Kapitel 1. Die Kämpferin mit dem Eisenherz

Ich rannte durch die vielen, vielen Gänge.

Shit, ich komme zu spät! Meine schwarzen Haare wehten mit meinem hastig übergestreiften Umhang hinter mir her. Wo war denn bloß nochmal dieser verflixte Raum für Verwandlung?

Seit gerade mal einem halbem Jahr lerne ich an der Schule für Hexerei und Zauberei: Hogwarts. 
An meinem Umhang steckt ein kleines Namenschildchen, auf dem die Buchstaben Jisoo, Kim gedruckt waren.

Meine Eltern kommen aus Südkorea, ich bin auch in Seoul geboren, jedoch sind meine Eltern mit meiner Schwester und meinem Bruder kurz nach meiner Geburt zu Freunden nach England gezogen. Meine Eltern sind beide reinblütige Zauberer, deswegen kam ich schon früh auf den Geschmack von Zauberei und Hexerei.

Bis Ende letzten Jahres ging ich hier in England auch auf eine Privatschule, bis ich meinen Hogwartsbrief erhielt. Ich bin die Jüngste von meinen zwei Geschwistern, meine Schwester und mein Bruder sind beide im Haus Ravenclaw von Hogwarts. Mein Bruder wird jedoch nächstes Jahr nicht mehr da sein, er ist schon im siebten Jahrgang, und meine Schwester Jiyoon konzentriert sich voll auf ihre Noten, da sie nach Hogwarts Jura studieren und Anwältin werden möchte. Sie ist jetzt im vierten Jahrgang.

Sie hat mir sogar ihren kleinen Hund geschenkt, Dalgom, weil sie sich nicht mehr um ihn kümmern konnte. Wenn ich in den Ferien, oder manchmal auch am Wochenende, nach Hause gehe, bin ich oft die einzige meiner Geschwistern die nach Hause kommt. Meine Eltern freuen sich dann über meinen Besuch und fragen wie es so läuft in Hogwarts, sie erwähnen jedoch nicht wie traurig sie darüber sind, dass Jiyoon und mein Bruder nicht mehr heimkommen.

Als ich am Anfang des Jahres also in der Großen Halle von Hogwarts von Prof. McGonagall aufgerufen wurde, hatte der Sprechende Hut mich nach Ravenclaw gesteckt. Bisher hatte ich meinem Haus aber noch keine Ehre gemacht, anders als Jiyoon. Wie auch heute verschlief ich einfach viel zu oft und fand die Unterrichtsräume in diesem schrecklich großen Schloss nicht mehr. Ein GPS wäre hier mehr als hilfreich. Oder zumindest ein paar im Schloss verteilte Orientierungskarten. Das wäre nett, oder?

Während ich also gerade einen fantastischen Sprint über den Flurboden ablegte, bei dem mein ehemaliger Sportlehrer Augen gemacht hätte, ging plötzlich neben mir eine Tür auf und ich rannte voll dagegen. KA-Wumm!

Im nächsten Moment lag ich, mit schmerzendem Kopf inmitten meiner Bücher auf dem Boden. Autsch.

"Alles okay? Kann ich dir helfen?"

Ich schaute auf und ein asiatisch aussehender Junge stand vor mir. Er schloss die Tür, gegen die ich so elegant gerannt war und fing, ohne eine Antwort von mir abzuwarten an, meine auf dem Boden verstreut liegenden Bücher zu einem Stapel zusammen zu sammeln.

Hastig hockte auch ich mich hin und schnappte mir schnell ebenfalls die herum liegenden Wälzer. Dabei schielte ich unauffällig zu dem Jungen herüber und sah... einen blonden Jungen mit etwas verschlafen wirkendem Gesicht das so gar nicht zu seiner sportlichen Statur passte. Er schien ungefähr so alt zu sein wie ich. Mein Blick huschte zu seinem Umhang, an die Stelle an der das Häuserwappen der Schüler aufgestickt war. Ich fiel fast auf meinen Allerwertesten als ich das Slytherin Zeichen sah.

Whaaaat?! Seit wann besaßen Schüler von Slytherin solche Manieren? Ich musterte den Jungen genauer, das war Min Yoongi! Er war ebenfalls ein Erstklässler, so wie ich, und ich hatte einige Fächer mit ihm, allerdings war er mir nie besonders aufgefallen...

Der Junge schaute auf, strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem blassen Gesicht und fragte mit spöttisch wirkendem Lächeln: "Geht es dir gut? Ist irgendetwas mit deinem Kopf, das du jetzt nicht mehr reden kannst oder bist du einfach stumm?" Er hob eine Augenbraue und mir wurde klar, das ich tatsächlich noch nichts, außer vielleicht einen Schmerzenslaut, von mir gegeben hatte.

Wie Peinlich!

Schnell antwortete ich: "Nein, ich bin nicht stumm! Und meinem Kopf geht es auch fast wieder super. Also, ein paar Kopfschmerzen habe ich schon, war ja schließlich eine ziemlich stabile Tür gegen die ich gerannt bin. Aber doch, ja mir geht es fantastisch. Ich, ähm, war nur in Gedanken bisschen woanders...Ich bin Kim Ji soo, nenn mich Jisoo. Danke für deine Hilfe."

Hatte ich schon einmal erwähnt, das ich wie ein Wasserfall anfange vor mich hin zu brabbeln wenn mir etwas peinlich ist? Hastig stand ich mit den Büchern auf dem Arm auf und machte so etwas wie eine ungelenke, nervöse Verbeugung.

Der Junge lachte kurz auf und begann dann grinsend: "Okay, ich weiß. Wir haben Verwandlung gemeinsam, ich bin Min Yoongi aber- " Dann wurde er davon unterbrochen das ein weiterer, ebenfalls asiatischer Junge an uns haarscharf vorbeirannte, kurz vor Yoongi dann aber mit erschreckend laut quietschenden Schuhen stoppte.

