𝟐𝟑 | 𝐣𝐞𝐚𝐥𝐨𝐮𝐬𝐲
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ICH HÄTTE ES zwar nie für möglich gehalten, aber ich hatte tatsächlich Muskelkater vom gestrigen Training bekommen. Ich war wohl wirklich ein wenig außer Form gekommen, aber über den Schmerz kam ich schon hinweg. Viel wichtiger war es, dass mich das Kämpfen tatsächlich abgelenkt hatte. Natürlich dachte ich noch immer darüber nach, was ich über meine Familie erfahren hatte, aber immerhin ließ es mich für einen Moment vergessen.
Mittlerweile war es Abend geworden. Die unzähligen Sterne und Planeten waren über den Himmel erstreckt, als ich gerade durch den Garten Asgards spazierte. Obwohl ich gestern ja eigentlich nur noch daran denken konnte, mich in meinem Zimmer einzuschließen und im Bett zu verkriechen, hielt ich es nach dem Training kaum noch darin aus. Ich konnte gerade wohl doch schlecht allein sein.
Da es jedoch schon ziemlich spät war und ich niemanden deshalb wecken wollte, entschied ich mich dafür, mir noch ein wenig die Beine zu vertreten, frische Luft zu schnappen, bevor ich schlafen gehen würde.
Doch da mich mein Muskelkater beinahe umbrachte, musste ich Wohl oder Übel eine kurze Pause einlegen, bevor ich zurückkehren würde. Als ich gerade über die Wiese lief, erblickte ich eine große Weide, unter die ich mich setzte. Das Gras unter mir war weich, ich lehnte mich gegen den Baum, schloss meine Augen, atmete Tief durch. Es war so friedlich hier, nur das Rascheln der Blätter war zu hören. Ich konzentrierte mich auf das Geräusch, spürte, wie ich mich immer weiter entspannte.
Doch als ich immer näher kommende Schritte hörte, öffnete ich meine Augen wieder, sah, wie plötzlich Loki vor mir stand. Eher schüchtern lächelte er zu mir herunter. ,,Darf ich mich setzten?", fragte er, während ich noch immer nicht ganz realisieren konnte, dass er mir gerade gegenüberstand. Ob er ebenfalls nicht schlafen konnte?
Auch wenn ich mich noch immer etwas unwohl in seiner Nähe fühlte, nickte ich, machte neben mir etwas Platz, damit auch er sich an die Rinde lehnen konnte. Stumm saßen wir für einige Minuten nebeneinander. Ich wusste nicht, ob er sich nicht traute etwas zu sagen, oder ob er diese Stille einfach nur genoss.
Doch als ich gerade zu ihm herüber sehen wollte, trafen sich unsere Blicke. Er schien mich beobachtet zu haben. Was war nur los mit ihm? Er verhielt sich noch irgendwie komischer, als sonst schon. Loki sah wieder von mir ab, nachdem wie für Sekunden diesen merkwürdigen Blickkontakt gehalten hatten, legte seinen Kopf in den Nacken, seufzte.
,,Wie kommst du mit all dem zurecht, jetzt wo du die Wahrheit kennst?", fragte er mich, sah ein wenig besorgt zu mir. So wirklich antworten konnte ich ihm darauf nicht. Wie kam ich denn damit klar? Jetzt wo ich wusste, dass all die Hoffnung, die ich mir die letzten fünf Jahre gemacht hatte, irgendwann meine Familie wiederzusehen, umsonst gewesen war. Dass niemand mehr von ihnen am Leben war.. dass ich nach all meinen Bemühungen, all dem was ich dafür aufs Spiel gesetzt hatte, immer noch allein war. Ich konnte nicht sagen, ob ich am Liebsten schreien, weinen oder einfach nicht mehr daran denken wollte. Doch so lang ich noch hier auf Asgard, meinem Heimatplaneten, feststeckte, konnte ich schlecht damit abschließen.
Nun blickte ich ebenfalls wieder in Lokis grüne Augen, versuchte ihm ehrlich zu sagen, wie ich damit umgehen würde. ,,Ich weiß es nicht. Ich habe keine Erinnerungen mehr an sie.. ich kenne das Leben mit ihnen nicht, nur das ohne sie..", plötzlich spürte ich, dass ich beinahe anfing zu weinen, wie sich meine Kehle zuschnürte.
