43. DAS MASSAKER IM HAWKINS-LAB

STEVE WURDE DURCH DAS TOR GEZOGEN, doch die anderen wussten, dass sie ihn niemals dort alleine zurücklassen konnten. Er lag am Boden der fremdartigen Welt, eine Geisel um seinen Hals geschlungen, während Demogorgonartige Fledermäuse ihre messerscharfen Zähne in seinen Körper rammten.

Ohne zu zögern griff (Y/N) nach einem der Ruder, das sie auf der anderen Seite fand, und schleuderte eines der Biester meterweit von Steve weg. „Runter von ihm!", schrie sie und schlug wild um sich, ihre Augen vor Wut und Entschlossenheit blitzend. Sie war eine unaufhaltsame Kraft, jeder Hieb traf präzise und mit tödlicher Wucht. Nancy, Robin und Eddie gaben ihr Rückendeckung und kämpften mit aller Kraft, um Steve zu befreien.

Das Teil, das sich um seinen Hals geschlungen hatte, bekam einen kräftigen Tritt von Robin ab, der es zu Boden warf. Ohne zu zögern hieb (Y/N) ihm den Kopf ab. „Ohhh Scheiße!!!", schrie Eddie panisch, als der Himmel rot aufblitzte und ein tödlicher Schwarm der Biester in ihre Richtung flog. Er schlug wild um sich, doch es waren einfach zu viele. „HENDERSON, HINTER DIR, PASS AUF!", warnte er sie, doch das Monster hatte sie bereits an den Haaren gepackt und versuchte, sie vom Boden zu heben.

„(Y/N)!!!", schrien Nancy und Robin panisch, als sie ihnen gezwungenermaßen das Ruder zuwarf. Sie zappelte und schrie, versuchte verzweifelt, sich zu befreien.

Das war alles, was Steve gebraucht hatte. Wie durch einen Adrenalinschub befreite er sich von der Schlinge an seinem Hals, griff nach der Fledermaus und schmetterte sie mit voller Wucht auf den Boden, bis sie platt war. Jeder kämpfte, jeder versuchte, dem anderen zu helfen. Steve stürzte sich sofort zu den Mädchen, packte die Fledermaus an einem ihrer Flügel und brachte (Y/N) wieder auf den Boden. Nancy und Robin zogen sie in ihre Arme, während Steve alles tat, um die Fledermaus büßen zu lassen. Er schmetterte sie kaputt und riss sie schließlich in zwei Hälften, während dunkles Blut aus seinem Mund tropfte. Er hatte einer Fledermaus, den Kopf abgebissen...

Die kalte, stickige Luft der Anderen Seite drückte schwer auf ihre Lungen, als (Y/N) sich zu Steve hinunterbeugte. „Steve, Steve, oh mein Gott, geht es dir gut?", keuchte sie, noch bevor sie selbst richtig Atem schöpfen konnte. Ihre Hände zitterten, als sie sein Gesicht in ihre nahm, seine blassen Wangen in der Dunkelheit suchend.

Seine Augen waren weit aufgerissen, vor Schmerz und Erschöpfung, doch als er ihren besorgten Blick sah, zog er sie einfach in seine Arme. Er brauchte den Trost ihrer Nähe mehr als alles andere in diesem Moment. „Geht's dir gut?", fragte er, seine Stimme außer Puste, genau wie damals bei Eddie's Hütte.

„Das sollte ich eher dich fragen, Steve", antwortete sie kopfschüttelnd, wie beim letzten Mal.

„Mann, ich hatte so eine Panik, als das Ding dich in die Luft gezogen hat..." Er atmete schwer aus und lehnte seinen Kopf erschöpft nach vorne. Sie tat es ihm gleich und ihre Stirnen berührten sich sanft.

„Ich hab's gesehen", flüsterte sie, ihre Augen fest geschlossen. Für einen kurzen, aber intensiven Moment verharrten sie so, Stirn an Stirn, die Welt um sie herum vergessen. Sie mussten es nicht aussprechen, aber beide wussten, was der andere dachte: Ich wüsste nicht, was ich getan hätte, wenn ich dich verloren hätte...

„VERDAMMTE SCHEIßE!", brüllte Eddie plötzlich und schleuderte das zerbrochene Ruder wütend auf den Boden. Die Spannung im Raum war greifbar, und Nancys besorgter Blick wanderte zwischen Steve und (Y/N) hin und her. „Geht es euch wirklich gut?", fragte sie, als sie und Robin auf die beiden zugingen, um sie auf Verletzungen zu untersuchen.

„Sie haben mir ein Pfund Fleisch ausgerissen... aber abgesehen davon ging's mir nie besser", seufzte Steve erschöpft, seine Augen waren stets bei (Y/N).

Robin deutete mit einer zitternden Hand auf (Y/N)'s Hals. „Äh, (Y/N)? D-dein Hals blutet."

Steve schob vorsichtig ihre Haare zur Seite und enthüllte kleine Bissspuren. (Y/N) zuckte vor Schmerz und versuchte, nicht loszuheulen. „Oh verdammt...", murmelte sie, ihre Stimme wimmerte leicht.

„Äh, wisst ihr, ob die Fledermäuse Tollwut haben?", fragte Robin mit einem gewissen Maß an Angst in ihrer Stimme.

„W-was?" Steve und (Y/N) sahen sich gleichermaßen entsetzt an, immerhin waren sie diejenigen die gebissen und gekratzt wurden.

Robin sprach schneller, ihre Panik deutlich spürbar. „Ja, weil Tollwut einer meiner größten Ängste ist. Wir sollten euch zwei so schnell wie möglich zum Arzt bringen, denn wenn die Symptome erst mal da sind, ist es zu spät. Dann seid ihr schon so gut wie tot."

Ihre Worte ließen nichts als Beunruhigung über die beiden fallen, doch bevor jemand weiterreden konnte, durchbrach ein donnerndes Grollen die Luft. Rote Blitze zuckten über den Himmel und ein weiterer Schwarm der Demo-Fledermäuse flog in ihre Richtung. Anstatt jedoch anzugreifen, schwirrten sie um das rote Tor am Boden herum und schienen es anzubeten, während schrille Schreie die Luft erfüllten.

„Okay, es sind nicht sehr viele. Die erledigen wir, oder?", sagte Steve entschlossen und streckte eine schützende Hand vor (Y/N) aus.

Ein greller Blitz zerriss den blutroten Himmel, und ein weiteres Mal grollte der Donner bedrohlich über ihnen. Die Erde schien unter ihren Füßen zu zittern. „Was hast du gesagt?", fragte Robin, ihre Stimme zitterte vor Anspannung, während sie hektisch nach Atem rang. Sie alle ahnten bereits, dass das Chaos noch lange nicht vorbei war.

Nancy, die den Ernst der Lage sofort erkannt hatte, flüsterte hastig: „Der Wald. Los, kommt!" Ohne zu zögern, sprintete sie los, die Schritte leise, aber zielgerichtet. Der Blick auf den aufziehenden Sturm aus Demogorgon-Fledermäusen machte klar: Zeit war ein Luxus, den sie nicht hatten.

Doch Robin zögerte, blieb einen Moment zurück. „Robin, komm schon!", rief (Y/N) ihr über die Schulter zu, ihre Stimme überschlug sich beinahe vor Dringlichkeit.

„Na toll. Schon wieder rennen", seufzte Robin und setzte sich schließlich doch in Bewegung, ihre Beine fühlten sich schwer an, als das düstere, rötliche Leuchten am Himmel immer intensiver wurde. Die Schatten der über ihnen kreisenden Kreaturen legten sich wie eine schwere Decke über sie, während der Lärm der Fledermäuse ohrenbetäubend war.

Die fünf suchten Schutz unter einem der gewaltigen Felsen, die hier wie steinerne Wachtürme aus dem Boden ragten. Die Fledermäuse jagten über sie hinweg, ein Sturm aus Flügeln und kreischendem Zorn, der ihre Herzen schneller schlagen ließ. (Y/N) hielt sich die Ohren zu, unfähig, das Kreischen und den Lärm des Donners zu ertragen. Ihre Augen waren fest geschlossen, während sie versuchte, die aufkeimende Panik niederzukämpfen.

Sie hatte schon lange nicht mehr so viel Angst wie jetzt. Die Demohunde waren ein Witz im Vergleich zu diesen Biestern. Aber die anderen hatten genauso viel Angst, wenn nicht sogar mehr...

Doch dann spürte sie Steves Arm um ihre Schultern. Warm, fest, beschützend.

Steve.

Immer war es Steve. Auch jetzt, in der tiefsten Finsternis, schaffte er es, ihr Sicherheit zu geben, selbst wenn er selbst kaum noch stehen konnte.

