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ᴢᴡᴇɪ

〖ꜰʀᴇʏᴀ〗

✧ೃ༄*ੈ✩

DIE KUTSCHE KAM MIT EINEM RUCKELN ZUM HALT. Nacheinander stiegen Großmutter, Kenna, Eoin und ich aus. Ich war froh, den steinernen Boden Winterfells unter meinen Füßen zu spüren, denn das bedeutete, dass mit dem Ende der Fahrt auch mein Wiedersehen mit Robb und den anderen näherkam.

Es fiel mir schwer, meine Aufregung zu verbergen, als ich mich mit großen Augen auf dem Hof umsah. Genau so hatte ich Winterfell in Erinnerung, und doch würde mir dieser Anblick immer wieder den Atem rauben. Es war bereits dunkel, aber hier und da erleuchteten einige Fackeln den Ort. Zwischen all den versammelten Leuten versuchte ich, die Starks auszumachen, was nicht schwer war, da sie ganz vorn standen, ordentlich nebeneinander aufgereiht. Eddard und Catelyn begrüßten Großmutter, Sansa und Kenna waren bereits in ein angeregtes Gespräch verwickelt, Eoin umarmte Arya und... war das Bran? Er war ziemlich gewachsen in den letzten Jahren.

Jemand tippte mir auf die Schulter. Ich drehte mich um und lächelte breit, als ich Jon vor mir erkannte. Ihm war es verwehrt gewesen, neben seiner Familie zu stehen, denn er war ein Schnee, kein Stark, obwohl mir das nicht noch egaler sein konnte. Lady Stark allerdings war es alles andere als egal.
Jon sah aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte, nur seine wilden, schwarzen Locken waren länger geworden und er selbst war ebenfalls ein Stück gewachsen.

"Hallo, Freya", lächelte er.

Zur Begrüßung zog ich ihn in eine Umarmung, die er herzlich erwiderte. "Jon! Es ist so schön, dich wiederzusehen!"

"Es ist viel zu lange her", stimmte er zu. Sein Lächeln wurde für einen Moment getrübt, als wir uns von einander lösten. "Es tut mir leid, was mit deinem Vater passiert ist. Ich hatte noch nicht die Möglichkeit, dir das persönlich zu sagen."

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und versuchte, fröhlich zu bleiben. Auf keinen Fall würde ich zulassen, dass die Vergangenheit mir die Gegenwart ruinierte. "Danke", sagte ich höflich.

Jon merkte wohl, dass ich nicht darüber sprechen wollte, und wechselte das Thema. "Kenna hat morgen Geburtstag, nicht wahr?"

Ich schmunzelte bei dem sehnsüchtigen Blick, den er meiner Schwester zuwarf. "Das hat sie."

"Denkst du, sie..." Er unterbrach sich, doch ich wusste, was er sagen wollte. Ermutigend nickte ich ihm zu. "Geh. Sie wird sich freuen, dich zu sehen." Jon zögerte, nickte dann aber und ging in Richtung meiner Schwester. Als sie ihn erblickte, leuchteten ihre Augen auf und sie warf sich, jegliche Etikette sowie die schrägen Blicke der Erwachsenen ignorierend, in seine Arme. "Jon!" Seine Wangen wurden rot, doch er lachte glücklich und begann sofort eine Unterhaltung mit ihr.

Da ich die beiden konzentriert beobachtete, bemerkte ich die Schritte nicht, die sich mir von der Seite näherten.

"Du bist noch schöner geworden, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe", sagte Robb, seine vertraute, beruhigende Stimme ließ mein Herz einen Schlag aussetzen, nur, um dann in doppelter Geschwindigkeit gegen meinen Brustkorb zu schlagen. "Und ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist", fügte er hinzu.

Breit lächelnd lief ich ihm entgegen. Er breitete die Arme aus, zog mich an sich und wirbelte mich einmal herum, worauf ich mich überrascht an ihm festklammerte, doch ein frohes Lachen entkam mir dabei.

Sanft setzte er mich wieder auf dem Boden ab, allerdings ließ er seine Hände an meiner Hüfte ruhen. Seine Berührungen wurden mir mit einem Mal deutlich bewusst, und ich spürte seinen warmen Atem an meiner Wange. Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus, aber es war ein schönes Gefühl, kein unangenehmes.

