𝟏𝟖 | 𝐚 𝐧𝐨𝐫𝐦𝐚𝐥 𝐥𝐢𝐟𝐞
𝟐𝟎𝟐𝟑 𝐀𝐃 𝐏𝐀𝐑𝐈𝐒
· • —– ٠ ✤ ٠ —– • ·
,,GUTEN ABEND, wieder das Übliche?", fragte der nette Barista die Blondhaarige, als diese sich gerade an den Tresen gestellt hatte. Amara nickte ihm lächelnd zu, wartete darauf, dass ihr Getränk in den Becher gegossen wurde. Nach dem sie bezahlt hatte, nahm sie sich den Kaffee und verließ den Laden daraufhin wieder.
Sie ging die Straßen von Paris entlang, vorbei an den vielen Menschen, die ihren Weg kreuzten. Sie lebte schon seit etwa zehn Jahren allein in der Stadt, hatte sich eine kleine Wohnung im Zentrum von Paris gemietet und studierte mittlerweile sogar Literatur. Ein eigentlich ziemlich normales Leben für eine Eternal, obwohl es sich für Amara kaum so anfühlte.
Die Jahre nachdem sich die Gruppe getrennt hatte, verbrachte sie tatsächlich zusammen mit Ikaris und Sersi, reiste mit ihnen durch ganz Europa. Zuerst war es ungewohnt, ihm wieder so nah zu sein, ihm vertrauen zu müssen, doch scheinbar heilte die Zeit ihre Wunden. Irgendwann war sie sogar dankbar dafür, dass Ikaris sie aufgenommen hatte, denn ohne die Beiden, wäre sie damals verloren gewesen.
Doch vor zehn Jahren hatte sie den Entschluss gefasst das Paar zu verlassen und vortan allein zu leben. Es war ihr damals nicht gefallen, aber sie konnte einfach nicht mehr so weitermachen.
Seit dem sie hier auf der Erde war, hatte sie immer zusammen mit den anderen Eternals gelebt, sich seit dem die Deviants besiegt worden waren, von den Menschen ferngehalten, um ihre eigene Identität zu schützen. Doch in Paris sollte es anders werden, zumindest für ein paar Jahre.
Durch ihr Studium, welches sie vor zwei Jahren begonnen hatte, fand Amara Freunde, mit denen sie sich regelmäßig traf. Es war ungewohnt mit den Menschen in so engem Kontakt zu stehen, aber sie bereute es keine Sekunde. So viele verschiedene Meinungen, Persönlichkeiten und Vorstellung hatte sie seit Jahrtausenden nicht durch sie kennengelernt. Es war einfach schön, die Seite der Menschen zu sehen, die sie sonst nur vom Weiten beobachtet hatte.
Das Einzige womit sie jedoch kämpfen musste war der Faktor, dass sie nicht alterte. Sie kannte ihre Freunde erst seit etwa zwei Jahren, aber der Gedanke daran, dass sie diese irgendwann verlassen musste war schmerzhaft.
Amara nahm einem Schluck von ihrem noch immer heißen Getränk und versuchte sich darüber noch nicht so viele Gedanken zu machen. Doch egal was sie tat, der Tag würde irgendwann kommen.
Kurz bevor sie ihre Wohnung erreicht hatte, warf sie den Becher in einen nahegelegenen Mülleimer und lief die Treppen hoch zu ihrer Wohnungstür. Etwas erschöpft schmiss sie ihre Tasche in die Ecke des Flurs, ließ sich auf ihrer Couch nieder und schaltete den Fernseher an.
Es war unglaublich, wie sich die Technologie der letzten Jahrzehnte so rasant weiterentwickelt hatte. Wenn sie sich an die Zeit zurück in Babylon zurückerinnerte, war es kaum vorzustellen, zu was sich die Menschheit im Stande sein würde. Aber mittlerweile war sie auch schon über 7000 Jahre hier auf der Erde, es wurde langsam Zeit, dass sie Menschen so etwas wie Luxus erleben konnten.
Damit Amara jedoch nicht wieder die ganze Nacht damit verbrachte sich ihre Lieblingsserien anzuschauen, lief sie zu ihrer Tasche, kramte ihre Mitschriften heraus und setzte sich zurück auf das Sofa.