Ich erkannte den fremden Jungen als Park Jimin, er war ebenfalls Slytherin Erstklässer. Jimin machte ein ungläubiges Gesicht als er Yoongi musterte und rief etwas atemlos: "Yoongi, was machst du denn noch hier? Professor McGonagall verwandelt uns in Frösche wenn wir zu spät zu ihrem Unterricht kommen!"

Mein Gehirn ratterte, die zwei hatten jetzt Verwandlung, also würden sie den Weg bestimmt wissen... Das trifft sich doch super, oder?

Noch bevor Yoongi dem anderen Jungen Antworten konnte, sagte ich schnell: "Ich habe jetzt auch Verwandlung. Lasst uns doch gemeinsam gehen!"

Erwartungsvoll starrte ich in das Gesicht der beiden Jungs,

Der Fremde musterte mich von oben bis unten, wobei ich mich ziemlich unwohl fühlte, grinste dann und sagte: "Klar, Süße. Ich bin Park Jimin, nenn mich Jimin. Du bist Jisoo, stimmts? Ich begleite dich gerne überall hin..." Yoongi verdrehte nur sichtlich genervt die Augen, dieser Jimin nannte wohl öfter irgendwelche Mädchen "Süße". Ich beschloss, das erstmal zu ignorieren. Dann machten wir drei uns auf zu Verwandlung, damit wir nicht als quakende Frösche enden mussten.

ZweiStunden später.

Es war Hofpause, endlich!

Geschafft von der Stunde die ich eben hatte, Geschichte der Zauberei bei Prof. Binns dem Geist, schleppte ich mich und meine Tasche nach draußen und setzte mich auf die Bank auf der ich und meine Freundinnen bisher in jeder Hofpause saßen. Wir hatten uns im Hogwarts- Express in einem Abteil kennengelernt und haben uns auch auf Anhieb gut verstanden, auch wenn wir unterschiedlicher nicht sein könnten. An unserer Freundschaft hatte sich dann auch nichts geändert als jede in ein anderes Haus gewiesen wurde.

Wenn man vom Teufel spricht, da kamen die drei Mädels auch schon angetantzt.

Lalisa Manoban, genannt Lisa, aus Gryffendor ließ sich neben mich auf die Bank fallen.

Sie ist muggelstämmig, aber sie arbeitet hart und mit viel Begeisterung um einen Punkt nach dem anderen für ihr Haus abzustauben. Lisa kommt eigentlich aus Thailand, ihre Mutter und ihr Vater, der übrigens als berühmter Meisterkoch arbeitet, sind dann mit der sechsjährigen Lisa hier nach England gezogen damit sie eine berühmte Privatschule besuchen kann.

Sie spricht also fließend Thai, Englisch und lernt in einem Sprachkurs auch noch Koreanisch und Japanisch. Außerdem ist sie auf so eine krasse, reiche Privatschule gegangen und hat Tanz- und Gesangsunterricht genommen. Ich staune immer wieder darüber wie sie es schafft das alles unter einen Hut zu kriegen, zumal sie bei sich daheim auch noch Mama von vier Katzen ist: Leo, Luca, Lily und Louis.

"Na, Jisoo, was hattest du gerade Schönes? Ich hatte Verwandlung mit der ollen McGonagall und mal ehrlich, dieses Fach ist doch die Katastrophe!" Ich lächelte sie an, Prof. McGonagall war zwar die Hauslehrerin von Lisa, aber ihre Lieblingslehrerin war sie deshalb noch lange nicht!

"So müde wie unser Jichu ausschaut, hatte sie doch bestimmt entweder eine Stunde bei Prof.- Miss- Hochachtungsvoll- Sprout, oder Geschichte der Zauberei bei Binns." Mit diesen Worten ließ sich Jennie auf Lisas Schoß fallen.

Jennie ist ein Einzelkind, ihr Vater besitzt ein Krankenhaus und sie hat zwei niedliche Hunde: Kai und Kuma. Ihre Familie ist komplett reinblütig, so ein altmodischer Haufen von Leuten die denken das Menschen mit unreinem Blut weniger Wert wären als Reinblütige. Zum Glück schien Jennie davon nichts zu halten, sie hatte trotzdem viele Freunde und scherte sich dabei nicht um deren Blutstatus.

Lisa schob Jennie mit einem Protestschnauben von sich, während ich sagte: "Letzteres. Binns hat eine Stunde lang monoton von öden Erfindungen von noch öderen Zauberern erzählt." Ich verdrehte genervt die Augen.

Jennie, die nun neben Lisa statt auf ihrem Schoß saß, stöhnte qualvoll auf und ließ ihren Slytherin Mantel auf die Erde fallen während sie ausrief:

"Bah! Das Thema ist ja die oberste Scheiße! Ich muss noch so ein blödes Referat dafür machen..."

Eine etwas zartere, amüsierte Stimme meldete sich: "Ich wette, dieses Referat muss schon lange fertig sein?"

Und damit ließ sich auch meine Lieblings Hufflepuff Schülerin neben mir nieder. Park Chaeyoung, genannt Rosé, ließ ihren Schulrucksack auf den Boden fallen und warf ihre glatten, honigblonden Haare über die rechte Schulter.

Rosés Mutter ist eine Hexe, ihr Vater ist ein freundlicher Muggel der seine Familie sehr liebt. Sie ist in Auckland geboren, ihre Eltern sind dann mit ihr und ihrer großen Schwester Alice später erst von Neuseeland nach England gezogen.

Alice geht auch nach Hogwarts, sie ist aber schon älter und ist Vertrauensschülerin von Ravenclaw. Sie hat scheinbar immer super Noten und ist einfach so gut wie perfekt, Rosé fühlt sich damit manchmal wie erdrückt.

Dafür hat Rosé ihr ganz eigenes Talent entdeckt: Singen. Sie nimmt regelmäßig Gesangsstunden. Zwar ist das vor allem hier in Hogwarts etwas schwerer regelmäßig zu singen, aber sie nimmt sich in den Ferien die Zeit für ihr Hobby. Sie hat auch eine echt wunderschöne Stimme und kann dazu Gitarre spielen. Wenn sie zu Hause ist und sich nicht mit ihren Eltern oder ihrer Schwester unterhalten möchte, dann ist sie entweder bei Max und Tobi, ihren zwei Hunden, oder sie schaut ihren Fischen beim Runden drehen im Aquarium zu. Ihre Fische heißen Eunbyul, Eunhee und Orange und Rosé mag sie wirklich gerne. Sie hat einfach ein großes Herz für alle Tiere.

