14. Weissagungen sind scheiße

Percy PoV:

"Beruhigt euch!", brüllte ich und hob beschwichtigend die Hände.
Jason wäre beinahe auf Nico losgestürzt, nur weil dieser behauptet hatte, er wusste die ganze Zeit, dass Leo nicht in der Unterwelt war.

"Er wusste es!", keifte Jason, seine Augen traten hervor und er bleckte die Zähne.
"Jason, beruhige dich", sagte Piper und legte ihre gesamte Kraft in die Stimme. Sofort entspannten sich seine Gesichtszüge und er atmete tief durch.

"Wie meinst du das, Nico?" Annabeth stand auf und ging ein paar Schritte auf ihn zu.
Nicos Blick war gequält, ihm gefiel diese Situation überhaupt nicht.

"Naja, als Sohn des Hades, spüre ich es ja, wenn eine Seele die Unterwelt betritt." ('Oder verlässt', fügte ich in Gedanken dazu.)
"Doch Leos Seele war nicht dort unten, nie, aber er konnte das unmöglich überlebt haben, dachte ich zumindest."

"Was dachtest du dann?", fragte Piper. Sie und Will blieben vollkommen ruhig, während der ganzen Unterhaltung, was für Halbgötter sowieso ein Wunder war, doch in so einer Situation eigentlich gänzlich unmöglich.

"Ich dachte, seine Seele hätte vielleicht auf andere Weise Frieden gefunden, doch ich wollte euch keine falschen Hoffnungen machen. Wenn ich etwas gesagt hätte,..."
"Dann hätten wir nach ihm suchen können!", rief Jason frustriert.

Der arme Kerl war den Tränen nahe.
"Du warst mein Freund, Nico! Wie konntest du mir, nein, IHM das antun?! Wir hätten nach ihm suchen müssen! Er glaubt bestimmt, wir hätten ihn aufgegeben!"

Nun rannen Jason wirklich Tränen über das Gesicht.
Auch Nico wirkte elendig bedrückt. Die zwei hatten sich richtig gut angefreundet auf unserer Mission der 7, doch jetzt...

Piper legte Jason die Hand auf die Schulter.
Will tat es Piper gleich und legte den Arm um Nico, doch dieser schien das weniger beruhigend zu finden, als Jason. Er löste sich wieder und ging auf den Sohn des Jupiter zu.

"Es tut mir leid, aber ich habe wirklich geglaubt er sei tot. Ich wollte nicht, dass ihr euch Hoffnungen macht und dann enttäuscht werdet."
"Das hattest du nicht zu entscheiden."

Piper, geschickt wie immer, schien es an der Zeit zu finden, das Thema zu wechseln. Vermutlich weil auch ihre Augen glitzerten, Leo war ihr bester Freund gewesen.

"Wie lautet die Weissagung denn genau. Das ist jetzt viel wichtiger." Sie schnappte sich das Pergament von Annie und begann zu lesen. Zwischendurch schnappte sie auf und als sie fertig war, spiegelte ihr Gesichtsausdruck meinen Gemütszustand wieder.

Die ehrbaren sieben und all ihre Lieben
Werden sterben, wenn sie sich bekriegen
Die Toten werden wandeln
Außer das Feuer wird handeln
Krieg, Tod und Heilung gehen zu Dritt
Bis die Uhr nicht mehr tickt
Zauberei so wehrlos sie ist
Ist die einzige Waffe gegen die Macht
Doch wenn du den Ursprung vergisst
Bist du nicht der Letzte, der lacht

Am liebsten hätte ich den Göttern diese beschissene Prophezeiung unter die Toga gesteckt, doch ich hatte keine große Lust gegrillt zu werden.
Zeus hatte mich sowieso auf dem Kieker.

"Wer sagt denn, dass mit Feuer Leo gemeint ist?", fragte Piper.
"Niemand, aber spätestens, bei der ersten Zeile wird klar, dass alle sieben dabei sind - dazu gehört auch Leo", antwortete Annabeth.

"Versteht ihr was die mit dem Ursprung meinen?" Nico sah Piper verwirrt über die Schulter.
"Nein, keine Ahnung." Wir alle zuckten mit den Schultern, alle bis auf meine wunderbare Freundin, die natürlich eine Idee hatte.

"Ich könnte mir was darunter vorstellen, aber dem will ich noch genauer nachgehen. Schickt ihr eine Botschaft an Chiron und Frank?"

Ohne eine Antwort abzuwarten, hauchte sie mir einen Kuss auf den Mund und verschwand.
"So viel zu wichtigem Treffen", murmelte Jason und rollte mit den Augen.

"Ich nehme mal an, wir sind uns alle einig. Die Weissagung ist schlecht und wir sollten, wie so oft, etwas dagegen unternehmen, zumindest in sofern, dass das bestmöglichste Ergebnis bei rum kommt." Ich versuchte zuversichtlich zu klingen, doch wir hatten alle in genug Schlachten gekämpft und wussten, das dies immer Opfer mit sich brachte.

Unweigerlich dachte ich an meine erste richtig große Schlacht, gegen Kronos vor dem Empire State Building. Ich dachte an Ethan Nakamura, der gestorben war, weil er sich verlassen gefühlt hatte, dieses Gefühl konnte ich gut nachempfinden.

