44. Das Ende der Welt
Harry stürzte in die Tiefe.
Hermine, die gerade gegen einen der maskierten Zauberer kämpfte, ließ einen markerschütternden Schrei los, als sie ihren besten Freund sah, wie er vom Besen gerissen wurde. Der Todesser blickte, abgelenkt von ihrer Reaktion, gen Himmel, was Ginny die Möglichkeit gab, ihn mit einem Petrificus totalus außer Gefecht zu setzen. Nun blickte auch die jüngste Weasley hinauf, ihr stockte der Atem.
Harry Potter schwebte in der Luft, oben gehalten vom Zauberstab seiner Mutter, die wie eine furchtlose Kriegerin auf einem der kleinen Hügel stand, den Stab erhoben, ihr feuriges Haar im blutroten Licht der Sonne schimmernd.
Percy Jackson kam hinaus gerannt, er schrie Harry irgendetwas zu, doch dieser versuchte bloß den Arm weit genug auszustrecken, um den Stiel seines Besens zu erwischen, der sich eben jenen Augenblick gesucht hatte, um aus den Lüften zu fallen.
Doch der Junge, der dem Blitz zum Opfer fiel, kann siegen
Wenn er nicht aufhört zu fliegen...
Percy stürzte weiter nach vorne und Harry ergriff seinen Besen, gerade als Grichas Schwanz nach ihm peitschte. Ein Geräusch von brechenden Knochen ertönte, Harry hatte wohl eben mindestens zwei gesunde Rippen eingebüßt, doch er packte den Besenstiel fester, sein Talent in der Luft war einfach unbeschreiblich.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht, zog er sich wieder hinauf. Seine Mutter am Boden ließ erleichtert die Schultern sinken und griff nach James Potters Hand, der neben ihr zum Stehen kam.
"Er hat es geschafft", schluchzte sie. Ihr Mann zog sie kurz in seine Arme und ließ den Blick über die anderen schweifen. Remus focht ein Duell mit einem bulligen Todesser aus, er schien die Sache im Griff zu halten, doch die anderen brauchten ihre Hilfe. Harry würde das schon schaffen, James wusste, womit sein Sohn klar kommen würde.
Harry unterdessen umgriff mit der einen Hand den Besen, mit der anderen jagte er Flüche auf den Drachen. Er musste ihn nur so weit vom Schloss weglocken, wie möglich, dann könnten die Halbgötter ohne einen Drachen im Nacken dem ganzen Spuk ein Ende setzen.
Gricha bleckte die spitzen Zähne, die schlangenähnliche Zunge umspielte seinen glügenden Rachen, während der rußige Gestank Harrys Sinne benebelte. Er würde jetzt definitiv nicht noch einmal vom Besen fallen. Diese Rieseneidechse sollte sehen, wo sie bliebe.
Der Wirbelsturm fiel ihm ins Auge. Wenn er Gricha nur dort hinein locken könnte...
Während Harry sich alleine in der Luft umherkämpfte, versuchten seine Freunde am Boden die Stellung zu halten. Mãnukaï und Klædila waren bisher nicht wieder aufgetaucht, sie hielten sich versteckt, warteten auf Hekates Rückkehr, doch diese schien nicht den Eindruck zu machen, als würde sie bald einen spektakulären Auftritt hinlegen.
Will erreichte Jason, Piper und Leo, die den Minotaurus versuchten zu bändigen, an dem Percy und Annabeth gescheitert waren, doch mit jeder Sekunde erlangte er scheinbar mehr Kraft.
Die Todesser, ob es wirklich Voldemorts letzte Anhänger waren, konnte keiner so genau sagen, versuchten die Schüler in die Enge zu treiben, doch diese kämpften um einiges besser, als erwartet.
Ginny und Hermine fochten Seite an Seite, eine von ihnen hielt stets ein Auge auf Harry gerichtet, so bemerkte die Weasley gleich, als er sich flach auf den Besen presste und direkt auf den Hurricane zusteuerte. Entsetzt keuchte sie auf.
"Wa- HARRY!"
