Kapitel 7. Lisa attackiert Rosé und wir werden zu Crackheads.

In der Schule kochte es förmlich. Alle behaupteten, Potter habe mit der Schlange gesprochen. Er sei ein Parselmund. Und er sei der Erbe des Slytherin, denn die Fähigkeit mit Schlangen zu sprechen, ist diesem Haus vorenthalten. Mal abgesehen davon das, außer Du-weißt-schon-wer und der Gründer von Slytherin, niemand bisher überhaupt ein Parselmund war. Gesehen hatte ich Potter seit dem nicht mehr, und irgendwie fand ich das auch beruhigend... Ich musste nachdenken... Das ganze warf so viele Fragen auf: Warum sollte ein Gryffendor Schüler seinen eigenen Hausgeist versteinern wollen? Warum hat ausgerechnet Harry Potter, der Junge der Überlebte und Du-weißt-schon-wen vertrieb, warum sollte ausgerechnet er diese Fähigkeit besitzen und Muggelstämmige jagen? Außerdem war er doch mit dem Mädchen Hermiene Granger so gut befreundet, und sie ist bekannt als Muggelstämmige. Bekannt wurde sie übrigens nicht dadurch, das sie selbst es in der Gegend herumposaunt hätte, sondern das Draco Malfoy sie öffentlich als "Schlammblut"  bezeichnet hatte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Während diese ganzen Gerüchte kursierten, verkroch ich mich immer öfter in der Bibliothek, um meine Hausaufgaben zu machen. Irgendwann verbrachte ich allerdings schon so viel Zeit mit Hausaufgaben, das ich keine mehr hatte. Aber Zeit, die hatte ich noch. Also begann ich mit meiner Lieblingsbeschäftigung: Lesen. Ich las Liebesromane, die gab es tatsächlich in Hogwarts. Man musste nur wissen, wo. Und die Bibliothekarin war so freundlich, und hatte mir die Regale gezeigt. Sogar ein paar Empfehlungen konnte sie mir geben. Also las ich von den Traumprinzen anderer Mädchen, nachdem ich meine Hausaufgaben erledigt hatte. Und von Zeit zu Zeit besuchte mich mein ganz persönlicher Traumprinz in meinen Träumen...

"Hey Jisoo, was grübelst du vor dich hin?" Die Stimme von Jin riss mich aus meinen Gedanken. Die Erstklässler von Ravenclaw und Gryffendor hatten nun bei Prof. Flitwick Unterricht, ein kleiner Zauberer mit hoher Stimme. Er war der Hauslehrer von Ravenclaw und unterrichtete Zauberkunst. In dieser Stunde versuchte er uns die Beschwörung "Wingardium Leviosa"  beizubringen.

Ich saß zwischen der sehr konzentrierten Lisa und Jin, der mich leicht lächelnd anschaute. Ich starrte schnell auf die flauschige, große Feder die vor mir lag. Schnell verdrängte ich den ganzen romantischen Kram aus meinen Gedanken und dachte wieder an die viel wichtigeren Ereignisse. Ich murmelte zögerlich: "Naja, es gibt doch viel worüber man sich Gedanken machen kann, oder? Ich hatte mir mein erstes Jahr in Hogwarts irgendwie... anders vorgestellt. Ein bisschen ruhiger vielleicht. Du weißt schon, weniger Monster und so."

Mein Blick war immer noch auf die plüschige Feder gesenkt, so konnte ich nur aus den Augenwinkeln sehen wie Jin einen Mundwinkel hochzog und ich hörte wie er leise sagte: "Ja, das stimmt schon. Ich kann dich auch vollkommen verstehen, als Erstklässler zeuge einer Art Verschwörung zu werden, war auch nicht mein Traum. Aber wir müssen das Beste aus unserer Lage machen, findest du nicht? Es hilft niemanden, wenn wir nur denken und denken und denken. Auch wenn wir aus Ravenclaw natürlich dafür bekannt sind. Manchmal müssen auch die größten Denker ihren Hintern hochkriegen und etwas tun, damit sie wirklich eine Veränderung schaffen können."

