05
Den Rest des Abends ließ ich mich nicht mehr blicken. Ich wollte ungestört bleiben und mich lieber mit meinen ganzen Gedanken beschäftigen. Es machte mich einfach wahnsinnig!
In schnellen Schritten ging ich auf und ab, fand einfach keine Ruhe und als ich glaubte es nicht mehr aushalten zu können, setzte ich mich hin und begann zu schreiben.
Ich schrieb alles auf. Alles. Hastig tunkte ich die Feder in die Tinte und verfasste ein Blatt nach dem anderen. Es wurde immer mehr und mehr, so viele bis mein Handgelenk zu schmerzen begann. — Erst dann legte ich die Feder endlich bei Seite.
Ich fühlte mich besser und irgendwie auch befreiter, doch als ich mir die Zeilen nochmal durchlas, war es wie ein Schlag ins Gesicht.
Auf fast alle Blättern ging es um Jungkook. Kaum eine Zeile in der ich nicht über den Jungen geschrieben hab.
Angefangen von seinem herrlichen Blut, dem himmlischen Duft bis hin zu seiner schönen Erscheinung und der engelhaften Stimme.
Plötzlich schäumte Wut in mir auf. Unbändige Wut und so blind wie ich war, stürmte ich aus dem Zimmer direkt zu Namjoons Kammer und stieß diese Wutentbrannt auf.
Es war tiefste Nacht, dementsprechend fand ich ihn und Jungkook schlafend dort vor.
Es wäre jetzt ein leichtes gewesen ihn zu töten.
Mein Vorsatz mich von all dem was der Junge in mir auslöste nicht ablenken zu lassen stieg mit eiserner Gewalt in mir auf. Ohne Rücksicht zu nehmen stürzte ich auf ihn zu und warf mich mit gesamten Körper auf ihn.
Ich packte ihn blitzschnell an die Kehle und drückte zu. Mit einem erschrockenen Laut versuchte Jungkook Luft zu schnappen aber es gelang ihm natürlich nicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er zu mir hinauf. Ich erkannte das pure Entsetzen in ihnen, was mich zufrieden grinsen ließ. Jetzt erkannte er endlich das teuflische in mir, das Monster vor dem er ja angeblich keine Angst hatte.
"Glaubst du wirklich du wärst in Sicherheit?" ich lachte spöttisch.
"Junger Herr! Was tut ihr denn da?!" auch Namjoon schien nun endlich von dem ganzen Krach wach geworden zu sein und versuchte mich von Jungkook fort zu zerren aber ich stieß ihn einfach brutal zur Seite.
"Sei dir gesagt, ich lasse mich nicht von dir beirren!" sprach ich erzürnt und ignorierte Namjoons klägliche Versuche.
Mit Wonne sah ich dabei zu wie Jungkook japsend nach Sauerstoff rang. Die Adern, die sich an seinem Hals abzeichneten wurden prägnanter, sowie das beständige Pochen seines Pulses, das ich unter meinen Fingern wahrnahm.
"Du wolltest doch wissen was ich bin. Soll ichs dir zeigen?" beschworen ich dunkel herauf und neben meinen blauen Augen, zeigte ich ihm auch meine spitzen Zähne.
Sein Herzschlag wurde rasend schnell. So schnell das es mich bereits jetzt heftigst berauschte. Ich schloss die Augen und versuchte mich diesem Gefühl hinzugeben. Ich roch Jungkooks Blut, schmeckte es schon beinahe auf der Zunge. Ein Tropfen und ich wäre mit ziemlicher Sicherheit süchtig geworden.
"J-junger Herr.. b-bitte..."
"Hast du Angst?" knurrte Ich und öffnete die Augen. Ich wartete keine Antwort ab, sondern beugte mich gleich zu seinem Hals vor und legte meine Lippen dort ab wo der Puls pochte.
Ich hatte von ihm abgelassen und dennoch lag Jungkook regungslos unter mir. Nur sein Brustkorb hob und senkte sich rapide.
Alle möglichen Empfindungen gingen mit mir durch und ich war mir auf einmal nicht mehr ganz so sicher was ich tun sollte.
"Wieso verdammt riechst du nur so gut? Ich will von dir Kosten und doch tu ich es nicht..." raunte ich und spürte sofort wie Jungkook erschauderte.
"E-es tut mir leid, junger Herr..." sagte er mit erstickter Stimme. Anscheinend dachte er, etwas falsches getan zu haben, dabei war ich derjenige der etwas falsches tat.
"Du stellst zu viele Fragen. Es ist nicht immer klug alles zu wissen. Sei dir das gesagt." sagte ich warnend und streichelte seine Haut mit meinen Lippen. Ich hörte, wie er schluckte.
"Ihr seit aber so interessant. Ich möchte gern mehr über Euch erfahren, wieso darf ich nicht?" seine Stimme wurde immer stockender, je weiter ich mit meinen Lippen wanderte.
