ℰpiphany - Jin

𝗟𝗲𝘁 𝗺𝗲 𝘁𝗮𝗸𝗲 𝗰𝗮𝗿𝗲 𝗼𝗳 𝘆𝗼𝘂

Am nächsten Tag wachte ich himmlisch ausgeruht aus. So gut hatte ich schon seit Langem nicht mehr geschlafen. Und auch das weiche Bett war nach den Nächten auf kaltem Stein, oder Holzboden, in einer ungeheizten Wohnung, Erholung pur. Ich räkelte mich.

Aus der Küche kam ein köstlicher Duft von Essen und sofort knurrte mein Magen. Wann hatte ich zuletzt gegessen? Ich wusste es nicht. Aber ich traute mich selten in die Küche zu Hause. Zu groß war die Angst, dass mein Vater mir dort auflauerte.

Langsam schlug ich die Bettdecke beiseite und stellte erleichtert fest, dass die Schmerzen nicht mehr so schlimm waren, wie am Vortag.

Jemand, ich nahm an Yoongi, hatte mir eine bequeme Jogginghose und ein weites T-Shirt auf den Stuhl neben dem Bett bereitgelegt. Ich zögerte. Sollte ich die Sachen wirklich annehmen und anziehen? Vielleicht sollte ich erst mal duschen gehen.

Ich hinkte aus dem Schlafzimmer und begann die Küche zu suchen, die ich ohne Schwierigkeiten fand. "Guten Morgen", meldete ich mich leise zu Wort. Mein Gastgeber, der am Herd stand und Rührei vorbereitete, drehte sich lächelnd zu mir um. "Hallo, Jimin." Er drehte die Temperatur am Herd herunter und eilte an meine Seite, um mich zu stützen.

Das Gefühl war mir neu. Das Gefühl, dass jemand sich um mich kümmerte und sorgte. Ich schluckte und sah zu dem Blonden hoch. "Ich wollte fragen, o-ob es okay ist, wenn ich eine Dusche nehme." Yoongi nickte. "Natürlich. Hast du gesehen, dass ich dir Anziehsachen rausgelegt hab? Die kannst du dir danach gerne anziehen."

Ich nickte. "Hab ich gesehen." Der junge Arzt führte mich mit sanften Bewegungen in Richtung seines Badezimmers. "Bedien dich ruhig an meinen Sachen. Ich bringe dir gleich noch deine Klamotten", meinte er freundlich. "Und danach frühstücken wir. Du hast starkes Untergewicht. Ich hoffe, dass keine Magersucht dahintersteckt", meinte er streng.

Ich schüttelte den Kopf. "Ich weiß, dass ich zu dünn bin und zunehmen muss, ich lebe nur gerade in nicht so erfreulichen Umständen", erklärte ich leise und fing mir einen besorgten Blick von dem Blonden ein.

Yoongi verließ das Bad und ich streifte mir vorsichtig die Kleidung vom Leib, bevor ich unter die Dusche stieg. Das dampfende Wasser prasselte auf meinen verspannten Rücken und ich schloss vor Genuss die Augen. Für Andere mochten die Dinge, die mein Gastgeber hatte, selbstverständlich sein, doch das waren sie nicht. In unserer Wohnung gab es weder warmes Wasser, noch eine funktionierende Heizung, oder genug Essen. Ich hatte nicht einmal ein eigenes Bett.

Das Geld, das ich in einem part time Job im Supermarkt verdiente, wurde von meinem Vater meistens in der Spielhalle, oder in den Kneipen ausgegeben. Er selber arbeitete nicht. Lieber saß er zu Hause rum und hatte seinen Spaß daran mich zu quälen, oder er verprasste mein Geld.

Als ich wohlriechend, sauber und entspannt aus der Dusche kam, fühlte ich mich, wie neugeboren. Die Kleidung von meinem Gastgeber, die er vor die Tür gelegt hatte, war mir zwar etwas zu groß, aber unglaublich bequem.

Der Blonde musterte mich grinsend, als ich die Küche erneut betrat. "Du siehst viel besser aus, als gestern." Meine Wangen erhitzten sich. "Danke, dass du dich so um mich sorgst. Wirklich. Ich weiß das zu schätzen." Yoongi schaufelte mir eine Menge Rührei auf den Teller und legte zwei Scheiben Toastbrot daneben.