Er grinste und fuhr dann ein wenig besorgt fort: "Aber, bitte, mach dir nicht so viele Gedanken. Konzentrier dich auf den Unterricht und deine Freunde! Klagen und jammern bringt nichts, es ist wie in einem Schaukelstuhl zu sitzen: Du hast zu tun, kommst aber nicht weiter."

Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, woher hatte er bloß diesen fantastischen Vergleich? Jin war mir eigentlich als der lustige, energievolle Junge bekannt der vor keinem Witz scheut und in jeder Situation die Leute um sich herum zum Lachen bringt, auch wenn er sich dabei komplett zum Affen macht. Nun merkte ich, das er auch eine sehr nachdenkliche, fürsorgliche und weise Seite an sich hat. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum der Sprechende Hut ihn nach Ravenclaw sortiert hatte. Ich schaute ihn an und sagte, die Lippen zu einem Lächeln verzogen: "Danke, du hast wohl Recht. Ich werde versuchen, nicht mehr so viel darüber nachzudenken, meinen Hintern hochzukriegen und mich den wichtigen Dingen widmen. Und du kannst mich wieder an den Schaukelstuhl erinnern, wenn ich beginnen sollte mein Ziel zu vergessen."
Jin salutierte und grinste. "Jawoll, das ist die richtige Einstellung."

"Ähem, könnten sie bitte mit ihren privaten Gesprächen bis zu Pause warten?"

Flitwick hatte die kurzen Arme in die Seiten gestemmt, mit gerümpfter Nase funkelte er mich und Jin von seinem Bücherturm aus an. Jin sagte laut: "Ja, Professor. Kommt nicht wieder vor." Flitwick schnaubte, rückte seine Brille gerade und wandte sich dann wieder der Klasse zu. Lisa lehnte sich sofort zu mir hinüber und flüsterte mir ins Ohr: "Na, habt ihr eure Weisheitsstunde beendet? Gedanken ausgetauscht und den ganzen Quatsch? Ich habe euer Gewispere genau gehört!"

Ich tat so, als ob ich ihr meinen Zauberstab ins Ohr stecken wolle. Sie wich kichernd nach hinten aus und stieß mit einem rothaarigen Mädchen aus Gryffendor zusammen. Bemüht ernst entschuldigte sich Lisa: "Oh, sorry, Ginny!" Und setzte sich hastig normal hin.

Ich flüsterte erstaunt: "Ginny? Das ist Ginny Weasley?" Und warf einen Blick auf das Mädchen, das mit leicht verwirrter Miene Lisas Rücken anstarrte. Sie war zierlich, ihr flammend rotes Haar lag offen auf ihrem Rücken ausgebreitet und in ihren haselnussbraunen Augen lag eine irritierende Leere. Als wäre sie mit den Gedanken irgendwo anders gewesen, bloß nicht hier im Unterricht. Sie blinzelte ein paarmal, und wandte sich dann Professor Flitwick zu, der gerade die Bewegung mit dem Zauberstab vormachte.

Lisa nickte und antwortete leise: "Ja. Aber sie ist... komisch. Am Anfang des Jahres war sie voller Energie und so, aber jetzt sitzt sie oft allein irgendwo und schreibt oder starrt mit glasigem Blick ins Leere. Wenn du mich fragst, bekommt ihr die Gesellschaft von ihren Brüdern nicht so gut..." Sie sah mich nachdrücklich an, dann schaute sie hochkonzentriert, als hätte sie nie etwas anderes gemacht, Flitwick zu. Allerdings war ich mir sicher das ihre Augen besonders den kleinen Fleck Vogelkacke fixierten den er schon seit Anfang der Stunde auf seiner Schulter hatte. Es war bestimmt nur eine Frage der Zeit bis ein Schüler ihn darauf hinweisen würde...

