Kapitel 8. Das Schloss von Prinzessin Jennie, König Kai und Prinz Kuma

"Wow...", murmelte ich eingeschüchtert. Ich stand mit den anderen dreien vor einem großen, eisernen Tor. Durch die Gitter konnte man eine gepflegte Rasenfläche mit kunstvollen Blumenkübeln sehen. Dazu standen vereinzelt Hecken auf dem Rasen, die in allen möglichen Formen und Statuen geschnitten waren. Ich sah einen prächtigen Pfau aus Blättern und Ästen, dazu passend einen Adler mit einem detaillierten Schnabel. Das musste viel Arbeit gewesen sein... Zum Glück hielten sich diese immergrünen Pflanzen auch im Winter gut, dachte ich als ihr den Schnee betrachtete, der auf dem Kopf des Pfaus lag.

In der Mitte dieser weitläufigen, aufwendig dekorierten Rasenfläche zog sich ein schmaler Pfad aus perlweißen Kieselsteinen. In eleganten Schlingen führte der Weg von hier nach dort.
An einem Ende des Pfades befand sich das Eingangstor, mit uns davor. Am anderen Ende erhob sich ein riesiges, prunkvolles Gebäude gegen den Himmel und war in bedrohlich dunklen Farben getaucht. Ein Gebäude, ausladend und eindrucksvoll mit Balkonen und einer kühlen Fassade, modernisierten Akzenten die den Charme des viktorianischen Stils nicht gänzlich ersetzen konnten.

Jennie öffnete schwungvoll das Tor, das ohne ein Geräusch den Weg freigab, und sagte: "Trautes Heim, Glück allein. Kommt schon, Leute. Aber passt auf das ihr auf dem Weg bleibt. Dad hasst es, wenn irgendwas mit dem Rasen nicht in Ordnung ist."

Ich warf Lisa einen Blick zu. Auweia. Sie schaute ängstlich zurück. Die fröhliche Stimmung vom Weihnachtsmarkt war verflogen.
Puff.

Ich atmete tief durch und betrat den ordentlich geharkten Kiesweg. Hinter mir hört ich wie sich auch zwei weitere Fußpaare in Bewegung setzten, ein Blick über die Schulter verriet mir dass es Lisa und Rosé waren die sich Händchenhaltend auf das Grundstück der Kims wagten. Welch eine Ironie das auch ich Kim hieß, nur das mein Zuhause sich komplett von der kalten Fassade dieses Anwesens unterschied. Hier wirkte alles so groß, bedrohlich und ... ordentlich. Auf eine überlegene, warnende Art.
Ein falscher Schritt, ein umgeknickter Grashalm und du fliegst raus!
Das schien alles hier zu sagen.

Ich setzte jeden Schritt vorsichtig auf, zuckte jedes mal zusammen wenn das Knirschen der kleinen Steinchen ertönte. Am liebsten wollte ich gar kein Geräusch machen, bloß nicht auffallen. Ich hob den Blick von meinen Füßen zu Jennie, ihr Rücken schien mir vollends entspannt. Ihre Schritte setzte sie sicher und genau. Naja gut. Sie lief hier auch schließlich jeden Tag entlang. Jeden. Tag. Ich würde depressiv werden wenn ich jeden Tag diesen langen Weg durch den riesigen Park laufen müsste.

Wir kamen an einem kleinen, kreisförmigen Häuschen vorbei, mit einem runden, großen Eingang. Der Eingang war offen und durch die Öffnung konnte ich in der Mitte auf einem Sockel eine steinerne Statue erkennen. An der Wand reihten sich antike Fackelhalter mit unangezündeten Fackeln darin. Die Wände waren aus Holz gezimmert, der Boden aus Stein oder etwas ähnlichem. Vor der Statue waren ein kleines Kissen, eine geschlossene Rolle Pergament und eine kleine Tintenfläschen- Vorrichtung mit Feder drapiert. Zudem stand auf einem zierlichen, steinernen Podest eine hübsche weiße Kerze in Form einer Blume mit Schlangensymbolen.

Ich holte zu Jennie auf, Kies spritzte zu den Seiten hoch als mein Koffer so schnell darüber gezogen wurde. Ich zuckte.

