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Nachdem ich Akela im Stall versorgt habe, führt Lindir mich zu einem Zimmer, in das ich mich während unseres Aufenthalts zurückziehen kann. Außerdem hat Elrond mir Klamotten zur Verfügung gestellt. Leider keine praktischen Sachen, sondern lange, elbische Kleider, aber immerhin komme ich mal aus meinen dreckigen, verschwitzten Sachen raus.
Ich suche mir eines der Kleider aus und gehe damit ins Badezimmer, das sich direkt neben meinem Schlafsaal befindet. Innerhalb einer halben Stunde wasche ich mich, trockne und kämme meine Haare und ziehe das Kleid an. Es ist größtenteils weiß, verläuft aber vom Oberschenkel abwärts in ein tiefes schwarz. Ein weißes Band, das vorne mit einer Schnalle befestigt wurde, schmiegt sich um meine Taille, und sowohl die schulterfreien Ärmel, als auch das Dekolleté (AN//mein Wörterbuch sagt man schreibt das so, ich dachte, man schreibt's "Dekolltée"?) sind mit silbernen Stickereien verziert. Ich sehe an mir runter und runzle die Stirn. Ob mir das steht? Hier muss doch irgendwo ein Spiegel sein... Aber im Bad ist keiner.
Ich gehe zurück ins Schlafzimmer und finde einen elegant verzierten Wandspiegel in der Nähe des großen Himmelbettes vor. "Man, dieses Zimmer ist zu luxuriös, um wahr zu sein", murmle ich mit gerümpfter Nase und stelle mich vor den Spiegel. Ich betrachte mich von allen Seiten. Zwar sehe ich nicht schlecht, aber sehr ungewohnt aus. Mir schaut praktisch eine komplett neue Frau entgegen. Ich glaube, das letzte Mal, als ich ein Kleid trug, war ich sieben Jahre alt...
Mein Blick bleibt an meinen Haaren hängen. Sie liegen offen und glatt auf meinen Schultern. Wenn ich mich schon wie eine Elbin anziehen muss, dann wenigstens richtig. Ich laufe zu der großen weißen Kommode neben dem Kleiderschrank und ziehe einige Schubladen auf. Eine Menge Schmuck ist darin zu finden. Ich entscheide mich schließlich für etwas, von dem ich denke, dass es für die Haare gedacht ist; es besteht aus mehreren zusammengefügten, silbernen Ketten, die mit metallenen Schmetterlingen verziert sind. Ich versuche, es in meinem Haar zu befestigen, schaffe es aber nicht. Fluchend will ich es wieder rauszunehmen, aber es hat sich verfangen. "Na toll..."
Es klopft an der Tür.
"Ja?", rufe ich gereizt, kurz darauf steckt Lindir den Kopf herein. "Das Essen ist fertig." Als er sieht, wie ich mit dem Haarschmuck zu kämpfen habe, schmunzelt er. "Kann ich Euch helfen?" Ich will schon ablehnen, befürchte aber, mir dann büschelweise das Haar vom Kopf zu reißen, darum nicke ich. Lindir kommt zu mir und entfernt die silbernen Ketten vorsichtig aus meinem inzwischen verknotetem Haar. Nach ein paar Minuten ist er fertig. "Danke", sage ich erleichtert und greife nach der Bürste, um mein Haar zu bändigen.
"Soll ich Euch zeigen, wie man es anzieht?", bietet Lindir an, wartet keine Antwort ab, die womöglich aus einer Verneinung bestehen würde, und hilft mir, den Schmuck in meinem Haar zu befestigen - und das in nicht mal zwei Minuten. "Fertig." Er lächelt und verschränkt die Hände hinterm Rücken.
"Danke." Ich versuche mich ebenfalls an einem Lächeln. Ich setze mich aufs Bett und ziehe die flachen Schuhe an, die mir zur Verfügung gestellt wurden, dann folge ich Lindir nach draußen und eine der steinernen Treppen nach unten in den Hof, in dem wir essen.
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Genau wie Fili, sind auch die anderen Zwerge nicht sehr angetan von dem Essen, das ihnen serviert wird. Es besteht ausschließlich aus Salat und Gemüse.