Die Fledermäuse flogen weiter, das schrille Kreischen wich langsam der gespenstischen Stille. Robin war die Erste, die sich vorsichtig aus dem Versteck wagte, die Luft prüfend, als würde sie den nächsten Angriff erwarten. „Okay. Das war... knapp," atmete sie schließlich erleichtert aus.

Eddie nickte zustimmend, seine Hände zitterten, doch er versuchte es zu verbergen. „Ja, viel zu knapp..."

(Y/N) spürte, wie Steve sich neben ihr bewegte, und sie half ihm hoch. Doch kaum stand er auf den Beinen, schwankte er gefährlich und musste sich an einem der Felsen abstützen. Seine Haut war leicht blass, und der Schweiß perlte ihm auf der Stirn.

„Steve? Oh nein..." (Y/N)'s Herz setzte einen Schlag aus, als sie sah, wie schwach er war. Seine Wunde sah übel aus.

„Mir geht's gut."

„Nein, nein, nein, du siehst aus, als wärst du mit einem Laster zusammengestoßen. Hör auf, den Helden zu spielen und setz dich hin, bevor du zusammenbrichst."

Sie packte ihn sanft, aber bestimmt an den Schultern und ließ ihn gegen einen der großen, moosbewachsenen Felsen sinken. Steve zuckte, als er den kalten Stein berührte, aber er gehorchte, zu müde, um noch zu protestieren. Der Rest der Gruppe kam sofort näher, ihre Gesichter von Sorge überschattet.

Robin kniete sich neben ihn und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die klaffende Wunde an seiner Hüfte. „Oh mein Gott, das sieht richtig übel aus!"

„Hör auf, es anzufassen, Steve! Du machst es nur schlimmer!", fauchte (Y/N) und schob seine Hand weg, die immer wieder den blutigen Biss knapp über seiner Hose berührte.

Ohne zu zögern wollte (Y/N) ihr weißes T-Shirt unter dem gelben Pulli zerreißen, um es als notdürftigen Verband zu benutzen, doch Nancy hielt sie zurück und zog stattdessen ihren Schal ab. „Hier, nimm meinen. Der ist eh schon alt, und ich wette, er war eh nie modisch."

„Danke, Nance", nickte (Y/N), bevor sie die Enden des Schals in die Hand nahm. Ihre Finger zitterten leicht, aber sie zwang sich zur Ruhe. Es war keine Zeit für Nervosität. „Okay, das wird nicht angenehm, aber ich verspreche, es ist besser, als auszubluten."

Robin, die versuchte, die Anspannung zu brechen, fing an zu stammeln: „Okay, das Gute ... ähm- hier dran ist, dass ich mir ganz sicher bin, das Benommenheit kein typisches Tollwut Symptom ist. Aber wenn du Halluzinationen bekommst oder Muskelkrämpfe oder wenn du langsam aggressiv wirst und mir eine reinhauen willst oder so, dann solltest du schnell Bescheid sagen."

Steve hob den Kopf schwach und sah zu Robin auf. „Robin?"

„Ja?"

„Ich habe wirklich das dringende Bedürfnis, dir eine zu verpassen", sagte er trocken.

Robin lachte, offensichtlich erleichtert. „Dein Humor ist noch intakt. Das ist ein gutes Zeichen!"

„Okay, bereit?", fragte (Y/N), als sie den Schal unter seiner Hüfte hindurchschob, ihre Augen auf sein Gesicht gerichtet, um jeden Schmerz zu bemerken.

Steve nickte schwach, seine Zähne zusammengebissen, als sie den Schal fester zog. „Ja, mach schon, ich halte das aus."

„Entschuldige", flüsterte (Y/N) sanft, als sie den Stoff hinter seinem Rücken überkreuzte und nach vorne holte. Er stöhnte leise, die Anspannung in seinen Schultern ließ nach, als er sich ein wenig entspannte. „Zu eng?"

„Nein, das ist... gut. Du bist die Beste, (Y/N)." Seine Stimme war leise, fast wie ein Seufzen, als er sich weiter gegen den Felsen sinken ließ. Der Schmerz schien für einen Moment in den Hintergrund zu treten, als er ihren Blick einfing.

Sie befestigte die Enden mit einem festen Knoten und er versuchte sich nur auf (Y/N) zu konzentrieren, damit er den Schmerz vergaß. „Alles klar, geschafft, Partner", sagte (Y/N) sanft, während sie ihn ansah. Ihre Hände ruhten noch an seinen Seiten, als sie spürte, wie sich die Spannung langsam löste. Ihre Augen trafen sich, und in diesem stillen Moment schien die Dunkelheit der Höhle sie beide zu umhüllen, die Außenwelt verblasste.

„Danke", atmete Steve erleichtert und lächelte sie an. Und mal wieder reichte nur ein Blick um seine Gedanken zu lesen: Ich liebe dich so sehr, ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde...

Und ein kleiner Kuss reichte als ihre Antwort.

Eddie kletterte auf einen der Felsen, seine Hände zitterten leicht, als er auf das verdrehte Abbild der Stadt hinuntersah. „Also äh... das hier ist sozusagen Hawkins, bloß mit Monstern und ekligem Zeug?", fragte er, seine Stimme klang unsicher, als er zu Robin und Nancy hinüberblickte, die Steve und (Y/N) auf die Beine halfen.

„So ungefähr", antwortete Nancy, ihre Augen scharf und aufmerksam, während sie ihre Umgebung nach weiteren Gefahren absuchte. Sie streckte eine Hand aus und hielt Eddie zurück, bevor er auf einen knorrigen Ast trat, der sich unter seinen Füßen bewegte. „Warte! Pass auf mit den Ranken. Das ist ein Schwarm-Bewusstsein!"

Eddie blieb wie angewurzelt stehen. „Ein was?!"

„Die ganzen gruseligen Viecher hier, Alter – die sind irgendwie alle miteinander verbunden. Wenn du auf eine Ranke trittst, oder auf eine von diesen hässlichen Fledermäusen, trittst du auf Vecna", erklärte Steve ihm, sodass es auch normale Menschen verstanden.

„Scheisse!", murmelte Eddie und starrte in absoluter Furcht auf den Boden, während er akribisch darauf achtete, wo er seinen nächsten Schritt setzen sollte.

Robin, die noch nie auf der anderen Seite gewesen war, betrachtete alles mit großen, neugierigen Augen, während sie versuchte, ihre Angst hinter Sarkasmus zu verstecken. „Aber... alles aus unserer Welt ist trotzdem da. Alles außer den Menschen, offensichtlich?"

„Soweit ich's verstanden hab, ja", antwortete Nancy, ihre Stimme gedämpft, als sie sich an den Tag im Wald, gemeinsam mit Jonathan und (Y/N) erinnerte. Sie war schon einmal hier gewesen – dieser düstere, albtraumhafte Wald, diese erstickende Stille. Es fühlte sich an wie eine kalte Hand, die langsam ihren Rücken hinaufglitt, als ob die Schatten selbst nach ihnen griffen. „Menschen gibt's hier keine. Nur die Monster."

„Also könnten wir theoretisch zur Polizeistation gehen, und Granaten und Waffen klauen, und alles, was wir brauchen, um diese Fledermaus-Dinger wegzuhauen, die das Tor bewachen", stotterte Robin, während sie ihren Blick hektisch zwischen den gruseligen Ranken und ihren Freunden hin und her gleiten ließ.

„Ja, ich bezweifle sehr, das die Polizei von Hawkins Granaten hat, Robin", meinte Steve. „Aber Pistolen, ja klar."

„Wir müssen für Waffen nicht extra in die Stadt gehen", begann Nancy, während sie mit zusammengekniffenen Augen über das feindselige Terrain spähte. „Ich hab welche in meinem Zimmer." Ihre Stimme war fest, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt.

Eddie, der gerade vom Felsen sprang, blieb mitten in der Bewegung stehen und starrte sie an, als hätte sie soeben verkündet, sie sei heimlich eine Superheldin. „Du? Nancy Wheeler, hast Waffen? Plural?" Seine Augenbrauen zogen sich zweifelnd zusammen, als ob er die stille, ernsthafte Nancy von nebenan nicht mit dem Bild einer Waffensammlung in Verbindung bringen konnte.

„Sie steckt voller Überraschungen, oder?", scherzte Robin um die Stimmung zu heben.

Ein spitzbübisches Grinsen breitete sich auf (Y/N)'s Gesicht aus. „Ihr hättet sie mal sehen sollen, als sie dem Demogorgon den Kopf weggepustet hat. Volltreffer!" Sie klatschte in die Hände, als wäre sie stolz auf die Erinnerung, doch Eddie sah sie nur noch mehr verwundert und mit offenem Mund an, während seine Augen vor Unglauben größer wurden.