Nur widerwillig löste ich mich von Robb, aber ich wollte ihn endlich wieder richtig ansehen können, nach all der Zeit. Auch Robb hatte sich verändert. Er war größer geworden, seine Schultern breiter, und sein Gesicht wurde inzwischen von einem schwarzen Bart umrahmt. Aber sein Lächeln löste noch dasselbe kribbelnde Gefühl in mir aus wie früher und seine blauen Augen waren noch genauso schön.

"Hallo, Robb", hauchte ich und lächelte.

"Bleib bloß nicht nochmal so lange weg", sagte er halb scherzend, halb im Ernst, und betrachtete mich mit zärtlichem Blick. "Ohne dich war es in Winterfell einfach nicht dasselbe."

Ich seufzte. "Es tut mir leid. Es war alles einfach sehr schwierig seit... naja, du weißt schon."

Verständnis und Reue veränderten seinen Gesichtsausdruck. "Du musst dich nicht entschuldigen", sagte er schnell. "Das war nicht als Vorwurf gemeint. Ich weiß, dass die Sache mit deinem Vater schwer für dich war, und es tut mir leid, dass du da durch musstest."

Ich zuckte mit den Schultern und versuchte mich an einem Lächeln. "Immerhin war ich nicht ganz allein", sagte ich mit Blick auf meine Geschwister. Robb nickte, als wäre er erleichtert darüber.

Meine Kinnlade klappte zu Boden, als ich Catelyn mit einem kleinen Jungen auf uns zukommen sah. "Ist das - "

"Rickon", bestätigte Robb stolz.

"Du bist aber groß geworden", begrüßte ich Robbs jüngsten Bruder freundlich, als er mit seiner Mutter vor uns zum Stehen kam. Ich kniete mich hin, um mit Rickon auf Augenhöhe zu sein. "Wahrscheinlich erinnerst du dich kaum an mich. Ich bin Freya." Ich hielt ihm meine Hand hin. Unsicher sah er Catelyn an, welche ihm ermutigend zunickte. Daraufhin schüttelte er meine Hand mit seiner wesentlich kleineren und lächelte schüchtern. "Ich bin Rickon", stellte er sich vor.

"Ich weiß", lächelte ich weiterhin.

"Freya und ihre Geschwister sind gute Freunde der Familie, Rickon", erklärte Robb, ohne seinen Blick von mir zu nehmen.

Ich wechselte ein paar Worte mit Catelyn, bevor sie Robb anwies, meine Großmutter zu begrüßen. Bedauernd verabschiedete er sich von mir und ging dann seiner Mutter nach. Als sie unsere Verwandten erreichten, stellte ich zähneknirschend fest, dass Catelyn Jon Schnee nach all den Jahren noch immer wie einen Schwerverbrecher behandelte. Dabei war es nicht Jons Schuld gewesen, dass Ned Catelyn betrogen und mit einer anderen Frau ein Kind gezeugt hatte, obwohl ich zugeben musste, dass mich eine solche Tat bei Eddard Stark mehr überraschte als bei den meisten. Doch da dies schon einige Zeit vor meiner Geburt passiert war, blieb mir wohl nichts anderes übrig, als die Geschichten zu glauben. Scheinbar konnte selbst ein Mensch, von dem man meinte, ihn besser zu kennen als sonst wer, jemanden überraschen... Lady Stark musste das am eigenen Leib erfahren.

Ich kam nicht umhin, mich zu fragen, ob Robb zu so etwas fähig wäre. Mit anderen Frauen das Bett zu teilen, nachdem er schon verheiratet war. Zwar schien er nicht zu dieser Art Mann zu gehören, aber wie bereits gesagt, tat Ned das auch nicht.

Entschlossen richtete ich mich auf. Ich war hier, um meine Freunde zu besuchen, nicht, um über sie zu urteilen. Ned hatte Lady Stark damals noch kaum gekannt, und soweit ich weiß, war so etwas danach nie wieder geschehen... Wer war ich schon, um über einen Mann, der ansonsten stets Ehre und Tapferkeit bewiesen hatte und immer für meine Familie da gewesen war, zu urteilen? Eigene Gedanken und Meinungen zu haben, ist aber nicht verboten, rief ich mir in Erinnerung. Natürlich würde ich Eddard seine Tat nie vorhalten. Nur wäre es mir lieber, Catelyn würde ihn dafür zur Rechenschaft ziehen, statt Jon immer wieder daran zu erinnern, dass er für sie nichts weiter als ein Bastard ist. Ein Fehler, den sie am liebsten beseitigen würde.