Jennie antwortete: "Nicht ganz! Ich glaube, ich hab noch bis morgen Zeit..." Lisa hob amüsiert grinsend eine Augenbraue und fragte: " Du 'glaubst' ? Bist du dir auch sicher?" Jennie hob abwehrend die Hände über den Kopf und lachte vielsagend. Doch das Lachen erlosch ziemlich schnell als sie sah, wer in diesem Moment auf uns zusteuerte.

Es war Kai, ebenfalls Slytherin wie Jennie, zwei Jahre älter als wir vier und Jennies Exfreund.

Lisa sprang sofort alarmiert auf, als sie ihn ebenfalls erkannte, direkt vor Jennie die, immer noch wie erstarrt auf der Bank hockte, und das Gesicht grimmig bereit ihre Freundin zu verteidigen.

Ich stellte mich neben Lisa, während Rosé neben die versteinerte Jennie rutschte. Als Kai nur noch drei oder vier Schritte von uns entfernt war, hob Lisa ihre rechte Hand und zischte: "Stopp, du Mistkerl. Keinen Schritt näher an uns heran. Verschwinde am besten gleich wieder, oder hast du einen guten Grund, uns die Pause mit deiner Visage zu vermiesen?" Kai blieb zwar stehen, verlor jedoch nicht an seiner lässigen Machohaltung.

Er fuhr sich mit einer Hand durch die dunklen Haare, schaute zur Seite und sagte dann mit leicht hochgezogener Augenbraue: "Ja sorry, Mädchen, wenn ich störe. Ihr nehmt diesen kleinen Streit zwischen mir und Jen einfach viel zu ernst und übertreibt, das ist voll albern, merkt ihr das nicht? Aber hey, deswegen bin ich nicht hier. Ich und meine Kumpels geben diesen Samstag in einem ganz besonderen Raum eine mega fette Party. Ihr seid eingeladen. Wenn ihr euch den Spaß entgehen lassen wollt, ist das natürlich euer Pech. Ich sage nur, das sich viele Jungs über eure Anwesenheit freuen würden."

Er grinste überheblich und dreckig, dann drehte er sich lässig auf dem Absatz um und schlenderte davon. Lisa platzte fast vor Wut, das war nicht zu übersehen. Mir ging es genauso.

"So ein arroganter Blödmann.", murmelte ich und bekam ein paar zustimmende Geräusche von Lisa zurück, von denen sich manche wie sehr schlimme Beleidigungen anhörten.

Aber ich habe nichts gehört, sie hat bestimmt nur gehustet... Ja, ganz bestimmt, ich kenne meinen Engel doch. Haha, Ironie aus.
Ich grinste, dann drehte ich mich zu Jennie um.

Rosé streichelte ihr mitfühlend über den Rücken.

Sie hatte schon gerötete Augen, doch sie weinte nicht obwohl ihre Schultern verdächtig zitterten. Eine Hand hielt sie vor das Gesicht, während die andere verkrampft ihr Knie umklammerte. Ich versuchte, sie aufmunternd anzulächeln.

Es ging ihr echt nicht gut, zwar hatte Jennie uns nie erzählt, warum Kai und sie sich gestritten hatten, aber es muss sie sehr, sehr doll mitgenommen haben. Ich setzte mich auf ihre andere Seite und umarmte sie einfach sanft. Nach kurzer Zeit spürte ich das sich noch vier andere Arme sich um meine legten. Mal wieder eine Gruppenumarmung, dachte ich leicht in Jennies Haare lächelnd.

Ich flüsterte: "Du dachtest er käme deinetwegen, um mit dir zu reden, nicht wahr? " Ich spürte wie Jennie nickte. Ich weiß nicht wie lange wir so blieben, wahrscheinlich ein paar Minuten. Als wir uns lösten, lächelte Jennie wieder. Sie murmelte: "Danke, ihr drei seid die Besten." Lisa grinste sie an und meinte: "Klar, das wissen wir doch. Aber du liegst leider ein bisschen falsch, Jenyen. Denn wir vier sind die besten." Wir grinsten uns an.

Dann ertönte der blöde Schulgong und die Pause war  vorbei. Argh. Wer kennt es nicht? Seufzend packten wir zusammen und gingen lächelnd getrennte Wege. Jennie und Rosé hatten jetzt Zauberkunst bei Flitweck, Lisa und ich hatten Kräuterkunde bei Prof. Sprout. Wir zwei machten uns also auf zu den Gewächshäusern.

Kurz vor dem Eingang von Gewächshaus Nummer 1, einem riesigen, langen Gewächshaus in dessen Inneren man schon die seltsamsten Pflanzen erkennen konnte, wurde ich plötzlich grob angerempelt und fiel fast hin. Ich sah mich empört um. Ein Ravenclaw aus meinem Jahrgang drängte sich an mir vorbei ins Innere des Gewächshauses. Wütend rief ich: "Hey, du Idiot!" Doch er reagierte nicht.

Blödmann.

Lisa neben mir kicherte ein bisschen, sie bemerkte: "Der hatte es ja eilig, nicht wahr?" Ich brummelte zur Antwort nur etwas unverständliches, denn wir gingen gerade durch den Eingang des Gewächshauses, oder besser gesagt: Lisa ging hindurch. Ich stieß mir nähmlich dämlicherweise den kleinen Zeh an der Ecke.

Ja, es tat weh. Und ja, ich bin grade in Gedanken ganz woanders.

Als ich mich dann ohne weitere, schmerzhafte Unterbrechungen neben Lisa an den langen Tisch stellte, der mit Blumentöpfen, Blumenerde und anderen Garten Utensilien bestückt war, kam auch Prof. Sprout fröhlich strahlend herein und eröffnete den Unterricht. Ganz ehrlich, auch wenn andere Schüler immer jammerten das Kräuterkunde langweilig wäre, so fand ich den Unterricht doch sehr interessant.