Ich war verwirrt. Ginny Weasley, das Mädchen das mit den legendären Zwillingen Fred und George Weasley unter einem Dach aufgewachsen war, sollte seltsam sein? Sie wirkte tatsächlich anders. Diese chronische Abwesenheit in ihren Augen war unheimlich. Aber trotzdem, so ganz alleine, ohne Freunde in ihrem Jahrgang? Das musste schrecklich für sie sein...

Am Nachmittag, in der Bibliothek

"Uff, Snape hat sie doch nicht mehr alle! Dem tanzen die Flöhe doch schon Walzer auf der Nase... Das kann nur der Grund sein warum er uns mit diesem Horror von einer Hausaufgabe die Freizeit versalzt.", stöhnte Lisa und schloss ihre Augen. Wir waren zu viert in die Bibliothek gegangen, um gemeinsam Hausaufgaben erledigen zu können.

Und gerade büffelten wir über einem unnormal komplizierten Aufsatz, wir sollten über die Anwendung von Fingerhut (Irgendeinem bekloppten Kraut...) schreiben. Es gab einfach zu vieles, mit dem dieses Fingerhut dingsda gebraucht wird. Aber woher sollten wir wissen, über welche besondere Anwendung wir schreiben sollten? Denn in der Aufgabe stand eindeutig, das nur eine Anwendung die richtige sei über die wir Schüler einen dreißig Zentimeter langen Aufsatz schreiben sollten. Doch so weit ich weiß, hatte er das nicht in einer Stunde gesagt. Oder womöglich doch? Wahrscheinlich hatte er das mal erwähnt, so nebenbei... Während er vielleicht einen Schüler verhöhnte... Wer weiß?

Ich seufzte und legte mein Buch weg, in dem ich gerade gelesen hatte. Das bringt doch nichts... Die hohen Bücherregale um uns herum schienen ein wenig näher gerückt zu sein, das Licht wurde immer trüber umso länger wir hier herum lümmelten. Es mussten bestimmt schon ein paar Stunden vergangen sein, mindestens drölfhundert.

Ich fragte, ein wenig verzweifelt: "Wollen wir nicht vielleicht erst einmal etwas anderes machen, und später auf diesen Aufsatz zurückkommen?" Jennie nickte enthusiastisch.

"Drauf geschissen!", rief sie begeistert und warf ihr Pergament mit Schwung im hohen Bogen von sich, es flatterte und raschelte, dann segelte es friedlich zu Boden. Es landete sanft auf einem Bücherstapel, alles Ausgaben von den Büchern der Goldlocke, die wir leider für Verteidigung gegen die dunklen Künste brauchten. Rosé fragte: "Können wir noch einmal diesen Schwebezauber üben? Ich habe das Gefühl, bei mir funktioniert er noch nicht ganz..." Jennies glückseeliges Lächeln erlosch.

Sie fragte, angestrengt fröhlich: "Ach, kommt schon! Wir haben Zeit, und wir rackern uns hier schon die ganze Zeit den ihr- wisst- schon- was ab... Können wir nicht über was anderes sprechen? Bitte!" Sie bettelte uns an, die Hände vor dem Gesicht gefaltet, sodass man gerade noch ihre großen, unschuldig leuchtenden braunen Augen sehen konnte. Ich seufzte: "Warum eigentlich nicht...?" Sie hatte diesen Hundeblick wirklich einwandfrei drauf... Und war sich dessen auch bewusst. Als sie merkte, das wir ihr nicht widerstehen konnten ( Sie sah auch zu harmlos und knuffig aus, kennt ihr das auch von einer Freundin...?), da schob sie schnell hinterher:

"Wie wäre es denn, über die Winterferien zu reden? Können wir uns da nicht bitte, bitte treffen? Ich fände es ja sooo lustig und schön, wenn wir alle bei jemandem von uns übernachten könnten... So eine richtige Mädelsparty, versteht ihr?" Sie schien hellauf begeistert von ihrer Idee, und sah dabei so niedlich aus. Am liebsten hätte ich sie jetzt ganz fest in den Arm genommen und geknuddelt.

"Was macht ihr denn hier, private Mädchengeheimnisse bequatschen?"

