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Während die Zwerge über Bilbos Vorräte herfallen und alles auf den Tisch befördern, stehe ich an die Wand gelehnt da und beobachte weiterhin das Geschehen.

Der Hobbit ist offensichtlich überfordert und am Ende seiner Nerven ("Das ist mein Wein, ich muss doch sehr bitten!", "Stellt das wieder hin. Stellt das wieder hin!") und beinahe könnte man Mitleid mit ihm haben - wäre es nicht so unglaublich amüsant anzusehen.

"Ein Ideechen übertrieben, oder? Habt Ihr ein Käsemesser?" Bilbo sieht einem recht breiten Zwerg hinterher, der mehrere Käseblöcke zum Tisch bringt.

"Käsemsser?" Ein Zwerg mit einer ziemlich albernen Fellmütze läuft an Bilbo vorbei. "Er isst ihn im Ganzen."

Mein Blick schweift zu Gandalf rüber, der mit einigen Zwergen den Tisch deckt. Einer von ihnen hält Gandalf eine Teekanne entgegen. "Dürfte ich Euch zu einem Tässchen Kamillentee verführen?"

"Oh, nein, danke, Dori. Ein Gläschen Rotwein würde ich vorziehen."

Der Zwerg nickt und verschwindet, Gandalf stellt sich in den Flur (nicht, ohne gegen den Kronleuchter an der Decke zu stoßen) und zählt die Anwesenden durch. "Fili, Kili... Oin, Gloin... Dwalin, Balin, Bifur, Bofur, Bombur... Dori, Nori, Ori..."

Er dreht sich um sich selbst, bis sein Blick an mir hängebleibt. "Kathrina..." Er sieht sich weiter um, ignoriert, dass ich die Nase rümpfe beim Klang meines ganzen Namens.

"Ein Zwerg fehlt uns offensichtlich noch", stellt der Zauberer fest.

"Er verspätet sich nur", behauptet Dwalin, der, einen Bierkrug in der Hand, ebenfalls an einer Wand lehnt. "Er wanderte gen Norden zu einem Treffen unserer Sippe. Er wird schon kommen."

Ich stoße mich von der Wand ab und gehe auf Gandalf zu, weiche dabei den geschäftigen Zwergen aus. "Gandalf."

Der Zauberer dreht sich zu mir um. "Hm?"

"Ihr habt mir noch gar nicht gesagt, was genau nun geschehen soll", merke ich an. "Wir können immerhin nicht auf gut Glück losreisen, wir brauchen einen Plan."

"Moment mal, habt Ihr etwa vor, das Weib mitzunehmen?" Dwalin mischt sich in das Gespräch ein, ehe Gandalf etwas erwidern kann.

"Dieses Weib kann besser kämpfen als die meisten von euch", gifte ich zurück. "Ihr könnt jemanden wie mich gut gebrauchen, also seit lieber dankbar."

Kili, der gerade mit seinem Bruder Fili an uns vorbeiläuft, sagt: "Ihr solltet sie nicht unterschätzen, Herr Dwalin. Sie scheint mir tatsächlich wie jemand, der sich zu verteidigen weiß." Offensichtlich hat er noch ziemlich lebhaft vor Augen, wie ich ihn vorhin begrüßt habe.

Dwalin grummelt etwas vor sich hin, sagt dann: "Dein Onkel wird entscheiden, was mit ihr passiert, Kili." Damit wendet er sich ab und setzt sich an den Tisch.

Schnaubend schlage ich die andere Richtung ein, lasse mich auf einen Sessel im Wohnzimmer sinken und sehe gedankenverloren aus dem Fenster hinaus. Ich kann die lauten Gespräche und das Gelächter der Zwerge hören, die sich am Tisch gegenseitig mit Essen bewerfen.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass jemand neben mir stehen bleibt. Ich blicke auf und schaue in Filis Gesicht. Der blonde Zwerg hält mehrere Bierkrüge in den Händen und sieht mich fragend an. "Was ist los mit Euch? Wollt Ihr nicht auch etwas essen?"

"Nein, danke", gebe ich schnippisch zurück, sehe wieder aus dem Fenster.

