𝟐𝟐 | 𝐭𝐢𝐦𝐞 𝐜𝐡𝐚𝐧𝐠𝐞𝐬

𝟐𝟎𝟐𝟑 𝐀𝐃 𝐀𝐌𝐀𝐙𝐎𝐍

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ORIENTIERUNGSLOS LIEF AMARA durch das Dorf. Sie hatte keine Ahnung wohin sie wollte, Hauptsache weg von Druig und den Anderen. Sie brauchte ihre Ruhe um nachzudenken, wenigstens für einen kurzen Moment.

Sie lief in den Wald hinein, doch nicht allzu weit, da sich die junge Frau sicher war, dass sie sich sonst noch verlaufen würde. Amara setzte sich auf den feuchten Erdboden, ließ ihren Kopf in die Hände fallen.

Was hatte sie von dem Wiedersehen denn schon erwartet? Das Druig zu ihr kommen würde, sich entschuldigte und sie wieder glücklich werden würden? War das nach all der Zeit denn überhaupt noch möglich? Druig hatte sich eindeutig verändert.. aber das hatte Amara auch. Sie würde nicht einfach wieder zu ihm zurück gekrochen kommen, nicht nachdem was er ihr angetan hatte.

Es war nicht wie damals, denn diesmal war er allein Schuld, da war kein Ikaris gewesen, der die Beiden auseinander bringen wollte. Die junge Frau schreckte auf, als sie plötzlich Schritte neben sich hörte. Für einen Moment hatte sie die Angst, dass es ein Deviant war, doch es war noch viel Schlimmer.

Als sie ihre Augen öffnete, sah sie zu Druig, dessen schuldiger Blick kaum zu übersehen war. Sie verdrehte die Augen, wollte ihn ignorieren, aber das konnte er nicht akzeptieren. Es gab so vieles, dass er ihr sagen wollte, sie fragen wollte, aber jedes Wort davon hätte nicht entschuldigen können, was er damals getan hatte.

Auch wenn die Stimmung zwischen ihnen unangenehm war, hätte er nicht bei den anderen in dem Gewissen bleiben können, dass sie ganz in seiner Nähe war. Er hatte Amara vermisst, jeden einzelnen Tag und es gab seit dem keinen Moment, an dem er nicht bereute, dass er sie verlassen hatte. Druig setzte sich mit etwas Abstand zu ihr, schaffte es erst nach einigen Sekunden zu der jungen Frau herüberzusehen.

,,Hey.. E-Es tut mir Leid wegen gerade. All das was ich erfahren habe, war einfach zu viel und ich hätte es nicht an dir auslassen sollen..", sprach er unsicher, erhoffte sich eine Reaktion von Amara, doch sie starrte nur in den Wald vor sich. Druig seufzte, fuhr sich durch die dunklen Haare.

,,Bitte.. ich weiß, dass du mich hasst und ich kann das auch verstehen, aber bitte rede mit mir. Amara ich habe dich wirklich so vermis-", doch bevor er seinen Satz aussprechen konnte, fiel ihm die junge Frau ins Wort. Ihr Blick lag auf ihm, Tränen bildeten sich in ihren Augen.

,,Hör auf damit, okay? Hör auf mich überzeugen zu wollen, dass du mich vermisst hast. Hättest du es, dann wären nicht Jahrhunderte vergangen, seit dem wir uns das letzte Mal gesehen haben", Amaras Blick wandte sich nicht einen Moment von ihm ab. Sie wollte dass er das Gleiche spürte, wie sie es all die Zeit über getan hatte. Der Schmerz, der einfach nicht vergehen wollte.. so sehr man es auch versuchte.

In Druigs Augen bildeten sich Tränen, die ihm langsam über das Gesicht liefen. Er wusste, dass er ihr das Herz gebrochen hatte. Den Fehler den er damals gemacht hatte, bereute er seit dem. Und egal was er tun würde, er könnte ihn nicht wieder rückgängig machen.

,,Amara.. bitte, ich hatte Gründe dafür, es war ebenso schwer für mich..", versuchte er sie zu beruhigen, doch das funktionierte nicht. Die Eternal wollte seine billigen Ausreden gar nicht hören.