"Hey, Jennie. Ist das da ein Tempel oder sowas?", fragte ich meine Freundin mit gesenkter Stimme, es erschien mir unangebracht an diesem Ort der Stille und Ordnung die Stimme zu erheben. Jennie warf einen Blick auf das Häuschen und antwortete in normaler Lautstärke: "Ja, wir beten manchmal. Also, vorallem wegen der Tradition. Meine Eltern sind nicht gläubig, aber an besonderen Tagen gehen wir da alle einzeln rein und beten entweder oder gestehen Sünden auf dem Pergament. Also so Sachen die wir bereuen, Regelverstöße. Aber das machen wir nicht mehr so oft, Dad arbeitet zu viel und ist meist gar nicht da wenn wir die Zeremonien vollziehen. Deswegen müssen wir das auch nicht, sagt er. Früher, da wurde ich manchmal einfach so bestraft, ich wusste garnicht, warum. Das war immer kurz nach dem ich im Tempel meine Sünden aufgeschrieben habe, ich habe erst später gecheckt das meine Eltern sich das durchlesen was ich da hingeschrieben habe."

Sie presste die Lippen aufeinander und starrte stur geradeaus, den Blick auf das näherkommende Haus gerichtet das sich riesig gegen den Himmel empor hob. Ich sagte nichts, es gab nichts zu sagen. Und wenn doch, dann fiel mir zumindest in dem Moment nichts ein. Sie hatte ihre Kindheit so anders erlebt als ich, so viele andere Dinge erfahren und eine so andere Beziehung zu ihrer Familie gehabt als ich. Ich lief einfach schweigend neben ihr her und lauschte dem Geräusch das unsere Schritte auf dem Pfad verursachten. Ab und zu hörte ich Lisa und Rosé von hinten flüstern, aber sie trauten sich in dieser einschüchternen Gegend ebenfalls nicht laut zu reden.

Nachvollziehbar. Ich fühlte mich soo klein mit Hut, das glaubt ihr gar nicht. Keine Ahnung, wie ich eine Begegnung mit Jennies Eltern innerhalb dieses Kolosseums überstehen sollte. Am besten nicht darüber nachdenken.

Als Jennie schließlich die mächtige Eingangstür öffnete, der Knauf war wie der Kopf einer Schlange geformt die einem in die Hand beißen wollte, korrigierte ich automatisch meine Körperhaltung. Rücken gerade, Schultern nach hinten und die Beine stramm. Ich strich mir mit der freien Hand die Haare aus dem Gesicht. Wir durchschritten dicht zusammen gedrängt eine düstere Eingangshalle die eigentlich keinem Nutzen zu dienen schien, da sich keinerlei Möbel in dem Saal befanden. Durch die Leere wirkte der Saal noch größer und einschüchternder, ich bin mir sicher das ein paar Teddybärchen in den Ecken die Stimmung schon etwas aufgeheitert hätten. Aber ich war nun mal keine Innenarchitektin, also was soll's.

An den Wänden hingen ein paar kunstvolle Gemälde, in übergreifend dunklen Farben gemalt. Von der Decke hing ein gigantischer Kronleuchter bei dem ich Staub und Spinnenweben vergeblich suchte. Unwillkürlich fragte ich mich, wie die Diener so hoch kamen, um den Kronleuchter sauber zu halten. Dann erinnerte ich mich wieder an den Zauber, den meine Mutter immer benutzte, wenn sie keine Zeit zum saubermachen hatte: Ratzeputz. Ein simpler Spruch mit dem man Oberflächen sauberbekam...

Ich nahm meinen Koffer in die Hand und trug ihn vor mich hin, da mir das hallende Geräusch der Reifen überhaupt nicht in den Kram passte. Keine von uns vieren Mädchen sprach ein Wort. Das wollte ich ändern, die Situation wurde durch das Schweigen nur angespannter.