Verdammt Layla, jetzt nicht. Du kannst ihm doch nicht sagen, dass du damit zurecht kommst und dann anfangen zu heulen. Kurz räusperte ich mich, versuchte mir nichts anmerken zu lassen, bevor ich weiter sprach. ,,Es ist beinahe so, als hätten wir zusammen nie existiert. Zumindest fühlt es sich so an..", meine Stimme wurde immer brüchiger. Verdammt, jetzt spürte ich doch, wie mir meine Tränen über die Wange liefen. Wie konnte ich es schaffen, vor jedem meine wirklichen Gefühle zu verstecken, nur nicht vor Loki Laufeyson? Genau vor der Person, bei der mir es momentan am wichtigsten war.
Mein Herz schien für einen Schlag auszusetzen, als ich plötzlich seine kühle Hand auf Meiner spürte. Sanft umfasste er meine dünnen Finger, doch als ich ihn verwirrt anstarrte, völlig im Unglaube darüber, was er gerade tat, zog er seine Hand wieder zurück.
Natürlich wusste ich, dass er mich eigentlich nur aufmuntern und mir Kraft spenden wollte, aber genau das wollte ich doch verhindern. Keiner sollte sich je um mich Sorgen machen müssen, ich war stark genug.. auch dafür. Kein Steve, kein Thor, keine Frigga und besonders kein Loki musste sich darum Gedanken machen, ob es mir gut ging. Es konnte ihnen verdammt nochmal egal sein. Seit dem ich denken konnte, war ich eine Einzelkämpferin.. konnte auf mich aufpassen, gegen die gefährlichsten Feinde siegen.
,,Jetzt wo du dein Ziel erreicht hast, wirst du Asgard wohl wieder verlassen, oder?", fragte mich Loki plötzlich, schien die merkwürdige Situation gerade zwischen uns unkommentiert zu lassen, was mir tatsächlich auch ganz recht war. ,,Das würde ich tatsächlich gern wieder, aber der Bifrost ist noch immer nicht repariert. Das heißt also, ich bleibe noch. Zudem ist morgen dieser Ball, auf dem ich wohl nicht fehlen darf", antwortete ich ihm, woraufhin Loki kurz auflachen musste.
Kurz warf ich ihm einen wütenden Blick zu, bevor auch ich etwas schmunzeln musste. ,,Ja, von dem Ball zu deinen Ehren habe ich tatsächlich schon gehört. Obwohl dieser mich ja eigentlich auch ehren sollte, immerhin wärst du ohne mich wohl zur Märtyrerin geworden", neckte er mich, woraufhin ich ihm leicht gegen die Schulter boxte, obwohl er damit ja eigentlich gar nicht so unrecht hatte.
,,Und, wer ist der Glückliche, der dich begleiten darf? Doch hoffentlich nicht mein Bruder?", fragte er sarkastisch, doch ich schüttelte nur mit dem Kopf. ,,Nein, obwohl er natürlich zur engeren Auswahl stand. Fandral hat mich gefragt und ich habe zugesagt", antwortete ich ihm lachend, drehte meinen Kopf wieder zu Loki, da ich die ganze Zeit über die endlosen Sterne am Nachthimmel beobachtet hatte, doch als ich in sein Gesicht sah, erkannte ich, das sein gerade noch belustigter Ausdruck kühl geworden war. Er schien über das, was ich gesagt hatte, ganz genau nachzudenken.
,,Fandral?! Wirklich?!", platzte es plötzlich aus ihm heraus. Ich erschreckte mich etwas, da sein Tonfall so verändert war. Verwirrt blickte ich zu ihm. ,,Ja.. Fandral. Wieso, wolltest du mit mir dort hingehen?", scherzte ich, doch seine Miene veränderte sich nicht. Es wirkte so, als wäre er wirklich wütend, als würde er es ernst meinen.
Ich wusste ja, dass die Beiden sich nicht sonderlich mochten, aber was hatte ich damit zutun? Es konnte ihm doch egal, wer mich begleiten würde. ,,Ist irgendwas?", fragte ich deshalb, da er Nichts auf meine Frage geantwortet hatte. Noch einmal sah er zu mir, beinahe verletzt, bevor vom Rasen aufstand. ,,Vergiss es.. ich wünsche euch viel Spaß", sagte er abfällig, bevor er ging und hinter den hohen Hecken des Gartens verschwand.
Sprachlos saß ich noch immer unter dem Baum. Was war das denn gerade? Warum benahm er sich plötzlich so merkwürdig? Ich musste mich doch nicht vor Loki rechtfertigen. Gott, ich wurde aus diesem Typen einfach nicht schlau.
