𝟐𝟖 | 𝐫𝐞𝐣𝐞𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧
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ALS ICH MORGENS durch die ersten Sonnenstrahlen, die durch das Fenster direkt in mein Gesicht schienen geweckt wurde, war Steve schon hellwach, lief beinahe ziellos durch seine Wohnung.
Ich strich mir meine Haarsträhnen aus dem Gesicht und setzte mich noch etwas erschöpft von der Couch auf. Als er bemerkte, dass ich wach war, fokussierte sich sein Blick auf mich. Auch wenn er mir nicht sagte wie wütend er noch immer war, verriet ihn spätestens sein Gesichtsausdruck.
,,Mach dich bitte fertig, wir sollten endlich zu den restlichen Avengers gehen", sprach er fordernd. Sicherlich wollte er selbst jetzt noch über das war geschehen war reden, doch er hielt sich zurück. Steve hatte später noch genug Zeit mir vorzuwerfen, dass ich Gefühle für "unseren" Gegner entwickelt hatte.
Als ich ihm nur kleinlaut zunickte, ließ er mich im Wohnzimmer allein, schloss die Tür des Schlafzimmers hinter sich. Für einen Moment saß ich noch auf dem Sofa, strich durch mein verschlafenes Gesicht. Der Gedanke, doch das Falsche getan zu haben wurde immer deutlicher in mir. Jedoch nicht bezogen auf die Nacht mit Loki, sondern die Reise zurück zur Erde.
Endlich schaffte ich es aufzustehen, betrat das kleine Bad, putzte mir die Zähne und wusch mir mein Gesicht mit kaltem Wasser. Der Blick in den Spiegel ließ mich beinahe zurückschrecken. Tiefe Ringe zeichneten sich unter meinen Augen ab, meine Haut war blass, meine Haare strohig. Selbst nach meiner dreimonatigen Gefangennahme, damals als ich noch bei S.H.I.E.L.D. gearbeitet hatte, sah ich nicht annähernd so Scheiße aus.
Da wohl keine Zeit mehr blieb um ausgelassen zu duschen, versuchte ich wenigstens noch meine Haare zu kämmen, um nicht ganz so zerstreut auszusehen.
Schnell schnappte ich mir die Klamotten, die ich noch in der Wohnung hatte und zog mich um, bevor ich das Badezimmer wieder verließ. Steve stand schon bereit in der Tür, hielt mir diese auf, damit wir uns zusammen auf den Weg zu den anderen Avengers machen konnten.
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Die Fahrt war sehr schweigsam zwischen uns. Obwohl wir beide das Verlangen hatten uns, bevor wir den Stark Tower erreichen würden, noch einmal auszusprechen, entscheiden wir uns beide dagegen. Was hätte es denn schon geändert? Er hatte seine Meinung und ich hatte meine. Weder hätte ich eingesehen etwas Falsches getan zu haben, noch hätte er zugegeben überreagiert zu haben.
Selbst als wir das riesige Gebäude betraten, gemeinsam mit dem Fahrstuhl in das Apartment fuhren, sprachen wir kein Wort miteinander. Gott, die ganze Sache würde noch richtig unangenehm werden. Als sich die Tür vor uns öffnete, stand Tony schon vor uns, fixiert auf den Mann, hinter dem ich mich noch versteckte.
,,Rogers, was ist so wichtig, dass du uns alle versammeln musstest?", fragte er ihn, doch schien keine Antwort mehr zu erwarten, als er mich plötzlich erblickte. ,,Layla, du bist wieder zurück?", fragte er mich, woraufhin ich ihm lächelnd zunickte.
Wir folgten ihm in den Meetingraum, indem auch der Rest der Avengers versammelt war. Natasha, Bruce und Clint saßen gemeinsam an dem runden Tisch. Einzig und allein Thor fehlte, aber wo der steckte wusste ich ja. Die anderen begrüßten mich herzlich, warteten darauf, dass wir uns zu ihnen setzten. Es dauerte nicht lang, bis die Frau mir gegenüber das Wort ergriff.
,,Wie war dein Urlaub in Missouri?", fragte mich Natascha, als ich mich gerade gesetzt hatte. Ihre Frage ließ mich schwer schlucken, sie alle hatten wirklich bis jetzt noch gedacht, dass ich die ganze Zeit über meine Bekannten besucht hatte.
Hilfesuchend sah ich herüber zu Steve, der jedoch meinem Blick sofort ausweichte. Naja, was hatte ich schon erwartet? Tief atmete ich ein, versuchte mein rasendes Herz etwas zu beruhigen. ,,Genau deshalb bin hier..", begann ich zu sprechen, sah in die verwunderten Gesichter der anderen Avengers. Tief atmete ich durch, versuchte mein Herz etwas zu beruhigen. Komm schon Layla, du schaffst das.
,,Ich war nie in Missouri, habe dort auch keine Verwandten.. um ehrlich zu sein habe ich niemanden, zumindest nicht hier auf der Erde..", kurz unterbrach ich meine Ansprache, versuchte ruhig zu bleiben. Sie würden mir deshalb doch nicht den Kopf abreißen.. hoffentlich.
