Kapitel 3. Eine Party und ein beunruhigendes Gefühl

Lisa zupfte nervös an ihrem Minikleid herum, sie fragte: "Können wir nicht schon mal losgehen?"

Ich warf einen Blick auf Jennies Armbanduhr, es war 17:42 Uhr. Heute war Samstag, der Tag der Party. Mein komischer Traum ging mir den ganzen Morgen über nicht aus dem Kopf. Beim Lernen in der Bibliothek musste ich an ihn denken und auch jetzt, wo wir vier uns vor einer halben Stunde wieder in einem Mädchenklo eingeschlossen und umgezogen hatten, musste ich immer noch grübeln warum ich so etwas träumte.

Irgendwo hatte ich einmal gelesen, das die Träume vom Unterbewusstsein geschickt werden, um bestimmte Geschehnisse verarbeiten zu können. Dabei werden die verschiedensten Situationen aufgerufen und in einen Topf (dem Traum) geworfen. Andere Quellen sagen, das die Träume eher so etwas wie Botschaften von unserem Unterbewusstsein sind. Was will mir mein Unterbewusstsein also mit meinem Traum sagen? Vielleicht ein bisschen klarer, Unterbewusstsein!

Die Stimme von Rosé riss mich aus meinen Gedanken, sie antwortete auf Lisas Frage: "Also, wenn wir gemütlich laufen schaffen wir es locker dahin." Lisa flitzte sofort zur Tür, Jennie rief:

"LISA! Deine Tüte, die musst du noch mit nehmen! Und warte gefälligst auf uns, Rosé sagte gemütlich laufen, nicht wie irre losrennen!" Sie sagte es grinsend, deswegen konnte man ihre harschen Worte nicht ernst nehmen.

Lisa drehte sich mit vorgeschobener Unterlippe von der Tür weg, mit einem Grummeln ging sie zu der Kabine in der sie sich umgezogen hatte, schnappte sich ihre Tüte und stand Sekunden später schon wieder hibbelig vor der Tür. Sie quengelte ein bisschen: "Könnt ihr euch jetzt nicht mal beeilen! Los, los! Ich will los!" Ich lachte fröhlich und fing an, extra langsam zusammen zu packen. Lisa grinste. "Blödes Choi Choo! ". Ich grinste breit zurück, nahm mir langsam meine Haarbürste und packte diese in die Tüte und lief anschließend in Zeitlupe auf sie zu.

Rosé und Jennie, die beiden waren schon längst fertig und standen jeweils an ein Waschbecken gelehnt, beobachteten mich amüsiert. Jennie rief: "Pass auf, Jichu! Wenn du weiter so schnell unterwegs bist, läufst du noch irgendwo gegen." Ich zwinkerte ihr zu und sagte betont langsam: "K-e-i-n-e  S-o-r-g-e.  I-c-h  p-a-s-s-e  s-c-h-o-n  a-u-f. " Lisa warf die Hände in die Luft: "Du hast sie doch nicht mehr alle! Jetzt kommt, sonst gehe ich allein." Und mit dieser Drohung drehte sie sich um und öffnete schwungvoll die Tür.

Und knallte sie sofort wieder zu. Mit roten Wangen drehte sie sich zu uns um. Rosé fragte sofort neugierig: "Was ist denn los, Lisa? Warum bist du so rot?" Jennie hakte ebenfalls nach: "Steht da draußen einer und wartet?" Lisa schüttelte heftig den Kopf und legte verzweifelt den Zeigefinger an die Lippen. Ich flüsterte: "Was ist da draußen?"  Lisa kam näher, wir anderen drei scharrten uns neugierig um sie, unsere Tüten raschelten. Jennie quiekte auf: "Rosé! Pass auf wo du hintrittst! Das waren meine schönen Schuhe, du...!"

Dann gab es ein Klatschen und Lisas Hand lag auf Jennies Mund. Empört grummelte Jennie, dann leuchteten ihre Augen plötzlich auf. Lisa zischte gerade: "Mensch, Jennie. Sei bloß leise, sonst hört er- " Dann riss sie angewidert ihre Hand von Jennies Mund. Diese leckte sich genüsslich mit der Zunge über die Lippen. Lisa flüsterte angeekelt: "Bah, hast du mir grade ernsthaft mit deiner Zunge über die Hand geleckt?" Jennie flüsterte achselzuckend zurück: "Na klar, niemand hält mir einfach so den Mund zu. Da muss ich leider zu solchen Maßnahmen greifen..."

Sie grinste. Lisa wollte schon zu einer empörten Antwort ansetzen, da unterbrach ich sie leise: "Lisa, wer hört uns sonst? Du hast eben gesagt das uns sonst jemand hört." Lisa warf einen nervösen Blick zur Tür, dann antwortete sie mir mit gesenkter Stimme und leuchtenden Augen: "Also, vor der Tür steht wirklich Jemand. Professor Lockhart, er hat dort mit einem Schüler geredet." Ich konnte es nicht fassen, da steht die Goldlocke doch tatsächlich vor unserer Klo Tür!  Die Augen verdrehend sagte ich mit fester, normal lauter Stimme: "Also ich gehe jetzt zur Party im vierten Stock. Kommt ihr mit?"

Ich ging zu der Tür, die eine Hand legte ich auf die Klinke, in der anderen baumelte die Plastiktüte. Ich blickte die anderen drei auffordernd an, Lisa guckte ein wenig ängstlich, Jennie neugierig, und Rosé unsicher.

Dann öffnete ich mit Schwung die Tür und trat einen Schritt aus dem Mädchenklo. Als Erstes fiel mir sofort die Goldlocke ins Auge, er stand tatsächlich nur ungefähr zehn Meter entfernt und unterhielt sich mit einem Jungen in einem Gryffendor Umhang. Oder besser gesagt, stritten sie sich. Goldlocke stand aufgebracht vor dem Jungen der ungefähr im vierten Jahrgang war. Der Junge hatte strubbelige, rote Haare und hatte die Arme lässig verschränkt. Man konnte ihm jedoch ansehen, das er trotz seiner Mir- doch- egal Haltung wütend war, sein Gesicht war mit roten Flecken übersät und er redete mit leicht aggressiver Stimme.

