08
Jungkook stellte mir bezüglich meiner getätigten Aussage, eine Frage nach der anderen aber auf keine Einzige davon ging ich ein. Er würde das Problem schon früh genug verstehen - spätestens wenn wir in der Stadt beim Fürsten waren.
Auch diesesmal ging ein einreiten durch die massiven Stadtmauern, nicht ohne neugierige Blicken von statten. Jungkook ließ sein Blick schweifen. Er schien nicht wirklich zu verstehen wieso wir die ganze Zeit über so angestarrt wurde, als wären wir eine Bedrohung und als es ihm mit der Zeit anfing zu nerven, starrte er einfach zurück.
Erst dann wandten sich einige Frauen und Männer hastig ab, zogen ihre Kinder fort und eilten in ihre Häuser zurück.
"Ist das jedesmal so wenn ihr hier seit?" fragte er mit ehrlicher Verwunderung, was ich mit einem knappen Nicken bestätigte.
"So schaut der Dank für meine Hilfe aus." antworteten ich spöttisch und Jungkook verstand es ehrlich nicht. Er war bestürzt und gleichermaßen tief traurig.
"Wieso helft ihr solchen Leuten wenn sie euch so behandeln?"
"Ich werde dafür in Ruhe gelassen." antwortete ich schlicht und versteckte mich mal wieder hinter einer starrer, maskengleicher Miene aber genau das schien ihn nur noch mehr zu erzürnen.
"Ihr solltet sie zum Teufel jagen!" knurrte er und spannte die Finger um die Zügel, als würde das seine Wut auf die Stadtbewohner zurückhalten können.
Ich sah ihn einen moment lang an, nicht sicher, wieso sich plötzlich wieder so ein warmes Gefühl in mir ausbreitete.
Ich sagte dazu nichts mehr aber das war auch überflüssig.
Als wir schließlich an den Toren zum Adelshaus ankamen, kündigte ich den Wachen meinen Besuch an und es dauerte auch nicht lang bis uns Eintritt gewährt wurde.
Wir wurden über einen langen Gang direkt zu dem Raum geführt, in der immer die Versammlung stattfand und wurden mit einem lauten anklopfen dem Fürsten angekündigt. Er ließ mich und Jungkook hineintreten aber kaum trat ich in das Licht der flackernden Kerzen, erhob der eine Berater sich von seinem Stuhl und deutete, so schamlos wie er war, mit dem Finger auf mich.
"Seht an wer sich hier hin verirrt hat. Habt ihr uns etwas zu sagen Sir Taehyung?"
"Gewisse Leute haben sich im Wald aufgehalten. Ich würde nur zu gerne erfahren wieso? Traut ihr mir so wenig das ihr mich kontrollieren müsst?" erwiderte ich trocken und setzte mich ohne Einladung einfach an den Tisch.
Jungkook zögerte, schien er erst nicht so recht zu wissen ob er lieber stehen oder sich zu mir setzten sollte aber als ich den Stuhl zu meiner Rechten zurückschob, verstand er noch sofort und nahm direkt neben mir Platz.
"Wir Misstrauen euch nicht Sir Taehyung. Mein Berater hielt es nur für eine gute Idee euch Unterstützung zu schicken. Er war ehrlich über euer Wohlergehen besorgt. Da draußen laufen so einige gefährliche Wölfe herum aber was er mir dann berichtet hat, war wirklich erschütternd." erklärte der Fürst sachlich und verschränkte die Finger vor sich auf den Tisch. Seine Miene wirkte nachdenklich und ernst.
Das der Berater sich um meine Gesundheit gesorgt haben sollte, ließ mich fast auflachen aber noch hielt ich mich zurück. Er sollte ja nicht denken mich damit in die Falle locken zu können.
"Wie überaus.. zuvorkommend. Dürfte ich den erfahren was euch so erschüttert haben soll?" fragte ich anschließend mit samtweicher Stimme, wissend wir wirksam mein Charme bei dem Fürsten ankam.
"Nun..." begann der Fürst stockend, reichte aber nach kurzer Überlegung dann doch lieber aber an seinen Berater weiter, welcher es kaum abwarten konnte zu Wort zu kommen.
"Ein dutzend blutleere Wölfe! Alle auf die ein und die selbe Art getötet!" schoss er auch gleich laut los.
