11. HALLOWEEN

31/10/1984 | HAWKINS, INDIANA — Die Halloween-Party war bereits in vollem Gange, als ich endlich dort ankam. Der Flur war mit Kürbissen und Spinnweben geschmückt, und das gedämpfte Licht der Kerzen verlieh allem eine geheimnisvolle Atmosphäre. Ich schlüpfte durch die Tür und spürte sofort die pulsierende Energie der Menschenmenge.

Als Sandy aus Grease zu gehen, fühlte ich mich wie eine Zeitreisende aus den 50er Jahren. Meine Lederjacke war perfekt zugeschnitten, mit den charakteristischen Schulterpolstern und dem Reißverschluss an der Vorderseite. Darunter trug ich ein figurbetontes schwarzes Oberteil und eine enge schwarze Hose, die den Look vervollständigte. Statt der klassischen roten Pumps entschied ich mich jedoch für rote Converse Chucks, denn sie würden mir garantiert viel weniger Qualen und Blasen ersparen.

Obwohl ich nicht lange über meine Kostümzusammenstellung nachgedacht hatte, war Grease dennoch einer meiner Lieblingsfilme. Die energiegeladenen Songs und die mitreißende Handlung hatten mich schon immer fasziniert, und ich war froh darüber, dass ich bereits alle Kleidungsstücke zu Hause hatte.

Die Musik dröhnte durch den Raum, während sich die Gäste in ihren fantastischen Verkleidungen vergnügten. Ich sah mich um, auf der Suche nach Nancy, Steve oder Jonathan. Hoffentlich finde ich sie schnell...

Ich entschied mich dazu, draußen zu warten, um dem Trubel im Inneren der Party zu entgehen. Der Himmel war dunkel und der Herbstwind trug das Lachen und die Musik von drinnen zu mir herüber. Während ich wartete, beobachtete ich, wie ein paar der Partygäste sich um das Bierfass versammelten. Ein Typ hing kopfüber daran und versuchte, den Rekord im Biertrinken zu brechen. Die anderen feuerten ihn frenetisch an, während er sein Bestes gab, um die Herausforderung zu meistern. „LEUTE, WIR HABEN JETZT EINEN NEUEN FASSKÖNIG! YEAAHHH!!", schrie Tommy H, als der Kerl nun fertig war und anscheinend Steve's Rekord gebrochen hatte. Der Kerl spuckte das restliche Bier aus und wurde von der jubelnden Menge gefeiert.

„SO MACHT MAN DAS, HAWKINS!", brüllte er, und das Gelächter und die Freude hallten durch die Nacht.

Während die Menge um das Bierfass herumjubelte, konnte ich nicht anders, als ein klitzekleines bisschen beeindruckt zu sein. „Billy! Billy! Billy!", riefen die anderen seinen Namen und ich schloss mich dem Jubel (wenn auch um einiges gedämpfter) an, während ich ihm ebenfalls applaudierte und nur dezent klatschte. Ich schien Billy aufgefallen zu sein, denn er warf mir ein lässiges Augenzwinkern zu. Ich verdrehte amüsiert die Augen und lächelte leicht. Er musste neu in Hawkins sein, denn ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen.

Ich beobachtete, wie der neue Bierfass-König triumphierend ins Haus ging, und beschloss, der jubelnden Menge zu folgen. Vielleicht hatte ich Glück und würde drinnen Nancy, Steve oder sogar Jonathan finden.

Und tatsächlich sollte ich Recht behalten. Als ich ins Haus trat, erblickte ich Steve und Nancy, doch gerade als ich mich zu ihnen durchkämpfen wollte, kamen Billy und Tommy ebenfalls auf sie zu. „Wir haben einen neuen Fasskönig, Harrington!", rief Tommy, als ich mich Steve näherte. „Tja, verkackt, Harrington. Komm damit klar!", lachte Tommy spöttisch, während Steve seine Sonnenbrille abnahm und sich ernsthaft mit Tommy zu unterhalten schien. Ich hoffte, dass dies nicht eskalierte. Nancy hingegen schien genug von der Situation zu haben und wandte sich stattdessen ein paar Getränken zu.