Hermine schleuderte einen Fluch auf eins der Monster, das dadurch leicht zurücktaumelte, nur um zum Sprung anzusetzen. Doch bevor es Hermines Gesicht in Fetzen zerreißen konnte, hatte Hazel Levesque schon ihre Sparta in seinen Rumpf gestoßen.
"Danke."
"Gern geschehen", lächelte Hazel, ehe sie weitereilte, um weitere Monster in gelben Staub zu verwandeln. Die Braunhaarige Hexe blickte in die Richtung, in die Ginny deutete und ihr Herz setzte für einen Moment aus.
"Was macht Harry da?!", rief sie.
"Er will sich umbringen - was denkt er sich nur?!", entgegnete Ginny entrüstet. Die Angst um den jungen Potter schnürte ihr die Kehle zu. Egal wie sehr sie es auch zu leugnen versuchte, er bedeutete ihr noch immer die Welt. Harry Potter, der Junge, der ihr Herz gestohlen und es nie wieder hergegeben hatte.
Mit der Zeit befanden sich ein paar Schnitte darin, mehrfach war darauf rumgetrampelt worden, doch Ginny war es egal gewesen, solange sie nur wusste, dass es bei ihm war. Wenn er sterben würde, könnte sie sich nie verzeihen, ihm das nie gesagt zu haben.
"Der Drache, er will ihn vernichten..."
"Er wird sich selbst dabei vernichten", schluchzte Ginny, die Hand vor den Mund gepresst. Hermine legte einen Arm um ihre beste Freundin und sah unsicher hinauf. "Er ist Harry Potter, er schafft das schon..."
Doch ihre Stimme zitterte. Er war ihr bester Freund, wenn er sterben würde, könnte Hermine das nicht ertragen - noch vor wenigen Monaten hatte sie tatsächlich geglaubt, Harry wäre von Voldemort persönlich ermordet worden, als Hagrid ihn auf seinen Armen zurückgetragen hatte und Hermine die geglaubte Leiche erblickt hatte, war sie zusammengebrochen.
Harry konnte nicht sterben, nicht damals, nicht heute - er war ihr bester Freund, ihre Familie. Wenn Harry sterben würde, könnte sie das nicht überleben.
"Er wird das schaffen, er kann, er wird, er muss..."
Harry sah Grichas Flügel, wie sie nach ihm schlugen und versuchten an Geschwindigkeit aufzunehmen, doch der Feuerblitz spielte in einer anderen Liga als die kleine Eidechse. Harry legte noch einen Zahn zu, der Hurricane kam immer näher. Er biss die Zähne zusammen, das war wohl das waghalsigste Flugmanöver, das er je ausprobieren würde, wenn er denn überlebte.
Noch wenige hundert Meter... Gricha folgte ihm, er spürte den heißen Atem im Nacken, hörte das Rasseln seiner Lunge. Die Wetterverhältnisse wurden immer schlimmer, je näher er dem Hurricane kam. Harrys Haare peitschten ihm um die Ohren, seine Brille rutschte ihm von der Nase, er war blind. 3... vielleicht war das doch keine gute Idee. 2... total wahnsinnig, geisteskrank, wieso war Hermine nicht hier, um ihm dieses Himmelfahrtskommando auszureden? 1... Augen zu und... er flog geradewegs in den Sturm. Gricha folgte ihm.
"HARRY!" Ron sah geschockt auf den Fleck, an dem er seinen besten Freund eben noch ausgemacht hatte, und wo nun eine riesige Feuersäule in den Himmel schoss, um danach eine erderschütternde Explosion auszulösen.
Auf einmal wurde ihm fürchterlich kalt, es erinnerte ihn an den Moment, in dem er realisiert hatte, dass Fred nicht mehr lebte. War Harry tot?
Doch auf einmal realisierte er, dass es nicht an Harry lag, dass eine unerbittliche Kälte von ihm Besitz ergriff, sondern an einer wunderschönen Frau, deren lange ebenholzfarbene Locken ihre göttliche Figur und das weiße Gewand umspielten.
Ron wusste nicht, wen er da vor sich hatte, doch die schwarzen Augen schienen ihn in einen Bann zu ziehen. Er schaffte es nicht, fort zu blicken.
