Kapitel 5. Potter aka " Arm Ohne Knochen" und die zweite Versteinerung
Der schrille Pfiff ertönte aus Madam Hoochs Trillerpfeife und unter dem tosenden Gekreische der Menge begaben sich vierzehn Spieler hoch über den Boden, auf ihre Besen gebeugt, in die Luft. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib, mein erstes Quidditch Spiel!
Es spielten Gryffendor gegen Slytherin und alle drei Häuser, Gryffindor, Ravenclaw und Hufflepuff, schwangen Fahnen mit Siegessprüchen für den Gewinn der Gryffindors durch die Luft. Und der kleine Haufen der Slytherins ging mit ihren "Für Slytherin!" Rufen nahezu komplett unter.
Die Stimmung war jetzt schon angespannt, ich zog mir aufgeregt meinen Schal noch einmal fester um den Hals. Es war ja schon die ganzen Wochen über nass und kalt gewesen, doch heute war ein windstiller Tag und man merkte das aufziehende Gewitter, das in der Luft lag. Ich blickte besorgt zum grauen Himmel auf; bleigraue Wolken überzogen den Himmel, doch kaum eine Brise rührte das Gras am Boden. Es war, wie man so schön sagte, die Ruhe vor dem Sturm.
Ich sah Harry Potter, den Sucher der Gryffindors, weit über den anderen Spielern fliegen. Wahrscheinlich hielt er dort erst einmal in Ruhe Ausschau nach dem kostbaren Schnatz dessen Fang das Spiel beenden würde. Doch Potter blieb nicht lange allein. Draco Malfoy schoss mit dem hämischsten Grinsen das ich je gesehen hatte unter ihm hindurch . Er war der Sucher der Slytherins und sein Vater hatte allen Teammitgliedern die neuesten Besen gekauft: Jeder flog auf einem Nimbus Zweitausendundeins. Sie waren ungemein schnell, damit hatte das Team von Slytherin einen klaren Vorteil in der Luft.
Einer der Weasley Zwillinge schoss ebenfalls auf Potter zu, doch nicht um ihn, wie Malfoy, dämlich anzugrinsen, sondern um ihn vor einem fiesen Klatscher zu bewahren, der Potter gerade haarscharf verfehlt hatte. Doch nachdem der Weasley- Zwilling dem Klatscher einen ordentlichen Hieb versetzte, flog dieser nicht auf auf die Slytherins zu, wie er eigentlich sollte. Er machte mitten im Flug kehrt und schoss wieder zurück zu Potter!
Der Sucher von Gryffindor konnte gerade noch ausweichen, Weasley trieb den Klatscher mit einem harten Schlag auf Malfoy zu, der das Ganze fies grinsend beobachtete. Und wieder machte der Klatscher kehrt und flog in einem weiten Bogen erneut auf Potter zu. Dieser raste auf seinem Nimbus Eintausend an das andere Ende des Feldes um dem verrückten Klatscher zu entkommen, er war kaum mehr als ein roter Farbstreifen. Der Klatscher ignorierte die anderen Spieler komplett und jagte nur noch Potter hinterher.
Mit offenem Mund beobachtete ich das Geschehen, ich rief Cho neben mir durch den tosenden Lärm zu: "Siehst du das? Harry Potter wird von dem Klatscher verfolgt! Das ist doch nicht normal, oder?" Cho schrie mit einem angespannten Gesichtsausdruck zurück: "Ja! Ich sehe ihn auch, der Klatscher ist verrückt geworden! Eigentlich sollen die jeden vom Besen hauen und sich nicht auf nur einen Spieler konzentrieren!"
Besorgt wandte ich mich wieder dem Spiel zu, einer der Weasley Zwillinge schlug mit voller Wucht gegen den Klatscher. Er hatte es geschafft ihn aus der Flugbahn zu bringen! Ich jubelte, doch zu früh gefreut: Der Klatscher jagte wieder in einem solchen Tempo auf Potter zu, sodass dieser schnell das Weite suchte.