Nancy zuckte mit den Schultern, als wäre das alles keine große Sache. „Eine russische Makarow und ein Revolver", sagte sie sachlich, als sie Eddie aufklärte.

Steve schüttelte den Kopf und warf Nancy einen gespielten beleidigten Blick zu. „Damit hättest du mich fast erschossen."

Nancy stieß ein trockenes Lachen aus. „Du hattest es auch fast verdient."

(Y/N) war gerade dabei, ihren gelben Pulli über den Kopf zu ziehen, um ihn stattdessen lieber Steve zu geben, als Eddie, mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen, sie abrupt stoppte. „Normalerweise hätte ich nichts dagegen, wenn du dich vor mir ausziehst, Henderson. Aber Hier", sagte er nur und schmiss Steve seine Jeans-Weste zu. „Zieh dir was an, Alter."

Bevor Steve jedoch antworten konnte, bebte der Boden unter ihnen. Das Geräusch war wie das tiefe Brüllen eines hungrigen Monsters, das direkt unter ihren Füßen schlummerte. Alle taumelten, während das Beben sie erfasste, instinktiv nach den Nächststehenden greifend. Robin klammerte sich an Nancy, Eddie packte Robin, und Steve – immer der Beschützer – zog (Y/N) fest an sich, als wollte er sie mit seinem ganzen Körper abschirmen.

Das Beben ließ genauso plötzlich nach, wie es begonnen hatte, aber bevor sie aufatmen konnten, ertönte ein ohrenbetäubendes Kreischen. Die ekelhaften Fledermauswesen – und Gott weiß welche andere Kreaturen – schwärmten am Horizont, als wären sie die Vorboten der Hölle selbst.

Eddie, der immer noch Robin fest umklammert hielt, nickte ernst, obwohl seine Augen sich weiteten. „Ja, also... Waffen scheinen mir eine verdammt gute Idee zu sein."

„Ja, mir auch." Robin ließ Nancy endlich los und trat einen Schritt zurück, als wäre sie selbst überrascht, wie fest sie zugepackt hatte.

Steve, jetzt etwas ruhiger, zog Eddies Jeansweste über und blickte entschlossen in die Ferne. „Worauf warten wir noch?"

Die Gruppe setzte sich in Bewegung, ihre Schritte beschleunigten sich, als das unheilvolle Kreischen der Kreaturen hinter ihnen lauter wurde.

Während sie durch das verkrüppelte Waldgebiet hasteten, warf Eddie einen neugierigen Blick zu Robin. „Hat sonst noch jemand so ein geheimes Talent, wie Wheeler hier?"

„Nun ja, letztes Jahr war (Y/N) in so einem voll merkwürdigen Sportcamp. Und anscheinend bilden sie dort Ninja's oder so aus...", begann Robin. „Sie hat sechs Russen in einer unterirdischen Geheimbasis unter der Starcourt-Mall ausgeknockt."

Eddie starrte sie entsetzt an, als hätte Robin ihm gerade erzählt, (Y/N) sei eine Außerirdische. „Unsere Henderson?" Er deutete ungläubig mit dem Daumen auf sie, während er immer noch versuchte, das Gesehene und Gehörte zu verarbeiten. Robin nickte stolz.

„Es waren nur fünf", korrigierte (Y/N) bescheiden, als sie und Steve an seine Seite traten. Ein leichtes Schmunzeln spielte um ihre Lippen, als sie Eddies völlig überfordertes Gesicht sah.

Nuuur fünf?" Eddie brach in Lachen aus, seine Augen glänzten trotz der düsteren Umgebung.

(Y/N) konnte nicht anders, als ebenfalls zu lächeln. Da war es wieder – dieses ehrliche, offene Lächeln von Eddie, das sie anfangs nie hinter seiner rauen Fassade vermutet hätte. Er war überhaupt nicht so, wie sie gedacht hatte.

Eddie Munson war in Wahrheit ein Softie.

Die Luft war dick und schwül, und der dichte Nebel schien die schaurigen Schatten der Bäume um sie herum zu verschlingen. Jeder Schritt auf dem morschen Boden war begleitet von dem Geräusch von knirschenden Ästen und dem leisen Rascheln der Kreaturen, die sich im Dunkeln versteckten.

„Hätten wir es nicht mit einer Straße versuchen können, oder irgendwas weniger Gruseligem?", fragte Robin, die nervös hinter Nancy und neben (Y/N) herging. Ihr Blick huschte unruhig über die schattigen Umrisse der Bäume.

„Ich glaube, wir sind nah dran. Keine Sorge, wir sind gleich da", versicherte (Y/N) ihr mit einem beruhigenden Lächeln, das auch ihr selbst etwas Sicherheit gab.

Die Mädels vertrauten ihr folgend, während Eddie und Steve nur ein paar Meter hinter ihnen herliefen, ihre Stimmen außer Hörweite, aber die Anspannung deutlich spürbar. Steve war sichtlich bemüht, die Gruppe zusammenzuhalten, während er Eddie anblickte. „Eddie. Eddie. Hey, äh... hör mal, ich wollte mich bei dir bedanken, dass du mir vorhin den Arsch gerettet hast."

Auch Eddie hatte eine stolze Menge an Demo-Fledermäuse aus dem weg geräumt. „Scheisse. Du hast deinen eigenen Arsch gerettet, Mann", sagte Eddie nur, nachdem Steve ihm dankend gegen den Rücken geklopft hatte. „Echt, das war voll Ozzy-mäßig, was du da abgezogen hast!"

„Ozzy?" Steve schüttelte den Kopf, sein Gesichtsausdruck deutete darauf hin, dass er nicht wusste, wovon Eddie sprach.

„Als du diese Fledermaus gebissen hast! Ozzy Osbourne? Black Sabbath? Er hat einer Fledermaus auf einer Bühne den Kopf abgebissen!"

„Nein, ich... keine Ahnung, sorry", murmelte Steve und leuchtete nervös mit seiner Taschenlampe in die Dunkelheit.

Eddie grinsend warf einen Blick über die Schulter. „Das war echt Metal, was du getan hast. Das mein ich ernst."

„Danke?" Steve lächelte schwach, eine Mischung aus Unsicherheit und Stolz in seiner Stimme.

„Der kleine Henderson hat mir gesagt, dass du ein krasser Typ bist. Er hat sogar darauf bestanden", begann Eddie, während sie sich versuchten, einander anzunähern. Seine Stimme war halb im Scherz, doch ein Funkeln in seinen Augen verriet, dass er es ernst meinte.

„Das hat er gesagt?" Steve sah überrascht aus, aber sein Herz füllte sich heimlich mit Stolz.

„Oh ja. Scheiße, der Junge betet dich an, Alter. Du hast ja keine Ahnung. Ist echt nervig, ehrlich gesagt."

Steve stieß eine Art lachen aus und musste etwas schmunzeln.

„Ich weiß nicht mal, warum mich das überhaupt juckt, was der kleine Wicht denkt, aber ich war wohl ein bisschen neidisch, Steve", gestand Eddie, als sich ein sanftes Lächeln auf Steve's Lippen verzog. „Ich kam wohl nicht so gut damit klar, dass Steeeeeveee Haaarrington eigentlich... ganz cool ist. Reiche Eltern, beliebt, die Mädels lieben ihn, er hat die Hawkins-High-Geek-Prinzessin Henderson abbekommen, und er ist kein Idiot? Auf keinen Fall, Mann. Sowas widerspricht allen Gesetzen des Universums und meiner persönlichen Munson-Doktrin." Eddies Augen funkelten vor Schalk, und Steve fühlte sich geschmeichelt, mehr als er erwartet hätte. Vor ein paar Jahren hätte er nie gedacht, dass andere ihn so sehen würden, besonders nicht Dustin und (Y/N).

„Ich bin übrigens immer noch voll neidisch", lachte Eddie und schlang für einen kurzen Moment seinen Arm um Steve. Auch Steve konnte wieder lachen, und für einen flüchtigen Augenblick schien die Bedrohung der Nacht in den Hintergrund zu treten.

„Deswegen wäre ich auch nie in den See gesprungen, um deinen Arsch zu retten. Jedenfalls nicht unter normalen Umständen." Doch die Freude verflog schnell, als sie in den grusligen Wald starrten. Die schrecklichen Geräusche, die sie zuvor gehört hatten, kehrten zurück – ein schauriges Echo, das sie alle frösteln ließ.

„Nein. Außerhalb von D&D bin ich kein Held. Wenn ich Gefahr sehe, drehe ich mich um und lauf weg. Das habe ich diese Woche zumindest über mich gelernt," seufzte Eddie, während Steve ihm beruhigend auf die Brust klopfte.

