𝟑𝟎 | 𝐞𝐧𝐜𝐨𝐮𝐫𝐚𝐠𝐞

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VERUNSICHERT SAH ICH ihn an, begann leise zu Lachen, um damit meine Nervosität zu überspielen. ,,W-Wie meinst du das denn jetzt?", fragte ich ihn, hoffte, dass er nur einen Scherz machen würden, doch noch immer blickte er mich angewidert an, hatte seine Augen eng zusammengekniffen.

Wusste er etwa..? Nein, wie sollte er davon wissen, immerhin war ich nicht einmal zwei Tage auf der Erde gewesen. Er musste einfach nur einen schlechten Tag gehabt haben, es war ja auch nicht unüblich, dass Loki sich mal wieder wie ein Arschloch benahm.

Ich war gerade jedoch nicht wirklich in der Stimmung um mich jetzt mit ihm zu streiten, besonders, da ich mich so darauf gefreut hatte endlich wieder bei ihm zu sein. Ich zwang mir ein Lächeln auf, nachdem er mir scheinbar nicht auf meine Frage antworten wollte und ging auf das Bett zu. Doch bevor ich dieses überhaupt erreichen konnte, stand er plötzlich auf, stellte sich mir in den Weg.

,,Warum bist du einfach abgehauen ohne etwas zu sagen? Ich habe mir Sorgen gemacht, dachte, dass du die Nacht die wir hatten bereuen würdest", schnauzte er mich an, blickte aufgebracht zu mir herunter.

Verdammt, musste er jetzt wirklich so ein Drama daraus machen? Ja, ich hätte nach der Nacht nicht einfach verschwinden sollen, aber das wäre auch nicht passiert, wenn der Bifrost nicht zufällig wieder repariert worden wäre. Ich hatte mir selbst schon genug Vorwürfe für diese ganze Situation gemacht, dann musste er das jetzt nicht auch noch tun.

,,I-Ich bin doch gar nicht abgehauen.. ich brauchte einfach nur ein wenig Zeit, um über alles nachzudenken", log ich, hoffte, dass er mir die Geschichte glauben würde. Doch Loki verdrehte die Augen, hatte ein sarkastischen Lächeln aufgesetzt.

,,Zeit zum Nachdenken? Die brauchtest du also unbedingt auf Midgard?", sprach er, ließ mich zusammenzucken. W-Woher wusste er davon? Nicht einmal Thor hatte davon gewusst.. niemand außer.. ,,Hat Heimdall dir davon erzählt?", fragte ich ihn seufzend, fühlte mich ertappt, doch er schüttelte mit dem Kopf.

,,Nein.. das hätte er sowieso nicht getan. Ich habe aber andere Quellen, die dich in dem Moment zum Bifrost laufen sahen, als er gerade repariert wurde. Es wirkt beinahe so, als konntest du es gar nicht abwarten wieder dorthin zurückzukehren", antwortete er mir ironisch.

Das war mal wieder so typisch. Loki zog voreilige Schlüsse, ohne überhaupt meine Seite der Geschichte zu kennen. Ich versuchte ruhig zu bleiben, damit die Situation nicht doch noch eskalieren würde. Ich hatte mich in den letzten Stunden schon mit genug mir wichtigen Personen verstritten.

,,Loki, bitte. Es war ein Fehler gewesen, deshalb bin ich auch wieder zurück", sprach ich knapp, war viel zu müde um mich ihm noch groß erklären zu müssen, doch leider schien der Halbgott das nicht zu akzeptieren. ,,Ist dir das selbst klargeworden, oder erst durch 'deine' Avengers?", fragte er mich schnippisch, konnte seine Wut selbst nicht mehr durch sein gespieltes Lächeln verstecken. Nun war ich diejenige, die ihre Augen verdrehte.

,,Loki.. ich entschuldige mich dafür, dass ich diesen Planeten etwa 35 Stunden verlassen habe, okay? Was willst du noch von mir hören?", sprach ich, bemerkte wie schwer es mir langsam fiel meine Emotionen noch zurückzuhalten. Ich wusste doch, dass es ein Fehler gewesen war, dass ich vorschnell gehandelt hatte, aber daran konnte ich doch jetzt nichts mehr ändern. Loki murmelte etwas unverständlich, fuhr sich durch sein schwarzes Haar, sah für einen Moment durch den Raum, bevor sich seine Augen wieder auf mich fokussierten.

