》• Neunzehntes Kapitel •《

                                { Livia }

Das goldene Licht wird von rosa-blauen Wolken abgelöst die nun wie Wattetupfer das Ende bereiten. Es ist heller als noch einige Minuten zuvor. Wer weiß ob das nicht der letzte Sonnenaufgang sein wird, das letzte mal das sich die Sonne von uns verabschiedet. Wer weiß was das Morgen für uns bereit hällt? Da fahren ich in den Sonnenaufgang. Ohne zu wissen ob es ein Morgen geben wird. Es ist wieder eine dieser ungewissen Dinge . Doch eigentlich ist vieles ungewiss, es fällt uns nur nicht auf, weil mit ziemlicher Sicherheit die Sonne morgen aufgehen wird.

Ich meine wie warscheinlich ist es das genau ich den Weltuntergang erlebe? Das sagen wir uns alle und dennoch passiert es eines Tages. Doch das macht nichts. Währe es mein letzter Tag auf dieser Erde , würde ich nichts bedauern. Ich habe meinen Platz auf dieser Welt gefunden, glaube ich zumindest.

Der dunkle Schaufensterladen der einige Wochen zuvor noch mit bunten Büchern gefüllt war zog an mir vorbei. Vorsichtig blickte ich in das Gesicht meines eigenen Spiegelbilds auf dem Glas der Läden die folgten. Meine Haare, flogen von Wind zerzaust unbeschwert nach hinten. Alles, von den zarten Sonnenstralen, bis hin zum Grasgeruch in der Luft sagte mir das es Frühling wurde.

Und sofort überkam mich eine Sehnsucht nach dem Sommer. Nach den Langen nächten nach dem Grillen Und nach dem Schwimmen im See.

Ich fühlt mich leicht. Vielleicht so leicht wie ich mich als Kind gefühlt hatte. Als hätte man mir alle Sorgen genommen, alle Ängste alle Schlechten Gefühle.

Es war das erste mal, das erste Mal dass, das Gold leicht über die Häuser strich. Das erste Mal an dem die Vögel zwitscherten. Und das erste Mal das ich mich seit langem wieder wie ich selbst fühlte.

Und dann sollte sich plötzlich auf einen Schlag alles ändern.

Grade überquerte ich eine Seitenstraße als ein Auto aus dem nichts schlagartig vor mir bremste. Ich Riss den Lenker intuitiv zur Seite und knallte dabei direkt in eine Straßenlaterne. Leider bemerkte ich das aber erst als es schon zu spät war.

Ein dumpfer Knall, dann ein stechender Schmerz in meinem Kopf.

In der einen auf die andere Sekunde war das Sommergefühl verschwunden. Da war nurnoch dieser metallische Geschmack in meinem Mund und das Blut auf dem Boden. Blut das von verschiedenen Stellen meines Körpers herunter tropfte.

Ich erhaschte einen kurzen Blick durch die Windschutzscheibe. Die Fahrerin , ich glaube zumindest es ist eine Fahrerin, schaut mich ebenfalls kurz an, bevor sie ihr Auto zur Seite lengt und hastig aussteigt. Sie läuft zu mir und fragt: ,,Oh Gott, geht es dir gut?"

Ich nicke nur.

Sie stellt mein Fahrrad auf.

,,Ist wirklich alles in Ordnung?"

Ich nicke erneut.

,,Okay, kann ich sonst noch irgendwas tun?"

Kopfschütteln von meiner Seite.

Einen beinah Unfall zu haben war ganz anders als gedacht. Man war nicht wirklich Angsterfüllt, auch nicht verwirrt oder so. Man fühlte sich einfach leer. So war es zumindest bei mir. Mein Kopf dachte nichts. Das einzige was zu spüren war, war das brennen an meinem Knie.

Ich stieg wieder auf mein Fahrrad und begann den Rest zur Schule zu fahren. Warum musste Kamilla ausgerechnet heute mir dem Auto zur Schule gebracht werden...

Ich bog auf den Fahrradparkplatz der Schule und betrat die Eingangshalle, in der mich Kamilla sofort abfing.

,,Ist alles in Ordnung? Du siehst ganz schön blass aus" meinte Kamilla.

,,Oh Gott und was ist mit deiner Hose passiert?" Fuhr sie fort.