„Mach dich deswegen nicht fertig—" Doch bevor er weiterreden konnte, drehte Eddie ihn zu sich, so dass er ihm genau zuhören musste. „Hör zu, ich bin nur deswegen hier, weil dir diese Ladies da hinterhergesprungen sind. Ich hätte mich geschämt, als einziger zurückzubleiben. Henderson..."

„Ja?", fragte Steve, seine Augen bei ihr statt bei Eddie.

„Dein Mädchen hat nicht eine Sekunde gezögert. Nicht eine Sekunde. Ich hab sie festgehalten, aber sie hätte mich wahrscheinlich ausgeknockt, wenn es sein müsste. Sie ist direkt gesprungen."

Steve sah schließlich zurück zu Eddie.

„Also, ich hab keine Ahnung, wie es dir geht. Aber wenn ich du wäre, würde ich sie nie wieder gehenlassen. Denn das... das war ein so eindeutiges Zeichen wahrer Liebe, wie es diese zynischen Augen noch nie gesehen haben." Eddie's Worte hallten in Steve wider, und er wusste, dass er die Verbindung zu (Y/N) nicht verlieren wollte. Sie war seine Stärke, sein Licht in dieser Dunkelheit.

Steve's Augen suchten (Y/N). Und Eddie hatte recht, er wollte sie nicht gehenlassen. Niemals. Eddie folgte seinem Blick, doch bevor auch nur einer der beiden etwas sagte, zuckte der Boden unter ihnen, und ein neues Erdbeben riss alle fünf zu Boden. „SCHEISSE!", schrie Steve, als er sich schnell aufrappelte.

„Es geht schon wieder los...", seufzte Eddie, der mittlerweile die Schnauze voll hatte. Der Wald um sie herum schien zu leben, und mit jedem neuen Geräusch wuchs die Bedrohung.

„Okay, Platz zwei auf meiner Liste der unbeliebtesten Dinge: Erdbeben. Mal im Ernst, ich bin sowieso schon wackelig genug", jammerte Robin, während sie sich mit (Y/N) an einem verwitterten Baumstumpf festhielt. Ihre Stimme war halb im Scherz, doch das leichte Zittern verriet, dass sie es ernst meinte.

„Ich hoffe, hier unten gibt's keine Tornados", betete (Y/N) erschöpft, während sie den Blick über den Schattenwald schweifen ließ. Sie wollte nur noch nach Hause, wo alles normal war—oder zumindest so normal wie möglich in Hawkins.

„NANCY! WO WILLST DU DENN HIN?! NANCYYYY!", riefen die Mädchen, als sie sahen, wie Nancy sich vom Baum löste und mit rasendem Tempo weiterlief.

(Y/N) zog Robin sofort mit sich und der Rest ließ Nancy genauso wenig im Stich. Und als sie schließlich bei ihr ankamen, befanden sie sich am Waldrand und blickten mit Ehrfurcht auf das Haus in der Ferne, während die roten Blitze und Wolken aufblitzten. „Kommt mit!", sagte sie außer Atem und übernahm die Führung.

Als die Gruppe durch die Eingangstür trat, erstarrten sie für einen Moment. Vor ihnen wucherten schwarze Ranken, die wie die tentakelartigen Auswüchse eines Albtraums aus dem Boden schossen. „Scheiße...", murmelte Steve, während er nervös mit der Taschenlampe umherleuchtete, als könnte das Licht die Dunkelheit vertreiben.

„Ihr braucht echt eine Putzfrau, Wheeler", scherzte Robin, um sich die Situation schön zu reden. Ihre Stimme hallte in dem geisterhaften Raum wider, und sie spürte, wie das Adrenalin durch ihren Körper schoss.

„Kommt, ich will nicht länger hierbleiben, als nötig." Ohne Zögern stieg Nancy die knarrenden Treppen hinauf, gefolgt von den anderen, die es ihr gleichtaten.

Im Schlafzimmer von Nancy angekommen, begann sie hastig zu kramen. Sie zog eine alte Kiste aus dem oberen Fach ihres Kleiderschranks, und als sie sie auf die Kommode stellte, schien der Staub der Jahre durch die Luft zu wirbeln. Mit hektischen Fingern öffnete Nancy den Deckel. Doch anstelle des erhofften Revolvers fand sich ein paar hübsche, aber absolut nutzlose Schuhe darin.

„Das sind keine Waffen", stellte Eddie über (Y/N)'s Schulter fest.

„Die Absätze sind zwar ziemlich schön spitz, aber ich hatte eher an was mit einem tödlichen Geschoss gedacht", zuckte Robin mit ihren Achseln.

„Ich-... ich verstehe das nicht!", stotterte Nancy und starrte ungläubig in den Karton.

„Vielleicht hast du sie woanders hingelegt?", versuchte Eddie zu helfen.

„Es ist eine Sechsjährige im Haus! Ich weiß, wo meine Waffen sind!", fuhr sie ihn an. „Außerdem... hab ich die schon vor Jahren entsorgt." Ihre Augen scannten ihr Schlafzimmer und blieben an ein paar alten Chemie-Karteikarten hängen, die sie ergriff und durchblätterte.

„Schon klar, dass dir Noten wichtig sind. Aber vielleicht hat das Lernen Zeit, bis wir hier rauskommen?", sagte Robin nervös, während sie sich umblickte, als könnte jeder Schatten plötzlich lebendig werden.

„Die sind aus dem Chemieunterricht, aus der 10. Klasse!" Nancy's Augen weiteten sich, und ein schrecklicher Verdacht blühte in ihrem Kopf auf. Was, wenn das hier alles Teil von etwas viel Größerem ist?

Inmitten des chaosartigen Zimmers, das von einer seltsamen, beklemmenden Stille umgeben war, drehte sich (Y/N) um. Ihr Blick fiel sofort auf etwas Ungewöhnliches. „Nance, schau mal", flüsterte sie verängstigt und deutete auf das Grease-Poster, das schief an der Wand und neben ihrem Bett hing.

„D-d-da hing doch noch vor ein paar Tagen Tom Cruise!", stimmte Robin zu, und ein Schauer lief ihr über den Rücken, als die Erinnerungen an das vergangene Wochenende in ihr aufstiegen.

„Diese Tapete... das ist eine alte Tapete. Äh- und dieser Spiegel, den haben wir auf dem Flohmarkt verkauft", fügte Nancy hinzu und runzelte die Stirn. Die vertrauten Gegenstände hatten in diesem schaurigen Raum eine seltsame, unheimliche Aura. „Und... du- du solltest nicht hier sein. Ich hab dich vor zwei Jahren an meine Cousine Joanna verschenkt!" Sie hob einen verstaubten Teddy von ihrem Bett auf und lief mit ihm zu ihrer Kommode.

„Und- und wo ist unser Bild?! Das Bild von mir und (Y/N). Das mit den Prinzessinnen-Kleidern, der- der Teeparty?" Ihre Stimme wurde immer panischer. Dieses Foto war eines ihrer wertvollsten Erinnerungen, das sie nie wieder heruntergenommen hatte. Aber wo zur Hölle war es dann?

Nancy schnappte sich ihr Tagebuch vom Nachttisch und blätterte hastig durch die Seiten, die mit Erinnerungen und Gedanken gefüllt waren. Nur das waren sie nicht... noch nicht. Etliche Seiten waren frei. Die letzte Seite in ihrem Tagebuch war vom 06. November 1983. Nervös las sich ihren Eintrag durch:

OK! Steve und ich. Ähm- ... wir haben heute zusammen rumgemacht. Und Barb weiß es definitiv jetzt. Heute habe ich auch erfahren, dass Jonathan Byers' kleiner Bruder verschwunden ist. Einfach weg. Niemand weiß, was passiert ist, aber (Y/N) hilft ihm schon bei der Suche. Natürlich tut sie das – sie ist immer so tapfer und kümmert sich um die anderen. Wir waren früher so eng, aber ich habe das Gefühl, dass ich mich von ihr entfernt habe, seitdem ich mehr mit Steve und den anderen rumhänge.

Ehrlich gesagt, ich vermisse sie. Ich vermisse sie sogar sehr. Aber ich habe Angst, dass sie sauer auf mich ist. Dass sie denkt, ich hätte sie hängen lassen, weil ich mich mehr um mein eigenes Leben gekümmert habe, als um das, was wirklich zählt. Vielleicht hat sie recht. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Soll ich versuchen, ihr und Jonathan zu helfen? Oder würde ich alles nur noch schlimmer machen?