"Genug gespielt", sagte sie und hob die Hand. Binnen einer Sekunde zerfielen alle Monster und maskierte Zauberer zu Staub. "Ihr habt euch besser geschlagen, als gedacht. So hätte euch mein kleiner Drache niederbrennen sollen. Leider hat euer Held es für nötig gehalten, mir mein Lieblingsspielzeug wegzunehmen. Das mache ich nun auch mit ihm."
Ron wollte sich rühren, mit aller Kraft kämpfte er gegen die Kräfte der Göttin an, doch er war zu schwach. Es machte ihr Spaß, ihn zu quälen.
Dass nun keine Gegner mehr anwesend waren, verblüffte die umstehenden Zauberer und Halbgötter, doch als Percy Ron und die Frau erblickte, rief er seine Freunde zusammen und rannte auf die beiden zu.
"Perseus, gesellst du dich auch noch zu uns?", fragte sie spitz. Rons Kehle schnürte sich indes immer weiter zu. Ihm wurde die Luft aus den Lungen gepresst, nicht im Stande zu atmen.
"Hekate, lasst den Blödsinn!"
Die Göttin blickte teils belustigt teils gekränkt auf. "Und wer bist du, mir zu sagen, was ich zu tun und zu lassen habe?"
"Den Göttern ist es verboten, Sterbliche umzubringen", warf Will Solace ein.
"Ein Spielverderber wie dein Vater, ganz und gar", sagte Hekate und erlöste Ron von seinen Qualen. Er sackte zusammen, stürzte in die Arme seiner Schwester, die zusammen mit Hermine zu ihnen gestoßen war, während die meisten anderen im Inneren des Schlosses Schutz suchten.
"Nun, ich darf euch kein Haar krümmen, doch meine treuen Diener selbst wohl." Sie schnippte mit den Fingern und Klædila und Mãnukaï erschienen hinter ihr, noch entstellter als zuvor. Geralds Bombarda hatte ganze Arbeit geleistet.
Piper hob die Stimme. "Das wollt ihr doch überhaupt nicht. Ihr wollt nicht für Hekate arbeiten, ihren Dreck beseitigen, nur um dann doch nicht belohnt zu werden."
"...wollen nicht-", setzte Klee an, doch Hekate schnitt ihr wutentbrannt das Wort ab.
"Kleine Tochter der Aphrodite, dein Charmesprech kannst du vergessen! Gegen eine Göttin kommst du damit nicht an!"
Klee schüttelte den Kopf, um die lästigen Gedanken loszuwerden, die Piper ihr versucht hatte, einzupflanzen. Hinter ihnen tauchten Nico und Jamie auf, völlig außer Atem von einem Kampf gegen etwa 100 Untote, über die Nico nicht die Kontrolle erlangen konnte, da sie nicht aus Hades Reich entsprungen waren. Er wischte sich über die verschwitzte Stirn und sah zwischen Hekate, Klee, Manu und seinen Freunden hin und her.
Hekate lächelte. "Nun scheinen doch alle da zu sein, nur euer lieber Harry Potter..."
"Ich bin hier."
Aus dem Dickicht des verbotenen Waldes trat ein schwarzhaariger Zauberer hervor, das Haar noch verunstalteter als sonst, eine völlig zerbrochene Brille auf der Nase, einen Besen in der Hand, der in der Hälfte durchgebrochen war. Sein Umhang hing ihm in Fetzen am Körper, doch er lebte.
"Harry!" James und Lily Potter stürzten auf ihren Sohn zu und schlossen ihn in die Arme. Hekate betrachtete die kleine Familienvereinigung, ihr Blick glühte nur so vor Hass.
"Ich möchte euch ja nicht stören-" Doch genau das hatte sie vor.
Gerald räusperte sich und zog damit alle Aufmerksamkeit auf sich. Seine Augen waren gerötet und seine Stimme so kalt wie Eis, beinahe so berechnend wie die von der Göttin selbst.
