06

"Wieso habt ihr nicht von mir getrunken?"

Da war sie die allgegenwärtige Frage, die ich mir selbst bereits tausendmal gestellt — und bis jetzt keine Antwort darauf gefunden hatte.

"Keine Lust gehabt." presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

"Ihr lügt."

"Du lehnst dich ganz schön weit heraus, weißt du das."

"Wieso erzählt ihr mir nicht einfach die ganze Wahrheit?"

"Weil es dich einfach nichts angeht?"

Jungkook schnaufte frustriert.
Die hitzige Debatte zwischen uns wollte gar kein Ende mehr finden und gegen all meine Erwartung blieb er hartnäckig.

"Du solltest mich nicht weiter provozieren!" schwor ich finster herauf aber auch das hielt den Schwarzhaarigen nicht davon ab meine Geduld weiterhin auf die Probe zu stellen.

"Ihr werdet mir nichts tun."

Ein animalistisches Knurren verließ meine Kehle, als daraufhin das braun meiner Augen durch das gestochen scharfe Blau verdrängt wurde. Ich ließ mich nicht länger zum Affen machen und um dem ungehobelten Bengel eins auszuwischen, drehte ich den Spieß einfach um.

Er wollte mich nicht loslassen? Gut. Dann blieb ihm halt nichts anderes, als mir im Bad Gesellschaft zu leisten.

Im nächsten Moment zog ich so ruckartig an meinem Handgelenk, das Jungkook den Halt verlor. Er rutschte ab und fiel ungebremst zu mir ins Wasser.

Sein keuchender Atem traf auf meine eisigen Gesichtzüge. Die Kleidung klebte nun nass an ihm, umschmeichelten ihn wie eine zweite Haut und ließ etwas von seiner verlockenden Haut durchschimmern.

Ich nahm seinen Körper überdeutlich war. Als existiere diese hauchdünne Barriere zwischen uns nicht, lag sein ganzes Gewicht auf mir, was mich absolut trunken machte. Geschockt stämmte er sich mit beiden Händen auf. Eine Mischung aus Panik, Protest und Verwirrung lag in seinem Blick.

Unsere Lippen waren sich plötzlich so nah, nur wenige Millimeter trennten uns voneinander und doch stand das ganze Universum zwischen uns.

"Wieso habt ihr das getan?! I-ich.." Jungkook errötete heftigst bei der plötzlich Intimität die wir teilten und versuchte noch unverzüglich mehr Abstand zu mir zu gewinnen, doch der Impuls, sich ihm wieder zu nähern, war so stark, daß meine Muskeln sich verkrampften. Schnell zog ich ihn am Hemd wieder zu mir zurück.

Stockend weiteten sich seine schöne dunklen Augen, die mich mit ihrem Blick in einen flammenmeer aus Verlangen stürzten.

"Es reicht jetzt... oder ich saug dir wirklich gleich noch dein ganzes Blut aus." hauchte ich und strich ihm eine nasse Strähne aus dem Gesicht.

"Also ist es wahr?"

Ich schwieg, doch die unausgesprochenen Worte sagten doch im Grunde bereits alles, oder?

Mein Kinn reckte sich seinem entgegen, doch noch immer trafen sich unsere Lippen nicht.

Irgendetwas geschah zwischen uns.

Es war wie ein Funke voll Hoffnung — ein Strahlen in der sonst so ewigen Dunkelheit.

"Du wirst es nicht verstehen." beharrte Ich leise.

Jungkooks dunklen Augen nahmen einen unendlich träumerischen, weichen Ausdruck an, als er meinte. "Ihr habt es ja noch gar nicht versucht."

Unwillkürlich rückte er ein wenig mehr vor, ließ das Wasser gefühlt wärmer werden. Eine unbekannte Hitze breitete sich plötzlich in mir aus. Eine Erregung bemächtigte mich meiner, die mir fast körperlich weh tat.

"Wer sagt mir, ob ich dir vertrauen kann..?"

"Niemand." flüsterte er. "Ihr müsst wohl ein Risiko eingehen, Junger Herr."

Wie schnell sich plötzlich alles ändern konnte. Ich war so lange alleine gewesen, das es doch ungewohnt war, Jemanden so nah an mich heran zu lassen.

Doch mit Jungkook war alles anders. Es war als hätte ich ohne zu wissen, auf ihn gewartet. Es klang so verrückt in meinen Gedanken. Aber er durfte sich mir nähern, ohne das er zum Opfer meiner scharfen Zähne wurde.

Die Distanz zwischen uns verringerte sich stetig. Langsam und quälend aber gerade als sich unsere Lippen tatsächlich zu einem Kuss finden konnten, schlug die Tür auf und Namjoon stand am Türrahmen.

"Tut mir leid mein junger Herr, es hat etwas lä— Oh..."

Wie von der Tarantel gestochen, sprangen wir noch sofort auseinander.