„Was ist denn?", fragte Eddie schließlich, als er die Stille nicht mehr ertragen konnte.

Nancy starrte immer noch in ihr Tagebuch, ihre Finger zitterten leicht. „Nancy? (Y/N)? Ihr macht mir Angst", stammelte Robin, ihre Augen weiteten sich, als die Realität langsam durchsickerte. Es war, als hätte der Raum plötzlich seine gesamte Farbe verloren, alles wirkte nur noch mehr gespenstisch und unnatürlich.

Nancy holte tief Luft. „Ich glaube, meine Waffen... sind nicht hier, weil sie noch nicht existieren", murmelte sie.

„Weil sie noch nicht existieren?", wiederholte Eddie, verwirrt. Er runzelte die Stirn, als ob er versuchte, die Worte zu greifen, die für ihn keinen Sinn ergaben.

Nancy hielt das Tagebuch in die Höhe. „Dieses Tagebuch sollte vollgeschrieben sein, ist es aber nicht. Der letzte Eintrag ist vom 06. November '83."

Das Blut in (Y/N)'s Adern gefror, als sie das Puzzle in ihrem Kopf zusammensetzte. „Der Tag, an dem Will verschwunden ist...", flüsterte sie. Ihr Blick wanderte zu Nancy, ihre Augen weit vor Schock. „Der Tag, an dem das Tor aufging... Nein, du meinst doch nicht..." Ihre Stimme brach ab, als ob sie die Worte nicht aussprechen wollte, als ob die bloße Idee zu furchtbar war, um wahr zu sein.

„Wir sind... in der Vergangenheit", sagte Nancy, als die Erkenntnis wie ein Schock durch die Gruppe ging. Die Luft schien plötzlich schwerer zu werden, die Schatten in den Ecken des Raumes tiefer und bedrohlicher.

Robin ließ ein leises Keuchen hören, ihre Hände krampften sich um ihre Taschenlampe. „Vergangenheit?"

Wo war eigentlich Steve?

„Nein! Was ist das hier für ein verdammter Zurück-in-die-Zukunft's Scheiß!", fauchte (Y/N) und rieb sich genervt die Stirn. Als ob diese Dimensionen nicht schon kompliziert genug wären!

Und dann, als ob das Chaos in ihrem Kopf nicht schon laut genug war, hallten Rufe durch das Haus: „DUSTIN?! DUSTIN! DUSTIN!!!" Steve's Stimme drang von unten nach oben und sie stürmten sofort die Treppen hinunter. Doch als sie bei ihm ankamen, war niemand außer Steve da. Er stand im dunklen Wohnzimmer, umgeben von den Ranken und schrie wie ein Verrückter herum.

Robin hielt sich an (Y/N)'s Arm fest, ihre Augen voller Sorge. „Vielleicht hat er wirklich Tollwut?", flüsterte sie, ihre Stimme zitternd vor Verunsicherung.

Steve war wie besessen. Sein Blick sprang von Ecke zu Ecke, und er ignorierte die Gruppe vollkommen, die ihm besorgt zusah. „Steve, was machst du da?", fragte (Y/N) mit einem Mix aus Besorgnis und Ungeduld in ihrer Stimme.

Doch Steve antwortete nicht. Stattdessen schrie er noch lauter „Hallo!" und leuchtete ihnen mit der Taschenlampe ins Gesicht, als wolle er sie wachrütteln. Sie hoben sofort ihre Arme und kniffen ihre Augen zu.

„STEVE!"

„Er ist hier! Henderson, der kleine Scheißer ist hier! In den Wänden oder so. Hört hin, verdammt nochmal! DUSTIN, KANNST DU MICH HÖREN?!"

Für einen Moment war alles still. Die Luft war dick und schwer, und selbst die Geräusche des Hauses schienen sich für einen Augenblick zu verflüchtigen. Sie standen da, inmitten der unheimlichen Dunkelheit, die nur vom schwachen Licht ihrer Taschenlampen unterbrochen wurde, während die Worte in der Luft hängen blieben.

Und dann – ganz leise, kaum mehr als ein Flüstern, hörten sie es.

„DUSTIN?"

„DUSTIN!?!?"

„DUSTINNNNNNN!!!"

„DUSTYYYYY?!"

Die fünf suchten nach ihm, riefen seinen Namen, aber keine Reaktion. „Entweder kann er uns echt nicht hören oder er ist ein totaler Vollidiot!", murmelte Steve, seine Taschenlampe zuckend in der Finsternis, als er nervös über den knarrenden Boden schritt.

„Will hat einen Weg gefunden", entgegnete (Y/N) nachdenklich und starrte auf den Boden.

„Was?", fragte Steve, verwirrt, während er die Taschenlampe auf ihr Gesicht richtete, das im schwachen Licht entschlossen wirkte.

„Will. Er hat einen Weg gefunden, um mit seiner Mom zu kommunizieren – durch die Lampen." Die Worte fielen wie ein Puzzlestück an ihren Platz, und Nancy schnappte es sofort auf. Sie rannte zur nächstgelegenen Lampe, schaltete sie ein, aber nichts geschah. Ihre Enttäuschung war fast greifbar, als sie frustriert zum Lichtschalter hastete, doch auch dieser schien gegen sie zu arbeiten.

„Äh, Leute? Seht ihr das?" Steve hob seine Taschenlampe und beleuchtete den Kronleuchter, der majestätisch von der Decke hing. Er glühte, schimmerte und glitzerte in goldenen und orangefarbenen Tönen, als würde er das Licht selbst in den Raum saugen.

(Y/N) war die erste die sich herantraute und spielte mit dem schwebenden Glitzer, als wäre es Feenstaub. Die anderen taten es ihr gleich und je mehr sie sich darauf einließen, wurde Dustin's Stimme klarer. „Das ... kitzelt", runzelte Steve leicht die Stirn.

„Das fühlt sich gut an", sagte Robin entspannt.

„Wie Magie", nickte (Y/N), als Eddie sie zustimmend warm anlächelte.

Plötzlich durchbrach Nancy den Moment mit einer Idee: „Kann jemand von euch Morsezeichen?" Sie ließ ihre Hand fallen, die kurz vorher das Licht berührt hatte, und alle schauten sie verwirrt an.

„Nein."

„Nein."

„Ja."

„Nein."

Die Köpfe der Gruppe fuhren überrascht zu (Y/N) herum, als sie alle ihre Hände von der Lichtquelle nahmen. „Wer denkt ihr, hat den Jungs wohl das Morsen beigebracht, mh?", seufzte sie nur, als die vier sie erstaunt anblickte. „Also, wie wärs mit SOS?" (Y/N) begann, mit dem schwebenden Glitzer zu spielen. Sie öffnete und schloss ihre Faust, präzise und rhythmisch, und setzte den richtigen Morse-Code in Bewegung: ▄ ▄ ▄ ▄▄▄ ▄▄▄ ▄▄▄ ▄ ▄ ▄

Das Licht pulsierte, als ihre Botschaft die Luft durchdrang, und je mehr sie sich darauf einließen, desto klarer wurde Dustin's Stimme. Die Spannung im Raum stieg, während sie alle ungläubig zusahen, wie sich die Lichtpunkte um sie herum formten und mit einem Leben erfüllt wurden, das sie nicht für möglich gehalten hätten.

„Komm schon, Dusty, antworte uns! Wir sind hier!"

Die Botschaft war angekommen, doch sie standen erst am Anfang. Damit sie mit Dustin und den anderen besser kommunizieren konnten, mussten sie Holly ihr Lite-Brite-Spielzeug abknöpfen. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, wie sich herausstellte.

„Macht schon, macht schon", murmelte Steve ungeduldig, während die Kinder hektisch versuchten, die Teile des Kastens zusammenzusetzen. Die Babysitter – eine Mischung aus Nervosität und unterschwelliger Aufregung im Blick – hatten sich in Nancy's Schlafzimmer verzogen. Sie saßen im Kreis um das Bett, nur der Kasten lag in der Mitte auf der zerwühlten Decke, wie ein seltsames Artefakt aus einer vergessenen Zeit.

„GUT, VERSUCHT ES JETZT!" Dustin's Stimme hallte dumpf durch das Zimmer, nachdem er das Lite-Brite ausgeschaltet hatte.

Nancy drehte sich zu (Y/N) um und drückte ihr den Vortritt aufs Auge. „Mach du." Sie schob (Y/N) das Spielzeug zu und überließ ihrer Freundin, dass kommunizieren mit ihrem Bruder.

