𝟎𝟓 | 𝐤𝐢𝐬𝐬 𝐦𝐞

𝟓𝟕𝟓 𝐁𝐂 𝐁𝐀𝐁𝐘𝐋𝐎𝐍

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DRUIG HATTE IHR nicht zu viel versprochen. Die Stadt Babylons war bei Nacht noch schöner als am Tage, wenn die Sonne die Fassaden der Häuser zum schimmern brachte.

Während die Musik des Festes im Hintergrund immer leiser wurden, schlenderten sie gemeinsam durch die Straßen, plauderten über Alles, was ihnen gerade so in den Sinn kam. Es waren diese Momente, in denen Amara realisierte, dass sie jeden Moment mit ihm verbringen könnte, ohne, dass es langweilig werden würde. Er war mit Kingo zusammen wohl die unterhaltenste Person die sie kannte.

Sie passierten den Marktplatz, auf dem sonst selbst angebautes Obst und Gemüse, Textilien und Waren aus anderen Ländern verkauft wurden. Nun waren die Stände leer, der sonst so besuchte Platz wie ausgestorben.

Beinahe jeden Tag, wenn es denn die Zeit hergab, besuchte Amara zusammen mit Makkari den Ort. Nur das sie im Gegensatz zu der anderen Eternal wirklich etwas von den Händeln kaufte und es nicht heimlich einstecke.

Auch wenn es mittlerweile schon ziemlich spät sein musste, dachten weder Amara, noch Druig daran, wieder zurückzukehren. Vielleicht lag es an dem Alkohol, der noch immer in ihrem Blut war, aber der Abend konnte noch nicht enden. Zu sehr genossen sie den Moment, wollten wohl beide nicht, dass der nächste morgen anbrechen würde.

Die Eternals gingen weiter durch die Stadt, vorbei an kleinen Winkelgassen und Orten, die Amara schon lang nicht mehr besucht hatte. Nach weiteren 15 Minuten stoppte Druig jedoch plötzlich, sah in die Ferne, als er dort scheinbar etwas entdeckt hatte. Amara wäre beinahe in ihn hineingelaufen, doch schaffte es rechtzeitig neben ihm zum Stehen zu kommen. Sie folgte seinem Blick, sah zu einem Park, den weder sie, noch der Dunkelhaarige kannten. Mittlerweile waren sie in einem Stadtteil, weit Abseits der Domo angelangt, in dem sie vorher noch nie unterwegs gewesen waren.

Die Beiden setzten ihren Weg langsam fort, sagten kein Wort, als sie dem Fleckchen Grün, Mitten in der Stadt näher kamen. Es wirkte wie eine Oase, die in Mitten der zahlreichen Häuser errichtet wurde.
Zwischen den Bäumen und Sträuchern setzte sich Amara auf die Wiese, gefolgt von Druig.

Er beobachtete sie dabei, wie sie sich auf dem von Tau bedeckten Rasen legte, mit dem Blick gen Himmel. Er ließ sie nicht lang warten und machte es ihr gleich. Der Himmel war noch immer dank Amaras Hilfe klar. Auffällig hell leuchteten heute die Sterne über ihren Köpfen, während eine kühle Briese durch ihre Haare wehte.

,,Siehst du diesen Stern dort oben, der, der so hell scheint?", fragte die junge Frau ihn, zeigte dabei mit ihrem Finger nach oben. Druig folgte ihrer Anweisung und sah ihn tatsächlich. ,,Findest du nicht auch, dass die umliegenden Sterne zusammen mit ihm aussehen wie ein großer Hund?", stellte sie lachend fest. Sie hatte recht, das Sternbild sah wirklich etwas wie ein Hund aus.

,,Wenn es einem Großen gibt, dann muss es doch auch einen Kleinen geben, oder?", fragte Druig belustigt nach, ließ Amara dadurch aufschnauben. ,,Natürlich, siehst du dort drüben?", wieder hob sie ihren Arm nach oben, zeigte auf ein weiteres Sternbild, welchen Druig diesmal jedoch nur mit viel Fantasie erkannte. Sanft legte sie ihren Kopf an seine Schulter, schaute dabei weiter in den Himmel.

