38. Eine neue Methode

James Potter PoV:

"Ihr seid was?!", riefen Harry, Lily und Ginny wie aus einem Munde.
Ich starrte schockiert auf die drei - uns eben offenbarten - Halbgötter, sollten sie die Wahrheit sagen.

Es war unglaublich, doch in Anbetracht der Umstände momentan nicht von Belang. Wir mussten den Sturm vor den Fenstern stoppen und dafür sorgen, alles wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Auch wenn das bedeutete wieder... zu sterben.

Ich war einmal für die Rettung der Welt gestorben, da könnte ein zweites Mal meinem Ego nicht schaden.
Remus zu meiner Linken und Lily zu meiner Rechten - ein unschlagbares Team. Die zwei Stimmen der Vernunft und der Idiot, der sich nicht an die Regeln und den Plan hielt, doch irgendwie alles auf die Reihe bekam.

Harry meldete sich zu Wort: "Professor", er sah Dumbledore fragend an, "mit einem Zeitumkehrer können wir doch aber niemals soweit zurückreisen, um das... - was auch immer aufzuhalten, oder?"

Dumbledore nickte. "Da liegst du ganz richtig Harry. Miss Granger, wie weit kann man mit einem Zeitumkehrer in die Vergangenheit reisen?"
"Nicht mehr als fünf Stunden, Sir."
Er nickte erneut und zwinkerte.

Das blonde Mädchen stemmte die Hände in die Hüfte. "Eine Möglichkeit muss es geben, die Prophezeiung..."
"Annabeth, wenn..." Das afroamerikanische Mädchen zupfte an ihrem Ärmel.
"Nein. Es ist ganz deutlich. Bis die Uhr nicht mehr tickt."

Ich hatte nicht besonders viel von den ganzen Phrophezeiungen verstanden, immerhin kannte ich mich so überhaupt nicht mit Mythologie aus und in Wahrsagen hatte ich lieber geschlafen, als Professor Trelawney zu folgen, während sie Parfum und Duftkerzen im Raum verteilte.

"Wenn ich das richtig verstehe, wollt ihr zum Zeitpunkt der Schlacht um Hogwarts zurückreisen?", fragte Remus langsam.
"Nun... ja", sagte Annabeth.
Ich konnte die Zahnrädchen in den Köpfen der anderen rattern sehen, doch ich wusste schon worauf Moony hinauswollte.

"Das ist total irre. Solltet ihr in den Verlauf der Geschichte eingreifen, könnte es passieren, dass Hogwarts den Kampf verliert. Es wäre eine Selbstmordmission."

"Nun, nicht unbedingt", meinte nun McGonagall. Mit offenem Mund starrte ich meine alte Hauslehrerin an, das konnte doch nicht ihr ernst sein. Gonny war doch hier die Vernünftige - wenn es jemand spießigeren als Lily gab, dann war das diese Frau -und Petunia Evans, allerdings auf eine völlig andere abgedrehtere Weise-. McGonagall sollte meinem Sohn nicht auch noch Flausen in den Kopf setzen, sich noch weiter in Gefahr zu bringen.

"Professor", sagte Lily mit Nachdruck, "das ist völliger Irrsinn."
"Miss Evans...- Verzeihung, Mrs. Potter, Lily, wir wissen nicht alles über Zeitreisen, doch bedeutend mehr, als die Öffentlichkeit glauben mag. Eines ist aber sicher, wenn sich diese jungen Menschen nun in die Vergangenheit aufmachen, dann ist es schon passiert."

"Das verstehe ich nicht", sagte der blonde Halbgott, Will.
Ich leider schon. Die Vergangenheit konnte nicht verändert werden, denn alles war schon geschehen.
Oh, wie ich Zeitreisen hasste.

"Der oder die Zeitreisenden haben überhaupt nicht die Macht, etwas zu verändern. Laut diesem Gesetz wart ihr in der Zukunft schon in der Vergangenheit und unsere jetzige Situation ist das Resultat eurer Taten."

Über meine Erklärung schien selbst Professor McGonagall überrascht. Etwas genervt rümpfte ich die Nase.
"Auch wenn Professor Binns wirklich langweilig ist, habe ich nicht jede Stunde verschlafen", ergänzte ich und fuhr mir durch die Haare.

"Dann sollten wir nicht in die Vergangenheit, um das zu verhindern?", fragte Harry.
"Nein!" Entsetzt fuhren Dumbledore, McGonagall, Remus, Lily und ich zu ihm herum.

