29. Kobolde, Ziegen und Männerhasser

Draco PoV:

Percy war wieder da, die Ruhe kehrte im Schloss zurück. Angeblich hatte er sich im verbotenen Wald verirrt, weswegen er von vielen für einen Idioten und von den Mädchen für einen Helden gehalten wurde, da er trotz allem überlebt hatte.

Seiner Freundin gefielen die Anschmachtereien definitiv nicht, so war es kein Wunder, dass sie nach zwei Wochen begann, die kleinen Mädchen anzufauchen, sobald sie sich zu lautstark über seine "definierten Bauchmuskeln" und seinen Hintern unterhielten. Wer konnte es ihr verübeln? Es war nervtötend.

Percy schien sich immer unwohler in seiner Haut zu fühlen, denn überall wo er auftauchte, verfolgten ihn die gierigen Blicke der anderen.
Zumindest bis zu dem einen Morgen beim Frühstück in der großen Halle.

Zusammen mit Piper und Nico saß ich am Slytherintisch und verputzte ein großes Omelett mit Speck, während die beiden angeregt tuschelten. Nico sah deutlich entspannter aus, als seit seiner Ankunft und der Auseinandersetzung mit Gerald Parker. Er wirkte beinahe völlig ausgeglichen, unbekümmert und sorglos. Es war schön, ihn so zu erleben.

"Was ist los?", fragte ich Piper, die ihre Haare heute mit mehreren Federn und Schmucksteinen geschmückt hatte. Sie lächelte mich an und nickte dann in Nicos Richtung.
"Seine Schwester wird heute hier ankommen, er freut sich schon darauf."

Nico hatte eine Schwester. Aha.
"Ihr Name ist Hazel", beantwortete er meine unausgesproche Frage.

Zu unser aller Überraschung setzten sich Gerald und Jamie zu uns, sie unterhielten sich in einem freundlichen Ton, beinahe so als wären sie noch Freunde. Mit großen Augen sagen wir ihnen zu, wie sie über den letzten Unterricht bei Professor Slughorn diskutierten.

Jamie musterte uns und grinste, dieses jungenhafte Grinsen, das er immer zeigte, wenn er etwas geschafft hatte. Er stieß seinen ehemals(/jetzt wieder?) besten Freund gegen den Fuß und nickte in Nicos Richtung.

Nico, Piper und ich beäugten das Geschehen misstrauisch, was war hier los? Gerald lächelte, das war nicht mehr vorgekommen seit... seit meinem sechsten Schuljahr. Es war also schon eine Weile her.

"Nico?" Seine Stimme klang sanft, zaghaft. Freundlich.
"Was gibt's?", erwiderte Nico skeptisch.
Er war von Geralds "nettem" Gehabe ebenso wenig überzeugt, wie ich.

"Ich möchte mich bei dir entschuldigen für alles, was ich gesagt und getan habe. Es war nicht in Ordnung."
Damit hatte nun wirklich keiner gerechnet. Piper spuckte ihren Kürbissaft direkt in mein Gesicht. Igitt.
"'Tschuldige, Draco." Sie reichte mir eine Serviette.

Jamie benahm sich wie eine stolze Mama, die ihrem Kleinkind dabei zusieht, wie es zum ersten Mal laufen lernt. Er war so glücklich über Geralds Entschuldigung. Wäre sie doch bloß echt gewesen, ich glaubte Parker kein Wort.
Auch Nico wirkte nicht überzeugt.

"Denkst du wirklich, dass dir das irgendwer abkauft?", fragte Piper genervt.
"Piper, Gerald sagt die Wahrheit!", rief Jamie bestürzt.
Er war völlig schockiert, über unsere Zweifel.

Jamie wollte immer das Beste in den Menschen sehen, egal wie hoffnungslos das alles schien.

"Jamie, ich verstehe, dass sie mir nicht glauben..." Gerald erhob sich wieder, er hatte die Augen niedergeschlagen.
"Warte!"

"Gerald!" Das war Nico, er stand ebenfalls auf und biss sich auf die Lippe, seine schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht. "Ist gut, ich... ver- verzeihe dir."

"Nico!" Piper war wütend. Sie schien nicht glauben zu können, was da gerade passierte.
"Ist schon gut", fuhr er sie an, "Gerald, ich vergebe dir, aber ich möchte trotzdem nichts mit dir zu tun haben."

Parker wollte gerade etwas erwidern, da ertönte draußen vor der Halle ein riesiger Krach. Alle Köpfe wandten sich zu den großen Flügeltüren. Es ertönten mehrere Stimmen.

"Und wenn wir reingehen, dann rufen wir alle: 'Alle für Team Leo!' Okay?"
Piper und Nico rissen die Augen auf, sie hatten die Stimme, des Jungen wohl erkannt, der viel zu laut gerufen hatte, als dass man ihn nicht sogar in Timbuktu gehört hatte.