"Ihr lächerliches Spiel hat jetzt ein Ende", presste er hervor. Alle Umstehenden zogen scharf die Luft ein, nur Percy musste bei der Menge an Mut grinsen. Es erinnerte ihn selbst an seine Aufmüpfigkeiten gegenüber den Göttern, insbesondere einem sehr hitzköpfigen Gott, der ihm noch heute gerne den Schädel eingeschlagen hätte.
"Gerald!", zischte Jamie. Ihm war offenbar genau bewusst, in welche Lage sich der Slytherin bringen würde, wenn er weitersprach, doch Hekate verschränkte nur ihre drahtigen Finger und hob ihre Augenbrauen.
"Wegen Ihnen ist Kelly tot!"
Jamies Gesichtszüge entgleisten. Ihm wurde schwindelig, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weg gerissen, er bekam keine Luft. Das war ein kranker Scherz, Kelly war nicht tot.
"Nein", flüsterte er. Kelly war seine beste Freundin gewesen, die einzige, die ihm zugehört hatte, wenn er über Gerald sprechen wollte, die einzige, die ihn blind verstanden hatte. Die einzige, die gewusst hatte...
"Eine meiner Art mehr oder weniger..." Hekate zuckte mit den Schultern. "Euch scheint es nicht klar zu sein. Dieser Hurricane wird euch alle zerstören, nicht nur einen jämmerlichen Drachen, denn du Harry Potter, du hast uns allen das Unheil geschenkt und deswegen ist es egal, was mit euch allen passiert. Du hast die letzten Schritte zur Erfüllung der Prophezeiung beigetragen. Ich danke dir."
Alle Augenpaare wanderten zu Harry.
"Was meint sie damit?", fragte Ron, der sich von dem Angriff wieder erholt hatte.
"Ich-", Harry konnte nicht, also sprang Hazel für ihn ein.
"Er war ein Held, er wollte euch euren Bruder wiederbringen."
Ron und Ginny sahen den jungen Potter verstört an. "Aber, Harry-"
"Es tut mir leid! Ich hab alles zerstört..."
Hekate lachte. "Tragischerweise." Die Ironie in ihrer Stimme, hätte Wasser schneiden können.
"Aber wo-?", Ginny sah sich um, als könnte sie irgendwo den roten Haarschopf ihres Bruders ausmachen, doch vergebens.
"Euer lieber Auserwählter, sprengte mit seiner Tat die Zeitachse und das Resultat ist dieser Hurricane, der nun immer näher kommt. Erreicht er den Ort, an dem es passierte, wird eure Welt implodieren."
Hekate lachte mahnisch. Sie war schlichtweg verrückt geworden. Percy schüttelte den Kopf. "Nein, wir können dich besiegen!" Er hob Springflut an ihre Kehle.
"Oh Perseus, hast du nach all den Jahren noch nichts dazu gelernt?"
Hekate drehte sich von den Halbgöttern und Zauberern fort, sie sah Klee und Manu eindringlich an, die Ur-Zauberer wussten, was zu tun war.
"So viel Spaß es mir auch machen würde, euch implodieren zu sehen, ist es doch umso schöner mitzuerleben, wie ihr gleich sterbt, in dem Wissen, dass ich gewonnen habe, dass ich immer gewinnen werde."
Ein boshaftes Lächeln umspielte ihre Lippen. "Tötet sie!" Hekate löste sich in dichtem Nebel auf und Klædila und Mãnukaï setzten zum Angriff an. Sie waren in der Unterzahl, doch ihre Kräfte schienen ins Unermessliche zu gehen. Mit einfachen Handbewegungen ließen sie den Minotaurus, zwei Drakone und eine Chimäre auferstehen, bevor sie sich an die Zauberer wandten, um sie mit Flüchen zu bombardieren.
Während sich die Halbgötter auf die Monster stürzten, um sie von ihren Freunden fernzuhalten, versuchten die anderen Klee und Manu in Schach zu halten. Es war schwerer als es aussah.
Immer wieder ließen sie die Erde explodieren, beinahe eine Art Vergeltung für sich selbst.
"Nun, du kleine Missgeburt, jetzt wirst du spüren, wie es ist, solche Schmerzen zu ertragen", zischte Klee Gerald zu. Dieser packte seinen Zauberstab fester, er wusste, dass ein einfacher Protego wenig ausrichten würde.