„Okay. Kein Druck oder so", murmelte (Y/N) nervös, ein schiefes Lächeln auf den Lippen, während sie mit dem goldorangenen Schimmer spielte, der vom Lite-Brite ausging. Ihre Finger glitten über die leuchtenden Lichter, als sie vorsichtig die ersten Buchstaben zeichnete: H I. Sofort hörten sie von der anderen Seite das Jubeln von Lucas, Erica und Dustin, und auch im Zimmer brach ein kleiner Moment der Erleichterung aus.

„Ha! Es hat geklappt!", rief (Y/N) voller Freude. Steve, überglücklich, drückte ihr spontan einen Kuss auf den Kopf, während Robin und Eddie sich triumphierend einen High-Five gaben. Und selbst Nancy rieb (Y/N) stolz die Schultern.

(Y/N) verengte die Augen und schrieb weiter, ihre Finger bewegten sich schneller, als das Wort sich formte: G E F A ... N G E N.

Das Schweigen im Raum war plötzlich drückend. Die Worte schienen schwerer zu wiegen, als sie sie alle starrten.

„KÖNNT IHR NICHT WIEDER DURCHS WASSERTOR?", hörten sie Dustin's Stimme erneut. Der Klang seiner Worte war undeutlich, als hätte er durch ein altes Funkgerät gesprochen, doch die Sorge in seiner Stimme war klar.

„Was ist ein Wassertor?" Steve schaute verwirrt in die Runde, die Stirn tief in Falten gelegt.

Robin seufzte leicht, als ob sie ihm gerade die einfachste aller Dinge erklären müsste. „Na, es ist im Wasser und ein Tor."

„Oh", nickte der Rest, während Eddie sich ein „Süß." nicht verkneifen konnte.

W A C H E N, schrieb (Y/N) und betrachtete die flackernden Lichter des Lite-Brite, während sie hoffte, dass Dustin und die anderen verstanden, was gemeint war. Sekunden verstrichen, bis Dustin's Stimme dumpf durch die Verbindung brach: „Das Wassertor wird also bewacht."

„Perfekt, ja!", seufzte Steve erleichtert und ließ seine Schultern sinken, während Eddie in die Hände klatschte.

„WIR HABEN DA VIELLEICHT EINE THEORIE, DIE HELFEN KÖNNTE. WIR GLAUBEN, DAS WASSERTOR IST NICHT DAS EINZIGE TOR. SONDERN DAS AN JEDEM TATORT EIN TOR IST!" Doch Dustins Stimme kam leider nur verzerrt und bruchstückhaft bei den fünf Freunden an. Die Worte zerfielen im Äther, wie das Geräusch eines alten Radios, das versucht, einen Sender zu finden.

„Hat jemand von euch verstanden, was er gesagt hat?", fragte seine Schwester, die Augenbrauen zu einem fragenden Bogen gehoben.

Jeder schüttelte wortlos den Kopf.

(Y/N) zog seufzend die Augenbrauen hoch. Sie tippte erneut auf das Lichtbrett und ließ ein "?" aufleuchten. Kurz und knapp.

Von der anderen Seite kam sofort Dustins verzweifeltes Brüllen: „ECHT JETZT?! WIE OFT MUSS ICH DENN NOCH RECHT HABEN, BIS IHR MIR EINFACH VERTRAUT?!" Dustin schrie sich mittlerweile die Kehle aus dem Leib.

(Y/N) rollte mit den Augen, ihr Geduldsfaden war kurz davor zu reißen. Sie wollte unbedingt aus diesem Drecksloch raus. „Dieser Junge...", murmelte sie, während sie einen wütenden Smiley „😡" auf das Board malte, denn dies war einfacher zu zeichnen, als ein Mittelfinger.

„HA! HA! HA! SEHR WITZIG, (Y/N)!", kam es von der anderen Seite. Dustin klang nicht sonderlich amüsiert, und das Echo seiner aufgebrachten Stimme hallte schwach durch die Dunkelheit.

„Scheiße, der Junge sollte wirklich mal sein Ego in den Griff kriegen", kommentierte Steve trocken, die Arme in die Hüften gestemmt, während er die Augen verdrehte.

„Dieser Ton, oder?", griente Eddie, der es sichtlich genoss, Steve in seinem Frust zu spiegeln.

„Ja, genau!", stimmte Steve ihm zu.

Nancy, die die Diskussion ignorierte, schaltete in den Planungsmodus um. „Also, gut. Wie weit entfernt ist dein Wohnwagen?" Ihre Stimme klang so sachlich, als wäre sie bereits mehrere Schritte vorausgedacht.

„Sieben Meilen", antwortete Eddie, ohne zu zögern.

„Nancy? Ich weiß, dein Haus ist echt gruselig und in der Zeit eingefroren, aber... hattet ihr nicht immer Fahrräder?" Robin's Stimme durchbrach die Stille, als der Gedanke in ihren Kopf kroch, ungebeten, aber logisch.

Die fünf gingen ohne weiteren Protest in die Garage. Jeder von ihnen schnappte sich das nächstbeste Fahrrad, das sie finden konnten.

„Und los geht's in die Nacht!", verkündete (Y/N) dramatisch, als sie als Erste aus der Garage raste, dicht gefolgt von den anderen. Die Ketten quietschten, und die Reifen knirschten über den Kies, während die fünf in die Dunkelheit hinausfuhren, das fahle Mondlicht über ihnen und die Schatten der Bäume, die wie geisterhafte Finger über die Straße tanzten.

Der Fahrtwind wehte (Y/N) durch die Haare, und sie konnte das Kribbeln von Abenteuer und Gefahr in der Luft förmlich spüren. Robin fuhr neben ihr und atmete schwer. „Das muss ein Weltrekord sein. Die meisten interdimensionalen zurückgelegten Meilen", scherzte sie zwischen den Atemzügen, als sie sich den Weg durch die dunklen Straßen bahnten.

Als sie endlich ankamen, warfen sie ihre Räder auf den Rasen, völlig außer Atem. Die Düsternis und das unheimliche Summen in der Luft schienen sich noch dichter um sie zu legen, je näher sie dem Wohnwagen kamen. Alles fühlte sich... falsch an. Wie eine Stille vor dem Sturm.

Steve hustete und zog die Luft scharf ein. „Ich hab gerade was von diesem Zeug eingeatmet. Es steckt mir im Hals fest." Er hustete erneut, als ob er versuchte, eine unsichtbare Substanz loszuwerden, während er seine Taschenlampe einschaltete und dem Rest in den Wohnwagen folgte.

„Oh verdammt..." murmelte (Y/N), als sie den riesigen roten Riss, das Portal in der Decke entdeckte. „Hier ist Chrissy gestorben. Also ganz genau hier." sagte Eddie, während der Rest immer noch ungläubig hinauf starrten. „Ich glaube da ist irgendwas drin." flüsterte Robin. Überall rotes Gewebe, ranken und Schleim, das sich bewegte.

„Oh verdammt...", murmelte (Y/N), als ihr Blick auf den riesigen, pulsierenden roten Riss in der Decke fiel. Das Portal leuchtete in einem unheilvollen Licht, fast so, als wäre es lebendig – als würde es nach ihnen greifen. Es strahlte eine beunruhigende Hitze aus, als hätte sich die Luft in diesem Teil der Welt verändert.

„Hier ist Chrissy gestorben. Also ganz genau hier", fügte Eddie leise hinzu, seine Stimme schwankte, als ob er es selbst kaum glauben konnte. Er trat einen Schritt zurück, als der unaufhörlich pulsierende Riss über ihm schimmerte.

„Ich glaube, da ist irgendwas drin...", flüsterte Robin mit weit aufgerissenen Augen. Ihre Stimme zitterte, während sie auf das Netz aus zuckendem Gewebe starrte, das den Riss umgab. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, und sie trat unwillkürlich einen Schritt zurück.

„Was... ist das?" (Y/N) trat einen Schritt näher, ihre Hand an ihrer Seite, bereit, sich jederzeit zu verteidigen. Ihr Herz raste, aber sie ließ sich nichts anmerken.

Plötzlich – KRAAAACH!

Ein Stock, oder etwas, das wie ein langer, starrer Arm aussah, schoss durch den Schlitz und stach wild um sich, riss das Gewebe auseinander und vergrößerte das Loch mit einer Kraft, die ihnen den Atem stocken ließ. (Y/N) sprang zurück, ihre Reflexe blitzschnell, während sie den Rest der Gruppe zurückzog.

„Ahhhh!"

Alle schrien auf, als das Loch größer und größer wurde, und eine Welle aus fauligem, schweißtreibendem Gestank aus der Öffnung drang. Der Schock stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Es war, als hätte jemand das Tor zur Hölle selbst aufgestoßen.

Steve, immer der Erste, wenn es darum ging, mutig (oder vielleicht einfach nur dumm) zu sein, ging mit schnellen Schritten auf das Loch zu. Er zögerte einen Moment, dann beugte er sich vor, um hindurchzusehen.

