Kapitel 6. Schlangen bringen beim Duellieren kein Glück...

In der zweiten Woche des kalten Dezembermonats, kam Prof. Flitwick in unseren Gemeinschaftsraum geklettert und fragte, wer über die Weihnachtsferien in Hogwarts bleiben würde und wer zu sich nach Hause fuhr.

Meinen Namen setzte ich auf die Liste der Schüler, die nach Hause fahren werden würden. Ich war schon ganz aufgeregt, endlich würde ich meine Eltern und Dalgomie wiedersehen! Meine Schwester kam zu meiner großen Überraschung, aber auch Freude, ebenfalls mit nach Hause. Mein Bruder trug sich in der Liste von denjenigen ein, die in Hogwarts bleiben werden. Ich versuchte, nicht allzu traurig zu sein. Schließlich würde ich Weihnachten mit meiner Schwester feiern können!

Und eine Woche später, auf dem Weg mit meinen Mädels zum Mittagessen, sahen wir eine Ansammlung von Schülern vor dem Schwarzen Brett. Ich fragte neugierig:

"Was ist denn da los? Werden Bertie Botts Bohnen nun auch in Hogwarts verkauft oder warum sehen ich so viele glückliche Gesichter?"

Jennie grinste und meinte fröhlich: "Lasst es uns herausfinden!" Und schon stürzten wir uns ins Getümmel. Leider hatte man es als kleine Erstklässlerin in einer Schülermenge nicht ganz so leicht, ich bekam mehrere Ellenbogen in die Seite und wäre einmal fast gestürzt bis ich endlich das Schwarze Brett erkennen konnte. Ich quietschte aufgeregt:

"Sie gründen einen Duellierclub!"

Ein Zweitklässler in Gryffindor Umhang neben mir rief ebenso begeistert wie ich:

"Sie gründen einen Duellierclub!"

Ehrlich jetzt?! Hätte ich nicht gedacht.

"Heute Abend ist das erste Treffen! Ich hätte nichts gegen ein bisschen Duellierunterricht, wer weiß, vielleicht brauche ich ihn eines Tages...", hörte ich einen Jungen hinter mir sagen.

Ich überflog den Infobogen, tatsächlich, heute Abend um acht Uhr! Ein Junge mit roten Haaren antwortete dem anderen: "Wie- du denkst, Slytherins Monster wird sich duellieren?"

Mit Schrecken stellte ich fest, dass es dieser Weasley war, Ronald hieß er. Neben ihm standen auch Granger und Potter, dessen Arm wieder vollkommen verheilt schien.

Doch ob diese auch noch etwas hinzufügten, konnte ich leider nicht mehr hören, da sich in diesem Moment eine schmale Hand um meinen Arm schlang und mich nach hinten zog, aus dem Gewühl heraus. Ich drehte den Kopf und erkannte Jennie, die sich mit verbissenem Gesichtsausdruck rücksichtslos durch die ebenso rücksichtslosen Schüler kämpfte. Schließlich mussten wir noch immer zum Mittagessen, und das würden wir am Schwarzen Brett sicherlich nicht bekommen.

Auf dem Weg zur Großen Halle redeten wir immer noch über den neuen Duellierclub. Rosé fragte nachdenklich: "Wer das wohl unterrichten wird? Es muss ja einer der Lehrer hier sein, oder? " Lisa meinte unbeschwert: "Bestimmt macht das Flitwick, der ist ja schon der Professor für Zauberkunst und dem ganzen Zauberstab-Herumgefuchtel, da kann er sich bestimmt gut duellieren!"

Ich lachte und führte beim Laufen ein kleines Freudentänzchen auf. Jennie kicherte als sie mich so herumalbern sah und sagte: "Gott, Jichu! Hör auf, das ist peinlich!" Ich lachte fröhlich und fasste sie an den Händen. Sie protestierte zwar, aber am Ende tanzten wir beide durch die Gänge zur Großen Halle, Lisa und Rosé lachend hinterher.