Das Studium war zwar hart, aber wenigstens fühlte so etwas wie ein Ziel, dass sie nach all den Jahren wieder verfolgen konnte. Nachdem alle Deviants getötet wurden, fühlte sie sich lange Zeit verloren, planlos. Es war hart für sie gewesen, sich weder als Mensch, noch als richtige Eternal zu fühlen.
Ihre Kräfte waren auch nach Jahren nicht mehr zurückgekehrt, egal wie sehr sie es versuchte. Irgendwann hatte sie es akzeptiert, auch wenn es ihr schwer viel. So viele Dürrezeiten, so viele Naturkatastrophen die sie hätte verhindern können.
Amara schreckte plötzlich zusammen, als ihr Handy begann zu klingeln. Sie legte die Blätter zur Seite und nahm den Anruf entgegen.
,,Hey Amara, ich weiß.. du bestimmt genug zutun, aber hast du nicht vielleicht doch Lust noch vorbeikommen? Wir wollten heute Abend in eine Bar, ein bisschen Quatschen und was Trinken, was hälst du davon?", fragte sie ihre Freundin Cecilia. Kurz überlegte Amara über das Angebot. Sie hatte eigentlich wirklich noch einiges zu erledigen, aber wahrscheinlich würde sie heute sowieso zu nichts mehr kommen.
,,Natürlich bin ich dabei, treffen wir uns um 22 Uhr?", antwortete sie ihr strahlend. ,,Ja genau, dann bis später Süße", sprach ihre Freundin, bevor sie auflegte.
Die Blondhaarige ließ sich an die Lehne zurückfallen, schloss für einen Moment die Augen. Eigentlich war sie hundemüde, doch für einen Abend mit ihren Freundinnen konnte sie einmal davon absehen.
٠ ✤ ٠
,,Und, wie lief es nun mit diesem Typen?", fragte Fleur, eine ebenfalls gute Freundin die zusammen mit ihr Literatur studierte. Cecilia verdrehte die Augen, nahm einen weiteren Schluck von ihrem Cocktail. ,,Mit dem ist Nichts, es war einfach nur ein Essen", antwortete sie gespielt genervt. Die beiden anderen Frauen mussten lachen, legten ihre Lippen dann ebenfalls auf das Glas.
,,Wie sieht es bei dir aus Amara, hast du schon deinen Traumprinzen gefunden?", fragte sie Fleur, doch die junge Frau schüttelte nur verlegen mit dem Kopf. ,,Ach ich bitte dich, sie trauert doch noch immer ihrem Ex hinterher", antwortete ihr Cecilia, brachte Amara dadurch zum seufzen.
Unrecht hatte sie damit nicht, auch wenn sie die Aussage etwas verletzte. Natürlich wussten sie nicht die ganze Wahrheit über ihn. Sie hatte nur beiläufig erzählt, dass sie damals von ihrem Freund verlassen wurde. Das dies jedoch schon Jahrhunderte her war behielt sie lieber für sich.
Trotzdem wurde Amara durch ihre Worte nachdenklich. Seit dem sie Druig damals in Tenochtitlan das letzte Mal sah, hatte sie nie daran gedacht sich jemals wieder verlieben zu können. Sie war weder auf der Suche, noch fand sie irgendjemanden interessant. Natürlich war es für eine Eternal, die endlos schien zu leben, auch nicht sonderlich einfach eine Beziehung mit einem Menschen einzugehen. Letztendlich würde jeder von ihnen nur nach wenigen Jahren sterben, das konnte sie sich einfach nicht vorstellen.
Amara redete sich die letzten Jahrhunderte immer wieder ein, dass sie über Druig hinweg sei, nicht mehr als Wut und Enttäuschung ihm gegenüber fühlen konnte, doch letztendlich belog sie sich nur jedes Mal selbst. Sie liebte ihn noch, jeden verdammten Tag seit dem sie getrennt waren.
,,Hey, ist alles in Ordnung mit dir?", fragte sie Fleur, sah besorgt zu ihr. Amara räusperte sich, hob die Hand um somit noch ein weiteres Getränk zu bestellen. Wenn das heute wirklich die Themen waren über die sie sich unterhalten musste, dann half eindeutig nur Alkohol.
,,Amara, du musst ihn wirklich vergessen. Sieh dich doch um, hier sind einige Typen mit denen du dich ablenken könntest", schlug Cecilia vor, leckte sich dabei spielerisch über die Lippen. Amara konnte nur die Augen verdrehen, wollte eigentlich nicht darauf antworten, aber ihre Freundinnen würden sie damit sowieso nicht in Ruhe lassen.