Kein Bock auf das ganze Steve/Tommy/Billy-Drama, beschloss ich, Nancy auf die Tanzfläche zu folgen, wo sie überraschend in ihrem Element war. Die Tanzfläche war beleuchtet mit bunten Lichtern, die sich über die Menge bewegten, und die Musik dröhnte laut durch den Raum. Die Leute um uns herum tanzten wild und fröhlich, und wir ließen uns von der Stimmung mitreißen.

„Ist das nicht total verrückt?", rief ich Nancy über den Lärm der Musik hinweg aus.

„Ja, total!", antwortete sie lachend und wir tanzten weiter, umgeben von der ausgelassenen Atmosphäre der Party. Wir unterhielten noch eine Weile und tanzten weiter, aber von Jonathan war immer noch keine Spur.

Nach einer Weile verschwand Nancy erneut, um sich einen weiteren Drink zu holen, und ich fragte mich, ob ich sie hätte zurückhalten sollen. Doch ich entschied mich dafür, beim Tanzen zu bleiben. Vielleicht lag es auch an dem Alkohol, den ich bereits getrunken hatte, doch ich konnte nicht anders, als mich von der Stimmung mitreißen zu lassen.

Als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte, drehte ich mich um und sah Billy vor mir stehen. Er fragte mich, ob ich Lust hätte zu tanzen, und obwohl ich zunächst zögerte, stimmte ich dem gut aussehenden Kerl schließlich zu. Anfangs war es wirklich lustig. Wir unterhielten uns, flirteten, lachten zusammen und ließen uns von der Musik mitreißen.

Doch dann spürte ich, wie seine Hände auf meiner Taille landeten, und mir wurde unwohl. Als seine Hand tiefer rutschte, bekam ich Panik und versuchte mich vorsichtig von ihm zu lösen.

„Hey... das geht mir etwas zu schnell", sagte ich mit fester Stimme und bat Billy, seine Hände von mir zu nehmen. Trotz meiner innerlichen Aufregung versuchte ich, Ruhe zu bewahren und ließ mir nichts gefallen.

„Ach komm schon, Süße", erwiderte er mit einem anzüglichen Lächeln und zog mich enger an sich. „Nur nicht so schüchtern."

Innerlich brodelte Wut auf, aber ich behielt meine Fassung. Bevor ich jedoch reagieren konnte, hörte ich plötzlich Steves vertraute Stimme. „Hey, Arschloch! Siehst du nicht, dass es ihr unangenehm ist?", rief Steve und kam mir zur Rettung. Ein erleichtertes Lächeln huschte über mein Gesicht. Gott sei Dank!

Billy ließ mich los und drehte sich stattdessen zu Steve um. „Gibt's ein Problem, Harrington?"

„Ja! Halt dich fern von ihr", warnte Steve mit einem festen Ton und trat einen Schritt näher auf Billy zu, sein Blick voller Entschlossenheit.

„Und wenn nicht? Was dann, Harrington? Was dann?", forderte Billy ihn heraus, und ich konnte den Ärger in seiner Stimme spüren. Arghh typisch Männer...

Ich seufzte frustriert und griff nach Steve's Hand. „Komm mit, Harrington", sagte ich, und zog ihn sanft von Billy weg. Ich wollte nicht, dass die Situation weiter eskalierte. Billy lachte nur spöttisch und schien enttäuscht darüber zu sein, dass er nicht die Gelegenheit hatte, sich mit "King Steve" zu messen und prügeln.

Ich zog Steve an einen ruhigeren Ort, weg von Billys Blicken, und sah zu ihm auf. „Danke nochmal", sagte ich, meine Stimme ernst, aber auch erleichtert.

„Kein Problem, Henderson", lächelte er, doch seine Augen waren immer noch wachsam und aufmerksam auf die Situation und Billy gerichtet.

„Tu mir bitte einen Gefallen und leg dich nicht mit Billy an", bat ich Steve und sah ihm direkt in die Augen. „Er ist es nicht wert." Mein Blick war ernst, und ich hoffte, er verstand, dass ich mir Sorgen machte. Es war klar, was als Nächstes passiert wäre, wenn ich nicht dazwischen gegangen wäre. „Versprich es mir", fügte ich hinzu, meine Stimme leise und sanft, aber entschlossen.

„Ich versprechs." Sagte er und erwiderte deinen Blick. „Aber, wenn er dich noch einmal so–" Bevor Steve seinen Satz beenden konnte und seine Stimme wieder wütender wurde unterbrach ich ihn und drückte ihm stattdessen einen kleinen Kuss auf die Wange.