,,Ich bin wohl heute auf Selbstmord Mission... " Sagte ich, bemüht meiner Stimme eine gewisse scherzhaftigkeit zu verleihen. Doch Kamilla brachte nicht mal ein Lächeln zum Vorschein, was ungewöhnlich für sie war.

,,Nein, jetzt mal ernsthaft, was ist passiert?"

Ich begann also ihr die Geschichte zu erzählen. Mehr oder weniger. Details wie das ein Auto der Grund gewesen war für meinen Sturz und meine Kopfverletzung ließ ich dabei aus. Kamilla war aus irgendeinem Grund sowieso schon aufgewühlter als sonst. Ich wollte einfach kein unnötiges Drama.

Doch Kamilla hatte da eine etwas andere Vorstellung. Sie bestand darauf mit mir zu den Schulsanitätern zu gehen. Und natürlich Taten wir das dann auch. Ich meine es ist Kamilla, was hätte man auch anderes erwarten können?

Wir stand jetzt also vor dieser Tür. Eine weiße Holztür, über dessen Türrahmen in einzelnd ausgeschnittenen Papierbuchstaben das Wort ,,Schulsanies" hing. Schulsanies war eben die Abkürzung für Sanitäter. Irgendwie hörte sich das eben cooler an.

Wenn ich so recht überlege machten Spitznamen so ziemlich alles cooler, vorallem die Sachen die hauptsächlich Streber und Freaks taten. Nur Coole Leute hatten Spitznamen, oder die ,,Besonderen".
Zum Beispiel Jason, er wurde von den meisten einfach Jay genannt oder eben auch der perverse Paul, dessen Herkunft nun wieder eine andere Geschichte ist.
Fakt ist einfach, egal ob Spitznamen nett oder beleidigend gemeint sind langweilige Leute haben keinen. Aber was ist jetzt besser? Von anderen herabgewürdigt zu werden oder einfach so stinke langweilig zu sein das sich keiner für dich interessiert?

Wie kahm ich da jetzt überhaupt drauf?- Ach ja Schulsanis.

,,Wie hast du das denn geschafft?" Fragte der blonde Junge vor mir, während er gerade dabei war ein Pflaster zurecht zu schneiden.

,,Ich bin gegen einen Pfeiler gefahren. Also mit dem Fahrrad." Antwortete ich möglichst knapp. Es war zwar nett das er fragte, aber erlich gesagt hatte ich nicht wirklich Lust die Situation noch einmal zu erklären. Denn das hatte ich schon einmal bei Kamilla getan und dann noch zweimal bei zwei Mädchen aus meiner Stufe die wir auf dem Gang getroffen hatten.

Ich wurde verarztet und Kamilla schien nicht wirklich traurig darüber zu sein, die ersten 20 Minuten von Herr Meyers Mathe Unterricht zu verpassen.  Sie fragte mich anschließend sogar ob ich nicht einfach Lust hätte die erste Stunde zu schwänzen.

,,Ach komm Liv, auf die eine Stunde kommt es jetzt auch nicht mehr an. Außerdem haben wir bomben Wetter. Willst du jetzt lieber ein bisschen in der Sommersonne braun werden oder ins dunkle Klassenzimmer?"

,,Ich weiß nicht, wir schreiben bald die Klausur" Antwortete ich.

,,Ich geb dir auch einen Kaffee aus" meinte sie.

Es dauerte nicht lange bis sie mich überredet hatte. Sie hatte Recht, eine verpasste Stunde hatte keine Auswirkungen.

Das praktische an unserer Schule war, das sie fast unmittelbar neben einem kleinen Parkplatz stand, an dessen Rand sich ein Trinkgut, ein Penny und eine Handwerksbäckerei befanden.

Wir gingen zu Penny und Kamilla gab mir den versprochenen Kaffee aus. Mein zusammengekratztes Geld aus meinem Rucksack reichte dann sogar noch für 2 Crossants.

An der Kasse dachte ich die ganze Zeit darüber nach was die Kassierein jetzt wohl denken mag. Einen Momentlang dachte ich sogar sie würde uns fragen ob wir nicht im Unterricht sein müssten, denn wir waren weit und breit die einzigen Schüler zu dieser Zeit. Lediglich eine ältere Dame packte gerade ein paar Jogurts und etwas Fleisch aufs Kassenband.

