NEJI | 𝟎𝟐𝟒
𝐂𝐇𝐀𝐏𝐓𝐄𝐑:
[ — 24 | 𝘕𝘦𝘫𝘪 ]
Words: 1964
TW: Characterdeath.
Noch liegt die Fröhlichkeit in der Luft und ein breites Lächeln ziert deine Lippen. Du kannst es kaum abwarten, Neji endlich wieder zu sehen. Die Sehnsucht ist mit jeder vergangenen Minute, die du ohne ihn verbringen musstest, immer weiter angestiegen.
Du bist bis gestern für ganze 6 Wochen im Urlaub gewesen nur mit deiner Familie. Neji konnte da sowieso nicht, meinte er vorher. Eigentlich ist dein Vorhaben nämlich gewesen, hier zu bleiben; wegen ihm. Doch er hat abgewunken. »Ich fahr selbst noch für zwei Wochen in den Urlaub.. Danach sehen wir uns ja wieder, keine Sorge Kleine«, sind seine Worte gewesen. Anschließend hat er die liebevoll durchs Haar gewuschelt, während ein kleines Grinsen auf seinen Lippen gelegen hat.
6 Wochen. Das sind eine lange Zeit gewesen. Jede freie Minute hast du genutzt, um ihm an dem ganzen Spaß teilhaben lassen zu können. Meist durch Videos oder Fotos - doch auch Anrufe sind drin gewesen. Oft hast du ihn kontaktiert, auch wenn ihr trotzdessen nicht richtig zum Schreiben gekommen seid, da es von der Zeit nie wirklich gepasst hat, durch die Zeitunterschiede.
Aber jetzt kannst du ihn ja wieder in deine Arme schließen; nach so langer Zeit der Trennung. Nachdem seine zwei Wochen Urlaub vorbei gewesen sind, hat er dich zumindest täglich mit Audios versorgt. Meist gegen Abend hat er diese aufgenommen, hat über seinen Tag erzählt und wie sehr er dich vermisse. Doch eine Sache hat er dabei nie erwähnt, nicht mal angeschnitten. Doch ist diese von großer Bedeutung. Er hätte es dir nicht verschweigen sollen, denn irgendwann würde der Tag kommen, an dem du es erfährst - auf schmerzvoller Art und Weise, ohne Vorwissen, ohne Vorbereitung. Man würde dich ins kalte Wasser schubsen und dir zu sehen, wie du um dein Leben kämpfst. Sie würden dir zwar ihre Hand hin halten, aber niemand könnte dich da raus ziehen. Stattdessen würden dich andere wiederum bloß weiter rein drücken, in der Hoffnung du würdest schneller ertrinken, da es aus diesem Wasser kein entkommen gibt. Niemals würdest du es vergessen können; verarbeiten könnte. Der Schmerz würde sich für immer in dein Herz brennen; in dein Herz, wo Nejis Name eingraviert ist. Himmel, was liebst du diesen Jungen. Schon seid stolzen vier Jahren geht ihr Hand in Hand durchs Leben und verliebt euch trotz der bereits langen vergangenen Zeit jeden Tag mehr ineinander.
Vier Jahre. Doch es fühlt sich länger an. Mag zum einen daran liegen, dass ihr euch tatsächlich länger kennt und zum anderen, dass ihr schon davor recht vertraut gewesen seid und man kaum Unterschiede zwischen einer unzertrennlichen Freundschaft und einer Beziehung sehen konnte.
Wer hätte gedacht, dass es soweit mit euch kommen würde? Man möge mit einbeziehen, dass am Anfang nicht mal die Hoffnung für eine lockere Freundschaft bestand. Ihr habt euch überhaupt nicht gemocht. Schon im Kindergarten hat Neji Spaß daran gehabt, dich mit einem Dreirad um zu fahren. Dass du dir das nicht gefallen lassen würdest, hat er nicht geahnt gehabt, da er dich nur als die Ruhige kannte. So ist es überraschend für ihn gewesen, als du ihn erst mit Sand abgeworfen hast und ihn dann noch mit Absicht auf die Finger gehauen hast, sodass er vom Klettergerüst runter gefallen ist. Es ist keine sonderliche Höhe gewesen, doch hat es ausgereicht um Neji zum Weinen zu bringen. Danach hat man nur noch deine Staubwolke sehen können.
Ihr hattet beide den Ärger ein kassiert. Er, weil er angefangen hat und du, weil du dich auf sein Niveau runter gelassen hast.
Irgendwann habt ihr es dann geschafft anzufreunden, dabei wisst ihr beide selbst nicht einmal mehr wie genau. Vielleicht durch die gemeinsame Clique, mit der ihr später oft Mals zusammen unterwegs gewesen seid.
...