"Das wäre eine völlige Katastrophe. Unsere ganze Zeitachse könnte implodieren", erklärte Moony.
Ich wollte nicht, dass Harry in der Zeit reiste, es war... zu gefährlich, wenn er wie Eloise Mintumble gefangen blieb, könnte ich mir das nicht verzeihen. Es war nicht richtig, ihn nach all den Strapazen, die er auf sich nehmen musste, wieder an Ort und Geschehen zu bringen.

Abgesehen davon war es sowieso unmöglich, ein Zeitumkehrer war so konzipiert, höchstens fünf Stunden in der Zeit zu reisen, nicht mehr. Alles andere hätte nicht bloß katastrophale Folgen für die Zeitreisenden, sondern auch für die Zeit. Wer wusste schon, was passieren würde.

"Dann reisen wir zurück und mit viel Glück können wir auch ein paar Schüler und...", Harry sah zu Remus, "Freunde retten."
Auf Moonys Gesicht spiegelte sich Bedauern wieder, er wusste wie unmöglich Harrys Wunsch war. Sie durften nichts verändern, dass den Lauf der Geschichte änderte. Sie durften nicht gesehen werden.

"Vergessen wir nicht etwas", warf Hermine ein, "Fünf Stunden, das ist unser Limit. Wir wollen mehrere Monate zurück. Das ist doch Wahnsinn."

Professor Dumbledore schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln, er wusste etwas, von dem wir anderen keine Ahnung hatten, somit war alles beim Alten, doch mich beruhigte das nicht, ganz im Gegenteil. Das bedeutete bloß, es gab doch eine Möglichkeit und mein Sohn, der vor wenigen Wochen Voldemort besiegt hatte, musste wieder zurück, seine Freunde vermutlich noch einmal sterben sehen, denn er durfte nichts ausrichten.

Ich könnte das nicht. Hätte ich gesehen, was mit Tatze..., Moony oder Lily geschehen war und hätte die Möglichkeit etwas zu verändern, wäre es mir egal, ob ich damit das Ende der Welt herbeiführen würde und das war wohl meine größte Schwäche. Harry hatte viel mehr von seiner Mutter als bloß die Augen, doch würde er sich auch rational entscheiden?

"Wenn wir nichts ausrichten... vielleicht implodiert diese Zeitspur ja überhaupt nicht, vielleicht halten wir so diesen Wirbelsturm da draußen auf und ihr könnt bleiben." Hoffnungsvoll sah er mich und Lily an.
Oh wie ich mir das wünschte, zu Leben, doch das war keine Option. Das Risiko war zu groß.

"Harry...", setzte ich an.
"Wir könnten es doch versuchen! Ich will nicht, dass ihr wieder tot seid, das ist nicht fair!"
Das war es nicht, doch das Leben war nicht fair. Ein Leben ohne Sirius war nicht fair, ohne Eltern aufzuwachsen - das hatte nichts mit Fairness zu tun, das war die bittere Realität und dieser mussten wir uns stellen.

"Harry, wir lieben dich so sehr", hauchte Lily und drückte ihn an sich. Tränen stiegen ihr in die Augen. "Aber hier musst du zwischen dem Schicksal deiner Freunde und dir und uns wählen, doch deine Wahl darf nicht auf uns fallen. Wir sind schon lange tot, wir haben unseren Frieden gefunden, weil wir wussten, dass es dir gut gehen würde. Setz das nicht aufs Spiel."

Mein Sohn warf mir einen kurzen Blick zu und ich nickte traurig. Ich wollte ihn nicht verlassen, doch das war notwendig, um ihn zu retten. Ich hätte alles für ihn getan.
"Da das nun geklärt ist", sagte Dumbledore geheimnisvoll, "mache ich sie nun mit diesem Gerät vertraut."

Er schwang seinen Zauberstab, sogleich erschien ein großer Kasten in unserer Mitte.
"Man könnte ihn Zeitumkehrer Erster Klasse nennen. Im Ministerium vermisst ihn zurzeit wohl keiner, dort herrscht das totale Chaos, sie müssen ständig Muggeln die Gedächtnisse löschen mit den letzten Resten Magie, doch auch das wird auf Dauer keine Wirkung zeigen."

Verwirrt starrten wir alle auf den großen Klotz vor uns. Bei Dumbledore sollte mich eigentlich überhaupt nichts mehr wundern, doch irgendwie überraschte er mich stets aufs Neue.
"Und damit kann man...?", fragte Ron zögerlich.
"Deutlich länger als fünf Stunden in die Vergangenheit reisen, ohne ein zu großes Risiko. Das Ministerium arbeitet seit über 100 Jahren daran, heute wäre doch ein guter Zeitpunkt für einen Testlauf."

