𝟎𝟔 | 𝐦𝐨𝐫𝐞 𝐝𝐞𝐯𝐢𝐚𝐧𝐭𝐬
𝟓𝟕𝟓 𝐁𝐂 𝐁𝐀𝐁𝐘𝐋𝐎𝐍
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ES WAREN MITTLERWEILE einige Tage seit dem Kuss zwischen Amara und Druig vergangen. Während sie zuerst noch dachten, dass sich dadurch nichts an ihrer Beziehung ändern würde, war leider genau das eingetreten, wovor die Beiden sich am Meisten gefürchtet hatten. Es wurde angespannt zwischen ihnen, beinahe unaushaltbar.
Zuerst war es Amara, die Druig aus dem Weg ging. Wenn sie im Labor saß, Phastos bei seiner neusten Erfindung zusah, verließ sie den Raum, wenn Druig ihn betrat. Selbst wenn er ihr in den Fluren der Domo entgegenkam, sah sie weg oder flüchtete in einen der Räume.
Jedes einzelne Mal schmerzte es seinen enttäuschen Blick zu sehen, wenn sie ihn ignorierte, aber sie konnte es nicht verhindern.
Amara hoffte zuerst, dass sie noch einmal über den Kuss reden würden, über diese Gefühle, die im Raum standen redeten, doch nachdem Druig deshalb nicht auf sie zu kam, hielt sie es kaum noch bei ihm aus. Die Eternal wusste einfach nicht wie sie bei ihm stand. Wollte er mehr, oder hatte er die Situation einfach nur ausgenutzt? Was wäre geschehen, wenn Makkari sie nicht unterbrochen hätte? Das waren Gedanken, die ihr schon seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf gingen.
Auch Druig begann ihre Nähe nicht mehr aufzusuchen, denn das Gefühl, dass sie ihn nach diesem Abend nicht mehr als Freund haben wollte, wuchs von Tag zu Tag.
Der innere Konflikt der Beiden wurde immer größer und keiner von ihnen wusste, wie sie ihre Beziehung retten konnten. Es wäre alles so einfach gewesen, wenn sich einer von ihnen endlich getraut hätte, seine wirklichen Gefühle zu offenbaren. Doch sie taten es nicht, aus Angst davor, sich ganz zu verlieren.
Das einzige, worüber Amara, als auch Druig mehr als dankbar waren, war, dass Makkari den anderen anscheinend nichts von dem Kuss erzählt hatte. Nichts wäre anstrengender gewesen, als eine Sersi oder Ajak, die immer wieder auf ihr Gewissen eingeredet hätten oder ein Kingo, der zu den unangenehmsten Situationen ein Kommentar abgegeben hätte.
Amara stand gerade auf der Terrasse des Tempels, sah dabei herunter in die menschenleeren Straßen der Stadt. Schon seit Tagen regnete es in Strömen und obwohl sie das Unwetter hätte vertreiben können, tat sie es nicht. Sie fühlte sich kraftlos, die Sache mit Druig machte sie so fertig, dass mittlerweile selbst das Einsetzen ihrer leichtesten Fähigkeiten Probleme bereitete.
Amara fühlte sich dadurch so erschöpft, dass sie danach stundenlang schlafen musste, um wieder genug Energie zu tanken. Wie sehr sie es doch hasste, dass ihre Emotionen so sehr mit ihren Kräften verwachsen waren.
Verdammt, sie war eine Eternal. Sie musste stark bleiben.. wenigstens für die Menschen. Aber sie konnte kaum etwas daran ändern. Das einzige, was ihr wohl gerade wirklich helfen würde, wäre etwas Ablenkung. Aber das gestaltete sich als ziemlich schwierig, wenn sie wirklich Alles an Druig erinnerte.
,,Hey, ist Alles in Ordnung?", fragte Ikaris plötzlich, holte sie somit wieder zurück in die Realität. Amara hatte gar nicht mitbekommen, dass er hinter ihr stand. Sie antwortete ihm nicht, blickte nur gedankenverloren herunter, hoffte, er würde sie in Ruhe lassen.
,,Amara, was ist los mit dir? Du bist die letzten Tage so schlecht gelaunt.. ist irgendwas passiert?", sprach der Eternal ein weiteres Mal, doch nachdem sie ihm immer noch keine Beachtung schenkte, umfasste er behutsam ihren Arm, um sie zu sich zu drehen, so, dass sie ihn direkt ansehen musste.
Jetzt also auch noch Ikaris. Die Blondhaarige rollte mit den Augen, lehnte sich gegen die Mauer hinter sich.
,,Was soll mit mir los sein?", entgegnete sie ihm gespielt ahnungslos, denn sie wusste direkt wusste worum es ihm ging. Ikaris war nicht der Einzige, dem in den letzten Tagen aufgefallen war, dass sich ihre Laune auf dem Nullpunkt befand.
Doch anstatt weiter nachzufragen, seufzte der Mann, ließ ihren Arm wieder los. Er kannte Amara dafür einfach zu gut. Wenn sie über etwas nicht sprechen wollte, dann würde sie es auch nicht tun, egal wie sehr er es auch versuchen würde. Dafür war sie einfach zu dickköpfig. Aber das hieß nicht, dass er es nicht trotzdem noch versuchen würde aus ihr herauszubekommen, nur eben durch andere Mittel.