,,Deine Freunde schienen nicht sehr begeistert gewesen zu sein dich zu sehen, nicht wahr? Allein schon, weil du sie für ihren Feind im Stich gelassen hast. Der einzige Grund warum du wieder hier bist ist doch nur der, weil sie dich nicht mehr in ihrem Team haben wollten", schrie er, ließ mich durch seine Worte zusammenzucken. Es war erschreckend, wie verletzend Loki sein konnte, aber auch wie passend er die Situation auf der Erde beschrieben hatte. Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer, trotzdem konnte ich mich jetzt einfach nicht mehr zurückhalten.

,,Hast du eigentlich einmal daran gedacht wie ich mich gefühlt habe? Denkst du es ist mir leicht gefallen Asgard und dich zu verlassen?! Denkst du es hat mir Spaß gemacht, mich auf dem Planeten, den ich die letzten fünf Jahre mein Zuhause genannt habe, plötzlich fremd zu fühlen? Was denkst du wie schwer es mir vor den Avengers gefallen ist, mich für die Person, die mir gerade so viel bedeutet, rechtfertigen zu müssen? Zu hören, dass meine Gefühle nicht richtig sein durften? Mir Vorwürfe zu machen, obwohl ich einfach nur endlich glücklich sein will? I-Ich habe niemanden mehr, ich kann dich doch jetzt nicht wegen diesem dummen Fehler auch noch verlieren", schrie ich zurück, konnte nicht verhindern, dass Tränen meine Wange herablief.

Verdammt, ich dachte wenigstens hier würde es endlich besser werden, wo war denn nur mein scheiß Happy End?! War ich wirklich die Göttin des Unglücks? War ich dazu bestimmt mir selbst und jedem der mir wichtig war das Leben zur Hölle zu machen?

Loki sah mich sprachlos an, hatte offensichtlich nicht mit solch einer Reaktion von mir gerechnet, während sich sein Gesichtsausdruck langsam von Wut zu Besorgnis veränderte. So als würde er in diesem Moment realisieren, dass er vielleicht doch überreagiert hatte. Leider nur etwas zu spät. Er suchte nach den richtigen Worten, wollte zurückhaltend über meinen Arm streicheln, doch ich entfernte mich einen Schritt von ihm, schüttelte mit dem Kopf.

,,Layla.. d-du bist nicht allein.. wir-", flüsterte er, doch ich ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen. Er hatte wirklich schon genug gesagt. ,,L-Lass es einfach gut sein, o-okay? Scheinbar bin ich weder auf der Erde, noch hier Willkommen", brachte ich nur noch brüchig zwischen meinem Schluchzen hervor, blickte ein letztes Mal in Lokis mit Reue gezeichnetem Gesicht, bevor ich aus seinem Zimmer stürmte, dabei seine verzweifelten Rufe ignorierte.

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Hilflos lief ich durch die wie ein Labyrinth wirkenden Gänge des Palastes. Da meine Augen getränkt von Tränen waren, war es wesentlich schwerer mich richtig zu orientieren. Wie durch einen Schleier passierte ich die Türen um mich. Irgendwo hier musste doch mein verdammtes Zimmer sein.

Nachdem ich noch einige Meter weitergelaufen war, hielt ich an meiner vermeintlichen Tür, öffnete diese und stürmte in den Raum. Doch sofort blieb ich wie versteinert stehen, als ich bemerkte, dass jemand in diesem war. Schnell wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, sah mich um. Das hier war eindeutig nicht mein Zimmer gewesen. Die Person, die mich etwas entgeistert beobachtete, war Frigga. Sie schien gerade in einem Buch gelesen zu haben, schlug dieses jedoch zu und legte es auf die Kommode neben ihr ab.

,,Layla Liebling, was ist passiert?", fragte sie mich besorgt, kam auf mich zu und umarmte mich daraufhin sanft, ohne auf eine Antwort zu warten. Sofort legte ich auch ich meine Arme um sie, konnte nicht sprechen, begann nur noch heftiger zu Schluchzen. Sanft strich sie über meinen Rücken, ließ mir kurz etwas Zeit um mich beruhigen zu können, bevor sie begann zu sprechen.

,,Es ist wegen Loki, nicht wahr?", fragte sie mich, als mein Weinen langsam verstummte. Ja, warum sollte ich denn sonst wohl heulen, wenn nicht schon wegen ihm?