Ich entschied mich jedoch, meine Gedanken nicht weiter an ihn zu verschwenden, denn ich hatte gerade größere Probleme, als mich mit seinen Stimmungsschwankungen zu beschäftigen. Mit noch immer schmerzenden Muskeln stand ich von der Wiese auf, streckte meinen Körper, bevor ich mich zurück in das Innere des Palastes begab.
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Wahllos zupfte ich an dem bordeauxroten Kleid umher, welches mir Frigga zur Auswahl gegeben hatte. Nachdem die Zofen mich etwas geschminkt und meine Haare zu einer lockeren Frisur gesteckt hatten, betrachtete ich mich in dem Spiegel. Bevor ich hierher nach Asgard gekommen war, hatte ich nie Kleider getragen. Wann denn auch? Es hatte sich dafür nie die Möglichkeit ergeben, weshalb ich auch immer dachte, sie würden mir nicht stehen. Doch dieser eher eng anliegende Samtstoff schmeichelte meinem Körper. Ich war wirklich froh darüber, dass mir Frigga dieses Kleid gegeben hatte und nicht eines dieser riesigen Monstern aus Tüll.
Langsam fuhr ich mit meinen Fingerspitzen an dem Stoff entlang. Doch mein Blick wanderte zu der Tür meines Zimmers, als sich diese langsam öffnete. Als Thor herein kam, beobachtete ich regelrecht, wie ihm seine Augen aus dem Gesicht fielen. Ich lachte leise auf, immerhin war es auch für mich ungewohnt, so auszusehen.
,,Layla.. ich.. wenn du es mir erlaubst, dann möchte ich sagen, dass du wirklich verdammt heiß aussiehst", schmeichelte mir Thor, während er noch immer aus dem Staunen nicht heraus kam. Ich musste dadurch nur noch mehr auflachen. ,,Danke dir, ich hatte selbst nicht erwartet, dass ich so aussehen kann", scherzte ich, bevor ich ihn in eine kurze, sanfte Umarmung zog.
Obwohl ich wegen dem Ball unglaublich nervös war, konnte ich nicht abstreiten, dass ich mich doch irgendwie auf ihn freute. Vielleicht lag es auch nur daran, dass die letzten Tage jeder mit dem ich darüber gesprochen hatte versuchte, es mir irgendwie schmackhaft zu machen. Und auch wenn es mir noch immer beinahe peinlich war eine Ehrung zu bekommen, obwohl ich nicht mehr getan hatte, als jeder andere Krieger, war es irgendwie auch schön endlich für das, was ich getan hatte, etwas Anerkennung zu bekommen. Als S.H.I.E.L.D. Agentin war es lediglich nur Coulson gewesen, der mir nach einer erfolgreichen Mission auf die Schulter geklopft hatte.
Als wir uns wieder lösten, sah mich Thor noch einmal an. ,,Fandral steht draußen vor der Tür und wartet darauf, dich zum Ball zu begleiten", sagte er, woraufhin ich ihm zunickte und er das Zimmer wieder verließ. Hastig nahm ich noch die goldene Kette von meinem Bett und legte sie mir um, bevor auch ich aus dem Zimmer lief und die Tür öffnete. Und tatsächlich, Fandral stand vor ihr, auch er hatte nicht mehr seine Trainingsrüstung an, sondern einen vornehmen dunkelroten Anzug mit goldenen Verzierungen.
Genauso wie Thor, starrte er mich zuerst sprachlos an, bevor er sich wieder etwas zusammenreißen konnte und sanft meine Hand in seine nahm, dieser einen sanften Kuss gab. ,,Du siehst wunderschön aus, Lady Layla", sprach er zu mir, ließ mich etwas erröten. Ich hakte mich bei ihm unter und zusammen gingen wir durch die Flure des Palasts, in Richtung des Thronsaals, in dem der Ball stattfinden sollte.
Auch wenn dieser Moment eigentlich unglaublich schön war und ich mir geschworen hatte, keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden, dachte ich noch immer darüber nach, warum Loki gestern Abend so merkwürdig reagiert hatte. Ich wollte mir deshalb wirklich keine Sorgen machen, aber irgendwas in mir sagte, dass es damit mehr auf sich hatte. Lag es wirklich nur an Fandral, oder doch an mir selbst?
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Hey, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen! Über Feedback würde ich mich wie immer sehr freuen! Ab dem nächsten Kapitel wird es dann auch endlich mal etwas ernster werden. ;)
lea <3
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