Räuspernd fragte ich in die Stille hinein: "Wo sind denn deine Eltern gerade, Jennie?" Vielleicht nicht unbedingt die Stimmungskanone, die ich da gezündet hatte. Aber mir fiel nichts anderes ein. Jennies Stimme hallte, ebenso wie meine, durch den scheinbar endlosen Saal als sie mir antwortete: "Sie sollten im Wohnzimmer sein, am besten ihr stellt im Flur kurz eure Sachen ab. Danach können wir sie begrüßen, der Höflichkeits halber, ihr versteht? Sie sind schon ganz gespannt euch kennenzulernen, sagten sie. Und dann gehts ab in mein Zimmer. Keine Sorge, mein Zimmer ist nach meinem Geschmack eingerichtet und nicht nach dem meiner Vorfahren... Ach, wie sehr ich mich doch auf Kuma und Kai freue!"

Sie klatschte in die Hände, ich zuckte wegen dem lauten Geräusch zusammen und mein Herz machte einen Hüpfer. Allerdings nicht nur wegen dem Schreck, die beiden kleinen Hunde hatte ich ja total vergessen! Jennie hatte uns schon so viel von den lieben, süßen Hunden erzählt. Plötzlich vermisste ich Dalgom ganz schrecklich... Also bloß schnell die Vorstellungsrunde überstehen und dann mit Hunden kuscheln. Das klang gut.

Ein paar eindrucksvolle Korridore und Gemälde später:

Als wir ins Wohnzimmer eintraten, war es unglaublich. Und zwar unglaublich in dem Sinne, das ich nichts annähernd so beschreiben könnte wie es dort war. Es war... unglaublich eben. Eine hohe, holzvertäfelte Decke die mit kunstvollen Malereien verziert war. Es gab einen riesigen Kamin, in dem grünes Feuer loderte. Über dem Kamin war das Wappen der Slytherins angebracht, das Gitter des Kamins war wie mehrere sich windene Schlangen geformt die ihre gespaltenen Zungen dem Feuer entgegen streckten. Vor dem Kamin lag ein ästhetischer Teppich ausgebreitet.

Einer von der Sorte auf die man niemals auch nur einen Schritt wagen würde, egal wie sauber die Füße sind. Der Teppich sah unglaublich wertvoll aus, aufwendig gewebt und, typisch Slytherin, in dunkelgrünen Fabren gehalten. An dem Kamin befanden außerdem noch zwei Sofas, sie standen sich gegenüber und dazwischen war ein kleiner Tisch auf dem... nichts war.

Der kleine Tisch stand einfach nur so da. Hübsch und wertvoll. Das linke Sofa war cremé Farben, makellos und aus feinem Material das ich auf den ersten Blick nicht zu ordnen konnte, vielleicht irgendeine kostbare, unbequeme Lederart? Kuschelig war der Stoff auf jeden Fall nicht. Auf dem Sofa waren zudem noch Kissen geschmackvoll ausgelegt, sodass man Angst hatte beim hinsetzen irgendetwas zu verschieben. Es war eine eigene Kunst, die Kunst des Sofa- mit -Kissen.

Das rechte Sofa war aus dem gleichen Material und mit den gleichen Kissen darauf, der einzige Unterschied zwischen den beiden Möbeln bestand nur in den Personen, die sich auf dem rechten Sofa befanden und uns musterten.

Der große, schlanke Mann schien Jennies Vater zu sein. Er hatte keine Ähnlichkeit mit Jennie. Die Haare waren blond und kurz, die Augen braun und die Haut war ungewöhnlich hell. Ich registrierte eine Ansteck Nadel mit einem roten Kreuz auf weißem Hintergrund auf seiner Brust. Das kleine Symbol stach besonders heraus da Herr Kim ansonsten komplett in einen feinen schwarzen Anzug gekleidet war, so richtig mit weißem Hemd, zugeknöpftem Jacket und einer schwarzen Hose aus feinem Stoff.

Neben ihm saß eine zierliche Dame, ebenfalls dunkel gekleidet jedoch noch mit kunstvollen dunkelgrünen Akzenten die sich in Form von gestickten Schlangen über ihren Umhang wanden. Ich konnte Merkmale von Jennie in dem Gesicht von Mrs Kim erkennen, was ein wenig irritierend war. Ihre Augen waren in exakt dem gleichen Braunton mit dem Jennie uns immer anbettelte, ihre Haare waren genauso geschmeidig wie Jennies dunkles Haar. Der große Unterschied: Mrs Kim trug ihre Haare kurz geschnitten und ein dezenter Hut in den gleichen Farben ihres Gewandes. Die beiden sahen aus, als wollten sie gleich zu einem wichtigen Treffen losgehen.