Die blondhaarige Frau bot mir an, dass wir uns zusammen auf die Kante ihres Bettes setzen könnten, woraufhin ich ihr folgte. Nervös saß ich neben ihr, sah dabei auf meine zitternden Hände, die in meinem Schoß gefaltet waren. Ich fühlte mich durch die letzten Tage so erschöpft, dass ich gerade am Liebsten nur in meinem eigenen Bett gelegen und geschlafen hätte, aber ich wäre dazu wahrscheinlich sowieso nicht in der Lage gewesen, hätte kein Auge zubekommen können. Vielleicht half es ja ein wenig mit ihr darüber zu reden.. auch wenn mir das Alles unangenehmer war, als ich zugeben wollte.

,,E-Er ist wütend darüber, dass ich Asgard verlassen habe und zurück auf der Erde war, ohne es ihm zu sagen", sprach ich mit brüchiger Stimme. Ich wusste gar nicht, was ich mir von diesem Gespräch überhaupt erhoffte. Weder würde es mir helfen, wenn auch sie meine Aktion kritisieren würde, noch wenn sie es befürwortete.

,,Warum hast du ihm denn Nichts davon erzählt?", fragte sie mich ruhig. Kurz dachte ich über meine Antwort nach, schloss meine Augen, bevor ich weitersprechen konnte.

,,Ich wollte zuerst gar nicht auf Asgard bleiben, doch als der Bifrost nach dem Kampf zerstört wurde.. saß ich hier irgendwie fest. Aber die Tage danach haben mir soviel gegeben, zeigten mir wer ich wirklich war.. brachten mich näher zu Loki, ließen mich ihm verzeihen.. Es gefiel mir hier immer besser und ich dachte kaum noch daran, wieder zurück zur Erde zu reisen. Doch als ich erfuhr, dass der Bifrost repariert wurde, war ich wie ferngesteuert. Ich musste zurück, dachte, ich könnte jetzt, wo ich meine Vergangenheit und Herkunft erfahren hatte, wieder mein altes Leben weiterführen. Doch dieses gibt es nicht mehr.. das weiß ich jetzt", sprach ich, fühlte mich dabei so dumm.

So viele Fehler hätte ich vermeiden können, wenn ich einfach hier geblieben wäre? Weder würden Steve und die Avengers mich jetzt hassen, noch Loki. Frigga neben mir blieb still, verunsicherte mich dadurch nur noch mehr. Wahrscheinlich dachte sie gerade genau das Gleiche wie ich.

Doch als sie mir plötzlich sanft über den Rücken strich brachte sie mich dazu, dass ich zu ihr aufsah. Ein warmes Lächeln umspielte ihre Lippen. ,,Gib dir keine Schuld für etwas, für das du dich entschieden hast. Du hattest in diesem Moment das Verlangen gehabt dein altes Leben nicht hinter dir zu lassen und das ist verständlich. Es ist nicht leicht, in dieser kurzen Zeit eine solch schwierige Entscheidung zu treffen, die alles verändern würde", ermutigte mich Frigga, gab mir Zuspruch.

Ich war ihr für diese Worte wirklich dankbar, es war schön jemanden zu haben, der mir zuhörte. Auch wenn ich über die Zeit hier in Asgard noch nicht oft die Chance dazu hatte mit ihr zu sprechen, wirkte es doch beinahe so, als würde ich sie schon ewig kennen. In gewisser Weise erinnerte sie mich sogar ein wenig an Coulson. Diese warme und fürsorgliche Art hatte ich wirklich vermisst. Ich seufzte auf, auch wenn ihre Worte gut getan hatten.

,,Leider scheint Loki das überhaupt nicht so zu sehen", flüsterte ich, versuchte weitere Tränen nicht aufkommen zu lassen. Auch Frigga seufzte kurz auf, immerhin kannte sie ihren Sohn wohl besser als jeder andere.

,,Du musst ihm einfach ein wenig Zeit lassen. Ich weiß es ist schwer das zu akzeptieren, aber er wird sich wieder beruhigen. Er ist wütend und er will ganz offensichtlich, dass du das weißt..", begann sie zu sprechen. Ich sah wieder zu ihr auf, versuchte Frigga für ihr Verständnis ein leichtes Lächeln zu schenken, was mir jedoch noch immer ziemlich schwer fiel.