Eine Stimme ließ mich zusammenzucken. Lisa rief vorwurfsvoll: "Mensch, Jimin! Musst du dich so anschleichen? Geh einfach wieder..." Mir fiel auf, das alle harmlose Unschuld aus Jennies Gesicht wich und einem leicht arroganten Ausdruck platz machte, der einem zu verstehen gab, das mit ihr nicht zu spaßen war. Huch, das ging aber schnell. Jimin, mit einem überlegenen Grinsen auf dem Gesicht, ließ sich neben Lisa fallen. Lisa jedoch reagierte darauf nicht gerade gechillt, im Gegenteil. Sie sprang auf, oder versuchte es zumindest, denn letztendlich warf sie sich eher gegen Rosé, die mit der Attacke nicht gerechnet hatte und gegen den säuberlich aufgestellten Bücherstapel der Goldlocke fiel.

"Uff...", grummelte Rosé, als sie sich aufrappelte und in dem Haufen Bücher vorsichtig einen Platz zum Hinsetzen suchte. Dabei warf sie Lisa einen Blick kompletter Verwirrung zu, die diesen jedoch nicht mitbekam.

Jimin rückte ein wenig ab, ganz erschrocken stotterte er erst etwas, bis er sich wieder gefangen hatte, Lisa mit einem schon beinahe verstörten Blick anstarrte und fragte: "Was ist denn bei dir schief gelaufen?!"

Lisa setzte sich auf, stieß mit dem Kopf gegen das Regal und quiekte auf als ein Buch ihre Schulter beinahe traf und schließlich in ihrem Schoß landete. Sie nahm das Buch aus ihrem Schoß und schaute es sich interessiert an. Gibt ja auch nicht interessanteres, oder?
Im übrigen hielt sie das Buch falsch herum.

Jennie wollte anfangen die Bücher aufzusammeln, Rosé hatte diese Idee allerdings im gleichen Moment und dadurch stießen die beiden beim Aufstehen mit ihren Köpfen zusammen. Rosé stolperte erschrocken zurück, prallte an das Regal und löste eine kleine Lawine von Büchern aus. Sie jaulte auf und sprang zur Seite, landete fast auf Jimins Schoß, konnte sich allerdings grade noch retten und manövrierte ihren Fuß stattdessen in mein ungläubiges Gesicht.

Jennie schmiss sich auf den Boden, ihr ganzer Körper zuckte vor Lachen und mit tränenden Augen japste sie: "Karma, Freunde, karma..." Ich grunzte etwas unverständliches. Rosé nahm schnell ihren Fuß aus meinem Gesicht und murmelte: "Oh Gott, sorry Jisoo! Ich habe dich nicht gesehen, hier ist es viel zu eng! Ist alles okay bei dir?" Ich hielt mir die Hand vors Gesicht und nuschelte: "Ich bin Jisoo. Ich bin O.K..."

Jimin sagte, nun vollends verstört: "Das ist ja ein Chaos hier. Lernt ihr immer so? Das glaubt mir doch niemand wenn ich das weiter erzähle!"

Ich lachte verzweifelt, meine schmerzende Nase reibend: "Haha, Heiliger... Wir suchen uns beim nächsten Treffen ganz dringend einen größeren Platz zum Lernen... Apropos erzählen, Lisa kannst du uns mal erzählen was bei Merlins Unterhose das gerade war?"

Jennie setzte sich auf, zog eine Augenbraue perfekt nach oben und starrte Lisa auffordernd an. Neidisch starrte ich ihre Augenbraue an, wenn ich versuche nur eine zu heben, sieht mein ganzes Gesicht immer zerknautscht und unorientiert aus. Nun, wers kann, der kanns!