Die Mädels hinter mir gaben einen überraschten Laut von sich, als sie gegen mich stolperten. "Hey, warum gehst du nicht weiter?" fragte Jennie und lugte über meine Schulter. Dann murmelte sie: "Ach du heilige... Da ist ja dieser Heini. Plus einem Weasley Jungen... Das ist nicht gut." Ich musterte den rothaarigen aus Gryffendor, tatsächlich.

Jetzt erkannte ich ihn: Es war einer der Zwillinge, Fred oder George Weasley. Wer von den beiden es genau war konnte ich nicht erkennen, sie sahen sich einfach viel zu ähnlich. Eineiige Zwillinge eben.

Rosé, die hinter Jennie stand, stellte sich auf die Zehenspitzen und schaute was los war, sie keuchte: "Oh Gott! Streiten die sich etwa?" Jennie bemerkte trocken: "Nach einem gemütlichem Kaffeekränzchen mit Smalltalk sieht das jedenfalls nicht aus. "

Kurz darauf kam ein Uff von ihr und ich vermutete, das Rosés Ellenbogen gerade mit Jennies Seite Bekannschaft gemacht hatte. Ich fragte ein wenig genervt, aber entschlossen: "Also, drücken wir uns jetzt hier weiter in der Tür zwischen diesem Klo und dem Flur herum und starren die zwei an, oder gehen wir zum vierten Stock?" Dann gab ich mir einen Ruck und ging einfach los, meine Finger umklammerten die Tüte. Hinter mir hörte ich Protestlaute von Lisa und Jennie, als diese hinter mir her aus der Tür und auf den Gang purzelten.

Die Goldlocke schaute auf, er sah wütend und gereizt aus, dann strahlte er uns vier überfreundlich an und rief: "Hallöchen, ihr vier! Wo wollt ihr denn in dieser Aufmachung hin? So weit ich weiß ist das kein Teil der Schuluniform." Er drohte uns mit dem Finger, zwinkerte aber dabei. Mir kam schon der Würgereiz hoch, doch ich schluckte kurz und sagte dann: "Das haben Sie so richtig mitbekommen. Das ist kein Teil der Schuluniform. Aber jetzt ist auch Nachmittag, also Freizeit. Da können wir Schüler ja wohl tragen, was wir wollen. Oder etwa nicht?"

Lisa neben mir murmelte nervös: "Warum klingst du so gereizt?" Ich flüsterte zurück: "Denk mal nach." Und bekam dafür nur einen fragenden Seitenblick. Ich verdrehte innerlich die Augen. Lisa stand manchmal echt ein bisschen auf dem Schlauch, vorallem wenn es um die Goldlocke ging. Der Weasley- Junge guckte die Goldlocke, die gerade zu einer Antwort von meiner Aussage ansetzen wollte, genervt an, dann wandte er sich uns zu: "Hi, ich bin George. Du bist Lalisa, aus dem ersten Jahrgang, nicht wahr?". fragte er Lisa. Sie freute sich das er sie erkannte, das war offensichtlich, und sagte: "Ja! Aber ich möchte lieber Lisa genannt werden." George nickte bloß und fragte: "Und wer seid ihr anderen? Auch aus Gryffendor?"

Ich sagte:" Nö, ich bin Jisoo aus Ravenclaw. "

Jennie ergäntzte: "Und ich Jennie aus Slytherin. Nenn mich bloß nicht Jen!"

George zog nur eine Augenbraue hoch und grinste, Rosé beendete die Vorstellungsrunde: "Hi, ich bin aus Hufflepuff. Chaeyoung. "

Ich drehte mich kurz erstaunt zu ihr um, warum wollte sie bei ihrem richtigen Namen genannt werden? Sie sah meinen Blick und machte eine vage Kopfbewegung in Richtung Goldlocke. Ich sah sie kurz ratlos an, dann überkam mich die Erkenntnis: Rosé wollte nicht das ein Lehrer ihren Spitznamen mitbekam. Sie war bei so etwas immer sehr speziell. Aber wir anderen respektierten das. Ich nickte ihr zu und sie lächelte mich an. Dann drehte ich mich wieder nach vorne und sah wie George sich der Goldlocke zu wandte, er meinte: "So, dann kann ich ja jetzt gehen. Fred wartet mit dem Projekt auf mich." Er drehte sich um und lief mit großen Schritten davon. Die Goldlocke runzelte die Stirn und rief ihm hinterher: "Welches Projekt, Mr. Weasley? Was haben Sie schon wieder vor? "

Doch George winkte nur lässig ohne nach vorne zu sehen. Die Goldlocke schüttelte den Kopf. "Zwei solche Genies, aber sie vergeuden ihre Zeit mit Kinderkram. Ich kann nur für sie hoffen das bald der Schein der Erleuchtung auf sie trifft, genauso wie es bei mir der Fall war. Zwar geschah dies bei mir schon in jüngeren Jahren, doch ich werde die Hoffnung nicht aufgeben.", sagte er dünn lächelnd.

Ich dachte mir nur: Das hat er gerade nicht wirklich gesagt. Jemand drängelte sich neben mich, es war Rosé, sie sagte: "Professor Lockhart, wir entschuldigen uns dann auch. Wir haben nämlich noch etwas vor." Dann nahm sie mich und Lisa am Arm und lief los. Ich hörte die Goldlocke noch so etwas wie eine Verabschiedung sagen, doch Rosé legte ein ganz schönes Tempo vor. Jedoch hatte sie auch die längsten Beine von uns und war eine sehr schnelle Läuferin. Auf jeden Fall schneller als wir anderen drei.