„Ich versprechs", sagte er mit einem sanften Tonfall, der mir zeigte, dass er es ernst meinte. Seine Augen funkelten voller Entschlossenheit, als er meinen Blick erwiderte. „Aber wenn er dich noch einmal so–"

Bevor Steve seinen Satz beenden konnte und seine Stimme wieder wütender wurde, unterbrach ich ihn und drückte ihm sanft einen Kuss auf die Wange. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht, während er mich überrascht ansah. Sein Blick war eindeutig überrascht, als er mich ansah, und ich konnte ein leichtes Erröten auf seinen Wangen erkennen.

„Danke", flüsterte ich leise, meine Gefühle der Dankbarkeit für ihn unerwartet intensiv.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte ich mich um und suchte weiter nach Jonathan inmitten der Menschenmenge auf der Party. Doch während ich mich bewegte, konnte ich nicht umhin, über Steve nachzudenken und das plötzliche Flattern in meinem Magen zu spüren.

Ich hatte Jonathan, Nancy oder Steve noch immer nicht finden können und beschloss nach einer gefühlten Ewigkeit, die Suche aufzugeben. Als ich mich auf den Weg nach draußen machte, um nach Hause zu gehen, bemerkte ich plötzlich Steve. Er saß einsam auf der Motorhaube seines Autos, während drinnen die Party in vollem Gange war. Diese Szene wirkte auf mich äußerst ungewöhnlich, also beschloss ich, zu ihm hinüberzugehen und mich neben ihn zu setzen. Er schien mich nicht einmal wahrzunehmen, doch ich konnte den wütenden und verletzten Ausdruck in seinem Gesicht erkennen. „Hey, was ist los, Harrington?", fragte ich leise, woraufhin er zunächst nur den Kopf schüttelte. Schließlich drehte er sich zu mir um und sagte einfach nur: „Nancy."

„Was ist passiert?", fragte ich vorsichtig. „Hab ich was verpasst?"

„Sie hat gesagt, unsere Beziehung sei Schwachsinn, und dass sie mich nicht liebt und dass wir Barb getötet hätten", erzählte er mit einem resignierten Tonfall, der mir das Herz schwer werden ließ.

„Steve, du weißt, dass das mit Barb nicht deine Schuld war, okay? Das Monster war schuld, das Ding hat sie getötet, und Nancy... Wenn sie meint, dass sie nicht das richtige Mädchen für dich ist–" Ich versuchte, ihn zu beruhigen, wurde aber von ihm unterbrochen.

„Ich dachte, sie wäre die Richtige! Ich dachte, sie liebt mich." Nach diesen Worten sprang ich von der Motorhaube seines Wagens und stellte mich vor ihn, sodass er gezwungen war, mich anzuschauen.

„Weißt du, was das bedeutet, Harrington?", begann ich. „Du musst einfach weiter nach dem Mädchen suchen, das die richtige für dich ist, und es wird dir bestimmt nicht schwerfallen, besonders mit deinen Haaren", versuchte ich ihn aufzumuntern und machte mich über seine Frisur lustig.

Er lachte leicht und schüttelte den Kopf. Er sah mich leicht verlegen an, und fuhr mit der Hand durch sein Haar, um sie wieder in Ordnung zu bringen. „Danke Henderson, du bist echt eine tolle Freundin", sagte er warm und aufrichtig, bevor ich ihm zu zwinkerte.

Er sah über meine Schulter und ich drehte mich um, nur um zu sehen, wie Jonathan eine Sturzbetrunkene Nancy zu seinem Auto half.

Er sah über meine Schulter, und als ich mich umdrehte, sah ich, wie Jonathan eine sturzbetrunkene Nancy zu seinem Auto führte. Sofort verschwand das Lächeln auf Steve's Gesicht wieder. Autsch, dachte ich mir. Obwohl ich nicht leugnen konnte, dass ich schon immer insgeheim gehofft hatte, dass Jonathan und Nancy ein Paar werden könnten, tat mir Steve unglaublich leid.

„Wie ich schon sagte, Harrington", begann ich sanft. „Du musst das richtige Mädchen finden, und vielleicht ist Nancy einfach nicht die Richtige für dich..."

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