Abends um acht Uhr, in der Großen Halle

Ich staunte, die Große Halle war gar nicht wiederzuerkennen! Die langen Speisetische waren verschwunden, statt ihrer war eine goldene Bühne an einer Wand aufgetaucht die von den hunderten, in der Luft schwebenden, Kerzen erleuchtet wurde.

Die Große Halle war ziemlich voll, beinahe die ganze Schule schien sich hier zu tummeln, aufgeregt schnatternd und mit einem Zauberstab ausgestattet. Ich selbst hatte auch meinen gezückt; vierzehn Zoll, mit einem Kern aus Einhornhaar. Ich drängte mich mit meinen Mädels durch die aufgeregten Schülern, alle spekulierten wer wohl den Unterricht geben würde. Mehrmals fiel der Name von Flitwick, auch ich war überzeugt das wir alle gleich von ihm Duellierzaubern beigebracht bekamen. Als wir uns bis ganz vorne durchgeboxt hatten, standen wir nebeneinander hibbelig da, die Augen fest auf die noch leere Bühne gerichtet.

Ich stand zwischen Jennie und Lisa, hinter uns hörte ich mehrere Schüler tuscheln. Dann erstarrte ich plötzlich, von ringsherum ertönten verträumte Mädchenseufzer.

Die Goldlocke betrat selbstbewusst die goldene Bühne die wegen der Reflexion der Kerzenlichter geradezu zu leuchten und funkeln schien. Sein veilchenblauer Umhang wehte prächtig hinter ihm her, die Zähne blitzten weiß auf, als er sein Publikum betrachtete.

Jennie flüsterte neben mir: "Guck mal, ist das Snape?" Und tatsächlich, gleich hinter der Goldlocke betrat Snape in seinen üblichen schwarzen Gewändern die Bühne.

Die Goldlocke blieb stehen und machte eine ausschweifende Armbewegung, er rief: "Kommt näher, hier rüber! Können mich alle sehen? Könnt ihr mich alle hören? Sehr schön!"

Seine Zähne funkelten beim Sprechen über die Schülermenge, die nun ruhig war.

Er sprach weiter: "Nun, Professor Dumbledore hat mir die Erlaubnis erteilt, diesen kleinen Duellierclub zu gründen und euch auszubilden für den Fall, das ihr euch verteidigen müsst, wie ich selbst es in unzähligen Fällen getan habe - die Einzelheiten lest ihr bitte in meinen Veröffentlichungen nach. Ich möchte euch meinen Assistenten Professor Snape vorstellen."
Er ließ ein breites Lächeln verschmitzt aufblitzen und erzählte weiter: "Er hat mir anvertraut, das er selbst ein klein wenig vom Duell versteht und sich freundlicherweise dazu bereit erklärt hat, mir anfangs bei einer kleinen Vorführung zu helfen. Nun, ihr jungen Leute braucht euch keine Sorgen zu machen, wenn ich mit ihm fertig bin, bekommt ihr euren Zaubertrank Lehrer unversehrt wieder, keine Angst!"

Ich murmelte: "Ich glaube eher, dass Snape ihn fertig macht... Die Goldlocke kriegt doch nie im Leben Snape klein!" Jennie und Rosé nickten zustimmend, Lisa verschränkte etwas trotzig die Arme vor der Brust. Ich beobachtete gebannt, wie sich Snapes Oberlippe bei den Worten der Goldlocke kräuselten. Oh, oh. Das heißt nie etwas Gutes...

Snape und die Goldlocke wandten sich nun einander zu und machten etwas, was sich wohl eine Verbeugung schimpfte. Die Goldlocke ließ dabei mal wieder viel zu viele Zähne aufblitzen und fuchtelte unnötigerweise mit den Händen in der Luft herum, vielleicht hatte er eine Fliege entdeckt.

Snape hingegen brachte eher ein gereiztes, steifes Rucken mit dem Kopf zustande.