Ich keuchte schon nach kurzer Zeit. "Warum rennst du so, Rosie?", fragte ich sie. Rosé ließ meinen Arm und den von Lisa los und meinte: "Ich hab mal eben einen Blick auf Jennies Armbanduhr geworfen, wir haben noch neun Minuten, dann beginnt die Party." Jennie fragte verwundert: "Aber wir können doch auch erst später hin, oder nicht?"

Rosé zuckte mit den Schultern, sie sagte: "Ich mag es halt pünktlich. Außerdem wollte ich von Lockhart weg. Der geht mir langsam echt auf den Geist! Euch auch?" Jennie stimmte ihr stöhnend zu: "Ja, das ist echt mal ne Nervbacke... Irgendwie ist er ja auch lustig, aber im Unterricht bin ich immer genervt. Ich bin schon zweimal bei Verteidigung gegen die Dunklen Künste weggepennt!"  Ich fügte hinzu: "Ganz eurer Meinung, gibt es eigentlich irgendjemanden an dieser Schule der ihn  als Lehrer noch gut findet? Ich nenn ihn in Gedanken immer schon nur noch 'Die Goldlocke'" Jennie lachte: " Ehrlich jetzt? Das find ich der Hammer! Du und deine fantastischen Namen! " Ich grinste sie an. " Du kennst mich doch, Jendeukie." Sie lachte wieder. Ich fand es so schön meine Freundinnen zum Lachen zu bringen!

Wir unterhielten uns weiter, als wir gerade die Treppe zum vierten Stock hoch liefen, fragte ich: "Jetzt mal ganz ehrlich, geht unserer Aufzug so wirklich?" Ich zeigte unsicher auf unsere schon ziemlich freizügige Kleidung. Lisa tat das mit einem Lachen ab, sie meinte: "Na klar geht das! Du wirst schon sehen, alle Mädels ziehen sich so an. Das ist stylisch!" Ich war noch immer skeptisch. Außerdem waren mir lange Hosen wirklich viel lieber, in diesen Hopants erfror man doch noch!

Ich wollte das gerade zur Sprache bringen, wir waren auch am Ende der Treppe angelangt, da passierte es: Ich blieb mit meinem rechten Sneaker an der letzten Stufe hängen und fiel hin.

Autsch.

Ich versuchte mich mit den Händen abzufangen um meine ungeschützten Beine zu schonen, doch es ging alles zu schnell um richtig reagieren zu können und der Schmerz der im nächsten Augenblick in meinen Knien brannte ließ mich annehmen das zumindest Schürfwunden bleiben würden. Rosé rief erschrocken auf: "Jisoo! Alles okay?"

Die Mädels wuselten um mich herum und halfen mir beim Aufstehen. Als ich wieder aufrecht stand und mir die letzten Haarsträhnen, die mir den Blick versperrten aus dem Gesicht strich, hörte ich die Stimme eines Jungen lachen:

"Hast du dich gerade gemault?!" Ich schaute auf, zwei Jungs in meinem Alter kamen auf uns vier zu, der eine grinste bloß und hatte wuschelige, schwarze Haare, der andere verzog das Gesicht zu einer komischen Grimasse. Er schien das ganze einerseits unheimlich lustig zu finden, andererseits sah er auch besorgt aus.

Er hatte dunkelbraune Haare und um seine ebenfalls braunen, vor Energie schier sprühenden Augen waren kleine Lachfältchen mit denen er sehr sympathisch aussah. Es waren die beiden Gryffendor Erstklässler Tae und Jungkook. Wie toll, dann konnte Lisa sie gleich im Auge behalten. Aber erst einmal schienen sie mich im Auge zu behalten, warum mussten die hier auch aufkreuzen wenn ich gerade hinfiel?

Ich grinste Tae angestrengt an: "Jap, habe ich. Ich musste doch mal gucken wie sich der Boden hier anfühlt!" Junkook fragte: "Und, schon ein Urteil gefällt?" Ich legte den Kopf schief und meinte gespielt nachdenklich: "Ich bin mir noch nicht sicher, vielleicht sieben von zehn Punkten? Was meint ihr?" Ich schaute meine drei liebsten Mädels an, die sich vor Lachen schon fast krümmten. Naja, eher Lisa. Jennie musterte die zwei Jungs bloß, und Rosé kicherte ein wenig vor sich hin.

Jennie sagte: "Also ich würde das mit der positiven Bewertung über den Boden erstmal lassen, schließlich darfst du Dank dem nun den stylischen, aber ziemlich unmodernen Ich- bin- hingefallen Look tragen. Ich habe gehört das der bei kleinen Kindern sehr oft auftritt." Ich schaute betroffen auf meine Beine, tatsächlich. Ich hatte Schürfwunden an den Knien die nicht einmal richtig bluteten, sondern nur aufgekratzte, gerötete Haut zeigte . Es sah irgendwie nicht sehr passend zu dem coolen Outfit aus.

Tae sagte munter: "Ach was, sieht doch rebellisch aus! Du kannst ja erzählen das du eben noch in einer Prügelei warst!" Ich hob eine Augenbraue: "Und dabei haben nur meine Knie etwas abbekomen, ja?" Tae nickte begeistert, er schien sich nun richtig für die Idee zu erwärmen. "Genau! Das war eine Wette, oder nein, es war einfach die legendäre Knie- Boxerei bei der man nur seine Knie benutzen darf! " rief er. Ich lachte: "Aha, und dieser Knie- Kampf ist tatsächlich so legendär?" Tae sagte strahlend: "Ja, ab heute!" Jennie bemerkte lächelnd: "Na, das kann ja ein lustiger Abend werden."

Und das wurde er wirklich. Nachdem wir im vierten Stock zu der Tür gelangt waren hinter der die Party stattfinden sollte, hatte ein kräftiger Schüler in Jeans und T- Shirt aus dem sechsten oder siebten Jahrgang uns mit verschränkten Armen und verkniffenen Gesicht grimmig gemustert. Er war wohl sowas wie der Türsteher.