"Oh wie überaus tragisch." erwiderte ich und hielt mir mit gespielten Entsetzen die Hand an die Brust. "Sind das denn keine guten Neuigkeiten? Keine Wölfe — kein Problem mehr." Ich zuckte unbekümmert mit den Schultern.
"Wie kann es sein das so viele Wölfe plötzlich tot sind? Ihr könnt sie doch unmöglich alle alleine getötet haben!" schmetterte der Berater mir schonungslos an den Kopf, was mich aufrichtig seufzen ließ. Immer musste er dabei so laut werden. Hatte er etwa keinen Anstand beigebracht bekommen?
"Wie ich schon erwähnt habe. Ich habs so meine Tricks..."
"—Mein Fürst, seht ihr nicht, er rückt erneut mit der Sprache nicht heraus, wie ich es bereits vermutet hab! Er verheimlicht uns etwas!"
Ich verdrehte innerlich die Augen. Die Gier ihm noch sofort das Blut auszusaugen rückte immer mehr in den Vordergrund aber natürlich tat ich es nicht, nichtsdestotrotz strapaziert dieser Berater eindeutig meine Geduld.
"Versteht uns nicht falsch, sir Taehyung.. wir sind nur irritiert. Eure Geheimnisse in allen Ehren aber es wirft ein sehr seltsames Licht auf euch. Mein Berater trägt mir so einige Gerüchte an die Ohren und auch wenn ich sie alle nicht glauben möchte, wäre es nur ein gut gemeinter Rat wenn ihr uns sagen würdet, wie ihr das mit den Wölfen angestellt habt."
Mein Blick verfinsterte sich zunehmend. Ich schluckte meinen Zorn hinunter der in mir aufwallte und trotzdem sah man mir meine Verärgerung an, was den Berater mehr als zufrieden grinsen ließ.
"Haben wir etwa einen Wunden punkt getroffen?" fragte er herablassend und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Diese Überheblichkeit ließ mich zittern vor Wut und ich spürte wie mich langsam aber sicher doch die Mordlust packte.
Tief grub ich die Zähne in meine Unterlippe. Dieser Schmerz war leichter zu ertragen als der Gedanke gegen diesen Berater zu verlieren. Vernunft hin oder her sobald sich mein Stolz angegriffen fühlte, sah ich nichts anderes als rot.
Kurzzeitig, ohne mein bewusstes zutun, wurde das warme braun in meinen Augen verdrängt aber bevor sie sich dauerhaft ins Blaue ändern konnten, legte sich eine Hand sanft auf die meinige und brachte mich damit wieder zurück zur Besinnung.
Jungkook beugte sich zu mir vor, soweit, bis sich unsere Körper an der Schulter streiten und flüsterte. "Lasst euch nicht aus der Reserve locken, das will der Berater doch nur damit erreichen."
Ich spürte die Wärme die von seinem Körper ausging, der warme Atem, welcher mich sanft am Ohr kitzelte und ohne es wirklich abstreiten zu können, war es mehr als ein angenehmes Gefühl, was mich in seiner Nähe umhüllte.
Er schenkte mir noch ein letztes kleines Lächeln, ehe er sich zurücklehnte und dem Berater mit entschlossener Stimme entgegnete. "Es war Gift."
Er sagte es einfach so und ich starrte ihn entgeistert an, fassungslos darüber das er ohne meine Zustimmung einfach so die Stimme erhoben hatte und auch über die dreiste Lüge, die er versuchte dem Fürsten aufzutischen.
"Gift? hakte der Fürst grüblerisch nach. "Eine wirklich außerordentliche Methode um Wölfe zu töten. Wie stellt ihr das an?"
"Mein Fürst, glaubt denen kein Wort! Das war kein Gift! Das war —"
"Schweigt! Ich möchte hören was Sir Taehyung zu sagen hat!"
Der Berater sah ziemlich unzufrieden aus und der Hass der in seinen Augen aufloderte, war nicht zu übersehen und dennoch hielt er sich auf Befehl des Fürsten hin zurück.
"Sprecht." wies der Fürst mich dann mit ruhiger Stimme an und reichte das Wort an mich weiter.
Überfordert schaute ich zu Jungkook. Er hatte mich erst in so einen Schlamassel gebracht und jetzt musste ich zusehen wie ich da wieder alleine heraus kam? Ich brummte unzufrieden, während er einfach nur ganz unschuldig dasaß.