,,Weißt du, ich liege abends öfter einfach auf dem Boden und schaue mir den Nachthimmel an und überlege mir, wie die Sternbilder heißen könnten. Siehst du, gleich neben dem großen Hund befindet sich der Hase, dort drüben ist die Wasserschlange und da der Krebs!", erzählte sie weiter, während Druig ihr aufmerksam zuhörte.

Ihre Vorstellungsgabe beeindruckte ihn jedes Mal. Sei es neuartigen Pflanzen einen Namen zu geben oder Formen und Tiere in Wolken zu erkennen. Obwohl er sich bei letzterem nicht so sicher war, ob sie dafür nicht doch ihre Kräfte einsetzte.

Während Amara noch weiter erzählte, wendete sich sein Blick von dem Himmel ab, sah zu ihr herunter, konnte beinahe ein Funkeln in ihren Augen erkennen. Es war jedes Mal zu sehen, wenn sie von etwas begeistert war. Druig beobachtete sie für eine Weile, bis Amara plötzlich zu ihm sah, direkt in seine blauen Augen.

,,Du bist wunderschön, habe ich dir das jemals gesagt?", fragte er sie flüsternd, ließ dabei seinen Blick für keine Sekunde von ihr ab.

Amara hatte das Gefühl von seinen Worten rot zu werden. Auch wenn er es in der Dunkelheit nicht sehen konnte, drehte sie ihren Kopf wieder von ihm weg, konnte ihr Grinsen jedoch nicht verbergen.

,,Ja das hast du, sogar sehr oft", antwortete sie ihm lachend. ,,Ist das so? Anscheinend kann ich das nicht oft genug sagen..", sagte er schmunzelt, konnte dabei nicht verhindern, dass sein Herz begann immer schneller zu schlagen.

Amara war wirklich das schönste Mädchen, welches er je gesehen hatte. Es gab niemanden, der sie übertreffen konnte, weder auf diesem, noch auf irgendeinem anderen Planten. Es war nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihr liebevolles und fürsorgliches Wesen, die Weise, wie sie mit den Menschen umging, ihr Lächeln, dass sie so oft nur ihm schenkte.

Doch nicht einmal der Alkohol schaffte es, dass er seine Gedanken aussprechen konnte. Das er diese magischen drei Worte zu ihr sagen würde, die er schon seit dem er Amara zum ersten Mal auf der Domo gesehen hatte für sie empfand.

Er hätte sich selbst dafür schlagen können, dass er es nicht einfach tat. Der Moment wäre perfekt gewesen, um ihr endlich seine Gefühle zu gestehen. Wie sie neben ihm lag, ihren Kopf auf seine Schulter angelehnt, verträumt gen Himmel schaute.

Was war der Grund, dass er es nicht einfach aussprach? War er so feige? Oder war es die Angst davor, dass sie seine Liebe nicht erwidern würde? Es gab keinen schmerzhafteren Gedanken für Druig, als sie dadurch zu verlieren. Auch wenn er sie schon Jahrhunderte kannte, hatte er das Gefühl, es bei ihr einfach nicht überstürzen zu wollen. Immerhin hatten sie doch noch alle Zeit der Welt, auch wenn er nicht mehr warten wollte.

,,Ich würde dich jetzt wirklich gern küssen..", murmelte er, so leise, dass er dachte sie hätte ihn nicht gehört. Doch das hatte Amara klar und deutlich.

Das bemerkte Druig spätestens, als sie sich plötzlich von ihm löste, aufrecht zu ihm herunter sah. Mit aufgerissenen Augen starrte er sie an, setzte sich ebenfalls auf den Rasen. Panik stieg in ihm auf. Warum hatte er das gerade laut sagen müssen?! Doch Amara erwiderte seinen angespannten Gesichtsausdruck nicht. Ganz im Gegenteil, ein Lächeln zeichnete sich deutlich auf ihren Lippen ab.

,,Warum machst du es dann nicht endlich?", antwortete sie ihm flüsternd. Sie selbst war von ihrer Aussage überrascht, wahrscheinlich genauso sehr wie Druig. Doch sie meinte es so, jedes einzelne Wort. Sie wollte nicht länger warten. Nicht noch mehr.

Nachdem sich Druig etwas gefangen hatte, legte er vorsichtig seine Hand an Amaras Hinterkopf, zog sie somit näher zu sich. Sanft legte er seine Stirn an ihre, spürte sein Herz dabei gegen seine Brust schlagen. Auch Amara war in diesem Moment so aufgeregt, dass sie das Gefühl hatte, Ohnmächtig zu werden. Sie spürte seinen leisen, doch schnellen Atem auf ihrer Haut.

