Kapitel 11

... oder wie alles den Bach runtergeht.

- LUNA -

Ich hatte das ganze Wochenende lang stumm gebetet. Ich bete nie, natürlich habe ich das auch nicht wirklich getan, aber meine Hoffnug auf Glück in meinem Leben erstirbt Montag morgen um zehn nach sieben, als ich in den Spiegel schaue. Es hätte nicht sein müssen, dass Matteo mir den Moment in der Küche auf der Haut verewigt hat. Zumindest hat er das temporär getan und anhand der Stärke der Knutschflecken an meinem Hals zu unterteilen, sollten diese auch noch eine Woche dort bleiben, auch wenn ich gehofft habe, dass sie pünktlich zum Wochenstart verschwunden wären. Ich kann damit unmöglich zur Schule gehen.

So unauffällig wie möglich versuche ich einen Schal in den Schulfarben zu der Uniform zu kombinieren, weil Schminke da schon lange nicht mehr hilft. Knutschfleck bleibt Knutschfleck und das werde ich auch nicht ändern können. Beim Frühstück mit meiner Mutter und meinem Bruder teste ich die Tarnung und zu meinem Glück spricht weder er noch meine Mutter mich darauf an. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es anders wäre, wenn ich dieses extra Schmuckstück nicht tragen würde. Vermutlich wäre Matteo auch noch stolz auf das Ganze. Mir wird schon übel, wenn ich nur an ihn denke.

. . .

„Hey", sage ich müde und lass mich neben Nina auf meine Platzt fallen. ,,Hey. Wie war dein Wochenende?", fragt sie und kramt dabei ihre Schulsachen aus der Tasche auf ihrem Schoß. Ich zögerte, weil ich mir keine Gedanken darüber gemacht habe, ob ich Nina von all dem erzählen sollte oder nicht. Es ist mir unangenehm und sie wäre sicher sauer. „Ähm.", beginne ich einen Satz, kann ihn aber nicht beenden. „Gut", antworte ich schließlich und könnte mich selbst Ohrfeigen. Offensichtlich geht's nicht. „Und deins?", frage ich schnell um zu verhindern, dass sich ihre Augenbrauen fragend zusammenziehen. Ich habe Glück und sie bleiben, wo sie sind. „Ich war bei meinen Großeltern auf dem Land." „Oh Echt? Das ist ja cool." Meine Stimme klingt fast etwas zu enthusiastisch, weshalb ich mich räuspere. „Ja. Sie haben einen Hof.", erzählt sie, während sie ihre Tasche wieder abstellt und die Sachen ordentlich in der Tischmitte platziert. „Auch mit Tieren?" Mein Interesse ist nicht gestellt, dennoch bin ich froh, dass wir über etwas anderes reden, als mein Wochenende. „Ja. Wenn du magst, können wir mal zusammen hin.", schlägt sie vor und ich nicke, als der Lehrer die Klasse betritt. Die Stunde über bin ich eher unabsichtlich abwesend und bekomme nur die Hälfte von dem mit, was besprochen wird. Als es zur Pause klingelt, ist das Blatt vor Nina auf dem Tisch voll beschrieben, während ich nicht weiter aufgeschrieben habe, als die Überschrift. Als ich einen Blick darauf werfe, wirkt es, als wenn die Buchstaben ihre Plätze wechseln und ich lese plötzlich „Matteo Balsano ist ein Arschloch" Schnell schütteln ich den Kopf und stehe auf. Ich will gar nicht an ihn denken. Er hat es nicht verdient, dass ich auch nur einen Gedanken an ihn verschwende, egal ob er positiv oder negativ ist. „Ich muss kurz auf Klo", sagt Nina schnell, als wir den Raum verlassen und geht in schnellen Schritten durch die Menschenmenge den Gang runter. Ich seufzte und setze mich in eine der Sitzecken bei den Fenstern und beobachte die Menschen vor dem Haupteingang. Grade, als meine Gedanken wieder zu schweifen versuchen, entdecke ich Ámbar mit Delfi und Jasmín im Schlepptau. Wie in einem schlechten Film stolzieren sie über die Rasenfläche und als mein Blick ihrem Laufweg folgt, entdecke ich Matte und Gastón auf einer Bank unter einem Baum. Als sie bei ihnen ankommen, unterbrechen sie ihr Gespräch, Delfi packt Gastón am Arm und sie gehen zu dritt weiter. Matteo und Ámbar bleiben zurück. Sie verschränkt die Arm und sieht auf ihn herab, woraufhin er ansehnlich genervt aufsteht ins seinen Rucksack Schultert. „Warum sind sir überhaupt zusammen, wenn sie so gar nicht zueinander passen?", spricht Nina neben mir plötzlich laut meine Gedanken aus. Ich sehe kurz zu ihr, ehe mein Blick wieder zu Mr und Mrs Perfect fällt. Jetzt sehen sie so aus, als würden sie sich streiten. Wohlmöglich hat Ámbar erfahren, was vorgefallen ist und ich war die nächste, die sie sich vorknöpfen würde.  „Das ist eine gute Frage, aber schau sie dir doch mal an. So viel Perfektion. Da kriegt man doch das kotzen." Nina schnaubt belustigt, schaut aber ebenfalls zu, wie Matteo Ámbars Arm greift und ihr näher kommt, um ihr etwas zuzuflüstern. Daraufhin kann ich förmlich sehen, wie Ámbar verächtlich schnaubt. Zu meiner Überraschung küssen sie sich jedoch, was ein so skurriles Bild in meinem Kopf liefert, dass ich mehrmals blinzle, bis ich es realisiere. Hat Ámbar ihm verziehen oder ging es gar nicht um das was ich denke. „Ich versteh es nicht.", seufut Nina und ich nicke. „Ein Rätsel.", stimme ich zu.

. . .

Ich verabschiede mich vor der Klasse von Nina und gehe noch zu meinem Spind, um meine Bücher wegzubringen. Hausaufgaben habe ich heute nicht so viele aufbekommen, was mir recht ist, weil ich sowieso lieber Zeit mit meinem Bruder verbringen möchte. Als ich die Tür meines Schließfachs schließe, blickt Matteo mir entgegen. Er grinst, wie er es immer tut, was auf mich total fehl am Platz wirkt. „Verzieh dich.", ist alles was ich sage, bevor ich in die andere Richtung gehen will, aber er lässt mich nicht. Er packt mich am Arm und hält mich zurück. „Warte.", sagt er mit Nachdruck und stößt sich vom Spind ab, während ich meine Hand wegziehen will, aber er hält sie so fest, dass ich keine Chance habe. „Was willst du?" Meine Stimme klingt fuchsig und so gar nicht freundlich. Er antwortet nicht, sieht mich stattdessen an. Ich will grade noch etwas sagen, als er schließlich doch antwortet. „Du verstehst das falsch.", antwortet er ruhig und schiebt meinen Schal auf dir Seite, um sein Werk an meinem Hals zu betrachten. Eine perverse Geste, wenn man daran denkt, dass seine Freundin draußen vermutlich auf ihn wartet. „Lass das.", fauche ich viel zu spät und schiebe die Hand weg und ziehe den Schal an meinem Hals zurecht. „Luna...bitte.", beginnt er, aber ich lasse ihn nicht ausreden. „Nichts da Luna. Du kannst mich mal mit deinem blöden Test. Lass mich einfach in Ruhe. Du denkst wohl du kannst dir alles erlauben.", unterbreche ich ihn und löse mich aus seinem Griff. Dann verlasse ich die Schule.

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