"Es.." fing ich zunächst unsicher an, unwissend was ich jetzt darauf erwidern sollte aber als ich meinen Blick wieder nach vorne richtete, kräftige sich meine Stimme und mein Blick wurde fest. "Es war in der Tat... Gift."
Unfassbar, ich ließ mich doch tatsächlich auf Jungkooks primitive Lüge ein aber ich nicht nur dass, ich dichtete gleich noch mehr dazu. Ich erzählte von den Wölfen die ich mit vergifteten Köder anlockte, erzähle von der Effektivität dieses Giftes und darüber, das es in nur wenigen Minuten zum Tod führen konnte.
Es war wirklich gewagt den Fürsten anzulügen aber trotz meiner anfänglichen Zweifel, schien er meinen Worten wirklich glauben zu schenken.
"Woher habt ihr dieses Gift?" fragte er mit unüberhörbar wachsenden Interesse und sah mich abwartend an. Ich war in meinen dreihundert Jahren so einziges in der Welt herum gekommen. Hab vieles gesehen und wusste einfach wessen Gift dazu in der Lage war.
Ich brauchte nicht lange um über eine Antwort nachzudenken.
"Schlangen Gift." verkündete ich ohne umschweifen und die Augen des Fürsten sowie seines Beraters wurden riesen groß.
"Ist das den wahr? Woher habt ihr dieses Gift?"
"Verzeiht mein Fürst aber ich habe viele Freunde die gerne unerkannt bleiben möchten."
"Oh ich verstehe. Sir Taehyung ihr seit in der Tat eine unglaubliche Person!"
Das kühle Lächeln kehrte noch umgehend auf meine Lippen zurück und ich spürte wie ich meine Selbstsicherheit zurück erlangte. "Vielen Dank, mein Fürst."
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Erst nachdem wir die Stadt weit hinter uns gelassen hatten, brachte ich Jungkooks Pferd dazu stehen zu bleiben.
Irritiert sah der Schwarzhaarige mich an, während ich mir einen Moment lang die Zeit nahm um sein Gesicht zu studieren. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, als ihm mein musternden Blick auffiel.
"Junger Herr—?"
"Du bist wirklich..." ich schnappte nach Luft, sah ihn noch eindringlicher an als zuvor und sagte schließlich. "Dumm."
Es war jedoch nicht das einzige was mir auf dem Herzen lag -was mir auf dem Herzen brannte.
Ich haderte aber mit der nächsten Wortwahl und genau diese Unentschlossenheit entging auch Jungkook nicht. Er sagte zunächst nichts, legte einfach den Kopf schief und wartete ab.
Irgendwann aber breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, das mich verrückt werden ließ.
"Selbst wenn ihr euch unsicher seit, ihr seht dennoch zauberhaft aus."
Ich fühlte mich wie vor den Kopf gestoßen. Sowas sagte er einfach so aus dem Kontext heraus und verwirrte mich damit bis in die Unendlichkeit.
Ich sagte nichts mehr, schnaufte einfach nur abfällig. Etwas anderes und besseres wollte mir bein besten Willen nicht einfallen wollen. Nicht nachdem ich sah wie er mir erneut ein zaghaftes Lächeln schenkte.
"Junger Herr, ihr wolltet doch noch etwas sagen?"
"Vergiss es einfach wieder." murrend setzte ich mich mit dem Pferd wieder in Bewegung. Jungkook zögerte nicht und folgte mir wie ein treudoofer Welpe.
"Uhm wieso?" fragte er neugierig und dafür das ich ihn gerade noch beleidigt hab, gab er sich für meinen Geschmack viel zu gut gelaunt.
"Einfach so!" brummte ich zurück und versuchte mich auf etwas anderes zu konzentrieren als sein wohlklingendes Lachen.
Da war eine Verbindung zu spüren, eine Verbindung die von Anfang an dagewesen sein musste und welche ich zunehmend immer mehr wahrnahm.
Es löste in mir eine noch nie dagewesene Angst aus.
Unsterbliche verlieren nach der Wiedergeburt all ihre Erinnerungen an ihr altes Leben. Alles was ihr gesamtes Dasein beinhaltete, Familie, Freunde - einfach alles wird aus ihrem Gedächtnis ausradiert. Sie wissen nicht mehr wer sie sind, woher sie stammen, noch die simple Bedeutung von Vertrauen, Angst oder der der Liebe.
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