Mit einem ermutigenden Lächeln in Jons Richtung, nachdem ich seinen Blick aufgefangen hatte, schob ich meine düsteren Gedanken beiseite. Ich wollte mich gerade an Ned, Arya, Bran und Sansa wenden, da blieb mein Blick an Theon Graufreud hängen. Er stand mit vor der Brust verschränkten Armen in meiner Nähe und grinste mich an, als hätte er mich schon eine Weile beobachtet und darauf gewartet, dass ich ihn bemerkte.

Erst zögerte ich, entschied dann jedoch, zu ihm zu gehen. Wenn ich ganz ehrlich war, hatte ich sogar ihn ein wenig vermisst.

Ich erinnerte mich an unsere erste Begegnung, als wäre es gestern gewesen. Vater hatte Ned Stark während Balon Graufreuds Rebellion unterstützt und wenige Wochen danach waren wir wieder einmal in Winterfell zu Besuch gewesen. Während der Rebellion hatten wir Vater nicht zu Gesicht bekommen.

Ich wusste noch, dass Robb, Jon und ich auf einer Wiese standen und die beiden Jungen sich im Bogenschießen duellierten, während ich interessiert zusah. Theon war damals noch nicht lange Neds Mündel gewesen. Er stand einige Meter entfernt allein da und musterte uns verhalten. Als er bemerkte, dass ich ihn beobachtete, verhärteten sich seine Gesichtszüge augenblicklich. Seine Unsicherheiten hinter einer arroganten Miene zu verstecken, war in seinen Augen schon immer ein gutes Mittel, um Stärke zu demonstrieren, dachte ich nun und unterdrückte ein Seufzen. Damals war ich zu ihm gegangen und hatte gefragt, ob er uns nicht Gesellschaft leisten wollte, aber Theon meinte nur, dass er, ein Graufreud und Eisenmann, seine Zeit nicht mit feindlichen Starks und heuchlerischen Sionnachs verschwenden würde.

Ich durchschaute, dass er nur so abweisend war, weil er sich hier fremd und allein fühlte - immerhin war er ein Gefangener - und uns wahrscheinlich nicht traute. Daher ließ ich mir von seinem abweisenden Verhalten nicht die Laune verderben. "Wenn du deine Meinung änderst, weißt du ja, wo wir sind", hatte ich gelächelt und war zu Robb und Jon zurückgekehrt, um sie zu bitten, mir den Umgang mit dem Bogen zu erklären. Wenig später traf ein Pfeil genau in die Mitte der Zielscheibe. Theon hatte ihn abgeschossen. Er trat neben uns und sah uns der Reihe nach an. "Wenn du das lernen willst, kleiner Fuchs, dann ja wohl von jemandem, der weiß, was er tut", sagte er, ein hochnäsiges Grinsen auf den Lippen.

Robb hatte geschnaubt. "Du denkst also, du seist besser als wir, Graufreud?"

"Ich weiß es sogar, Stark."

Daraus hatte sich ein Wettkampf zwischen den beiden entwickelt, der sie einander auf gewisse Art näherbrachte, immerhin waren sie inzwischen gute Freunde. Letzten Endes war es Jon gewesen, der mir zeigte, wie man einen Bogen hielt und benutzte, während Theon und Robb auf ihren Wetteifer konzentriert waren. Wir verbrachten den restlichen Tag zu viert und von da an hatte ich Theon nicht ein einziges Mal schüchtern erlebt.

Heute, einige Jahre später, stand ich vor ihm, unschlüssig, wie ich ihn begrüßen sollte. Unsere Beziehung war schwer zu beschreiben; wir hassten einander nicht wirklich, aber als Freunde konnte man uns genauso wenig bezeichnen. Außerdem hatten wir seit Jahren keinen Kontakt.

Er nahm es mir zum Glück ab, als Erster zu sprechen. "Was, keine Umarmung für mich?" Neckend hob er die Brauen. "Sag bloß, du hast mich nicht vermisst, kleiner Fuchs."

