21

Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, während ich einfach nur auf dem matschigen feuchten Boden hockte und vergeblichst versuchte den eiskalten Körper in meinen Armen zu wärmen. Meine grellblauen Augen glitzerten durch die vielen Tränen, wozu ich zuvor nie im stande war.

Eine seltsame Stille herrschte, obwohl um mich herum immer noch der heftige Regen tobte und der Wind mir um die Ohren sauste.  Meine Sachen waren vollgesaugt mit Wasser und verdreckt durch den Schlamm aber ich nahm nicht einmal mehr meinen eigenen Atem wahr.

Unverständliche Wortfetzen perlten mir flüsternd über die Lippen, die ich selbst nicht wirklich verstand, so fremd und weit entfernt klang meine Stimme.

"Wieso hast du das getan...?"

Ich wollte es immer noch nicht wahrhaben. Der Tod war nie etwas besonderes für mich gewesen. Es passierte und das Leben ging weiter aber nun war mir kalt.

Ein eisiger Schauer erfasste mich, ein Schock, der den Wunsch in mir auslöste, alles auszuschalten, was die Realität für mich spürbar machte. Ich konnte mich nicht damit abfinden, das Jungkook mich verlassen hatte. Ich wollte ihn nicht gehen lassen.

Ich war so wütend auf ihn. Ich fühlte mich hintergangen und das machte das Ganze noch so viel schlimmer. Hätte ich nur vorher geahnt was er vorhatte, dann hätte ich das alles noch rechtzeitig verhindert.

Wieso glaubte dieser Idiot das ich nicht selbst auf mich aufpassen konnte?
Die Umwelt um mich herum verblasste für mich immer mehr. Ich hätte mich am liebsten zurückgezogen, mein Leben endlich ein Ende gesetzt aber es ging nicht.

Mein Körper ließ mich einfach nicht gehen.

Mit unglaublicher Vorsicht fuhr ich mit den Fingern Jungkooks entstellten Gesicht nach und legte meine Hand anschließend wieder auf seine Wange ab. Mehr heiße Tränen liefen mir übers Gesicht, als ich in die leblose Starrheit blickte.

Es war Jungkook und doch erinnerte mich fast nichts mehr an ihn. Es fehlte das schöne schwarze seidige Haar, das mich schon bei der ersten Begegnung beeindruckt hatte. Der gesunde Glanz seiner Elfenbeinhaut, das breite helle Leuchten in seinen dunklen Augen, das freche grinsen auf seinen Lippen.

Trocken und schmerzhaft brannte der Atem in meiner Brust, während ich verkrampft die Zähne aufeinander beißen musste, um weitere Tränen zu unterdrücken.

Irgendwann, nach einer gewissen Zeit die ich nicht benennen konnte, drang eine abgehetzte Stimme an meine Ohren. Aus dem Dunklen trat Namjoon plötzlich hervor. Er schien mir nachgelaufen zu sein aber kaum erfasste er die Situation die sich vor ihm auftat, riss er entsetzt die Augen weit auf.

Ich nahm ihn gar nicht richtig wahr, als ich Jungkooks kalten Körper langsam auf den Boden ablegte.

"J-junger Herr... w-was ist passiert? Jungkook— ist er... ist er...?"

Ermattet kämpfte ich mich zurück in die aufrechte Haltung. Mein Gesicht verzog sich schmerzhaft, ich brachte kaum noch einen anständigen Ton über die Lippen. Nichts war mehr von meiner maskierten augenscheinlichen Gefühlslosigkeit zu sehen, die mir das Leben die ganzen Jahrhunderte zumindestens etwas erträglicher gemacht hatten.

"Er... ist tot." endlich fand meine Stimme zu einer kläglichen Festigkeit zurück. Diese Worte laut auszusprechen, ließ den Schmerz aber nur vom neuen aufleben.

"Oh mein Gott... aber— um Himmels willen... was ist mit ihm geschehen..." Namjoon verhaspelt sich, blickte unruhig von mir zu Jungkook und schüttelte ungläubig den Kopf.

"Er wollten doch nur in den Wald um Holz zu sammeln!"

"Er ist dem Tod in die Arme gelaufen..." antwortete ich abwesend und meine Stimme brach zum Ende.

"A-aber...." nur stockend schüttelte Namjoon den Kopf. "Ich versteh nicht..."

Unter einem verzweifelten Atemzug, hoben und senkte sich meine Schultern, trotzdem erhielt ich das Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen, als säße etwas schweres auf meiner Brust.

"Es waren die Wölfe." raunte ich bitter und mit plötzlich verabscheuungswürdigen Ton in meiner Stimme. "Er hat geglaubt mich so beschützen zu können." 

Namjoon starrte mich lange einfach nur an, unfähig seine Gedanken in Worte umzuwandeln. Er sah zu mir, verfolgte aufmerksam meine Emotionen, die er vermutlich so noch nie an mir gesehen hatte und schluckte leer.

"Ich werde sie töten. Jeden einzelnen von ihnen. So unvollstellbar grausam, das sie sich wünschten niemals geboren worden zu sein."


Letzten Endes musste ich Jungkook zurücklassen. Namjoon hatte mir versprochen ihm ein würdiges Begräbnis  vorzubereiten aber ich konnte nicht dabei sein.

Ich wollte auch nicht wirklich wissen wo Namjoon ihn begrub. Ich konnte mich kaum von seinem erstarrten Körper lösen, die Befürchtung das ich ihn in einem schwachen instabilen Moment einfach ausgraben könnte, überwog einfach.

