32. UNTER DROGEN

1985 | HAWKINS, INDIANA — Mit einem erleichterten Seufzen betraten Robin, Steve und (Y/N) die Freiheit der Außenwelt, nachdem sie aus dem stickigen Aufzug und dem drückenden Gebäude herausgekommen waren. Robin schnappte nach Luft und streckte ihre Zunge aus, um die frische Brise zu kosten, die um sie herum wehte. „Oh mein Gott, die Luft schmeckt so gut!", rief sie aus und ließ sich von dem Moment der Freiheit berauschen.

(Y/N) und Steve folgten ihrem Beispiel und atmeten tief ein, während sie die wohltuende Luft genossen. „Mhhhh, lecker!", stimmte (Y/N) zu und drehte sich verträumt im Kreis, während sie die Arme ausstreckte.

Steve grinste breit und stimmte ein Kichern ein. „Ja, ich kann die Luft auch schmecken", lachte er. „Schmeckt nach Luft!"

„Hey Steve, kannst du das mal kurz festhalten?", fragte (Y/N) mit einem Lachen in der Stimme und streckte ihre Hand aus.

„Aber das ist deine Hand", bemerkte Steve, als er ihre Hand ergriff.

„Ich weiß", erwiderte (Y/N) kichernd.

Die fünf liefen weiter, doch plötzlich öffnete sich das Gittertor mit einem Piepton, und eine russisch klingende Stimme rief „Stop!!!". Zwei Wachmänner rannten auf sie zu, und Dustin und Erica handelten schnell, um die drei zurück in die Starcourt-Mall zu bringen und die Tür zu verriegeln. Gemeinsam huschten sie die unter Drogen gesetzten Jugendlichen durch die Mitarbeitergänge der Geschäfte, während sie sich vor den Wachen versteckten.

Dank ihres Vorsprungs schoss Dustin eine Idee in den Kopf. „Wo gehen wir hin?", fragte Erica, als sie ihm folgte. „Vertrau mir einfach!", versicherte er ihr.

Sie erreichten ihr Ziel, und Dustin blickte aus der Tür, um sicherzustellen, dass sie von niemandem gesehen wurden. „Alles frei!", rief er und leise folgten die anderen ihm in eine zufällige Kinovorstellung hinein.

„Ich will Popcorn", jammerte (Y/N) hungrig und warf Dustin einen flehenden Blick zu, in der Hoffnung, dass er ihr noch schnell eine Tüte süßes Butter-Popcorn kaufen würde.

„Genieß den Film ohne Popcorn!", brummte Dustin, aber zu (Y/N)'s Glück hörte Steve ihren Wunsch und erspähte eine halbaufgegessene Popcorntüte in einem nahestehenden Mülleimer. Mit einem schnellen Griff schnappte er sich die Tüte und stürmte triumphierend in den Kinosaal. Die Türen öffneten sich und enthüllten den allerneuesten Science-Fiction-Film »Zurück in die Zukunft«. (Y/N) hatte sich tatsächlich das ganze Jahr auf diesen Film gefreut, aber unter den aktuellen Umständen bekam sie von der Vorstellung leider nur die Hälfte mit. Vielleicht würde sie sich den Film später noch einmal ansehen? Vielleicht mit Steve? Der Gedanke ließ sie heimlich lächeln.

„Kommt mit!", rief Dustin und huschte alle nach vorne. „Ihr drei! Hinsetzen!", befahl er und zeigte auf die freien Plätze in der vordersten Reihe.

„Nein, nein, nein!"

„Aber, dass ist viel zu weit vorne!

„Alter, die Plätze sind beschissen!"

„Setzt euch jetzt hin!", verlangte Dustin, der langsam die Geduld verlor.

„Aber ich will neben (Y/N) sitzen!"

„Hey, ich will auch neben ihr sitzen!"

„SETZT EUCH EINFACH HIN, VERDAMMT!", schrie Dustin schließlich und sorgte für einen Chor aus empörten „SHHHH!!!" von den anderen Kinobesuchern.

