》• Fünftes Kapitel •《

                       { ~Finleys Sicht~ }

Jeder einzelne Muskel brannte und dennoch konnte ich nicht aufhören, mein Kopf war ausgeschaltet mein Körper auf Automatik geschaltet. Trotz des eisigen Wassers glühe ich. Der Boden zog unter mir vorbei und ich hörte nur noch das Rauschen des weggedrängten Wasser und meinen schnellen Atem. Wende -Noch zwei Bahnen.
Es fühlte sich nicht menschlich an, eher als wäre ich eine ratternde Maschine.Ich konnte nicht stoppen. Dieses Gefühl - es war wie eine Droge, meine ganz persönliche Droge. Anschlag, das Gefühl war unglaublich.

,,Maschine! 2.18 auf 200 m." Rief Michel.

,,Nicht so laut." Sagte ich außer Atem.

,,Hier ist doch keiner." Antwortete er.

Stimmt, er hatte recht, um 6:30 war hier keiner unter der Woche.

,, Schwimm 100 m aus und komm dann raus, ich muss nicht mit dir reden." Wies mich Michel an.

Ich nickte und begann zu schwimmen, ich hatte schon eine Ahnung was er fragen wollte.

,,Finley, hör zu, ich kann dich echt verstehen, aber bist du sicher, dass du wirklich nicht ins Schwimmteam willst? Ich meine du schwimmst fast Deutsche Meisterschaftszeiten, es ist eine solche Verschwendung das du nicht an Wettkämpfen teilnimmst."

Er sagte zwar er konnte mich verstehen, doch das Tat er nicht. Er sagte das, weil er dachte, dass ich mich vielleicht dadurch besser fühle oder meine Meinung ändere. Doch wirklich verstehen Tat er es nicht, sonst hätte er das nicht gefragt. Ich war sowieso schon ein Freak. Verstand er denn nicht wie gerne ich das würde? Aber es ging nicht. Ich wollte nicht nach meinen Narben gefragt werden und ich wollte nicht gefragt werden, ob ich zu Hause geschlagen werde oder ob ich mich selbst verletze. Ich wollte nicht noch freakiger als jetzt schon sein.

,,Du kennst meine Antwort." Sagte ich während ich mein Brett und Poolboy in den Rucksack vom Beckenrand aufsammelte.

Er legte mir die Hand auf die Schulter und sagte:,,Denk wenigstens darüber nach." Dann rollte er mit dem Rollstuhl aus der Schwimmhalle.

Michel Franklin. Schwimmlegende, zumindest war er das früher, vor seinem Autounfall. Jetzt ist er Trainer fürs Schwimmteam und irgendwie auch für mich.

Ich war schon immer gerne geschwommen, aber eher für mich alleine, morgens wenn noch keiner da war. Vor ein paar Monaten hatte Michel mir heimlich zugeschaut, als er die Trainingszeiten fürs Schwimmteam mit dem Badleiter ausgemacht hat. Er hatte trotz meiner Absage fürs Schwimmteam nicht aufgegeben und angeboten mich alleine zu Trainieren. Er war der einzige der mein Geheimnis kannte, ich konnte ihm vertrauen, er wusste schließlich auch wie es ist, wenn man nicht das tun kann, was man am meisten möchte. Natürlich war das nicht das gleiche, er konnte nicht mehr im Schwimmteam sein und ich wollte es nur nicht, aber uns beide hielt etwas zurück.

Ich musste mich beeilen bevor die Schule anfängt. Warum mussten die Ferien jetzt schon vorbei sein? Nur noch zwei Jahre dann hatte ich es sowieso geschafft.

Ich nahm einen kräftigen Schluck Wasser auf dem Weg zu den Umkleideräumen. Mein Blick fiel auf den Spiegel, der über dem Waschbecken für die Toiletten angebracht war. Ich starrte auf den Jungen, der Jetzt vielmehr ein Mann war. Wann war er so groß geworden? Wann war die Zeit so schnell vergangen? Ich fühlte mich gefangen, gefangen in einem Körper der nicht mein eigener war. Ich hatte das Gefühl noch immer dieser Kleine, schlaksige Junge zu sein. Der es nicht schaffte andere, oder geschweige denn sich selbst zu beschützen. Doch ich bin nicht mehr er, er ist Tod, denn ich habe ihn getötet. Es war nichts mehr von ihm übrig, abgesehen von seinen Wunden die er auf meinem Oberkörper zurückgelassen hatte. Offene Wunden, die sich in Narben verwandelt hatten. ,,Kuck, Kuck,KuckKuck" Ich hörte die Kuckucksuhr aus dem Bademeisterraum klar und deutlich. Das was sonst immer ziemlich nervig und auch schwachsinnig gewesen war, war jetzt ziemlich hilfreich, denn es verriet mir das war schon Punkt 7 Uhr hatten. Ich rannte raus, meine Haare waren durch den großen Föhn bereits wieder trocken. Zum Glück gehörte das Schwimmbad zur Schule, so das ich es nie weit zur Schule hatte. Nur noch die Sachen in den Spind, dann würde das 11 Schuljahr beginnen.