Fili seufzt lautlos. "Was Dwalin vorhin gesagt hat, dürft Ihr Euch nicht zu Herzen nehmen. Er-"

"Tu ich nicht", unterbreche ich ihn monoton.

"Okay...", macht Fili langgezogen. "Wie auch immer, wenn Ihr Eure Meinung ändert... Es ist sicher noch ein Platz für Euch am Tisch."

Ich antworte nicht und bin froh, als Fili nach ein paar Sekunden endlich geht. Wie kann man nur so... nett sein, und das auch noch zu jemandem, den man kaum kennt? Mir wäre es sowas von egal, würde einer der Zwerge am Tisch fehlen.

Nach einer Weile entscheide ich mich dann doch, zu den anderen zu gehen. Wenn ich schon die Möglichkeit habe, Essen zu bekommen, ohne es vorher stehlen oder gar bezahlen zu müssen, sollte ich diese Chance auch nutzen.

Doch als ich neben dem Tisch stehe, ist kaum noch etwas übrig und die Zwerge laufen schon wieder geschäftig im Haus herum. "Toll", brumme ich, setze mich auf einen Stuhl und schiebe mir eine Tomate in den Mund. Ich lasse den Blick über den Tisch schweifen in der Hoffnung, ein Bier oder etwas dergleichen zu entdecken, doch nichts. Die Zwerge haben alles aufgegessen und leergetrunken.

Jemand räuspert sich.

Ich drehe den Kopf, hinter mir steht Fili. Er grinst und hält mir einen Bierkrug hin.

Ich hebe eine Braue, beschwere mich aber nicht und nehme den Krug entgegen, trinke einige Schlucke. Als ich ihn wieder absetze, steht Fili immer noch neben mir. "Was?", blaffe ich.

Filis Lächeln schwindet und er zuckt mit den Schultern. "Ihr seid wohl nicht sonderlich gesprächig, was?"

"Wieso solltet Ihr Euch mit mir unterhalten wollen? Ihr kennt mich doch gar nicht", brumme ich, trinke noch einen Schluck.

"Das eine hat mit dem anderen doch nichts zu tun."

Gereizt stelle ich den Krug, fester als beabsichtigt, auf dem Tisch ab. "Versteht Ihr es nicht?", keife ich. "Ich will mich nicht mit Euch unterhalten!" Ich ignoriere Filis irritierten Blick, bis er schließlich zu den anderen Zwergen geht.

Einer von ihnen wendet sich gerade an den völlig verzweifelten Hobbit und fragt, was er mit seinem Teller machen soll.

"Schon gut, Ori, gib ihn mir." Mit einer schnellen Bewegung nimmt Fili den Teller an sich und wirft ihn quer durch den Flur, an dessen anderem Ende Kili steht und den Teller auffängt. Er wirft ihn in die Küche, wo ein anderer Zwerg ihn zu spülen beginnt. So geht das mit den nächsten Sachen weiter.

Neugierig stehe ich, den Bierkrug in der Hand, auf und lehne mich an den Türrahmen zwischen Esszimmer und Flur. Obwohl Bilbo lautstark protestiert, befördern die Zwerge weiter fleißig das Geschirr auf diese riskante Art zum Spülbecken. Die Zwerge, die an einem der Tische sitzen, beginnen, einen Rhythmus vorzugeben, indem sie Besteck aneinanderschlagen, auf die Tische klopfen und mit den Füßen aufstampfen.

"Und lasst ihr das bitte sein?" Bilbo funkelt die Zwerge wütend an. "Ihr macht sie stumpf!"

"Oh, Jungs, habt ihr gehört?", höhnt der Zwerg mit der Fellmütze. "Er hat gesagt, die Messer werden stumpf!"

Und dann fangen sie doch tatsächlich an, zu singen.

"Schlitzt das Tischtusch von Damast, steckt in Brand nur den alten Kork, werft die Gläser fest an die Wand! Tut, was Bilbo Beutlin hasst!" Sie holen Instrumente hervor und beginnen, auf ihnen zu spielen. "Spritzt den Wein an jede Tür, in den Boden stampft das Fett, tränkt die Chaiselongue mit Bier, schmeißt die Knochen unters Bett!"