,,Heute nicht okay? Aber ich verspreche euch, dass ich ihn vergessen werde", sagte sie, versuchte dabei so überzeugend wie nur möglich zu klingen. Sie könnte ihn nie vergessen, würde nie damit aufhören sich zu wünschen, dass damals alles anders aufgelaufen wäre. Aber sie musste wirklich damit anfangen, dass diese Gefühle, die sie noch immer so stark ihm gegenüber fühlte, endlich verschwanden.
Amara setzte an ihrem Glas an, trank mit einem Schluck den Rest des Getränks aus und signalisierte dem Barkeeper, dass sie bezahlen wollte.
,,Willst du etwa schon gehen?", fragte Cecilia sie ungläubig, immerhin waren sie erst seit etwa einer Stunde in dem Lokal. ,,Ja.. ich.. ich sollte lieber nachhause, morgen wird ein anstrengender Tag für mich", log sie, versuchte die Beiden nicht zu beunruhigen.
Amara hatte wirklich gedacht, dass sie die Gedanken an Druig mittlerweile nicht mehr so fertig machen würden, aber anscheinend war das noch immer nicht der Fall. Wann hörte das endlich auf? Wann konnte sie ein Leben führen, in dem sie nicht jede Nacht weinte, weil sie ihn noch immer so sehr vermisste?
Die junge Eternal verabschiedete sich von ihren Freundinnen, zog sich den Mantel über und wollte die Bar verlassen. Doch kurz bevor sie die Tür erreicht hatte, packte sie Cecilia am Arm, hielt sie somit zurück.
,,Ist wirklich alles in Ordnung mit dir? Haben wir irgendetwas Falsches gesagt?", fragte diese sie besorgt. Amara war noch nie so plötzlich aufgebrochen, irgendwas musste sie also bedrücken. Doch auch wenn die Blondhaarige sich ihrer Freundin gern geöffnet hätte, konnte sie es nicht. Wie sollte sie ihr schon erklären, dass sie eine Eternal war, die vor über 7000 Jahren auf die Erde kam um die Menschen vor Deviants zu beschützen? Auch wenn es schmerzlich war, musste sie ihre Sorgen für sich behalten.
,,Nein, mach dir keinen Kopf, mir geht es gut. Ich bin einfach nur ziemlich geschafft von dem Tag heute. Habt ruhig Spaß ohne mich", beruhigte sie ihre Freundin, gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange, bevor sie die Bar endgültig verließ.
Die kalte Luft füllte Amaras Lungen, als sie durch die mittlerweile Menschenleeren Straßen Paris ging. Sie zog ihren Mantel etwas näher an ihren Körper, damit die Kälte sie nicht frieren ließ.
Normalerweise ging Amara immer auf direktem Wege zurück nach Hause, doch diesmal entschied sie sich noch etwas am Kanal spazieren zu gehen. Meistens bekam sie den Kopf frei, wenn sie noch etwas an der frischen Luft war, die Lichter der entfernten Gebäude betrachtete und das Rauschen der Blätter im Wind hörte.
Sie hatte mitbekommen, dass die Menschen und vor allem Frauen es vermieden abends allein Spazieren zu gehen, aber Amara hatte davor weniger Angst. Sie hatte schon vor tausenden Jahren gegen Deviants kämpfen müssen, da beunruhigte sie eigentlich nichts so schnell. Zumindest dachte sie das.
Als die junge Frau gerade unter einer Brücke hindurchging, hörte sie plötzlich ein Geräusch aus dem Wasser. Als sie jedoch in den Kanal sah, erblickte sie Nichts. Es musste ein Fisch gewesen sein, oder eine Ente, zumindest war davon nichts mehr zu sehen. Trotzdem wurden ihre Schritte schneller, vor allem, als das Geräusch schon wieder zu hören war.
Aus irgendeinem Grund traute sie sich nicht mehr zurückzusehen, rannte stattdessen am Kanal entlang. Kurz bevor sie es zu der Straße schaffte, wurde das Geräusch neben ihr plötzlich so laut, dass sie nicht mehr wegsehen konnte. Sie sah herüber, blickte auf das Wasser unter sich, doch dort war schon wieder Nichts zu sehen. Nur starke Wellen, die sich von einer Stelle aus gebildet hatte.