,,I-Ich weiß gar nicht so recht wo ich anfangen soll.. vor ein paar Wochen, als Loki New York angegriffen hat, sagte er mir während unseres Kampfes etwas, dass mich nicht mehr los ließ. E-Er sprach davon, dass ich eigentlich aus Asgard stamme und da mein Gedächtnis nur für die letzten fünf Jahre existiert und es schon immer mein größter Wunsch war etwas über meine Vergangenheit zu erfahren, musste ich der Sache nachgehen.
Mit Hilfe von Thor reiste ich nach Asgard und redete mit Loki. Die ersten Gespräche waren hart für mich, immerhin hatte er Coulson getötet und fast ganz New York zerstört aber.. aber dahinter steckte nicht er", versuchte ich zu erklären, sah neben mir, wie Steve schon seine Augen verdrehte, während die anderen Avengers mich ratlos ansahen. Tony war der Erste, der das Wort ergriff.
,,Okay, lassen wir einmal kurz den Fakt außer Acht, dass du in Asgard warst um etwas über dich herauszufinden.. was meinst du damit, dass er nicht hinter dem Angriff steckte?", fragte er, was auch Natasha, Bruce und Clint brennend zu interessieren schien.
,,Ein Titan Namens Thanos hatte ihn mit dem Gedankenstein kontrolliert, der Gleiche, der auch im Zepter verbaut war und Clint unter seine Kontrolle brachte", erzählte ich ihnen von dem, was Loki mir in der Zelle erzählt hatte. Natürlich konnte ich nicht beweisen, dass es wirklich so war, aber er hatte so aufrichtig und ehrlich gewirkt, dass es nur die Wahrheit sein konnte.
Nachdem Tony nichts weiter dazu sagte, nur verunsicherte Blicke mit den anderen austauschte, entscheid ich mich dazu weiterzuerzählen.
,,A-Also letztendlich schaffte er es, irgendwie in mein Gedächtnis, oder was auch immer davon übrig geblieben war, zu sehen. Es war nicht viel, aber es reichte, damit wir zu einem Dorf reisen konnten. Als wir mit einer älteren Dame sprachen, konnte sie bestätigen, dass ich von dem Planet stamme.. doch meine Familie.. sie war nicht mehr da, getötet von den Dorfbewohnern, die eigentlich mich umbringen wollten..", erzählte ich weiter, schaffte es wenigstens jetzt meine Tränen nicht Siegen zu lassen.
Nach dem kurz Stille herrschte, meldete sich Natasha zu Wort. ,,Layla, du musst dich nicht schuldig fühlen, weil du uns nichts davon erzählt hast und auch nicht, dass du Lokis Hilfe in Anspruch genommen hast. Ich kann verstehen, dass du alles getan hättest, nur um zu verstehen wer du bist", versuchte die Rothaarige mich aufzumuntern.
Schüchtern nickte ich ihr zu, konnte der Frau in diesem Moment trotzdem nicht in die Augen sehen. Mein Herz begann wieder schneller zu schlagen, als Steve plötzlich begann zu sprechen.
,,Bis dahin sehe ich auch kein Problem.. aber willst du ihnen nicht erzählen, was danach passiert ist?", sprach er. Sofort wusste ich worauf er hinaus wollte. Diese ganze Situation war so absurd. Ich saß vor den anderen Avengers und musste mich vor ihnen erklären, so als wären sie meine Eltern. Musste mich dafür rechtfertigen, für wen ich Gefühle hegte.
Doch Steve ließ mir keine andere Wahl. Bevor ich es ihnen nicht erzählen würde, könnte ich kein Teil von ihnen werden. Tief atmete ich noch ein letztes Mal ein.
,,Das was auf Asgard geschehen ist und das war mehr als ich euch je in wenigen Minuten erzählen könnte, schien uns näher zu bringen. Eine ganze Zeit lang habe ich es abgestritten, immerhin konnte ich nicht einfach vergessen was er getan hatte.. aber irgendwann konnte ich mich nicht mehr selbst belügen. Wir beide haben Gefühle füreinander entwickelt und es ist etwas passiert, worüber ich jetzt lieber nicht im Detail eingehen möchte..", sprach ich, gerade so laut, dass sie es verstehen konnten.
Die ganze Zeit über hatte ich auf meinen Schoß gesehen, als ich jedoch wieder hoch sah, blickte ich in ihre verstörten Gesichter. Es war nur zu erwarten, dass sie genauso reagieren würden wie Steve. Deshalb versuchte ich mich irgendwie weiter zu erklären.
,,A-Aber ich bin doch wieder hier, ist das nicht Beweis genug, für welche Seite ich mich entscheiden habe? Ich habe das hinter mir gelassen, es war ein Fehler und..", plötzlich fokussierte ich mich auf Natasha, die mir ins Wort fiel.
