𖧷 FIFTEEN 𖧷
"Möchtest du noch mein kleines Atelier sehen?", fragte er mich mit dünner Stimme, nachdem er sich von meinen Lippen gelöst hatte. Unsicher blinzelte er mich an, ein winziges Lächeln huschte dabei über sein Gesicht, weswegen ich wie benommen nickte.
"Gerne~."
Meine Stimme war ganz rau, wobei ich mich wunderte, woher das auf einmal kam. Doch länger Zeit darüber nachzudenken hatte ich nicht, denn Jimin zog sofort meine Aufmerksamkeit auf sich.
"Oki", grinste er, seine Wangen mit einem zart rosanem Ton bedeckt. "Bin gespannt was du dazu sagst. Es ist zwar noch längst nicht fertig eingerichtet, ich bin ja erst vor einigen Tagen hier eingezogen, aber jaa", fügte er noch hinzu, bevor er mich an der Hand hinter sich her zog und die Linke, der zwei wenigen Türen, öffnete.
Langsam traten wir gemeinsam ein. Gut so, sonst hätte ich womöglich den Boden unter den Füßen verloren, denn das hier war es, was sich ein jeder Künstler nur erträumen konnte. Auch ich hatte mir ein eigenes imaginäres Abbild meines eigenen Ateliers erschaffen, doch konnte ich es nie in die Realität umsetzen, immerhin lebte ich in einem Studentenwohnheim.
Der Raum wurde mit natürlichem Licht von draußen durch zwei große Fenster beleuchtet, was den Pflanzen, die ihren Platz ebenfalls in einer der Ecken fanden, mehr als guttat. Staffeleien und Leinwände in gefühlt allen Größen lehnten an der rechten Wand, während sich daneben eine kleine, altmodische Kommode mit einigen Farbklecksern versehen, direkt daneben befand. Dort müsste er dann wohl seine "Werkzeuge" und Materialien verstaut haben.
"Und....was sagst du?"
Neugierig sah er mich von der Seite an, lief in die Mitte des Raums, dessen Boden ebenfalls mit etwas Farbe bedeckt war und breitete seine Hände aus.
"Einfach nur...wow."
Jetzt noch zu erwähnen ich wäre vollkommen baff, wäre wohl das Überflüssigste überhaupt gewesen. Gedanken wie 'Kann ich bitte hier einziehen?' mit weinerlichem Unterton blitzten mir gerade durch den Kopf.
"Das freut mich, dass es dir anscheinend gefällt", lächelte er mich glücklich an, fuhr sich einmal durch die Haare. Mit schnellen Schritten ging er auf eines der Fenster zu und öffnete dieses, sodass erfrischende Luft hineingeweht kam. Da es erst April war, war es dementsprechend noch etwas kühler, was mir aber gerade eben nicht im Geringsten etwas ausmachte.
"Es ist wundervoll, also wirklich, am liebsten hätte ich auch so ein Atelier...", gestand ich, worauf ich mir erst bewusst wurde, dass er jetzt womöglich denken könnte, ich wäre eifersüchtig, denn das war ich nicht.
Ich freute mich eher mit ihm, denn spürte ich, dass er einfach so eine Atmosphäre brauchte. So eine Atmosphäre, um seine Gedanken, Leidenschaft und Sehnsüchte ausleben zu können. Genau so etwas brauchte ich auch, weswegen es nicht selten vorkam, dass ich draußen in der Natur malte. Es war wie ein Ruhepol für mich, für ihn wahrscheinlich auch. Wir hatten so viele Gemeinsamkeiten, auch wenn davon bestimmt noch viele verborgen waren.
"Hmm wenn du willst, können wir ja mal zusammen was malen", schlug er vor, wobei seine Augen sofort zum Funkeln begannen. Mit dem schwarzen Tattoo dazu unter seinem linken Auge, könnte man beinahe denken, er würde gleich in Tränen ausbrechen, doch war es eher ein Glanz, der ihm so eine Autorität verlieh, sodass ich mich schon beinahe wieder in seinen Seelenspiegeln verlor.
"Wirklich?", entkam es mir überrascht aber erfreut zugleich. Damit hätte ich wohl nicht gerechnet, umso mehr erfreute mich die Idee.
"Ja klar, sonst hätte ich es ja nicht vorgeschlagen", säuselte er, während er wieder auf mich zutrat. "Natürlich nur, wenn du willst", wisperte er noch hinzu, blickte mich sanft an.
"Ja! Gerne Minie~", stimmte ich ohne großartig zu überlegen zu, tappte ihn auf die Nasenspitze, was ihm ein Kichern entlockte und schaute mich danach noch etwas in dem Raum um. Auch hier hatte er einige seiner Werke aufgehängt, beziehungsweise aufgestellt und ich kam nicht drum herum, seinen damaligen Professor zu hassen, der das hier nicht als Kunst betitelte. Denn das war es allemal.
Ich hatte selten so etwas Einzigartiges gesehen, dabei war es Jimins ganz eigener Stil.
"Ehrlich es ist so schön hier", konnte ich meine Begeisterung nicht zurückhalten, ging langsam auf den Schwarzhaarigen von hinten zu und umarmte ihn.
"Du weißt nicht, wie sehr mich das freut", murmelte er mit erröteten Wangen, drehte seinen Kopf zu mir, sodass ich ihm einen schnellen Kuss auf die Wange aufrücken konnte. Seit wann tat ich bitteschön so etwas?
"Uhm...kann ich dir noch eine Frage stellen?", brachte ich etwas unsicher hervor, worauf er zustimmend nickte. "Alles."
"Wie kannst du dir das alles hier leisten? Ich mein, du bist doch auch nur ein Student...so wie ich..."
"Oh ja im Prinzip hast du recht, eigentlich müsste ich nur ein einfacher Student sein, aber weißt du, ich hab schon immer viel gemalt, viel gezeichnet, viel gearbeitet...einige meiner Werke haben sich ziemlich gut verkaufen lassen und da ich sowieso nicht alle mit hierher nehmen konnte, habe ich sie verkauft..."
"Einfach so?"
"Einfach so, mit etwas Herzschmerz konnte ich mich von ihnen trennen, aber so ist das nun einmal", zuckte er mit den Schultern und drehte sich in meinen Armen um, sodass wir uns nun in die Augen sehen konnten.
"Haben sie wenigstens viel geboten dafür?", schluckte ich. Seine Kunst verkaufen...das war ein ziemlich großer Wunsch vieler Künstler, meiner auch, doch war ich lange noch nicht dazu bereit, sie mit der Öffentlichkeit zu teilen. Nicht einmal meine Freunde durften sie sehen...außer Yoongi und bald auch Jimin...
"Ja, um ehrlich zu sein, war es ganz schön viel, damit hätte ich echt nicht gerechnet", stammelte er verlegen, während er sich am Hinterkopf kratzte. Er klang keinesfalls überheblich oder eingebildet, er gestand nur die Wahrheit und dann auch noch mit so einer Aufrichtigkeit, sodass ich ihn nur noch mehr bewundernswert fand.
"Du inspirierst mich Jimin", flüsterte ich leise in sein Ohr und strich ihm danach eine Haarsträhne zurück.
𖧷𖧷𖧷𖧷𖧷
~✩
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top