Und ich fühlte mich wohl inmitten der Pflanzen, in dem warmen, etwas feuchten Klima des Gewächshauses. Prof. Sprout hatte etwas an sich, das sie wie eine große, gutmütige Mutter wirken ließ. Sie kümmerte sich freundlich und achtsam um uns, die Schüler, aber auch genauso liebevoll ging sie mit den Pflanzen um. Allerdings konnte sie auch sehr streng werden, wie zum Beispiel gerade als zwei Jungs den Unterricht störten.

Eben hatten sie einer großen Pflanze in einem Blumentopf zwei Plastik Kulleraugen angeklebt. Während Prof. Sprout die beiden Jungen mit Gryffendor- Wappen ausschimpfte, beugte sich Lisa zu mir rüber und flüsterte: "Das sind Tae und Jungkook. Die beiden sind beste Freunde und bringen die Lehrer schon die ganze Zeit auf die Palme. Ich habe McGonagall selbst einmal sagen hören, die beiden seien wie Fred und George Weasley, bloß jünger. "

Wir lachten beide leise, Fred und George, die Zwillinge, kannte jeder hier in Hogwarts. Sie waren vier Jahre älter als wir im ersten Jahrgang und hatten es sich wohl zum Ziel gemacht, die Lehrer von Hogwarts mit ihren Streichen in den Wahnsinn zu treiben. Und scheinbar, dachte ich mit einem belustigten Blick auf Tae und Jungkook die sich köstlich zu amüsieren schienen, scheinbar hatten die Zwillinge noch mehr Verbündete bekommen, die es ihnen nachmachten.

"Miss Kim, können sie meine Frage wiederholen?" Eine genervte Prof. Sprout schaute mich an, die Hände in die molligen Hüften gestemmt. Mist, dachte ich panisch, ich war voll in Gedanken gewesen und hatte ihre Frage nicht gehört. Ich wollte schon kleinlaut zugeben, das ich mit den Gedanken woanders war und sie bitten, die Frage doch zu wiederholen, da erregte etwas hinter Prof. Sprout meine Aufmerksamkeit. Es war dieser Junge, Tae, er hielt seinen Block hoch auf dem er drauf gekritzelt hatte: Wie man die Teufelsschlinge artgerecht hält. Ich kapierte und sagte hastig zu der Lehrerin:  "Ähm, sie fragten gerade, wie man die Teufelsschlinge artgerecht hält?" Prof. Sprout sah verblüfft aus, sie hatte wohl fest damit gerechnet, das ich nicht hingehört hätte. Recht hat sie, recht hat sie. Nur gibt es ja so aufmerksame, tolle Jungs wie Tae.

Während Prof. Sprout wieder freundlich lächelnd sagte: "Ah ja, das ist richtig! Nun, dann fahre ich mal fort. Also, wenn sie die Teufelsschlinge bei sich zu Hause halten wollen, dann müssen sie...", und dann weiter redend, sich von mir abwandte, formte ich mit meinen Lippen ein stummes "Danke" in Richtung Tae.

Dieser grinste und hob dann synchron mit Jungkook zwinkernd den rechten Daumen. Ich wusste nicht, ob ich das jetzt gruselig oder süß finden sollte. Ich lächelte ihnen einfach nur zu und hörte dann wieder aufmerksam Prof. Sprout zu.

Eine Stunde später:

Wir hatten Mittagspause in der Großen Halle.

Leider konnte ich nicht bei meinen Freundinnen sitzen, die einzelnen Häuser saßen beim Essen unter der Woche an vier langen, getrennten Holztischen. Aber dafür unterhielt ich mich ein bisschen mit Cho Chang, dem beliebtesten Mädchen aus Ravenclaw, wenn nicht sogar der ganzen Schule. Sie ist sehr hübsch, liebenswert und schlau. Während sie sich Kartoffelstampf mit gekochtem Mischgemüse auf den Teller tat, fragte sie mich: "Wurdest du auch auf diese Party am Samstag eingeladen?"

Ich antwortete ein wenig bissig: "Also wenn du die von Kai und seinen Kumpels meinst, ja."

Cho lachte auf: "Du magst ihn gar nicht, oder?"

Ich verdrehte nur die Augen und erwiderte: "Könntest du jemanden mögen der deiner Freundin weh tut?"                                                                

Cho sagte: "Ich versteh dich ja, er ist schon echt sehr überheblich und so... Aber er sieht so gut aus...!" Sie seufzte verträumt.

Um von diesem oberflächlichem Thema wegzukommen, fragte ich schnell: "Wann genau und wo soll das ganze denn eigentlich stattfinden? Kai hatte nur erwähnt in einem ganz besonderem Raum. Was hat er damit gemeint?" Cho schaute mich etwas seltsam an, während sie sich eine Gabel voll Gemüse in den Mund schob. Dann kaute sie erst einmal langsam, bevor sie in einem komisch neutralem Ton antwortete: "Sie wollen am Samstag um 18:00 Uhr anfangen und am Sonntag um 06:00 aufhören. Und gefeiert wird im vierten Stock, dem dritten Raum im linkem Gang."

Mir klappte die Kinnlade herunter.

"Wie bitte?! Die wollen zwölf Stunden lang durchfeiern? Wann soll man denn da die ganzen Hausaufgaben machen? Und was ist das für ein Raum? Den kenne ich gar nicht. Wird im vierten Stock überhaupt etwas unterrichtet, ich war da, glaube ich, noch nie.", fragte ich Cho. Diese grinste leicht und meinte dann: "Naja, das mit den Hausaufgaben ist für die meisten Schüler hier jetzt nicht unbedingt das Problem, über das sie sich Sorgen machen. Und man kann die Party ja verlassen wann man will, man kommt halt bloß nur einmal rein. Und den Raum, naja, was den angeht, da solltest du lieber nicht zu viele Fragen stellen."

Neugierig fragte ich sofort nach: "Wieso? Wieso soll ich über den Raum keine weiteren Fragen stellen?"