Klee hob den Zauberstab gefertigt aus einer ihrer Rippen und zielte auf den Slytherin. Ein goldener Blitz schoss hervor, Gerald duckte sich, doch schon flogen weitere Blitze in seine Richtung. Er kannte den Zauberspruch nicht, doch seine Wirkung eröffnete sich ihm, als der Blitz nicht ihn sondern einen der Bäume des verbotenen Waldes traf und dieser sich von innen begann aufzulösen.
Gerald grinste nur. Ihn würde sowieso keiner vermissen, das hatte er sich selbst zuzuschreiben.
Er warf einen kurzen Blick zu Nico und Jamie, die Seite an Seite kämpften. Was war er doch nur für ein Idiot gewesen, Nico zu beschimpfen, wo er doch rein gar nichts dafür konnte.
Geralds Hass auf sich selbst lenkte ihn ab. Er drehte sich zurück zu Klee, doch diese schien sehr zufrieden mit sich, als sie einen weiteren goldenen Strahl auf ihn zujagen ließ, Gerald hob seinen Stab, doch es war zu spät, er würde nicht mehr verhindern können-
Mit einem Ruck wurde er ins Gras geschleudert, sein Schädel schlug gegen einen Stein, doch der Schmerz, den er erwartet hatte, blieb aus und die bittere Realität zog ihn sofort wieder in den Bann, als er jemanden an seiner Stelle am feuchten Boden liegen sah, dessen Bauchdecke begann sich aufzulösen.
"Jamie!" Geralds Augen brannten. Was hatte er sich nur dabei gedacht?!
"Was hast du getan?!" Gerald robbte sich über den Boden, die pochenden Kopfschmerzen ignorierend. Er packte die Hände seines Freundes und sah ihn entsetzt an.
Nico feuerte irgendetwas auf Klee, die dadurch in die Lüfte gerissen wurde, Gerald richtete den Zauberstab auf sie.
"Avada Kedavra!"
Ein grüner Lichtblitz schoss aus der Spitze seines Zauberstabs und traf Klædila mitten auf der Brust. Sie war sofort tot, konnte ihm nicht einmal einen ungläubigen Blick zu werfen, es war vorbei.
"NEIN!" Mãnukaï sah zu dem Leichnam seiner Frau. "Du wagst es!" Doch Gerald fackelte nicht lange, die Wut in ihm übermannte ihn gänzlich, noch nie hatte er so etwas gefühlt, noch nie.
Ein weiterer grüner Strahl schoss auf Mãnukaï zu, die anderen Zauberer sahen Gerald verängstigt und verstört an, als der letzte der beiden Ur-Zauberer ins Gras biss.
"Gerald!", schrie Hermine entrüstet. Keiner wusste so recht, was er sagen sollte, doch Gerald beugte sich über seinen sterbenden Freund. Tränen strömten über seine Wangen, er konnte kaum atmen.
Jamie hustete, er verlor mit jeder Sekunde mehr Blut. "Ger, das hättest du nicht tun sollen", krächzte er."
"Du hättest dich nicht vor mich werfen sollen, Jamie!"
Die Slytherins sahen einander tief in die Augen, die Reue stand ihnen beiden ins Gesicht geschrieben.
"I-ich hätte dich nie aufgeben dürfen", flüsterte Jamie verbittert. Er wandte den Blick ab und sah hinauf in den blutroten Himmel.
"Es tut mir leid, Jamie... wenn ich nur akzeptiert hätte, wer ich bin, wenn ich dich nicht weggestoßen hätte - wie soll ich nur ohne dich leben?"
Jamies blutige Hand fand den Weg zu Geralds Wange, er strich ihm die Tränen fort und lächelte matt.
"Ich bin doch der, der sich für einen Idioten gerade geopfert hat. Du kommst schon klar, du machst keine solcher Dummheiten."
Gerald lachte trocken auf, doch es war nicht ehrlich, der Schmerz erfüllte jede seiner Zellen, ertränkte sie in dem Hass gegen sich selbst, weil er an Jamies Stelle hätte sterben müssen.