Das breite Grinsen hat sich auf deinem Gesicht festgebrannt und macht nicht den Anschein, als würde es noch gehen wollen. Gleich wäre es soweit. Du stehst bereits vor der Tür deines Geliebten. Dein Finger betätigt die Klingel und du lässt die Tüte mit der Überraschung für Neji hinter deinem Rücken verschwinden. Du kannst die Klingel bis nach draußen hören, doch es tut sich nichts. Nicht einmal Schritte nimmst du wahr. Oder Geflüster, weil sich seine kleinen Geschwister unsicher sind, wer die Tür öffnen soll.
Verwirrt musterst du die Tür. Er müsste doch Zuhause sein. Auch wenn er nie von deinen Überraschungsbesuchen weiß, gibt er dir immer Bescheid, wenn er noch irgendwo hin will. Eben um sowas wie jetzt zu vermeiden. Du kannst das gar nicht verstehen. Heute morgen habt ihr noch ein wenig geschrieben und er hat mit keiner Silbe erwähnt, dass er heute noch sein Haus verlassen würde. Wo ist er also?
Was ist, wenn er einfach nur geschlafen hat? Wenn du ihn gerade durch dein Klingel aufgeweckt hast und er gerade noch dabei ist, sich fertig zu machen? Es ist nicht unüblich von ihm, dass er sich Nachmittags nochmal aufs Ohr haut als wäre es schon Abend.
Als dir nach zehn Minuten noch immer niemand die Tür aufgemacht hat, fängst du an, stutzig zu werden.
Ist alles okay bei ihm?
Normalerweise würdest du das nicht tun, aber dir bliebt keine andere Wahl. Du legst deine Hand auf die Klinke und drückst sie kurzerhand runter. Die Tür ist offen. Mit einem schlechten Gewissen, weil du einfach so reingekommen bist, schließt du die Tür langsam wieder hinter dir.
Sofort fällt dir eine Sache auf - Es ist verdammt still hier. Sehr ungewöhnlich für diese Familie. Eigentlich würden seine kleinen Geschwister wie wild durch die Wohnung rennen und ein Chaos hinterlassen und Neji würde sich zwar erst darüber aufregen, dann aber doch mit ihnen spielen, bis er dich bemerkt. Jedes Mal ist er dann sofort zu dir rüber gekommen und hat dich in seine Arme gezogen; ganz dicht an sich. Doch heute ist es anders.
»Neji?« Es ist kaum mehr als nur ein Flüstern, doch so mucksmäuschen still wie es ist, wird man das selbst bis nach oben gehört haben. »Bist du da?« Keine Antwort.
Deine Mundwinkel sinken langsam nach unten. So hast du dir das absolut nicht vorgestellt. In deiner Vorstellung ist es sehr schön gewesen, es hat eine fröhliche Stimmung geherrscht und vor allem ist er da gewesen. Ihr beide seid glücklich gewesen und er hat große Augen bei dem Geschenk gemacht.
»Neji..« Es ist so still, dass selbst dein Gemurmel laut klang. Was ist bloß passiert, während du nicht hier gewesen bist?
Ein plötzliches Vibrieren deines Handys lässt deine Hand zu deinem Handy greifen. Nejis Mutter rief dich an. Vorsichtig und mit zitternden Händen gehst du ran und hälst es dir ans Ohr, sodass du die vertraue Stimme deiner Schwiegermutter besser vernehmen kannst.
...
Noch immer etwas verwundert da rüber, wieso du zum Krankenhaus kommen solltest, wartest du einfach unten bis Nejis Vater endlich zu dir kommt, um dir mitzuteilen was passiert ist.
Du kannst es nicht fassen. Dein Freund - der wichtigste Mensch für dich auf der Welt - liegt im Sterben und wusste es selbst schon länger. Er wusste, dass seine Lebenszeit nur noch begrenzt ist und hat deswegen auch so viel mit dir unternommen, wie es nur ging. Er hat immer aufgepasst, dass ihr kein Streit habt und hat dir oft mals gesagt, wie dass er dich auch nach dem Tod immer lieben würde. Das dahinter etwas so großes steckt, hättest du echt nicht erwartet. Oder du hast diese ganzen Sachen einfach nur so gut es ging ausgeblendet. Wolltest das nicht wahr haben.
Ohne weiters abzuwarten, stürmst du in den nächsten Fahrstuhl, der dich auf die Etage bringt, auf der auch dein Freund liegt. Eigentlich wollte er nicht, dass du kommst. Dass du kommst und dir das Leid ansehen musst, wie ihm immer mehr die Kraft ausgeht.
Die Tür zu seinem Zimmer wird aufgerissen und du kommst zu seinem Bett an gestürmt, während die Tränen schon unaufhörlich laufen.
»Wi-Wieso..?«, stotterst du und schniefst leise, während du sein Gesicht aus glasigen Augen musterst. Er sieht alles andere als gut aus.