Ich bemerke kaum, wie ein leichtes Grinsen sich auf meine Lippen schleicht, als ich mich ein Stück zurücklehne, um nicht von einer fliegenden Schüssel am Kopf getroffen zu werden. Diese Zwerge scheinen zu wissen, wie man feiert! Bei den Orks wurde, wenn überhaupt, aus ganz anderen, gehässigen Gründen gelacht.

"Wir zerkleinern mit dem Beil Töpfe, Schüsseln, Porzellan. Und ist danach noch etwas heil, fangen wir von vorne an. Tut, was Bilbo Beutlin hasst!"

Bei Bilbos verdattertem Gesichtsausdruck brechen die Zwerge in lautes Lachen aus. Ich laufe in die Küche, halte aber etwas Abstand zu den anderen. Das komplette Geschirr steht ordentlich gewaschen und aufgestapelt auf dem Tisch. Das hat Herr Beutlin sicher nicht erwartet.

"Bei Durin!" Fili und Kili erscheinen neben mir. "Ihr könnt lächeln?!", fragt letzterer, seine Augen funkeln neckend.

Sofort schwindet das Lächeln aus meinem Gesicht. Ich setze zu einer Antwort an, als es lautstark an der Tür klopft. Es wird mucksmäuschenstill im Raum, die Zwerge und Gandalf werfen einander andächtige Blicke zu.

"Er ist da", sagt der Zauberer ernst, steht auf und begibt sich in den Flur, um die Tür zu öffnen.

Die Zwerge folgen ihm mit etwas Abstand, während ich mich im Hintergrund halte. Was machen die alle so einen Aufstand? Wer ist denn da draußen?!

"Gandalf." Ich kann die Stimme des Zwergs hören, aber da die anderen alle vor mir stehen und den sehr niedrigen Türbogen komplett ausfüllen, kann ich den Neuankömmling nicht sehen. "Hattest du nicht gesagt, dieser Ort sei leicht zu finden?"

Desinteressiert sehe ich aus dem Fenster, entdecke Akela, der nach wie vor auf der Wiese steht und grast. Er hebt den Kopf und sieht zu mir herüber, als hätte er gemerkt, dass ich ihn beobachte. Er schüttelt seine Mähne und wiehert, worauf ich lächle.

"Ich hab mich verirrt, zweimal", höre ich weiter die Stimme des Zwergs. "Ohne das Zeichen an der Tür hätte ich's überhaupt nicht gefunden."

Dann solltest du dir vielleicht eine Karte zulegen. Ich leere meinen Bierkrug, den ich noch immer in der Hand halte, in wenigen Zügen, und fülle mir von dem Fass in der Küche nach, bevor ich wieder zurück ins Wohnzimmer komme.

"Zeichen? Da ist kein Zeichen", meldet Bilbo sich dabei zu Wort. "Sie wurde erst vor einer Woche frisch gestrichen!"

"Es gibt ein Zeichen", widerspricht Gandalf. "Ich habe es selbst angebracht. Bilbo Beutlin, darf ich Euch den Anführer unserer Unternehmung vorstellen? Thorin Eichenschild!"

In hohem Bogen spucke ich das Bier, welches ich gerade vorhatte zu trinken, wieder aus. Eichenschild ist hier?! Nach all den Jahren ist er plötzlich im selben Haus wie ich?

Ich spüre die Blicke der Zwerge, Gandalf und Bilbo auf mir und drehe mich zu ihnen um, versuche, einen gleichgültigen Gesichtsausdruck zu bewahren.

Ein Zwerg, den ich vorher noch nicht gesehen habe, tritt an den anderen vorbei und stellt sich mir gegenüber.

Es ist Thorin.

Er mustert mich von oben bis unten, seine Miene ist unergründlich. Ich stelle den Bierkrug nebenbei ab, beiße die Zähne wütend zusammen, als Eichenschild misstrauisch fragt: "Und wer seid Ihr?"

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Was haltet ihr bisher von Rinas Charakter?

Frage wegen dem Plot: In TIA war der beste Freund des OCs (von Fili abgesehen) Bofur. Wen hättet ihr hier am liebsten? :)

Weil ich es versprochen habe, hier noch Kapitel 3. Dann können die von euch, die jetzt schon schlafen, es wenigstens morgenfrüh lesen <3

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