"Wo ist MadamePomfrey?", fragte Ginny, die als einzige einen klaren Kopf behalten hatte und sich nun auf die Suche nach der Heilerin machte, während die Halbgötter gegen die Monster kämpften. Doch ihre Waffen schienen nichts gegen sie ausrichten zu können, mit jedem Hieb wurden die Monster stärker.
"Jamie, das mit Kelly-"
Doch Jamie schüttelte bloß den Kopf. "Ich werde sie gleich wiedersehen, dann kann sie mir selbst sagen, was ihr beide in den letzten Wochen ausgeheckt habt." Er grinste schief, doch noch mehr Blut quoll aus seiner Brust, aus seinem Mund...
Müde wollte er die Augen schließen.
"Nein, bitte! Du musst wach bleiben!" Geralds Schreie waren kaum mehr ein jämmerliches Flehen.
Jason war müde, er konnte kaum mehr sein Schwert in der Hand halten. Je öfter er auf den Minotaurus einschlug, desto kräftiger schien das Monster zu werden. Seinen Freunden ging es nicht anders, immer schwieriger wurde der Kampf, der nie ein Ende zu nehmen schien.
Leo, dessen Verletzungen schon längst hätten behandelt werden müssen, brach als erster zusammen. Jason rief nach seinem besten Freund, doch der sackte einfach im Gras zusammen. Was war hier nur los - das war nicht richtig.
"Zauberei so wehrlos sie ist, ist die einzige Waffe gegen die Macht!", schrie Will auf einmal.
Jason warf einen Blick zu den Zauberern, die alle auf einen am Boden liegenden Jungen starrten. Jamie.
"Harry! Wir brauchen Hilfe!" Der junge Potter sah auf, er schien zu verstehen und rannte los, hielt auf halbem Weg aber inne, er tastete seinen Umhang ab. "Mein Zauberstab!", fluchte er, doch Draco Malfoy der ebenfalls in der Menge um Jamie herum gestanden hatte, warf dem schwarzhaarigen Zauberer einen hölzernen Stab zu. "Potter, fang!"
Harry ergriff das Stück Holz und rannte weiter, so schnell ihn seine Füße tragen konnten, Ron und Hermine eilten ihm hinterher. Der Sohn des Jupitet ließ sein Schwert als goldene Münze in seiner Tasche verschwinden und packte ebenfalls seinen Zauberstab, die anderen taten es ihm nach.
Es war ein hirnrissiger Gedanke, doch hey - in einer Welt in der es römische und griechische Götter und auch noch Zauberer gab? Da war doch eh alles möglich.
Sie bauten sich vor den Monstern auf, Seite an Seite, die trauernden Zauberer abgeschirmt. Sie mussten sich in Ruhe verabschieden können...
Und alle gleichzeitig sprachen sie einen Zauber nach dem anderen, trieben die Monster in die Enge.
Diese Monster waren nicht gewöhnlich, sie waren aus Magie geschaffen, und Magie als einziges, hatte die Macht sie zu vernichten.
Jamies Körper zersetzte sich, er würde nur noch wenige Minuten das Bewusstsein beibehalten, und auch nur mit immenser Anstrengung.
"Bitte verlass mich nicht!", schluchzte Gerald. Von dem sonst so gefassten und kalten Slytherin war nichts mehr zu sehen.
"Gerald, ich muss dir- dir..."
"Jamie, ich liebe dich!"
Geschockt über das, was er soeben öffentlich zugegeben hatte, riss er die Augen auf, doch zum ersten Mal an diesem Tag, schaffte Jamie es ein echtes Lächeln zu Stande zu bringen. Das Glitzern in seinen Augen verriet ihn, mit letzter Kraft packte er Geralds grüne Krawatte und zog ihn zu sich hinunter.
Ein letzter Kuss. Ein letzter Atemzug.
Als Madam Pomfrey eintraf war es bereits zu spät. Gerald klammerte sich vergebens an den toten Körper seines Freundes, seiner Liebe und versuchte die aufsteigenden Tränen in Schach zu halten.
Ein erstickter Schrei war alles was ihm blieb.
Doch dann kam der Hurricane.
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