Lisa warf die Arme in die Luft und rief: "Keine Ahnung, ein Reflex wahrscheinlich! Jiminie- Pabo, was wolltest du überhaupt hier? Du störst unser lernen!" Jimin, verwirrt bis zum geht nicht mehr, stand vorsichtig auf und entfernte sich langsam. Er sagte: "Nichts, ehrlich. Ich habe nur eure Stimmen gehört und wollte mal vorbeischauen... Meine Fresse, wenn ich gewusst hätte was für ein aufgeschreckter Hühnerhaufen ihr seid, wäre ich bestimmt weitergegangen..." Jennie hob ein Buch an und deutete an, es nach ihm zu werfen. Dabei meinte sie charmant: "Na, dann beweg dein knackiges Hinterteil mal ganz schnell woanders hin, die aufgeschreckte Hühnerschar hat nämlich keinen Bock auf einen Hahn!" Jimin reagierte nicht mal auf das Kompliment, das zeigte wie ernst die Lage war. Auf so viel Feindseligkeit war er nicht gefasst gewesen, und schneller als du "Jiminie- Pabo" sagen könntest war er auch schon aus unserem Sichtfeld verschwunden. Rosé seufzte: "Puh. Endlich allein. Ich bin echt froh wenn die Ferien anfangen..."

Schnell schob Lisa eine Frage hinterher: "Apropos, Was macht ihr eigentlich in den Winterferien? Vielleicht können wir uns mal treffen." Jennie war sofort Feuer und Flamme, ihre Augen leuchteten, und während sie Lisas Hand nahm und sie neben sich zu Boden zog, rief sie:

"Oh, endlich jemand der richtig auf meinen Vorschlag reagiert! Ich habe mich schon gefragt wie ich die Zeit ohne euch überstehen sollte. Wir können bei mir eine Übernachtungsparty schmeißen, da ist genug Platz und ich habe in den zwei Wochen eh nichts was anderes vor. Wer ist dabei?"

Ich grinste, das ging ziemlich schnell mit ihrer Planung. Rosé überlegte ein wenig und schob dabei die Unterlippe vor.  "Hm, die erste Woche verbringe ich bei meinen Großeltern. Da kann ich nicht. Aber in der zweiten Woche habe ich ganz viel Zeit! Ich würde euch auch gerne in den Winterferien sehen, wir sind schließlich Freundinnen."

Lisa nickte begeistert: "Ja, das klingt super! Ich habe ewig keinen Mädelsabend mehr gehabt... Und in der zweiten Woche müsste es bei mir auch gehen, ich frag meine Mutter nochmal wann mein Tanztraining stattfindet."

Ich legte den Kopf schief und dachte meinerseits ernsthaft über ein Treffen nach. Dann meinte ich langsam: "Das könnte klappen. Toll finde ich die Idee sowieso, und Zeit habe ich in den Weihnachtsferien auch ganz viel. Aber wir müssen das auf jeden Fall alle nochmal mit unseren Eltern klären."

Jennie legte ihren Arm um Lisa und zog mit dem anderen Rosé zu sich. "Au ja! Das wird mega, ich sags euch!", strahlte sie in die Runde. Ich bremste sie mit erhobenem Finger und mahnender Stimme.

"Ihr habt was vergessen Mädels..." Lisa runzelte die Stirn, Jennie schaute schon fast besorgt. "Was ist los, Chichu? Jag mir keine Angst ein..." Ich grinste breit und tippte auf mein aufgeschlagenes Heft und die kläglich beschriebene Seite.

"Wir müssen uns an die Hausaufgaben machen, weniger quatschen, mehr arbeiten! Sonst reißt uns irgendein Lehrer noch den Kopf ab, dann gibt es keine Ferientreffen mehr." 

Zweite Woche der Weihnachtsferien, Weihnachtsmarkt:

Kleine Wölkchen entstanden als ich meinen Atem in die kalte Luft hauchte. Es sah wunderschön aus. Ich mochte den Winter irgendwie, seine kalte Schönheit und die Unverfrorenheit mit der er voranschreitet. Zuerst der alles umhüllende Frost, die Flüsse und Seen frieren zu. Dann kommt der puderzuckerartige Schnee, der aus den weißen Wolken auf die Erde herabfällt und  alles wie eine kuschelige, weiße, eiskalte und den Tod bringende Decke zudeckt.