Bei seinem Spitznamen für mich schnalzte ich gereizt mit der Zunge. Er war schon immer ein gutes Stück größer gewesen als ich, und das erwähnte er, wann immer sich die Gelegenheit bot. Meine Größe hatte mich nie gestört... Bis Theon anfing, darauf herumzureiten. "Das hättest du wohl gern, Graufreud."

Er zuckte mit den Schultern, tat, als wäre ihm vollkommen egal, was ich dachte. Ich verdrehte die Augen und zog ihn in eine Umarmung. "Sei nicht so ein Idiot, Theon."

Erst verkrampfte er sich, gab dann aber nach und legte seine Arme ein wenig unbeholfen um meinen Rücken. "So, das reicht dann auch wieder", brummte er nach wenigen Sekunden und schob mich weg.

"Tu nicht so, als könntest du mich nicht ausstehen."

Er erwiderte mein Grinsen und wuschelte mir durchs Haar, wie er es gemacht hatte, als wir Kinder waren. "Tu nicht so, als wäre das neu für dich."

"Warum musst du immer alles kaputtmachen?"

"Warum musst du immer so... nett sein?"

Irritiert blinzelte ich ihn an. "Warum sollte ich nicht - Ach, vergiss es." Damit wandte ich mich ab. Womöglich wäre es doch besser gewesen, ihm vorerst aus dem Weg zu gehen.

Sobald alle einander begrüßt hatten, baten die Starks uns hinein. Ihre Diener halfen unseren, unser Gepäck auf die Zimmer zu bringen, welche wir die nächste Zeit bewohnen würden. Derweil versammelten sich unsere beiden Häuser im Speisesaal an der großen Tafel, die überfüllt war mit verschiedenen Gerichten und Getränken.

Ich saß zwischen Robb und Arya, während Theon sich auf Robbs anderer Seite niederließ. Uns gegenüber saßen der Reihe nach Eoin, Sansa, Kenna, Jon und Bran. Lord Stark nahm den Platz am Kopf des Tisches ein, Catelyn saß mit Rickon zu seiner Linken auf unserer Bank und Großmutter Eleanor ihr gegenüber.

Der Raum war mit mir vertrauten Stimmen und Gelächter erfüllt und zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich wie zu Hause, obwohl ich weit weg vom Roten Wald war. Winterfell hat mir gefehlt, bemerkte ich, während Bran, Eoin und Arya eine Diskussion darüber anfingen, wer von ihnen der beste Kämpfer war. Ein Teil von mir wird immer hier her gehören... Am liebsten würde ich nie wieder fortgehen.

"Alles in Ordnung?" Robb beugte sich zu mir rüber und betrachtete mich prüfend.

"Ja, alles bestens", beruhigte ich ihn. Robb sah mich weiter an als Zeichen, dass er mir nicht glaubte und ich endlich mit der Sprache rausrücken sollte. Seufzend gab ich nach. "Ich habe nur gerade an unsere Abreise gedacht."

Robb runzelte die Stirn. "Lady Bartholy sagte, ihr würdet mindestens eine Woche bleiben. Euer Besuch hat gerade erst angefangen, Freya."

"Ich weiß", erwiderte ich. "Aber ich würde am liebsten für immer hier sitzen, mit euch reden und nicht daran denken, was mich erwartet, wenn wir wieder Zuhause sind." Wenn ich mal nicht mit Lernen oder dergleichen beschäftigt war, lief ich allein durch unsere große, leere, einsame Burg, las etwas in der Bibliothek oder ritt aus. Manchmal kam Kenna mit und die gemeinsamen Ausritte waren immer sehr schön, Eoin jedoch hatte zwischen seinem Unterricht, Schwertkampftraining und dergleichen nur selten Zeit. Er musste viel zu jung erwachsen werden...

Hier auf Winterfell konnten meine Familie und ich endlich den alltäglichen Stress vergessen, hatten Zeit für einander und uns selbst und waren in Gesellschaft unserer Freunde, die wie eine zweite Familie für uns waren. Warum sollte ich je wieder in den Roten Wald zurückkehren wollen, wenn ich wusste, dass ich hier wesentlich glücklicher war? Aber mir war auch bewusst, dass ich Pflichten hatte und man Erwartungen an mich stellte, die ich erfüllen musste.