Nachdem er jeden von uns unter die Lupe genommen hatte, schien er uns wohl gut genug zu finden und erklärte uns das wir dreimal vor der Tür hin- und hergehen sollten und dabei daran denken mussten das wir in den Partyraum wollten. Ich runzelte die Stirn, was war das denn bitte für ein Quatsch? War das ein Witz, oder ein Test?

Doch dem Türsteher schien es vollkommen ernst damit zu sein. Er forderte uns ungeduldig ein zweites mal dazu auf, jetzt klang er schon viel gefährlicher. Die anderen wussten wohl auch nicht recht was sie davon halten sollten, Tae kratzte sich irritiert am Nacken, Jungkook schaute mit großen Augen ungläubig den Typen an und runzelte die Stirn. Lisa fing wieder nervös an mit dem Saum ihres Minikleides herumzuspielen, ab und zu warf sie Blicke zu den Jungs hinüber. Erst fragte ich mich was das sollte, doch dann erinnerte ich mich an ihre Aufgabe. Wenn wir sechs den Abend zusamen verbrachten, würde ihre Aufgabe wohl leichter sein als gedacht. Rosé ließ unsicher den Blick über uns schweifen, huschte mit den Augen aber immer wieder zu dem Türsteher Typen. Jennie schien eher genervt als unsicher, sie machte einen Schritt auf den Typen zu und stemmte die rechte Hand in die Hüfte.

"Was soll denn der Kinderkram? Lass uns doch einfach rein, was bringt denn dieses vor der Tür herumgerenne?!", fragte sie ungeduldig. Der Typ schien von ihr belustigt zu sein, er nahm aus seiner Tasche ein Kaugummi, wickelte es aus und steckte es sich in den Mund. Dann sagte er betont lässig kauend: "Entweder ihr macht das, oder ihr kommt nicht rein. Ihr aus dem ersten Jahrgang habt überhaupt ziemlich Glück auf so eine Party eingeladen zu sein, also macht was ich euch sage." Er zuckte mit den Schultern und grinste. "So einfach ist das."

Ich blickte die anderen zweifelnd an. Tae meinte: "Naja, wenn wir ansonsten nicht reinkommen sollten wir wohl tun was der sagt, oder?" Die anderen nickten zustimmend, wenn auch nicht begeistert, ich ebenfalls.

Jennie fing mit erhobenem Kopf an, vor der Tür auf und ab zugehen. Der Türsteher, der sich nun an die Wand gelehnt hatte, rief: "Und nicht vergessen, Prinzessin, denk daran das du in den Partyraum willst. "

Jennie verdrehte die Augen. Ich lief auch los, Lisa neben mir, und kam mir dabei ziemlich lächerlich vor. Was mache ich hier denn bloß? Schnell verbannte ich die meisten Gedanken aus meinem Kopf und dachte angestrengt: Ich will in den Partyraum, ich will in den Partyraum, ich will in den Partyraum... Dann, nachdem alle dreimal vor der Tür herumgelatscht waren, stieß der Türsteher- Typ die Tür auf. "Viel Spaß euch, Kiddies.", grunzte er. Der Partyraum schien nicht sehr gut ausgeleuchtet zu sein, vom hellen Gang aus in dem wir uns noch befanden sah ich nur Dunkelheit innerhalb der Tür. Jennie ging als erstes durch den Türrahmen, dann kam ich.

Und ich muss sagen, es war schon sehr überwältigend.

Vor uns erstreckte sich ein großer Raum, in der Mitte waren leuchtende Quadrate auf dem Boden, die ständig die Farbe wechselten. An der Decke hing eine glitzernde Discokugel, das waren allerdings auch schon die einzigen Lichtquellen. Gegenüber von uns, am anderen Ende des Raumes, stand ein DJ Mischpult. Es war noch niemand dort, keine Musik lief. Wir waren ja auch noch ziemlich früh. Außer uns sechs waren noch ein paar Jungs hier die geschäftig hin und her wuselten und sich Anweisungen zuriefen. Das mussten Kais Kumpels sein. An der Wand stand ein langer Holztisch der sich vor Tabletts, Schüsseln und Krügen schon fast verbog. Die Tabletts und Schüsseln waren voll mit leckeren Snacks, wie zum Beispiel: Chips in mehreren Geschmackssorten, Pizzaecken, Brezeln, Eis in kleinen Bechern, Bertie Botts Bohnen die in gewagten Farben glänzten und ein paar Kürbispasteten. In den Krügen glitzerten Säfte und andere farbige Getränke von denen ich mir sicher war das dass meiste ziemlich viel Alkohol enthielt.

Ich sagte mir in Gedanken schon einmal das ich mich von den Getränken fernhalten würde. Lisa neben mir stieß ein beeindrucktes: "Wow! Das ist ja gigantischer und professioneller als ich dachte! ", aus. Junkooks blick wanderte zu dem Buffet, man konnte das Funkeln in seinen Augen sehen. Ich malte mir aus wie er vielleicht gleich anfangen würde zu sabbern, wenn er noch länger das Essen anstarrte und musste ein Kichern unterdrücken. Schnell wandte ich mich von ihm ab.

Jennie musterte die Tanzfläche neugierig und beobachtete die Lichter am Boden die ständig die Farben wechselten. "Ich hoffe es wird dann auch gute Mucke gespielt! Es wäre doch eine Schande wenn man hier nur zu langweiliger Musik tanzen könnte.", sagte sie.

Tae rief plötzlich: "Seht mal! Ein Chillraum!"

Ich wirbelte herum und folgte Taes begeistert ausgestreckter Hand. Tatsächlich, obwohl ich auf meine Pokemon Sammlung schwören könnte, das dort eben noch nur eine schlecht beleuchtete Wand gewesen war, lud nun ein bogenförmiger Durchgang in einen helleren Raum ein. Der Raum hinter dem Durchgang war groß und rund, in kleinen Grüppchen waren gemütliche Sitzmöglichkeiten verteilt. Ich konnte Sitzsäcke, Sessel, riesige Kissen und kuschelige Bänke  erkennen. Neugierig ging ich auf den Raum zu, durchquerte den niedrigen Durchgang und steuerte nach kurzer Überlegung einen blauen, gemütlich aussehenden Sitzsack an. Mit einem wohligen Seufzer ließ ich mich schließlich auf ihn fallen, er war wirklich sehr bequem und flauschig weich.