,,Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob du mich bei der heutigen Patrouille begleiten möchtest. Scheinbar wurden ein paar Deviants in dem Wald gesichtet, der im Norden an der Mauer grenzt. Ich bräuchte vielleicht etwas Unterstützung, falls sie auftauchen", fragte Ikaris um ihre Hilfe.
Kurz überlegte sie junge Eternal, ob sie ihn begleiten würde. Immerhin fühlte sie sich gerade nicht in der Lage zu kämpfen, aber vielleicht war genau das die Ablenkung, die sie brauchte. Es würde ihr schon gut tun, die Stadt wenigstens für ein paar Stunden zu verlassen. Mittlerweile konnte es doch eigentlich nur noch besser werden, oder?
,,Natürlich begleite ich dich", sagte die junge Frau, konnte ein Lächeln trotz ihrer schlechten Laune nicht verhindern. Sie hackte sich bei Ikaris unter und zusammen verließen sie den Palast, in dem die Domo untergebracht wurde.
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Ikaris und Amara durchquerten schon seit einer ganzen Weile schweigend den Wald. Während der Braunhaarige nicht so recht wusste, wie er ein Gespräch beginnen sollte, war sie hingegen ganz froh darüber, einfach endlich etwas abschalten zu können.
Kein Druig, der ihr die ganze Zeit im Kopf schwirrte, sondern nur das Rascheln der Blätter über ihnen in den Baumkronen, das Knacken kleiner Äste unter ihren Schuhen. Es war, als könnte sich ihr Körper wieder beginnen zu regenerieren, als würde ihre Kraft langsam wieder zurückkommen. Doch die so angenehme Stille wurde plötzlich unterbrochen, als Ikaris begann zu reden. Wie sehr sie sich doch wünschte, dass er es nicht getan hätte.
,,Was ist zur Zeit eigentlich los mit dir und Druig? Ihr geht euch aus dem Weg, redet nicht einmal mehr miteinander. Herrscht etwa Krieg im Paradies?", fragte er Amara belustigt. Ein Blick herüber zu ihr verriet ihm jedoch, dass sie das Ganze nicht so witzig wie er fand. Diese Sticheleien hörten selbst jetzt nicht auf, obwohl die Beiden die letzten Tage über kaum noch Kontakt hatten.
Für einen Moment dachte sie darüber nach zu lügen, ihm einfach zu erzählen, dass alles zwischen ihnen in Ordnung wäre. Aber das konnte sie nicht. Auch wenn Amara ziemlich froh darüber war, dass niemand außer Makkari von dem Kuss wusste, verspürte sie den Drang es ihm zu erzählen.
So genau wusste sie auch nicht warum. Vielleicht weil sie wusste, dass Ikaris wahrscheinlich der einzige der Eternals war, der sie nicht dazu drängen würde, ihm ihre Gefühle zu offenbaren. Sie brauchte jetzt einfach jemanden, der die gleichen Ansichten teilte wie sie. Auch wenn es letztendlich wohl doch nicht die Beste Entscheidung war.
Tief atmete sie ein, sah jedoch noch immer auf den Boden, während sie durch den Laubwald spazierten.
,,W-Wir haben uns geküsst.. an dem Tag des Festes", sprach sie, kaum hörbar, betreute es eigentlich schon beim aussprechen. Ikaris kam direkt zum Stehen, sah zu ihr herunter, seine Augenbrauen waren dabei nach oben gezogen.
,,Ich kann mir nicht erklären, wie es dazu gekommen ist. Der Sternenhimmel.. die Worte die er mir zuflüsterte und vor allem der Alkohol, waren wohl der Grund", rechtfertigte sie sich sofort unsicher.
Doch mit der Reaktion, die er der jungen Eternal jetzt gab, hatte Amara wirklich nicht gerechnet. Anstatt ihr einen Vortrag darüber zu halten, dass sie wohl den größten Fehler ihres noch endlosen Lebens gemacht hatte, fing er hysterisch an zu lachen.
Die Blondhaarige wusste nicht ganz wie sie das deuten sollte, wartete darauf, dass er sich wieder beruhigte. Den Tränen nahe fuhr er sich über das Gesicht, versuchte seine Worte wieder zu finden.
,,Er hat also endlich das bekommen, wovon er schon seit Jahrhunderte über träumt, nicht wahr?", stellte er belustigt fest, fing sich dadurch von Amara einen Schlag gegen den Unterarm ein. ,,Was denn? Solltet ihr jetzt nicht glücklich sein? Wann findet denn eure Hochzeit statt?", sprach er weiter, gab dadurch Amara noch einen Grund, ihn zu schlagen, doch im letzten Moment ging er einen Stritt zurück, wodurch sie ihn diesmal nicht traf.