Während ich genervt stöhnte, lief Jungkook unter dem sengenden Blick Namjoons feuerrot an. Ihm schien die heikle Situation zwischen uns jetzt erst bewusst geworden zu sein.

"E-es tut mir leid, junger Herr." Jungkook musste sich räuspern, um die Wörter herauszubringen.

"Tsk. Wo ist dein vorlautes Mundwerk von grad eben geblieben?" meinte ich nur schnippisch und sah dann dabei zu wie er ungeschickt aus der Wanne kletterte.

Unbewusst leckte ich mir über die Lippen, als ich ihn dort in seinen nass triefenden Kleidung stehen sah. Das Begehren wallte vom neuen auf und ließ sich nur noch schwer eindämmen. Ich hätte ihm am liebsten die Tropfen von seinen Lippen geküsst.

"Was ist geschehen?" Namjoon suchte vergeblichst nach passenden Worte, er runzelte die Stirn und sah immer wieder verwirrt zwischen mir uns Jungkook hin und her.

"Nichts von belang und wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich möchte mein Bad noch genießen."

Das schien Jungkook Stichwort gewesen zu sein, denn er verbeugte sich nur noch flüchtig und verließ fast überstürzt das Bad.

"Hat Jungkook sich euch aufgedrängt, junger Herr?" Namjoon sah dem Schwarzhaarigen noch einen momenlang hinterher, ehe er sich zu mir zurück drehte.

"Wenn das so gewesen wäre, dann wäre er längst nicht mehr am Leben. Vergiss was du gesehen hast und geh jetzt." ich winkte ihn fort aber Namjoon wollte sich mit meiner Antwort nicht zufrieden geben.

"Aber—"

"Geh!"

Er presste die Lippen hart zusammen. "Wie ihr wünscht." danach ging er.

Ich seufzte tief und schloss die Augen. Mein Herz schlug noch immer ganz schnell. Ein Herz, das ich so gut wie nie wahrnahm, weil es seit über dreihundert Jahren tot war.

Über den ganzen Tag hinweg, hatte ich Jungkook dann nicht mehr gesehen. Als würde er mir absichtlich aus dem Weg gehen wollen. Er hatte sich in die Arbeit gestürzt, half Namjoon bei der Pferdepflege und kümmerte sich dann um das Grundstück. Ich hatte mich währenddessen in meinem Zimmer zurückgezogen, um wichtige Dokumente zu bearbeiten - bis mich eine wichtige Nachricht vom Fürsten erreichte.

Ich las mir die Botschaft durch die der Zusteller von der Stadt mir gebracht hatte und zerknüllte den Brief sobald ich mit dem Lesen fertig war. Dieser elende Berater. Immer musste er seine Nase in Dinge stecken die ihn nichts angingen!

Meine Wut war ungebremst. Am liebsten hätte ich ihn mir geholt, gefoltert und dann brutal ausgesaugt aber ich durfte nicht, nicht wenn ich wollte das mein Gemeinniss weiterhin ein Geheimnis blieb.

Zielstrebig machte ich mich direkt auf dem Weg. Ich griff nach meiner formellen Kleidung, kleidete mich ein und wollte gerade aus der Tür stürmen, als Namjoon und Jungkook plötzlich um die Ecke kamen.

"Junger Herr, wohin wollt ihr so plötzlich?"

"In die Stadt." antwortete ich verbissen und die furiose Wut in meinen Augen war nicht zu übersehen.

"Was ist geschehen, das ihr so plötzlich aufbrechen wollt?"

Ich schielte in einem unauffälligen Moment zu Jungkook, ehe ich meine Augenmerk wieder auf Namjoon lenkte. "Der Berater des Fürsten hat seine Leute in den Wald geschickt." begann ich zögernd aber Namjoon schien immer noch nicht zu verstehen.

Seufzend fuhr ich fort. "... Ich hab es beim letzten Mal vielleicht etwas übertrieben und zu viele Wölfe auf einmal nidergestreckt..."

Nun weiteten sich Namjoons Augen und auch Jungkook wirkte entsetzt.

"Wie konnte das passieren?!"

"Ich hatte Hunger..." auf einmal fühlte ich mich wie ein kleines Kind das vom Vater zurecht gewiesen wurde und ich wusste selbst wie dumm meine Tat gewesen war. Gerade jetzt wo ich von allen Seiten so stark unter Beobachtung stand.

"Ich komme mit." sprach Namjoon fest aber ich schüttelte noch sofort den Kopf.

"Nein, du bleibt hier. Ich weiß nicht ob sich nicht noch welche von diesen Leuten hier herumtreiben. Du bewacht das Gutshaus und lässt Niemanden hier rein!"

Von dieser Entscheidung nicht besonders angetan, wollte Namjoon noch etwas dazu sagen, als Jungkook plötzlich hervortrat.

"Ich werde euch begleiten."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top