Mir fiel etwas Nasses auf die Nasenspitze, es begann zu regnen. Erschrocken von der plötzlichen Kälte zuckte ich zusammen und stieß mir das Nasenbein am Fernrohr. Verflixt noch mal! Die Tropfen fielen immer schwerer und dicker vom grauen Himmel, bis man kaum etwas erkennen konnte. Jordan Lee, ein Gryffindor Schüler und Stadionsprecher, rief mit magisch verstärkter Stimme : "Slytherin in Führung, sechzig zu null Punkte..."
Durch das stetige Prasseln des Regens hörte ich die triumphierenden Rufe aus der Slytherin Loge. Cho rief mir besorgt zu: "Die Slytherin Mannschaft hat einfach zu gute Besen! Verflucht seien diese dämlichen Malfoys!" Ich nickte mit düsterem Gesicht zustimmend. Zudem flogen die zwei Weasley Zwillinge nun so dicht bei Potter, um ihn vor dem tollwütigen Klatscher zu bewahren, dass Potter als Sucher keine Chance hatte den Schnatz zu fangen. Es sei denn, er würde direkt vor sein Gesicht schießen. Ich sah die Jägerinnen von Gryffindor, sie mühten sich ab den Quaffel zu bekommen und durch einen der Ringe zu werfen, um die dringend nötigen Punkte zu bekommen, doch die Slytherins hängten sie mühelos ab und hielten ihre Würfe leicht auf. Es war zum Verzweifeln.
Dann ertönte die Pfeife von Madam Hooch, schrill drang sie durch den Regen. Es gab eine kurze Auszeit.
Die Spieler ließen sich zum Boden nieder, wobei besonders Potter und die Weasleys ihre Schwierigkeiten hatten. Schließlich schien der Klatscher immer noch ganz scharf darauf, Potter um einen Kopf kürzer zu schlagen. Als alle Spieler sich am Boden befanden, drängte sich die Gryffindor Mannschaft zusammen, während die Slytherins johlten und sich offensichtlich sehr überlegen fühlten. Madam Hooch eilte nun auch mit großen Schritten zu den aufgebrachten Gryffindors.
Schon kurze Zeit später befanden sich wieder alle Spieler in der Luft, dieses Mal war Potter allein und bemühte sich mit Loopings, schnellen Sprinten, Schlaufen, Zickzackflügen und allerlei ähnlichen Manövern, den Klatscher fernzuhalten. Die Weasleys spielten erbittert gegen die Slytherins, der verbliebene Klatscher wurde immer wieder mit solcher Wucht auf die gegnerische Mannschaft geschossen, sodass man nicht mehr raten brauchte um zu wissen, wer hier wen hasste. Dieses Match war kein Spiel mehr, es ging nicht nur um den Sieg des Pokals, sondern um weitaus mehr. Wieder einmal konnte man die alte Feindschaft zwischen Gryffindor und Slytherin deutlich spüren, egal wo sie sich befanden, die negativen Gefühle kochten jedes Mal aufs Neue zwischen den beiden Häusern hoch.
Ein Blick zurück zu Potter sagte mir, dass Malfoy ihn gerade verspottete während er eine Art Tanz in der Luft ausführen musste, um dem rasenden Klatscher auszuweichen. Plötzlich erstarrte der Junge der Überlebte für ein paar Sekunden, ein paar Sekunden zu lange. Ich schrie entsetzt auf, als der Klatscher gegen den Ellenbogen von Potter rammte. Der Arm war bestimmt gebrochen, das musste arg wehtun!
Potter kippte seitlich weg. Sein rechter Arm hing nur noch nutzlos an der Seite. Die linke Hand angstvoll vor das Gesicht geschlagen, spähte ich zwischen meine Finger hindurch durch das Fernglas und beobachtete mit Grauen wie der Klatscher wieder Kurs auf den wie betäubten Sucher machte. Malfoy tat gar nichts, er schien nur zu grinsen. Doch dann jagte er so schnell er mit seinem Superbesen fliegen konnte davon, denn Potter schoss auf ihn zu. Doch nein, Potter hatte es gar nicht auf Malfoy abgesehen gehabt. Er streckte nun seine linke Hand aus, das bedeutete, dass er keine Hand mehr am Besenstiel hatte. Mit vor Angst schriller Stimme schrie ein Ravenclaw Mädchen eine Reihe vor mir: "Oh Gott! Er wird runterfallen! Er wird runterfallen!" Potters Hand hatte sich um etwas geschlossen, durch seine Finger sah ich Gold blitzen.