,,Du hattest Gründe? Etwa welche die dir wichtiger waren als die Person, die du geliebt hast?! Hast du das überhaupt jemals getan Druig?", ihre Stimme wurde laut, wütender. Der Mann ihr Gegenüber spürte wie sein Herz begann zu schmerzen, sich ein noch größerer Kloß im seinem Hals bildete. Aber konnte er ihr verübeln, dass sie an seiner Liebe zweifelte? Jemand der Amara so sehr liebte wie er, hätte so etwas nie getan.

,,Ikaris hatte recht.. du würdest mich irgendwann verletzen.. ich hätte damals auf ihn hören sollen", flüsterte sie, als sich ihr Blick endlich von ihm lösen konnte. Die Tränen in Druigs Gesicht rannten förmlich seine Wangen herab. Auch wenn das was sie sagte schmerzte, war es für ihn noch schlimmer, dass sie Recht hatte. Ikaris war all die Jahre bei ihr gewesen, obwohl er es hätte sein müssen. Er wollte ihn in diesem Moment hassen, aber er konnte es nicht. Er selbst war die einzige Person, die er gerade hasste. Druig hatte gedacht, dass er nach all den Jahren mit der Schuld umgehen konnte. Doch ab dem Moment als er Amara gesehen hatte, schien sie ihn zu zerfressen.

,,Ich hattest dich nie verdient..", murmelte er, legte sein Gesicht in die Hände, um sein Schluchzen zu ersticken. Amara versuchte darauf nicht einzugehen, ihn nicht einmal anzusehen, obwohl es ihr das Herz brach.

Sie war wütend, hasste ihn für das was er getan hatte. Doch sie liebte ihn noch, genauso sehr wie damals. Verdammt, warum konnte sie ihn nicht vergessen? Ihre Gefühle einfach abstellen? Unsicher sah sie wieder zu Druig, der versuchte seinen zittrigen Atem zu beruhigen.

,,A-Amara, du bist das Beste, was mir in meinem Leben je passiert ist. Seit dem Moment in dem ich dich damals das erste Mal in der Domo gesehen habe wusste ich, dass ich dich liebe. Ich hatte daran nie Zweifel, egal ob wir uns Nahe standen oder nicht. Für mich gab es immer nur dich.. dich allein. Ich liebe es, wie sich kleine Grübchen auf deinen Wangen bilden, jedes Mal wenn du lachst. Ich liebe es, wie sich dein blondes Haar im Sommer noch heller färbt. Ich liebe es, wie aufgeregt du bist, wenn du über etwas redest, dass dich glücklich macht. Ich liebe jedes kleine Detail an dir, dass sonst niemandem auffällt..", er stoppte für einen Moment, atmete tief durch.

Die ganze Zeit über sah Druig nicht zu der Blondhaarigen, zu sehr plagte ihn die Angst davor ihre Reaktion zu sehen. Amaras Herz hingegen begann durch seine Worte zu rasen. Fühlte er wirklich noch immer so?

,,A-Aber ich habe nicht nur unsere Beziehung, sondern auch dich zerstört", nun konnte er seine Emotionen einfach nicht mehr zurückhalten. In all den Jahren, in denen Amara den Eternal kannte, hatte sie ihn nie so aufgelöst gesehen. Wie sehr sie ihn jetzt in den Arm nehmen wollte, doch sie konnte es einfach nicht.. es würde nie wieder so sein wie früher.

,,E-Es.. fuck, es gab keinen Tag seit Tenochtitlan, an dem ich nicht an dich gedacht habe.. an dem ich mich nicht dafür gehasst habe, was ich damals getan habe. Es war der größte Fehler meines Lebens und könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich es tun",  murmelte er, schaffte es endlich seine Hände wieder von dem Gesicht zu nehmen, blickte mit brennenden Augen herüber zu Amara.

Für einen Moment sahen sich die Beiden nur an, als die Blondhaarige sich räusperte, nach etwas griff, dass um ihren Hals hing. Druig erkannte die Kette sofort, als er den altrosanen Edelstein sah.