                                       ...

7:43 zeigte meine Handyuhr als ich vor dem Klassenraum stand. Um 7:45 wollten Cam und ich uns in der Klasse treffen, um noch die besten Plätze zu kriegen. Im 8. Schuljahr musste ich direkt vor dem Lehrerpult sitzen in allen Fächern, da wir ja noch keine Kurse hatten. Zusammengefasst kann ich sagen, es war einfach nur schrecklich.

Noch konnte ich nach Hause gehen, noch hatte mich keiner gesehen. Aber was ist dann mit Cam? Dann wäre er alleine... Ich atmete schwer aus und betrat schließlich den Klassenraum.

Die Klasse war ziemlich leer, es waren erst ein paar da, einige die ich kannte. Dennoch versuchte Blickkontakt zu vermeiden. Zum Glück hatte ich das Gefühl kaum beachtet zu werden, so wie sonst auch. Das hintere Eck war noch frei, da wo Cam der mir gerade zu wunk auch saß.

,,Hey Bro, ich hab dir den Platz schonmal gesichert. Rief er hoch motiviert.

,,Keine Sorge neben mir ist immer frei." Antwortete ich mit einem nicht allzu ernsten Lächeln.

Wenn man nicht sonderlich beliebt ist, darf man sich selbst nicht allzu ernst nehmen.

,,Eine Seite ist immer neben dir besetzt." Erwiderte er.

Er war mein einziger richtiger Freund, abgesehen von einem ex-Schwimmer Mitte 40. Doch ich war dankbar dafür. Ich schätze, es war viel mehr wert einen richtigen Freund zu haben als viele falsche.

Ich gab ihm unseren Handschlag den wir uns mal in der 6. Klasse überlegt hatten.

,,Du wirst nicht glauben, wer den Geschichtskurs macht." Sagte Cam.

Bitte nicht Frau Mewes, bitte nicht Frau Mewes.

,,Frau Bruner." Fuhr er fort.

Frau Brunner, der Name kam mir bekannt vor, aber nicht im guten Sinne.

,,Die bei der ich die Uhr vorgestellt habe? Und die die sich auf das Furzkissen von mir gesetzt hat?"

Ich schluckte, nachdem ich meine Gedanken laut ausgesprochen gehört hatte. Cam nickte leise. Frau Brunner, eine Alte Hexe. Wir hatten sie eine Zeit lang in der 6. Klasse als Lehrerin und weil ich sie nicht ausstehen konnte habe ich ihr immer Streiche gespielt.

,,Also stehe ich in Geschichte jetzt schonmal 5." Sagte ich zu Cam. Das war wieder so typisch, ausgerechnet Frau Brunner, jetzt in der Oberstufe. Da wäre mir Frau Mewes sogar lieber gewesen.

Mittlerweile war es schon
7: 56, die Klasse war anscheinend schon voll, also musste sie auch bald kommen.

,,Die kommt bestimmt jetzt gleich bestimmt." Sagte Cam. Die Tür öffnete sich.

,,Wenn man vom Teufel spricht." flüsterte ich.

Doch es war nicht Frau Brunner, es war ein Großer blonder Junge, mit lässigen Stil. Ihm folgte ein etwas kleineres Mädchen. Sie war nicht klein, sah neben ihm aber fast so aus.

Sie versuchte Selbstbewusst zu wirken, doch sie war unsicher. Ich sah es an ihren Locken, sie saßen perfekt, nur vorne, da waren sie zerwühlt. Vermutlich vom ständigen ein und aus drehen. Viele Mädchen Taten das, wenn sie nervös waren. Areya hatte das auch immer gemacht.

Alleine der Blick, wie sie die Rollladen anschaute, hegte von einer Sanftheit die mich faszinierte.

Die Tür öffnete sich erneut und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Die Frau die mich an dieser Schule vermutlich von allen Lehrern am meisten hasste. Frau Brunner, nur in einer älteren und zerbrechlicheren Version.