"Oh nein!", rief Lily erzürnt. "Mein Sohn macht das definitiv nicht!"
Sie strich sich die schönen, roten Haare hinter die Ohren, wie um sich auf einen Kampf vorzubereiten, ehe sie festen Schrittes auf den ehemaligen Schulleiter zuging.
"Professor, bei allem Respekt, aber unser Sohn wird nicht zu ihrem Versuchskaninchen. Schon wieder."

"M-mum, das ist schon okay. Es ist doch schließlich in unser aller Interesse."

Ein großer Knall ertönte draußen auf dem Schlossgelände.
"Wir müssen zurück. Wir brauchen eine Lösung, wir müssen die Situation retten."
Ein weiterer Knall, Rauch stieg auf.

Die Türen zum Büro des Schulleiters wurden auf einmal mit einem Ruck aufgestoßen und zwei Schüler hechteten in den Raum.
Ein Ravenclawmädchen mit langen, braunen Haaren und ein Slytherinjunge, der etwas jünger zu sein schien als Harry.

"Wir brauchen bessere Duellanten dort draußen, sonst ist die Schlacht in wenigen Minuten vorbei. Todesser sind auf den Länderein!", keifte das Mädchen, während sie sich noch schwer atmend von ihrem Sprint erholte.

"Kelly, was willst du hier?", fragte Annabeth gereizt.
"Und du, Gerald", ergänzte Will gereizt. Da gab es wohl ziemlichen Krach, doch jetzt war keine Zeit für Streitereien.

"Professor, wir wollen mit auf diese Reise. 3 Schüler Hogwarts' und 3 Halbgötter", sagte Kelly.
"Wir sind aber sechs Hogwartsschüler", erwiderte Ginny. Ich mochte sie, eine aufgeweckte, rothaarige, junge Hexe -genau die richtige für einen Potter.

"Miss Granger, Mr. Weasley, Miss Weasley, sie werden das Schloss verteidigen. Sie sind abgesehen von Mr. Potter unsere besten Duellanten in den Schülerreihen." Dumbledore schenkte ihnen ein Lächeln.

"Folgen sie mir", sagte Professor McGonagall. Ihr schien genauso wenig wie uns zu gefallen, dass mein Sohn in wenigen Sekunden über 6 Monate in die Vergangenheit reisen würde und auch Harrys Freunde widersprachen. So wollten helfen, Harry helfen, doch Dumbledore hatte seine Entscheidung getroffen und somit war es zu spät.

"Moony? Hast du Lust auf ein bisschen Action?", fragte ich meinen alten Schulfreund und grinste ihm verschmitzt zu.
"Ich dachte schon, du würdest nie fragen, Prongs."
"Lils?" Ich streckte ihr meine Hand entgegen, die sie sogleich ergriff, ehe sie sich nochmal an unseren Sohn wandte: "Wir erkaufen euch Zeit. Ich liebe dich Harry, wir lieben dich."

Wir schlossen ihn ein letztes Mal in die Arme.
"Sie müssen alle einzeln reisen, das ist der Nachteil des leistungsstärksten Modells. Umfassen sie die Spule, ich gebe Datum und Zeit an, dann drehen sie den Hebel zwölf Mal und sprechen die Worte: Im 'dissolubilis, Im' iter faciebat redire."

Annabeth flüsterte ihren Freunden etwas zu, ihr schien überhaupt nicht zu gefallen, mit wem sie reisen würden. Ihr Blick stellte sogar den von McGonagall für einige Sekunden in den Schatten.

"Viel Glück, mein Sohn. Wir glauben an dich."
Mit diesen Worten folgten wir unserer alten Lehrerin und Harrys Freunden aus dem Büro hinaus auf das Schlachtfeld. Ich war vielleicht beinahe zwei Jahrzehnte aus der Übung, doch ein paar Todessern den Boden unter den Füßen wegzusprengen würde mir nach all der Zeit auf der Ersatzbank sicher gut gefallen.

Harry würde das schaffen. Er hatte Lilys Willensstärke und mein Talent sich aus schwierigen Situationen zu befreien. Er war ein Potter und... er hatte keine Wahl.

"Er kriegt das hin", lächelte mir Remus zu. "Er ist wie du."
"Danke Moony. Dann auf in die Schlacht."
Die letzte meines schon beendeten Lebens.

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