acht
***
Nach dem beängstigenden Ausgang Ihres Gesprächs war einfach nichts mehr wie es vorher war.
Obwohl Jungkook ihn hätte rauswerfen können, tat er es nicht. Dabei wäre es für sie beide wohl am besten gewesen, zumal Taehyung in seiner unmittelbarer Nähe plötzlich nicht mehr frei Atmen konnte.
Die Dinge die zwischen ihnen gefallen waren, waren für beide schmerzhaft aber wenn Taehyung glaubte es wieder gerade biegen zu können, vielen ihm wieder so viele Dinge ein die gegen sie sprachen, das er es lieber gleich bleiben ließ.
Sie sahen sich selten. Jungkook war unter der Woche sehr viel arbeiten, aber auch Taehyung verdiente sich sein Geld mit kellnern und gelegentlichen Jobs. In der Zeit wo er zuhause war, fühlte er sich schlecht. Es gab keinen Moment in der er richtig abschalten konnte. Die Gedanken rotierten - immer und immer wieder.
Wieso war er nur so eklig zu Jungkook gewesen? Diese Angst, ersetzbar zu sein hat ihn einfach so fertig gemacht. Denn was hatte er großartig anzubieten?
Das meiste war ihm Fremd und immer noch befremdlich. Die Dinge in Jungkooks Folterzimmer jagten ihm zum Teil immer noch Angst ein. Auch wenn er es irgendwie erregend fand, von ihm ausgepeitscht zu werden, wusste er, daß Jungkook mit anderen Sklaven für gewöhnlich weiter ging.
Wie sollte er diesen hohen Ansprüchen auf Dauer überhaupt gerecht werden? Es war doch nur eine Frage der Zeit, bis er durch Jemand besseres ausgetauscht wurde.
Frustriert ließ er die Wäsche los die er gerade in die Wäschetrommel werfen wollte und hockte sich mit hängenden Kopf hin. Er rieb sich die Augen als er an die Auseinandersetzung dachte und schnaufte frustriert.
Wie sollte es jetzt nur weitergehen? Sie waren kein Paar, schuldeten sich keine Erklärung - also was hielt ihn davon ab einfach auszuziehen?
Taehyung seufzte tief und ließ den Kopf noch tiefer hängen. "Aiish.." zischte er und verzog das Gesicht genervt, traurig und so unfassbar frustriert.
Seine wirren Gedanken fanden ein jehes Ende, als er hörte wie die Wohnungstür plötzlich aufgeschlossen wurde. Ruckartig fuhr er in die Höhe. Die Klamotten kickte er noch schnell in die Waschmaschine und stellte in der Eile auf Kurzprogramm. Gedankenlos rannte er dann in den Flur und rutschte bei seinem Glück auch noch beinahe aus, fing sich aber noch rechtzeitig bevor Jungkook ihn entdecken konnte.
Der Schwarzhaarige war aber nicht alleine. Er hatte Freunde dabei, Einige kannte er aus dem Club, andere Gesichter widerrum waren ihm völlig fremd.
Das zaghafte Lächeln das er sich extra aufs Gesicht gepflastert hatte, fiel noch sofort in sich zusammen.
***
Sie spielten Monopoly.
Es entsprach nicht seiner Vorstellung. Taehyung dachte vielmehr das es irgendwie um BDSM gehen würde. Oder das Alkohol getrunken wurde, bis die Hemmschwelle fiel. Dem war aber nicht so. Es sah nach einem einfachen Spieleabend mit Freunden aus.
"Willst du deinen süßen Mitbewohner denn nicht endlich einladen mitzuspielen? Wenn er dort noch weiter so dasteht, schlägt er irgendwann noch wurzeln." schmunzelte einer der wenigen Frauen in der Runde und deutet in Taehyungs Richtung.
Jungkooks Freunde lachten leise und Taehyung zuckte auf.
"Ah Jennie lass ihn doch, wir verschrecken ihn vermutlich nur." warf Jemand dann laut ein aber davon wollte diese Jennie nichts hören. Taehyung beachtete diese kleine Unterhaltung nicht, sondern sah angespannt zu Jungkook. Die Miene des Schwarzhaarigen sah immer noch ausdruckslos aus, zumindestens wirkt es so, dann aber folgte ein knappes Nicken und ein zögerliches schlucken.