Er hatte den Schnatz!
Doch nun schoss er senkrecht auf den Boden zu. Sein Oberkörper schwankte wie in dem Versuch, nicht bewusstlos zu werden. Er legte sich flach auf den Besenstiel, alle Zuschauer schrien auf als er immer schneller auf den vom Regen aufgeweichten Boden zu jagte. Er schlug auf, Schlamm spritzte in alle Richtungen. Irgendeine Stimme kreischte wie am Spieß, es könnte sein, dass ich das war. Aber ich bin mir sicher, das die anderen Schüler um mich herum mindestens genau so sehr geschrien und gekreischt hatten.
Potter rollte von seinem Besen und in seiner verkrampften Hand konnte ich selbst durch diese Entfernung das Glitzern des Schnatzes sehen. Die Lehrer reagierten als Erstes und eilten von ihrer Loge auf das Spielfeld, danach rannten die Gryffindors und die Quidditch Spieler zu Potter, der noch immer, ohne jegliche erkenntliche Regung, auf dem nassen Boden lag. Cho sprang neben mir auf, sie zog mich am Arm und kreischte ängstlich: "Wir müssen da auch runter! Los, Jisoo! Komm schnell!" Auch die anderen um uns herum sprangen auf die Beine, wir trampelten durch die Luke die Lange Treppe hinab bis wir aus der Tür wieder raus in die nasse Kälte kamen.
Ich und Cho rannten nebeneinander auf die kleine Menge von Schülern und Lehrern zu, die sich um Potter gesammelt hatte. Kurz war ich mir sicher, Tae, Jungkook und Lisa vor mir rennen zu sehen, doch als ich mir wieder Regenwasser aus den Augen blinzelte, waren sie fort. Wir kamen an der Menge an und drängelten uns schnell hindurch, ganz nach vorne.
Cho kiekste erschrocken auf, als sie Potter sah: Er lag ganz schlammverschmiert in seinem durchnässten Umhang auf dem Boden, das Gras um ihn herum war aufgewühlt und der Regen pladderte auf ihn herunter. Sein rechter Arm lag in einem solch merkwürdigen Winkel neben ihm ausgestreckt, dass ich ein Schaudern unterdrücken musste. Er bebte, ob wegen der Schmerzen oder der durchdringenden Kälte konnte ich nicht sagen, doch wahrscheinlich war es einfach beides.
Plötzlich stöhnte ich auf, von allen großartigen Lehrern die es an dieser Schule gab, beugte sich ausgerechnet die Goldlocke über Potter. Die Goldlocke begutachtete den wohl bewusstlosen Jungen eingehend. Plötzlich bewegte er sich und gab ein Stöhnen von sich, die Goldlocke verkündete laut: "Weiß nicht, was er sagt." Dabei ließ er seine weißen Zähne durch den Regen aufblitzen. Dann fügte er hinzu: "Keine Sorge, Harry. Ich richte das mit Ihrem Arm."
Viele der Mädchen die um mich herum standen, gaben ein verträumtes Seufzen zum Besten. Ich jedoch war entsetzt. Konnte das nicht Prof. Flitwick oder jemand anderes machen? Selbst Potter schrie nun ein wenig benommen, jedoch mit eindeutiger Panik in der Stimme: "Nein! Ich behalte ihn so wie er ist, danke..." Potter versuchte sich aufzusetzen, doch mit einem kurzen zusammenzucken ließ er sich wieder zurücksinken. Der gebrochene Arm musste ihm wahninnige Schmerzen bereiten, dachte ich besorgt und strich mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht.