Um mich von dem ganzen Schmerz abzulenken der ruhelos in mir tobte, richtete ich meine ganze Konzentration auf meinen Rachefeldzug. Ich würde diesen Alpha Wolf aufspüren und ihn langsam und qualvoll sterben lassen, genauso wie er es bei Jungkook getan hatte.

An dem bloßen Gedanken das er all diesen Pein auf sich genommen hatte.. Er war in den letzten schlimmsten Stunden seines Lebens ganz alleine gewesen. Allein dass reichte aus und ich platze vor Zorn, vor Verzweiflung und Schmerz.

Ich wütete, ich brachte auf der Suche nach den Wölfen jeden um, der mir über den Weg lief. Ich achtete nicht darauf das ich dabei versehentlich Kinder und Frauen tötete. Ich war Blind für alles um mich herum. Ich handelte mit gebrochenen Herzen und allmählich verschwand auch das Rest fünkchen "Menschlichkeit" in mir und machten mich zu dem, der ich eigentlich nie sein wollte, den Jungkook niemals in mir gesehen hatte und doch musste ich ihn nun enttäuschen.

Ich wurde zu einem Monster.

Ich ließ den Wölfen keine Chance. Ich ließ sie nicht einmal zu Wort kommen nachdem ich sie nach tagelanger suche, ohne Schlaf, ohne Ruhe, endlich gefunden hatte. Ich metzelte sie alle brutal nieder. Ich veranstaltet ein Blutbad, verfiel dabei in einem Blutrausch aus dem ich, selbst nach dieser Tat nie mehr wirklich herauskam.

Doch trotz das sich ihre Leichen wie Mauern türmten gab es mir nicht den ersehnten Frieden.

Auch nachdem der letzte Tropfen Blut geflossen war, spürte ich keine Genugtuung. In mir herrschte eine undurchdringbare Leere.

Selbst als ich einfach nur da stand, das Blut der zahlreichen Wölfen an mir kleben spürte, unschuldig oder nicht, ich fühlte einfach nichts.

Ich dachte es würde alles einfacher machen. Ich dachte ich könnte dann mit der Sache abschließen. Ich dachte ich könnte Jungkook loslassen — Aber ich lag falsch. So verdammt falsch.

Zärtlich umspielte mich der Wind, als ich schließlich in die Ferne blickte, und mich fragte, wohin mich der Weg nun führen würde. Ich konnte nicht mehr zurück. Es ging einfach nicht. Alles würde mich an Jungkook erinnern. Auch wenn ich Namjoon damit im stich ließ, so war er ohne mich besser dran.

Ich war eine Gefahr für ihn und auch für mich selbst.

Leicht wiegten sich meine Strähnen in der sanften Brise und selbst ein Sonnenstrahl verirrte sich hier und jetzt, in den dunkelsten Stunden meines Lebens, aber ich spürte kaum die Wärme die meine Nase kitzelte.

Doch mit einem Male erwachte ein trugbild vor meinem geistigen Auge und ich grub bebend meine Fingernägel in meine Haut, als ich Jungkooks Ebenbild vor mir erkannte.

Geräuschvoll und abgehakt versuchte ich auszuatmen aber es tat so weh ihn zu sehen. Er lächelte mich an, so als würde er meinen inneren Wut besänftigen wollen — aber es war zu spät. Nichts und Niemand würde es jemals mehr besänftigen können.

Jungkook war mein Leben. So kurz wie er sich in diesen auch hineingeschlichen hatte, so gehörten die wenigen Wochen zu den wichtigsten in meinen ganzen dreihundert Jahren.

Ich versuchte etwas zu sagen aber ich schaffte es nicht, einzig die Tränen meldeten sich schmerzhaft zu Wort.

Er sah so friedlich aus. Fast schon erleichtert und sorglos. Wenigstens einer von uns aber als das Trugbild anfing sich von mir weg zu bewegen, geriet ich in Panik. Obwohl ich wusste, daß es nicht real war, konnte ich ihn nicht gehen lassen.

"Bitte... bleib bei mir... verlass mich nicht."

Kraftvoll schnellte meine Hand in seine Richtung, mit einem Ruck stemmte ich mich nach vorne, gerade noch so bekam ich die Hand zu fassen und der flehende Schrei, der sich kurz darauf erhob, realisierte ich kaum als den meinigen — meine Hand griff ins Nichts.

Meine Seele war dem nicht gewachsen. Ich stürzte sofort auf die Knie und sah wie das Leben um mich herum weiterging, während sie für mich für immer aufhörte.

🥺 Es ist noch nicht ganz zu Ende. Den Rest droppe ich dann am Stück. Bleibt optimistisch, es wird alles wieder gut, vielleicht nicht so wie es sich einige vielleicht wünschen würden aber es gibt ein happy end.

Eigentlich sollte die Story ja schon längst fertig und wesentlich kürzer sein aber naja 🙈

ich hab übrigens vor nach Immortal eine short Story mit bisschen mehr Fokus auf "smut" scenen zu schreiben. Ich hatte es mal auf meinem Board geschrieben. Es geht um einen langweiligen Taehyung, der sich aus reiner Verzweiflung heraus fast im Hanriver ertränken hätte, wäre da nicht dieser mysteriöser Jogger gewesen, der ihm das Leben rettet. Dieser Jogger besitzt außerdem ein dunkles Geheimnis😎 na? Interesse?


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