𖧷 TWENTYNINE 𖧷
Meine Augen flogen langsam, fast schon vorsichtig über die reine Haut Jimins, prägten sich jedes noch so winzige Detail ein, egal ob es das Symbol eines seiner Tattoos war oder die Kontur seiner Wangenknochen. Ein Bild brannte sich in meinem Gedächtnis ein, das ich mithilfe meiner Gedanken und dem Anblick vor mir, zu Papier bringen würde.
Es würde nicht nur als Erinnerung bestehen bleiben, die mit einem einzigen Wimpernschlag erlosch, sondern würde für ewig währen. Womöglich würde ich diesen Anblick, wie mich Jimin sanft anschaute, seinen Körper und Seele zur Schau stellte, sowieso für immer im Kopf behalten, doch könnte ich wenigstens später dann das weiße Papier mit dem wertvollsten Kunstwerk überhaupt in meinen Händen halten, was es irgendwie bedeutungsvoller machte.
Für wenige Sekunden hafteten meine Blicke noch auf dem Schwarzhaarigen, der sich in seiner schönsten Natürlichkeit präsentierte, bis ich zu einem Bleistift griff und einen ersten Strich setzte. Darauf entstanden Linien, die das weiße Papier, dessen Oberfläche leicht angeraut war, sodass man ein leichtes Kratzen der Bleistiftspitze ausmachen konnte, schmückten. Es gesellten sich Umrisse, Muster und Schatten dazu, die sich perfekt um das Wesen, welches ich gerade kreierte, schmiegten.
Minuten verstrichen, die sich letzten Endes sogar in Stunden umwandelten, doch Jimin blieb wie eine Statue in seiner jetzigen Position liegen, bewegte sich kaum. Nur konnte man an seinem hebenden und senkenden Brustkorb und dem Blinzeln seiner Augenlider erahnen, dass er noch lebte, sonst könnte man beinahe schon meinen, er wäre eine Modellierung.
Immer wieder wanderten meine Blicke über seinen Körper, meine Gefühle änderten sich von Mal zu Mal, je tiefer ich mit meinen Augen wanderte. Manchmal stieg mir die Röte zu Kopf, ließ meine Ohren heiß brennen, wie als wären sie von Feuerzungen entzündet worden, manchmal legte sich ein Lächeln auf meine Lippen, wenn ich wieder mal eine Haarsträhne von ihm zeichnete, die ihm widerspenstig vom Kopf stand oder manchmal zischte ein begehrlicher Ausdruck durch meine Augen, die nur so an seiner Haut klebten.
Dabei war dieses Begehren schon von Anfang an da gewesen, seit ich ihn kannte, doch war es nun irgendwie anders. Ich hatte nicht den Drang danach, Intimitäten mit ihm auszutauschen, eher verspürte ich ein warmes Gefühl um mein Herz herum und den Willen danach, seine Haut unter meinen Fingerspitzen zu fühlen, wie sich Gänsehaut auf seinem Körper ausbreitete und ich der Auslöser dafür war. Wie ich mit Gesten versuchen würde, das zu offenbaren, was mir noch verborgen blieb, denn vielleicht wüsste er mehr als ich...
Mit einem Lächeln das meine Mundwinkel umspielte, einem rasenden Herzen und einer Gänsehaut auf meinem eigenen Körper, setzte ich die letzte Schattierung, führte mit einem zufriedenen Seufzen den Stift vom Blatt und blinzelte ihn an. Darauf huschten meine Blicke immer wieder zwischen meinem Kunstwerk in meinen Händen und dem, welches sich auf dem Bett vor mir befand hin und her. Es war genauso geworden, wie ich es mir vorher erhofft hatte, war genauso majestätisch, wie das Wesen, dessen Körper sich nun wieder bewegte.
