15. Einer unter Vielen

Draco PoV:

Erschöpft von Pflege magischer Geschöpfe, betrat ich das Bad der Schüler. Mir war der Appetit vergangen und ich wollte nur noch allein sein, keine Menschen sehen, keinen um mich haben.
Seit der Krieg vorbei war, fühlte ich mich nicht anders als vorher, leer, unwirklich, nicht vorhanden.

So wurde ich die meiste Zeit auch behandelt.
Meiner Mutter ging es nicht gut. Sie war sauer auf meinen Vater, vermisste ihn aber ebenso.
Sie lebte in ihrer eigenen Welt, lag die meiste Zeit stumm in ihrem Bett und weinte.

Ich war für sie nicht mehr wirklich vorhanden. Ich wusste, dass das nicht ihre Absicht war, doch weh tat es trotzdem.

Doch nicht beachtet zu werden, war immer noch besser, als hier zu sein.
Alle meine "Freunde" hatten die Schule entweder abgebrochen oder saßen mit ihren Eltern in Azkaban oder sie ignorierten mich.

Zu Hause gab es nur Mutter und mich, da fühlte ich mich allein und war es auch. Hier, umgeben von Schülern, hier war ich nicht allein, aber einsam.

Ich wurde gemieden, sobald ich einen Raum betrat wurden komische Blicke gewechselt und das Tuscheln begann. Ich war der Junge, der sich für Voldemort entschieden hatte, obwohl das nicht der Wahrheit entsprach.
Ich hatte mich nur für meine Familie entschieden.

Das neue Schuljahr begann und ich traf auf Percy und Nico, zwei Menschen, die nicht wussten wer ich war, sie waren freundlich und redeten mit mir, ohne mir zu misstrauen oder ähliches.

Sie setzten sich im Zug zu mir, es war, als könnte ich neu anfangen, es war, als würde ich neue Freunde finden.
Auch Harry hatte mir verziehen, wir beließen es zwar bei Höflichkeiten, doch für den Anfang war das ein gewaltiger Schritt.

Ich wollte mich ändern, aufhören, schlecht zu sein. Ich wollte jetzt alles richtig machen.

Doch Freunde fallen dir schnell einmal in den Rücken.
Sobald wir hier ankamen, die Blicke mich verfolgten, schienen Percy, Annabeth, Nico, Jason, Will und Piper mit den Gedanken ganz woanders zu sein.

Sie wollten keine Freunde finden, sie hatten schon welche.
Wir sprachen ab und an miteinander, doch meistens war ich allein.

Piper und Nico waren nett, doch auch heute, stießen sie mich wieder von sich.
Ihre Geheimnisse umgaben sie und immer tuschelten sie, wie die anderen.
Sie mussten erfahren haben, wie es um mich stand. Sie verabscheuten mich.

Ich spritzte mir eine Handvoll Wasser ins Gesicht und atmete schwer.
Meine dunklen Augenringe auf der leichenblassen Haut, wirkten bedrohlich. Ich sah kränklich aus.

Die Angst verfolgte mich in meinen Träumen, bei jedem Schritt, ich konnte Voldemorts Atem im Nacken spüren.
Er verlangte von mir Dumbledore etwas anzutun, doch ich konnte nicht, ich war nicht mit vollem Herzen dabei.

Ich war einfach schwach, wie mein Vater.
Irgendwann würde ich genauso enden. In Azkaban und ohne Lebenssinn.

Ich verließ das Bad und lief durch die Gänge des Schlosses. Mir begegneten einige Hausgeistern, doch selbst die mieden mich.
Ich wusste nicht, wohin mich meine Füße trugen, doch irgendwann ging ich durch die Tür der Bibliothek.

Madame Pince nickte mir leicht zu und wandte sich wieder an ihre Bestandsliste.
Ich wanderte durch die Reihen, es gab alles von A wie Alohomora bis Z wie Zonkos.
Über alles gab es hier ein Buch, über jedes Tierwesen, über jeden Krieg, es gab sogar eins über Potter persönlich, doch ob er das wusste, bezweifelte ich.

Niemand verbrachte so viel Zeit in der Bibliothek wie ich, nicht mal Hermine Granger.
Aber was sollte ich sonst tun, ich hatte nichts besseres vor.

Mein Leben ödete mich an, ich verabscheute es. Alles daran.
So sehr wie ich in Gedanken versunken war, erkannte ich erst viel zu spät, was sich hinter dem nächsten Bücherregal abspielte.

"Die Toten werden laufen."
"Das heißt wandeln, dumme Ziege!"
"Widerlicher Hippogreif!"

Das war eindeutig die Stimme von Gerald Parker.
Das Mädchen erkannte ich nicht, doch auch ihre Stimme schien mir vertraut.
Ich versuchte weiter zu lauschen, doch die beiden verstummten.