Cho zuckte mit den Schultern und antwortete, während sie sich eine Strähne ihrer glatten, schwarzen Haare aus dem Gesicht strich: "Keine Ahnung. Das hat der Typ zu mir gesagt, der mich eingeladen hat." Meine Gedanken fuhren Achterbahn. Bevor ich Cho jedoch mit weiteren Fragen löchern konnte, ließ sich Luna Lovegood, ein sehr verträumtes Mädchen, das in meinem  Jahrgang war, zwischen uns fallen und schaufelte ihren Teller mit Gemüse, Mini-Buletten,  Hähnchenfleisch und etwas Kartoffelstampf voll.

Dann wendete sie sich uns zu. Mit vollem Mund fragte sie: " Unf, geft pfihr auf dfie Pfahrty am pPfampftaf?"

Ich war viel zu überrumpelt von Lunas plötzlichem auftauchen, um zu reagieren. Mal davon abgesehen, das ich große Mühe hatte sie zu verstehen. Also hörte ich Cho zu, die sofort begeistert anfing, wie ein Wasserfall drauflos zu reden:

"Also ich auf jeden Fall! Der Typ, der mich eingeladen hat, sah echt süß aus. Außerdem hat Kokona, meine Freundin aus Hufflepuff, mir erzählt, das Cedric Diggory auch kommt! Das lass ich mir nicht entgehen. Ich meine, wo Cedric ist, kann es nur toll werden... Ich habe mir auch schon ein süßes Outfit überlegt. So ein kleiner, hellblauer Faltenrock mit hellen Kniestrümpfen und dazu so einen flauschigen Pulli mit Ausschnitt. Und soll ich mir dazu dann noch die dünne Fliederjacke anziehen? Die würde voll gut zu dem Rest passen, aber ein Jäckchen bei einer Party? Also da bin ich mir nicht sicher..."

Luna nickte ein wenig nachdenklich, sie sagte: "Ich würde die Jacke anziehen, Cho. So ein bisschen was anderes kommt eigentlich immer gut an. Ich kann dir dann auch noch ein selbstgemachtes Fliederblüten- Gesteck für die Haare geben, wenn du willst." Cho quietschte glücklich auf, was bedeutete das sie es auf jeden Fall wollte.

Dann wandte sich Luna an mich, sie fragte: "Und du, Jisoo? Gehst du auch?" Ich antwortete nur vage: "Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht. Müsste ich mit meinen Mädels besprechen... Gehst du denn?"

Luna sagte lächelnd: "Ja also, ich komme. Sag den anderen von mir, das ich mich freuen würde, wenn ihr kommt." "Okay, mach ich." Dann verwickelte Cho Luna in ein Gespräch über Outfits.

Da war ich nun wirklich raus.

Meine Augen schweiften während des Essens am Ravenclaw Tisch hin und her. Ich sah Jiyoon, die konzentriert während des Essens ein Buch las, und meinen Bruder, der mit seinen Kumpels lachte.                                   

Mein Blick blieb an einem Jungen hängen, der mir bekannt vorkam. Der Junge hatte es verwunderlicherweise geschafft, sein Glas kaputt zu machen, und das ist eine echte Leistung, denn die Lehrer von Hogwarts selbst hatten das ganze Geschirr so verzaubert, das nichts zu Bruch gehen konnte.

Neugierig beobachtete ich, wie ein älterer Schüler, vielleicht ein Sechstklässler oder so, mit dem Jungen schimpfte und seinen Zauberstab herausholte, um das zerbrochene Glas wieder heil zu zaubern.

Woher kam mir der Junge bloß bekannt vor?

Ich zermarterte mir das Gehirn, dann machte es Klick .

Das war dieser Rüpel, der mich vor Kräuterkunde angerempelt hatte!

Aber eigentlich sah er bei näherer Betrachtung gar nicht so fies aus. Er hatte braune Haare, war definitiv asiatisch und sah eigentlich ziemlich unscheinbar und freundlich aus. Seine Züge waren weich und nachdenklich. Gerade hatte er den Kopf eingezogen und schien sich an einen anderen Ort zu wünschen. Ich wusste nicht, ob ich den Jungen nun unsympathisch oder sympathisch finde.

Plötzlich sagte Lunas ruhige, neugierige Stimme: "Das ist Namjoon. Er ist im gleichen Jahrgang wie du und eigentlich sehr schlau. Nur macht er immer wieder Gegenstände aus versehen kaputt. Kennst du ihn oder warum starrst du ihn so an, Jisoo?" Sie muss wohl meinem Blick gefolgt sein. Schnell antwortete ich: "Ähm, ja. Ich habe ihn gerade wiedererkannt. Wieso?" Luna musterte mich, und fragte dann aus heiterem Himmel: "Magst du ihn? Oder magst du überhaupt einen Jungen hier aus Hogwarts? Also so mehr als freundschaftlich?"

Mein Gesicht wurde heiß, was war das denn jetzt für eine Frage?

Während ich wahrscheinlich aussah wie eine sehr verlegene Ampel, war ausgerechnet Cho meine Rettung. Sie hatte natürlich alles mitgehört und rief nun. "Aber, Luna! Sowas fragt man doch nicht beim Essen am Tisch! So etwas muss geheim bei einem Mädelsabend gefragt werden!"

Doch Luna hatte nicht einmal hingehört. Sie starrte doch tatsächlich vollkommen in Gedanken versunken auf ihr halbvolles Glas.

Ich hatte doch erwähnt, das Luna sehr verträumt ist, oder?  So etwas ist völlig normal.

Glaube ich.

Cho schüttelte über Lunas Verhalten nur mit gespitzten Lippen den Kopf und lächelte mir dann schultern zuckend zu. Ich lächelte zurück.

Später, in der letzten Stunde vor Schulschluss, rackerten Rosé und ich uns in Zaubertränke bei Prof. Snape ab.

Prof. Snape ist der Hauslehrer von Slytherin und alles andere als angenehm. Immer dunkel angezogen und seine fettigen, schwarzen, fast schulterlangen Haare verdeckten sein bleiches Gesicht mit den dunklen Augen und der Hakennase. Er erfreute sich daran, die Schüler zu quälen und machte kein Geheimnis daraus, das er Kinder hasste. Also niemand, außer den Slytherins, mag ihn, denn er bevorzugt sein Haus immer.