"Wo ist das Fleisch?" Bestürzt wühlt Dwalin in einer der Schüsseln herum. Er wird nichts finden; es gibt kein Fleisch.
Schritte nähern sich und Fili hebt den Kopf. Enttäuscht stellt er fest, dass es bloß Gandalf, Elrond und Thorin sind, die sich an einem Tisch wenige Meter von ihnen entfernt niederlassen, um zu besprechen, ob Elrond bei dem Vorhaben der Zwerge helfen kann.
"Beruhige dich, sie wird schon kommen."
Bei den Worten seines jüngeren Bruders zieht Fili die Augenbrauen zusammen. "Was? Wen meinst du?"
"Stell dich nicht dümmer, als du aussieht", grinst Kili. "Ich rede von Rina."
"Was soll mit ihr sein?"
"Na, du magst sie doch, oder etwa nicht?"
Fili schnaubt belustigt. "Wieso denkst du das? Immerhin starre ich sie nicht so an wie du die Elbin da drüben."
Kilis Grinsen verblasst. "Was redest du da? Ich mag Elbenmädchen überhaupt nicht. Zu dünn. Die hohen Wangenknochen, die seidene haut... Zu wenig Gesichtsbehaarung finde ich. Allerdings..." Kili nickt in Richtung des Elben hinter ihm. "Die da ist nicht übel."
Bofur und Fili sehen einander an und schmunzeln. Dwalin beugt sich vor und sagt, ohne eine Miene zu verziehen: "Das ist kein Elbenmädchen."
Kili reißt die Augen auf, während die anderen Zwerge bloß lachen. Beschämt beißt Kili sich auf die Zunge. "Sehr witzig..."
Fili hört auf, zu lachen, als er sieht, dass Lindir den Hof betritt. Rina läuft an seiner Seite. Sie trägt ein langes, elegantes Kleid und silbernen Kopfschmuck. Der Kratzer an ihrer Schläfe wurde versorgt (vermutlich von ihr selbst) und mit Schminke überdeckt, sodass man ihn kaum noch sehen kann. Ihre Lippen ziert ein sattes Rosa.
Beinahe hätte Fili sie nicht erkannt ohne ihre schwarze Lederhose, die dreckige, weiße Bluse und ihre vielen Waffen, aber besonders eines ist anders an ihr. Ihr Lächeln. Sie lächelt, als sie den Blick über die Zwerge schweifen lässt und als er an Fili hängenbleibt, winkt sie sogar kurz.
Unterbewusst hebt er zum Gruß die Hand. "Was haben die mit ihr gemacht?", murmelt er Kili zu, der Rina genauso erstaunt anstarrt. "Keine Ahnung", murmelt der jüngere Bruder gespielt ernst. "Vielleicht ist das gar nicht Rina, sondern ein netterer und genauso schöner Zwilling, von dem wir bisher nichts wussten?"
Fili funkelt Kili böse an, dieser zwinkert nur. "Reg dich ab. Und sag nichts Dummes, wenn sie hier ist."
"Warte, was?"
"Hey." Rina steht plötzlich neben ihnen. Fili schluckt, starrt sie überrumpelt an und sagt: "B-Brot..."
"Bei Durin..." Kili klatscht sich die Hand gegen die Stirn, die anderen Zwerge tauschen belustigte Blicke.
"Ähm... Was?" Schmunzelnd hebt Rina ihre Augenbrauen.
"Brot...", wiederholt Fili mit roten Wangen und räuspert sich. Hektisch greift er nach einer Schale mit Brotscheiben darin. "Willst du?"
"Oh", macht Rina und nickt. "Klar." Bofur und Fili rutschen ein Stück auseinander, damit noch ein Stuhl für Rina am Tisch Platz findet. Die junge Frau setzt sich und beäugt das Essen vor sich mit Misstrauen.
"Gibt's kein Fleisch?"
"Nein", schnaubt Dwalin, worauf Rina enttäuscht die Schultern hängen lässt und einen Schmollmund zieht. Sie späht zu den Elben, die mit Harfen, Flöten und anderen Instrumenten Klänge erzeugen, die wohl Musik sein sollen... oder so. "Sind die immer so deprimiert?", murmelt Rina, wohl wissend, dass die Elben sie dank ihres guten Gehörs verstehen.