Ein schwaches Lächeln bildet sich auf seinen Lippen.
»Ich werde dich vermissen, ehrlich«, kommt es leise über seine Lippen.
»Nein. Nein, das wirst du nicht!« Verwundert sieht er auf. »Du wirst nämlich kämpfen und mich gar nicht erst alleine lassen! Wieso kämpfst du nicht, wi-wieso willst du mich all-alleine lassen?« Immer mehr Tränen laufen aus deinen Augen, während du ihm etwas auf die Brust boxt. Er soll dich nicht alleine lassen. Er darf dich nicht alleine lassen. Nicht jetzt schon. »Wieso Neji?«, hauchst du leise, als würde er wissen, wieso es ausgerechnet ihn getroffen hat.
«Du hast doch.. Du hast doch versprochen, immer bei mir zu bleiben. Wieso brichst du's jetzt? Wieso?«
»Saya.. Es tut mir Leid, wirklich. Ich will dich gar nicht alleine lassen, ich hab mir das ja nicht ausgesucht.« Er legt eine Hand an deine nasse Wangen, sodass diese Stelle wieder anfängt zu kribbeln. Wie schon vor vier Jahren, wo alles so richtig angefangen hat.
»Weißt du.. Eigentlich hatte ich vorgehabt, dich noch zu meiner Frau zu nehmen. Ich habe mit deinen Eltern schon alles geklärt gehabt und es wäre in drei Monaten gewesen, aber der Krebs hat mir einfach ein Strich durch die Rechnung gemacht. Ich hab ehrlich gedacht, ich schaff das - alleine. Aber scheinbar nicht. Ich.. Ich fühle mich so schwach und mir tut es ehrlich weh, dich so zu sehen. So verletzt.. Ich liebe dich, Saya. Vergiss das bitte nie, ja?« Ein sanftes Lächeln umspielt seine Lippen, ehe er dir mit seiner zitternden Hand liebevoll durchs Haar streicht. Ein starkes Husten erfüllt den Raum.
Deine Wangen sind mit den Bahnen permanenter Tränen geschmückt, deine Augen weit aufgerissen und du kannst es immer noch nicht fassen. Nichts davon.
Deine Beine werden schwer, ehe sie nach geben und zu Boden sinkst.
Ihr hättet eine Familie aufbauen können. Ihr hättet einer Verlobung haben können; eine Hochzeit; ein eigenes Haus; eigene Kinder; eine Zukunft. Aber das ist nicht mehr drin. Dafür reicht euer Glück anscheinend nicht aus.
»Saya.. Bitte«, murmelt Neji mit schwacher Stimme, ehe seine Hand sich langsam nach dir aus streckt. »Bitte.. Du darfst jetzt nicht alles aufgeben. Du musst weiter leben, bitte..«
»Nein. Ich ha-hasse dich, Neji. Wieso t-tust du mir so weh?«, kommt es nur weinend aus deinem Mund, gar nicht auf seine Worte eingehend.
Auf einmal hört das gleichmäßige Piepen aus und du siehst nur eine lange Linie auf dem Gerät dazu.
»Du scheiß Idiot, warum lässt du mich alleine? Ich.. ich konnte mich gar nicht mal von dir verabschieden.. Ich h-hasse di-dich so! wieso tust du mi-mir das an? Man, i-ich liebe dich doch.. Ich brauch dich doch«, deine Stimme ist zum Ende hin nicht mehr als ein Hauchen; dein Herz gebrochen. Nicht auf harmloser Art und Weise, nein. Es ist als hätte es dir jemand raus gerissen und als wäre das nicht schmerzhaft genug, hat man es von links und rechts gegriffen, um es brutal auseinander zu reißen. Die zwei Hälften wurden dennoch nicht verschont, sondern immer mehr zerkleinert. Doch selbst das beschreibt dein Schmerz noch immer nicht.
Der Tod einer geliebten Person ist einfach das Schlimmste, was du dir je hättest vorstellen können. Aber noch schlimmer ist die Tatsache, mit welchen Worten, die er zuletzt von dir gehört hat, dich verlassen hat. Wie sehr du dir wünscht, es rückgängig machen zu können. Wie sehr du dir wünscht, ihn zurück holen zu können.
Das geht aber nicht. Es ist zu spät. Er ist weg.
Ihr werdet nie wieder zusammen lachen können. Nie wieder Hand in Hand durch die Straßen wandern können. Nie wieder zusammen Spaß haben. Nie wieder zeigen können, wie sehr ihr euch liebt. Ihr werdet euch nie wieder sehen können.
Er ist tot.
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Hi^^
Ja, ganz schön lang aber das schulde ich euch
definitiv :)
Ich hoffe es hat euch gefallen, auch wenn's
bissl sad war🤙🏻
- Yumi
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