Ich holte unauffällig ganz tief Luft, als Jennie zu ihren Eltern trat und zu sprechen begann: "Hallo Mamá und Papá, das sind meine Freundinnen die heute bei mir übernachten...Sie wollen sich bestimmt gerne selbst vorstellen." Jennie warf uns einen schnellen, scharfen Blick zu.

Tja, das war mein Zeichen.

Ich war die Älteste von uns, also sollte ich besser beginnen. Ich fragte mich kurz, ob ich mich wohl verbeugen oder einen Knicks machen sollte, verdrängte den albernen Gedanken jedoch schnell wieder und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, danach faltete ich die Hände sittsam vor meinem Körper.

"Guten Tag, Mr und Mrs Kim, ich bin Kim Jisoo. Aus Ravenclaw." Zur Sicherheit hatte ich einfach noch mein Hogwartshaus hinzugefügt. Ich schien alles richtig gemacht zu haben, den Mr. Kim sagte: "Guten Tag, Jisoo. Wir heißen dich willkommen in unserem Anwesen." Okay, das war schon echt extrem förmlich. Ich fühlte mich als würde ich mit König und Königin von Schlangenhausen reden!

Rosé machte schnell weiter, sie sagte mit erstaunlich starker, aber dennoch lieblich klingender Stimme: "Guten Tag, ich heiße Park Chaeyoung und komme aus dem Haus Hufflepuff. Ich hoffe wir stören Sie nicht mit unserer Anwesenheit." Das Gesicht von Mr. Kim versteinerte sich ein Stück, als er Hufflepuff hört, doch die Stimme von Mrs Kim war weich und freundlich als sie antwortete: "Willkommen, Chaeyoung. Ihr stört doch nicht, macht euch da keine Sorgen. Haltet euch einfach an die Regeln, dann macht ihr schon nichts falsch. Wir sind so froh das Jennie Freunde mit Nachhause bringt!"

Ich horchte auf, welche Regeln?, dachte ich panisch und blickte Jennie hektisch an.

Die lächelte bloß und lenkte ihren Blick dann auf Lisa die ihr Gewicht nervös von einem Bein auf das andere verlagerte und sagte: "Guten Tag, Mrs und Mr. Kim. Ich bin Lalisa Manoban. Es freut mich sehr, hier zu sein."

Ich unterdrückte ein Grinsen, nahm ihr das überhaupt jemand in diesem Moment ab? Das Grinsen verging mir jedoch als Mr. Kim fragte: "Und in welchem Haus bist du, Lalisa?" Lisa antwortete leicht nervös: "Gryffendor..." Ich erinnerte mich an die alte Fehde die Slytherin gegen Gryffendor hatte und hielt den Atem an. Doch es passierte nichts. Mr. Kim verzog das Gesicht ein wenig, doch Mrs Kim legte ihm ihre Hand auf den Arm und lächelte auch Lisa freundlich an. "Herzlich Willkommen, Lalisa."

Irgendwie war die ganze Situation unangenehm und ich erdolchte Jennie mitlerweile mit meinen Blicken.

Vielleicht bekam sie etwas mit von den Säbeln, die ich ihr gekonnt mit meinen Augen in den Rücken stach, jedenfalls sprach sie endlich die erlösenden Worte: "Wir gehen dann hoch in mein Zimmer, schönen Tag euch noch!" Sie umarmte schnell ihre Mutter ohne sie wirklich zu berühren, und gab ihrem Vater einen Kuss auf die Wange mit so viel Luft dazwischen das eine Fliege hindurchsausen könnte.

Die spinnen, die Slytherins.

Jennie nahm Lisa eine Tasche ab und lief los, aus dem Raum heraus. Ich nickte den Erwachsenen noch schnell zum Abschied zu und versuchte höflich zu Lächeln, dann folgte ich den anderen die schon hastig hinter Jennie her watschelten.