,,Hör auf dich über mich lustig zu machen Ikaris. Es ist alles so kompliziert dadurch geworden, ich wünschte wirklich es wäre nie dazu gekommen", sagte sie ernst, ließ nun auch Ikaris verstehen, dass sie die ganze Situation rein gar nicht als lustig empfand. Auch wenn der Kuss sich gut angefühlt hatte, war er der Grund, warum ihre Freundschaft langsam zerbrach.
Er seufzte, näherte sich Amara wieder und nahm sie sanft in den Arm. Auch wenn er es von außen vielleicht nicht zeigte, kochte Ikaris vor Wut. Druig hatte es doch wirklich geschafft, sie um den Finger zu wickeln, hatte dabei wahrscheinlich sogar seine Kräfte benutzt. Warum sonst hätte sie ihn geküsst? Ihn so weit in ihr Leben gelassen?
Er konnte nicht zulassen, dass seine kleine Schwester wirklich noch mit ihm intimer werden würde, ihm ihr Herz schenkte.. nur damit er es doch irgendwann brechen würde.
Auch wenn es gerade so aussah, als würde die Freundschaft, oder was das zwischen den Beiden gerade war zerbrechen, konnte er sich nicht allein darauf verlassen. Er musste es beenden, bevor es richtig beginnen konnte. Er würde Amara und Druig endgültig auseinander bingen, egal was es kosten würde.
Als sie sich langsam wieder voneinander lösten, sah Amara die Anspannung in Ikaris Gesicht. Er konnte ihr nicht glauben machen, dass ihn der Kuss nicht stören würde. Aber was sollte sie dagegen schon unternehmen? Es war passiert, sie konnte es nicht mehr rückgängig machen.
Aber Amara hatte ein Gefühl von Erleichterung, jetzt wo sie es ihm erzählt hatte. Auch wenn sich die Blondhaarige nicht ganz sicher sein konnte, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. Sie konnte nur hoffen, dass sich Ikaris in Druigs Nähe nicht noch provokanter verhalten würde.
,,Das was ich dir erzählt habe bleibt aber unter uns okay?", bat sie Ikaris, woraufhin er nur nickte. ,,Und auch zu Druig kein Wort, ich will die ganze Situation für uns nicht noch unangenehmer machen", sprach sie weiter, blickte ihn so lang an, bis ihr Gegenüber auch damit einverstanden war.
Als die beiden ihren Weg langsam wieder fortsetzten, wollte Amara das Thema endgültig beenden. Sie hatte die letzten Tage genug über Druig und den Kuss nachgedacht, so langsam brauchte sie wirklich Ablenkung davon.
,,Wie lief es eigentlich mit Sersi? Du kannst mir nicht verheimlichen, dass ihr euch getroffen habt", sprach sie Ikaris an, woraufhin sich seine Wangen sofort deutlich färbten. Mit ihrer Frage hatte sie also eindeutig ins Schwarze getroffen. Wenn sie schon über ihr "Liebesleben" sprechen musste, dann musste er das genauso.
Doch gerade als er ihr antworten wollte, wurde Ikaris plötzlich von einem Deviant angegriffen. Das Tier war, ohne dass sie beiden reagieren konnten, auf ihn zugestürmt und hatte ihn einige Meter mit sich hergezogen.
Auch wenn Amara kampftechnisch noch immer nicht ganz die Alte war, wurde ihr Körper so mit Adrenalin durchströmt, dass sie ihnen direkt hinterher lief, einen Windstoß erzeugte, um das Tier von Ikaris zu trennen, es somit gegen einen Baum zu schleudern. Sofort half sie dem anderen Eternals, der glücklicherweise kaum verletzt war. Wie sehr sie Ikaris doch für seine Kräfte beneidete.
Während Amara versuchte das verletzte Tier zu töten, kümmerte sich der Braunhaarige um die weiteren Deviants, die auf sie zu kamen. Auch wenn er vielleicht der Stärkste unter ihnen war, konnten sie es allein niemals mit so vielen von diesen Bestien aufnehmen. Amara konnte nur hoffen, dass die anderen Eternals gleich da sein würden, um sie zu unterstützen.
Während Ikaris mit den Strahlen, die aus seinen Augen schossen, gegen drei Deviants gleichzeitig kämpfte, versuchte die junge Frau noch immer das Tier vom Anfang zu besiegen. Immer wieder schoss sie spitze Eiszapfen in seine schuppige Haut, versuchte es durch Windböen von ihr fernzuhalten, doch ihre Kräfte schienen sie langsam wieder zu verlassen. Sie war zu schwach, um den Deviant noch länger von sich abzuhalten.
Als die Kreatur Amara erreicht hatte, schlug es sie mit seinem Schwanz zu Boden, beugte sich über die Eternal, öffnete dabei sein riesiges Maul. Seine scharfen Zähne blitzen über ihrem Gesicht gefährlich auf, schleimiger Speichel floss heraus, tropfte herab auf ihren Körper.
Doch gerade als es zubeißen wollte, wurde sie plötzlich von jemanden gepackt, der sie zuerst von dem Deviant weg zog, ihr dann half aufzustehen um hinter einem der Bäume Schutz zu suchen. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als sie sah, wer sie da gerade gerettet hatte.
,,Druig..", flüsterte Amara, während ihr ihr eigenes Blut die Schläfen herunter lief.
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