Ich grinste die anderen an die mir in den Chillraum gefolgt waren. Tae pfiff annerkennend. Er meinte: "Echt chillig hier."Jennie drehte sich einmal um sich selbst und verkündete beeindruckt:

"Die wissen wie man eine coole Party location macht! Aber gehört ein Chillraum wie dieser überhaupt in die Umgebung einer Party?" Lisa ließ sich neben mir auf einen roten Sitzsack fallen und rollte sich auf den Bauch. "Ich bleib für immer hier liegen, egal ob dieser Sitzsack hier hergehört oder nicht!", beschloss sie, machte die Augen zu und sank noch ein wenig tiefer in dem weichen Riesenkissen ein.

Ich grinste. Jennie setzte sich auf einen braunen Ledersessel. Dann entschied sie sich wohl, das dies für sie eine zu langweilige Art zu sitzen sei. Denn nach einigen Augenblicken lag sie mit dem Rücken auf der Sitzfläche, die Beine auf der niedrigen Lehne abgelegt.

Kopfüber grinste sie mich an, zwinkerte und sagte zufrieden: "Ein Glück das ich mich letztendlich für diese Hotpants entschieden hab! In meinem schwarzen Rock wäre diese Position wohl etwas unangenehm..." Ich lachte, da hatte sie recht!

Rosé setzte sich auf die Lehne von Jennies Sessel und quengelte wie ein kleines Kind: "Ich will zum Buffet! Da waren Pizza Ecken mit Ananas drauf!"

Tae verzog das Gesicht und setzte sich in einen rot- gelb gemusterten Sitzsack: "Bäh, würg. Was findest du den an Ananas auf Pizza?"

Rosé verschränkte die Arme sagte leicht schmollend: "Ich liebe Ananas auf Pizza! "

Tae griff sich dramatisch an seine schwarze Krawatte, die er um den Hals gebunden trug, und rief übertrieben: "Oh nein! Dann werden wir auf ewig Feinde sein müssen!"

Jungkook lachte. Wir anderen fielen mit ein und Tae grinste zufrieden. Rosé fragte hoffnungsvoll: "Können wir nun zum Buffet?"

In diesem Moment betrat eine andere Gruppe an Schülern den Chillraum. Ich erkannte Cho, sie trug tatsächlich das Outfit das sie mir und Luna beschrieben hatte und in ihrem schwarz glänzendem Haar glitzerte ein Fliederblüten Anstecker- zweifellos der von Luna. Sie sah sehr zufrieden aus, was daran liegen könnte das Cedric Diggory neben ihr lief. Ich hatte ihn erst ein paarmal gesehen, und nie auch nur ein Wort gewechselt. Er sah tatsächlich sehr gut aus, aber für meinen Geschmack war er etwas zu groß. Er überragte mich um mindestens zwei Köpfe, da müsste ich ja die ganze Zeit hochschauen um ihm beim Sprechen ins Gesicht sehen zu können.

Hinter den beiden lief noch ein Junge, er strahlte von einem Ohr zum anderen und erzählte irgendwas. Ihm schien es nichts auszumachen das Cho und Cedric ihm garnicht zuhörten. Der andere Junge musste auch im ersten Jahrgang sein, er sah definitiv jünger aus als Cedric, er erinnerte mich eher an Jungkook und Tae. Wahrscheinlich hatte ich schon einmal mit ihm Unterricht, jedoch ist es schwer für mich mir Gesichter und Namen zu merken...

Cho erblickte mich, sie rief freudig aus: "Hi, Jisoo! Das ist ja schön dich hier zu sehen! Sind das deine Freundinnen? Ihr habt ja echt mega coole Sachen an!" Einen Wimpernschlag später fand ich mich in einer stürmischen Umarmung von ihr wieder und eine nach Flieder riechende Duftwolke umschloss mich. Ich lächelte in ihre rosafarbene Seidenjacke und sagte: "Danke, du siehst auch wirklich fantastisch aus! Ja, das sind meine besten Freundinnen, und wer ist das bei dir? "

Cho löste sich wieder mit leuchtenden Augen von mir. Ich bemerkte, das ihre Haare noch genauso perfekt lagen wie davor.

Sie sagte, während sie sich in einen pinkfarbenen, kleinen Sessel kuschelte: "Das sind Cedric und Hoseok. Wer seid ihr denn alle nochmal? Ich brauche immer ein gutes Jahr, um mir alle Gesichter der neuen Erstklässler zu merken. Und dann kommen schon die nächsten Elfjährigen!" Stimmt, dachte ich, Jung Hoseok ist das! Cho ließ ihren Blick neugierig über Tae, Junkook und die drei Mädchen schweifen. Tae rief: "Ich bin Tae. Wer bist du eigentlich?"

Cho sah ihn überrascht an, sie schien es nicht gewohnt das man ihren Namen nicht kannte. "Hi, Tae, ich bin Cho Chang." Tae zeigte den Daumen nach oben. Während sich Cedric und Hoseok setzten, stellten sich die anderen auch kurz und knapp vor. Schon nach kurzer Zeit quatschten wir alle wie Freunde die sich schon lange kannten.

Gerade entbrannte eine interessante Diskussion über verschiedene Modestile zwischen Hoseok, Cho und Lisa, da ertönte eine mir bekannte Stimme: "Oh! Schau mal, Chimchim, das Troublemaker Girl ist auch da!" Alle Augen waren nun auf zwei asiatische Jungs gerichtet, die grinsend den Raum betraten und sich zu zweit auf einen silbernen Sitzsack zwängten. "Ey, mach dich nicht so breit!", protestierte der Eine und schubste den Anderen.