Dann hoben sie ihre Zauberstäbe und hielten sie vor sich wie Schwerter, zumindest sah es bei Snape genauso beängstigend aus. Die Goldlocke verkündete nun, das Gesicht dem stillen Publikum zugewandt: "Wie ihr seht, halten wir unsere Zauberstäbe in der herkömmlichen Kampfstellung. Ich zähle bis drei und dann sprechen wir unsere ersten Zauberflüche. Natürlich hat keiner von uns die Absicht zu töten."

Ich schnaubte mit einem Blick auf Snape, der seine Zähne bleckte und dessen Augen sehr wohl mordlustig funkelten. "Wenn er sich da mal nicht täuscht...", deutete auch Jennie an. Lisa sah nur angespannt zu den beiden Zauberern hoch, die sich gegenüberstanden. Die Goldlocke fing an herunterzuzählen: "Eins - Zwei -"
Ich sah, wie Snape sich bereit machte. Im Gegensatz zu der unbeschwerten Goldlocke sah Snape nun beunruhigend konzentriert und ruhig aus. Ich erwischte mich dabei, wie ich mir Sorgen um das weitere Wohlergehen von ihm machte. Doch es war eh zu spät, die Goldlocke verkündete: "Drei!" Die Zauberstäbe wurden durch die Luft geschwenkt, Snape rief:

"Expelliarmus!"

Blendend rotes Licht blitzte auf, es riss die Goldlocke von den Füßen, mehrere Schüler schrien auf als er rücklings über die Bühne flog und und gegen die Wand knallte. Lisa kreischte erschrocken und schlug sich die Hand vor den Mund. Der Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste rutschte an der Wand herunter und blieb, Arme und Beine von sich gestreckt, auf dem Boden liegen.

Ich hörte einige Schüler johlen, wahrscheinlich Slytherins. Lisa hüpfte nervös von einem Bein auf das andere und fragte: "Hat er sich etwas getan? Oh Gott, wenn er nun verletzt ist!" Auch ich hatte nun meine Hand vor den Mund geschlagen, der Aufprall hatte unglaublich schmerzhaft ausgesehen.

Snape stand zufrieden, mit einem kalten Blick, auf der Bühne als sich die Goldlocke mühsam aufrappelte. Er schwankte ein wenig, seinen albernen Hut hatte er verloren und seine Haare sahen ein wenig zerzaust aus. Er rief: "Nun, ihr habts gesehen!" Während er zurück auf die Bühne taumelte erklärte er, immer noch Besorgnis erregend heiter: "Das war ein Entwaffnungszauber - wie ihr seht habe ich meinen Zauberstab verloren..."

Eine Schülerin aus Gryffindor reichte dem Professor einen Zauberstab den sie eben hastig vom Boden aufgeklaubt hatte.

"Ah, danke, Miss Brown - ja, treffliche Idee, ihnen das zu zeigen, Professor Snape, aber verzeihen Sie, wenn ich Ihnen dies sage, es war recht offensichtlich, was Sie vorhatten, und ich hätte es verhindert, wenn ich nur gewollt hätte - allerdings meinte ich, es sei lehrreich, wenn die Schüler es sehen würden."

Jennie zischte abfällig: "Wers glaubt..." Ich konnte ihr nur zustimmen, jedes Mitleid von eben war verschwunden und ich wäre am liebsten aus der Halle gelaufen. Was zum heiligen Hephaistos tat ich hier?! Die beiden Lehrer, die ich an dieser Schule am wenigsten mochte, befanden sich hier und versuchten den Schülern etwas beizubringen. Unglaublich.

Snapes Gesicht hatte nun einen geradezu mörderischen Ausdruck angenommen, was gewiss nicht gut für den belockten Professor war. Und wahrscheinlich war das der Goldlocke nun auch endlich aufgefallen, denn er verkündete: "Genug der Vorführung! Ich komme jetzt runter und stelle euch alle zu Paaren zusammen - Professor Snape, wenn sie mir helfen würden-" 

Die zwei Lehrer stiegen von der Bühne und schritten durch die Menge. Die Goldlocke zeigte kurz auf mich und schob dann einen verängstigt aussehenden Hufflepuff Schüler in meine Richtung. Jennie verschwand mit Rosé in der Menge, Lisa bekam ein Mädchen aus ihrem Jahrgang. Na Klasse. Ich seufzte leise und wandte mich dann meinem Partner zu. Ich versuchte ein aufmunternes Lächeln, doch ich bekam nur einen entsetzten Blick zurück. Hatte ich etwa ein riesiges Spinatblatt quer im Mund hängen?