Schlussendlich war es der Kassiererin völlig egal wie ihr müder Gesichtsausdruck verrieht.

Wir gingen also im Sonnenschein, mit unseren Crossants und dem Kaffee in Richtung Skatepark, der ebenfalls nur einen Katzensprung von der anderen Seite unserer Schule entfernt war. Wir liefen vor Frau Arents weg die uns auf dem Schulgelände gesichtet hatte und lachten uns anschließend darüber schlapp. Schlussendlich saßen wir dann auf einem der Flacherern Hindernisse des Skateparks. Er war leer, so wie eigentlich immer. Früher war er einer der beliebtesten Treffpunkte für die ,,coolen" Leute. Jetzt war er ein richtiger Geheimtipp.

,,Kamilla, das mit dem Schwänzen war wirklich eine richtig gute Idee"

,,Natürlich war sie das" lachte sie.

,,Appropo, wie viel Zeit haben wir eigentlich noch bis die nächste Stunde beginnt?" Fragte ich.

Kamilla warf einen Blick auf ihr Handy, noch 10 Minuten.

,,Ich glaube wir sollten jetzt zurück gehen" sagte ich bestimmt.

,,Aber es ist doch gerade so schön" meinte Kamilla.

,,Komm jetzt, eine verpasste Stunde kriegen wir vertuscht, aber einen ganzen Tag eher nicht" erwiederte ich.

,,Na gut..." Antwortete sie und ich half ihr hoch beim aufstehen.

Wir trotteten demotiviert zurück zur Schule und bei einem Blick auf mein Handy viel mir auf, das Finley mir heute Morgen garkein ,,Guten Morgen" oder ,,Wie hast du geschlafen?" Geschickt hatte, so wie er es die letzten paar Wochen getan hatte.

,,Sag mal weißt du wo Finley ist?" Fragte ich Kamilla.

,,Wer?" Haagte Sie nach, ohne ihren Blick von ihrem Blatt zu nehmen.

,,Finley"  wiederhohlte ich.

Sie schaute mich nun verwirrt an, bevor sie fragte: ,,Wer ist Finley?" 

,,Ähm, der Typ der neben mir sitzt" erwiederte ich.

,,Ella sitzt neben dir" 

,,Nein, auf der anderen Seite" erklärte ich, ebenfalls etwas verwirrt.

,,Sehr lustig, Livia" , sie drehte sich wieder zurück zum Lehrer.

,,Kamila, also hast du ihn heute noch nicht gesehen?" 

,,Wen?"

,,Na Finley!" 

,,Livia, ich kenne diesen Finley nicht"

,,Natürlich, dunkle Haare, Dunkle Augen, etwa 1.95.. " Fuhr ich fort.

Ding dong. Die Schulklingel Unterbrach mich.

,,Livia, ich muss jetzt wirklich los, lass uns das später besprechen" und schon war sie verschwunden.

Ich schleppte mich mit dem Strom die Treppe zu meiner Klasse hoch und stellte mir dabei die Frage die ich mir eigentlich fast jeden Tag stellte. Warum um alles in der Welt musste meine Klasse im 3 Stock liegen?

Ich hatte jetzt Erdkunde mit Mäx, also Beschloss ich auch ihn nach Finley zu fragen.

,,Hey Mäx, war Finley heute beim Training?"

,,Welcher Finley?"

Was soll das? Wollen mich heute alle verarschen?

,,Finley Collen. Sagte ich genervt"

,,Livia, ich kenne diese Person nicht, aber das ist kein Grund genervt zu werden" 

,,Doch, natürlich kennst du ihn. Du hast uns kurz vor den Sommer Ferien erzählt das er etwas komisch sei. Ein Freak sozusagen"

,,Du meinst Tom, oder? Über ihn habe ich etwas erzählt, aber nichts über einen Finley"

,,Doch du.."

,,Frau Adair, möchten sie lieber den Unterricht vorführen, sie scheinen sich ja so gut zum Thema Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten auszukennen, dass sie es garnicht nötig haben meinen Worten zu folgen"

Ich hasste solche Lehrer, sie  konnten mich nicht einfach bitten leise zu sein oder psst machen, oder sowas in der Art, nein sie mussten einen immer vor der gesamten Klasse vorführen.

,,Entschuldigen Sie" Brachte ich mit Mühe über die Lippen.