Dem machte das jedoch nicht viel aus, er hatte sich auf den Rücken gelegt und beobachtete uns anderen aus halb geschlossenen Augen während er wie ein Stein da lag. Es waren Yoongi und Jimin, die zwei Jungs aus Slytherin vor denen ich am Montag gegen eine Tür gerannt war. Ich hatte sie seitdem nicht mehr oft gesehen, außer im Unterricht, geschweige denn mit ihnen gesprochen (Blödes Wortspiel... Tut mir leid). Und es war klar das Yoongi mit Troublemaker wohl mich gemeint hatte.

Empört fragte ich: "Wen nennst du hier bitteschön Troublemaker?!" Jennie entfuhr ein: "Oh nein! Nicht ihr, habe ich denn nicht einmal hier meine Ruhe vor dir?" Dabei funkelte sie vorallem Jimin an, der lachte bloß vergnügt. "Oh doch, wir! Hi, Jennie!" Jennie stöhnte genervt. Lisa fragte, mit Blick auf mich, drängend: "Warum nennt ihr Jisoo Troublemaker? Ich kenne euch aus Zaubertränke und Besenflug. Hi." Jimin zwinkerte ihr zu.

Ich sagte: "Bei mir war die Begegnung ein bisschen anders... Ich kenne die Zwei auch nicht wirklich, nur aus dem Unterricht..." Weiter ausführen wollte ich die Geschichte eigentlich nicht. Aber Jimin grinste und sagte: "Na los, Troublemaker. Wenn du nicht rausrückst, dann mach ich das."

Etwas an seinem Grinsen und seinen vergnügt funkelnden Augen verriet mir, das er die Story nicht ganz wahrheitsgemäß erzählen würde.

Lisa bettelte: "Erzähl! Erzähl! Looos! Bitte." Ich schaute zur Seite, die Wand des Raumes sah eigentlich ziemlich interessant aus. So schön weiß angemalt und rund, ganz ohne Ecken, mit kleinen Rillen im Putz. Wenn ich mir die Rillen lange genug anschaute, konnte ich wirklich hoch spannende Muster erkennen... Faszienierend, oder?

Lisa stieß mich in die Seite, die interessante Wand musste wohl warten. Dabei sah sie wirklich so spannend aus, dachte ich sehnsüchtig. Dann erzählte ich widerwillig, wie ich am Montagmorgen meine Begegnung mit der Tür, Yoongi und Jimin hatte. Dann sagte ich, mit funkelnden Augen und verschränkten Armen zu den zweien: "Ich heiße übrigens Jisoo, das wisst ihr auch. Wir hatten schließlich schon oft genug zusammen Unterricht, warum nennt ihr mich noch immer Troublemaker?!"

Yoongi schloss seine Augen während er antwortete: "Weil ich mir deinen Namen nicht gemerkt habe und du doch ein Troublemaker bist. Was hast du denn dagegen wenn wir dich so nennen?"

Typisch Slytherin!

"Zufälligerweise habe ich einen echten Namen! Den könntet ihr euch doch mal merken. Und deswegen mag ich es nicht wenn ihr mich anders ansprecht, es sei denn der Spitzname gefällt mir. Aber Troublemaker? Ernsthaft?"

Jimin johlte amüsiert: "Herrje, sie mag ihren Namen nicht!"

Ich gab nur genervt von mir: "Idiot. Meinen Namen mag ich, Troublemaker ist allerdings nicht mein Name."

Jimin zuckte mit den Schultern. "Okay, wie du willst, Troublemaker." Er grinste. Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn, die anderen lachten. Es war ja wahrscheinlich auch witzig, für einen außenstehenden jedenfalls. Wie kommen diese zwei Idioten darauf, mich Troublemaker zu nennen? Als wenn ich wirklich Ärger machen würde... Ich doch nicht! Ihr kennt mich doch.

Es wurde trotzdem noch ein echt schöner Abend, schon bald gingen Cho und Cedric um zu tanzen. Man konnte die laute Musik die durch alle Räume drang, und den Boden mit ihren tiefen, lauten Bässen vibrieren  ließ und das Lachen der anderen Partygäste deutlich hören. Rosé ging mit ihnen, um sich vom Buffet eine Ananas- Pizzaecke zu holen. Ich beschloss, ihr den Spitznamen Foodsé zu verpassen. Die Atmosphäre mit der Musik im Hintergrund und dem gechillten herumsitzen und quatschen war jedenfalls super.

Dieser Namjoon kam dann auf einmal mit seinem Kumpel herein. Er war ebenfalls aus Ravenclaw. Sein Freund stellte sich als Seokjin vor, er war zu Anfang zwar höflich und freundlich gewesen, doch auch sehr zurückhaltend. Seine etwas nachdenklichen Gesichtszüge waren fein geschnitten, das braune Haar fiel ihm ins Gesicht und er sah älter aus als er war. Tatsächlich sah er aus wie ein Drittklässler, war jedoch mit uns im ersten Jahrgang. Ich erinnerte mich, das er in einem Fach neben mir saß, allerdings war er mir nie besonders aufgefallen.

Namjoon wareher still, er beobachtete bevor er redete. Dann war da noch sein spontaner Humor, den er immer wieder in angespannte Diskussionen hineinwarf. Wenn er dann lachte, kamen kleine Grübchen in seinen Wangen zum Vorschein. Er hatte warme, braune Augen um die sich kleine Lachfältchen wie bei einem Opa gebildet hatten und Haare in der gleichen Farbe. Er hatte etwas geheimnisvolles an sich, fand ich. Mein Traum schoss mir wieder durch den Kopf. Dort war auch er vorgekommen, er hatte mir etwas sagen wollen. Ich sah mich um und erschrak, denn alle die ich hier sah, auch Tae, Jungkook, Yoongi, Jimin und Hoseok, sie alle waren in meinem Tarum immer wieder kurz zu sehen gewesen. Das war irgendwie gruselig. Oder bildete ich mir das im Nachhinein nur ein? Schließlich kannte ich ihre Gesichter zum Zeitpunkt des Traumes gar nicht so gut...