Langsam lösten sie sich voneinander, sahen in die Augen ihres Gegenübers. Der Moment hätte nicht perfekter sein können. Die Sterne über ihnen funkelten heller, als ihre Lippen sich näherten. Kurz bevor sie sich berührten hielten die Beiden noch einmal inne. Er wollte es ihr sagen. Genau jetzt. Er liebte sie. Mehr als er jemals jemand anderen lieben könnte.

Doch bevor Druig dazu kam, lagen seine Lippen auf ihren. Es war wie ein Feuerwerk, welches im Herzen der Beiden explodierte. Ein so intensives Gefühl, dass es mit Nichts zu vergleichen gab.

Erst küssten sie sich zaghaft, seine Hand vergrub sich dabei in ihrem blonden Haar. Sanft bewegten sie ihren Mund rhythmisch gegeneinander, als der Kuss immer intensiver wurde. Während Amara ihre Arme um seinen Nacken legte, wanderten seine Hände ihren Rücken herab, platzierten sich auf ihren Hüften.

Ein Lächeln bildete sich auf dem Gesicht der Beiden, während sich ihre Lippen noch immer synchron miteinander bewegten. Es war der Moment, von dem Druig, als auch Amara so lang geträumt hatten. Es war beinahe so, als könnte Nichts und Niemand ihn zerstören.. naja fast.

Plötzlich fuhren die Beidem auseinander, realisierten erst jetzt so wirklich, was sie getan hatten, als ein Luftzug an ihnen vorbei zog. Sprachlos blickten sie sich in die Augen, ignorierten in diesem Moment Makkari vollkommen, die grinsend neben ihnen stand.

Ihre Lippen waren noch immer rot und angeschwollen vom Küssen, ein wohliges Gefühl breitete sich in den Körpern der beiden aus. Ihre Freundin hatte wohl Alles gesehen, noch bevor sich ihre Lippen getrennt hatten. Amara löste zuerst den Blick von Druig.

,,Wir haben schon nach euch gesucht", gebärdete die Eternal, versuchte ihre Freude in Grenzen zu halten. Es war geschehen, die Beiden hatten sich tatsächlich geküsst! Es war ein Wunder, dass sie dieses Ereignis noch in diesem Jahrhundert miterleben konnte.

Doch irgendwie war dieser Moment für Druig und Amara unangenehmer geworden, als gedacht. Vor allem die junge Frau hatte schnell das Gefühl, doch ein Fehler gemacht zu haben.

,,Wie du siehst geht es uns gut, Makkari", sagte Druig, rutschte ein wenig zur Seite, zwang sich ein Lächeln auf. Auch er schien an dem Kuss zu zweifeln, aber nur, weil sich Amara so komisch verhielt. Sie sah ihn nicht einmal mehr an, so als würde sie sich schämen, dass sie jemand gesehen hatte.

,,Also eigentlich bin ich euch auch nur suchen gegangen, weil wir wirklich noch Hilfe beim aufräumen brauchen.. also kommt ihr mit oder wollt ihr noch kurz allein sein?", fragte Makkari, zwinkerte den Beiden auffällig zu, doch keiner von ihnen ging auf ihre Bemerkung ein.

Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, stand zuerst Amara und dann Druig von der Wiese auf, hakten sich bei Dunkelhaarigen ein und waren inbinnen von Sekunden zurück auf dem mittlerweile menschenleeren Fest.

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Völlig erschöpft schmiss sich Amara auf ihr Bett. Unglaublich, dass das Abbauen noch länger gedauert hatte, als das Aufbauen. Zum Glück waren Kingo, Gilgamesch und Sersi noch da gewesen um ihnen zu helfen, sonst hätten sie der Sonne noch beim Aufgehen zusehen können.

Gerade als sie ihre Augen schließen wollte, um endlich ihren verdienten Schlaf nachzuholen, hörte sie, wie ihr jemand in das Zimmer folgte, zwar leise die Tür hinter sich schloss, dann jedoch mit Anlauf zu ihr ins Bett sprang.