Die Goldlocke, nun wieder auf der Bühne, rief: "Stellt euch zum Partner gewandt auf! Und verbeugt euch!" Ich verbeugte mich vor dem zitternden Schüler, als dieser es mir nachtun wollte, fiel ihm sein Zauberstab aus der Hand. Das konnte ja heiter werden.

Die Goldlocke rief: "Zauberstäbe bereit! Ich zähle bis drei, dann sprecht ihr eure Flüche und entwaffnet den Gegner - nur entwaffnen - wir wollen keine Unfälle -" Der Hufflepuff Schüler starrte mich ängstlich an, die Hand krampfhaft um seinen Zauberstab. Er tat mir leid, ich wollte nicht, dass er solche Angst hatte...

Lockhart begann zu zählen: "Eins... zwei..." Ich machte mich bereit, Expelliarmus hieß der Spruch, nicht wahr? "Drei!"

Ich schwang meinen Zauberstab durch die Luft und rief : "Expelliarmus!" Überall in der Halle kam der Spruch aus den Mündern der Schüler geschossen, die Stimmen hallten durch den riesigen Raum. Ein scharlachroter Blitz löste sich aus meinem Zauberstab und schoss auf meinen verängstigten Partner zu, es riss ihn von den Füßen. Einen Wimpernschlag später lag er rücklings auf dem Boden, sein Zauberstab vor meinen Füßen.

Ich sah mich um, viele Schüler lagen auf dem Boden, ein rötlicher Rauch hing in der Luft und stach mir beißend in die Nase. Ich sah Schüler auf dem Boden herumkrabbeln, sie suchten die Zauberstäbe, die aus ihren Händen gerissen wurde.

Schnell bückte ich mich, hob den Zauberstab vor meinen Füßen auf und gab ihn mit einem leichten Lächeln wieder an den Besitzer zurück, der sich gerade aufgerappelt hatte. Plötzlich hörte ich die aufgebrachte Stimme von der Goldlocke, er rief: "Ich sagte, nur entwaffnen!" Ich schaute mich verwundert um, mit wem sprach er? Mein Blick fiel auf Harry Potter und Draco Malfoy.

Anstatt sich zu entwaffnen, schossen sie einen Fluch nach dem anderen auf den Gegner ab. Gerade ging Malfoy, widerwillig, in einem heftigen Lachanfall in die Knie, während die Goldlocke mit großen Schritten auf sie zueilte, Snape rauschte wie eine schweigende Fledermaus direkt hinter ihm her.

"Aufhören! Aufhören", schrie die Goldlocke als Potter anfing ungewollt wild zu tanzen. Snape nahm die Sache in die Hand, er schwang den Zauberstab durch die Luft und schnarrte: "Finite Incantatem!" Und Malfoy hörte nach Luft schnappend auf zu lachen, während Potter endlich wieder still stehen konnte.

"Jisoo!", rief jemand meinen Namen, schnell wandte ich den Kopf, um zu sehen, wem die Stimme gehörte. Es war Tae, er eilte durch den roten Rauch auf mich zu und wimmerte: "Mach, das Lisa aufhört" Er streckte die Hand aus und zeigte mit dem Finger auf Lisa. Sie stand vor ihrer eingeschüchterten Partnerin und versuchte dieser genervt zu erklären, wie man den Zauber Expelliarmus richtig ausführte.

Ich fragte Tae verwundert: "Womit soll sie denn aufhören? Sie macht doch nichts?"