"Es ist mir klar, dass du es zu schätzen weißt und ich mache das gerne, okay? Ich nehme dich gerne bei mir auf. Hör auf dich dafür zu bedanken, es ist alles okay."

Mein Magen gab ein lautes Grummeln von sich, als das Essen so direkt vor meiner Nase stand und ich versteckte mein knallrotes Gesicht hinter meinen Händen. Yoongi musste lachen. "Jetzt fang schon an zu essen. Du scheinst mächtig Hunger zu haben."

Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Ich rückte auf meinem Stuhl etwas näher an den Tisch heran und begann dann gierig das Essen in mich hineinzuschaufeln. Es schmeckte himmlisch. Immer wieder gab ich kleine Genusslaute von mir und im Nu war der Teller leer.

Der Blonde füllte sofort nach und nach drei großen Portionen, war ich dann endlich satt. Gut, dass der Arzt eine ganze Menge Rührei gemacht hatte, sonst wäre für ihn selber vermutlich nicht mehr viel übrig geblieben.

Als auch der junge Arzt fertig mit dem Essen war, stand ich auf und wollte ihm bei dem Abwasch helfen. Er aber drückte mich zurück auf den Stuhl. "Nichts da, du musst dich schonen", meinte er streng und ich blieb widerwillig sitzen.

"Ich muss langsam nach Hause", meinte ich zögernd, nachdem mein Gastgeber die Küche aufgeräumt hatte. In mir sträubte sich alles dagegen diesen warmen Ort zu verlassen. Der Blonde sah mich besorgt an. "Bist du sicher, Jimin?" Ich nickte mit gesenktem Kopf.

"Dann lass mich dir wenigstens meine Handynummer geben, damit du anrufen kannst, wenn etwas ist." Ich schluckte. "Das geht leider nicht. Ich hab weder ein Handy, noch haben wir ein Haustelefon zu Hause." Mein Gegenüber seufzte. "Dann merk dir aber meine Adresse und, wenn etwas ist, kommst du sofort hier hin. Ich habe den Verdacht, dass du zu Hause misshandelst wirst."

Ich nickte erneut. "Wenn etwas ist, komme ich hier hin."

Mit schleppenden Schritten verließ ich die Wohnung und schlurfte geknickt nach Hause. Zum Glück war mein Vater nicht da. Er schien wieder in der Spielhalle zu sein. Mein Blick glitt zu unserer Küchenuhr. Vierzehn Uhr. In einer halben Stunde fing meine Schicht im Supermarkt an.

Also wechselte ich die Klamotten, zog meine Arbeitsuniform an und humpelte in Richtung Supermarkt.

Sechs Stunden Regale einzuräumen war kein Zuckerschlecken. Aber in meinem Zustand war es die Hölle. Überall an meinem Körper zogen die Wunden, manche platzten sogar wieder auf. Meine Arme schmerzten und fühlten sich bleischwer an.

Nach Schichtende konnte ich kaum noch geradeaus laufen. Ich taumelte erschöpft nach Hause und zu meinem Pech war mein Vater wieder da. Er empfing mich an der Haustür und drückte mich im Flur gleich gegen die kalte Wand. Seine Hand legte sich wie ein Schraubstock um meinen Hals und ich schnappte verzweifelt nach Luft.

"Wo warst du?" Speicheltröpfchen sprühten mir ins Gesicht, als mein Vater mir diese Frage entgegenbrüllte. Vergeblich versuchte ich mehr Sauerstoff zu erhalten. "A-arbeiten." "Und davor?" Eine Träne verließ meinen Augenwinkel. "Antworte!" Ich zitterte, meine Beine konnten mich kaum noch tragen. "Draußen. Spazieren. Ich hab im Park geschlafen" Er glaubte mir. Zum Glück.

"Ich hoffe für dich, dass dich niemand erkannt hat, sonst wird es unangenehme Fragen geben, die du alle bezahlen wirst, glaub mir." Er ließ mich los und schlug mir in den Magen. Ächzend krümmte ich mich zusammen.

War es das? Würde er mich für heute von Schlimmerem bewahren? Doch ich hatte mich zu früh gefreut.

Sein Fuß traf meine Rippen. Meine Beine gaben nach und auf dem Boden krümmte ich mich zusammen, die Arme schützend über den Kopf gehoben, um mich vor schlimmeren Verletzungen zu bewahren. Immer wieder trat er auf mich ein. Dann zog er mich hoch und schleifte mich in den Keller.

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