Ich lächelte verträumt. Meine Nase fühlte ich gar nicht mehr, solange wartete ich hier schon auf die Mädels. Jennie hatte vorgeschlagen, das wir uns auf diesem Weihnachtsmarkt treffen sollten, denn das ist für uns alle nicht sehr weit entfernt. Dann könnten wir uns erst ein bisschen vergnügen bevor wir uns auf den Weg zum Anwesen von Jennies Familie machen würden.

Ich war nervös. Jennies Familie waren alle reinblütige Zauberer, sie waren reich und Jennie wohnte mit ihren Eltern und ihren zwei Haustieren in einer Villa die mir laut ihren Erzählungen eher wie ein Schloss aus einem Märchen vorkam.

Mein Vater und meine Mutter waren zwar Reinblüter, doch ich wusste das Lisa ein Muggelblut war. Und Rosé ein Halbblut. Doch das würde die beiden Erwachsenen doch nicht stören, oder etwa doch? Ich wollte gut ankommen, sie durften uns einfach nicht abweisen. Hoffentlich heißen sie uns trotzdem Willkommen. Es soll schließlich eine schöne Übernachtung werden...

Das wird es auch, versprach ich mir entschlossen. Wir werden alle eine tolle Zeit miteinander verbringen! Für zu viele Sorgen und negative Gedanken ist das Leben zu kurz.

"Chichuuuuuuu!" Ich wurde beinahe umgerannt, schokoladenbraune Haare ergossen sich über mein Gesicht und ich verschwand in einer riesigen, schneefarbenen Jacke. "Hey, du erdrückst mich Jennie!", rief ich und spuckte eine Haarsträhne aus, die beim Sprechen ihren Weg in meinen Mund gefunden hatte. Ekelhaft. Jennie ließ mich los und trat einen Schritt zurück, ihr Gesicht war leicht gerötet und ihre Augen leuchteten. Sie sah wunderschön aus, wie ich fand, und passte perfekt in die Umgebung.

Umgebung = Eine Gasse an deren Seiten sich Marktstände drängten die eine Vielfalt an Sachen feilboten: Ein Lebkuchen Stand verbreitete einen köstlichen Duft aus, der mit Lichterketten geschmückte Stand bot geschnitzte Holzfiguren an, an einem mit einem dicken, fröhlich singenden Mann hinter dem Tresen konnte man warmen Punsch kaufen und ein anderer verkaufte Weichnachtsdekos. Folgte man dieser Gasse, kam man am Ende zum Kirchplatz, auf dem allerlei Vergnügungsattraktionen stattfanden.

"Hi Jennie, warum hast du so lange gebraucht? Ich habe mir hier den Arsch abgefroren!" Ich stemmte in theatralischer Empörung meine Arme in die Hüfte. Jennie versuchte anstandshalber entschuldigend zu gucken, doch ihr Lachen war noch zu breit in ihrem Gesicht vertreten.

Sie sagte: "Sorry... Kuma ging es nicht so gut, deswegen die Verspätung. Und unterwegs habe ich noch Rosé und Lisa aufgegabelt, die beiden liefen schnurstracks in die falsche Richtung, stell dir vor!"

Ich fragte nach: "Wo sind die zwei jetzt eigentlich?" Ich reckte den Kopf und spähte hinter Jennie, hielt Ausschau nach den Gestalten von Rosé und Lisa.

Jennie meinte: "Die beiden haben Unterwegs an einem Pony Karrussel angehalten, Lisa war voll begeistert und Rosé fand die Ponys so süß. Also habe ich die zwei da stehen gelassen und bin weiter dich suchen."

"Okay.", sagte ich nur und malte mir im Kopf aus wie Rosy und LiLi juchzend auf kleinen Ponys ritten. *Grins*

Jennie trat einen Schritt zurück und musterte mich, ihr Blick fiel schnell auf meinen Koffer den ich neben mir herschleifte. Sie machte große Augen und fragte: "Du hast dein ganzes Zeug in dieses Ding gekriegt?! Rosé hat zwei große Taschen dabei, sie hat sich die ganze Zeit über ihre schmerzenden Schultern beklagt... Lisa trägt einen riesigen Rucksack über den Rücken und zieht noch so einen Rolli mit sich..."