Und nun mussten der erste Jahrgang von Hufflepuff und Ravenclaw, unter denen Rosé und ich waren, sich im Unterrichtsraum von Zaubertränke, der in den Kellern lag, abrackern, um die Anweisungen, die Snape an die Tafel gekritzelt hatte, zu entziffern und möglichst genau auszuführen, um den Zaubertrank, den wir in den kleinen Kesseln zusammenbrauen sollten, exakt hinzukriegen.

Denn wer es nicht schaffte, wurde grausam verhöhnt.

Das hatte ich in meinem halben Jahr in Hogwarts schon zu oft mit erlebt, und war nicht selten selbst das Opfer von Prof. Snape.

Das gute jedoch war: ich arbeitete mit Rosé zusammen. Und Rose war quasi für das Brauen von Zaubertränken geboren. Sie war geschickt, wenn es um die Zubereitung der Zutaten ging und merkte sich jeden Schritt. Normalerweise wurde ihr Trank einer der Besten der Klasse.

Das schlechte jedoch war: sie hatte fürchterliche Angst vor Prof. Snape und der stand schon seit Minuten an der gleichen Stelle.

Direkt hinter ihr.

Sein Blick war hochnäsig und kalt, der Dampf, der von den Kesseln aufstieg und das grüne Licht, das von den Feuern und den grün getönten Reagenzgläsern ausging, machte die Atmosphäre nicht gerade heimeliger. Rosé zitterte vor Angst am ganzen Körper und konnte kaum den Liebstöckel in die gewünschte Form schneiden, geschweige denn sich auf die genauen Anweisungen konzentrieren.

Als sie den geschnittenen Liebstöckel gerade mit bebenden Händen und gehetzt umher schweifenden Augen in den Kessel werfen wollte, ließ ich von meinen gedämpften Rosenblättern ab und ging zu ihr. Ich legte ihr eine Hand auf den Arm und nahm ihr mit der anderen bestimmt das Brett mit dem Liebstöckel aus der Hand. Während ich das Brett auf dem runden, niedrigen Tisch abstellte, redete ich beruhigend auf sie ein: "Ganz ruhig, Rosy. Ich bin bei dir, okay? Atme einfach ein paar Mal tief durch. Denk an Lisa, Jennie, deine Schwester Alice und irgendwas, was dich beruhigt. Bitte. Der Liebstöckel soll erst zwanzig Minuten nach dem Kochen des Wassers dazugegeben werden. Jetzt sind gerade mal zwölf um. Erinnerst du dich?"

Ich redete leise, sanft und eindringlich auf sie ein. Hoffte, das sie sich beruhigen würde. Währenddessen war mir der kalte Blick von Prof. Snape sehr bewusst. Er beobachtete uns. Er würde jeden kleinsten Fehler, jedes Anzeichen von Schwäche, mit Freuden aufnehmen.

Ich hasste ihn.

Doch ich konzentrierte mich lieber wieder auf Rosé. Diese schloss jetzt zum Glück wirklich die Augen und atmete konzentriert ein und aus. Für ein paar Herzschläge lang war nur noch das brodeln, blubbern und zischen der Zaubertrankkessel und das Getuschel der anderen Schüler zu hören.

Dann, als Rosé ihre Augen wieder öffnete, hatte sie etwas mehr Farbe im Gesicht. Sie wirkte schon viel entspannter. Sie streckte die Schultern durch und der Stress von eben schien von ihr abzufallen. Ihre Augen strahlten mich entschlossen an. Ich jubelte innerlich auf. Rosé hatte es geschafft, ihre Angst abzulegen. Und wenn es auch nur für diese Stunde war, es war ein Fortschritt. Von diesem Zeitpunkt an ging alles schnell und leicht. Rosé gab mir immer wieder kurze, klare Anweisungen und erklärte zwischendurch, wozu welcher Schritt gut war. Ich bemerkte nicht einmal, das Prof. Snape wohl irgendwann unzufrieden von dannen gerauscht war.

Als die Zeit um war, standen Rosé und ich mit leicht geröteten Wangen, von der Hitze des Kesselfeuers vor unserem Tisch. Hinter uns im Kessel hatte der Trank eine hellblaue Färbung angenommen und sah somit exakt so aus, wie er aussehen sollte. Auch Geruch und Konsistenz waren ausgezeichnet. Rosé und ich strahlten vor Stolz. Soweit ich das sah, waren wir zwei die einzigen, die den Trank so hingekriegt hatten. Etwas weiter hinten hatte dieser Junge, Namjoon, ebenfalls einen fehlerlosen Trank zubereitet. Jedoch hatte er den Kessel kurz vor Ende aus versehen umgestoßen und er und sein Partner waren immer noch dabei, sich beschwerend und streitend das Zeug vorsichtig mit einem verzauberten Waschlappen aufzuwischen.

Ansonsten hatten zwei Hufflepuffs zwar einen hellblauen Trank geschafft, aber die Konsistenz war etwas zu dick und der Geruch...

Ich sag es mal so:

Der Gestank nach faulen Eiern drang durch den ganzen, schummrigen Raum und brachte mich dazu, verstohlen immer wieder tief Luft in meinem Ärmel zu holen.

Es war widerlich.

Während Prof. Snape die anderen Schüler beim Abfüllen von Proben in kleine Flaschen verhöhnte und bloß stellte, wurden Rosé und ich doch etwas nervös. Doch als Snape zu uns kam, grunzte er nur etwas unverständliches und das war ehrlich und wahrhaftig das netteste was er je von sich gegeben hatte seit ich in Hogwarts war. Oder zumindest das netteste was er je einem Nicht- Lehrer oder Nicht-Slytherin gesagt hatte.