Sofort sprang diese Jennie auf ihre Beine und zwang ihn förmlich dazu sich mitten in die Runde zu setzten. Fahrig leckte er sich über die Lippen. Was tat er jetzt am besten? Er wusste es wirklich nicht und so legte er die Hände flach auf seine Oberschenkel und schenkte jedem der Anwesenden ein kleines schüchternes Lächeln.
Er fühlte sich in so großen Gruppen nie richtig wohl. Im Club hatte man wenigstens laute Musik um sich herum und es war die meiste Zeit dunkel aber hier wurde er offen zur Show gestellt und ihm war bewusst, das fast alle in der Runde davon ausgingen er sei Jungkooks Spielzeug - sein Sklave.
Mit zunehmender Zeit wurde die Stimmung unter den Freunden ausgelassener, das Lachen lauter und der ein oder andere hatte dann doch etwas zu tief ins Glas geschaut. Es wurde gelacht, erzählt, wild gestikuliert und die Themenwechsel wurden immer schneller und unvorhersehbarer. Taehyung versuchte den wilden Gesprächen um sich herum zu folgen und nickte an den richtigen Stellen, versuchte dabei die Hitze die seinen Hals hinaufkroch und dort mit Sicherheit rote Stellen hinterließ einfach zu ignorieren.
Er konnte Jungkooks Blick auf sich spüren aber er traute sich in diesem Moment nicht in seine Richtung zu sehen. Es hatte etwas lauerndes. Wie eine Katze, die nur darauf wartete, das ihr Opfer eine falsche Bewegung tat. Er schluckte die Wüste in seinem Mund hinunter und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren, als ihm plötzlich eine Flasche Bier vor die Nase gehalten wurde.
Einer von Jungkooks namenlosen Freunden deutete auffordernd auf das Bier in seiner Hand.
"Ähh... Nein danke. Ich trinke nicht so gern." erklärte er und winkte dankend ab aber der Typ schien sich nicht so leicht abwimmeln zu lassen.
"Verträgst wohl nichts oder hat dir JK verboten zu trinken?"
"Was? Wieso sollte—?"
"Ya du Penner, lass ihn in Ruhe oder du kriegst gleich mit der Flasche eine über gebraten. Wenn er nichts trinken möchte, dann trink den scheiß doch selbst!" schimpfte Jennie und beugte sich über die Couchlehne um nach dem Typen zu schlagen. Dann drehte sie sich in seine Richtung und lächelte ihn zuckersüß an.
"Mach dir nichts aus diesen Idioten, manche haben sich eindeutig irgendwann mal die Gehirnzellen rausgevögelt." sie deutete ein Vogel an die Stirn und verdrehte dabei die Augen.
"Ah verstehe.. klingt plausibel." erwiderte Taehyung etwas überrumpelt, grinste aber als er Jennies Grinsen sah.
Sie war ihm irgendwie sympathisch. Unwillkürlich und ohne es wirklich steuern zu können, fragte er sich aber ob Jungkook auch mit ihr etwas mal hatte.
Einerseits hasste er sich für diesen Gedanken andererseits hatte er null Anhaltspunkt. Was genau wusste er schon über Jungkook? Die Möglichkeit bestand. Es war echt zum verrückte werden. Seine Fantasie war nicht so kooperativ und versorgte ihn gleich mit ganz vielen unpassenden Bildern. Na super.
"Ich wollte es ja erst nicht glauben, wie alle Anderen natürlich auch. Ich dacht Kookie will mich verarschen, als er meinte er hätte Jemanden bei sich aufgenommen... aber jetzt wo ich dich sehe geht mir ein Licht auf und ich versteh wieso er es getan hat." plapperte Jennie ungefragt auf lockerer Art weiter und schweifte dabei etwas vom Thema ab.
Eigentlich wollte Taehyung ihr auch zuhören aber das einzige was er hörte war "Kookie", danach schaltete sich seine Gedanken automatisch ab und er bekam nichts mehr mit. Erst als Sie mit einer Hand vor seinen Augen herumfuchtelte, schreckte der junge Koreaner wieder auf.
"Hallo? Noch da?" fragte sie und legte ihren Kopf schief.