Je länger ich mein Halbblutdasein lebte, umso wütender wurde ich auf die Götter, auf meinen Dad.
Seit Gaia hatte ich nichts von ihm gehört, nur in meinen Träumen, meinen Alpträumen, gab er mir seinen Segen.

Ich hasste das alles und ich wusste nun, wie Luke, Ethan, all die anderen Halbgötter sich gefühlt hatten. Verlassen, verstoßen.
Ich hatte meine Mum, was brauchte ich einen Kerl im Hawaiihemd, der sich nie blicken ließ, doch von mir forderte seine Kriege zu kämpfen.

"Uns steht ein Krieg bevor, die Zauberei wird weiter schwinden", sagte Will.
"Die Aussichten auf Erfolg sehen klein aus", ergänzte Nico.
"Vermutlich gehen wir alle drauf." Ich hätte optimistischer sein sollen, doch das überließ ich Piper, sie hatte ihre besondere Art mit Worten umzugehen.

"Das sind doch die besten Voraussetzungen für einen weiteren Sieg zur Rettung der Welt!"
Wusste ich's doch. Piper hatte es einfach drauf.

Wir versammelten uns um eins der Waschbecken im Schulklo, der mäuternden Muriel oder so, Ron und Harry hatten mal erwähnt, dass hier nie einer einen Fuß rein setzte.

Durch die Fenster fiel spärliches Licht, ich ließ eins der Waschbecken (so leise wie es eben ging) explodieren und auch wenn er klein war, ein Regenbogen war es trotzdem.

Wir warfen eine Münze hinein, baten Iris uns durchzustellen und keine Sekunde später erschien Chirons Pferdehintern.
"Hey, Chiron!", rief ich und er drehte sich abrupt um die eigene Achse.

"Percy! Schön dich zu sehen!"
"Wir sind auch da", meldete sich Jason zu Wort.
"Sicher. Wie geht es voran?"
"Schleppend", antwortete ich wahrheitsgetreu.

Chiron sprach uns Mut zu, er meinte auf einer Undercover-Aktion würde es eben länger dauern, als wenige Tage oder Wochen.
Er erinnerte mich an seine Zeit als Mr. Brunner, wo er mein Lateinlehrer gewesen war. Dort hatte er auch einige Monate verbracht, genau wie Grover.

Chiron riet uns zu Geduld, doch das war nicht unbedingt meine größte Stärke.
Sein Gesicht verschwand und wir opferten erneut eine goldene Drachme. Diesmal mussten wir mit Reyna und Frank sprechen.

Wir hatten wohl einen ungünstigen Zeitpunkt erwischt, denn Reyna erstarrte mitten in der Bewegung, als sie uns sah.
Ihr schockiertes Gesicht trug nicht dazu bei, dass wir uns willkommen fühlten.

Ich erkannte Frank, der neben ihr stand, er hielt gerade eine ergreifende Rede über einen bevorstehenden Kampf.
Der Titel Prätor stand ihm furchtbar gut.

Reyna hob die Hand, um ihren Kollegen zum schweigen zu bringen und ihn auf uns aufmerksam zu machen.
Ich hörte mehrere Stimmen, die riefen: "Ist das Percy?" "Da ist Jason!" "Was soll das?" "Was ist das?"

Reyna hob die Stimme und blickte stur an uns vorbei zu ihren Kriegern. "Wir vertagen die Sitzung auf Morgen 11:43 Uhr! Ich dulde keine Verspätung!"

"Was macht ihr denn hier?", fragte Frank glücklich. Er strahlte über das ganze Gesicht, als er uns sah.
"Hey Großer", sagte ich, "Wir wollten ein Update zu unserer Mission abgeben und fragen, ob ihr etwas erfahren habt, was uns weiterhelfen kann."

Franks Lächeln verschwand.
"Wir haben eine Drohung erhalten", sagte Reyna.
Eine Drohung?
"Eine Drohung?", fragte Jason.
"Wir sollten uns auf einen Kampf vorbereiten, die Armee bestünde aus dreihundert Kriegern und ebenso vielen Monstern, doch wir wüssten nicht, wer diese veranlasst haben könnte. Dennoch müssen wir gewappnet sein."

Ich spürte wie Reyna unter der ganzen Last nach dem Krieg zu kämpfen hatte und ich hätte ihr so gerne geholfen, doch ich wusste, sie würde keine Hilfe annehmen. Sie war wie Annie.

"Wir haben einen neuen Augur. Er zerstückelt keine Kuscheltiere mehr." Frank versuchte wohl an die positiveren Ereignisse zu denken. Ganz im Gegenteil zu Reyna.

"Sehr gut! Herzlichen Glückwunsch!", rief ich freudig.
Die beiden lächelten halbherzig und musterten uns.

"Bevor ihr euch zur Mission äußert muss ich noch etwas loswerden." Reyna räusperte sich und setzte sich aufrecht.
"Unser Augur hat uns über drei Gestalten informiert, die sich in eure Richtung bewegen - Richtung Schottland."

Ich schluckte kurz. "Und?"
"Einer von ihnen ist ein Faun, er heißt Grover."



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