durch das Haar und gab ein lautes Seufzen von sich.
»Spitze. Ich werde den ganzen Tag nur von Pärchen umgeben sein«, schnaufte er gespielt selbstbemitleidend und ließ seine linke Hand am Nacken ruhen, während Jimin leise lachte.
»Ja, da hast du Recht«, meinte er und stieß dem Älteren spielerisch in die Rippen.

»Lass dir davon aber nicht deine gute Laune vermiesen, ja?«, fügte er noch mit strengem Blick hinzu.
»Natürlich«, schnurrte der Mintgrünhaarige und zeitgleich drehten die beiden ihre Köpfe zurück, als sie Mahiros laute Stimme hörten. Grinsend sah Jimin zu Yoongi, ehe er wieder in das Haus spazierte und das Pärchen vorfand. Mahiro schimpfte mit Taehyung, da der Tollpatsch eine Vase umgeschmissen hatte. Jimin jedoch sah ganz genau, dass sich Taehyung das Lachen verkneifen musste. Dasselbe galt für Hoseok, der sich die Hand vor den Mund hielt.

»Ihr Zwei«, begann die Blonde und deutete zu Jimin und Yoongi, die wie bestellt und nicht abgeholt inmitten des Wohnzimmers standen.
»Kommt her.«
Die Studenten folgten der Aufforderung ohne Widerrede und lauschten ihrem Vorhaben.
»Wir werden zuerst alles gründlich putzen. Hier sieht es ja wie bei Hoseok unter'm Sofa aus.«
Hoseok griff sich theatralisch an die Brust, was die Schwangere aber komplett ignorierte.

»Hoseok, Jimin und Yoongi machen das Erdgeschoss, wir zwei den ersten Stock. Nach dem Putzen können wir weiter diskutieren. Die Putzmittel findet ihr in der Küche.«
Ohne weiteren Kommentar verließ Mahiro das Wohnzimmer. Eilig dackelte Taehyung ihr hinterher und verdutzt sah Jimin seine Freunde an. Das wird ein Spaß.

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