Auch wenn sie darüber verwundert war, versuchte sie sich den Kopf nicht allzu sehr zu zerbrechen, wollte gerade wieder vor sich blicken, als sie ruckartig stehen blieb.
Das Blut in ihren Adern gefror, als sie die riesige Gestalt vor sich sah, von der noch das Wasser des Kanals herunter tropfte. Das konnte nicht echt sein, sie musste sich das einbilden. D-Der Alkohol, er musste daran Schuld sein.
Doch sie konnte das riesen Monster vor sich nicht mehr als eine Halluzination halten, als dieses plötzlich begann auf sie zuzurennen. Sofort stieg in Amara das Gefühl der Panik, sie ließ keine Zeit verstreichen, sonder lief vor dem Tier davon. Das konnte doch nicht möglich sein.. Deviants waren seit Tenochtitlan nicht mehr auf der Erde.. sie hatten sie doch alle getötet. Oder etwa doch nicht?
Da Amara über keine ihrer Fähigkeiten mehr verfügte, konnte sie das Tier hinter sich nicht angreifen.. sie konnte nur fliehen. Aber wie sollte sie das schaffen? Der Deviant hinter ihr brauchte nicht mehr lang, bis er sie eingeholt hatte. Als sie plötzlich stolperte und auf den harten Asphalt fiel, konnte sie nur dabei zusehen, wie das Monster schon sein Maul aufriss.
Es war vorbei. Der Deviant würde jeden Menschen töten den er sehen würde und sie konnte nichts dagegen unternehmen. Sie konnte ja noch nicht einmal verhindern, dass er sie nun töten würde.
Doch kurz bevor der Deviant sie erreicht hatte, wurde er plötzlich von einem Lichtstrahl getroffen, der ihn in den Kanals neben sich schleuderte. Sie atmete auf. Auch wenn Amara sich mittlerweile wieder gut mit ihm verstand, war sie schon lang nicht mehr so froh darüber gewesen Ikaris wiederzusehen. Der Eternal versuchte dem Monster hinterher zu fliegen, doch es war schon in den Tiefen des Wassers verschwunden.
,,Hey, ist alles in Ordnung?", fragte Sersi, während sie Amara half aufzustehen. ,,J-Ja ich denke schon..", antwortete sie ihr, schloss die Braunhaarige daraufhin sofort in die Arme. ,,Ich wünschte wirklich, wir würden uns wegen besseren Umständen wiedersehen", sprach sie, brachte Amara dadurch sogar etwas zum Schmunzeln. Als sie sich wieder lösten, sah sie noch eine Person, die sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte.
,,Sprite!", rief sie, nahm das junge Mädchen daraufhin direkt in die Arme. Sie hätte die Rothaarige in diesem Moment am Liebsten so viel gefragt, doch dafür war gerade eindeutig keine Zeit. Als sie auch diese Umarmung auflöste, kam Ikaris gerade zurück.
,,Geht es dir gut?", fragte er Amara, begutachtete dabei, ob sie auch nicht verletzt war. ,,Ja alles in Ordnung.. aber kannst du mir bitte sagen was hier los ist? Warum sind die Deviants zurück?", fragte sie ihn aufgebracht. Noch immer hatte sie sich nicht ganz davon erholt, dass einer von ihnen sie fast getötet hätte.
,,Das wissen wir auch noch nicht genau.. aber es kam schon zu mehreren Angriffen auf der ganzen Welt", sagte er, schien genauso ratlos wie die Anderen zu sein. Amara fiel nur eine Person ein, die ihnen darauf eine Antwort geben konnte.
,,W-Wir sollten zu Ajak, sie kann mit Arishem reden, dann werden wir mehr wissen", schlug sie vor, doch die Gesichter der anderen verdunkelten sich schlagartig. Sie verstand nicht ganz, warum sie ihr nicht zustimmten, immerhin war sie ihre Anführerin, sie brauchten sie genau jetzt!
Plötzlich kam Ikaris auf sie zu, strich ihr sanft über den Oberarm, während sich Tränen in seinen Augen bildeten. ,,Amara.. Ajak ist tot"
· • —– ٠ ✤ ٠ —– • ·
Schaut doch gern bei meinen anderen Marvel Geschichten vorbei!
lea <3
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top