„SHHHHHH!!!!!!", zischten Steve, Robin und (Y/N) genervt zurück.

„Entschuldigung", nickte Dustin entschuldigend den anderen Kinobesuchern zu, bevor er sich wieder den unter Drogen stehenden Teenagern widmete. „Ihr guckt euch jetzt den Film an", flüsterte er wütend. „Und ihr rührt euch nicht vom Fleck!"

„Ist ja gut, Mom", brummte (Y/N) und brachte Robin und Steve zum Lachen. Robin hob amüsiert eine Hand und tauschte mit ihrer Freundin einen High-Five aus. Dustin rollte hingegen nur die Augen.

„Oh mein Gott, du hast Popcorn!", atmete (Y/N) begeistert, als Steve ihr plötzlich die Tüte hinhielt. Sie nahm sie dankbar entgegen und strahlte ihn an. Steve fühlte sich warm ums Herz, als er ihr Lächeln sah. Vielleicht war es der Einfluss der Drogen, aber er hatte das Gefühl, dass dieser Moment irgendwie besonders war.

Dustin und Erica setzten sich ein paar Reihen weiter hinten, um ein Auge auf die drei zu haben, während (Y/N) sich eng an Steve lehnte und eine Handvoll Popcorn in den Mund stopfte. „Du bist der Beste, weißt du das?", flüsterte sie ihm zu, und Steve spürte, wie sein Herz schneller schlug. „Schau nur Robin, Steve hat Popcorn!", lachte sie und reichte Robin die Tüte, damit sie alle teilen konnten.

„Okay, eins ist klar", begann Dustin, als er sich an Erica wandte. Die beiden nahmen Platz und atmeten für einen kurzen Moment aus. „Ich will nie Kinder haben", sagte er fest. „Du achtest auf unsere Knalltüten. Pass auf, dass sie nicht abhauen!"

„Wo willst du denn hin?", fragte sie verwirrt und sah ihm nach.

„Einen fahrbaren Untersatz suchen", antwortete er schließlich und verschwand in einen Nebenraum, wobei er den Kopf voll von Plänen hatte, wie er die Gruppe sicher aus diesem Chaos herausbringen könnte.

„Leute, mir ist schlecht...", flüsterte (Y/N) und rieb sich den dröhnenden Kopf. Die Drogen hatten ihren Körper fest im Griff und ließen ihre Sinne taumeln wie ein Schiff in stürmischer See.

„Aber du verpasst den Film", schmollte Steve und hielt, ohne es zu wissen, immer noch ihre Hand fest. Die Wärme ihrer Hand in seiner fühlte sich so vertraut an, dass er sie nicht loslassen wollte. Es war, als ob dieses kleine Stückchen Kontakt ihn inmitten des Chaos verankerte.

„Ich kann mit dir rausgehen", flüsterte Robin hilfsbereit und stand auf, wobei sie (Y/N) sanft mit sich zog. „Ich hab sowieso Durst." Steve spürte, wie sich ihre Hand aus seinem Griff löste, und er konnte nicht anders, als ein leises Seufzen zu unterdrücken und sie zu vermissen. Etwas fehlte ohne sie.

„Hey, lasst mich nicht alleine!", rief Steve, fast panisch, als er sah, wie die beiden Mädchen in Richtung Ausgang gingen. Seine Stimme klang verzweifelt und kindlich, eine Mischung aus Angst und dem Bedürfnis, nicht allein gelassen zu werden.

Leise schlichen sich die drei aus dem Kinosaal und betraten den dunklen, verlassenen Kinoflur. Die Wände waren mit Filmplakaten gesäumt, deren leuchtende Farben in der Dämmerung beinahe geisterhaft wirkten. Der Boden war mit einem dicken Teppich ausgelegt, der ihre Schritte dämpfte und jede Bewegung lautlos machte. Zu ihrem Glück befand sich wirklich niemand außer ihnen im Flur, was ihnen ein trügerisches Gefühl der Sicherheit gab.