,,I-Ich hab sie nie abgenommen, weißt du. Dafür bedeutet sie mir zu viel, erinnert mich an Zeiten, in denen ich wirklich glücklich war", flüsterte Amara, ein sanftes Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Sie wusste selbst nicht warum sie ihm die Kette zeigte. In diesem Moment fühlte es sich einfach richtig an.

Auch wenn Druig noch immer damit kämpfte nicht ein weiteres Mal in Tränen auszubrechen, erwiderte er ihr Lächeln. Vielleicht könnte sie ihm ja doch irgendwann verzeihen, wenn sie dafür überhaupt noch die Zeit hatten. Druig hatte noch so vieles, dass er ihr sagen wollte, so viel, dass unausgesprochen war, doch seine Aufmerksamkeit richtete sich plötzlich in die tiefen des Waldes, als er ein Geräusch hörte.

Langsam stand er auf, stellte sich schützend vor Amara, versuchte etwas durch das Dickicht zu sehen. ,,G-Geh wieder zurück ins Dorf..", flüsterte er, doch es war zu spät.

Einen Moment später sprang ein Deviant aus dem Gebüsch, riss Druig einige Meter mit sich. Amara schrie, versuchte ihnen zu folgen. Auch wenn sie wusste, dass sie ohne ihre Kräfte kaum helfen konnte, würde sie Druig nicht allein lassen. Sie hatte den Eternal doch gerade erst wiedergesehen, sie durfte ihn nicht verlieren.

Amara lief ihnen hinterher, musste mit ansehen, wie das Monster ihn durch die Luft schleuderte, sein Maul öffnete, die scharfen Zähne sich beinahe in seinen Körper bissen.

Dann sah sie es. Amara hatte das Gefühl, als würde sie Ohnmächtig werden. D-Das war nicht irgendein Deviant, dass war der Selbe, der sie in Paris angegriffen hatte.. der Selbe, der Ajak tötete. Sie konnte es nicht zulassen. Wenn der Deviant nun auch Druigs Kräfte stehlen würde, dann könnten sie ihn kaum noch aufhalten.

Ohne darüber nachzudenken, kam sie ihnen immer näher. Einige Meter vor dem Monster blieb sie stehen, sah, dass der Braunhaarige sie entdeckt hatte. Sie wusste, was sein Blick zu bedeuten hatte. ,,Lauf weg, bring dich in Sicherheit, ich schaffe das", aber das würde sie nicht akzeptieren.

Dieser Deviant hatte ihre Anführerin getötet, nicht einmal Ikaris hatte es geschafft ihn zu besiegen. Druig würde sterben, wenn sie ihn alleinlassen würde. Das konnte sie nicht zulassen.. sie konnte ihn nicht einfach verlassen.

Amara selbst hatte keine Kräfte mehr, es wäre kein großer Verlust, wenn er sie töten würde. Zumindest war sie davon überzeugt.

,,Hey, ja genau du! Hier nimm mich, ich werde mich auch nicht wehren!", schrie die junge Frau, um die Aufmerksamkeit des Monsters auf sich zu richten und tatsächlich schien das auch zu funktionieren. Der Deviant sah von Druig ab, sein Kopf drehte sich in die Richtung von ihr. Als er sich ganz von dem Mann löste, begann die Eternal so schnell wie nur möglich zu rennen.

,,Amara, nein!", hörte sie Druig hinter sich brüllen, doch sie konnte es nicht mehr rückgängig machen. Ajak hatte einen Fehler gemacht, genau sie als die neue Anführerin zu wählen. Egal welchen Grund sie dafür hatte, er war falsch gewesen. Nun wäre sie die zweite Eternal, die von dem Deviant getötet werden würde.

Sie rannte, bis ihr die Beine schmerzten, nur um das Monster so weit wie möglich von dem Dorf zu bringen. Doch er war schneller, riss Amara plötzlich zu Boden. Sie schlug mit dem Körper auf die harte Erde auf, spürte den Schmerz, der sich durch jeden ihrer Muskeln zerrte. Benommen sah sie nach oben, in die Augen des Deviants, der sie nun töten würde.