"Hast du das gehört?", flüsterte Gerald.
In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken los und ich rannte aus der Bücherei.
Die Schreie von Madame Pince: "In meiner Bibliothek wird nicht gerannt, Mr. Malfoy!" ignorierte ich völlig.

Ich achtete nicht auf meinen Weg, ich blickte nur zurück, um sicherzustellen, dass mir die zwei nicht folgen würden.
Ich hatte Glück. Jedenfalls zum Teil.

Während ich nämlich meinen Rückweg betrachtete, kam aus dem Krankenflügel gerade die Direktorin herausgetreten und ich, der das natürlich nicht sah, rannte voller Wucht in sie hinein.

"Ah!" McGonagall schrie kurz auf und fing sich dann wieder. "Mr. Malfoy, achten Sie darauf, wo Sie hinlaufen! 5 Punkte Abzug für Slytherin."

Sie trabte davon und ließ mich verwirrt zurück.
In ihrer Eile hatte sie jedoch die Tür nicht ganz zugezogen und ich erblickte Harry, wie er in einem der Betten saß und sich aus einem Fläschchen geriebene Flüssigkeit auf die Schläfen tropfte.

Ich musste sowieso noch zu Madame Pomfrey. Seit der Schlacht schlief ich sehr schlecht, meine Beklommenheit wurde mit der Zeit immer schlimmer, daher hatte ich mir von der Krankenpflegerin ein Medikament zur Angstlösung verschreiben lassen.

Es war wieder fast alle, also könnte ein Besuch im Krankenflügel wohl kaum schaden.
Ich trat ein.

Harrys Kopf schnellte in meine Richtung und als er mich sah wirkte er irgendwie... enttäuscht, aber wer konnte es ihm verübeln. Er hatte wahrscheinlich mit der Weasley oder Granger gerechnet.

"Hi, was machst du hier?", fragte er.
"Ich hol nur was ab und du?"
Überrascht musterte er mich. "Du weißt es nicht?"
Ich schüttelte den Kopf, was sollte ich denn bitte wissen, besser gesagt, woher. Mit mir sprach ja niemand.

Madame Pomfrey kam aus ihrem Büro. "Ich habe gesagt Mr. Potter benötigt Ruhe..." Als sie mich sah, verstummte sie.
"Mr. Malfoy? Was tun Sie hier?"

Ich vergrub die Hände in den Taschen meines Umhangs und zog den Kopf zwischen die Schultern.
"Ich wollte meine Medikamente holen."
Madame Pomfrey nickte leicht und verschwand wieder in ihrem Büro.

"Medikamente? Wozu?"
Ich sah mich in dem großen weißen Raum um, doch mein Blick blieb an einer kleinen Dose auf seinem Nachttisch hängen.
"Genau solche, die du jetzt nimmst."

Harry nahm sich die Packung auf die ich gezeigt hatte und betrachtete sie eingehend. "Du kannst auch nicht schlafen?"
Ich schüttelte den Kopf. "Das ist noch eine Untertreibung."

Er erzählte mir von seinen zwei Anfällen und wie er danach reagiert hatte, was er dabei gesehen hatte. Es schien ihm nicht schwer zu fallen, darüber zu reden. Er schien sogar erleichtert.

"Mit Ron und Hermine kann ich nicht darüber sprechen. Sie verstehen es nicht."
"Du gibst dir die Schuld daran?", fragte ich.
Er nickte. Sein Blick lag noch immer auf der Medikamentendose, er war wie in Trance.

"Du dir auch, oder?" Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Gab ich mir die Schuld an all dem hier? Ja schon. Es war zum Teil mein Handeln, was alle hier verletzt hatte und dafür würde ich mir immer die Schuld geben, es war nämlich auch so.

"Wieso hast du mir vergeben? Ich hab so furchtbare Dinge getan."
Bedrückt starrte ich auf den Boden, ich war vielleicht zu Anfang bloß ein verzogenes Kind gewesen, doch je älter ich wurde, so klüger ich wurde, ich wusste, dass es nicht richtig war, was ich tat, doch ich tat es, um andere zu verletzen, mutwillig.

Harry musterte mich. Seine grünen Augen stierten hinter der runden Brille hervor und funkelten im Licht.
"Draco, du hast schlimmes getan, aber du bist kein schlechter Mensch. Ich glaube dir, dass du dein Verhalten ändern möchtest und ich denke, du hast eine zweite Chance verdient. Du hast mir mein Leben gerettet."
"Und du meins", ergänzte ich.

"Dann wären wir quitt", lachte er, wobei ihm die Brille von der Nase rutschte.

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