Kaum hatten sie mehrere Schritte gemacht, setzte bei (Y/N) der Schwindel ein. Alles in ihr drehte sich, ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding, und es war, als würde der Raum sich langsam von alleine drehen und bewegen. Die Wände schienen sich zu neigen und zu wanken, und sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Vergeblich hielt sie sich an der Wand fest, ihre Finger klammerten sich in das kalte Metall des Handlaufs, während sie versuchte, nicht umzukippen.

Robin und Steve, in ihrer eigenen kleinen Welt gefangen, bemerkten kaum, dass (Y/N) hinter ihnen zurückblieb. Die beiden standen am Wasserspender und stritten sich lautstark darüber, wer zuerst trinken durfte. Ihre Stimmen hallten durch den leeren Flur, ein absurdes Echo, das die Stille durchbrach. Offenbar hielt die Wirkung der Drogen bei den beiden noch ein kleines bisschen länger an, da sie diese später injiziert bekommen hatten als (Y/N).

„Ich war zuerst hier, Robin!", beharrte Steve, seine Worte lallend und seine Augen halb geschlossen.

„Nein, Hirni! Das ist mein Platz!", erwiderte Robin und versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen, um den Knopf des Wasserspenders zu erreichen.

Währenddessen lehnte sich (Y/N) über eine riesige Topfpflanze, die in einer Ecke des Flurs stand, und leerte ihren Mageninhalt. Der bittere Geschmack der Schokoriegel, die sie vor Stunden gegessen hatte, brannte in ihrem Hals, und sie fühlte sich elend. Sie hatte Glück, dass sie nichts anderes gegessen hatte, als zwei Schokoriegel, seitdem sie unter der Starcourt-Mall gefangen waren, sonst würde sie wahrscheinlich viel länger über dem Blumentopf hängen.

„Das ist unglaublich."

„Naja... ich war nicht voll konzentriert da drin", begann Robin, ihre Gedanken laut sortierend. „Aber ich bin mir ganz sicher, dass diese Mutter ihren Sohn vögeln wollte."

„Hä, das war Alex P. Keatons Mom?"

„Ja, ich glaub schon."

„Aber die waren doch gleich alt?"

„Nein, Quatsch, er war doch in der Vergangenheit."

„Aber wieso heißt es dann Zurück in die Zukunft?"

„Er geht ja wieder zurück in die Zukunft, weil er in der Vergangenheit ist... also die Zukunft quasi die Gegenwart und seine Zeit."

„Oh... w-was?"

„Nein, jetzt trink ich! Weg da! Du hattest genug", sagte Robin schließlich und schubste Steve vom Wasserspender weg. Steve taumelte ein paar Schritte nach vorne, doch versuchte nicht umzukippen.

„Wow!", staunte Steve, als er zur Glasdecke hinaufblickte. „Hey (Y/N), Robin. Das müsst ihr euch mal ansehen, die Decke ist wunderschön!"

Robin, die immer noch ein wenig wackelig auf den Beinen war, schluckte das Wasser hinunter und taumelte zu Steve hinüber. Zusammen starrten sie zur funkelnden Decke hinauf, die durch die Wirkung der Drogen wie ein lebendiger Nachthimmel wirkte. Doch (Y/N) bekam von alldem leider rein gar nichts mit. Die Lichter glitzerten und funkelten wie ferne Sterne, die in einer unendlichen Galaxie tanzten. Es war, als ob sie im Weltall schwebten, fernab von allen Problemen und Gefahren.

„Oh wow", murmelte Robin, während sie sich ein paar Mal im Kreis drehte, die Arme ausgebreitet wie ein Kind, das zum ersten Mal Schnee sieht. Die Farben verschmolzen ineinander, schufen Muster und Formen, die nur in ihren benebelten Köpfen existierten.