Auch wenn sie wusste, dass es die einzig richtige Entscheidung gewesen war, hatte sie Angst. Sie wollte noch nicht sterben, sie wollte die anderen Eternals nicht allein lassen. Sie wollte helfen, die Emergenz zu stoppen um somit die Menschheit und ihren Planten zu retten. Aber sie musste sich selbst eingestehen, dass sie nie eine Hilfe sein würde. Die anderen mussten es ohne sie schaffen.

Eine einzelne Träne lief ihre Wange herab, als das Monster über ihr sein Maul öffnete, bereit dazu war, die junge Frau unter sich zu zerfetzen. Ihre letzten Gedanken richteten sich an Druig. Hätte sie ihm vielleicht doch irgendwann verziehen? Hätten sie glücklich werden können? Leider würde sie das nicht mehr erfahren.

Amara schloss die Augen, als das Tier sich ihr näherte. Doch irgendetwas schien sich plötzlich zu verändern. Ihr Körper schmerzte kaum noch, ihre Angst schien nachzulassen. Würde der Speichel des Deviants über ihr nicht in ihr Gesicht tropfen, dann wäre sie sich sicher gewesen, dass sie schon längst tot war. Aber das war sie nicht.

Ihr blieb kaum noch Zeit und da sie sowieso gleich zerfleischt werden würde, versuchte sie noch eine letzte Sache. Ein Möglichkeit zu überleben, an die sie gar nicht mehr gedacht hatte.

Als der Deviant gerade nach ihr schnappen wollte, streckte Amara ihre Hand aus, schrie, während ihr die Tränen über das verdreckte Gesicht liefen. Blitzte schossen aus dem Himmel auf das Monster herab, brachten es zum Grölen. Der Deviant ging ein paar Schritte zurück, nur um wieder auf sie zuzurennen. Doch Amara schaffte es ihn weiter von sich abzuhalten, ließ kräftige Windstürme auf ihn zu fliegen, woraufhin er gegen einen der massiven Bäume geschleudert wurde.

Die junge Eternal verstand nicht was gerade geschehen war. S-Sie hatte ihre Kräfte wieder? Warum ausgerechnet jetzt? Sie versuchte aufzustehen, ihr Herz raste so stark, dass es drohte aus ihr zu springen.

Der Deviant lag für einen kurzen Moment auf dem Boden, bevor er sich wieder aufstellte, bedrohlich zu ihr sah. Doch bevor er die junge Frau überhaupt erreichen konnte, trafen ihn zwei Lichtstahle. Sie atmete auf, endlich waren die anderen hier. Ikaris ging auf den Deviant los, dicht gefolgt von Thena und Gilgamesch.

Während Amara den Kampf geschockt mit ansah, erblickte sie plötzlich Druig, der auf sie zugerannt kam. Egal was gerade zwischen ihnen stand, in dem Moment als er sie erreicht hatte, schlug er seine Arme um sie, was Amara erwiderte. Sanft strich er ihr über den Rücken, als sich stumme Tränen in seinen Augen bildeten.

Er hatte wirklich gedacht, er hätte sie verloren. Seine wunderschöne Amara. Das was sie getan hatte, war das selbstloseste, was er je gesehen hatte. Sie hätte sterben können, nur um ihn zu beschützen.

Als sich die Beiden langsam wieder voneinander lösten, hatte sich ein Lächeln auf ihren Lippen gebildet. ,,Geht es dir gut? Bist du verletzt?", fragte der Braunhaarige sie aufgeregt, suchte währenddessen nach möglichen Wunden an ihren Körper. Die Frau schüttelte jedoch mit dem Kopf. Es glich für ihn wie ein Wunder, dass sie außer ein paar Schrammen unverletzt gewesen war. Doch irgendetwas schien trotzdem nicht zu stimmen, denn sie schien sich über etwas den Kopf zu zerbrechen. Ja, Amara wäre gerade fast getötet worden, aber es musste etwas anderes sein.

,,Hey, was ist los?", fragte er die junge Frau, schaffte es ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. Amara blickte ihn an, konnte selbst nicht glauben, was sie nun zu ihm sagen würde.

,,I-Ich glaube meine Kräfte sind wieder zurück"

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