Plötzlich hörte ich ein Klicken, zuerst dachte ich, es wäre der Regen, der dieses Geräusch auf irgendeinem Kleidungsstück verursachte. Doch dann sagte Potter laut: "Davon will ich kein Foto, Colin." Und ich erblickte einen Gryffindor Erstklässler, der seine Kamera enttäuscht sinken ließ. Das musste wohl Colin sein. Ich erinnerte mich vage an ihn aus der Großen Halle, wie er den Hut aufgesetzt hatte. Wie hieß er noch gleich mit vollem Namen? Irgendwas mit C... Ach ja, Colin Creevy.
Die Goldlocke sagte in einem Ton, der wohl beruhigend sein sollte, zu Potter: "Legen Sie sich wieder hin, Harry. Das ist ein einfacher Zauber, den ich unzählige Male durchgeführt habe- " Doch er wurde durch Potter unterbrochen, der durch seine zusammengebissenen Zähne mühsam fragte: "Warum kann ich nicht einfach hinüber in den Krankenflügel?"
Oliver Wood mischte sich ein, er war der Hüter und Mannschaftskapitän von dem Gryffendor Quidditch Team und grinste bis über beide Ohren. Er sagte: "Das sollte er tatsächlich, Professor. Großer Fang, Harry, wirklich hervorragend, dein bester, würd ich sagen-" Ein Rumpeln lenkte mich ab, ich sah mich um und erblickte die beiden Weasley Zwillinge die schlammbespritzt sich verbissen damit abmühten, den besessenen Klatscher in einer Kiste zu verstauen. Doch der kämpfte, als hätte er ein Eigenleben und müsse sich unbedingt noch an Potter rächen. Die Zwillinge keuchten schwer als sich verbissen bemühten, den Klatscher zurück in die Kiste zu bugsieren.
Die Goldlocke rief: "Zurücktreten!", und rollte seinen durchnässten, grünen Ärmel hoch.
Ich erhob meine Stimme und rief nervös: "Sir, wollen Sie Harry Potter nicht doch lieber in den Krankenflügel bringen?" Und auch Potter protestierte mit matter Stimme: "Nein, nicht-" Doch ich musste mit verkrampftem Magen beobachten, wie die Goldlocke anfing mit dem Zauberstab durch den Regen zu fuchteln und ihn dann direkt auf den verletzten Arm von Potter zu richten.
Ich schnappte erschrocken nach Luft, die anderen umstehenden taten es mir nach und manche schlugen sich die Hand vor den Mund. Ich hörte wieder dieses Geräusch, Colin Creevy begann wie verrückt mit der Kamera herumzuknipsen. Potter hatte die Augen fest geschlossen, und das war wohl auch besser so...
Der Arm von Potter sah nicht mehr gebrochen aus, aber gesund war das auch nicht. Sein Arm schien abgepumpt zu werden, er verlor seine Festigkeit und lag schließlich ausgestreckt als eine unförmige, gummihafte Masse auf dem Boden aus Gras und aufgeweichter Erde. Die Goldlocke stand unschlüssig da. "Tja", sagte er. "Tja. Nun, das kann schon mal passieren. Entscheidend jedoch ist, das die Knochen nicht mehr gebrochen sind. Das muss man sich merken. So, Harry, dann trollen sie sich mal hoch zum Krankenflügel - ähm, Mr Weasley, Miss Granger, würden sie ihn begleiten? Madam Pomfrey wird ihn dann schon - ähm - ein wenig zusammenflicken." Ich war starr vor Entsetzen.
Potter richtete sich langsam auf, man hörte wie er tief Luft holte. Als er an seiner rechten Schulter herunter blickte, schien er fast wieder bewusstlos zu werden. Er starrte durch seine Brille an der Wassertropfen vom Regen stetig herabliefen auf seinen fleischigen, wabbeligen Arm. Ich hörte einen Jungen hinter mir murmeln: "Meine Fresse, da hat der ihm doch tatsächlich die Knochen weggezaubert... Was für ein Amateur..."
Mit Schrecken stellte ich fest, das der Junge recht hatte;
Die Goldlocke hatte, anstatt Potter die Knochen in seinem Arm wieder heil zu zaubern, ihm die Knochen weggezaubert.