Doch je länger sie in die Ferne dieser imaginären Galaxie starrten, desto mehr begann die Realität, sie einzuholen. Ihre Köpfe begannen zu schmerzen, und der Schwindel wurde unerträglich. Plötzlich überkam sie eine Welle der Übelkeit.

Die zwei stürmten zu den Kinotoiletten. Die Kabinentüren wurden hastig aufgerissen, und sie warfen sich auf ihre Knie, ihre Körper von den heftigen Würgekrämpfen geschüttelt. Sie entleerten ihren Mageninhalt über den Toilettenschüsseln, die kalten Fliesen unter ihnen boten einen merkwürdigen Halt inmitten ihres chaotischen Zustands. Diesen Tag würde wohl niemand so schnell vergessen...

„Bei mir dreht sich's nicht mehr", begann Robin und lehnte sich vorsichtig zurück, um die plötzliche Ruhe in ihrem Kopf zu genießen. „Und bei dir?"

„Ach du Scheiße...", murmelte Steve und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Nein. Glaubst du wir haben alles ausgekotzt?"

„Schon möglich, frag mich irgendwas", schlug sie vor und starrte gedankenverloren an die Decke der Kabine. Jeder der beiden befand sich in einer eigenen Kabine und hoffte, sich nicht erneut über die Toilette lehnen zu müssen. „Starte Verhör", fügte sie hinzu und versuchte die Stimmung mit einem schlechten russischen Akzent zu heben.

„Okay, ich soll dich verhören. Ähm... wann hast du dir das letzte Mal in die Hose gemacht?"

„Heute", antwortete Robin prompt.

„Was?"

„Als dieser Arzt die Knochensäge hervorgeholt hat."

„Oh, mein Gott." Steve lachte laut und sein Lachen hallte durch die leeren Toilettenräume. Robin schloss sich ihm an, ihr Lachen war furchtbar ansteckend.

„Ja, aber wirklich nur ganz wenig", kicherte sie und versuchte, ernst zu bleiben, was jedoch misslang.

„Ja, du hast das Zeug definitiv noch drin", sagte Steve und schüttelte lachend den Kopf.

„Okay, gut, ich bin dran", lachte Robin und richtete sich etwas auf.

Steve lächelte trotz seiner schmerzenden Stirn. „Okay, schieß los", erwiderte er und versuchte, sich auf das Gespräch zu konzentrieren, obwohl sein Kopf noch immer pochte.

„Warst du ... Warst du jemals verliebt?"

„Ja, in Nancy Wheeler. Erstes Halbjahr, Abschlussklasse", gestand er schließlich und machte dann eine Art Pistolen-Sound. Die Erinnerung an seine vergangene Schwärmerei brachte ein leichtes Grinsen auf sein Gesicht, aber es war auch ein Hauch von Wehmut in seinem Blick zu erkennen, weil sie ihn schließlich abserviert hatte.

„Oh, mein Gott", seufzte Robin und verdrehte die Augen. Sie hatte nie wirklich verstanden, was Steve an Nancy fand. Genau so wenig hatte sie auch je verstanden warum (Y/N) mit ihr befreundet war. Schon als sie klein waren, war Robin nie ein großer Fan von Nancy Wheeler. „Sie ist so eine Zicke", fügte sie hinzu und schüttelte den Kopf, als könnte sie das ganze Drama um Nancy nicht fassen.

„In Wirklichkeit eigentlich nicht", gestand Steve, während er sich leicht unbehaglich auf seinem Platz hin und her bewegte.

„Bist du noch in Nancy verliebt?"

„Nein..."

„Wieso nicht?", hakte Robin nach, als ob sie darauf gewartet hatte, dass Steve endlich die Wahrheit aussprach.

Steve seufzte und sammelte seine Gedanken. „Ich glaube, ich hab jemanden gefunden, der besser zu mir passt. Es ist verrückt... Seit Dustin wieder zurück ist, meint er ständig: Du musst deine Suzie finden. Du musst deine Suzie finden."