,,Was steht ihr hier so dumm rum? Setzt euch." Fuhr sie den blonden Jungen und das Mädchen an.

Anscheinen hatte sie sich innerlich nicht geändert. Sie war noch dieselbe Hexe wie damals.

,,Wohin denn?"

Scheiße, hatte der neue Junge das gerade wirklich gesagt. Cam und ich schauten uns ungläubig an. Jetzt hasst sie zumindest nicht nur mich.

Sie hatte denselben Blick aufgesetzt, den sie vermutlich auch einer Kakalake in ihrer Wohnung zugeworfen hätte. Das Problem für den Jungen war nur dass sie das Insektenspray hatte.

,,Alia, hohlen sie den beiden Langsamdenkern zwei Stühle." Wies sie Alia überraschend ruhig an.

Als sie wiederkam bekamen die beiden ihre erste Rechnung.

,,Du setzt dich hierhin, Nein nein, direkt Vors Lehrerpult." Teilte sie dem Jungen mit.

,,Du gehst nach hinten neben Finley Obrien."- Scheiße sie wusste meinen Namen, also weiß siewer ich bin. Das Mädchen war dem Jungen einen vielsagenden Blick zu und setzte sich direkt auf den Freien Platz neben mich.

Sie hatte da dieses Muttermal, kurz über der Lippe, ihr Nase und Wangen waren gemustert von kleinen Sommersprossen, die bei ihrer blassen Haut sofort herausstachen. Sofort begann Frau Brunner mit der Stunde.

Bei ihrer langweiligen uns Erzählweise brachten auch der Intus von zwei Espressi nicht mehr viel.

,,Du da, wie ist dein Name? Meinte sie mich? Nein, meinen Namen kannte sie doch.

,,Livia." Antwortete jetzt das Mädchen neben mir mit leiser Stimme.

,,Wie bitte, du musst lauter sprechen." Fauchte sie.

,,Livia." Wiederholte sie lauter.

,,Du kannst mir die Frage doch sicher beantworten, oder?" Frau Brunner grinste wie ein Honigkuchenpferd da sie wusste, dass sie sie nicht kannte.

Wie ich diese Frau hasste. Ich kramte in meinem Gehirn. Das hatten wir letztes Jahr gemacht... Ich weiß Es wieder und das war die perfekte Gelegenheit Frau Brunner eins rein zu würgen und ihr den Spaß zu nehmen.

Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein einziges Fragezeichen ab. Wie von selbst gab ich ihr einen leichten Tritt unter dem Tisch. Ihre Augen zogen sich zusammen. Ich hatte dem Anschein nach ihre Aufmerksamkeit.

,,Ein Gesetz das zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums diente." Hauchte ich.

Fast wie als hätte sie nur auf meine Hilfe gewartet wiederholte sie meine Worte.

,,Glück gehabt." Murmelte Frau Brunner.

Die Anspannung löste sich. Ihr Gesicht schweifte langsam zu mir. Den abwertenden Blick den andere Leute mir zuwarfen, hatte sie längst abgelegt. Im Gegenteil er war eher neugierig und offen.

Erst jetzt konnte ich sie richtig sehen. Nicht nur ihre Haare, sondern auch ihre Augen, die Edelsteinen glichen, von Sommersprossen gesprenkelten Wangen und ihr kleines Muttermal knapp über dem linken Mundwinkel. Ihr Blick fixierte meine Augen, dann schweiften sie kurz zu meinen Lippen und dann wieder in meine Augen.

,,Finley nicht? Sie wartete keine Antwort ab und fuhr fort :coole Schuhe."

Meinte sie gerade mich, also meine Schuhe?

Ich schaute zu meinen Füßen. Also für mich hatten sie einen persönlichen Wert, aber ich würde nicht gerade sagen, dass sie schön waren. Sie hatte dieselben nur in neu. Noch strahlenden weiß und unbeschrieben. Auf ihre Schuhe hätte die Beschreibung eher gepasst.

,,Du auch." Antwortete ich da ich nicht wirklich wusste, was ich sonst sagen sollte.

,,Finde ich nicht." Wäre bei Jason okay gewesen oder bei Cam, aber nicht bei einem Mädchen wie ihr. Ich war gerade dabei noch einen Moment ihre Augen zu bewundern als ich aus den Gedanken gerissen wurde.

,,Ruhe!" Schrie Frau Brunner. Und damit wendete sich auch meine Gedanken wieder Geschichte zu.

♡ _______________________________________ ♡

Wie gefällt euch die Geschichte bis jetzt? Anregungen gerne in die Kommentare oder als Privatnachricht :)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top