Tae sah mich schmollend an und beschwerte sich: "Doch! Sie ist eine totale Perfektionistin! Schau, ich habe grade meinen Partner erfolgreich entwaffnet und dann kommt sie an und sagt, ich führe die Handbewegung falsch aus. Sie achtet auf jeden kleinsten Fehler! Das ist so anstrengend! Mach, das sie aufhört, auf mir und den anderen herumzuhacken!", heulte er trotzig.

Ich musste Widerwillen grinsen, diese Seite hatte ich auch schon an ihr kennengelernt. Sie war eigentlich eine ganz entspannte Person, wurde aber zu einer perfektionistischen Maschine wenn sie anderen oder sich selbst etwas beibrachte. Ich fand, sie war eine geborene Lehrerin. Aber sie selbst wollte davon nichts hören. Lisa hing zu sehr an ihren Sprachen, der Schule und an ihrer Leidenschaft dem Tanzen. Mehr wollte sie nicht, sagte sie. Außerdem bestritt sie, anderen etwas gut beibringen zu können. Ich hatte den Verdacht, dass sie selbst nicht wirklich darauf achtete was sie tat, wenn sie in solchen Situationen wie gerade geriet.

Ich grinste Tae an und sagte: "Tja, da kann ich auch nichts machen. Nallalisa ist da jetzt voll drin, wenn ich zu ihr gehe, wird sie mich nur auffordern ihr den Zauberspruch vorzuführen." Tae sah ziemlich verzweifelt aus.

Ich hörte die Goldlocke in der Nähe murmeln: "Du meine Güte."

Ich drehte mich zur Seite und sah wie er, ein wenig hüpfend, durch die Menge stolzierte und den am Boden liegenden Schülern auswich. Ein Schüler grummelte: "Hier sieht es ja aus wie auf dem Schlachtfeld..." Und da musste ich ihm zustimmen.

Das Durcheinander von Jugendlichen die hier und da auch Verletzungen vorzuweisen hatten, die herumliegenden Zauberstäbe und der rötliche Rauch der über all dem lag, ließ die Große Halle wie ein Schlachtfeld aussehen.

Die Goldlocke rief quer durch den Saal: "Aufstehen, Macmillan... Vorsichtig da, Miss Fawcett! Drück stark dagegen, Boot, es wird gleich aufhören zu bluten."

Der Junge, den er zuletzt angesprochen hatte, lag auf dem Boden und drückte seinen Umhang auf den bestimmt sehr schmerzenden Arm. Er hieß Terry Boot, und war ein Ravenclaw Schüler. Doch sein sonst so sauberer Umhang tränkte sich nun mit dunkelrotem Blut.

Die Goldlocke blieb nun mitten in der Halle stehen, schlenkerte ein bisschen mit den Armen und sagte: "Ich denke, ich zeige euch lieber, wie ihr feindselige Zauber abblocken könnt."

Ich sah wie sein verwirrter Blick zu Snape huschte, doch als er dessen Augen nur gefährlich funkeln sah, blickte er schnell wieder weg und fuhr fahrig fort: "Ich brauche zwei Freiwillige - Longbottom und Finch-Fletchley, wie wäre es mit Ihnen -"

Snape unterbrach ihn und glitt dabei leise zur Goldlocke herüber. Er schnarrte mit glatter Stimme: "Eine schlechte Idee, Professor Lockhart. Longbottom richtet mit den einfachsten Zaubersprüchen Verheerungen an, da können wir das, was von Finch-Fletchley übrig bleibt, in einer Streichholzschachtel hoch ins Krankenquartier schicken."

Ich reckte den Kopf und erhaschte einen Blick auf Neville Longbottom, ein Zweitklässler aus Gryffendor, sein Gesicht färbte sich gerade in ein dunkles Rosa und er sah aus, als wäre er am liebsten ganz weit weg.

Snapes schmale Lippen kräuselten sich zu einem schiefen Lächeln, das alles zeigte, bloß keine Freude. Er schlug gedehnt vor: "Wie wäre es mit Malfoy und Potter?" Ich riss die Augen auf, Draco Malfoy und Harry Potter? Es war ein offenes Geheimnis das beide Schüler sich hassten... Und die zwei sollten sich nun fair duellieren?