22: 40, Im Schlafsaal von Ravenclaw
An diesem Abend konnte ich nur schwer einschlafen, ich war viel zu aufgewühlt. Würde Madam Pomfrey es schaffen so viele Knochen nachwachsen zu lassen? Was würde passieren, wenn sie es nicht konnte? Und würde mit der Goldlocke jetzt irgendwas passieren? Es konnte doch nicht sein, das er ungeschoren damit davon kommen konnte! Außerdem hatte ich eine Erkältung bekommen, alle fünf Minuten musste ich mir die Nase schnäuzen und der Eimer den ich als Taschentuch Behälter neben mein kuscheliges Bett gestellt hatte, füllte sich immer mehr. Mit roter Nase lag ich auf dem Rücken und starrte die Unterseite des Bettes über mir an. Ich unterdrückte einen weiteren Niesanfall und warf einen Blick auf den Wecker auf meinem vollgestellten Nachttisch: Die Leuchtziffern zeigten 22:46 Uhr an.
Ich seufzte und drehte mich auf die andere Seite. Nun konnte ich die dunkle Wand anstarren. Fantastisch.
Ich kuschelte mich noch weiter in meine Decke, warum fand ich denn nicht endlich Ruhe? Ich wollte so sehr schlafen, gab es keinen Schalter mit dem man Gedanken ausschalten kann? Meine Gedanken kreisten um Harry Potter und den Klatscher, die dämliche Goldlocke und meine Mädels.
Was machten die jetzt wohl?
Lisa schlief eigentlich immer ziemlich schnell ein, sie kannte sich mit Stress aus und war Meisterin im abschalten. Bei Rosé war ich mir nicht sicher, Jennie jedoch würde womöglich mit den anderen Mädels in ihrem Schlafsaal quatschen. Schade das in meinem Schlafsaal alle solche waren, die bei allem und jedem schlafen konnten.
Ich fand das schrecklich, wenn man als Letzte noch wach war und wusste das man komplett allein mit seinen Gedanken war. Plötzlich sehnte ich mich nach meiner Familie, nach den alten Zeiten in denen Alice noch mit in meinem Zimmer schlief. Sie hatte damals mit mir immer, wenn ich nicht einschlafen konnte, eine Übung gemacht: Wir hatten uns eine bequeme Position im Liegen ausgesucht und die Augen geschlossen.
Dann hatte sie gesagt: "So, Jisoo. Und jetzt atme langsam ein - ganz langsam, bloß nicht zu schnell. Halte den Atem an... Und jetzt atme langsam aus... Und jetzt wieder gaaanz langsam einatmen, anhalten und so langsam wie du kannst wieder ausatmen. Nicht bewegen, achte nur auf deinen Atem, banne alle anderen Gedanken aus deinem Kopf..."
Und tatsächlich war ich so damals immer zur Ruhe gekommen. Jedoch hatte ich diese Übung nun schon so lange nicht mehr gemacht... Ich starrte die Wand weiter an. Was hatte ich zu verlieren?
Also rutschte ich in meinem Bett umher, eine bequeme Position zu finden war echt nicht einfach. Dann, endlich, lag ich ruhig da. Ich schloss meine schon langsam gereizten Augen, atmete tief und langsam durch die Nase ein. Ich füllte meine Lungen mit Sauerstoff, den ich für ein paar Wimpernschläge einfach anhielt. Dann ließ ich die Luft, so langsam wie meine Selbstbeherrschung es zuließ, durch den Mund entweichen. Ich wiederholte das noch dreimal und fühlte mich schon richtig entspannt und schläfrig, dann meldete sich meine Erkältung wieder.
Ich begann unkontrolliert zu niesen und klatschte mir schnell ein Taschentuch auf Nase und Mund. Natürlich war ich wieder hellwach. "Dämliche Erkältung...", grummelte ich leise in das Taschentuch, wischte mir damit die Nase ab und warf es in den Eimer.