„Sekunde, wer ist Suzie?"

„Irgendsoein Mädchen aus dem Feriencamp. Angeblich seine Freundin. Um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht ganz sicher, ob es die wirklich gibt", erklärte Steve mit einem amüsierten Lächeln. „Naja, der Punkt ist... Dieses Mädchen, das ich so mag... ist im Grunde jemand, bei dem ich alles verbockt habe in der Vergangenheit. Und ich weiß nicht einmal warum. Vielleicht, weil Tommy H. mich ständig genervt hat. Vielleicht, weil ich dann nicht Prom-King geworden wäre. Oder vielleicht, weil ich einfach ein Idiot war." Jedes Wort, das er aussprach, fühlte sich an wie ein harter Schlag in sein eigenes Gesicht, aber es war das erste Mal, dass er mit jemandem darüber sprach.

„Total bescheuert. Ich meine, Dustin hat recht. Es ist sowieso alles Schwachsinn. Eigentlich hätte ich die ganze Zeit mit diesem Mädchen abhängen sollen. Und mit dir auch...", lächelte er kurz. Er hatte Robin echt gern. Und es fühlte sich gut an, mit ihr so offen reden zu können. „Ich hätte nie aufhören dürfen, ihr zu zeigen, dass ich sie gern hab. Erstens ist sie super lustig, hat echt Humor. Ehrlich, diesen Sommer hab ich gelacht. So gelacht, wie ich glaube, schon ganz lange nicht mehr."

Ein sanftes Lächeln legte sich auf Robins Lippen, aber in ihrem Inneren war ein Sturm am Toben.

„Außerdem ist sie schlau. Viel schlauer als ich. Sie ist ein kleiner Nerd, aber trotzdem ist sie die Coolste, die ich kenne. Sie ist mutig und fürsorglich. Sie würde ihr Leben für ihre Freunde riskieren. Weißt du, sie kann auch 2-Meter-Russen ausknocken und streng geheime russische Codes knacken und...", fuhr Steve fort, aber Robin lehnte sich plötzlich nach vorne. Das Lächeln auf ihrem Gesicht war verblasst. Sie schloss die Augen und legte ihren Kopf auf ihre Arme, die ihre Knie umklammerten.

„Naja, sie ist einfach anders als alle, die ich bisher gekannt habe", gab Steve zu. „Sie ist irgendwie besonders. Und leider ist sie zu gut für mich..." Er ließ seinen eigenen Satz einsickern. Er verdiente sie nicht. Sie verdiente was besseres, als so einen Versager, wie ihn. Er konnte nicht glauben, dass er endlich seine Gefühle offenbarte. Doch leider, befand sich neben ihm die falsche Person.

„Robin?", fragte Steve verwirrt, als er bemerkte, dass sie seit einiger Zeit nichts mehr gesagt hatte. Er sehnte sich nach einem Rat oder sogar danach, dass Robin sich über ihn lustig machte, so wie sie es immer tat. Sollte er es wirklich wagen, seine Gefühle seinem Mädchen preiszugeben? „Robin, bist du ins Koma gefallen?", fragte er noch einmal und klopfte gegen die Kabinenwand.

„Nein... ich bin noch am Leben", antwortete sie mit einem Seufzer, doch die Leere in ihrem Magen und der Druck auf ihrem Herzen waren unübersehbar. Sie nahm einen tiefen Atemzug und lehnte ihren Kopf gegen die Wand hinter sich.

Steve machte sich Sorgen. Er schlüpfte unter der Lücke, die die beiden trennte, hindurch und setzte sich ihr gegenüber. „Der Boden ist widerlich", bemerkte sie und verzog das Gesicht.

„Naja, ich bin sowieso schon voll mit Blut und Kotze, also", antwortete Steve achselzuckend. „Was denkst du über das Mädchen?"

„Klingt alles super", nickte sie.

„Sie ist super. Und was ist mit dem Typ?", fragte er, während Robin bereits bedauerte, seine Frage zu beantworten.