,,Aber die Gefühle sind trotzdem nicht verschwunden, habe ich Recht?", fragte sie ruhig, wirkte von allen Beteiligten noch am gefastesten. Ich konnte ihr nicht antworten, wollte es nicht aussprechen, weshalb ich nur nickte.
Plötzlich stand Tony auf, ging ein paar Schritte um den Tisch, bis er plötzlich zu Bruce sah. ,,Wir sollten checken ob Loki sie nicht auch unter seiner Kontrolle hat", sein Blick fokussierte sich auf mich, gab mir dadurch eine Gänsehaut. Auch ich stand nun auf, stützte meine Hände auf dem Tisch vor mir ab.
,,Ich werde nicht kontrolliert, wie denn auch? Das Zepter ist in der Gewalt von S.H.I.E.L.D. Ich habe dort alle meine Entscheidungen selbstbestimmt getroffen, das hatte nichts mit irgendeinem Stein zutun", sagte ich, spürte die Wut, die sich in mir aufbaute.
Lag ich mit allem so falsch? War ich die Einzige, die all das als kein großes Problem sah? Langsam versuchte ich mich wieder zu beruhigen, denn besonders mit Tony wollte ich es mir eigentlich nicht verscherzen.
,,Ich weiß ich habe einen Fehler in Asgard gemacht aber..", doch weiter kam ich gar nicht, da der selbsternannte Iron Man mich schon unterbrach. ,,Der erste Fehler den du gemacht hast, war nach Asgard zu reisen. Hätte ich davon gewusst, hätte ich dir davon sofort abgeraten", schnauzte mich Tony an, ließ mich scharf die Luft einziehen.
,,Es war die einzige Möglichkeit um herauszufinden, wer ich bin verdammt! Denkst du es ist mir leicht gefallen diese Entscheidung zu treffen?", entgegnete ich ihm, hoffte wenigstens jetzt von Steve Unterstützung zu bekommen, doch er saß schweigend am Tisch, genauso wie der Rest der Avengers.
,,Wir hätten schon irgendwie eine Lösung gefunden..", begann er zu reden doch nun war ich es, die ihn unterbrach. ,,Nein, es gab keine andere Lösung. Das war der einzige Weg und Loki war der Einzige, der mir helfen konnte", entgegnete ich ihm wütend, ließ meinen Blick über die anderen Avengers streifen. Auch wenn sie sich zurückhielten, kein Wort zu der Konfrontation sagten, konnte ich mir doch eigentlich denken, auf welcher Seite sie standen.
Was tat ich hier eigentlich? Ich war immer eine Einzelkämpferin gewesen und jetzt war ich hier und versuchte mich vor einer Gruppe Leuten zu rechtfertigen, die ich doch eigentlich kaum kannte. War es überhaupt mein Wunsch, ein Avenger zu werden? Oder jagte ich nur dem Gefühl nach, endlich irgendwo dazuzugehören? Eigentlich hatte ich genau das schon gespürt, nur nicht bei ihnen.
Selbst Tony war nun sprachlos, sah mich jedoch mit einem Blick an, der mehr aussagte als Tausend Worte. Er wollte mich nicht mehr in seinem Team, wenn er das denn überhaupt jemals wollte. Da sich sogar Natasha, die Frau, von der ich noch am Meisten erwartet hatte ganz zurückhielt, war die Geschichte für mich beendet. Ich nahm meine Hände vom Tisch und sah noch ein letztes Mal zu ihnen.
,,Ich sollte jetzt besser gehen..", murmelte ich, lief aus dem Meetingraum heraus, zurück zum Fahrstuhl. Wie wild drückte ich auf die Knöpfe, damit er sich endlich öffnete. Ich wollte gerade nichts mehr, als endlich von hier zu verschwinden.
Doch als der Fahrstuhl nur noch einige Etagen von mir entfernt war, stoppte mich plötzlich Steve. Von seiner Wut, die er für mich heute morgen noch empfand, war mittlerweile nichts mehr zu sehen. Scheinbar hatte er sich das Treffen anders vorgestellt. ,,Layla, bitte, wir können doch darüber reden, du musst deshalb doch nicht gehen, ich..", doch ich drückte meinen Finger auf seine Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen.
,,Du willst darüber reden, warum hast du es denn gerade nicht getan Steve? Ihr braucht mich doch überhaupt nicht in eurem Team, warum dann also das Ganze? Lass mich einfach in Ruhe, ich komme schon zurecht. Deine Couch ist ab jetzt offiziell wieder frei", sprach ich zu ihm mit einem aufgesetzten Lächeln.
Als sich die Tür endlich hinter mir öffnete, nahm ich meinen Finger wieder von seinen Lippen und betrat den Fahrstuhl, ohne mich zu verabschieden.
Steve sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. Was ich jedoch deutlich erkennen konnte, war seine Reue. Bevor ich jedoch die Chance hatte weiter darüber zu philosophieren, schloss sich die Tür zwischen uns endgültig.
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lea <3
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