Zwei goldene Treppen, unzählbar viele Gemälde und Schlangen in den unterschiedlichsten Formen, später

In Jennies Zimmer angekommen blieben Lisa, Rosé und ich erst mal mit offenem Mund stehen. Ihr Zimmer war riesig und in zwei "Hälften" unterteilt. Die eine war viereckig, dort gab es Fenster vom Boden bis zur Decke, einen großen Wandspiegel, eine Tür über der Jennies Ankleide" stand, eine Ecke mit Decken, Kissen, Plüschtieren, kleinen Rutschen und Tunneln und mittendrin zwei süße Hunde... ein weißer Cocker Spaniel der auf einem großen Samtkissen schlief und ein brauner Maltese der mit einer pinken Puppe spielte. Als der braune mit der spitzen Nase die Tür hörte, kam er sofort auf Jennie zugerast. Jennie lachte und rief: "Super, Kuma! Ganz feiner Hund! Mach Sitz, Sitz Kuma!"

Als der weiße Hund seine Herrin hörte, hob er den Kopf und kam nach einem süßen Gähnen auf uns zu gelaufen. Er setzte sich neben dem freudig hechelnden Kuma und ließ sich von Jennie ausgiebig herzen und begrüßen. Ich schaute nach links, dort begann die zweite Hälfte des Raumes. Sie war mit einem großen, schweren Vorhang in Pastellfarben von der rechten Raumhälfte getrennt. Ich stellte meinen Koffer neben die Tür und betrat vorsichtig die linke Hälfte.

Ich trat auf einen weißen Plüschteppich und konnte einen runden Raum ohne Ecken ausmachen. In der Mitte stand ein riesiges Himmelbett, mit goldenem Gestell, süßer Bettwäsche, einem zartrosa Vorhang und unmengen von weichen Kissen.

Ich war erstaunt, ich hatte Jennie niemals eine so mädchenhafte Seite zugetraut. Neben dem Himmelbett standen zierliche Nachttische. Auf einem der Tische befand sich ein aufgeklappter Laptop, der Bildschirm war jedoch ausgeschalten. Ich lugte am Bett vorbei, ein langer Schminktisch schmiegte sich an die helle, gebogene Wand. Zentral auf dem Tisch stand ein nobler Spiegel dessen Rahmen mit goldenen Schlangen und Rosenranken verziert war. Es gab ein eingebautes Waschbecken, mehrere Schränkchen die sorgsam beschriftet waren und überall standen ungeordnet Kosmetik Produkte auf der perlmuttweißen Oberfläche. Es sah alles so unfassbar teuer und glanzvoll aus.

Ich drehte mich zu Jennie um die mit Kai und Kuma spielte, den weichen Vorhang noch in meiner Hand und sagte staunend: "Du lebst ja hier wie eine Prinzessin! Das hätte ich irgendwie nicht erwartet..."

Jennie riss ihren Blick von ihren zwei Lieblingen los und meinte scherzhaft: "Tja, was dachtest du denn? Das sich Ihre Hoheit Kai, Kuma und meine Wenigkeit in einer dunklen Kammer mit vielen Schlangenmotiven, kalten Fliesen und steinernen Möbeln aufhält? " Ich lachte mit den anderen, auch wenn ich persönlich tatsächlich eher so etwas erwartet hätte, als dieses verschwenderisch pompöse und doch unschuldig kindliche Zimmer mit all den hellen Pastellfarben und weichen Stoffen.

"Ich finde es schön hier.", sagte Rosé verträumt, sie schaute sich sehnsüchtig im Zimmer um.

Lisa hatte sich zu den Hunden gesetzt und streichelte sie, sie meinte: "Ja, es ist so zauberhaft! Und ich bin froh, die beiden kleinen Strolche hier endlich mal kennenzulernen."

Jennie lachte, sie zeigte auf Kai und sagte: "Pass auf was du sagst! Kai ist schon fünf Jahre alt, ein ganz weiser König in meinen Gemächern!" Lisa knuddelte den weißen König und machte ein enttäuschtes Gesicht als der sich zurückzog. Kai trottete wieder zu seinem Kissen, die ganze Aufregung hier war wohl nichts für ihn. Lisa schaute ihm traurig hinterher, quiekte allerdings überrascht als Kuma sich ihr ins Gesicht warf.