„Das... gibt's doch nicht...", murmelte er schließlich, seine Stimme war von ungläubiger Ehrfurcht erfüllt. Er trat einen Schritt zurück, als wäre er von dem Anblick überwältigt. Die anderen drängten sich um ihn, um ebenfalls einen Blick zu erhaschen.

Auf der anderen Seite, verkehrt herum und doch irgendwie vertraut, sahen sie Dustin, Lucas, Erica und Max. Die vier standen kopfüber, aber lachend. Ihre Gesichter leuchteten vor Freude, als sie mit großen Gesten winkten.

„Hallo!", riefen die vier fröhlich, während die anderen vor Erleichterung lachten und zurückwinkten. Für einen Moment war die angespannte Stimmung verschwunden. Sie alle grinsten, als wäre das völlig normal – Freunde, die sich durch ein interdimensionales Tor begrüßten.

„Hi", lachten sie zurück und spürte, wie die Spannung von ihren Schultern abfiel.

„Krass, das ist echt abgefahren!", fügte Robin hinzu und grinste breit.

„Mein Bruder ist ein verdammtes Genie!", sagte (Y/N) stolz und konnte nicht anders, als das Gefühl der Bewunderung für Dustin zu verspüren. Ja, er war ein bisschen nervig, manchmal ein bisschen zu schlau für sein eigenes Wohl, aber verdammt – er war genial.

BADA-BADA-BOOM!", ertönte Dustin plötzlich von der anderen Seite, seine Stimme laut und überschwänglich, als wäre er in einem Film. (Y/N) schüttelte nur den Kopf und lachte.

Erica und Dustin arbeiteten mit dem unerschütterlichen Eifer eines eingespielten Teams. Aus alten, muffigen Laken knüpften sie eine Strickleiter zusammen, ihre Finger flogen über die Knoten, während Max und Lucas mit sichtbarer Anstrengung Eddies schwerfällige Matratze aus seinem chaotischen Zimmer schleppten. Der Wohnwagen knarrte bedrohlich unter dem Gewicht der dumpfen Schritte, als sie das sperrige Teil unter das Portal legten.

Alle standen um die Matratze herum und starrten, aber niemand traute sich danach zu fragen.

„Diese Flecken sind..."

Jeder schaute ihn von den Augenwinkeln aus an.

„... keine Ahnung, was für Flecken", sagte er nur, als Robins Gesicht sich in einem angewiderten Ausdruck verzog. Sie gab ein deutliches Geräusch des Ekels von sich, als sie ihn anstarrte.

(Y/N) hob eine Augenbraue, verschränkte die Arme vor der Brust und warf Eddie einen halb belustigten, halb skeptischen Blick zu. „Ich hoffe für dich, das ist nur Bier, Munson", sagte sie trocken und schüttelte leicht den Kopf.

Im nächsten Moment warfen die Kinder ihre selbstgebastelte Strickleiter durch das flimmernde Portal.

„Abrakadabra!", rief Dustin mit triumphierendem Grinsen, als die Leiter sicher durch das Portal schwang. „Und jetzt zieht dran, mal sehen, ob das Ding hält!"

Robin war die Erste, die sich nicht zurückhielt. Mit einem kurzen, entschlossenen Nicken trat sie vor und zog vorsichtig an den Laken.

„Das ist der krasseste Scheiß, den ich je gesehen habe. Und ich habe schon viel krassen Scheiß gesehen", sagte Erica beeindruckt, während sie Dustin einen High-Five gab.

Jetzt war es an der Zeit, sich zu beweisen. (Y/N) spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte. Die seltsame Mischung aus Nervosität und Adrenalin ließ ihre Hände ein wenig schwitzen. Sie war nun dankbar, dass sie letztes Jahr in diesem Sportcamp gewesen war – das Klettertraining kam jetzt gerade recht.

„Ich mach das Versuchskaninchen", sagte Robin mutig, zog die Schultern straff und begann entschlossen, die Strickleiter hinaufzuklettern. Die Laken knarrten unter ihrem Gewicht, und alle hielten für einen Moment den Atem an. Doch Robin stieg weiter, schneller, bis sie die flimmernde Oberfläche des Portals erreichte.

Mit einem dumpfen Plopp verschwand sie durch das Portal und landete, wie durch Zauberhand, auf der Matratze auf der anderen Seite. Ein erstauntes Lachen hallte durch den Wohnwagen, als sie triumphierend von der Matratze aufsprang und winkte.

„Das ist verrückt!", rief Robin lachend. „Absolut verrückt!"

Nancy war die Nächste. Mit ernster Miene und festem Griff packte sie die Leiter und zog sich nach oben. Jeder Muskel in ihrem Körper schien angespannt, als sie sich Stück für Stück hinaufzog, bevor sie ebenfalls durch das Portal verschwand. Kurz darauf war auch sie auf der anderen Seite, staubte sich ab und warf den anderen einen siegestrunkenen Blick zu.

Eddie grinste breit, zuckte mit den Schultern und rieb sich die Hände, als er sich auf den Weg zur Strickleiter machte. „Gut, dann geh ich eben", sagte er lässig, und war im nu, bei Nancy, Robin und den Kids. „Das... war witzig! Scheiße!", lachte Eddie, als er auf der Matte aufschlug und Dustin ihn zu sich hochzog.

Bevor (Y/N) nach dem Seil greifen konnte, drückte Steve ihr einen letzten Kuss auf die Lippen. „Wir sehen uns auf der anderen Seite", sagte er leise, und sein Lächeln war ein Lichtstrahl in der dunklen Ungewissheit.

„Auf der anderen Seite", zwinkerte sie, ihr Herz schlug wild. Der Augenblick war kostbar, und sie wollte ihn festhalten, als wäre es ein magischer Moment, der niemals enden sollte. Sie spürte seinen festen Griff, der sie leicht nach oben zog, und für einen Moment fühlte es sich an, als könnten sie die gesamte Dunkelheit besiegen.

Doch plötzlich war es vorbei. Die Schwerkraft packte sie, und sie ließ sich fallen, ohne das Ende zu spüren. Die Strickleiter entglitt ihren Fingern, und sie fiel, immer tiefer, während ihr eigener Schrei in der Stille der Dunkelheit verhallte.

Mit einem schmerzhaften Aufprall landete sie auf einem matschigen Boden, der unter ihr nachgab. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Rücken, und sie stöhnte vor Schmerz auf. Rappelig erhob sie sich, nur um zu realisieren, wie schlimm es eigentlich um sie stand. Die Schatten um sie herum waren vertraut und furchteinflößend – sie war wieder in den Tunneln.

„(Y/N)! HEY! HEY! WACH AUF! WACH AUF, (Y/N)!", hörte sie Steve, dessen Stimme in der Ferne wie ein verzweifelter Schrei durch die Dunkelheit schallte. Es war ein Anblick des Grauens, als sie ihn und die anderen durch den Schleier ihrer Ohnmacht wahrnahm.

„Vecna...", flüsterte Max, ihre Augen geweitet vor Angst, während die Gruppe wie erstarrt zusah, wie Steve panisch versuchte, (Y/N) zu wecken.

Alle schrieen nach ihrer Freundin, Dustin nach seiner Schwester und schrie immer und immer wieder ihren Namen. Und besonders Eddie verfiel in Panik, weil er Angst hatte, dass sich die Geschichte wiederholte – der Junge weint und fleht das Mädchen an zurückzukommen, während sie bereits ihren letzten Atemzug nahm.

(Y/N HENDERSON POV)

„Was machen die Schuldgefühle, (Y/N)?" Seine Stimme hallte durch die düsteren Tunnel, ein schleichender Schatten, der mir nachstellte. Mit jedem Schritt, den ich tiefer in diese vergessenen Gänge machte, fühlte ich, wie die Wände um mich herum lebendig wurden, als wollten sie mich zurückhalten. „Oder hast du die bereits vergessen?"

Ein schwerer Kloß bildete sich in meinem Hals. Mir war nach Weinen zumute, aber ich wusste, dass ich nicht aufgeben durfte. „Wenn jemand meinen Kreaturen wehtut, vergesse ich das niemals!", rief die Stimme. Plötzlich begann der Boden hinter mir, sich mit dunklem, schimmerndem Blut zu füllen.

Ich rannte, mein Herz hämmerte in meiner Brust, bis  ich den Ausgang — die Leiter — erreichte, die mich aus diesem Albtraum führen sollte. Mit einem verzweifelten Satz kletterte ich nach oben, doch als ich die Oberfläche berührte, fand ich mich in einer anderen Hölle wieder – in der roten Welt, die Max gezeichnet hatte. Der Himmel brannte in einem unheimlichen Rot, Blitze zuckten über den Horizont, und die Ranken schlangen sich wie lebende Wesen um alles. Es war alles hier, der rote Himmel, die Blitze, die Treppe, die Ranken, die Standuhr.