„Ich glaube, er ist ein kleiner Idiot", sagte sie und schaute ihm direkt ins Gesicht. Sie wollte sicherstellen, dass er ihr genau zuhörte. Ein kleines Lächeln spielte um ihre Lippen, bevor sie weitersprach. „Ein kleiner Idiot, der ziemlich blind und ahnungslos ist." Jeder Trottel konnte erkennen, dass (Y/N) Henderson Gefühle für ihn hatte. Jeder außer Steve Harrington.

„Wirklich? Ich denke, er sieht alles viel klarer als sonst", wandte Steve ein.

In diesem Augenblick schien die Zeit stillzustehen, als Robin sich entschied, ihre Gefühle Steve gegenüber zu offenbaren. Ihr Blick durchdrang seine Augen, als sie die Worte aussprach, die ihr schwer fielen. „Ehrlich, hör zu Steve, es hat mich zutiefst geschockt... Aber ich mag dich", sagte sie leise. Man sagt, dass Augen die Fenster zur Seele sind, und in diesem Moment sah Robin so viel in seinen Augen, dass es sie verletzte, ihm die Wahrheit zu sagen. „Ich mag dich wirklich."

Steve war erleichtert über ihre Worte. Er schätzte Robin sehr. Schon lange hatte er nach einem Kumpel gesucht, der nicht so war wie Tommy H. oder die anderen Idioten von der Hawkins. Er war froh, Robin gefunden zu haben. „Aber ich bin nicht wie deine anderen Freunde. Und ich bin nicht wie Nancy Wheeler."

„Robin, aber genau deswegen mag ich dich, ja", erklärte Steve und versuchte, den negativen Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben. Doch trotz seiner Worte schnaufte sie nur leicht und wirkte, als würde sie noch mehr zu sagen haben.

„Weißt du noch, was ich über Mrs. Clicks Kurs gesagt habe? Und darüber, dass ich besessen war?"

„Ja."

„Es war nicht, weil ich verknallt in dich war."

„Sondern weil du... weil du sie mir weggenommen hast. Ihr wart immer zusammen. Jede Stunde."

„Mrs. Click?", fragte Steve verwirrt.

„(Y/N)..." Robin senkte den Blick, als sie den Namen aussprach. Es war offensichtlich, dass dieser Name mehr für sie bedeutete, als sie zugeben wollte. „Ich wollte, dass sie etwas mit mir macht. Ich wollte, dass sie mich ansieht. Sie war meine einzige Freundin", erklärte sie und erinnerte sich an die quälenden Jahre ihrer Schulzeit.

Wie oft saß sie in Mrs. Clicks Kurs und beobachtete aus der Ferne, wie eine achtjährige (Y/N) auf Steve's Tisch saß, lachend über einen seiner dummen Witze. Robin wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie es wäre, die (Y/N) zum Lachen brachte. Stattdessen musste sie zusehen, wie (Y/N)'s Aufmerksamkeit immer bei Steve war. Es war Folter für sie.

„Ihr alle wart gemein zu mir. Ihr habt mich in Gruppenaufgaben ausgeschlossen, habt mich ausgelacht, als ich im Morgenkreis Trompete gespielt habe. Aber sie war die Einzige, die mich angefeuert und geklatscht hat." Robins Stimme zitterte, als sie sprach. „Aber sie war immer an deiner Seite. Und das konnte ich nicht verstehen... Denn du hast alles mit deinem Bagel vollgekrümelt. Den ganzen Fußboden! Sie war so viel schlauer und netter als du. Du hast selten dämliche Fragen gestellt. Und du warst der totale Vollidiot!"

Steve hörte schweigend zu, während Robin ihre Erinnerungen und Gefühle preisgab. Er konnte das Gewicht ihrer Worte spüren, die Bitterkeit und den Schmerz, die in ihrer Stimme mitschwingen. Für ihn war es eine neue Perspektive, eine schmerzhafte Wahrheit, die er nie wahrgenommen hatte.