Jennie giggelte: "Prinz Kuma! Sei nicht so ungestüm, du darfst die Prinzessinnen doch erst später küssen!" Lisa versuchte den braunen Maltesen aus ihrem Gesicht zu bekommen und ihn gleichzeitig zu knuddeln. Ich grinste: "Soso, sind wir jetzt also Prinzessinnen?" Jennie hob ihren Kopf um sie anzusehen. "Ja", strahlte sie," wir sind alle Prinzessinnen." Ich gluckste, das war ja süß. Jennie sah hier in ihrem Zimmer viel jünger aus als in Hogwarts. Wie ein kleines, unschuldiges Mädchen.

Ein paar Stunden später

Es war Krieg.

Im Krieg galten keine Regeln, auch nicht unter Freunden. Erst recht nicht unter Freunden.

Ein Kampf unter Freunden war das grausamste überhaupt, Verrat und all dies bekam man Zuhauf zu spüren. Und ich befand mich mittendrin in der weitverbreitesten Schlacht unter Freunden, der legendären Kissenschlacht.

Ich bekam ein Kissen ins Gesicht, griff blind danach und warf es auf die giggelnde Lisa am anderen Ende des Bettes. Ich keuchte und wollte mich aufsetzen, wurde jedoch von einem Plüscheinhorn zurück gedrängt. Jennie war es, die ihre Waffe so sicher führte. "Ergibst du dich?", rief sie mir zu, eine Haarsträhne klebte in ihrem Gesicht. Mit roten Wangen gab ich zurück: "Lieber sterbe ich, Prinzessin Jenyen!" Mit einem Schrei warf ich mich auf sie, ein kleines Kissen in der linken Hand das ich unbemerkt ergreifen konnte. Ich prügelte auf sie ein, bis sie vor Lachen keine Luft mehr zu bekommen schien. Sie prustete: "Du bist so schwach, du könntest selbst mit einem Stein niemanden verletzen!"

Ich ließ schnaubend von ihr ab. Sie erhob sich- und ihr Kopf wurde von einem freundlich lächelnden Koala Kopf zur Seite geschleudert. "ANGRIFF", jaulte Lisa und grinste mich an. Ich grinste zurück und drehte mich nach Rosé um. Das Licht war schon ganz schummrig, die Vorhänge des Bettes machten es nicht besser. Aber da, dort ergossen sich blonde Haare über die Decke! Ich krabbelte zu den Haarsträhnen herüber und erkannte das Rosie unter einem Haufen aus Kissen und Plüschtieren begraben war. Vielleicht stellt sie sich tot, überlegte ich.

Ich nahm ein Kissen von dem kuscheligen Berg und warf es mit Schwung wieder zurück auf den Haufen. Ein Deckenzipfel wurde beiseite geschoben, Rosés Gesicht starrte mich an. Ihre Wangen waren gerötet, die Haare wirr und ihre Augen leuchteten. So sahen wir wahrscheinlich alle aus, überlegte ich.

Ich lächelte Rosé an und bemerkte: "Ziemlich warm hier, oder?"

Sie warf mir einen Delphin ins Gesicht. Ich zahlte es ihr mit einem Pinguin heim, sie schoss eine Robbe zurück und als in rascher Reihenfolge weitere antarktische Plüschbewohner auf mich zugeschossen kamen, bewunderte ich nur die vielen Plüschtiere und Kissen die Jennie hier sammelte.

Dann unterbrach uns ein durchdringendes Geräusch, verwirrt schob ich eine Robbenfamilie aus meinen Haaren. Sie kullerten vom Bettrand auf den Boden. Ich rief: "Jennie! Was ist das?". Das Geräusch vibrierte in meinem Trommelfell, wie ein Nachrichtenton... Jennie hob am Kopfende ein Stück Vorhang beiseite. Der Bildschirm des aufgeklappten Laptops war hell, das Bild von einem Jungen grinste uns erheblich an und darunter die Nachricht, das Jennie angerufen wurde.

Von einem gewissen Blaise Boy. Ich riss die Augen auf. "Blaise Zabini? Der arrogante Schönling aus Slytherin?!", stieß ich hervor.