„Wie ich sehe, haben du und deine Freunde nach mir gesucht, (Y/N). Ihr wart so nah dran. So nah an der Wahrheit", flüsterte er, seine Stimme so süß wie Gift. „Wie geht es dem dummen, blöden, alten Victor? Hat er mich vermisst? Ich wollte mich bei ihm melden, aber ich war beschäftigt."

Mein Blick fiel auf Chrissy und Fred, gefangen in den Ranken, ihre Augen und Münder schwarze Löcher, aus denen die Hoffnung entwichen war. Eine heiße Träne rollte über meine Wange, vermischt aus Angst und Mitleid. Ich wollte schreien, wollte ihnen helfen, aber die Worte blieben mir im Hals stecken.

Und dann entdeckte ich sie: die Tür mit der Rose darauf, ihr rot-goldenes Licht stach scharf in die Dunkelheit. Es war eine Einladung und eine Warnung zugleich. Mein Herz schlug wild. Was würde hinter dieser Tür auf mich warten?

Die Tür öffnete sich mit einem quäkenden Geräusch, das durch den stillen Raum hallte, und eine Familie trat ein. Victor, der immer noch wie ein Schatten der Vergangenheit wirkte, drehte sich zu seiner Frau um und fragte mit einer Stimme, die zugleich sanft und durchdringend war: „Was hab ich dir gesagt?"

Die Frau sah ihn mit strahlenden Augen an, als wäre sie das Glück in Person. „Wow!", staunte sie und ihr Blick wanderte durch den Raum, gefangen von der Magie, die in der Luft hing. Das kleine Mädchen mit den blonden Locken und dem blauen Kleidchen tanzte vor Freude. „Das ist unglaublich! Es sieht wie im Märchen aus. Ein Traum!" Ihr Kichern hallte durch die Gänge, während sie an mir vorbei rannte und die Treppe hinaufstürmte.

„Alice, mein Engel. Nicht rennen!", rief ihre Mutter ihr nach, aber die Worte verloren sich in der Aufregung des Kindes. „Es ist so groß!", rief sie begeistert. Victor und seine Frau lächelten sich an, und er gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Ein Bild des Glücks, das in krassem Gegensatz zu dem stand, was in mir vor sich ging.

Doch der kleine Junge, der die Familie begleitete, wirkte nicht glücklich. Mit einer Mischung aus Neugier und etwas anderem, das ich nicht recht benennen konnte, folgte ich ihm, als er das Haus erkundete. Er hob eine Klappe im Badezimmer und steckte seine Hand hinein. Es war der Lüftungsschacht, der mit den Schwarzen-Witwen darin.

Er zog eine Schwarze Witwe heraus und betrachtete die Spinne fasziniert, während sie über seine Hand krabbelte. Doch plötzlich flackerte das Licht. Ich schrak zusammen vor Angst und die Dunkelheit umhüllte mich wie ein dicker Nebel.

Als ich meine Augen öffnete, fand ich mich auf dem Dachboden wieder. Dort saß er, der Junge, bei düsterem Kerzenlicht, umgeben von einer seltsamen Sammlung: Einmachgläser mit lebenden Spinnen, die wie gefangene Seelen in der Dunkelheit schimmerten. Ich folgte ihm mit klopfendem Herzen, als er zur Standuhr im Flur zurückkehrte, die in einem monotonen Takt tickte. Tick-Tok-Tick-Tok.

Irgendwann schloss er die Augen, und die Zeiger der Uhr begannen sich rückwärts zu drehen, immer schneller und schneller, bis ein gequältes Quietschen ertönte, das durch meine Knochen schnitt. Plötzlich drehte ich mich um und fand mich im Garten wieder.

Der Junge stand dort und nutzte die Kraft seiner Gedanken, um ein unschuldiges kleines Kaninchen zu quälen. Mein Herz raste, während ich fassungslos zusehen musste, wie das Tier verzweifelt um Hilfe suchte. „Nein! Hör auf!", rief ich, meine Stimme ein verzweifelter Schrei in der Stille. Die Tränen bahnten sich über meine Wangen.

Doch es war zu spät. Mit einem letzten, schrecklichen Zucken brach das kleine Kaninchen zusammen, und der Junge lächelte triumphierend. Ich spürte, wie die Dunkelheit um mich herum dichter wurde, die Luft zum Schneiden dick und kalt.

Ich rannte hastig ins Haus zurück, das vertraute, friedliche Lied „Dream a Little Dream of Me" drang leise durch die Wände. Es fühlte sich wie ein schrecklicher Widerspruch an, während ich durch den Flur sprintete. Eine Träne rollte mir vor Horror über die Wange, als ich das Esszimmer erreichte und das Grauen vor meinen Augen entfaltet wurde.

Der Junge stand in der Mitte des Raumes, seine Augen fest geschlossen, als ob er die Realität um sich herum ausblenden wollte. Plötzlich begannen die Lichter zu flackern, und ich hielt den Atem an. Im nächsten Moment schwebte seine Mutter, umgeben von einem unheimlichen Licht, in der Luft. Ihre Gliedmaßen bogen sich unnatürlich, ein schreckliches Knacken durchbrach die Stille. Es war ein Moment, der sich in meine Seele brannte: Wie ihre Augen und ihr Mund zu schwarzen Löchern wurden, als sie zu Boden fiel.

Der Junge wischte sich blutige Nasenbluten ab, während sein Vater ihn und die weinende Schwester hinaus trug. Ich wollte schreien, doch kein Laut kam über meine Lippen. Die Haustür war verschlossen, wie eine gefangene Seele, die keinen Ausweg fand. Das kleine Mädchen fiel leblos zu Boden, ihre Unschuld in einem Augenblick zerstört. Victor, der aus dem Schatten der Verzweiflung schien, lauschte weiter der melancholischen Musik, als ob sie ihn in einem tranceahnlichen Zustand hielt. Doch als er sich umdrehte und sein Sohn zu Boden fiel, schien das Geschehen ihn brutal in die Realität zurückzuholen. Mit zitternden Händen nahm er Henry in seine Arme, wog ihn sanft und weinte, als würde er um den Verlust kämpfen, den niemand je ersetzen könnte.

Die Polizei stürmte nur wenige Augenblicke später in das Haus, ihre Stimmen wie ein Sturm. Victor Creel wurde festgenommen, verdächtigt, für den brutalen Mord an seiner eigenen Familie verantwortlich zu sein. Henry, der kleine Junge, wurde in die Obhut von Dr. Brenner gegeben, dem Mann, der nicht nur Elfi's, sondern auch das Leben vieler anderer Kinder und Familien zerstört hatte.

Henry saß auf einem Stuhl, während der Arzt ihm eine „001" auf das kleine zierliche Handgelenk tattoowierte – eine Marke für den Rest seines Lebens.

„Würdest du um sie weinen, (Y/N)?", hallte die düstere Stimme in meinem Kopf, als wäre sie ein Flüstern aus den Tiefen der Dunkelheit. Meine Wangen waren übersät mit Tränen, die sich nicht aufhalten ließen. Als Kind hatte ich Angst vor den Monstern unter meinem Bett, doch diese kindliche Furcht war eines Tages gewichen. Jetzt, in diesem schrecklichen Moment, schien sie wieder zu kommen, stärker und verheerender als je zuvor.

„Ich werde jeden, den du liebst, umbringen." Diese Worte hallten wie ein grausames Versprechen in meinem Kopf. „Du sollst dabei zusehen, wenn ich sie eine nach dem anderen umbringe."

Genau das war meine größte Angst – der Gedanke, alles zu verlieren, was mir wichtig war, während ich nur machtlos zusah.

AUTHOR NOTE!WOW! Ich hab noch nie so ein langes Kapitel geschrieben. Ich hoffe es ist nicht allzu schlimm, im Notfall kann ich daraus zwei Teile machen. Aber ja wir sind eif schon bei 207 TSD views, ich glaube einfach nicht!!! Ihr seit super, vielen lieben Dank für den lieben support und natürlich fürs lesen!❤️ Hinterlasst mir gerne ein paar Sternchen und Kommis, ich würde mich richtig freuen (:

Frage: Steve oder Eddie?
Antwort: Ich bin definitiv ein Steve Mädchen (aber ich liebe Eddie auch. Und ich schreibe bereits eine fanfic über ihn). Sechs kleine Nuggets lets go!! 😂

– Love you all, Nini💕

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