"Und? Wie ist es geworden?", hauchte er, zog die Decke dabei über seinen Unterleib und sah mich neugierig an. Lächelnd erhob ich mich von meiner sitzenden Position, ging auf ihn zu und ließ mich schließlich neben ihm auf dem Bett nieder. Ich reichte ihm das Bild, welches er mir mit kalten Fingern aus den Händen nahm, was ich bei der kurzen Berührung unserer Hände ausmachen konnte.
"Du frierst ja", wisperte ich leicht besorgt. Natürlich fror er, immerhin lag er dort für längere Zeit, vollkommen nackt, ohne jeglicher Wärme...
"Ist schon okay, dafür sieht dein Bild wundervoll aus", erwiderte er, hatte ebenfalls ein Lächeln im Gesicht, seine Augen glänzten.
"Es gefällt dir also?", fragte ich nochmal nach, denn er konnte sich gar nicht vorstellen, was für einen Ansturm das in mir auslöste.
"Ja, sehr sogar."
Mein Herz machte einen Satz, was mich schließlich dazu veranlasste mehr zu ihm aufs Bett zu krabbeln und meinen Körper genau neben seinem zu platzieren. Sachte hob ich die Decke an, schlüpfte hastig mit unter diese und legte den weichen Stoff darauf wieder über Jimin und mich drüber.
"Das freut mich wirklich sehr, dass es dir gefällt. Wenn du willst, kann ich es dir ja kopieren", schlug ich mit leiser Stimme vor, rückte ein Stückchen näher an ihn ran.
"Das wäre toll", murmelte der Schwarzhaarige, legte plötzlich seine Hand auf meiner Brust ab und kuschelte sich wie heute Mittag schon an mich.
"Dann werde ich das wohl morgen erledigen."
Zustimmend nickte er, seufzte zufrieden auf. "Du bist so schön warm~"
Darauf erwiderte ich nichts mehr, zog den Älteren nur noch mehr in meine Arme, betrachtete dabei sein Tattoo an seiner Wange, bis mir etwas einfiel, das ich vorher für unangebracht zu fragen hielt. Doch nun wäre der perfekte Augenblick, um ihn um Erlaubnis zu bitten, zumindest dachte ich das.
"Du Jimin?"
"Hmm ja Jeongguk?"
"Darf ich deine Tattoos ansehen?"
Ein leises Kichern entkam ihm, während sich ein belustigter Ausdruck auf seine Gesichtszüge legte. "Das brauchst du doch nicht fragen", schmunzelte er, zupfte darauf eigenständig die Decke etwas tiefer, sodass sie gerade noch sein bestes Stück bedeckte. Wieder wurde ich rot, biss mir verlegen auf die Unterlippe.
"Kein Grund, um gleich rot zu werden", raunte er sogleich, streichelte über meine Wange. Dieser Satz ließ mich aber nur noch mehr erröten, sodass ich erst einmal tief Luft holte und mich danach etwas nach unten beugte. Zart strichen meine Fingerspitzen über die Flügel des tätowierten Engels, fuhren die Outlines nach, malten das Motiv weiter entlang. Und wie ich es mir vorhin beim Zeichnen vorgestellt hatte, bekam Jimin Gänsehaut und atmete stockender.
Leicht verunsichert, aber irgendwie zufrieden mit dieser Reaktion zugleich, neigte ich meinen Kopf so an, sodass ich ihm direkt in die Augen sehen konnte. Diese glänzten nur noch mehr, während sich ein Funke von Sehnsucht dazugesellte. Fasziniert von der Schönheit seiner Ausstrahlung, ließ ich meine Finger über ein anderes Tattoo gleiten - eine zierliche Rose und hauchte schließlich noch einen Kuss auf seinen Rippenbogen, an dem das Symbol graviert war.
Weitere Minuten gingen vorüber, in denen ich jedes seiner Tätowierungen betrachtete, für wunderschön abstempelte und die Stellen liebkoste. Doch am Ende fand ich immer noch eines am Schönsten und das war Jimin selbst, der sich lächelnd an meine Brust drückte und irgendwann in meinen Armen einschlief.
𖧷𖧷𖧷𖧷𖧷
*sigh* ;-;
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