》• Achtzehntes Kapitel •《
Ich hatte mich dazu entschlossen seit langer Zeit wieder in mein Tagebuch zu schreiben:
Liebes Tagebuch, heute ist der 08.03.1994, circa ein halbes Jahr ist mein Gedächnisverlust jetzt her. Ich habe in dieser Zeit viel erlebt und viel gezweifelt. Vieles kann ich mir nicht erklären und das macht mir Angst. Zumindest Abends wenn ich im Bett liege. Tagsüber geht es. Etwas ist anders als direkt nach meinem Unfall.
Ich bin nicht mehr alleine. Und das fühlt sich verdammt gut an. Es gibt jemanden bei dem ich mich sicher fühle. Jemanden der mich zum lachen bringt egal wie traurig ich bin. Und jemanden der für mich da ist.
Ich weiß Es nicht, ich weiß nicht warum er. Warum ausgerechnet er. Der komische, unbeliebte, heiße und überraschend tiefsinnige Typ aus der Schule. Ich schätze man kann sich Liebe nicht aussuchen, sie passiert einfach.
Meine Eltern meinen er wäre nur eine Romanze, aber ich weiß Es besser.
Ich muss jetzt los, wir treffen uns gleich am Sportplatz. Ich hatte meinen Eltern gesagt das ich mich mit Kamilla treffe. Da sie mir momentan nicht vertrauten, sollte mich der Schofeur hinfahren. Noch jeder ist bestechlich. Es muss nur die Richtige Summe sein. Bei ihm lag der Schmelzpunkt leider erst Bei 300 €. Mein ganzes Taschengeld für einen Monat an einem Abend verschleudert, aber das war es mir wert.
Ich muss zugeben das ich kurz ein schlechtes Gewissen hatte, dennoch wurde dieses relativ schnell von einer Rest Wut übertüncht.
,,Hey!" Flüsterte ich und gab ihm einen zertlichen Kuss. Seine Hände auf meinen Hüften und seine Lippen auf meinen.
,,Ich habe so viele Fragen, Finley."
,,Ich weiß, antwortete er, komm, wir setzen uns unter den Baum.
Der Baum von Finley redete war eine Alte Trauerweide mit durchlässigem Blick auf den Skatepark. Schützend lehnten seine langen Schleier gegen den letzten Winterwind und bildeten im inneren eine Art geschützten Raum. Auch wenn man ihr anah das sie alt war, hatte sie nichts an Kraft oder Schönheit über die Jahre eingebüßt.
Finley lehnt sich an den Baum, ich legte mich in seine Arme.
Einen Moment überlegte ich garnichts zu fragen. Diesen einen Moment einfach Friedlich zu lassen. Das geschehene zu vergessen, doch es ging nicht. Seit dieser Nacht, seit der ganzen Heimlichtuerei fühle ich mich beobachtet und wenn ich nicht in Finleys Nähe bin unsicher.
Ich habe das Gefühl schwach zu sein, es gibt mir das Gefühl unwissend zu sein. Man fühlt sich wie ein kleines Kind dem man die Warheit verschweig, weil man meint zu glauben das es diese nicht verträgt.
,,Finley, du weißt das ich nicht nur zum Kuscheln gekommen bin"
Er atmete kurz auf und gab dann ein ,,Schade" von sich.
,,Was wollten diese Chian?"
,,Chiaran, verbesserte er mich, Livia, du bist so viel mehr als du denkst" Sagte er.
,,Wie meinst du das?" Fragte ich während ich mich aufrichtete und ihn fragend anschaute.
,,Finley, was meinst du damit?" Wiederhohlte ich die Frage.
,,Du bist kein Mensch"
Ich begann zu lachen. Er verarschte mich nur.
,,Sehr lustig" entgegnete ich, doch als ich bemerkte das er nicht einmal schmunzelte verstummte ich.
,,Ich werde es dir zeigen"
Livia, du siehst Sachen, oder? Wenn du es willst kannst du die Tiefsten Geheimnisse von deinen Opfern sehen. Ich habe dich bei Jasons Freundin gesehen und bei mir hast du es auch getan. Am Abend der Party"
Bilder kamen hoch, ich begann mich zu erinnern. Er hatte Recht, aber waren das nicht vielmehr Erinnerungen aus meinem früheren Leben? War er wirklich die Person der ich glauben sollte?
,,Gib mir deine Hand"
Mein Herz pulsierte und mit jedem Schlag schien es meinen Körper zum vibrieren zu bringen.
Vorsichtig reichte ich ihm meine Hand.
,,Ich bin nicht hier um dir Wissen zu geben. Du bist hier um es dir zu hohlen"
,,Wie denn?" Fragte ich überfordert.
Stell mir eine Frage. Sprich sie nicht aus, sondern frag meinen Verstand. Zwing mich dir zu antworten. Hohl dir die Antworten.