Nach gefühlt zwei Stunden sank ich dann doch in den Schlaf, Träume blieben zu meinem Glück auch aus und ich konnte ruhig schlafen. Das einzige Geräusch das man noch von mir hörte, war das leise Schniefen das entstand wenn ich durch die leicht verstopfte Nase einatmete.
Sonntag, Große Halle beim Frühstück
Ich ließ mich gerade auf die Bank fallen und fixierte ein duftendes Croissant, als Cho auf mich einstürmte. Sie redete wie ein Wasserfall: "Guten Morgen, Jisoo! Hast du gut geschlafen? Also ich ja gar nicht. Die Sache mit dem armen Harry ließ mir keine Ruhe. Und hast du schon gehört, Madam Pomfrey musste ihm mit Skele - Wachs alle dreiunddreißig Armknochen nachwachsen lassen. Ich habe ja gehört, Skele - Wachs soll scheußlich sein und ganz widerlich schmecken. Aber zumindest durfte er heute schon den Krankensaal verlassen... Aber hast du auch schon das Neueste gehört?"
Ich hatte den Mund gerade voll, deswegen schüttelte ich nur ein wenig überfordert den Kopf und versuchte mühsam den großen Bissen zu schlucken.
Cho plapperte munter weiter: "Naja, heute hat McGonagall Professor Flitweck erzählt das ein Schüler versteinert wurde!"
Ich verschluckte mich und fing an zu husten. Nach dem Cho mir besorgt auf den Rücken geklopft hatte und ich wieder sprechen konnte, fragte ich: "WAS? Wer wurde versteinert? Und wann? Wo?" Ich kam mir ziemlich hilflos vor, ein Schüler der versteinert wurde? Mrs Norris, die Katze, war noch nicht einmal wieder lebendig! Cho klärte mich auf: "Das war wohl diese Nacht, auf der Treppe zum Krankenflügel. Colin Creevy, aus Gryffendor, kennst du den? Er ist auch Erstklässler, wie du..." Sie verstummte etwas zerstreut.
Ich fragte bestürzt: "Colin Creevy? Ist das nicht der fröhliche Junge der immer mit seiner Kamera durch die Gänge flitzt und am liebsten Potter vor dem Motiv hat? Ist er überhaupt Muggelstämmig?"
Cho nickte: "Ja, seine Eltern sind beide Muggel, sein Vater arbeitet als Milchmann." Ich starrte auf mein angebissenes Croissant.
Erst Mrs Norris und nun ein wirklich Muggelstämmiger, der versteinert wurde.
Nach dem Frühstück ging ich in die Bibliothek, dort befanden sich schon mehrere Schüler Grüppchen die beunruhigt tuschelnd nervöse Blicke um sich warfen. Als ich an einer Gruppe Drittklässler vorbei kam, hielt einer der Jungs mich am Arm fest.
Ich wirbelte erschrocken herum, der Junge flüsterte eindringlich: "Hey, Hallo. Willst du ein Schutzamulett kaufen? Es schützt dich vor der Versteinerung. Oder doch eher ein Talisman? Kosten jeweils nur sechs Silbersickel." Ich schüttelte energisch den Kopf als er mir mit der anderen Hand irgendwelche Ketten mit großen Anhängern vor das Gesicht hielt. Ich stieß hervor: "Ich habe kein Interesse an deinem Plunder! Und lass mich los, das tut weh!"
Tatsächlich hatte der Junge so fest zu gepackt, das sich mein Arm vorkam wie in einer Wurstpresse. Dann ließ er mich jedoch los, zum Glück! Ich trat einen Schritt zurück, drehte mich auf dem Absatz um und lief schnell weiter. Den Arm rieb ich mir dabei geistesabwesend. Kommt jetzt tatsächlich so ein Handel zwischen den Schülern auf? Das können die Lehrer doch nicht gutheißen!