Mir war es, als umhüllte mich seine Stimme wie Seide.
"Weil es gefährlich ist."
Jungkook atmete tief ein, als ich mit der Zunge über die empfindliche Haut an seinem Hals fuhr.
Plötzlich brach ich das Ganze aber aprubt ab. Es war als wäre ich aus einem seltsamen Traum erwachen. Überstürzt entfernte ich mich von ihm und richtete mich holprig auf meine zwei Beine auf.
Namjoon eilte gleich herbei und stütze Jungkook, während ich wie ein verherrender Sturmorkan davon brauste. Ich hastete über die dunklen Korridore zurück in mein Schlafzimmer und schlug mit ordentlicher Wucht dir Tür hinter mir zu. Obwohl ich am liebsten erneut auf Jagd gegangen wäre, tat ich es nicht.
Meine Energie reichte nicht aus, ich war viel zu schwach - aber an Schlaf war auch absolut nicht zu denken.
Eine Nacht die nicht hätte schlimmer enden können.
❥
Der nächste Morgen brach feucht und schwerfällig an. Nebel zog auf und verwandelte den Wald in einen Geisterort.
Meine Augen strahlten blau vor der grauen Welt. Der starke Geruch von Alkohol lag in der Luft, was an den dutzend Weinflaschen liegen konnte, die ich über die Nacht hinweg getrunken hatte.
Die Welt um mich herum drehte sich. Alles war so verschwommen und duselig. Ich fühlte den Alkohol in meinem Blut. Normalerweise absorbierte ich ihn schnell, doch diesmal war dem nicht so.
Nicht das ich mich beschweren wollte, meine Kopf fühlte sich noch nie so leicht an. Alles wirkte auf einmal so unwichtig.
Mit schweren Lidern saß ich auf dem Boden, mein Rücken lehnte gegen das Bett und ich sah nicht einmal den Sinn darin aufzustehen - bis zu dem Zeitpunkt als es an der Tür klopfte.
"Junger Herr. Ist alles in Ordnung? Es ist bereits so spät und sie sind nicht zum Frühstück erschienen."
Namjoon.
Ich stieß ein undeutliches Grunzen von mir, ehe ich mich schwerfällig aufrappelte und direkt zur Tür ging. Ich schwang sie auf und als dann der Gestank von Alkohol in Namjoons Nase drang, verzog er angewidert das Gesicht.
"Ugh.. Junger Herr, habt ihr etwa getrunken?!" ungläubig sah er an mir vorbei ins Zimmer. Bei dem Anblick der vielen leeren Flaschen wurden seine Augen riesig.
"Habt ihr die etwa alle alleine getrunken?!"
Ich schnalzte mit der Zunge und drängte mich dann einfach grob an ihm vorbei. "Ja wer sonst, siehst du sonst noch Jemanden hier?"
"D-das sind ja aber viel zu viele! Seit ihr denn Lebensmüde?!"
"Tsk. Was soll schon passieren? Bin doch eh schon tot." Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern, ehe ich doch tatsächlich anfing zu kichern. "Und nun sei so brav und lass mir ein Bad ein."
Meine Stimmingsschwankungen kamen selbst mir gruselig vor aber spätestens als ich im Bad saß, fühlte ich wie der Alkohol langsam nachließ und ich wieder auf den Boden der Tatsachen landete - und Ich fiel gleich noch fiel tiefer.
Warm umspielte das heiße Wasser, das mit anregenden Düften irgendwelcher Kräuter versetzt war, meinen nackten Körper. Es war wie eine Liebkosung. Fast hätte man meinen können, das die dem Wasser entsteigenden Dämpfe meine Sinne benebelten und zugleich anregten.
Namjoon der normalerweise für das auffüllen des Wassers zuständig war, hatte zu meiner Überraschung Jungkook geschickt. Der Schwarzhaarige kam mit einem weiteren Eimer heißem Wasser aus der Küche zurück, wo man es auf dem großen Herd erhitzt hatte und füllte die Wanne auf.
"Wo ist Namjoon?" fragte ich harsch was ihn kurz zusammenzucken ließ. Er hatte einen seichten Rotschimmer auf den Wangen, als er sich verlegen über den Nacken fuhr.
"Er wollte noch schnell den Pferden futter bringen." beantworte er meine Frage zögernd.
Dann verbeugte er sich hastig aber gerade als er sich umdrehen wollte um zu gehen, schoss ich aus dem Wasser und packte ihn blitzschnell am Handgelenk. "Bleib." befahl ich.
Bilderhafte Erinnerungen fluteten umgehend mein Geist, als ich mich an seinen Geschmack erinnerte. Ich ließ ihn sofort wieder los und räusperte mich.