Irgendwie mochte ich sie alle von Anfang an, seit ich sie das erste Mal gesehen hatte, seit ich das erste Wort von ihnen gehört hatte. Es war beängstigend. Aber auch schön, als würde ich sie schon seit Ewigkeiten kennen. Genauso war es bei meiner ersten Begegnung mit Jennie, Lisa und Rosé im Hogwarts Express gewesen, erinnerte ich mich.

Wir verstanden uns alle super, Tae, Jungkook, Yoongi, Jimin, Hoseok, Namjoon, Seokjin, Lisa, Rosé, die vor ein paar Momenten mit einer Pizzaecke in der Hand wieder in den Raum gekommen war, ich und... mein Blick fiel auf Jennie.

Sie hatte schon seit einiger Zeit nicht mehr mitgeplaudert, das passte so gar nicht zu ihr. Und jetzt hing sie wie eine große, schwarzweiße Fledermaus kopfüber in ihrem Sessel und zog ein düsteres Gesicht. Sie sah nachdenklich aus, schon fast besorgt. Und das machte micht besorgt, so war sie sonst nie drauf. Oder dachte sie über Kai nach? Ich dachte, sie hätte mit ihm abgeschlossen?

Schnell stand ich auf und lief zu ihr herüber, die anderen hatten ihre Sitzsäcke näher zueinander geschoben sodass wir in einem Kreis saßen, nur Jennie war noch außerhalb. Auch das war neu für sie, sonst wollte sie immer mit im Mittelpunkt stehen oder der Mittelpunkt sein. Ich setzte mich auf die rechte Armlehne und schaute auf sie herunter, ihre Augen huschten umher als können sie es nicht ertragen nur einen einzigen Fleck länger als zwei Sekunden anzusehen.

"Hey, alles okay? Denkst du an Kai? ", fragte ich sie behutsam.

Jennie riss ihre Augen erschrocken auf, sie runzelte die Stirn und sagte abwesend: "Was, Kai? Nein, der doch nicht..." Ich legte den Kopf schief. "Worüber zerbrichst du dir sonst den Kopf? Du wirkst mit den Gedanken total woanders..." Jennie leckte sich nervös über die Lippen, dann antwortete sie zögerlich: "Jisoo, Ich... Ich habe ein ganz komisches Gefühl." Ihre ruhelosen braunen Augen hefteten sich auf mich. Ich hob überrascht die Augenbrauen und fragte nach: "Hä, was meinst du damit? Was für ein komisches Gefühl?"

Ich zuckte kurz zusammen als Hoseok plötzlich hoch kreischte, Jennie zuckte nicht mal mit der Wimper. Ein Blick zu den anderen sagte mir das Yoongi Hoseok wohl von hinten erschreckt hatte und alle jetzt über Hoseoks hohe Stimmlage lachten. Yoongi sah sehr zufrieden mit sich aus, er lächelte sogar ein wenig. Hoseok selbst sah nur kurz beleidigt aus, dann lachte er einfach frei mit den anderen. Er war kein Mensch der sich lange mit dem negativen auseinandersetzte, das hatte ich schon bemerkt. Er war wirklich ein wahrer Sonnenschein.

Meine Aufmerksamkeit richtete sich zurück auf Jennie, diese ließ ihren Blick wieder ruhelos durch den Raum schweifen.

Sie sagte: "Ich weiß auch nicht recht. Es ist einfach dieses Gefühl das etwas passieren wird. Etwas, das nicht sehr gut ist. Etwas, das den Tod bringen könnte."

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Jennie sah mich an, ihr Blick war so unsicher und sie sah plötzlich wieder so zart, so verletzlich aus. Als könnte sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.  Wie damals, als sie uns erzählte das sie nicht mehr mit Kai zusammen war. Wie damals, als Kai immer wieder nach der Trennung einfach aufgetaucht war und sie den Schmerz immer wieder von neuem durchleben musste und später, allein oder bei uns, anfing zu weinen. Doch dieses mal hatte ihr Gefühl, ihre Unsicherheit, nichts mit Kai zutun. Das spürte ich. Das hier war etwas anderes.

Ich betrachtete Jennie genauer, sie sah etwas müde und sehr angespannt aus. Sie hatte etwas von einem gejagten Tier an sich. Ihre Augen huschten gehetzt von einem Fleck zum anderen, verharrten jedoch nie lange an einer Stelle. Ich machte mir Sorgen um sie. Das hier war ernst. Noch vor ein paar Stunden hatte sie gelacht und ihre Sprüche gerissen, und jetzt? Jetzt war sie  gehetzt und unsicher. Ich glaubte ihr, was ihr Gefühl anging. Im Laufe der Monate hatte ihr Gefühl uns schon öfter gerettet oder sich bewahrheitet.

So wollten wir uns letztens an Halloween um Mitternacht im Pokalraum treffen, Jennie jedoch sagte wir sollten nicht gehen. Das irgendwas passieren würde hatte sie beunruhigt gesagt. Doch wir wollten nicht auf sie hören und haben uns trotzdem zu viert treffen wollen. Wir waren also jeder für sich aus der Großen Halle gehuscht, das Halloween Festmahl wäre sowieso in ein paar Minuten vorbei gewesen, da sahen wir es: Mrs Norris, die Katze von Filch, wie sie erstarrt von einem Fackelhalter hing. An der Wand dadrüber war mit großen Buchstaben in roter Farbe, die beunruhigend an Blut erinnerte, geschrieben:

Die Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Feinde des Erben, nehmt euch in Acht.