Am Ende der Stunde schrieb Snape noch eine Bestenliste an die Tafel, sie diente dazu den Schülern die ganz unten standen noch mehr Verhöhnung einzubringen, doch als Rosé und ich unsere Namen ganz oben sahen konnten wir uns nicht mehr auf die anderen konzentrieren. Ich hielt Rosé breit grinsend die erhobene Handfläche hin und sie schlug ebenso strahlend ein.

Das Geräusch, als unsere Handflächen sich voller Triumph trafen, hallte durch die düsteren Kerker.

Lachend und quatschend betraten wir zwei die Große, von Licht durchflutete, Halle. Die Decke der Großen Halle war Magisch verzaubert sodass man den Himmel draußen sehen konnte. Es schien als hätte der Saal keine Decke, das war jedoch Täuschung, denn selbst wenn der Regen draußen um das Schloss peitschte war die Große Halle behaglich warm und trocken. Gerade war es draußen ein schöner, sonniger Tag. Das zeigte auch ein Blick nach oben: Die Sonne strahlte freundlich auf einem blauen, fast Wolken freien Himmel.

Am Gryffendor Tisch warteten schon Jennie und Lisa.

Die beiden waren in ein erbittertes Karten- Match vertieft. Beide hielten einen Fächer von Karten vor sich und beäugte die andere misstrauisch. Die zwei bemerkten unsere Anwesenheit gar nicht, erst als Rosé sich zwischen den auf die Bank fallen ließ, schreckten sie hoch. Dann fing Rosé an, kichernd die Karten die vor ihr auf dem Tisch lagen einzusammeln. Jennie und Lisa rasteten sofort empört aus, sie sprangen auf und versuchten ihre eigenen Karten die sie noch in der Hand hielten zu schützen und gleichzeitig Rosé die Karten wieder wegzunehmen. Sie riefen Rosé Verwünschungen zu und keiften sie an, dass sie ihre Karten in Ruhe lassen solle. Als Lisa dann hoch anfing zu kreischen drehten sich mehrere neugierige Köpfe zu uns um.

Rosé hatte Lisa drei Karten direkt aus der Hand geschnappt und Lisa versuchte wütend sie wiederzubekommen. Lachend stellte ich mich neben Jennie, die bei Lisas Kampfschrei vor Schreck aufgesprungen war und das Ganze nun in sicherer Entfernung beobachtete.

Ich schaute mich schnell um, noch waren keine Vertrauensschüler oder Lehrer auf das Szenario aufmerksam geworden. Ich grinste Jennie vergnügt an:

"Na, wie geht's dir so? Ich shippe Lisa und Rosé, die beiden sind doch fantastisch, oder? Warte kurz, ich hab gleich den perfekten Namen für die zwei.... Ah, ich habs! Wie wär es mit Lisrosé?"

Ich zwinkerte fröhlich, Jennie schüttelte bloß den Kopf und sagte: "Du liebst es echt, in jeder Situation neue Namen für irgendwen zu erfinden, was? Ach du meine Güte, guck dir mal Lisa an! Die arme Karte!" Ich fuhr zu Lisa herum und sah, wie sie gerade mit einer Herz- Ass Karte im Mund unter den Tisch krabbelte, damit Rosé ihr die nicht auch noch wegnehmen konnte.

Ich meinte nachdenklich: "Nun, ich schätze mal sie übertreibt ein bisschen, oder?"

Jennie lachte kurz auf und murmelte dann kopfschüttelnd: "Tja, ja. Ein großes bisschen... Wegen einer Spielkarte so einen Aufstand zu machen, also echt." Sie lächelte etwas ungläubig.

Ein paar andere Schüler vom Gryffendor Tisch, die das Geschehen mitbeobachteten, lachten auf als Rosé versuchte Lisa unter dem Tisch zu erreichen. Auch Rosé schüttete sich vor Lachen und konnte kaum gerade stehen, sie japste: "Okay, komm Lisa. Du kommst jetzt wieder hoch und ich lass dir die Karte, okay?"

Lisa grinste, die Karte immer noch zwischen die Zähne geklemmt, und schüttelte den Kopf.

Dann durchdrang eine genervte Stimme die heitere Stimmung:

"Lalisa, bist du das da unter dem Tisch? Hör mal bitte kurz mit dem Kinderkram auf, ich muss mit dir reden!"

Osana, eine Vertrauensschülerin aus Gryffendor kam auf uns zu und baute sich vor der Stelle auf, von der aus man Lisa unter dem Tisch erkennen konnte. Sie trug den Gryffendor Umhang und hatte orangerote, lange Haare die sie zu zwei Zöpfen geflochten trug. Über ihrer spitzen Nase tummelten sich die Sommersprossen und ihre grünen Augen blitzten streng zu Lisa hinunter.

Lisa nahm die Karte aus dem Mund und krabbelte so umständlich unter dem Tisch hervor, dass Gollum stolz auf sie wäre.

Sie stellte sich mit genügend Abstand zwischen ihr und Rosé vor Osana und fragte: "Was gibt es denn, Osana? Ich habe mich in den letzten Tagen doch einwandfrei benommen. Es kann doch keinen Lehrer geben, der sich schon wieder über mich beschwert! Außerdem habe ich mir in der letzten Stunde bei Madam Hooch sogar fünf Haus punkte verdient."

Osana hob die Hände und antwortete etwas ungeduldig: "Ja, dem bin ich mir auch bewusst. Es hat sich kein Lehrer über dich beschwert. Bloß hat Professor McGonagall einen Auftrag für dich. Du gehst doch bestimmt auf diese dämliche Party am Samstag. Dann müsstest du dort aufpassen das Taehyung und Jungkook keinen Unsinn anstellen. Professor McGonagall lässt außerdem ausrichten, das wenn du es schaffen solltest die zwei davon abzuhalten irgendetwas in die Luft zu sprengen, dann gibt sie dir fünfzehn Haus Punkte."