Das war eine katastrophale Idee!

"Glänzende Idee!", rief die Goldlocke und scheuchte, offensichtlich erleichtert, die beiden auserwählten Schüler nach vorne, auf die Bühne.

Beklommen machte ich ihnen Platz und rückte mit der Menge ein wenig zur Seite, damit beide vorbeigehen konnten. Malfoy stolzierte blasiert grinsend umher, während Potter aussah, als hätte er eine von Snapes fettigen Haarsträhnen in den Mund bekommen.

Als alle vier auf der goldenen Bühne standen, sagte die Goldlocke zu Potter: "Nun, Harry, wenn Draco seinen Zauberstab auf Sie richtet, tun Sie dies." Er hob seinen Zauberstab, schwang ihn kompliziert durch die Luft und vollführte dabei schlängelnde Bewegungen und -

ließ ihn fallen.

Mehrere Schüler kicherten, und unter dem hämisch grinsenden Blick von Snape und Malfoy hob die Goldlocke seinen Zauberstab wieder auf. Er bemerkte munter: "Uuups - Mein Zauberstab ist ein wenig überhitzt-"

Ich hörte neben mir mehrere Schüler anfangen belustigt zu tuscheln, blendete dies jedoch aus und konzentrierte mich lieber mit einem unguten Gefühl auf Snape, denn dieser beugte sich gerade zu Malfoy herunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Und entweder hatte Snape dem blassen Slytherin Jungen gerade den Witz der Woche erzählt, oder ihm gesagt wie er Potter gründlich zu frischem Pottermus stampfen konnte.

Denn Malfoy grinste nun so voller Genugtuung und Häme, dass ich eigentlich nicht weiter zugucken wollte...

Potter, dem dies gewiss nicht entgangen war, schaute nun nervös zur Goldlocke auf und fragte: "Professor, könnten sie mir diese Abwehrbewegung noch einmal zeigen?" Dann schaute er zu Malfoy, dessen Augen ihn plötzlich belustigt anfunkelten. Ich hatte das Gefühl, etwas verpasst zu haben als die beiden ihren Augenkontakt wieder lösten.

Grund dafür war wohl die Goldlocke, er klatschte seine Hand unbeschwert auf Potters Schulter und meinte unbesorgt: "Machen sie einfach meine Bewegungen nach, Harry! "Potter fragte nach: "Wie, ich soll meinen Zauberstab fallen lassen?" Ein Grinsen schlich sich widerwillig auf mein Gesicht. Doch das wich schnell wieder einer angespannten Miene, als die Goldlocke dröhnend anfing zu zählen:

"Drei -

zwei -

eins -

los!"

Ich bekam kaum mit, was dann geschah, Malfoy hob rasch seinen Zauberstab und schrie:

"Serpensortia!"

Die Spitze seines Zauberstabes schien zu explodieren. Potter stand erstarrt mit erhobenem Zauberstab da. Die Große Halle schien wie eingefroren, die Stimmung zwischen den Schülern war zum Zerreißen angespannt. Eine lange schwarze Schlange schoss aus Malfoys Zauberstab hervor, fiel mit einem Klatschen schwer auf den Boden und richtete sich dann auf. Ihre Schuppen glitzerten bedrohlich, die breite Maulöffnung leicht geöffnet, bereit zum Biss. Die Schülermenge wich schreiend nach hinten, auch ich taumelte ein paar Schritte von der Bühne weg. Mein Mund war zwar geöffnet, doch es löste sich kein Schrei. Ich konnte nur, erstarrt vor Angst und Schrecken, auf die Schlange starren.

Snapes Stimme durchschnitt ruhig, ja beinahe gleichgültig, die Panik. "Nicht bewegen, Potter. Ich schaff sie fort..." Er genoss es sichtlich zu sehen wie die Schüler, allen voran Potter, vor Angst erstarrt zu sein schienen. Die Goldlocke mischte sich ein. "Erlauben sie..." Er hob drohend den Zauberstab gegen die Schlange. Es knallte laut; Ich zuckte zusammen, und die Schlange flog vier Meter in die Luft.