"Oh Sorry. War nur kurz in Gedanken." nuschelte Taehyung hastig und sein Herz machte einen kleinen nervösen Hüpfer, bevor er mit Gewalt gegen seine Rippen polterte. Danach brach er aprubt den Blickkontakt ab.
"Ich hole mir mal etwas zu trinken... etwas nicht ganz so alkoholisches." wich er aus und erhob sich um dann schnell in die Küche flüchten zu können.
"... Okay?" murmelte Jennie noch leise und starrte verdattert hinterher.
In der Küche angekommen, musste Taehyung sich erst einmal an der Anrichte abstützen und tief durchatmen.
Wieso hatte Jungkook ausgerechnet heute seine ganzen Freunde eingeladen? Dieser Dauerzustand der Angespanntheit ging nicht fort und so langsam wurde es echt anstrengend so zu tun als wäre alles in Ordnung. Nachdenklich holte er sich etwas kaltes aus dem Kühlschrank und exte es in einen Zug weg.
Was zum Teufel tat er überhaupt hier? Er fühlte sich immer noch überflüssig, nicht zugehörig und alles was dieser Abend in ihm auslöste war wieder diese blöde nervige Eifersucht! Es wuchs ihm über den Kopf und alles was er gerade brauchte war endlich wieder klare Gedanken. Einen Plan.
Eine Idee wie es weitergehen sollte.
Mit ihm und Jungkook.
Gott, er wurde irgendwann noch wahnsinnig. Ruckartig stieß Taehyung sich von der Anrichte und ging Richtung Wohnungstür. Er hatte das Gefühl diesen Frust in sich irgendwie los werden zu müssen. Er sagte nichts, verabschiedete sich nicht einmal, als er sich Jacke und Schlüssel schnappte und anschließend verschwand.
Seine Beine führten ihn beinahe automatisch zum Han River. Erst als er den Fluss vom weiten aus entdecken konnte, erlaubte er sich langsamer zu werden und bemerkte jetzt erst wie kühl es eigentlich draußen war. Die Abendluft biss unangenehm und zwang ihn dazu die Arme um sich zu legen. Fröstelnd trat er näher und beobachtete die spiegelglatte Oberfläche des Wassers, welche im Dunkeln ihm wie ein riesige schwarze Schlucht auftat.
Erschöpft ließ er sich auf eine Bank nieder, die im geringen Abstand zum Han River stand und stütze den Kopf in die Hände. Seufzend atmete er aus.
Die Bilder ihres kennenlernen drohten ihn zu überfluten. Wieso musste das alles nur so unfassbar kompliziert sein? Scheinbar war Jungkook zur ganz normalen Tagesordnung zurückgekehrt und tat so als wäre nichts. Taehyung selbst wünschte sich das es so einfach ginge aber seine Gedanken hinderten ihn daran.
In kürzester Zeit fror er erbärmlich aber das hinderte ihn trotzdem nicht daran auf der Bank sitzen zu bleiben. Stumpf sah er gerade aus und tat einfach nichts. Irgendwann stöhnte er aber resigniert auf. Es brachte nichts - Taehyung wusste dieses Problem nicht zu lösen. Egal wie, jedesmal wenn er versuchte in Jungkook mehr als nur eine "heiße Bettgeschichte" zu sehen, bekam er Herzrasen und heftige Schweißausbrüche zugleich.
Obwohl sein Körper und Geist inzwischen totmüde war und der Schlaf an den Rändern seiner Augen nagte, hielt er sich eisern davon ab wieder zurückzugehen. Er wollte nicht auf Jungkook treffen, noch auf seine Freunde. Deswegen harrte er auch noch weiter auf der kalten Bank aus und klappert freiwillig mit den Zähnen.
"Okay, wie lange möchtest du hier noch sitzen bleiben und mir aus dem Weg gehen?"
Taehyung fuhr abrupt in die Höhe und richtete die Augen erschrocken auf die Person vor sich, mit der er jetzt am aller wenigsten gerechnet hätte.
"J-jungkook!? Aber woher—?"
"Denkst du ich bekomme es nicht mit wenn du aus der Wohnung stürmst? Und wo könntest du zu dieser späten Zeit noch hin wollen? Der Han River erschien mir am sinnvollesten. Also hab ich hier gleich als erstes nach dir gesucht."
Jungkook stand vor ihm, im selben Mantel wie zu jener Nacht. Die Hände tief in die Manteltaschen vergraben.