Lisa klappte die Kinnlade herunter, ihre Augen sahen so groß aus, das ich befürchtete das gleich zwei Augäpfel wie kleine Tennisbälle durch die Gegend hüpfen würden, wenn sie nicht aufpasste. Entgeistert stammelte Lisa:

"W-was? A-aber warum machst du das denn nicht? W-warum denn Ich?" Osana erklärte genervt:

"Ich habe besseres zu tun als die Babysitterin dieser beiden Kleinkinder zu spielen. Außerdem, sieh es einfach als Aufgabe um wieder wettzumachen das du bisher eine so schlechte Schülerin warst. Professor McGonagall gibt dir eine zweite Chance, sozusagen"

Ich mischte mich empört ein: "Hey, hey, hey! Jetzt teil hier mal nicht so aus, Osana! Lisa ist keine schlechte Schülerin, sie macht bei Madam Hooch doch super mit, und auch sonst meldet sie sich halt etwas weniger, aber deswegen ist sie noch lange keine schlechte Schülerin!"

Ich war wütend, meine Freundinnen beleidigte niemand einfach so!

Osana wandte sich mit hochgezogener Augenbraue mir zu:  Es ist halt eben nicht so, dass sie sich nur ein bisschen zu wenig meldet. Sie quatscht im Unterricht, ist laut, gibt freche Antworten und hat Professor Flitweck beim Ausführen des Alohomora Zauberspruchs ein Buch an den Kopf fliegen lassen!"

Lisa warf trotzig ein:

"Das mit dem Buch war ein Versehen! Ich habe ihm auch schon gesagt das es mir leid tut..."

Osana rollte mit den Augen, es war klar das sie so schnell wie möglich hier weg wollte.

"Also, machst du das nun? Ja oder nein."

Lisa zögerte nur kurz, dann sagte sie entschlossen mit funkelnden Augen: "Klar mach ich das. Das schaff ich mit links, wirst schon sehen! Die Hauspunkte gehören mir."

Osana nickte abschätzig. Dann rief sie noch: "Tschüss, Leute." Und ging mit großen Schritten wieder zurück zu ihrem Tischplatz, um mit ihren Freundinnen weiter zu tratschen und Hausaufgaben zu machen.

Tja, dachte ich, und was wird jetzt aus Jennie? Ich guckte vorsichtig zu ihr, ihr Gesicht war so voller Emotionen wie eine Maske aus Stein. Rosé guckte etwas besorgt von Lisa zu Jennie, Lisa selbst schien den Haken der Sache noch gar nicht bemerkt zu haben.

Ich sagte: "Also, gehen wir jetzt zu viert auf diese Party, oder was?" Lisa wandte sich mir zu, dann fiel ihr Blick auf Jennie die immer noch angespannt neben mir stand. Lisa machte: "Oh! Ähm, naja. Also, ich kann da auch allein hingehen, gar kein Problem... Echt. Ich schaukle das schon mit den Leuten da."

Sie wirkte ziemlich unsicher und zupfte an ihrer Kleidung herum. Klar, sie war nervös weil sie nicht wusste wie diese Steinstatue neben mir namens Jennie jetzt reagieren würde. Und es war klar das Lisa eigentlich nicht allein zur Party wollte. Jennie sagte verkrampft:

"Aber klar gehen wir dahin, das wird bestimmt lustig..."

Ich machte besorgt einen Schritt auf sie zu und legte einen Arm um ihre Schulter. "Du, wenn dir das zu unangenehm ist können wir doch auch einen Mädelsabend zu zweit machen, eine von uns geht mit Lisa zur Party und die andere bleibt bei dir." Jennie sah immer noch unglücklich aus, Rosé sagte nachdenklich, mit verschränkten Armen:

"Ja, das wäre wahrscheinlich eine schöne Alternative.  Aber, Jennie, sieh es mal so: Wenn du da hingehst könntest du endgültig mit Kai abschließen. Bisher hat er dich seit der Trennung nur unglücklich gemacht und zum Weinen gebracht. Das kann doch so nicht weitergehen!"

Ich stimmte zu: "Genau, du willst doch nicht für die nächsten Wochen oder womöglich sogar Jahre immer traurig werden wenn du Kai siehst. Das ist nicht meine Jendeukie. Du bist die Kämpferin unter uns mit dem Eisenherz, oder war es nicht so? Soweit ich weiß hast du dich bei unserer ersten Begegnung mit diesen Worten beschrieben."

Jennie lächelte schwach schwach bei der Erinnerung, sie murmelte etwas das klang wie: "Herrgott, wie albern ich doch war..." Lisa fügte hinzu:

"Und außerdem, wir unterstützen dich und sind für dich da!" Jennie hob de Kopf und lächelte uns an, ich war erleichtert als ich das Funkeln in ihren Augen sah.

Sie war wieder kampfbereit.

Jennie sagte:

"Danke Mädels. Ihr seid echt die besten. Womit hab ich es mir bloß verdient solche Freundinnen bekommen zu haben? Und ihr habt ja recht. Sowas von recht. Ich bin die Kämpferin mit dem Eisenherz und Kai ist es verdammt noch einmal nicht wert das ich mir die Augen seinetwegen ausheule." Sie hielt inne, "Oder wartet, nein. Ich heule mir nicht die Augen wegen ihm aus. Eine Slytherin weint nicht wegen einem Jungen. Und das werde ich ihm sagen, das nächste Mal wenn ich ihn sehe sag ich es ihm voll ins Gesicht und kusche nicht. Aus der Phase, in der ich ihn anhimmle, bin ich raus. Dank euch."

Ich seufzte erleichtert und fiel Jennie um den Hals.

Sie taumelte erschrocken nach hinten, aber ich kicherte nur und sagte:

"Mein Jendeukie ist gerade so groß geworden! Ich bin stolz auf dich!"

Jennie lachte:

"Du übertreibst ein bisschen. Und warum heiße ich jetzt Jendeukie?"

Ich zuckte mit den Schultern und grinste sie breit an.

"Keine Ahnung, aber es passt."

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-6400 Wörter

So, meine Lieben ;)  Das war das erste Kapitel von " Idols on Fire"  Meinung?

Gibt es etwas zu verbessern? Habt ihr widersprüchige und unlogische Situationen bemerkt? Oder fandet ihr die Story zu langatmig? Lasst es mich wissen, in den Kommentaren!

Viel Spaß beim nächsten Kapitel!!! Fühlt euch gedrückt :D






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