Anstatt jedoch zu verschwinden, oder sonst wie unschädlich gemacht zu werden, schlug sie unter dem Kreischen der Menge mit einem ekelerregenden Klatsch wieder zurück auf den Boden. Nun war die Schlange gereizt, rasend vor Wut zischte sie, die gespaltene Zunge zuckte aus dem mit Fangzähnen bestücktem Maul, dann glitt sie direkt auf Finch-Fletchley zu, der, erstarrt und unter Schock nicht fähig sich zu rühren, immer noch vor der Bühne stand. Drohend richtete sich die lange Schlange auf, ihr massiger Leib glänzte matt. Mit gebleckten, definitiv giftigen, Zähnen zischte sie erregt.

Was dann geschah, war einfach unbeschreiblich. Es war seltsam, furchterregend und einfach...

nicht natürlich.

Potter fing an zu zischen und zu fauchen, er gab Geräusche von sich, die eben noch die Schlange mit ihrer gespaltene Zunge zum Besten gegeben hatte.

Mit aufgerissenen Augen beobachtete ich, wie die Schlange in sich zusammenfiel, sie sackte zu Boden und glitt von der Menge weg. Potter grinste den Jungen, den die Schlange eben fast angegriffen hätte, an. Finch-Fletchley schrie ihn wütend an, auch Angst schwang mit in seinen Worten. "Was treibst du da eigentlich für ein Spiel?!"

Sein Gesicht war weiß, genauso wie auch das der anderen und, wahrscheinlich, auch wie das meine. Er drehte sich von der Bühne weg - und stürmte aus der Halle. Mein Blick folgte ihm besorgt, dann sah ich wieder zu Potter. Er schien verwirrt und etwas verärgert. Snape trat vor, er wedelte lässig mit seinem Zauberstab und die Schlange löste sich in eine schwarze Rauchwolke auf. Er musterte Potter mit einem scharfen und berechnenden Blick, verängstigt sah er jedoch nicht aus. Die Menge um mich herum fing an zu tuscheln, sich murmelnd und mit zum Teil bebenden Stimmen zu unterhalten.

Mit aufgerissenen Augen drehte ich mich um und suchte meine Freundinnen, Lisa kam mit Jennie gerade auf mich zu. Beide waren ganz blass und der Schock stand ihnen ins Gesicht geschrieben. "Wisst ihr, wo Rosé ist?", fragte ich ein wenig beklommen. Lisa antwortete: "Ja... Sie meinte, wir sollten sie in der Bibliothek treffen... Sie bräuchte ein wenig Zeit für sich allein... Ihr wisst ja, sie hat große Angst vor Schlangen, diese Aktion hat sie richtig in Panik versetzt." Ich schaffte es, zitternd zu nicken. Ich räusperte mich ein wenig, um das komische Gefühl loszuwerden, das sich in meiner Kehle ausbreitete, und fragte durcheinander: "Also, gehen wir jetzt zur... Bibliothek?" Jennie und Lisa nickten zerstreut, auch sie schienen noch am Verarbeiten zu sein..


Zu dritt drängten wir uns durch die Massen an Schülern, die alle aus der Großen Halle herauswollten. An uns vorbei drängelten zwei Schüler, in ihrer Mitte schleppten sie Terry Boot voran. Ich erinnerte mich an seine Beinverletzung, hoffentlich schafften es die beiden Schüler, ihn schnell genug zu Madam Pomfrey zu bringen. Einmal erhaschte ich einen Blick auf Potter, er wurde von Ronald Weasley energisch und hastig durch die Schülerschar bugsiert. Ein Schauer lief über meinen Rücken, was war da auf der Bühne gerade passiert?


///////////////////////////////////////////////////////////////////////////

-3800 Wörter

Ja, was war da wohl passiert...?

Und die Große Frage: Was wird jetzt passieren? O:



Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top