Alles in ihr bemühte sich ehrlich zu sein, denn sie wollte ihn nicht anlügen. Sie erzählte ihm die ganze Wahrheit. Und tatsächlich war er ebenfalls der erste, dem sie sich endlich anvertrauen konnte. Normalerweise würde sie lachen, wenn sie darüber nachdachte, dass sie eines ihrer größten Geheimnisse Steve 'the hair' Harrington anvertraute. Aber in diesem Moment, war sie dankbar, dass er es war.

„Es war als würde ich unsichtbar sein", fuhr Robin fort. „Selbst, als du mit Tommy H. rumgehangen hast und sie wie Dreck behandelt hast, hat sie nie aufgehört, dich zu mögen. Und- und ich... ich bin nach Hause gegangen... und hab in mein Kissen geschrien."

„Aber (Y/N) ist ein Mädchen."

„Steve."

„Ja?"

Oh...", fiel es aus seinem Mund, bevor er sich an die Wand hinter sich lehnte.

„Oh", nickte Robin schmollend und bewusst und tat das Gleiche wie er.

„Ach du Scheiße", murmelte er, als er schließlich realisierte, dass er nicht der Einzige war, der Gefühle für (Y/N) hatte. Und dass Robin auf Mädchen stand. Jetzt wollte er es ihr erst recht nicht beichten, um Robin's Gefühle nicht zu verletzen.

„Ja... ach du Scheiße", stimmte sie ihm zu, während sie sich schuldbewusst fühlte, ihm nach all den Jahren endlich ihre wahren Gefühle gestanden zu haben. „Steve. Bist du jetzt ins Koma gefallen?"

Ehrlich gesagt, wusste er nicht, was er tun sollte. „Nein, ich... ich muss nur nachdenken."

Robin schluckte, ihre Worte hingen schwer in der Luft, als sie sich endlich dazu durchrang, sie auszusprechen. „Sag es ihr", flüsterte sie.

„Was?", fragte Steve, während seine Stirn sich in Falten legte.

„Jeder Idiot außer dir kann sehen, dass sie dich gern hat... Ich weiß, du hast Angst", flüsterte sie den letzten Teil. „Aber nur weil du es damals bei ihr verbockt hast, heißt das nicht, dass du es wieder tun wirst." Die Worte hallten in der kleinen Kabine wider, während Steve über ihre Bedeutung nachdachte. Warum versuchte Robin ihn doch davon zu überzeugen? „Sie verdient es, glücklich zu sein", fügte sie mit einem sanften Lächeln hinzu, und in diesem Moment schien die Welt ein wenig heller zu werden. „Du machst sie glücklich, Steve."

Ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus, als er ihre Worte in sich aufnahm. „Danke, Rob." Nicht ein einziges Mal verließ ihn das Lächeln auf seinem Gesicht. Und genauso wenig verschwand das Lächeln von Robin. „Ich bin wohl echt ein blinder Idiot...", sagte Steve und fing an über sich selbst zu lachen.

Robin liebte es, diese Worte aus seinem Mund zu hören, und sie lachte mit ihm. „Ja, das bist du", stimmte sie zu, und ihre Lachen vermischten sich zu einem harmonischen Klang, der die Luft um sie herum erfüllte. Und so saßen die beiden Freunde auf dem Mädchenklo, umgeben von Lachen und Freude, ein kleiner Moment des Glücks inmitten des ganzen Chaos. Nicht mehr unter Drogen, aber dennoch ziemlich munter.

Die Tür wurde aufgerissen, und Dustin und Erica traten herein, gefolgt von (Y/N), die mit einem fragenden Blick zwischen den beiden hin und her sah. „Okay, was soll das hier?!", rief Dustin verärgert, doch die beiden konnten sich vor Lachen kaum beruhigen, und die Szene, die sich ihnen bot, war zu komisch, um nicht in Gelächter auszubrechen.

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