Jennie ignorierte mich, sie war schon längst aus dem Bett gehastet, in der Hand hielt sie nun eine Haarbürste mit der sie ihre wirren Haare wie besessen bürstete. Ich rutschte vom Bett und baute mich fassungslos vor ihr auf. Ich sagte: " Warum hast du mit dem Kontakt? Was will dieser überhebliche Typ von dir? Bedroht er dich? Mensch, Jennie... Der ist mindestens genauso schlimm wie Kai, der hält sich sogar regelmäßig mit Malfoy auf!" Jennie beachtete mein Gezeter nicht, sie ging an mir vorbei und rief Lisa und Rosé, die beide unsicher hinter dem Bettvorhang hervorlugten, zu: "Schnell, einer soll rangehen und ihm sagen das ich gleich komme. Und wehe ihr sagt ein falsches Wort..."

Gehetzt schnappte sie sich einen Lippenstift und zog ihre Lippen dick nach. Lisa und Rosé wechselten einen Blick, dann sprang Lisa zu dem Laptop der immer noch nervtötend vibrierte und drehte ihn von uns weg.

Kurz darauf hörte man eine männliche Stimme sagen: "Jennie? Hey, warum ist die Kamera ausgeschalten? Hallo?!" Ich warf Jennie einen wütenden Blick zu. Die trug konzentriert Mascara auf ihre Wimpern auf. Rosé begann, unsicher was sie mit der Situation anfangen soll, das Bett aufzuräumen.

Lisa sagte: "Ähm, Jennie kommt gleich..." Zabini antwortete ungeduldig und misstrauisch: "Was? Und wer bist du?"

Lisa warf Jennie einen hilflosen Blick zu.

Die gute Jennie raste zum Laptop und stieß Lisa wenig sanft weg. Sie machte eine scheuchende Bewegung in unsere Richtung, im nächsten Moment trug sie ein bezauberndes Lächeln zur Schau. Die Kamera war an. Ich sah Lisa und Rosé an, die beiden schauten mindestens genauso verwirrt und unsicher zurück wie ich mich fühlte. Ich ging auf den Vorhang zu, der die beiden Raumhälften von einander trennte. Die anderen zwei folgten mir, während Jennie und Zabini mit ihrer "Konversation" begannen.

"Hey, Blaise... Wie gehts dir so?" Jennies Stimme war unglaublich anders als noch vor fünf Minuten, sie klang lässig und verführerisch. Zabini antwortete: "Na, Süße. Ich dachte schon du willst mich nicht sehen als da plötzlich dieses andere Mädchen ranging. Wer ist die überhaupt?"

Süße, ich glaub mir wird schlecht. Was ein Arsch.

Süße, Schatz, Süße, Engelchen, Süße, Hübsches, Süße, mein girl, Süße... Diese Kosennamen drangen immer wieder durch den Vorhang zu uns durch. Aber jetzt war es endlich vorbei. Nach einer dreiviertelstunde Bildschirmgeschmachte war der Laptop nun aus und Rosé, Lisa und ich standen im Halbkreis um Jennie herum. Jennie kraulte Kai hinter den Ohren, sie saß entspannt auf dem Bett und sah nicht zu uns auf.

Ich war während der ganzen Zeit verwirrt, wütend, enttäuscht und fassungslos gewesen. Jeder Erstklässler in Hogwarts wusste das man dem Gefolge von Malfoy, damit auch Blaise Zabini, aus dem Weg ging. Sie waren überheblich, arrogant, hatten ein Ego so groß wie die Höhlen von Gringotts und waren schlichtweg fies.

Jetzt jedoch, jetzt wo ich wieder vor Jennie stand, da war ich nur noch verwirrt. Es war komisch. Sie schien zwei Seiten zu haben, das Slytherin Mädchen das flirtete und eiskalt war, und die süße Prinzessin Jennie in ihre pastellfarbenen Reich.

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- 3600 Wörter

Na, wie hat euch das Kapitel gefallen?
Was haltet ihr von der interessanten Beziehung von Jennie zu Blaise, was denkt ihr hat es damit auf sich?

Und wie findet ihr Kai und Kuma, die süßen Hunde? Habt ihr auch so putzige Haustiere? :D
Ich habe zwei Katzen, die sind unglaublich süß und knuddelig, ich liebe sie einfach !<3

Viel Spaß beim weiterlesen ^^







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