Auf dem Boden war überall Wasser, meine Schuhe waren danach völlig durchnässt gewesen. Vor der Wand standen, mit schockierten Mienen drei Schüler aus Gryffendor. Der eine war Harry Potter, der junge der überlebte. Der andere musste ein Weasley sein, doch sein Name fiel mir in dem Moment nicht ein. Und das Mädchen mit den braunen, lockigen Haaren, das war Hermiene Granger. Ich kannte sie weil sie in jedem Unterricht die Beste war, die meisten Hauspunkte die Gryffendor bekam, kamen von ihr. Einerseits bewunderte ich sie, andererseits war ich auch ziemlich neidisch. Ich war alleine dort, sah es im Schatten einer Ecke mit an.

Dann sagte der Weasley Junge mit aufgerissenen Augen: "Lasst uns von hier verschwinden." Harry Potter begann mit einem Blick auf die erstarrte Mrs Norris: "Sollten wir nicht versuchen ihr zu helfen-" Doch der Weasley Junge unterbrach ihn leise. "Glaub mir, es ist besser wenn uns hier niemand sieht."

In dem Moment war Jennie lautlos hinter mir aufgetaucht, ich erschrak fürchterlich. Sie beachtete mich nicht, sondern schaute nur mit düsterer Miene auf die vollgeschmierte Wand  und die erstarrte Mrs Norris. Dann ertönte das Getrappel und gestampfe von Füßen, die Feier war vorbei und die Schüler auf den Weg in ihre Schlafsäle. Jennie und ich zogen uns eilig zurück, und liefen dann im stummen Einverständnis langsam wieder nach vorne, als wären wir eben erst von der Großen Halle gekommen. Hinter uns holten die quatschenden Schüler auf, doch als wir um die Ecke bogen erstarben die Ersten. Sie hatten gesehen, was auf der Wand stand. Harry Potter, Der Weasley Junge und Hermiene Granger standen alleine inmitten des Durchganges als allmählich alle Gespräche verstummten.

Ein Slytherin Schüler drängte sich an mir und Jennie vorbei, es war Draco Malfoy. Seine Augen bekamen einen seltsamen Glanz als er das fürchterliche Szenario betrachtete und seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem Grinsen als er die erstarrte Katze am Fackelhalter sah. Sein Ruf durchbrach die beunruhigte Stille: "Feinde des Erben nehmt euch in Acht! Ihr seid die nächsten, Schlammblüter!"

Jennie hatte mich danach, in alldem Chaos das daraufhin ausbrach ernst angesehen und geflüstert: "Sowas in der Art hatte ich befürchtet." In ihren Augen leuchtete etwas helles, doch ich hatte sie darauf nie angesprochen und mir eingeredet das es an der Lichtreflektation lag.

Oder als sie sich vor gerade mal zwei Wochen geweigert hatte, sich auf unsere Bank zu setzen. Rosé, Ich und Lisa hatten es trotzdem getan und bereut. Jemand hatte seinen Froschlaich darüber verschüttet und die klebrige Konsistenz war als durchsichtiger Film auf der Bankoberfläche geblieben. Außerdem klebte diese wiederliche Konsistenz dann an unseren Schulumhängen.

Jedoch hatte sie nie das Gefühl gehabt das irgendetwas passieren würde, das den Tod bringen könnte. Also, das mit Mrs Norris  und der Wandschmiererei war ja schon beunruhigend, doch Flitweck hatte uns erklärt das sie nur versteinert wurde und das der Trank der Alraunen sie schon bald wiederbeleben würde. Sie war also nicht tot.

"Jichu? Was ist los? Hälst du mich für übergeschnappt oder warum sagst du nichts mehr?", riss mich die Stimme von Jennie aus meinen Gedanken. Schnell antwortete ich beruhigend: "Nein! Ich denke nur über das nach, was du gesagt hast. Ich mache mir Sorgen."

Nach ein paar Augenblicken des Zögerns fügte ich noch hinzu: "Ich mache mir vorallem auch Sorgen um dich. Denn ich glaube dir, bisher war dein Gefühl immer richtig. Und dieses mal klingt es wirklich gefährlich, ich glaube das da Magie dabei ist. Und wie es scheint, große Magie. Du solltest vielleicht mit dem Direktor darüber sprechen."

Aprupt setzte sich Jennie auf, ich musste von der Lehne aufspringen um ihren von der Rückenlehne herunterwirbelnden Beinen platz zu machen als sie sich normal hinsetzte. Sie presste ihre Lippen aufeinander, den Blick hielt sie starr geradeaus und mit einer geradezu gruselig tonlosen, beherrschten Stimme sagte sie zu mir:

"Du solltest dir keine Sorgen um mich machen. Mit einem kleinen, lächerlichen Bauchgefühl werde ich schon fertig. Vergiss einfach was ich dir gesagt habe, denk bitte nicht mehr darüber nach. Ich habe Unsinn geredet. "

Ich meinte vorsichtig: "Ich finde, du solltest trotzdem mal mit Professor Dumbledore darüber reden. Er ist sehr weise und hat ein großes Herz." Jennie schaute mich ungläubig an, sie schnaubte: "Wie bitte, ich soll zum Direktor laufen und mit dem großartigsten Zauberer überhaupt über ein unbedeutendes Gefühl sprechen?!"

Ich meinte leise: "Und was, wenn es eben kein unbedeutendes Bauchgefühl ist? Wenn du eine Warnung vor etwas schlimmen aussprechen könntest?" Jennie senkte den Blick. "Und was, wenn du dich irrst? Wenn ich mich irre?" Ich fragte sie: "Glaubst du denn, das du dich irren könntest?" Jennies antwort kam leise, so leise das ich es fast mit der Geräuschkulisse im Hintergrund überhört hätte.

"Nein, ich bin mir sicher das etwas schlimmes passieren wird. So verdammt sicher das es schon beängstigend ist.", flüsterte sie.


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- 6400

Hallo! Wie geht es euch so?

Ich glaube, in der nächsten Zeit werden eher Kapitel kommen die 3000 - 4000 Wörter beinhalten ;) Hoffe, euch geht es gut.

Fühlt euch gedrückt!!! "-"



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