Robb schien meine Gedanken zu lesen. Er legte seine Hand auf meinen Rücken und ich spürte sofort, wie jegliche Anspannung von mir abfiel. "Versuch, nicht zu sehr an den Tag eurer Abreise zu denken und dich stattdessen auf deinen Aufenthalt hier zu konzentrieren. Wir können nachholen, was wir die vergangenen Jahre versäumt haben, und ich verspreche dir, wir werden diese Zeit zusammen genießen."

"Du hast recht", lächelte ich, spürte, wie mein Bauch zu kribbeln begann bei dem Gedanken daran, eine ganze Woche an Robbs Seite zu sein.

Robb erwiderte mein Lächeln. "Aber wenn du dann wieder Zuhause bist", sagte er, ehe er sich wieder seinem Essen zuwandte, "schick einen Raben, ja?"

Ich meinte, einen nervösen Unterton bei ihm herauszuhören, schenkte dem aber nicht allzu viel Beachtung. "Natürlich", versprach ich.

"Hast du während eures Besuchs auch Zeit für uns oder bist du nur hier, um meinem Bruder schöne Augen zu machen?", fragte Arya neben mir so laut, dass die anderen es hörten und grinsend zu uns rüber sahen. Sansa flüsterte Kenna etwas zu, worauf die Augen meiner großen Schwester sich weiteten. Ich ahnte, worüber sie sprachen.

Diesmal lief ich definitiv rot an, während Robb sich bei Aryas Worten an seinem Wein verschluckte. "Ich mache deinem Bruder keine schönen Augen", versuchte ich, mich rauszureden. "Ich freue mich nur, ihn wiederzusehen, das ist alles."

"Ja, klar", brummte Theon und verdrehte die Augen. Robb trat ihm unter dem Tisch gegen sein Bein.

"Aha", machte Arya wenig überzeugt.

Kenna und Sansa kicherten leise. Böse funkelte ich sie an.

"Freust du dich nicht auch, mich wiederzusehen? Oder Jon? Und - "

"Ich freue mich, euch alle wiederzusehen", versprach ich Arya. Das war nicht einmal gelogen, nur freute ich mich über Robb eben am meisten. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich die vielsagenden, amüsierten Blicke, die Großmutter mit Lord und Lady Stark tauschte. Erdboden, öffne dich!, flehte ich stumm.

Arya lächelte breit. "Toll! Dann lass uns morgen etwas zusammen unternehmen. Mit Sansa macht nichts Spaß."

"Hey!", entrüstete Sansa sich. "Du bist die, die keinen Spaß versteht, Arya. Aber gut, dann verbringe ich eben etwas Zeit mit Kenna." Fragend sah sie meine Schwester an.

Diese nickte sofort. "Gern. Aber ich würde an meinem Geburtstag gern in Gesellschaft von euch allen sein, wenn ihr nichts dagegen habt. Und ja, dich einbezogen, Theon", fügte sie schmunzelnd hinzu, als Theon den Mund öffnete. Er seufzte tief, als würde ihn Kennas Bitte stören, doch wir alle wussten, dass dem nicht so war. Egal, wie unhöflich er zu anderen Mädchen war, inklusive mir - Kenna begegnete er immer mit Respekt. Das hatte sie so an sich. Die Leute liebten sie, das war schon seit jeher so. Weshalb auch nicht? Sie war klug, wunderschön und freundlich, außerdem die älteste Tochter eines Lords aus einem angesehenen Haus. Dass sogar Theon Graufreud ihr eine Sonderbehandlung gab, überraschte mich inzwischen nicht mehr.

Sansas und Aryas Augen weiteten sich, als hätten sie den Geburtstag meiner Schwester für einen Moment vollkommen vergessen.

Lady Catelyn ergriff das Wort. "Ganz im Gegenteil, meine Liebe, so hatten wir das eigentlich auch geplant. Es wird ein großes Buffet geben und auch die ein oder anderen Geschenke."

Kenna wurde rot. "Das hättet ihr nicht tun müssen, wirklich."

"Wir wollten es aber gern", sagte nun Ned und lächelte leicht. "Ich schulde es deinem Vater... Davon abgesehen wäre es uns eine Freude."

"Na gut", gab Kenna nach, konnte nicht verhindern, dass ihre Augen vor Vorfreude glänzten. "Ich bin gespannt."

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