,,Weißt du, es war nie leicht mit ihm, er ist verletzlich, auch wenn er das ungern zeigt. In dem Schatten seines Bruders zu stehen ist schwer für ihn und nach dem er von seiner eigentlichen Herkunft erfahren hatte, kam er auf den falsches Pfad. Was dann geschehen ist, weißt du ja sicher..", erzählte sie von ihm, ließ mich etwas nachdenklich werden.

Die ganze Zeit über hatte ich nur an mich und meine schreckliche Vergangenheit gedacht, dabei hatte Loki selbst schon so viel erleben müssen. Während ich es immer in den Vordergrund stellte, war er für mich da, anstatt sich zu beklagen. Es musste so viel mehr in ihm vorgehen als er je davon nach außen hin zeigte. Ich entfloh aus meinen Gedanken, als Frigga wieder plötzlich das Wort ergriff.

,,Aber Loki hat sich verändert, seit dem er dich kennengelernt hat. Er scheint so glücklich und ausgeglichen. Natürlich wird er wohl nie seine grießgrämige Art verlieren, aber das soll er ja auch gar nicht", sprach sie, brachte nicht nur sich selbst, sondern auch mich durch ihre Worte zum Schmunzeln.

Sie hatte wohl Recht mit dem was sie sagte. Wenn jemand Loki einschätzen konnte, dann seine eigene Mutter. Wenn sie selbst nach all den Jahren noch immer so hinter ihm stand, dann musste das einen Grund haben. Er zeigte ihr die Seite von sich, die auch ich schon kennenlernen konnte.. die mich dazu brachte, Gefühle für ihn zu entwickeln.

,,D-Danke dir für diese Worte", sprach ich zu Frigga, woraufhin wir uns noch einmal umarmten. Ich war so unendlich froh darüber, mich im Raum geirrt zu haben. Ohne sie würde ich wahrscheinlich schluchzend in meinem Bett liegen und nicht mehr weiter wissen. Auch wenn ich noch immer keinen genauen Plan davon hatte, wie ich mich Loki am Besten gegenüber stellen sollte, war ich jetzt aber um einiges zuversichtlicher als noch zuvor. Er würde sich schon wieder beruhigen.. hoffentlich.

Wir beide schreckten plötzlich auseinander, als jemand ohne zu klopfen in das Zimmer stürmte. ,,Hallo Mutter bist du hie-", rief Thor, verstummte, als er uns beide erblickte. Er schien überrascht mich zu sehen, besonders, da ich durch das ganze Heulen wahrscheinlich schrecklich aussehen musste.

,,I-Ist Alles in Ordnung bei euch?", fragte er uns, schloss dann vorsichtig die Tür hinter sich. Auch wenn ich glücklich darüber war auch ihn wiederzusehen, wollte ich den Gott des Donners nicht auch noch mit meinen Problemen belästigen. Scheinbar hatte er es sowieso etwas eilig, deshalb entschied ich mich dazu mich von seiner Mutter zu verabschieden.

,,Danke nochmal Frigga..", flüsterte ich ihr zu, woraufhin sie mir ein warmes Lächeln schenkte, zum Abschied meine Hand fest drückte, bevor ich von dem Bett aufstand und das Zimmer verlassen wollte. Doch gerade als ich an Thor vorbeiging, versperrte er mir den Weg, grinste zu mir herunter.

,,Wo warst du eigentlich seit dem Ball? Hast du etwa die letzten Tage deinen Kater ausgeschlafen? Der Alkohol hier in Asgard ist schon etwas anders als auf Midgard, nicht wahr?", stichelte er breit grinsend. Stimmte ja, Thor hatte von dem Allen ja wirklich nichts mitbekommen. Weder von meiner Flucht, noch von Loki und mir.

Im Augenwinkel sah ich das Schmunzeln von Frigga, die sich jedoch bewusst dazu entschied nichts zu verraten, wofür ich ihr auch wirklich dankbar war. Da ich gerade anderes im Kopf hatte, beschloss ich ihm einfach später von allem zu erzählen.

,,Ohja, das waren echt harte Tage für mich..", antwortete ihm ihm kurz, lachte dabei nervös und schaffte es daraufhin schnell durch die Tür wieder hinaus in den Flur zu gelangen.

Kurz atmete ich durch, dachte darüber nach, was nun mein nächster Schritt sein würde. Da mich die Müdigkeit plötzlich doch einholte, entschied ich mich dafür doch ein wenig zu schlafen. Vielleicht würde morgen endlich ein besserer Tag werden, zumindest hoffte ich das.

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