"Rücken.." murmelte ich. "Wasch mir den Rücken."
Nachdem was ich ihm in der Nacht angetan hab, war ich diesmal wirklich verwundert. Wieso war er nicht gegangen?
Jungkook zögerte zunächst, was ihm auch nicht zu verübeln war aber dann hockte er sich doch hin und begann meinen Rücken mit einem Lappen zu säubern.
Ich schloss die Augen und gab mich dem Gefühl ganz hin. Er war vorsichtig und zaghaft aber er tat seine Sache gut und jedesmal wenn mich seine Hand berührte, spürte ich ein tiefes verwirrendes Kribbeln in mir.
Die Stille um uns herum wirkte schwer und als Jungkook es irgendwann nicht mehr auszuhalten schien, erhob er ganz vorsichtig das Wort an mich. "Ich hab die ganzen Weinflaschen gesehen."
"Hmm.." brummte ich und war kurz davor einzuschlafen, als er weiter sprach.
"Ihr habt sie alle alleine getrunken... Jeder normale Mensch hätte jetzt tot sein müssen. Wie kann es sein, daß euch der ganze Alkohol nichts ausgemacht hat?"
"Du stellst schon wieder unnötige Fragen. Hast du von der Nacht denn nichts dazu gelernt?" entgegnete ich ledeglich und wich bewusst der Frage aus.
"Seit ihr ein Elf?"
"Wie bitte?!"
Noch sofort lachte ich laut und schallend auf. Es platze einfach so aus mir heraus und ich konnte gar nicht mehr aufhören. Wann hatte ich zuletzt so herzhaft gelacht? Ich erinnerte mich nicht mehr daran aber Jungkooks Naivität war einfach zum schmunzeln.
"Dumm." Kopfschüttelnd lachte ich weiter und beachtete das verdrießliche Gesicht des Schwarzhaarigen nicht.
"Nachdem was ich in der Nacht mit dir gemacht hab, siehst du die Dinge ja ganz schön entspannt. Sah ich in diesem Moment etwa aus wie ein Elf? Absurd."
"Genau das versteh ich nicht."
"Wie?" ich horchte auf.
Während Jungkook mit dem Lappen weiterhin seelenruhig über meine Haut glitt, kroch wieder diese falsche Aufregung meinen Beine hoch.
"Ihr seit so Anmutig, so schön das ich es nur mit einem Wesen der Wälder vergleichen kann... Ihr habt mir in der Tat erst Angst eingejagt aber als ihr mich länger angesehen habt, sah ich nichts als nur eure Schönheit."
"Du bist wirklich Lebensmüde. Giert es dir so sehr nach dem Tod?"
Jungkook sagte nichts, sondern legte einfach nur den Lappen zur Seite. Ich wollte noch etwas schnippisches hinzufügen, als er mich mit einem Male packte und zu sich herum riss.
"Ganz genau. Ich hab keine Angst vor dem Tod. Wenn er kommt, dann werde ich ihn mit offenen Armen begrüßen."
Diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Der feste Ausdruck in seinen Augen beeindruckte mich. Das was er sagte, war nicht gelogen aber wie konnte ein Mensch nicht Angst vor dem Tod haben? Das ergab doch alles keinen Sinn.
"Du solltest aufpassen was du da sagst -"
"Was wäre passiert wenn ihr eure Zähne in meinen Hals gerammt hättet?" fragte er aus heiteren Himmel, ohne dabei mein Handgelenk loszulassen.
"Das willst du ernsthaft wissen?"
"Ihr meintet ihr wollt von mir kosten. Was bedeutet das? Meintet ihr etwa mein Blut?"
"Jungkook! -" knurrend verengte ich die Augen. Eine Warnung, die Jungkook einfach zu ignorieren schien. Sein Griff um mein Handgelenk veränderte sich, wurde stärker — genauso wie der Drang mehr zu erfahren.
"Ihr trinkt Blut, hab ich recht? Ihr saugt den Menschen das aus was sie am Leben erhält. Deswegen sollte ich mich fürchten. Auch mein Blut wolltet ihr haben..."
"Du weißt echt nicht wann es besser ist aufzuhören!" Ich versuchte meine Hand zurückzuziehen aber Jungkook ließ es erst gar nicht so weit kommen. Überrascht über diese Stärke, sah ich verdutzt auf seine Hand hinunter. Er hielt mich nach wie vor eisern fest. Vielleicht lag es an der momentanen Schwäche die ich hatte oder aber an dem ganzen Alkohol, doch ich brachte es einfach nicht zur stande mich loszureißen.
Vielleicht wollte ich es aber auch einfach nicht.
❥
Frohe Ostern, ihr Lieben 🐰
heut mal bisschen eher mit dem Update. :) Weiß nicht ob ich morgen es schaffe zu updaten, falls nicht, wundert euch dann nicht. 💕
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