,,Nein, nein, schon gut überzeugen sie uns Ruhig von ihren Überdurchschnittlichen Leistungen. Kommen sie ruhig nach vorne" meine Herr Schwendel mit belustigter Stimme.

Er liebte es sich schlauer und toller als der Rest von uns zu fühlen. Ich meine das musste man ja auch irgendwie wenn man Lehrer wird. Warum sonst sollte man sich den ganzen Tag mit unmotivierten, launischen Teenagern herumschlagen. Aber Schwendel übertrieb es wirklich.

,,Bitte, beantworten sie uns doch bitte die Frage: Ist der Klimawandel noch zu stoppen?"

Jetzt reicht es! Ich stand also auf und und ging mit selbstbestimmten Schritten nach vorne.

,,Können wir den Klimawandel noch stoppen?" Wiederhohlete ich seine Frage.

Die vermeintliche Antwort darauf begegnet uns jeden Tag aufs Neue. Ständig wird sogeriert: Du bist schuld, du musst mehr einsparen, warum kaufst du dir kein neues E-Auto? Doch geht man mal davon aus ein Mensch würde 70 Jahre lang kein bisschen die Umwelt belasten, würde das lediglich eine Sekunde des Weltweiten CO² ausstoßes ausmachen. Die Warheit ist, nicht wir als Gesellschaft sind das Problem, sondern das System. Doch natürlich ist es einfacher die Verantwortung auf die Menschen abzuwälzen und jeden einzelnden Verantwortlich zu machen, als das System grundlegende zu ändern" , ich blickte jetzt direkt zu Herr Schwendel. ,,Viele Menschen wollen keine neuen Ideen, keine schlauen Köpfe die, die Welt verändern wollen, da sie Angst haben sie nicht kontrollieren zu können"

Herr Schwendel sagte nichts mehr, so wie der Rest der Klasse. Die Stunde ging vorüber und keiner sprach mich mehr an, was meinen Gedanken ermöglichte immer mehr über Finley und die Situation mit Kamilla nach zu denken.

Ich fragte viele Leute nach der Person mit der ich die letzten Wochen oder sogar Monate wohl am meisten zusammen war. Doch immer erhielt ich die selbe Antwort. Keiner wirklich ausnahmslos keiner Schien zu wissen von dem ich sprach, selbst die Lehrer meinten keinen Finley zu kennen und auf der Klassenliste stand er auch nicht.

Es war komplett absurd aber es schien als wäre er aber vom einen auf den anderen Tag einfach verschwunden.

Als ich dann seine Buchstaben in mein Handy eintippte und nur ein ,,keine Ergebnisse gefunden"  laß, begann ich zu zweifeln.

An den Letzten Monaten und vorallem an mir.

Wir hatten doch geschrieben und so viel erlebt und jetzt war einfach alles weg.
Wie konnte es sein dass eine Person einfach verschwand?
Auch meine Eltern schienen , die Personen die eindeutig nicht an einem blöden Streich oder irgendetwas beteiligt sein konnten schienen seinen Namen noch nie gehört zu haben.

Ich wurde stutzig, das konnte doch nicht sein. Ich begann zu suchen im Internet zu recherchieren und  immer ausschau zu halten. Ich ging zu all den Orten die wir gemeinsam besuchten.

Ich schlief schlecht, immer wieder hatte ich diese Träume von ihm und von Kriegern, um genau zu sein von den Gestalten den ich in meiner Fantasy zuvor mit Finley begegnet war. Sie ließen mich nicht los. Ganz im Gegenteil, sie wurden immer häufiger und immer realer.

Wie fühlt es sich an jemanden unendlich zu lieben und ihn dann plötzlich zu verlieren? Ihr wisst es nicht?

Kein Problem, ich kann es euch bis ins kleinste Detail schildern.

Es war bedrückend, es war ekelig es war schwer dieses Gefühl. Der Geruch seines Zigarettenrauchs klebte noch an meinen Haaren. Sein Geschmack noch an meinen Lippen. Und dann war da dieser Gedanke der viel weiter ging als Trauer. Wobei ein Gedanke eigentlich völlig falsch war. Genau genommen waren es in einem Moment tausend und dann plötzlich kein einziger mehr.

Hey, vorrübergehend habe ich die nächsten Kapitel rausgenommen, da ich nochmal etwas ändere und ein paar Kapitel hinzu kommen. :)

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