Und hilft sowas wirklich? Ich grübelte darüber nach, als ich plötzlich von hinten angefallen wurde. Arme schlangen sich um meinen Bauch und eine bekannte Stimme hinter mir quietschte: "Jisooooooo! Dir geht es gut! "
Ich gab einen erschrockenen Laut von mir, und schimpfte dann los: "Meine Güte, Lisa! Du kannst mich doch nicht so erschrecken!" Lisa ließ mich los, nur um mir gleich danach noch einmal von vorne um den Hals zu fallen. Ich umarmte sie lachend zurück. Sie löste sich von mir und fragte: "Hast du schon von Colin gehört?"
Ich nickte. Sie sah sehr durcheinander aus.
Schnell nahm ich sie gleich nochmal in den Arm und sagte: "Hey, kannst du mir ein bisschen bei diesem Aufsatz für Verteidigung gegen die Dunklen Künste helfen? Was sollen wir da noch einmal alles aufschreiben?" Lisa riss sich zusammen und lächelte leicht. Sie sagte: "Klar, kann ich dir da helfen. Ich bin mit meinem schon fertig, ist eigentlich ganz einfach..."
Ich nahm sie bei der Hand und wir suchten uns einen kleinen Tisch aus der noch leer stand. Dann half sie mir den Aufsatz zu schreiben, wobei mir die leichte Schwärmerei die sie für die Goldlocke entgegenbrachte nicht entging.
Tja, wir hatten einen unterschiedlichen Geschmack. Und im Moment fand ich es besser, wenn sie über den Schnösel nachdachte, als wenn sie sich Sorgen um Colin und die Kammer des Schreckens machte.
Während der nächsten Tage kochte die Gerüchteküche unter den Schülern richtig auf, wer war der Erbe des Slytherins? Wer hatte Colin versteinert? Wie wurde er versteinert? Es gab hunderte von Theorien und Verdächtigungen, eine unsinniger als die andere.
Die meisten liefen nur noch in Gruppen umher und der Handel von magischen Gegenständen die einen schützen sollten blühte hinter dem Rücken der Lehrer auf. Ich empfand das alles als ziemlichen Quatsch, natürlich machte ich mir auch Sorgen. Aber ich fand diese ganzen Gerüchte und die unzurechenbaren Schutzutensilien einfach lächerlich.
Um mich von dem Ganzen ein wenig abzulenken, schrieb ich jeden Abend weiter an einer Geschichte. Ich wollte schließlich später Autorin werden, das Talent dazu hatte ich jedenfalls. Wenigstens eine Sache, in der ich mir über mein angeborenes Talent sicher sein konnte.. Und Spaß machte es mir auch. Es war einfach Entspannung pur für mich die Worte auf Papier zu bringen und ganz eigene Welten zu formen.
In meiner Geschichte ging es um ein Mädchen, es ist hoffnungslos verliebt. Sie beging immer wieder Taten, von denen sie dachte sie würde seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, doch sie brachte sich selbst immer wieder in Lebensgefahr und der Junge kannte nicht einmal ihren Namen. Stattdessen wurde sie immer wieder von einem Jungen, den sie nicht kannte, gerettet. Die zwei wurden Freunde, doch ihr Herz gehörte dem, der ihre Liebe nicht erwiderte. Eines Tages, als sie verzweifelt überlegte ob es an ihrem Äußeren lag das sie ändern sollte, da sagte der Junge, der ihr unzählige Male schon geholfen hatte, ernst:
"Verstell dich bitte nicht. Du versuchst schon die ganze Zeit, jemand anderes für jemand anderen zu sein. Du versuchst, vom Rohdiamanten zum geschliffenen Diamanten zu werden. Doch vergiss nie:
Jedem Diamanten, den man bis zur Perfektion schleift, wird etwas genommen.
Am Ende ist man weniger als vorher, ein Teil von einem selbst geht verloren, wenn man versucht, perfekt zu sein.
Und womöglich ist dies der wichtige Teil, der dich selbst aus macht."
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-3700 Wörter
Einen schönen Tag/Morgen/Abend/Nacht :)
Ich hoffe, euch hat dieses Kapitel gefallen. Es ist nicht sonderlich viel passiert, außer das ich endlich Mal mehr Parallelen zu Harry Potters Geschichte geschaffen habe ^-^
Viel Spaß beim Weiterlesen :D
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