Sie beachtet die beleidigten Blicke nicht, sondern sieht Thorin nach, der an ihr vorbeigeht und den Hof verlässt. "Seht ihr?", sagt sie dann zu den Zwergen. "Sogar Eichenschild macht die Fliege."
"Die junge Dame hat recht." Bofur klatscht in die Hände. "Rina, ich glaube, da hilft nur eins." Entschlossen steht er auf, stellt sich auf den Tisch und fängt an, zu singen. "Al-ter Krug, alter Krug, in dem alten Steinkrug, in dem Gasthaus gleich am Hang, da brauen sie ein Bier..."
Elrond und die anderen Elben sehen die Zwerge irritiert an, während Gandalf so aussieht, als würde er am liebsten jeden einzelnen von ihnen an den Ohren wegschleifen.
Rina kennt das Lied scheinbar nicht und kann, anders als die Zwerge, nicht mitsingen, findet die Situation aber mindestens genauso amüsant. Als ein umherfliegendes Salatblatt sich in ihren Haaren verfängt, das Nori geworfen hat, wird sie - entgegen Filis Erwartungen - nicht wütend, sondern grinst schelmisch und schnappt sich ein Brötchen, das sie nach dem jungen Zwerg wirft. So entsteht, während Bofur singt, eine Essensschlacht.
"Nehmt das, ihr Spießer!", lacht Rina und wirft Salat auf einen braunhaarigen Elben (den, den Kili vorhin mit einem Mädchen verwechselte). Der Elb duckt sich weg und funkelt Rina empört an, welche aber nicht darauf achtet.
Dwalin lacht laut los. "Ich hab von Anfang an gesagt, ich mag die Kleine!"
Rina hebt eine Braue, sagt aber nichts. Das hat sie etwas anders in Erinnerung...
Erstaunt, aber lächelnd, beobachtet Fili das Mädchen neben sich. Sie wirkt so anders... Fröhlich. Er weiß nicht, wieso sie plötzlich so gut drauf ist, aber er mag es. Es ist schön, sie lächeln zu sehen.
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Am Abend liege ich nachdenklich in meinem Bett. Ich fange tatsächlich an, diesen Haufen stinkender, griesgrämiger Sturköpfe zu mögen. (Ich rede von den Zwergen, falls das nicht klar war.) Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht wie heute, geschweige denn meine Probleme für so lange Zeit aus meinen Gedanken verdrängt. Jetzt, wo ich allein bin, kommt allerdings alles wieder zurück, bringt meinen Schädel zum Brummen.
Ich schlucke. Der bleiche Ork muss inzwischen herausgefunden haben, dass ich den Zwergen heute geholfen habe. Ich sollte mir eine gute Erklärung einfallen lassen. Azog? Es dauert eine Weile, bis er antwortet.
Du hast ihnen zur Flucht verholfen. Azog ist unverkennbar wütend, sehr wütend.
Ich überlege, ihm von meinem Plan zu erzählen, Thorins Rückeroberung des Erebors zu verhindern, entscheide mich aber dagegen. Aus irgendeinem Grund will ich nicht, dass Azog von dem Berg erfährt. Darum denke ich: Es war nicht der richtige Moment! Und hätte ich ihnen nicht geholfen, wären sie mir auf die Schliche gekommen. Ich hatte keine andere Wahl.
Ich will keine Ausreden!
Ich zucke ungewollt zusammen. Azog ist zwar nicht hier, doch er ist irgendwo da draußen. Sollte er mich finden, wird er mich bestrafen, das weiß ich. Ich darf keine Angst davor haben, denke ich, ohne, dass Azog es hören kann. Ich habe das Richtige getan.
Der bleiche Ork fährt fort. Auf die Köpfe der Zwerge ist ein Preis ausgesetzt... Mein Herz setzt einen Schlag aus, als er meint: Und da du dich für sie entschieden hast, gilt dasselbe für dich.
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(Stellt euch vor, Rinas Haare und der Umhang verdecken ihre Rune.) Wie hat euch der P.o.V. - Wechsel gefallen?
K: Sag nichts dummes!
R: Hey!
F: B... Brot...
Haha... Ähem. Anyway: See you in the next chapter (das ich hoffentlich heute noch posten kann) xx
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