Ich nickte nur unsicher. Einen Versuch war es wert. Und warum sollte es unmöglich sein, wenn es Monster ohne Augen gab?
,,Warum haben deine Augen geleuchtet?"
Es blieb Still.
,,Schließ deine Augen und dann mit mehr Druck" Hörte ich Finley sagen.
,,Warum haben deine Augen rot geleuchtet?"
,,Ich bin Calandiana. Ab einem bestimmten Puls fangen unsere Augen rot an zu leuchten."
Die Stimme die das sage war nicht Finelys, es war eine andere. Sie klang älter und weiser.
,,Was ist ein Calandiana?"
,,Eine bestimmte Lebensform die auf Calanda lebt." Antworte die Stimme.
,,Wo sind die Gestalten ohne Augen?" Fragte ich weiter.
,,Ich kenne nicht ihren genauen Aufenthalt, aber ich weiß das sie noch hier sind. Vielleicht näher als du denkst"
Ungläubig öffnete ich meine Augen und schaute direkt in Finleys Augen. In den ersten paar Sekunden waren sie glasig und staar, so wie die einer Pupe.
,,Wie... wie ist das möglich?" Fragte ich komplett verdatert.
,,Es ist so viel mehr Möglich als dass Livia und ich hoffe du wirst es eines Tages mit eigenen Augen sehen können"
,,Warum nicht jetzt schon?" Fragte ich.
,,Ich bin dran mit Fragen. Was hast du gedacht als du meine Narben gesehen hast?"
Ich überlegte kurz. Meine Antwort sollte nichts schleimig klingen, aber sie hatten mich beeindruckt und neugierig gemacht. Was steckte hinter ihnen? Und nach und nach wurde mir die Antwort darauf klar.
Mitlerweile standen wir beide. Es war leer geworden im Skatepark. Ich zog sein T-shirt ein Stück hoch und begann zu sprechen, während ich sanft seine Narben nachzeichnete.
,,Weißt du oft wenn wir unschöne Erinnerungen verdrängen. Wunden die nicht heilen verstecken aber das macht das Vergangene nicht ungeschehen, es gibt uns nur ein neues Geheimnis. Einen weiteren Grund zu lügen. Sie sind ein Teil von uns und sie machen uns zu dienen die wir heute sind. Ich finde sie bewundernswert und ich denke nicht das du sie verstecken musst."
,,Ich wusste nicht dass so tiefsinnig bist." Antwortete er.
,,Tja, manchmal sieht man nur was dich die Menschen sehen lassen wollen. Tuhen sie weh?" Fragte ich.
,,Nein nicht mehr, nur ihre Erinnerungen." Antwortete er.
{Finley}
Manchmal habe ich diese Momente in denen ich Angst habe dass alles klappt was ich mir wünsche. Das ich einfach mal Glück im Leben habe. Aber Glück ist nicht von dauer und umso mehr man hat umso mehr kann einem genommen werden.
Ich streichelte zart ihr Gesicht dessen fast weiße haut , poliertem Porzelan glich. Wie war das Möglich? Wann war sie erwachsen geworden? Wann waren wir erwachsen geworden? Es gab keinen zweifel, sie war es.
sie war Areya...
,,Du bist wunderschön, weißt du das?" Fragte ich versunken.
Ihre Lippen umspielten ein zertliches Lächeln.
Es waren doch immer diese wunderschönen Momente die so zerbrechlich waren.
,,Ich muss jetzt gehen." Flüsterte sie und gab mir einen zertlichen Kuss auf die Stirn.
,,Nein, bitte geh nicht. Noch nicht" flüsterte ich zurück.
Sie stand auf und sagte: ,,Wir sehen uns Finley."
Tun wir das? Fragte ich mich und nickte schwach.
Ich musste es ihr jetzt sagen...
,,Livia?"
Sie wendete sich mir wieder zu.
,,Ja?" Fragte sie.
Es gab so viel was ich sie noch fragen wollte und so viel was ich noch nicht gesagt hatte. Soviel das die Zeit leider viel zu knapp war.
,,Ich liebe dich."
Diese Worte hätte ich sagen sollen. Doch ich tat es nicht, ich konnte es nicht.
,,Pass auf dich auf." sie lächelte schwach und ging.
Die Worte die ich am meisten bereue sind die die ich nicht gesagt habe.
Es ist so viel mehr als die Worte ,,ich liebe dich." und so viel weniger.
Ich würde lügen, lügen wenn ich sage dich nicht geliebt zu haben.
Ich würde lügen wenn ich sage das ich wollte das du bleibst.
Aber ich würde auch lügen wenn ich sage das du mitkommen sollst. Ich will erlich sein.
Du gehst.
Ich bleibe.
Ich bleibe hier und ich bleibe Still.
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