Ihr war bewusst gewesen, dass Makkari noch ganz sicher mit ihr darüber reden würde, aber jetzt noch? Die junge Eternal hatte das Gefühl schon seit Tagen wach zu sein, obwohl es ja eigentlich genau das Gegenteil gewesen war. Scheinbar war sie doch noch nicht so fit, wie sie es gehofft hatte.

Erwartungsvoll sah ihre beste Freundin zu ihr, doch ihre Lippen verloren ihr Lächeln, als sie realisierte, wie abweisend Amara war. Sie schlug ihr leicht gegen den Arm, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.

,,Was ist los mit dir? Ihr habt euch endlich geküsst, eigentlich müsstest du über beide Ohren strahlen!", versuchte sie zu erfahren. Amara nahm sich, anstatt ihr zu antworten, ein Kissen zur Hand und drückte sich dieses auf ihr Gesicht. ,,Arghhh, ich weiß doch auch nicht..", murmelte sie so, dass ihre Freundin sie kaum verstehen konnte. Deshalb zog Makkari ihre das Kissen wieder herunter, blickte auffordern zu ihr, während Amara nur mit den Augen rollte. Sie musste Wohl oder Übel darüber reden, sonst könnte sie nie schlafen.

,,Es war doch nur ein Kuss, nicht mehr. Wir waren betrunken.. es war ein Fehler.. und ich bin froh, dass du uns unterbrochen hast..", murmelte sie, konnte selbst kaum glauben was sie dort sagte. Noch immer hatte sie das Gefühl seine Lippen auf ihren zu spüren, dieses Verlangen, dass ihren Körper durchfuhr, als er sie berührte.

Aber ihre eigene Unsicherheit darüber, was Druig wirklich für sie empfand, überwiegte mal wieder. Sie erkannte sich selbst kaum wieder, wenn es um Druig ging. So unsicher und hilflos war sie nur bei ihm.

,,Das ist nicht wahr und das weißt du. Gesteh' ihm endlich deine Gefühle", gebärdete Makkari, holte sie somit wieder zurück in die Realität. ,,I-Ich kann nicht. Nicht so lang ich nicht seine Gefühle kenne. Ich will das zwischen uns nicht kaputt machen..", stammelte die Eternal, brachte Makkari dadurch zum seufzen. Wie konnte sie nur so blind sein?

,,Amara er sorgt sich um dich, sagt dir wie wunderschön du bist, sieht dich mit einem Blick an, mit dem er sonst niemanden ansieht und ihr habt euch geküsst, mehr als leidenschaftlich. Wie viele Beweise brauchst du noch dafür, damit du es verstehst?", Amara dachte über ihre verzweifelten Worte nach, doch verwarf den Gedanken sofort wieder.

Nein, sie konnte es nicht. Sie konnte ihm ihre Liebe oder was auch immer sie fühlte, nicht gestehen. Nicht so lange sie nicht wusste, ob der Kuss wirklich eine Bedeutung hatte und es nicht nur wegen dem Alkohol dazu gekommen war. Ihre Freundschaft durfte wegen diesem Ausrutscher nicht kaputt gehen. Amara wollte sich nicht mehr erklären, sie verstand doch selbst nicht, was mit ihr los war.

Die junge Eternal schmiss sich zurück auf ihr Bett, schloss die Augen und hoffte, dass Makkari jetzt einfach gehen würde. Sie schätzte ihre Freundin wirklich dafür, dass sie ihr helfen wollte, aber das war eine Sache zwischen Druig und ihr. Amara musste selbst irgendwie damit zurechtkommen.

Makkari sah noch einmal zu der Blondhaarigen, hoffte, dass sie ihre Augen noch einmal öffnete, aber scheinbar war sie nicht mehr bereit darüber zu reden. Wie konnte sie nur so stur sein? Sich so ihrem eigenen Glück im Weg stellen?

Aber Makkari würde sich schon noch irgendwas einfallen lassen. Und wenn Amara nicht dazu bereit war endlich einen Schritt weiterzugehen, dann vielleicht ja endlich Druig.

Sie stand von dem Bett wieder auf, blickte noch einmal zu der Eternal, die anscheinend wirklich schon eingeschlafen war und schloss die Tür hinter sich.

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Sorry das jetzt ein paar Tage kein Kapitel kam. Deshalb ist dieses etwas länger als sonst. <3

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