Ich wand mich. "Naja... Halt nur das nötigste von allem. Pullis, Jeans, Waschzeug..." Ich hob die Schultern.

Jennie starrte mich an.

Ich starrte Jennie an.

Jennie seufzte: "Aigoo... Gehen wir zu den anderen."

Rosé und Lisa saßen garnicht auf den Ponys, wie ich es mir vorgestellt hatte, sie standen außerhalb und feuerten die kleinen Jungen und Mädchen an die auf diesen putzigen Pferdchen im Kreis ritten. Lisa gab ein Tänzchen zum Besten und Rosé schwang die Hände durch die Luft und johlte sachen wie: "Jaaa! Schokoplätzchen, Wuhuu! So ein tolles Spektakel, immer im Kreis, rundherum, rundheruuuum!"

Jennie blieb neben mir schockiert stehen. Sie quietschte: "Was machen die denn da? Haben die zwei Crack genommen?! Da gehen wir auf gar keinen Fall hin!" 

Ich schmunzelte und nahm mein stocksteif dastehendes Jendeukie am Arm um sie hinter mir herzuschleifen. Ich lachte ihr ins Gesicht: "Na komm schon! Ein bisschen Spaß, ein bisschen ausflippen. Das ist genau das was wir jetzt brauchen! Schokoplätzchen gefällig?" Jennie starrte mich an, die Beine in den Boden gestemmt und jammerte: "Warum muss ich solche Leute kennen? Kann ich nicht einmal normale Freundinnen haben?" Dann gab sie sich einen Ruck und lief widerwillig neben mir her. Ich strahlte in ihr grimmiges Gesicht.

Ich legte meinen freien Arm um Jennie und begann hüpfend auf Lissé zuzuhüpfen. Das wird toll! Ich stimmte lauthals ein Weihnachtslied an, achtete nicht auf die Menschen die sich zu mir umdrehten und sich beschwerten sondern genoss einfach nur den Moment. Ich bahnte mir den Weg zu Lisa die mir um den Hals fiel und in mein Liedchen mit einstimmte. Rosé sprang auf uns zu, die Wangen gerötet und die Augen glänzend. Wir umarmten uns alle, sangen, hüpften und hatten mächtig viel Spaß.

Und ja, auch Jennie. Sie war aufgetaut als die anderen beiden ihre Arme um sie legten, und das war auch gut so. Ohne Crackhead Jennie machte das Ausflippen nicht halb so viel Spaß! Ich bemerkte all die Leute um mich herum garnicht mehr, sollten sie doch streng und missbilligend auf uns blicken. Wir genießen unsere Zeit zusammen und machen das Beste draus, alles oder gar nichts!

"Jingle Bells, Jingle Bells, Da La lalalaa!" Ich kannte den Text nicht. Egal. Es machte zu viel Spaß über den Marktplatz zu hüpfen, zusammen mit meinen Freundinnen ein Weihnachtslied zu grölen und sich einfach cool zu fühlen, auch wenn ich wahrscheinlich eher wie ein Eichhörnchen auf Crack aussah und mich anhörte wie eine Ziege mit Verstopfung...

Ich sog die klare, kalte Luft ein. Zimt, Lebkuchen, frisch gefallener Schnee und Punsch. Ich liebte die Gerüche auf Weihnachtsmärkten!

///////////////////////////////////////////////

-3500 Wörter

Hallo :)
Wart ihr schon einmal auf so einem schönen Weihnachtsmarkt, oder habt einen solchen Winter mit viel Schnee erlebt? Ich in letzter Zeit eher weniger... :(

Deswegen habe ich in diesem Kapitel einfach meinen Traumwintertag beschrieben, ein wunderschöner Wintertag mit Freundinnen.

Seid ihr schon gespannt auf Jennies Eltern? Und die süßen Hunde Kai und Kuma? :D

Schönen Tag euch noch, viel Spaß beim weiterlesen ^-^




Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top