"Du hast nach mir gesucht?" Taehyungs Mund wurde trocken und für einen Moment war er versucht einfach aufzustehen und abzuhauen aber Jungkooks intensiver Blick nagelte ihn förmlich fest.
"Natürlich. Ich weiß ja nicht ob du nicht wieder auf so eine bescheuerte Idee kommst und versuchst dich im Han River zu ertränken, weil dir mal wieder einige Dinge über den Kopf steigen."
"I-ich war an dem Tag betrunken gewesen, ich hätte das sonst nie getan!" verteidigte er sich schwach, wusste aber selbst wie jämmerlich diese Ausrede war. Taehyung war schon immer Jemand der mit schwierigen Situationen nicht umgehen konnte. Er wusste sie nicht zu bewältigen ohne Hilfe.
Für ein paar Sekunden sahen sie sich dann einfach nur an. Das schwache Licht der Straßenlaternen reichte nicht aus um die Umgebung vollständig zu beleuchten, so blieb der halbe Blick verborgen und doch schrumpfte ihr Universum auf diesen einen Moment zusammen.
Langsam brach Taehyungs Fassade, sie bröckelte langsam ab und ließ auf seinem Gesicht einen zutiefst verunsicherte Ausdruck zurück, als Jungkook weiterhin einfach nur schwieg. Doch dann setzte der Schwarzhaarige sich in Bewegung und setzte sich zu ihm auf die Bank.
"Ich dachte dieser Abend würde dir zeigen, das ich auch einfach nur ein ganz normaler Mensch bin.. mit Freunden... ja, vermutlich auch bekloppten Freunde aber wer hat diese nicht?"
Taehyung lächelte leicht als er das hörte.
"... Aber es ging anscheinend nach hinten los. Ich weiß einfach nicht wie ich es dir sonst beweisen soll. Sag mir Taehyung, was brauch es noch damit du weißt das du mir vertrauen kannst?" nun wurde er wieder angesehen und Taehyung konnte spüren wie ihm unter diesem sengenden Blick die Röte aufstieg.
"Es tut mir alles so leid..." murmelte er leise und seufzte. Taehyung senkte den Blick und starrte auf einen kleinen Punkt auf den Asphalt. "Ich weiß es doch auch nicht. Ich weiß es wirklich nicht aber... Ich hab einfach nur das Gefühl das du viel zu weit von mir entfernt bist und wenn ich versuche dich zu erreichen, kommt irgendetwas und wirft mich wieder zurück. Dafür kannst du inprinzip nichts, du hast mir ja von Anfang an klar gemacht das du ein spezielles Leben führst aber ich war so begeistert von dir, daß ich es einfach nicht wahrhaben wollte, wie sehr es mich doch beeinflusst. Ich bin einfach viel zu...prüde... zu.. versteift. Ich fühl mich so unendlich dumm zwischen deinen Freunden die bestimmt alle außergewöhnlich genialen Sex haben und kein Problem darin sehen es in der Öffentlichkeit auf der Toilette zu treiben..."
Jungkook lachte leise während er dabei den Kopf schüttelte. Taehyung verstand zunächst nicht wieso aber gerade als er fragen wollte was an dieser Situation so lustig war, drehte er sich in seine Richtung um und legte auch schon die Hände an seine Wangen. Schnell, um ihm erst keine Möglichkeit des Rückzugs zu geben, legte der Schwarzhaarige seine Lippen einfach so auf seine und küsste ihn zärtlich.
Überrascht hielt Taehyung still. Wie versteinert saß er da und wusste erst gar nicht wie ihm geschah, es dauerte aber gar nicht lange da entspannte er sich und erwiderte den Kuss nicht weniger sehnsuchtsvoll.
Langsam löste Jungkook sich dann wieder von ihm. In seinen Augen schien ein Meer aus funkelden Sternen zu schwimmen. Sprachlos klappte Taehyung der Mund auf. Er wollte etwas sagen aber kein Ton wollte ihm über die Lippen kommen.
"Reise mit mir übers Wochenende nach Jeju Island."
***
Hatte doch noch ein Kapitel aber ab jetzt könnte es Verzögerung geben. Gibt eh nicht mehr viele Kapitel. Mal schauen wie weit ich es noch ausdehnen werde, dann ist der zweite Teil auch schon vorbei :)
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