Pipers Augen füllten sich mit Tränen, ihre Lippen formten die Worte: das glaube ich jetzt nicht.
Ich verstand nur Bahnhof, aber das war ja eigentlich nichts neues mehr. Ich wusste einfach nicht, was ich von diesen Austauschschülern halten sollte, sicher, ich fand sie alle sehr nett, besonders Nico und Piper, aber die ganze Geheimniskrämerei, kostete mich den letzten Nerv.

All die letzten Jahre musste ich Geheimnisse hüten, die meine Familie betrafen. Nun sollte doch alles anders sein, keine großen Geheimnisse mehr, doch das was die Amerikaner betraf, schien ein riesiges Geheimnis zu sein.

Ich glaubte nicht, dass Percy einfach im Wald umhergeirrt war, dazu kamen noch die ganzen Zauber, die immer schwächer wurden - irgendwas stimmte hier nicht, das musste doch etwas bedeuten.

Jason war am Gryffindortisch aufgestanden, wie paralysiert starrte er auf die Türen, die sich plötzlich öffneten.

Mir klappte der Mund auf, so ging es vielen Schülern. Herein traten ein Junge, der an Krücken ging und leicht humpelte, ein sehr kleines, jüngeres Mädchen mit zimtfarbenen Haaren, ein Junge, der... ziemlich große Ähnlichkeit mit einem Kobold aus einem der Bücher in der Schulbibliothek hatte, an seiner Seite ging ein Mädchen, das... wow - sie war wirklich schön, wie eine... Göttin.

Die Nachhut bildeten etwa ein Dutzend Mädchen mit... waren das Pfeil und Bogen?

"Oh Götter!", rief Piper erfreut aus, sie sprang auf, zerrte Nico mit sich und rannte auf den Jungen, in der dreckigen Arbeiterkleidung zu. Dieser beschwerte sich gerade, dass keiner 'Team Leo' gerufen hatte.

Auch die anderen Amerikaner standen auf und eilten auf die Meute zu, die Lehrer an ihrem Tisch hingegen, wirkten alles andere als begeistert, doch zunächst sagte keiner ein Wort.

"Leo!", riefen Jason und Percy erfreut, erstgenannter stürzte sich auf ihn und drückte ihn an sich - während Percy das wunderschöne Mädchen verlegen musterte, sie dann aber doch kurz umarmte.

Dann schloss er den Typ auf Krücken in die Arme, während seine Freundin, der vermeintlichen Anführerin der Pfeil und Bogen - Crew um den Hals fiel.

Alles geschah irgendwie auf einmal, alle wurden sie begrüßt und herzlich empfangen, besonders dieser Leo.
Als sich McGonagall dann doch einschaltete, wurde es ganz ruhig.

"Ich will ihr nettes Wiedersehen ja nicht stören, doch könnten mir ihre Freunde sagen, wie sie es durch die Schutzzauber geschafft haben?"

"Was für Dinger?", fragte dieser Leo.
"Schutzzauber", zischte Piper zurück und brachte ihn so zum Schweigen.
"Da gab es keine, Ma'am", sagte das Mädchen, mit den stacheligen, schwarzen Haaren und diesen elektrisch blauen Augen. Sie hatte noch immer einen Arm um Jason gelegt.

Wie? Es gab keine? Das war doch unmöglich, diese Zauber und Banne beschützten uns doch...
Wenn die Magie an Kraft verlor, würden solche Zauber ebenfalls ihre Macht verlieren. Verhext!

McGonagall ging etwas ähnliches durch den Kopf, mit drei Lehrern machte sie sich auf den Weg, an die Stelle, wo die Neuen herein gekommen waren - laut ihren Aussagen seien sie durch den Wald auf das Gelände gelangt.

"Ich komme mit!", beschloss die Pfeil und Bogen - Königin. Sie war nicht älter als fünfzehn, da fiel ihr Blick auf den Lehrertisch, wo unsere neue Verteidigung gegen die dunklen Künste Lehrerin, Professor Nightshade aufgestanden war.

"Zoë?!"
"Thalia Grace, was für eine Freude!"
Auch die anderen Mädchen waren sehr verzückt, von dem Anblick unserer Lehrerin.

"Wir haben noch genug Zeit, um eine Unterhaltung zu führen. Gehe nun mit den Professoren, sie könnten deine Hilfe brauchen."
Was könnten die Lehrer denn für eine Hilfe von einer fünfzehnjährigen brauchen?

Vielleicht konnte sie ja wirklich ganz gut mit Pfeil und Bogen umgehen, doch gegen Zauber würde das wohl nichts nutzen, oder? Wenn die Zauber ihre Kraft verlieren, wäre es wirklich sehr nützlich, sich auch auf andere Weise verteidigen zu können.

Sie verschwanden und ließen uns mit tausend Fragen zurück.
Die Mädchen, die nun ohne Thalia etwas verloren zwischen all den Schülern aussahen, hielten besonders großen Abstand zu den Jungen, die sie musterten. Sie wirkten so unnahbar, beinahe göttlich.

Es war verrückt, was für eine Wirkung diese Menschen auf mich und offensichtlich auch auf alle anderen hatten.

"Wer sind die denn?", fragte Jamie mich.
Ich zuckte bloß mit den Schultern, das wüsste ich nur zu gerne.

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